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Was ist ein Saurier? – Ein Rückblick auf Stenokranio boldi Dinosaurier, Frosch, Internet, Klima, Klimaerwärmung, Meme, Museum, rheinland-pfalz, Tiere (real), Urzeit

Autor:  Critterzoology

 

Im Januar 2024 wurde Stenokranio boldi erstmals wissenschaftlich beschrieben, fast ein Jahrzehnt nachdem er ausgegraben wurde. Bei dem Tier handelt es sich um einen urzeitlichen Lurch, der in Rheinland-Pfalz, im Landkreis Kusel während des Endes des Steinkohlezeitalters lebte. Das Steinkohlezeitalter ist bekannt, als das Zeitalter der Rieseninsekten wie Meganeura. Darauf folgte das Perm, welches an Land dominiert wurde von Tieren, die früher „säugetierähnliche Reptilien“ genannt wurden, die Stammsäuger oder Synapsiden, welche keine Reptilien sind, sondern die Vorfahren von uns Säugetieren, wie das Dimetrodon. Erst 65 Millionen Jahre nach Stenokranio tauchten die ersten Dinosaurier auf. Das ist so viel Zeit, wie zwischen uns Menschen und dem Massensterben am Ende der Kreidezeit steht, mit dem gesamten Säugetierzeitalter dazwischen. Für den ersten Dinosaurier wäre es so unmöglich auf einen Stenokranio zu treffen, wie für uns auf einen lebenden T. rex.

Stenokranio war eine Amphibie, wie ein Frosch oder Molch von heute, und kein Reptil. Auch sein Aussehen erinnert stark an einen Frosch aus unserer Zeit. Riesenlurche aus diesem Zeitalter wurden früher auch „Panzerlurche“ genannt und einige von ihnen, wie das bekannte Eryops aus Texas und New Mexico verbrachten sogar viel Zeit an Land im Vergleich zu anderen Amphibien, lauerten jedoch im Wasser auf ihre Beute, wodurch sie die Rolle im Ökosystem hatten, die später Krokodile einnehmen würden. Stenokranio ist ein Deutscher Cousin des Eryops und hatte vermutlich eine ähnliche Lebensweise als Lauerjäger der von Tümpel zu Tümpel watscheln konnte.
Wenn Stenokranio aber kein Dinosaurier ist, und so lange vor ihnen lebte, warum wird er dann als Ursaurier bezeichnet?

 

Eryops, ein amerikanischer Verwandter von Stenokranio.

 

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir erst mal betrachten, was das Wort Saurier überhaupt bedeutet. Wikipedia definiert (am 18.07.2024) den Begriff wie folgt:
„Die Bezeichnung Saurier (altgriechisch σαρος sauros, deutsch ‚Eidechse‘, ‚Salamander‘) steht allgemein für die größeren fossilen Amphibien (z. B. Stegocephalia) und Reptilien der Erdgeschichte, im engeren Sinne für die teils riesigen Reptilien des Mesozoikums, insbesondere Dinosaurier, Ichthyosaurier, Sauropterygia und Flugsaurier.“
Also fast alle ausgestorbenen Vierbeiner, die keine Säugetiere sind. Laut der Wikipedia-Definition würden Tiere wie Dimetrodon wegfallen, da diese keine Reptilien sind, aber Vögel wären mit inbegriffen. Das macht aber normalerweise niemand so. Was ein Saurier ist, und was nicht, ist eigentlich eher davon festgelegt, welche „Vibe“ das Tier ausstrahlt, ähnlich wie das Wort „Biest“. Ich würde zum Beispiel die meisten Säugetiere als Biest bezeichnen, und viele andere Vierbeiner auch, aber nicht Vögel oder Fische mit einigen Ausnahmen. Zu einem Adler würde ich noch Biest sagen. Zu einem bissigen Wellensittich auch. Aber letzten Endes hat die Definition „Saurier“ nicht viel mit tatsächlicher Taxonomie (der Forschung der Verwandtschaftsbeziehung zwischen Arten) zu tun. Man könnte sagen, dass der Saurier mehr eine Bezeichnung für einen Körperbau ist als für eine Tiergruppe im Verwandtschaftssinn. Daumenregel ist, wenn Großvater es „Saurier“ nennt, ist es ein Saurier, auch einfach deswegen, weil der Begriff im letzten Jahrhundert verbreiteter war. Heutzutage sagen Leute eher „Dino“, statt „Saurier“ und das bringt mich zum nächsten Punkt.

 

Eine Ansammlung an Schlagzeilen, die von Stenokranio als Ursaurier sprachen. „Ursaurier“ mit dem Präfix „Ur-“ bedeutet hierbei auch einfach, dass er besonders alt, älter als ein Dinosaurier ist. Auffallend ist der Instagrampost, der Stenokranio auch als Dino bezeichnet. Dies war kein Einzelfall.

 

Die eigentliche Bedeutung des Wortes „Saurier“ scheint bei den Generationen Y, Z und Alpha verloren gegangen zu sein. Stattdessen kennt man es nur noch als Synonym für „Dino“, der Abkürzung von „Dinosaurier“. Dinosaurier sind jedoch kein schwammiger Sammelbegriff wie Saurier, sondern eine taxonomisch begründete Gruppe. Die momentane offizielle Definition von „Dinosaurier“ ist alles, was sich entwickelt hat aus dem gemeinsamen Vorfahren von Diplodocus carnegii, Triceratops horridus und Passer domesticus. Der letzte dieser drei Dinosaurier ist etwas bekannter unter seinem Deutschen Namen, der Spatz.

 

Verschiedene Dinosaurier. Bild von Wikipedia.

 

Die Dino-Nuggets vom REWE heißen nicht nur Dino-Nuggets, weil sie geformt sind, wie Tyrannosaurus, Apatosaurus und Stegosaurus, sondern auch weil sie aus echten Dinos gemacht sind, dem Haushuhn. Außer natürlich bei den veganen Dino-Nuggets, bei denen ist es nur die Form.
Man kann sagen, die Dinosaurier sind die Dinos unter den Sauriern. Auf jeden Fall sollte man sich merken, dass Dinosaurier nur eine bestimmte Gruppe von Tieren sind. Ein Nymphensittich ist ein Dinosaurier. Ein Stenokranio ist es nicht.
Saurier hingegen sind ein Sammelbegriff für alles Mögliche an urzeitlichen Reptilien und Amphibien. Hier mal eine Auswahl, an was alles als Saurier durchgeht:

 

Velociraptor, ein Dinosaurier.

 

Quetzalcoatlus, ein Flugsaurier.

 

Ophthalmosaurus, ein Fischsaurier, eine Gruppe von Meeresreptilien.

 

Stenokranio, ein Ursaurier, genauer ein Panzerlurch.

 

Viele der Zeitungen und Webseiten, die über Stenokranio berichtet haben, haben echt nicht die beste Wissenschaftskommunikation geleistet und den Lurch oft als „Dino“ bezeichnet, in manchen Fällen sogar als „Vorfahren der Krokodile“. Am Ende hat die Viralität nicht viel gebracht, wenn durch die Bekanntheit eines lokalen Fundes Fehlinformation rasend schnell verbreitet wird. Das Internet ist wie so oft ein zweischneidiges Schwert. Dennoch war es schön zu sehen, wie viele Leute sich für einen Fund aus Rheinland-Pfalz begeistern konnten. Man würde denken, dass die Erforschung der Urzeit nicht relevant ist für die Jetztzeit, und bloß ein Zeitvertreib wäre, um coole Filmmonster auszubuddeln, aber die Paläontologie spielt eine wichtige Rolle für die Klimaforschung, und an der Vergangenheit können wir ermitteln, wie die Zukunft aussieht.
Als die ganzen Stenokranio-Memes aus den Böden der sozialen Netzwerke sprossen, hatte ich einen Post von Fridays for Future Germany gesehen, mit der Stenokranio-Rekonstruktion von Frederik Spindler aus der Pressemitteilung und einer Sprechblase mit dem Inhalt „Wir Dinos dachten auch wir hätten noch Zeit.“
Stenokranio ist kein Dino, und gerade diese Tatsache ist wichtig zu wissen. Wenn Leute an Aussterbeereignisse in der Erdgeschichte denken, denken sie nur an das Massensterben am Ende der Kreidezeit, das bis auf die Vögel alle Dinosaurier ausgelöscht hat, aber auch viele andere Tiergruppen, wie Flugsaurier und Meeressaurier vernichtete und selbst uns Säugetiere betraf, wenn auch ein paar von uns es geschafft haben, sich zu der heutigen Vielfalt zu entwickeln.
Stenokranio war von den ersten Dinosauriern so weit entfernt, wie wir vom Aussterben der Dinosaurier. Und zwischen diesem Massenaussterben und den ersten Dinosauriern liegen noch weitere 180 Millionen Jahre.
 

Stenokranio kann froh sein, das nicht miterlebt zu haben. Für den Urlurch war der Einschlag Zukunftsmusik wie für uns Pünktlichkeit bei der Deutschen Bahn. Grafik von der Uni Hamburg.

 

Der Zeitraum zwischen dem Ursaurier und dem Einschlag war so ewig lang, dass dazwischen einfach ganze zwei weitere der fünf großem Massensterben Platz hatten. Ganz recht, fast die Hälfte von Fünf. Zwei! Und eines davon war sogar das größte Massensterben aller Zeiten, weitaus schlimmer als das, was die Dinosaurier dahingerafft hat.
Das Massensterben am Ende des Permzeitalters, kurz vor dem Dinosaurierzeitalter, war so extrem, dass es auch als „das große Sterben“ bezeichnet wird. Ganze 90% aller Tiere UND Pflanzen sind zu dieser Zeit ausgestorben. Hätten wir etwas mehr Pech gehabt, würde die Erde jetzt aussehen wie der Mars.

 

Ein Blick auf die Erde während des großen Sterbens. Sieht aus, wie ein Musikvideo von Deichkind. Warum das so ist, erkläre ich gleich. Illustration von Victor Leshyk, verwendet von der University of Connecticut.

 

Wie konnte es dazu kommen? Etwa auch ein Meteorit? Nein, schlimmer, es waren Treibhausgase. In diesem Fall komplett natürlich, durch vulkanische Aktivitäten, die Unmengen an CO₂ in die Atmosphäre geschleudert haben. Die Treibhausgase haben an Land die Pflanzen und Tiere dezimiert. Das CO₂ ist durch sauren Regen in das Meer gelangt und hat dort alles übersäuert, was zu einem Korallensterben geführt hat und auch viele andere Meereslebewesen tötete, schlimmer als an Land. Im Meer starben ganze 96% aller Arten. Im Moment durchleben wir eine ähnliche Situation, bloß diesmal künstlich erzeugt. Die meisten Massensterben waren nicht ein plötzlicher Zufall wie ein Meteorit aus dem Nichts, sondern ein langsamer Prozess, wo durch Wechselwirkungen zwischen den planetaren Belastbarkeitsgrenzen sich alles weiter hochgeschaukelt hat, so wie jetzt gerade. Und selbst dieses Massensterben ist nicht der Grund, weshalb Stenokranio ausgestorben ist.

 

Kommt einem jetzt irgendwie bekannt vor: Ein Wald, der von saurem Regen zerstört wurde. Foto aus einem Artikel von Spektrum der Wissenschaft, von Adobe Stock. Ironischerweise hat Adobe Stock neben solchen echten Fotos auch inzwischen Unmengen von K.I.-Bildern die schlecht für die Umwelt sind.

 

Der Ursaurier lebte an der Schwelle zwischen zwei Zeitaltern, dem Steinkohlezeitalter und dem Perm. Die Steinkohlewälder begannen zu schwinden und es wurde trockener. Zwar war es nicht vergleichbar mit den fünf großen Massensterben, aber es hat gereicht, um die Rieseninsekten verschwinden zu lassen, und die Bedingungen hätten vermutlich auch Stenokranio zu schaffen gemacht. Es ist eine Erinnerung daran, wie fragil Ökosysteme sind. Keine Art lebt ewig, und es muss nicht mal ein gigantisches Massensterben sein, das reicht, um eine Art aussterben zu lassen.

 

Man erkennt ihn kaum wieder, seit er zum Influencer wurde.

 

Der Moment des Internetruhms von Stenokranio war eine kurze Erfolgsgeschichte der Wissenschaftskommunikation, aber auch ein warnendes Beispiel, wie man es besser machen kann. Die Kritik ist hierbei jedoch nicht an das Team der Forschenden selbst gerichtet, sondern an die Pressearbeit, und wie Leute die Information aufgenommen haben, wodurch es zu einer Runde stille Post wurde.
Besonderes Lob gebührt Dr. Frederik Spindler, einer der besten auf urzeitliche Tiere spezialisierten wissenschaftlichen Illustratoren in Deutschland.

 

Der Mann bei der Arbeit. Frederik Spindler ist nicht nur unglaublich beeindruckender Künstler, sondern auch Paläontologe und wissenschaftlicher Leiter des Dinoparks Altmühltal. Foto von der TU Bergakademie Freiberg.

 

Frederik Spindlers Rekonstruktion von Stenokranio, die überall im deutschsprachigen Internet zu sehen war, von Instagram bis Fediverse. Bild hier entnommen von der Pressemitteilung des Museums für Naturkunde Berlin.

 

Die besten Rekonstruktionen sind effektive Rekonstruktionen. Bei seiner Rekonstruktion hat Dr. Spindler die Niedlichkeit des Tieres hervorgehoben und im Nu ging es Viral wie ein Katzenvideo. Im Interview mit Zeit Wissen hat er dazu gesagt „Schon beim Zeichnen habe ich geahnt, dass Stenokranio etwas albern dargestellt gut ankommt“, und es hat funktioniert. Bei dem Artnamen Stenokranio boldi, eigentlich benannt nach Rudolf Bold, mussten viele auch an einen gewissen Fußballer denken, der gerade in NRW den Döner gentrifiziert. Hinzu kommt natürlich, dass Stenokranio ein Lurch ist und dadurch an Froschmemes wie „It is Wednesday, my dudes“ erinnert. Es war einfach das perfekte Rezept, um viral zu gehen. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass sich daraus tatsächliches Interesse entwickelt.

 

Den kleinen Racker kann man im Urweltmuseum Geoskop bei Thallichtenberg besuchen. Foto vom SWR.

 

Dino City in Bochum – Kleines Upsi beim Echsenkönig Bochum, Dinosaurier, Kirmes, NRW, Ruhrgebiet, ruhrpark, Skelett, T-Rex, Tiere (real), Urzeit

Autor:  Critterzoology

 

2019 wurde Bochum erstmals zur „Dino City“. Inzwischen findet die Veranstaltung zum dritten Mal statt. Seit dem 12. Juli stehen über die Stadt verteilt lebensgroße Urzeitriesen, angefertigt von der Niedersächsischen Skulpturenfirma Wolter Design.
Mit dabei ist diesmal ein 3D-gedrucktes Skelett eines Tyrannosaurus.

 

Foto von Dirk A. Friedrich, © FUNKE Foto Services.

 

In diesem Beitrag von RTL West kann man es nochmal genauer sehen:
https://www.youtube.com/watch?v=_GfQG8WMeD4

 

Das Skelett weist einen Fehler auf, der bei der Montage nicht aufgefallen ist. Die Hände sind vertauscht, heißt die linke Hand ist rechts und die rechte Hand ist links.
Woran kann ich das erkennen? Tyrannosaurus hat bekanntermaßen an jeder Hand zwei Finger. Dies sind aber nur die Finger, die sichtbar sind, wenn sich Muskeln und Haut auf den Knochen befinden. Tatsächlich hat T. rex an jeder Hand einen dritten Finger, der stark verkümmert ist, und beim lebenden Tier unter der Haut nicht zu erkennen wäre.

 

Illustration von Wikipedia.
(https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Tyrannosaurus_arm_bone_and_flesh.jpg)

 

Die zwei sichtbaren Finger von Tyrannosaurus sind bei uns der Daumen und der Zeigefinger. Der verkümmerte dritte Finger bei uns der Mittelfinger. Ringfinger und kleiner Finger fehlen komplett.
Das Team, das das Skelett im Ruhr Park zusammenmontiert hat, hat den Mittelfinger aufgrund seiner Winzigkeit vermutlich für einen Daumen gehalten. Deswegen ist es bei solchen Projekten wichtig, genauer auf Skelettrekonstruktionen zu achten, vor allem wenn es eine tonnenschwere Installation ist, bei der es Stunden zum Zusammenbau braucht. Aber sowas kann halt immer passieren.
In Museen werden deswegen die Knochen genau durchnummeriert, bevor alles zu einem kompletten Skelett wird. Das ist zwar viel Zeitaufwand, lohnt sich aber am Ende.

 

Foto von bochum-tourismus.de.

 

Bei dem T. rex aus dem 3D-Drucker hingegen kamen Abschnitte des Skeletts bereits zusammen aus der Maschine, was bei der Installation viel an Zeit spart. Am Ende ist das aber umso mehr Grund, eine:n Konsultant:in einzustellen, um zu vermeiden, dass die Hände am falschen Platz sind.

Sommersemester 2024 - Reise durch die Zeitalter Dinosaurier, Illustration, Illustrationen, Museum, Natur, Natur und Umwelt, Natur zeichnen, Tiere, Tiere (real), Urzeit

Autor:  Critterzoology

 

Eine Menge hat sich getan, seit ich diesen Animexx-Account zum Neujahr 2023/24 angelegt hatte. Nachdem ich mein Studium für Kommunikationsdesign nach dem GTA-Abschluss (Gestaltungstechnische Assistenz, nicht Grand Theft Auto) abgebrochen hatte, habe ich ein neues Kapitel eingeschlagen und mich für ein Studium im Bereich Nachhaltiges Design beworben.
Der neue Studiengang webt meine Interessensgebiete in MINT und der Kunst direkter zusammen, was natürlich passend ist für mein Hauptziel wissenschaftliche Illustration. Ich hatte davor auch schon ein paar Kenntnisse aus dem Themenbereich mit reingenommen, erst in einem Zoologiekurs, wo ich ein paar Tiere sezieren und von innen nach außen zeichnen durfte, und später im Kommunikationsdesignstudium mit einem Kurs für wissenschaftliche Illustration, bei dem ich gemerkt hatte, dass Aquarell genau das richtige für mich ist. Jetzt an der neuen Uni werde ich noch mehr über Wissenschaftskommunikation lernen, worauf ich mich sehr freue.
Nebenbei habe ich, bevor das neue Studium anfing, endlich mal mein Portfolio ausgearbeitet, wozu ich wegen der vielen Fächer in den letzten Semestern kaum Zeit hatte. Diesmal lag dabei ein starker Fokus auf regionalen Urtieren. Triceratops, Brontosaurus, T. rex und so kennen ja alle, aber vor der Haustür gibt es auch allerlei an prähistorischer Fauna zu entdecken, darunter ein paar echte Promis wie Wollhaarmammut und Archaeopteryx.

 

Ceratosaurus und Stegosaurus, zwei berühmte Dinosaurier aus Amerika.

 

Während ich verschiedene einheimische Urtiere gemalt hatte, habe ich auch Ökosysteme kennengelernt, die ich selbst vorher nicht so sehr wert schätzte. Bei Fossilien aus Deutschland dachte ich vorher meist an Flugsaurier aus Solnhofen oder Minipferden aus Messel, aber nun bin ich absolut fasziniert von den Tropensümpfen aus dem Oligozän bei Enspel oder die Hauerelefanten, Pandabären und Affen von Pforzen.

 

Eine Szene, wie sie sich im Miozän bei Pforzen abgespielt hat mit riesigem Kranich und Menschenaffen.

 

Dann kam der schwierigste Teil, zu dem ich mich überwinden musste: Initialbewerbungen. Jetzt wo ich ein einigermaßen präsentables Portfolio hatte, wurde es Zeit, Paläontolog:innen zu kontaktieren. Ich hatte am Ende riesiges Glück dabei und bekam sofort eine Rückmeldung vom Steinkern Magazin. Herausgeber Sönke Simonsen hatte eine Spezialausgabe über Haifische geplant und ich durfte einen der interessantesten Haifische der Urzeit dafür illustrieren, den gehörnten Hybodus.

 

Hybodus hat vier markante Hörner auf seinem Kopf, zusätzlich zu den Stacheln an seinen Rückenflossen.

 

Bei der Anatomie des Hais hatte ich Hilfe von Sebastian Stumpf von der Uni Wien. Dank ihm weiß ich jetzt, welche Form die Hörner eigentlich hatten, wo genau sie am Kopf befestigt sein sollen, was alle vorher falsch gemacht haben, und dass dieser Haifisch sich schlängelnd durch das Wasser bewegt hat.
Daraufhin durfte ich direkt für einen weiteren Artikel illustrieren, den Harald Meisner über Wale schreiben wird. Zum Glück zählen Haie und Wale zu meinen Stärken, somit war dies auch recht leicht und ich hatte mich darüber gefreut, weniger repräsentierte Wale malen zu dürfen.

 

Dieser Eocetus war nicht auf der Liste der zu illustrierenden Wale, doch mir ist aufgefallen, dass es noch keine gescheite Rekonstruktion dieses Tieres gab.

 

In der Zwischenzeit nahm ich wieder Kontakt auf mit Tommy Leung. Tommy ist Parasitolog:in, nicht-binär und wahnsinnig cool. Davor hatten wir uns das letzte Mal über den Stand von Tokyopop unterhalten und warum Altraverse so gut läuft. Tommy hatte einen Vortrag in Planung beim Royal Tyrrell Museum zum Thema Parasiten im Fossilbericht. Ich durfte für den Vortrag einen Plattwurm aus dem Devon illustrieren, der sich an Fischen festkrallte. Der gesamte Vortrag ist auf YouTube zu sehen:
 

https://youtu.be/RqaJQRcnVnY?t=1036
Warnung im Voraus: Da es um Parasiten geht, sind sehr viele sehr eklige Bilder zu sehen.

 

Als ich wieder mehr mit Tommy gequatscht hatte, habe ich ein paar weitere Parasiten gemalt, darunter die urzeitliche blutsaugende Assel Urda buechneri. Auf die Weise bin ich in Kontakt mit Mario Schädel gekommen, einer der Forschenden, die diese Art beschrieben haben. Mario ist ein Experte für ausgestorbene Insekten und Krustentiere an der Uni Tübingen, und arbeitet seit Neuem in der Abteilung für Paläoanthropologie, also der Erforschung von Urmenschen.
Die Assel Urda buechneri hat mich noch weiterhin über das Semester begleitet, da das Bild auch im Steinkern Magazin auftauchen sollte, und sogar in ein paar Zeitungsartikeln in der Region um Bielefeld.

 

Für einen Blutsauger eigentlich ganz putzig, das nach Martin Büchner benannte Krustentier.

 

Manchmal war es schon überraschend, wie die Sachen so Fahrt aufgenommen haben. Teilweise auch durch Animexx selbst. Ursprünglich habe ich den Account nur angelegt um Kommentare unter „Apfel – Der Barbar“ zu hinterlassen, hatte aber angefangen auch meine Bilder hier zu archivieren. Ich freue mich jedes Mal über die Kommentare und möchte mich vor allem herzlich bei Nudelchen, KeyblademasterKyuubi und  Dollface-Quinn für die Motivation bedanken.
Eines Tages hatte  Dollface-Quinn vorgeschlagen Odenwaldia heidelbergensis zu malen, ein riesiger Lurch aus der frühen Triaszeit des Odenwaldes. Das Bild, das ich angefertigt hatte, wurde vom Museum Wagenschwend gesehen und ich wurde direkt kontaktiert, mit der Frage, ob meine Rekonstruktion von dem Museum verwendet werden darf. Ich habe natürlich zugestimmt und als mein erstes Semesterprojekt an der neuen Uni ein Kindersachbuch über Odenwaldia entworfen. Das kam bei der Präsentation sehr gut an und ich werde das Manuskript noch etwas verfeinern, damit es irgendwann tatsächlich mal im Museum Wagenschwend verkauft werden kann. Währenddessen habe ich angefangen, eine kleine Odenwaldia aus Modelliermasse zu basteln, die im Museum in einem Diorama ausgestellt wird, wenn sie fertig ist.

 

Platt wie ein Pfannkuchen, ein Urlurch aus dem Odenwald.

 

Mein zweites Semesterprojekt war etwas holpriger. Erst hatte ich vor, einen Comic zu entwerfen, aber das hatte nicht in den Zeitrahmen gepasst und musste ein paar Wochen vor dem Semesterende abgebrochen werden. Ich werde den Comic dennoch irgendwann fertig stellen und auf Animexx hochladen, sobald ich die Zeit dafür finde. Eine Woche hatte ich in dem Kurs erst mal nichts gemacht, um meine Gedanken freizubekommen. Dann fiel mir ein, was ich machen könnte: Tiere der Zukunft. So entstand das Projekt „Bestiarium von Übermorgen“, für das ich 12 Tiere der Zukunft entworfen habe. Das Projekt wurde unter den Kriterien Arbeitsaufwand, Originalität und Nachhaltigkeit bewertet. Meine Note war am Ende eine 1. Ich glaube ein derartiges Projekt mit spekulativer Evolution gab es an dieser Uni vorher noch nie.

 

Ein Blick in die Welt von „Das Bestiarium von Übermorgen“.

 

Das Tollste aber, war, dass ich in Kontakt mit Gerald Kopp getreten bin, dem Gründer des Tors zur Urzeit. Das Tor zur Urzeit ist ein Museum in Schleswig-Holstein, das die Themen Paläontologie und Nachhaltigkeit auf spannende und kindgerechte Art verknüpft. Neben der Hauptausstellung zur Erdgeschichte und der Klimaentwicklung in Schleswig-Holstein gibt es eine Ausstellung über Kryptiden im Museum Tor zur Urzeit, quasi wie die Mystery Shack aus der Serie Gravity Falls mit allerlei Kuriositäten, die in den Kontext tatsächlicher Forschung gestellt werden, so zum Beispiel hat die lebensgroße mythische Seeschlange das Gebiss des Urwals Basilosaurus, da das Skelett dieses Wals fälschlicherweise einst für eine Seeungeheuer gehalten wurde.
Ich bin überglücklich, dass ich für das Tor zur Urzeit illustrieren darf, auch da es zu meinem jetzigen Studiengang wie die Faust aufs Auge passt, ich sooo viele regionale Urtiere für das Museum malen kann, es um die Ecke ist von dem Wohnort meiner Eltern aus und ich seit ich klein war mich auch für Kryptozoologie immer brennend interessiert habe. Man sagt ja, mache das, worauf das innere Kind stolz wäre. Für das Tor zur Urzeit konnte ich neulich einen Plateosaurus malen, ein Dinosaurier, den ich schon als Kind spannend fand, als ich ihn in „Zoo Tycoon“ und „Dinosaurier – Im Reich der Giganten“ gesehen hatte. Das Bild ist nun neben einem Abguss eines Plateosaurus-Schädels zu sehen und ich bin begeistert und gespannt, was noch alles auf mich zukommen wird.

 

Das Informationsplakat zum Giganten der Triaszeit. Foto von Dr. Gerald Kopp.

 

Im Großen und Ganzen vielen Dank für die ersten sechs Monate auf Animexx, ein besonderes Dankeschön an Emilia, dass sie mir empfohlen hat den Studiengang zu wechseln, und dafür, dass sie immer für mich da war, an die weitere Unterstützung meiner anderen Freunde, vor allem Rolando, Adam, Leona, Chris, Pepper, Tommy, Sammy, Michael, der andere Michael und Dani und mal schauen, was die Zukunft so bringt, außer riesig großen Supernandus.