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Das isst man so.

Autor:  Major

Im Radio hatten sie über James Bond geredet, als ich heim fuhr. Und da war eine Szene, die es heute so nicht mehr geben würde.

Bond und ein Russe essen im Zug, der Russe bestellt Rotwein zum Fisch. Danach kämpfen sie und Bond sagt "Ha! Ich hätts wissen müssen, als der Rotwein zum Fisch kam!" So von wegen westliche Esstugenden und so.

Und das gibt es heute nicht mehr weil...?

Ich kenne sowas auch nicht, was man wozu isst und wie und wann und was und sowieso. Ich kann einigermaßen mit Messer und Gabel essen, ohne dass mir all zu viel aus dem Mund fällt. Aber wann benutzt man eine Servierte richtig und wann hat man Kaffee zu trinken?

Meine Generation und jünger isst einfach irgendwie und pflegt das, wies ihnen gefällt. Ich weiß noch, wie es am Kaffeetisch bei Oma aussah: Jeder trand Kaffee mit Sahne und jeder aß Kuchen. Heute? Mindestens einer verweigert Kuchen wegen Diät, der nächste wegen Cholesterin, der nächste wegen Gelatine, dann einer, weil er "kein Süße/r" ist und der letzte wegen Gluten. Der Kaffee wird schon lange nicht mehr mit Sahne getrunken, sondern mit Milch und Zucker. Oder Süßstoff. Oder Karamellsirup. Einer tut Zimt rein. Und mindestens einer trinke gar keinen Kaffee. 

Dann kommt es immer wieder vor, dass einer von den kuchenessenden Minderheiten seinen Löffel zum Kuchen essen benutzt, der eigentlich zum Umrühren des Kaffees gedacht war. Die Gabel liegt unbenutzt daneben. 

Und den richtigen Wein zum Essen aussuchen? Ha! Sowas kenne ich gar nicht. Entweder man mag Wein und trinkt den Wein, den man mag... aber die meisten mögen ihn eh nicht. Dann stehen da die Flaschenbiere, die Fanta, eine Cola und eine Rhabarberschorle. 

 

Versteht mich nichrt falsch. Das einzige, was ich daran hasse, ist das Kuchenessen mit dem Löffel statt der Gabel. Alles andere sehe ich als Erfolg. Jeder so wie er mag. Keiner muss unterdrückt den Kaffee mit Sahne runterwürgen und die Torte nach dem Besuch möglichst schnell wieder herauf. Ich wurde einst auf dem Flohmarkt von einem Ostfriesen angeschrien, als er m,ir unbedingt einen silbernen Sahneteelöffel verkaufen wollte (in der ostfriesischen Teezeremonie legt man Sahne auf den Tee... ich bin Dithmarscher, ich wusste das gar nicht) und ich darauf sagte "Nein danke, ich trinke meinen Tee eh immer schwarz", dass das vollkommen falsch ist und nicht ginge und sich nicht gehört, was fälle mir ein? Das zeigt schön seine alte Schule und mein neuzeitliches "Generation Maybe - du kannst alles haben". Und du kannst deinen Tee eben auch schwarz haben aus einem 0.4 L Glas statt diesen kleinen Hungertässchen. Ich wollt eh nur seine Silbergabeln für mein englisches Geschirr. 

 

Aber wie ist das denn jetzt so gekommen? Ich meine, es hat sich viel getan in den letzten Jahren. Menschen werden toleriert, einige "sogar" akzeptiert (hey, das muss immer noch besser werden!), die hätte man vor wenigen Jahren in eine Freakshow gesteckt oder bis zum Selbstmord unterdrückt. Hat sich das auch darauf ausgewirkt, die Essgewohnheiten anderer zu tolerieren? Keine extremen Repressalien mehr auszuüben, wenn jemand den Kuchen ablehnt oder seinen Kaffee mit Süßstoff trinkt? 

Ich bin damit ja kein Einzelfall. In meiner Esserziehung hatte ich stets die Oberhand und so kam es, dass der Teller eben leer blieb, wenn es Hühersuppe gab, bis ich ihn mit Brot füllen durfte. Ich musste meinen Teller nicht leer essen und ich kam stets damit durch, wenn ich das Kartoffelpüree nicht essen wollte, obwohl man es zu Gericht X nunmal isst. Ich kam damit durch, wenn ich mal wieder das Ei ablehnte, welches man zum Frühstück nunmal isst. Zu enttäuscht war ich davon, dass meine Mutter es einfach nicht hin bekam, das Eigelb vollkommen flüssig und das Eiweiß vollkommen fest zu machen. Ja, inzwischen könnt ich das ja selbst mal versuchen, aber man merkt ja irgendwann, dass man damals Unmögliches erwartete - es sei denn, man trennt das Ei vorher. Eine Kaffeeerziehung in der Jugend hatte ich gar nicht. Das eine Elternteil bekam Magenkrämpfe von Kaffee und trank nur noch schwarzen Tee (dummerweise die einzige Sorte, die ich auch heute immer noch nicht mag), das andere Elternteil war zu faul, sich selbst Kaffee zu kochen. Durch die Magenkrämpfe wurde ich bei Verwanden auch nicht genötigt, den Kram mal zu probieren. Und Weinerziehung... ja, sowas gabs auch nicht, denn Weinkenner sind meine Eltern nicht und sie hatten es auch lieber, wenn ich gar nichts trank. Oder Mozartlikör, von dem kotzt man, bevor man betrunken wird. Verlässlich, der Zuckergehalt. 

Aber ich bin doch kein Vorzeigebeispiel. Bei euch muss sowas doch auch irgendwie statt gefunden haben. Oder hat Starbucks schuld? Mit seinen 264826 Möglichkeiten, einen Kaffee zu bestellen...? Tipp: Soja-koffeinfreier-Cappucchino schmeckt wie warmes Bier mit Honig, macht den Fehler nicht!

Wie seid ihr zum Generation-Maybe-Esser geworden?

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Datum: 26.10.2015 20:16
In unserer Familie findet man 2 extreme wenn es um das Essen geht. Meine beiden Brüder sind 18 und 14 Jahre älter als ich und meine Schwester 1 Jahr jünger.
Wo meine beiden Brüder durch meine Großeltern noch dazu genötigt wurden alles aufzuessen, "vorher stehst du nicht vom Tisch auf". Haben meine Schwester und ich alle um uns herum erzogen und das war wirklich nicht einfach, denn das was sie aß habe ich meistens nicht mal angeguckt. Also bekam jeder sein Wunschgericht.
Meine Mutter meinte, als wir mal auf das Thema zu sprechen kamen, dass sie bei meinen Brüdern noch viel konsequenter gewesen ist und das alles so musste. Bei uns wurden dann die Zügel auch schon viel lockerer gelassen.
Nun muss ich auch sagen das es für uns beide nicht mehr wirklich immer zu Oma und Opa ging und als ich 3 war ist mein Opa dann verstorben. Aber ich gehe nicht davon aus das unsere Mäkelei von unseren Großeltern abhängig war.
Ich schätze das hat sich selbst bei unseren Eltern nach und nach eingebürgtert, als es viel mehr Angebot gab und man die Wahl hatte, nehme ich jetzt das oder das.
Datum: 26.10.2015 21:45
Tjaaaa, ich ha da so meine eigenen Theorien, warum es bei Generation Oma so komplett verschieden am Tisch zu ging, als bei Generation Eltern (von uns selbst spreche ich mal erstmal nicht ^^')
Zu meiner Theorie: Generation Eltern ist ja so im Zeitraum der 60er geboren, geh ich jetzt einfach mal von mir aus. In dieser Zeit war ja die große Revolution gegen die Nachkriegsgeneration. Das heißt, man ließ sich nicht gern vorschreiben, wie man sich benehmen soll und was Tugend und Moral angeht. Man hatte also nicht viel dafür übrig Tischsitten und Geschmäcker zu übernehmen. Da ist dann sozusagen eine Wissenslücke entstanden, wenn man so will xD
Ok, genug dumm geschwätzt.
Ich komme aus der ehemaligen DDR, auch wenn ich davon nur 4 Jahre erlebt habe. Bei uns war es so, dass wir relativ gleiche Essenszeiten hatten und es möglichst immer so war, dass alle gemeinsam am Tisch saßen und aßen. Es gab einiges an "typischen" Gerichten. Das ist mir aber erst wirklich bewusst geworden, als ich meinen Mann kennenlernte und mit ihm seitdem in Essen (also im ehem. "Westen") zusammenlebe. Ich musste einiges lernen zum Thema: "Das isst man so"... Stichwort Fisch mit Apfelmus. Mir wird immer noch schlecht, wenn ich das sehe >_<
Zum anderen war es in meiner Familie immer so, dass wir zumindest probieren mussten. Wenn wir es dann nicht mochten, mussten wir es auch nicht aufessen. Genauso wenig mussten wir so lange am Tisch bleiben, bis der Teller leer war... Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. Allerdings durften wir erst aufstehen wenn alle am Tisch fertig waren mit Essen. In der Familie meines Mannes gab es das wiederum nicht. Bei Oma und Opa durften wir noch nicht mal mucksen am Tisch geschweige denn reden. Außerdem gab es zum Essen nie etwas zu Trinken. Das fand ich immer ganz schrecklich.
Was das ganze mit dem Wein angeht: In meiner Familie gab es nur in Ausnahmefällen mal Wein. Da habe ich also auch keinerlei Erfahrung gesammelt. Kaffee durften wir so mit 15 mal probieren. Das mit der Sahne kenn ich erst wieder von meinen Schwiegereltern. In meiner Familie hat das keiner gemacht. Ich selbst habe erst spät angefangen Kaffee zu trinken, und bis heute mag ich schwarzen Tee bzw Tee im allgemeinen lieber ;)
Ich muss sagen, ich bin froh zu wissen das man in feiner Gesellschafft am groß eingedeckten Tisch das Besteck von außen nach innen benutzen muss. Das wars dann aber auch schon. Ach ja, Serviette auf den Schoß und nach dem Essen neben den Teller legen. Und nicht mit dem Besteck auf dem Geschirr klappern beim Essen (da ist mein Vater immer drauf rumgeritten >.>)
... Ok, ich hffe, das hat dir ein wenig weitergeholfen. Oder auch nicht, zur Not einfach nicht lesen xD

Liebe Grüße, Meg
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Datum: 26.10.2015 22:12
Ich bin Auslandsostfriesin und trinke den Tee auch falsch. (Ohne Sahne, rühre um und trinke relativ langsam)
Essen war, als ich Kind war, sicher grauenhaft für meine Eltern. Ich hab nie Kartoffeln gegessen (mag ich auch immer noch nicht so gerne), immer bloß Nudeln (und die auch immer pur, zumindest ohne Soße, dafür aber salzig und mit nem Stück Rama drin (das liebe ich auch heute noch), Gemüse fand ich früher immer blöd, Fleisch war - bis auf Schwein - immer verpönt, und Alkohol trinke ich bis heute kaum.

Von all den genannten Dingen verstehen die Meisten am wenigsten meinen geringen Alkoholkonsum. |D
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This is Nudelholz. Copy Nudelholz in your Signature to make better Kuchens and other Teigprodukte
by Zwergvampir
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Datum: 27.10.2015 00:22
Hm, das mit der "Esserziehung" finde ich schwer zu beurteilen.

Ich musste als Kind meinen Teller nie leer essen. Meine Portionsgröße war schon immer minimalistisch und die Familie war denke ich schon froh, wenn ich mehr als erwartet gegessen habe. Das war übrig blieb hat dann meist jemand anders gegessen, damit keine Lebensmittel verschwendet wurden. Getrunken werden am Tisch durfte auch, wobei meine Oma sich heute noch aufregt, dass ich selbst zu Suppe noch Wasser trinke ;)

Was die die Tischmanieren etc angeht muss ich sagen, dass man uns (mir und meinem Cousin) als Kinder immer gesgat hat: sitz gerade, nicht kleckern, Mund abwischen, Hände waschen vor und nach dem Essen und nicht schlingen. Normale Sachen eben, denke ich.

Was ich vielleicht noch dazu sagen muss ist, dass die eine Hälfte meiner Familie alle in der Gastronomie gearbeitet haben. Ich habe da auch schon in jungen Jahren ab und zu mal geholfen wo ich eben nützlich war, und da lernt man doch so einiges nebenbei. Dann habe ich noch ein paar Jahre bedient/gekellnert, Vereinsessen organisiert usw. Wenn man es halbwegs professionell macht weiß man dann doch, welches Besteck wo warum liegt xD
The people who are crazy enough to think they can change the world, are the ones who do. ~ Apple Inc.
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Datum: 27.10.2015 00:41
Hm, also ich dachte immer ich wäre total durchschnitt was Essmanieren angeht, aber wenn ich mir hier die Kommentare durchlese o__o

Also als Kind hat meine Mutter mir ganz früh das trinken aus einem Glas und wie man mit Messer/Gabel umgeht beigebracht. Auch aufessen und mal andere Sachen probieren war immer mit drin. Ich arbeite in der Gastronomie und bekomm immer die Krise wenn die Kinder nur Pommes bekommen und die Eltern sich n dickes Steak reinknallen und das Kind nicht probieren darf oder halt nur Pommes bekommt >__< Aber zurück:
Ich hab eine kleinere Schwester und ihr hab ich das dann auch alles gezeigt und für zwei Jahre (da war ich 4-6 Jahre alt) war eine Freundin Tageskind bei uns, da meine Mutter wegen meiner Schwester noch in Elternzeit war und die Eltern der Freundin beide Berufstätig waren. Und auch meiner Freundin wurde alles zum Thema Essen beigebracht.

Auch was Essensrituale anging war es von Geburt an bis zu meinem Auszug vor 4 Jahren alles gleich: Morgens gabs kein Frühstück, wir sind alle Nachteulen und kommen mega schlecht ausn Bett. Zudem das mein Vater schon um 6 Uhr arbeiten war. Natürlich haben wir aber Brote für die Schule mitgenommen, die wir auch schon am Abendbrot fertig hatten, da wir halt morgens nichts gegessen haben ^^ Auch am Wochenende gabs nie Frühstück gemeinsam, nur ganz, ganz selten bsp. Osterfrühstück oder wenn einer an einem Sonntag Geburtstag hatte, aber sonst nie der große Frühstücker gewesen, auch heute noch steh ich sehr, sehr selten freiwillig vor 13 Uhr auf ^^ Mittag waren dann auch immer alle da, außer man hatte länger Schule oder hat schon abgemacht das man bei Freunden ist. Gekocht haben auch beide Elternteile: Meine Mutter ganz gemischt und mein Vater altdeutsche kost wie Eintopf, viel mit Kartoffeln und so, er ist auch Fleischer, daher gabs auch oft Fleisch in allen Variationen. Heut zutage mag ich aber diese ganzen typischen Deutschen Essen nicht mehr, vorallem Grünkohl und Eintöpfe X_x

Abends gabs dann ganz normal Abendbrot mit... Brot und verschiedenen Aufschnitten. Von Wurst bis Nutella alles dabei und manchmal kleinigkeiten wie z.B. selbstgemachte Tomatensuppe oder Salate. Abends haben wir dann auch die Schulbrote bereits geschmiert gehabt, aus Faulheits- und Zeitgründen ^^ So war das Essen dann in der Woche von Montag bis Freitag, am Wochenende ist das Essen aber oft anders gewesen. Dank Nachteulenfamilie gabs halt nie Frühstück und selbst wenn wir früher wach waren konnten wir uns mit Müsli und co retten. Am Wochenende wird dann Abends erst gegessen und dann auch so Wochenendfood wie selbstgemachte Burger mit Pommes und allgemein eher ungesundes Essen. Wobei Sonntag dann wieder das normale Abendbrot angesagt war, da wir Montag ja wieder in die Schule mussten.

Allgemein kann ich sagen das ich ganz gut mit Lebensmitteln bescheid weiß, hab nun auch ne Ausbildung in der Gastro abgeschlossen und arbeite auch noch immer in dem Beruf. Ich glaub aber das größte Glück lag darin das beide Eltern gekocht haben und uns auch mit eingebunden haben. Anfangs natürlich nur Tisch decken oder kleine Schnippel aufgaben, später so mit 16-17 hab ich dann auch manchmal gekocht und hab mich allgemein für Kochen interessiert, was sehr nützlich ist wenn man dann Auszieht :D

Ansonsten gabs bei uns Nachmittags Tee (komm gebürtig aus Ostfriesland) und meistens nur Kekse dabei, seltener Kuchen da man ja noch satt war vom Mittagessen. Da wir schon bei dem Thema sind:
Drei Tassen sind Ostfriesen recht. Ein Löffelchen Sahne und nicht umrühren und Kluntche/Kandis natürlich auch rein. Und wenn man keinen Tee mehr möchte, Löffel in die Tasse, sonst wird eiskalt nachgegossen :D (zum leidwesen meiner bisherigen Lebenspartner XD Immer wieder witzig)
Aber so streng ist das gar nicht. Ich trink meinen Tee auch meistens ohne alles und ich brauch dennoch immer einen Löffel dazu.

Ah und große Weinkennern sind meine Eltern absolut nicht. Haben auch nie Wein getrunken oder uns den Angeboten. Allgemein zum Thema Alkohol: Ich hab meiner Mutter versprochen erst mit 16 Jahren Alk zu trinken und habs auch tatsächlich durch gehalten. Viele meiner Freunde haben mit 14 schon Mischbier getrunken und sind auf Partys gegangen, doch für mich hat das alles kein Sinn gemacht und daher kam ich erst später auf Alk. Heut zutage gehe ich gerne mit Freunden los, aber eigendlich mag ich gemüdliche Runden in einem netten Laden zum sitzen lieber oder auch gern zu Hause samt Videospiele oder einfach nur Musik. Ich trinke aber auch nur das was mir schmeckt und lasse mich nicht unnötig voll laufen.

Ansonsten kenne ich mich persönlich ganz gut aus mit Essenregeln und wann man was isst und wie und sonstige Regeln, eben dank meiner Eltern, meinem persönlichen Intresse und auch zum Teil meiner Ausbildung. Wobei ich die Weinkunde geschwänzt habe und auch zur Abschlussprüfung mit "Mut zur Lücke" in die Prüfung gegangen bin. Aber in letzter Zeit und auch wegen meiner Arbeit möchte ich mich mehr mit Weinen befassen. Und ganz ehrlich, es hat schon Stil wenn man Game of Thrones liest und dabei Wein trinkt :D Nur zu empfehlen!

Holla, jetzt ist der Eintrag länger geworden als ich wollte :D
Wer sichs durchlest bekommt n Ostfriesentee soviel er will und n Keks :3 ... und anschließend n Glas Pino Grigio (mein bisheriger Lieblingsweißwein xD)
Bleib bei der Sache, aber chilln nicht vergessen
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Datum: 27.10.2015 08:44
Ich hab noch ne ganze Menge alter Essrituale drin, das kommt definitiv aus einer Erziehung, die Wert auf etablierte Standards legt.

Zunächst mal ganz prägender Faktor: Familienfeste gerade bei der Familie väterlicherseits waren immer eine Ausgeburt an "das macht man" und "das macht man nicht". Bis heute heißt es da lächeln und runterwürgen, weil die Alternative eine nervige Diskussion und beleidigte Verwandtsschaft wäre.

Mein Großvater war großer Verfechter seines Amtes als Familienpatriarch, er durfte alles, der Rest durfte nichts, meine Oma hat immer Haltung bewahrt und legt bis heute Wert auf das., was sie als 'gute Manieren' gelernt hat - imho bei beiden ne Reaktion darauf, dass sie in einer unterprivilegierten Schicht aufgewachsen und dann im rahmen der Wirtschaftswunder-Zeiten zu ordentlichem Einkommen gekommen sind. Man wollte sich in der 'besseren Gesellschaft', zu der man dank Firmeneignerschaft und dem daraus kommenden Geld dann doch mittlerweile gehörte, als ebenbürtig präsentieren.

Mein Vater ist da drin groß geworden. Das hat sich auch auf sein Verständnis von Erziehung und Manieren niedergeschlagen, und damit auch bei mir.
Meine Mutter ist in einer großen Familie aufgewachsen, da gabs auch keine Sonderwünsche, das war schlicht nicht machbar. Bei 6 Personen, die jeden Tag versorgt werden mussten, musste gegessen werden, was auf den Tisch kam. meine Oma und mein Opa auf der Seite haben auf starke Abneigungen schon Rücksicht genommen und reagiert, aber für jemanden extra kochen gabs nicht.

Meiner Mutter war gutes Essen immer wichtig, dementsprechend hat sie sich trotz Vollzeitarbeit meist die Zeit genommen, ein Abendessen für die Familie selbst zu kochen. Tischmanieren waren im Alltag optionaler, die wurden eher bzgl Familienfesten vermittelt, sind aber trotzdem wenn nötig da.
Meine Mutter hat sich auch immer bemüht, die Spleens von mir und meiner Schwester ordentlich unter einen Hut zu bekommen - sie hat viele Kochbücher und probiert auch gerne neue Rezepte aus, sodass dann eben für jeden was dabei ist.

Da es immer gutes Essen agb, das gängigen Regeln entsprach, hatte ich auch nie das Bedürfnis, mich dem zu entziehen. Dass zum Fisch Weißwein gehört und zum Steak an sich Rotwein ist für mich geschmacklich auch nachvollziehbar - ich mag trotzdem keinen Rotwein.

Da es insbesondere von meiner Mutter so vorgelebt wurde, ist für mich das selbstgekochte Essen am schön gedeckten Tisch das Idealbild der Esskultur. Dazu gibt es Getränke - Wasser, Wein, Säfte - nach Gusto, aus sauberen Gläsern, die Ellbogen gehören an sich vom Tisch, und beim mehrgängigen Gedeck nimmt man für jeden Gang das aktuell äußerste Besteck, bis man am Teller angekommen ist XD.

Im Alltag hat ein Idealbild natürlich selten Platz, aber das ist für mich auch kein Widerspruch. Schöne Esskultur zu besonderen Anlässen pflegen zu können ist für mich etwas schönes. Ich hab deswegen auch gerne viel Geschirr der gleichen Sorte, schöne Gläser und andere Tischdeko, weil es für die besonderen Anlässe eben schön ist, wenn man dann den Tisch decken und ein gutes Essen auftischen kann.

Ich bin damit auch glücklicher als mit Fischstäbchen mit Schokoladensoße.
Vorsicht, dieser Diskussionspartner könnte für Kinder ohne Ahnung nicht geeignet sein, da er pedantisch und mit linguistischer Feinheit Argumente zerfleddern kann.
("A man shouldn't die with no understanding of why he's been murdered" - Matthew Stover)
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Datum: 27.10.2015 12:47
 Azamir:
> Ich bin damit auch glücklicher als mit Fischstäbchen mit Schokoladensoße.
*Vanilliesoße
:D

Bei mir ist es ähnlich, nur dass ich andere Sachen ewig nicht wusste. Bei mir bezog sich meine Erziehung auf Restaurantbesuchen und anderen Orten, wo man einen "Ruf" zu verlieren hatte. Aber jeder Teil meiner Familie hat das bei sich anders umgesetzt, wobei sich das auch wieder im Laufe der Zeit geändert hat (was man stark an meiner Großcousine sieht).
Bastelfreischalterin: at your service!

Ich bin nicht gestört. Ich bin nur verhaltensoriginell!
Es ist nicht into L erant, das Wort nur mit einem L zu schreiben....
Versteht-dich-BärKatze
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Datum: 27.10.2015 14:23
Also bei uns war das Gott sei Dank nie so streng - auch beim meinen Großeltern nicht. Natürlich haben wir die grundlegendsten Manieren beigebracht bekommen, aber vor allem im Alltag ging's doch lockerer zu.

Unter der Woche gab's halt Mittagessen, wenn mein Bruder und ich von der Schule heim kamen, aber da war mein Vater normalerweise nicht daheim (er is selbstständig und könnte auch von daheim aus arbeiten). Abends gab's nur Brot. Am Wochenende gab's eher mal Essen mit allen zusammen am Tisch, aber meistens abends, weil es erst spät Frühstück gab.

Probieren musste man bei uns übrigens auch alles.

Bei meinen Großeltern gibt's eigentlich immer ne Suppe plus Hauptgericht zum Mittagessen. Meist mit mehreren Salaten und es kommt auch vor, dass ein Teil was ganz anderes isst als er Rest.

Grundsätzlich wird einem direkt was zum Essen angeboten, wenn man ankommt - egal wie spät es ist. XD

Bei großen Familienfeiern gibt's sowieso immer mehrere Gänge und mehrere Kuchen, also kann da jeder Essen, was er mag.
運は運ぶと書きよるね。行動しないと運はついてこないというわけです。
(藤本義一(作家))
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Datum: 27.10.2015 14:47
Meine Mutter hat sich nicht viel um meine Tischmanieren gekümmert...zum Glück hatte ich strenge Großeltern väterlicherseits, die darauf sehr vel Wert gelegt haben als ich ein Kind war.Hätten die mir nicht beigebracht wie man mit Messer und Gabel isst, könnte ich das heute wohl immer noch nicht...stark überspitzt gesprochen.
Allerdings waren sie wirklich sehr streng: Sprich gerade sitzen am Tisch, Ellenbogen gehören auf keinen Fall auf den Tisch. Besteck x ist für das und y für das...also wirklich das große Besteck nach rechts, links und oben was man wo wann wie benutzt. Wie man eine Serviette nutzt und wie man das Besteck wo und wie auf den Teller zu legen hat wenn man fertig ist oder ne Pause macht. Richtig alter schöner Knigge.
Mir wurde das nicht nur in Restaurants beigebracht, sondern eher bei den Großeltern zu Hause, damit ich eben in Restaurants bei Feiern etc glänzen konnte als perfektes Enkelkind. Meinen drei Cousins wurde das auch so beigebracht.
Auch die Getränkewahl ,wenn man überhaupt mal was zum Essen trinken durfte, wurde mir beigebracht.
Es wurde gegessen was auf den Tisch kam. Mein Vater hat zum Glück immer gesagt "Iss den Teller leer" gibt es bei mir nicht. Das war aber auch das Einzige was er sagte...

Bei den Großeltern mütterlicherseits widerum wurde ich verwöhnt und durfte mir das Essen aussuchen. Sie legten auch nicht so viel wert darauf das ich 100% korrekt esse.

Also zwei ziemlich unterschiedliche Erziehungsstile....
Einiges habe ich ohnehin bis heute vergessen und zum Glück sind meine Großeltern väterlicherseits auch nicht mehr so streng. Klar sagen sie immer noch, sitz gerade und Ellenbogen vom Tisch, aber es ist im Gegensatz zu früher richtig locker geworden.

Als Kind habe ich diese Strenge gehasst, heute denke ich, wenn sie nicht gewesen wären, wie gesagt weiß ich nicht wie es mit meinen Manieren aussähe, da meine Mutter und ihre Eltern sich da nicht wirklich viele Gedanken gemacht haben.

Aber sobald man erwachsen und alleine wohnt isst man ja eh wenn man alleine isst, wie man will ;)
Nach manchem Gespräch mit einem Menschen hat man das Verlangen, eine Katze zu streicheln, einem Affen zuzunicken oder vor einem Elefanten den Hut zu ziehen.
(Maxim Gorki)
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Datum: 27.10.2015 15:04
Hm, die einzigen Regeln, die mir so einfallen, waren striktes: "Was du dir auf den Teller tust, isst du auch auf!" (allerdings nicht superstreng, als Kind hab ich öfter mal was übrig gelassen, was ich ums verrecken nicht geschafft hab. Es ärgert mich aber heute noch immer, wenn jemand übermäßig viel übrig lässt und man das Zeug dann wegwerfen darf) und halbwegs gerade sitzen (sprich: nicht die Knie an den Tisch lehnen, Teller am Schoß etc. Und nicht irgendwo anders als am Küchentisch essen). Und natürlich das Besteck richtig halten und nicht total komisch überm Teller hängen, schlürfen oder die Haare/Ärmel ins Essen hängen.
Sonstige Regeln gabs eigentlich weniger - im Gegenteil, meine Mutter bestand immer darauf, dass wir unsere Teller sauberlecken xD Das verweiger ich heute, weil es mich nervt, da bin ich gern verschwenderisch. Aber sie hätte es noch immer gerne. Nichts verschwenden und so.
 
Früher haben wir gemeinsam gegessen, da meine Mutter extra wegen uns Kindern sich selbstständig gemacht hat und damit unter der Woche zu Hause war. Allerdings hat sies vor Arbeit und Unorganisiertheit nie vor 15 Uhr mit dem Mittagsessen geschafft ":D (und ihr Zeug ist gerne mal angebrannt. Ein Kuchen ohne schwarze Stellen ist kein Kuchen meiner Mutter xDDD)
Also Mittag- und Abendessen gab es immer sehr spät, meine Mutter hat versucht uns zum Frühstück zu animieren, mit allen möglichen Mitteln, hauptsache, wir haben da irgendwas im Magen. Zu ihrem Leidwesen brachte ich aber morgens um 5-6 Uhr nichts runter und die Pausenbrote, die sie mir gemacht hat, sind auch nur allzu oft in meiner Schultasche vergammelt, so dass sie das auch aufgegeben hat.
 
Nachdem ich zu meinem Vater gezogen bin und wir zunehmend unsere Differenzen beim Essen und generell hatten, hab ich angefangen eher für mich allein zu essen, also auch keinerlei Regeln mehr eigentlich.
„Optimismus ist, bei Gewitter auf dem höchsten Berg in einer Kupferrüstung zu stehen und "Scheiß Götter!" zu rufen.“
―Terry Pratchett
 
... oder es ist einfach Frustration gegenüber den Göttern ... ;D
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Datum: 27.10.2015 16:29
Nimm dir nicht zu viel auf einmal.
Iss auf.
Iss auch Salat.
Keine Ellenbogen auf den Tisch.
Beide Hände auf den Tisch.
Messer und Gabel benutzen.
Mund zu beim Kauen.
Beim Kauen wird nicht gesprochen.
Benutzung des Bestecks idR von außen nach innen.
Gabel ist für den Kuchen.
Löffel für den Kaffee/Tee/Kakao.
 
Weißwein traditionell zu Fisch, aber es gibt auch einen Trend der zu leichten Rotweinen neigt, sprich: Abhängig von der Location.
Rotwein eher zu Fleisch.
 
Immer erst probieren, bevor man meckert.
Übrigens erachte ich persönlich es heutzutage nicht als schlimm, wenn man etwas nicht mag, ABER, sollte man jetzt nicht gerade allergisch auf das entsprechende Etwas reagieren, kann man ja wenigstens probieren und dann sagen, dass einem dieses Essen nicht so liegt.
Ich mag z.B. überhaupt keine Zucchini, aber Überbacken mit Tomaten und Käse esse ich sie.
 
Generell haben meine Eltern uns schon früh in Restaurants und Hotels mitgenommen, somit haben wir glaube ich recht schnell gelernt, wie man sich entsprechend verhält.
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Datum: 27.10.2015 18:14
Hm, meine Eltern haben bei meiner Schwester und mir schon Wert auf Tischmanieren gelegt, aber einen totalen Zwang gab es nicht. Ehrlich gesagt bin ich sehr froh, dass ich schon "früh" mit Messer und Gabel umgehen konnte und ein Besuch in einem schicken Restaurant keine Herausforderung darstellt (ich gehe sooo gerne schön essen. :)).

Ebenso dankbar bin ich für die Routine, die ich als Kind hatte.
Meine Mama hat für uns Frühstück gemacht (mein Papa konnte leider nicht immer mitessen, dank Schichtdienst, aber wenn es ging - und am Wochenende - war er immer dabei), frisches Mittagessen auch wir haben zusammen zu Abend gegessen.
Das Sonntagsessen war dann sowieso nochmal etwas besonderes und gebetet wurde vor dem Essen auch. ;-)
Ich würde es bei meinen Kindern genauso machen, weil Routine einfach wichtig und gut für Kinder ist. Ich habe das als Kind total genossen und liebe immer noch die Erinnerung an diese Zeit.
Natürlich ließ sich das nicht immer aufrecht erhalten, aber ich bin meiner Mama total dankbar, dass sie auch später, als sie wieder arbeiten ging, eigentlich immer gekocht hat und wir meistens gemeinsam essen konnten.

Was das Essen an sich angeht, war ich als Kind eine Zeitlang extrem mäkelig und habe nur sehr, sehr wenig gegessen. Das war natürlich schwierig und meine Mama hat trotzdem immer frisch gekocht und viel angeboten, aber sie hat mich nie zu etwas gezwungen und ich musste nie aufessen (auch wenn meine Mama sich manchmal, verständlicherweise ( ;-) ) geärgert hat...)..
Dazu würde ich meine Kinder auch nie zwingen. Wozu?
Zum einen hat jeder Mensch - und Kinder sind nunmal auch Menschen - ein Recht darauf manche Sachen nicht zu mögen oder schlicht nicht essen zu wollen. Und wenn mein Kind wirklich einen Ekel vor Fleisch hat oder irgendwas Bestimmtes einfach nicht mag, dann muss es das auch nicht essen.
Und zum anderen finde ich die Konsequenten, die ein "iss, iss, egal was, Hauptsache Masse, du musst ja groß und stark werden!" eher unschön. Es gibt viel zu viele übergewichtige / fettleibige Kinder, denen von kleinauf viel zu riesige Portionen eingetrichtert wurden.
Das ist einfach nicht notwendig. Ich würde es wie meine Mama machen und z.B. viel Obst anbieten, das schön herzurichten und dekorieren bewirkt oft Wuuuunder. ;-)
~sleep all day, party all night,
never grow old, never die,
it`s fun to be a vampire~
Datum: 27.10.2015 21:22
Hm, spannend wie unterschiedlich das teilweise ist :)

Mal überlegen.
Als Kind haben mir meine Eltern immer gesagt, dass anderen Orten Kinder verhungern, deshalb soll ich gefälligst immer leer essen und dankbar sein. Ich glaub als Kind hatte ich allerdings noch eher wenig Appetit und war außerdem eher mäkelig mit dem Essen. Von dem her war das teilweise eine kleine Tortur für mich, da ich einerseits satt war oder das Essen nicht mochte, ich mich aber andererseits schlecht gefühlt habe wenn ich nicht fertig gegessen habe.
Als Kind haben wir auch immer so eine Art Tischgebet gesprochen. So richtig religiös war das aber nicht, da wir Kinder ungetauft waren, mein Vater mit 18 aus der Kirche ausgetreten und meiner Mutter Hindu ist.

Mein Vater war in der Regel mittags nicht zuhause, von dem her haben wir Abends warm gegessen und mittags kalt. Das erschien mir immer als sehr normal, ich habe erst später gemerkt, dass es in vielen Familien Abends wirklich ein "Abendbrot" gibt.

Auch so war es bei uns ein wenig anders als bei anderen Familien.
Mein Vater war und ist strikter Vegetarier (wobei er inzwischen wieder Fisch isst, also stimmt die Bezeichnung nicht ganz), von dem her gab es nie Fleisch. Weder auf dem Brot, noch in sonst irgendeinem Gericht.
Das erste mal Wurst habe ich gegessen, als ich in der Grundschule oder im Kindergarten mit einem Freund und seiner Mutter (und noch ein paar anderen Freunden, ganze Kindertruppe war das) einkaufen war und die Metzgerin uns dann jeweils das obligatorische Scheibchen Wurst in die Hand gegeben hat. Ich hab dann gemeint "Ich soll das nicht essen" und hab es bis nach Hause getragen :D
Mein Vater war dann ziemlich erbost, meinte aber "Jetzt iss es halt!" und dann hab ich das erste Mal in meinem Leben Fleisch konsumiert ö__ö Da war ich vielleicht fünf.
Viel mehr Fleisch habe ich danach aber auch nicht mehr konsumiert, daher bin ich nicht mit dem Geschmack aufgewachsen und mag die meisten Fleischgerichte nicht. Eigentlich esse ich nur Huhn oder so verarbeitetes Fleisch, dass man gar nix mehr vom Originalgeschmack schmeckt (zB. Gyros oder Dönerfleisch oder Wurst) und auch nur kleine Mengen. Und alles muss perfekt durchgebraten sein, ich will keine roten oder rosa stellen sehen.
An Weihnachten gabs bei uns immer Restebrot bei der Oma :D Unser kleiner Familientisch hatte nur Käse und vegetarische Wurst, der Rest (Tante, Onkel, Oma) hat eine Fleischplatte gehabt. Der Kartoffelsalat meiner Oma war legendär.

Was das mit dem Besteck angeht... Auch da war es etwas absonderlich mit uns.
Meine Mutter ist nämlich aus Bali, also Indonesierin. Und in Indonesien isst man ja durchaus mit den Fingern. Also hat sie sehr oft ihren Reis (gabs bei uns ständig) mit den Fingern gegessen. Ich konnte lange Zeit nicht mit Messer und Gabel essen, ich hab meistens nur die Gabel oder einen Löffel benutzt.
Wir hatten ja auch nie Fleisch, von dem her musste ich nie so viel schneiden.
Ich kann gar nicht mehr genau sagen wann ich das mit Messer und Gabel gelernt habe, ich glaub ich hab das bei anderen gesehen und dann einfach nachgemacht.
Gekocht hat meine Mutter kunterbunt, nur eben nichts mit Fleisch. Sehr wenige Deutsche Gerichte, da sie die meisten nicht kochen konnte. Übrigens liebt meine Mutter Fleisch (typisch asiatisch wie ich finde) und kriegt sich inzwischen gerne mit meinem Vater in die Haare deswegen.

Als Teenie hab ich dann oft das Frühstück ausgelassen (verschlafen) und irgendwann hat mir meine Mutter kein Pausenbrot mehr mitgegeben, weil ich das meistens eh vergessen habe. Ich finde es inzwischen unvorstellbar, aber ich hab dann tatsächlich sechs Schulstunden ohne Essen ausgehalten.
Ich bin dann auch irgendwann nicht mehr so mäkelig mit dem Essen gewesen. Als Kind hat mir ja so vieles nicht geschmeckt. Ich war jetzt auch erst sechs Monate im Ausland und habe einfach alles gegessen was man mir vorgesetzt hat. Hauptsache mal durchprobieren.
Oder meine Mutter hat einfach nicht mehr gekocht was ich nicht mochte. Das hab ich dann nämlich irgendwann auch nicht mehr gegessen, egal was das Essen für tolle Heilkräfte hat (meine Mutter versucht auch heute noch mir ungeliebtes Essen damit zu verkaufen, dass es unheimlich gesund ist).
Ich esse aber grundsätzlich immer alles leer was ich bestelle oder koche oder aufgetragen bekomme, sofern ich es nicht völlig unzumutbar finde. Ich finde es furchtbar Essen wegzuwerfen, das haben mir meine Eltern gut eingetrichtert.

Hm... Ansonsten kann ich noch sagen, dass meine Oma mir immer mein Lieblingsessen gemacht hat wenn ich da war. Durften wir Enkel uns wünschen und das war bei mir Spinat (mit Beilagen versteht sich).
Oh und ich habe als Kind mit meiner Schwester absonderliche Esskreationen geschaffen, die ich bis heute völlig normal finde. Zum Beispiel Reis mit Chips! Also einfach Reis mit Kartoffelchips. Ich vermute das hat seinen Ursprung in Reis mit Krupuk (also den Krabbenchips), in Indonesien isst man das ja so und wir Kinder haben die Krupuk eben mit Chips getauscht.

Also "Das isst man so." gab es bei uns nicht. Nur "Das isst man leer."
Datum: 28.10.2015 10:05
oh, mein leidiges Thema aus der Kindheit.
kennt ihr Borsch? Eins der schlimmsten Erinnerungen aus der Kindheit! Dummerweise auch Hauptnahrungsmittel in unserer Familie :<. Außerdem ist es, einen guten Borsch zu kochen, die Pflicht jeder guter Ehefrau aus einem russischsprahigem Land (warum habe ich mir wohl einen deutschen Mann gesucht? xD)
Esenszeit fing immer so an:
Ich: schon wieder Borsch? (wenn man regelmäßig ein 5 L Kochtopf davon vollkocht gibts das eben jeden Tag)
Eltern:probiere doch wenigstens
Ich: *esse Bohnen, Kartoffeln, Fleisch, Möhren und Flüßigkeit auf*
Eltern: und was ist das? (zerkochte, angebratene Zwiebeln, zerkochte rote Bete....)aufessen!
Ich: aber das schmeckt nach garnichts
Mutti: ich stand den halben Tag am Herd und du isst das nicht?! Das ist gesund. Soll ich das etwa wegschmeißen - so eine Verschwendung! (So beleidigt bis ans Lebensende war übrigens jede russischsprachige Gastgeberin, bei der ich dasgleiche gemacht habe und zwar immer wieder aufs Neue!)
...oder Gerichte mit Reis (Reis war immer zerkocht, wie brei)
...oder Buchweizenbrei (auch eins der Hauptnahrungsmittel auf dem Gebiet der ehemaligen Sowietunion). Angeblich hat man mich als Kleinkind ständig mit Buchweizenkinderbrei gefüttert (ist ja so gesund!) sodass mir, sobald ich mich erinnern kann, schon kotzübel bei dem Geruch davon wird. "Wie kannst du das nicht essen?! Es ist so gesund!"
...oder Gerichte, die aus Gemüse bestanden, die im Öl gebacken wurden. Auerginien SCHWAMEN im Öl und mir wurde as als gesund verkauft.
Ich habe nichts gegen Gemüse, aber die sollen dann frisch oder gegart sein, nur eben nicht zerkocht.
Dann gab es bei uns sehr oft Hefegebäck. Ich habe aber recht früh bemerkt, dass ich von Hefe Sodbrennen habe. "Das denkst du dir aus - Kinder können kein Sodbrennen haben." Einmal habe ich mir Kekse gekauft (ohne Hefe), dummerweise am gleichen Tag, wo zurhause frisch gebacken wurde. Da wurde ich angeschrien und als undankbar bezeichnet und "Ich stand halben Tag am Herd und du kaufst dir irgendwelche Scheiße zur Essen". Meine Oma und meine Mutter haben immer behauptet, sie können gut kochen und gut backen und seien stolz darauf. Ich habe auch nach und nach Koochen gelernt, aber nur das, was mir geschmeckt hat. Wir haben nie auswärts gegessen, weil "man wird vergiftet und ausgenommen", denn die Köche sollen angeblich nicht auf Hygienne achten und bei den Zutaten schummeln. Wenn ich heute "selbstgebacken/-kocht" höre/lese, weiß ich, dass es wesentlich schlechter ist, als ein Koch oder eine Fabrik je hinkriegen würden.
Datum: 15.11.2015 12:00
Meine Familie auf dem Land hat noch vergleichsweise strenge Essgewohnheiten ^^ Das rührt daher, dass bei uns praktisch 4 Generationen unter einem Dach leben und die bäuerliche Esskultur noch sehr gelebt wird.

Was heißt das genau?
- Um PUNKT 12 Uhr gibt es Mittagessen. Ohne Wenn und Aber.
- Fleisch ist jeden Tag das Hauptgericht und alles andere Beilage. Sonntags gibt es Braten.
- Um PUNKT 15 Uhr ist Kaffeezeit. Natürlich gibt es Kaffee mit Sahne ;) Schwarz ist auch erlaubt, aber wehe du kommst mit exotischen Sonderwünschen daher (ZUCKER!??).
- Um PUNKT 18 Uhr kommt das Abendbrot. Wer jetzt erst von der Erwerbsarbeit zurück ist, bekommt das Mittagessen aufgewärmt. Alle anderen haben Brot und Aufschnitt zu essen.
Das Frühstück ist übrigens relativ variabel, weil die Familienmitglieder zu unterschiedlichen Zeiten (Schule, Arbeit) das Haus verlassen müssen, deshalb habe ich es ausgelassen.

Aber das Allerwichtigste: Wat de Buer ni kennt, frit hei ni!
Ich habe oft darum gebeten am Wochenende für die Familie zu kochen, aber das wurde immer rigoros abgelehnt.
- "Du kochst zu wenig." (Es müssen immer Reste für mindestens 3 Tage übrig bleiben)
- "Du kochst Gerichte, die wir vielleicht nicht mögen werden." (Man beachte das "Vielleicht")
- "Die Zutaten, die du dafür kaufen müsstest, sind bestimmt sehr teuer und würden nicht aufgebraucht werden, weil wir das nicht nochmal kochen würden." (What the fuck is Couscous!???)

Zu Festtagen gibt es hier auch strenge Regeln, welcher Wein zu was gehört und zu welchen Anlässen man welchen Schnaps zu trinken hat. Aber mit Alkohol konnte ich mich nie anfreunden, deswegen ist mir das relativ wurst.
Datum: 12.02.2016 11:55
Also, ich seh mich jetzt nicht als ein generation maybe esser, was auch immer das sein soll, esse aber auch nicht alles und lass mir auch nicht gern vorsxhreiben, dass ich irgendwas zu essen habe, wenn ich es nicht mag. Sowas fand ich schon als Kind doof. Und finde es immer noch, jeder hat doch Sachen, die ihm mehr oder weniger schmecken. Warum sollte man dann Kinder oder auch Erwachsene sich selbst dazu zwingen, was zu essen, wenn man das Gefühl hat, es ko.mt einem gleich wieder hoch ? Irgendwelche Regeln, was man wann wozu zu essen hat, verstehe ich nun ehrlich gesagt auch nicht so ganz.

Meine Familie war da aber zum Glück auch nicht so streng, nur dass ich manchmal wirklich weiter gegessen hab, auch wenn ich schon satt war, es heißt ja, man soll seinen Teller leer essen. Dass man sich nicht mehr draufpacken sollte, als man essen kann, seh ich ja noch ein. Aber wenn einem einfach was draufgeschaufelt wird, ohne, dass man gefragt wird, find ich jetzt auch nicht so prickelnd x.x

Achja, zum Beispiel Tee: Ich mag Tee, aber mit meinen Beuteltees und Zuckerwürfeln wär ich da in den Augen mancher Puristewohl auch eher ein Banause, aber was solls, dann biich halt einer, solangs mir schmeckt oô


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