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Let's talk - Spec Ops: The Line Der Bastard spielt, Let's talk

Autor:  Jim
Salida,
da wir aktuell auf die Weihnachtszeit zusteuern und die Leute zu dieser Zeit gerne Geld investieren, dachte ich mir ich geb euch demnächst mal ein paar Gründe dazu. Sprich: es werden in der Zukunft wohl noch 1-2 Let's Talks kommen die mir schon seit langem unter den Nägeln brennen. Nachdem ich vor einiger Zeit aber Bastion aus dem Weg geräumt hatte brannte mir lange schon nix mehr so unter den Nägeln wie das Videospiel Spec Ops: The Line. Wenn ich nun erzähle das es sich dabei um keinen deckungsbasierenden Third Person Shooter mit Militärthematik handelt sehe ich schon die Mauscursor nach oben rechts wandern. Aber HALT, es ist nicht alles so einfach! Oder um es auf good ol' english zu sagen: bear with me here for a minute.

Ja, SOTL ist tatsächlich etwas, was sich auf dem Papier sehr generisch anhört. Zum Setting: ein Sandsturm hat Dubai komplett unter sich begraben. Colonel Konrad war mit seinen Truppen auf dem Weg heim aus dem Iraq als die Stürme die Stadt trafen. So heftig waren die Stürme das kein Funkspruch mehr durchging, auch Luftverkehr war unmöglich. Man erfuhr noch dass das 33. Batallion unter Konrad ca. 1000 Menschen aus dem Sturm führen sollte, doch nie kam die Karavane an. Man vermutete sie tot, erklärte Dubai zu Niemandsland und wunderte sich als sechs Monate später doch ein Funkspruch durch kam: "This is Colonel John Konrad, United States Army. Attempted evacuation of Dubai ended in complete failure. Death toll: too many." (ja, englische Zitate weil ich es auf Englisch gespielt habe) Ein kleines Delta Force Team, dessen Anführer Captain Walker von dem Spieler übernommen wird, soll die Lage sondieren und Meldung machen.

Ich will gar nicht ZU sehr auf den Plot eingehen, weil ich jeden größeren Spoiler vermeiden will. Natürlich kann man nun sagen das der Plot ziemlich Klischee klingt - und das tut er auch. Nicht nur das, dass Gameplay ist sogar durchaus eher tendierend zur Mittelmäßigkeit. Die Steuerung und das Deckungssystem funktionieren nicht so ganz sauber, das Auto-Aim ist nicht so ganz wie man es vielleicht erwartet und generell gilt: wenn man z.B. "Gears of War" spielt fühlt sich das alles ein wenig runder an. Nun, warum empfehle ich dann dieses Spiel?

Weil es ein psychisches MEISTERWERK ist. SOTL macht etwas mit dem Spieler was nur wenige andere Spiele machen: es adressiert ihn in gewissen Situationen direkt. Nicht die Figur die ihr steuert, nein, sondern euch als Spieler. Es geschieht immer wieder durch das Spiel und je weiter man kommt, desto bitterer wird das Ganze. Gegen Ende fühlt es sich sogar an wie eine geistige Ohrfeige die man verpasst bekommt, bloß weil man das getan hat, was man getan hat. Vergleichbar ist die Story wohl am ehesten mit Apocalypse: Now, was aber auch kein Wunder ist da beide Stories auf dem gleichen Buch beruhen. Während des Spiels erlebt man einen psychischen Verfall der Charaktere, eine Spirale die sich immer weiter und weiter nach unten dreht und dabei in der Wahl ihrer Elemente oftmals unglaublich subtil ist. Das ist auch der Grund wieso ich mit der Vorstellung des Titels so lange gewartet habe: ich wollte mir des Inhalts bewusst werden und habe mir erstmal ein paar Analysen dazu gegeben.
SOTL ist ein Spiel das keinen Spaß machen soll. Das klingt nun natürlich sehr komisch, immerhin spielen wir weil es uns Spaß macht (und es hat mir auch Spaß gemacht). Und dennoch, je weiter man kommt desto unspaßiger wird das Ganze. Nicht nur durch Wirkung auf den Spieler selbst, sondern auch für die Protagonisten. Der Trip durch Dubai verändert sie immer mehr und mehr, was sich durch kleine Details widerspiegelt die man aber konstant entgegengeworfen bekommt. Wenn ihr dieses Spiel spielt, achtet auf alles. Achtet darauf was die Charaktere während der Feuergefechte über die Kugeln hinweg rufen. Achtet auf die Exekutionen die ihr durchführen könnt. Achtet auf die Wahl die ihr habt. Achtet auf die Texte der Ladebildschirme!
Zugegeben: ich bin persönlich immer auf einer gewissen emotionalen Ebene distanziert von fiktiven Medien. Darum kann ich so Kram wie "A Serbian Film" auch ohne Probleme schauen. Darum hat mich auch Spec Ops: The Line nicht so "hart" getroffen, aber spontan würde ich sagen das das was dort geschieht immer mehr und mehr Hammerschläge direkt in die Magengrube des Spielers sind. Das Spiel handelt viele problematische und schwierige Themen ab und tut es auf eine Art und Weise, die einfach unüblich ist. Von dem Hurrah-Patriotismus eine Call of Duty ist man hier so weit entfernt, wie man überhaupt nur entfert wie es nur eben möglich ist (wahrscheinlich war es deswegen auch kein so riesiger Smash-Hit in den USA).

Man KANN SOTL einfach nur als den nächsten Militärshooter nehmen, ihn mit einem "Hurr Durr"-Mindset durchspielen und das Beste daran einfach ignorieren. Ist möglich. Was man dann bekommt ist ein wie bereits erklärt eher mäßiger Shooter der nicht so ganz rund läuft (und ob die Ecken und Kanten absicht waren, wie manche vermuten, um ein gewisses Statement eben gegen jene Call of Dutys zu machen). Wenn man aber mit offenen Augen dieses Spiel spielt bekommt man einfach ein wahres Kunstwerk. Den Beweis dafür das Spiele SO viel mehr sein können als simple Unterhaltung. Sehr nur wie viel ich nun darüber geschrieben habe. Wenn ich etwas einfach nur gut finde, dann kann ich das schnell auf den Punkt bringen. Hier war es nötig etwas mehr auszuholen um zum Punkt zu kommen und ich könnte noch SEITENWEISE mehr schreiben. Ich denke das mich der Titel noch ein gutes Weilchen beschäftigen wird, denn auch wenn ich vielleicht nicht direkt weinend zusammengebrochen bin, war es ein Titel der mit Dinge zum nachdenken gegeben hat. Und das kann nie etwas Schlechtes sein.

~The truth is that you're here because you wanted to feel like something you're not: a hero.~
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Datum: 30.10.2012 07:37
Ich hab mir das Spiel unter anderem durch deine Empfehlung gekauft. Ich muss sagen, definitiv interessant.
Evt. kann ich dir auch noch ein Spiel empfehlen: Sleeping Dogs.
Es ist ein Sandbox spiel wie GTA, jedoch mit mehr Tiefgang und interessanterer Story. Die Steuerung, sowie die Physik-Engine sind nicht gerade der Hammer, aber meiner Meinung nach lohnt es sich.
The world is dark. So, come to my side, 'cause I have cookies.
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Datum: 30.10.2012 07:50
Sleeping Dogs hab ich als Fan des Genres schon lang gespielt. Generell fand ich den Titel per se nicht schlecht, aber er krankte an viiielen Ecken. Plsupunkt war das Setting. Zum einen weils unverbraucht war und zum anderen weil ichs einfach mag. Über die Triaden gabs bisher viel zu wenig in derartigen Spielen, ich würde mir ja noch ein Yakuza-GTA wünschen.
Sleeping Dogs krankte aber vor allem an Inhalt. Zum einen gab es einfach viel zu wenig nebenbei zu tun. Ich habe sobald ich konnte sämtliche Fight Clubs und Raids abgearbeitet gehabt. Nach so 2 Stunden war ich dann mti dem gesamten Sidecontent durch, wenn man von Autorennen absieht die für mich irrelevant sind (und die Raids mit der Kamera am Ende waren beleidigend einfach). Und mir ist gerade über dem tippen eingefallen das ich ja schon an anderer Stelle meine Meinung gut dazu zusammengefasst hatte. Deshalb: Copy-Paste:
Wie dem auch sei, nach 17 Stunden bni ich durch mit Sleeping Dogs (PC). Habe ALLES erledigt, bis auf die Autorennen - alle Dates, alle Helfermissionen, alle Drogenrazzien. Zusammenfassend (quasi Update vom letzten Mal):
- nicht reproduzierbare CTDs, allerdings nicht in hoher Zahl (nahm gefühlt ab je weiter ich gespielt habe - am Anfang kann man sagen ich hatte ca. einen pro Stunde, in den letzten Stunden hatte ich hingegen gar keinen mehr)
- Bugs die einen das Leben kosten (auf einen Roller steigen kostete mich das Leben - um es kurz uz fassen - in anderer Instanz hat das Spiel mir meine Pistole weggenommen ohne das ich es wusste, und ich bin voll in ein Feuergefecht geraten und gestorben) oder zumindest zum neu laden des letzten Checkpoints zwingen. Sei es weil der KI Fahrer einen Sprung nicht richtig schafft und danach festhängt (in einer Situation aus der er sich locker befreien könnte wenn er nur ein wenig zur Seite steuern würde) oder weil z.B. ein Checkpoint den man erreichen soll einfach nicht erscheint.
- sehr fragwürdige Designentscheidungen (Auto-Aim nicht abschaltbar, Tasten nicht neu belegbar, definitiv zu wenige Grafikoptionen für den PC)
- DLC den nicht mal ich irgendwie verteidigen kann (HD Texturen)
- flüssiges Kampfsystem ala Arkham Asylum/City das zwar sehr auf Reaktion setzt, aber die Kämpfe doch ein wenig zu einfach gestaltet auf lange Sicht.
- schönes Setting, sehr unverbraucht, die Story entspricht einem schönen kleinen Action Gangster Film aus dem Milieu und wird auch schön "eng" gehalten. Es gibt ein vergleichsweise kleines Cast auf das der Fokus gehalten wird.
- teils wirklich tolle Grafikeffekte. Ich mag es wie Blut und Wasser am Charakter und der Kleidung haften bleiben. Wenn ich aber bei einem Stand das GEmüse als 2D Spritze "aufliegen" sehe kriege ich im Gegenzug das kalte Kotzen. Auch Läden sind oftmals nichts weiter als 2D Sprites, da geht heut zu Tage einfach mehr.
- die Story geht in Richtung "Departed" oder "Internal Affairs" und gibt ein befriedigendes Ende, auch wenn ich mir die finale Cutscene gerne etwas länger gewünscht hätte. Ein paar Sachen für die man hart gekämpft hat werden am Ende nicht geklärt und lassen sich nur mutmaßen. Aber dafür kriegt am Ende jeder was er verdient - so oder so.
- komplett lineares Spiel, Wiederspielwert = 0
- die Songauswahl schwankt zwischen echt gut (die Metal Radio Station bringt auch tatsächlich METAL und nicht nur Rock) und dem schlimmsten was der Osten zu bieten hat (schrägsten chinesischen Operettengesang und die seichtesten Popballaden die es jemals gab). Letzteres sorgt aber für einen gewissen, trashigen Charme.
- interessantes Level Up System (es gibt mehrere Arten von XP für mehrere Skill Trees die man auf verschiedene Arten sammelt - baut man während einer Mission z.B. Unfälle oder tötet Unschuldige gibt es Abzüge auf die "Cop"-XP) und bis man seine finale Mission startet hat man gut Möglichkeiten auch nahezu alles mühelos zu max-en.
- mit weiblichen Nebencharakteren rumhängen taugt endlich für mehr als "Romantik". Zwar ist das Aufdecken von Lokalitäten oder Schätzen auf der Map nur von geringem Wert/Nutzen, vor allem für jene die gerne selbst entdecken wollen ist dies sogar eher störend, aber immerhin IST es ein Nutzen.
- die Minispiele sind weitesgehend zum davonlaufen (den goldenen Kothaufen kriegt das Karaoke)
- ich hatte am Ende über 1,2 Mio über und wusste nicht wohin damit. Vielleicht wirds nützlich wenn man sich Autos kauft, aber ansonsten musste ich mir (außer meiner Wunschkleidung) nie auch IRGENDWAS kaufen. Das Geld scheint quasi-nutzlos.

Fazit: hat Spaß gemacht. Gerne wieder. Von den Entwicklern würde ich gerne auch mal was im Yakuza Setting sehen. Aber dieses Mal bitte mit etwas mehr.
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Datum: 30.10.2012 16:52
Hmm, mit den Bugs hat ich jetzt keine grossen Probleme. Da hat mir noch eher mein PC dazwischen gefunkt der nach einem Windows Update meinte, er muss mir irgendwelche Tasten drücken.
Und ja, das Design ist sehr seltsam. Ich finde das Wasser ja wunderschön gemacht, während es wieder Teile gibt die nach gelangweilten Designern wirken.
Und ja, das Geld war wirklich für die Autos gedacht.
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