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Es muss raus - und dann ist aus (der Traum) Trigger-Warnung: Mobbing

Autor:  TokyoMEWS

[Spezielle Warnung: Manchmal frisst meine Tastatur Buchstaben und ich kriegs nicht immer mit... Sorry dafür]

Ich weiss nicht wie ich anfangen soll dafür wie es angefangen hat.
Mit einem MIDI-Notations-Programm namens Cakewalk in der Version 6.0. Fand ich damals als ich 15 oder 14 war in der Bücherei. MIDI hatte mich schon vorher fasziniert. Kleine Dateien, die Musik mehr oder weniger entfremdet wieder geben. Wie ich auf MIDI kam bleibt mir ein Rätsel, ich hab mir sogar eine XG-50 MIDI-Karte von Yamaha gekauft gehabt, für stolze 130 DM, oder einem halben Jahr Taschengeld. Weiss aber nicht mehr, ob das vor oder nach Cakewalk war....
Ich hatte mir Cakewalk jede Menge Spaß, obwohl es nur die Demo-Version war und man nichts speichern konnte. Dafür konnte man MIDIs öffnen und die Instrumentierung ändern, das alleine hat mir am Anfang gereicht.

Nächster Schritt wurde dann Noten abschreiben und rum arangieren. Alles völlig ohne größere Kenntnis von Musiktheorie, rein experimentell.
Es war die 9. Klasse und ich bin heute Mobbing-Überlebende. Details spar ich mir und euch, und wie ihr euch denken könnt war meine Umwelt zu dem Thema (mitte/ende 90er) sehr taub.
Dann passierte es... zum Spielen mit MIDI kam das Schreiben und irgendwann platzte der erste selbst geschriebene Song aus mir raus. Ich kaufte mir ein anderes MIDI-Programm, dass auch Speichern konnte (Cakewalk war leider auserhalb des Budgets...) und immer wieder sprudelte es aus mir heraus.
Eigentlich könnte man sagen, toll, Wunderkind! Aber so einfach war das nicht. Ich hab schon zu dem Zeitpunkt Alt gesungen. (Nein, das hat nichts mit Alter zu tun sondern leitet sich von altus [hoch, tief; jenachdem von welcher Seite man schaut] ab und bezeichnet die dunklere, tiefere der Frauenstimmen)
Das Problem an Alt? Keiner will es hören, alle wollen den hohen, weiblichen Sopran. In Chorsätzen hat der Sopran in der Regel die Melodie und der Alt dudelt irgendwas zur Untermalung. Ich habe zwischen 1997 und 2000 keine Pop-Sternchen im Alt wahrgenommen. Schreckliches Erlebnis für mich. Gleichzeitig hab ich meine Schwester immer schief irgendwo mitsingen gehört und irgendwie beschlossen, jetzt einfach los singen is nicht, das mmüsste sich ganz gräßlich anhören.
Zusätzlich fand ich mich nicht besonders attraktiv (aber bei dem Mobbing, hallo, danke, wer tut das schon?) und ich wollte unbedingt ich bleiben, nicht eine Kopie von irgendjemanem werden und die Kontrolle über meine Musik behalten.
Das also ungefähr zu den Gründen warum ich nicht mit 16 ein Demo-Tape verschickt habe.
Ausserdem war ich zu vernünftig und wollte erst 'was richtiges' lernen. Das hab ich jetzt immerhin vor 10 Jahren beendet, und dann kommen wir zu einem meiner härtesten Gegner: Die Arbeit. Die muss schließlich auch getan werden und ohne kein Geld und ohne Geld keine Wohnung und ohne Wohnung kein Computer und ohne Computer kein MIDI.... aber mit Arbeit eigentlich keine Zeit... hurra!
Wobeis ja jetzt nicht nur an der Arbeit gehangen hat. Hausarbeit, Beziehungsarbeit, Japanisch lernen, leben, alles das verbraucht auch Zeit und ich bin nicht immer gut darin gewesen mir wirklich Zeit für etwas zu nehmen.

Damit begrub ich den Singer-Songwriter-Traum...
Wie vielleicht bekannt bin ich jetzt seit 3 Jahren 'temporär' arbeitsunfähig und hab eigentlich genug Zeit.
Manche Sachen sind sogar besser geworden. Ich denke, ich kann genug singen um notfalls mit ein paar Gesangsstunden in der Tasche 'richtig' singen zu können. Aber ich habe halt auch Zweifel. Ich hab mich in der Zwischenzeit immer noch nicht mit Musiktheorie beschäftigt oder gut genug Klavier spielen gelernt, dass ich Tori Amos zu einem Duell herausfordern könnte.... Musik funktioniert bei mir immer noch über try & error.

Aber es muss raus. In mir kam die Idee auf, ein Konzept-Album zu machen, was zeigen sollte wie ich zum Musik machen gekommen war. Ein 'Chapter Zero', eine Art Prolog. Meine Mobbing-Vergangenheit in Text und Ton gießen, in der Hoffnung, diesmal endlich gehört zu werden. Dass alle, die damals taub waren jetzt hören müssen.
Ich habe nie wirklich mit dem Schreiben aufgehört, es sprudelt immer mal wieder was aus mir raus und wenn ich sehe, dass ich ne A4-Seite mit nem Text füllen kann, der mir gefällt und einen Ansatz von Melodie dazu im Kopf habe, freu ich mich auch jedes mal, aber... ich bin irgendwie was das angeht inkonsequent. Grüße an mein ADHS an dieser Stelle. Abends wenn ich schlafen will geht mir soviel durch den Kopf, was ich dann aber nicht sortiert aus mir raus kriege. Frustrierend. Ich schaffe es nicht mich hin zu setzten und zu sagen 'jetzt schreib mal was, versuchs wenigtens'. Manchmal beisst einen die Inspiration ja auch zu ganz blöden Zeitpunkten und man kann nichts aufschreiben (Tollste Sache: In meinen Träumen singe ich sehr viel, aber irgendwas davon mit ins Wach nehmen? Schwierig...)

Ich bin jetzt 36 und für ein Debut zu alt. Ich habe 'Chapter Zero' die letzten 2 Jahre nicht mal halbfertig gekriegt. Ich begrabe diesen Traum.
Er wird wieder kommen, er ist schon jetzt ein Zombie. Es ist scheisse, es tut weh. Aber ich kriegs einfach nicht (mehr) hin... :(

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Datum: 27.01.2019 07:47
Ich bin von ganzem Herzen überzeugt, dass du nicht zu alt bist für auch nur irgendetwas, das du tun möchtest :)

Manche Träume wachsen auch, wenn man sie eingräbt und hin und wieder gießt.

SHIN・GI・TAI
Wenn ich nicht schlafe, schreib ich gern.
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Datum: 27.01.2019 09:42
Man ist nie zu alt für die Kunst, das ist ja das schöne daran. Man kann jederzeit anfangen und machen, was man will. 
 
Alan Rickman hatte seinen Durchbruch mit Anfang Vierzig, Viggo Mortensen war 36 und Christoph Waltz und Morgan Freemann 52, Bud Spencer hatte vorher alles mögliche gemacht, bis er mit 38 seine eigentliche Filmkarriere begann… das sind jetzt keine Musiker, aber "späte Stars", wenn man so will.
 
Klar, es spielt immer noch Glück eine Rolle und man muss üben, aber letztlich haben sie ihr Ding gemacht. Und das ist, denke ich, der Punkt. Man muss nicht warten, bis man perfekt ist, man macht es, haut seine Bilder, Stücke oder was auch immer heraus.
 
Gerade im Bereich Malen und Musizieren hat man ja auch die Möglichkeit, es online zu stellen, ohne dass man einen Agenten benötigt. 
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