Einzelposting: Euer Letzter Kino Film ?!

Wie gesagt fängt der Film eigentlich gar nicht schlecht an. Ich hatte mich schon gefragt, wie sie an die Fortsetzung herangehen, weil im ersten Teil ja eigentlich alles aufgeklärt wird. Wir wissen, wer Bagul ist, wir wissen, was er will und wie er das erreicht, wir kennen außerdem sein Muster und wie man dem entgegenwirken kann.
Hier gelingt es dem Film recht gut, das alles zu bedenken – zumindest vorerst. Der Deputy aus Teil 1 tut sein Bestes, um dem Fluch entgegenzuwirken, indem er befallene Häuser (durch anzünden) zerstört. Und anstatt wie im ersten Teil auf eine erwachsene Hauptperson zurück zu greifen, die dann am Ende wieder darauf kommt, dass die Kinder (bzw. jeweils ein Kind pro Familie) das Problem sind, zeigt man nun direkt die Perspektive des Kindes.

An sich ist das gut und es klappt auch zunächst, wobei sich mir schon am Anfang das Problem aufdrängte, dass man das so sicher nicht konsequent zu Ende führen wird – und genau das passiert leider.
Am Anfang wirken auch alle Charaktere recht stimmig und sympathisch. Wir haben den Deputy aus Teil 1 und wir haben eine Mutter, die mit ihren Zwillingssöhnen Dylan und Zach vor dem gewalttätigen Ehemann auf der Flucht ist. Passt.
Als Aufhänger für Bagul haben wir wieder die alten Filme, die dieses Mal von den Kindern entdeckt und angeguckt werden. Passt auch. Vorerst. Denn auch hier wird schon so viel Potenzial verschenkt, weil Dylan von Anfang an mit den „Geisterkindern“ (den Kindern, die Bagul bereits bekommen hat) kommuniziert und sie ihn auch nicht wirklich zu gruseln scheinen. Die Kinder sind es, die Dylan dazu überreden, ihre jeweiligen Filme zu schauen. Er möchte das von Anfang an nicht und spätestens, nachdem er den ersten gesehen hat, will er erstrecht nicht mehr.

Ich hätte es besser gefunden, wenn Dylan die Filme alleine entdeckt und zunächst aus Neugierde anschaut und ihm dann nach und nach die Kinder begegnen, die ihn dann dazu bringen wollen, sich alle anzusehen.
So sind die Filme zwar stimmungsvoll, aber bald ist man von dem ewigen „Schau meinen noch an! Meiner ist der beste!“ genauso genervt wie Dylan (ich persönlich fand sowieso Film 1, „Angelausflug“, am besten, aber das ist natürlich Geschmackssache ;-)).

Was ich auch unlogisch finde: Dylan scheint sich nicht wirklich vor den Kindern zu gruseln oder zu hinterfragen, warum sie plötzlich erscheinen.
Aber er gruselt sich sehr wohl vor dem, was eigentlich dahinter steckt: Dass er in einem Haus sitzt, in dem ein Kind eine Familie ermordet hat und daraufhin von Bagul geholt wurde. Und er kommt auch ziemlich schnell darauf, dass es ihm ähnlich ergehen wird, wenn er und seine Familie das Haus, in dem sie sich eigentlich nur vor dem gewalttätigen Vater verstecken, verlassen.
Trotzdem spricht er mit niemandem darüber, nicht mit den Geisterkindern und nichtmal mit seinem Bruder Zach, der ihm SAGT, dass er die Kinder auch sieht, ihn fragt was genau vorgefallen ist usw.

Das ist sowieso der nächste Punkt: Das Verhältnis der Brüder. Anfangs hat man das Gefühl, dass sich beide ganz gut verstehen, aber eine gewisse Rivalität besteht, die bei Kindern normal ist (und vor allem bei Jungs und sowieso bei Zwillingen, da sie nunmal im gleichen Alter usw. sind und deshalb immer gerne von Außenstehenden verglichen werden. Ich spreche aus Erfahrung. :‘D).
Im Laufe der Geschichte wird das Verhältnis immer schlechter, was aber nicht logisch erklärt wird, sondern einfach als „war eh immer schon so“-Zustand deklariert wird. Und es ist auch klar, warum das so gemacht wurde, denn
(Vorsicht, großer Spoiler):
am Ende passiert nämlich das, was kommen muss: Statt Dylan will Zach den Film drehen. Offenbar aber NUR, weil er der „Bessere“ sein will (was auch immer es mit „besser sein“ zu tun hat, seine Familie zu töten…) und weil er „ja sowieso immer schon mehr wie (der gewalttätige) Vater war!“ – das finde ich persönlich ehrlich gesagt sehr perfide. Würde Zach durch den Einfluss von Bagul böse werden, wäre es nachvollziehbarer, aber dann hätte man wohl nicht die Eier gehabt, ihn sterben zu lassen. Deshalb ist er eben einfach der „böse und gewalttätige Zwilling“, der seinen armen Bruder drangsaliert und sowieso immer gehasst hat und der ganz nach dem gestörten Vater kommt und sich deshalb bestimmt nie ändern wird… Der darf dann am Schluss ruhig sterben – genauso wie der gewalttätige Vater.

Aber dazu gibt es noch viele weitere Ungereimtheiten:

1. Der „neue Doktor Jonas“ – er ist ja ein lustiges Kerlchen und die Idee mit dem alten Rekorder ist auch ne coole Idee. Aber das verdammte Ding macht überhaupt keinen Sinn, bis zu seinem „großen Auftritt“, der aber eben unlogisch und kitschig ist.

2. Die Geisterkinder. Was wollen sie? Sie wollen die Zwillinge gegeneinander aufbringen, damit Zach das Video dreht… bitte. Hätte man auch deutlicher machen können, aber ok. Sie wollen, dass das Video gedreht wird, damit Bagul nicht sauer wird. Aber so richtig sauer (gegen die Kinder) erlebt man ihn nie. Ja, ganz zum Schluss, wenn er Zach holt, aber auch das stelle ich mir nicht schlimmer vor, als das Schicksal, das ihn ohnehin erwartet hätte. Einmal werden die Kinder auch sauer wegen dem Film, der zu scheitern droht, mit der Begründung, dass sie „dann nicht mehr zurück können“… zurück wohin? Sie können sowieso nicht mehr zurück ins Leben (falls das gemeint ist). Und selbst wenn, haben sie immer noch ihre Familien getötet (aber das „Wenn“ ist hinfällig, denn es wird nie, nie, nie erwähnt,
dass sie eine Chance auf Rückkehr haben, erstrecht nicht, weil Bagul weiter Folge geleistet wird!)

3. Generell dieser Unsinn mit „mein Film ist aber der beste“, „nein, ich drehe jetzt den besten Film!“ – die Kinder bringen ihre Familien doch nicht aus Spaß um, sondern weil sie von Bagul dazu getrieben werden. Das kommt hier so gut wie gar nicht raus! Dylan wird von den Geisterkindern überredet die Filme anzusehen und sagt deutlich, dass er keinen drehen will (worauf es dann nur heißt, dass Bagul dann böse wird und seine Familie tötet. NA UND?! Wenn er den Film macht, tötet er seine Familie SELBST und wird dann von Bagul mitgenommen. Die Aussicht ist also nicht besser!). Und
Zach will den Film (scheinbar?) bewusst drehen, weil er „besser“ als sein Bruder sein will und eben nach dem irren, gewalttätigen Vater kommt. Welchen Sinn hat Bagul bitte, wenn er nichtmal Besitz der Kinder ergreifen und sie dazu zwingen kann?

4. Dylan weiß genau was ihn und seine Familie erwartet. Warum versucht er nicht wenigstens wegzulaufen o.ä.? Das Problem wird auch schön damit umgangen, dass man nicht sieht, wie Zach seine Familie betäubt (geschweige denn, wie er sie die Kreuze hochbekommt…).

5. Wenn ein 10-jähriger Junge vom Auto angefahren wird, steht er nicht
einfach auf (außer vielleicht, er ist besessen, was aber nie deutlich wird).

6. Wenn ein 10-jähriger Junge mit einer Sichel hinter 2 Erwachsenem und einem Kind herläuft, dann schieße ich ihn über den Haufen oder nehme ihm die Sichel weg… ich meine, das war ein dünner Junge! Da versuche (!) ich doch wenigstens, ihn zu überrumpeln. Erstrecht, wenn es mein eigener Sohn ist.

7. Bagul… man sieht ihn zwar einige Male, gerade bei den Jumpscares, aber von der Bedeutung her tritt er irgendwie total in den Hintergrund. Im ersten Teil war er viel mystischer (z.B. auch durch die Vorboten Hund, Schlange und Skorpion, die hier komplett wegfallen), aber eben auch mächtiger. ER war der Verantwortliche. Hier hat man das Gefühl, dass alles viel mehr von den Kindern ausgeht und viel bewusster passiert.

Trotz der vielen Punkte ist „Sinister 2“ kein totaler Reinfall. Die Charaktere überzeugen immerhin die ersten 2 Drittel, es gibt einige Jumpscares, die zum Teil zwar echt billig sind, zum Teil aber schon recht gruselig (und es gibt ja Leute, die Jumpscares so oder so toll finden. Die kommen auf ihre Kosten). Die alten Filme erzeugen zum Großteil wieder eine gute Stimmung, der Spundtrack ist stimmig (für mich mit das Beste am Film) und trotz allem baut der Film schon eine gewisse Atmosphäre auf (die sich am Ende dann leider verliert).
Damit ist er sicher besser als viele, viele Genrekollegen, aber er verschenkt einfach so unglaublich viel. Hätte man das Verhältnis der Zwillinge anders aufgezogen, damit man eben nicht dieses „guter Zwilling, böser Zwilling, einer von euch darf sterben, jetzt ratet mal wer!“-Klischee aufkommt, wäre der Film generell konsequenter gewesen (in Gruselfilmen dürfen auch gute Charaktere sterben, wenn es zur Handlung passt. So hat uns Bagul ja schon fast einen Gefallen getan…), wäre der Fokus mehr auf Bagul als Bösewicht gelegen (nicht nur bei Schreckmomenten), der den Kindern etwas Böses will, auch denen, die er mitnimmt (!) und hätte man sich überlegt, ob
es den Rekorder wirklich braucht bzw. wenn, wie man den sinnvoll einbringen kann, DANN wäre der Film sicher ganz cool geworden.
Da das aber doch ziemlich viele „Wenns“ sind, ist der Film leider eher unterdurchschnittlich.