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Thread: Naokos Lächeln

Eröffnet am: 10.07.2011 22:08
Letzte Reaktion: 19.07.2011 18:18
Beiträge: 4
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- Realfilme




Verfasser Betreff Datum
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 warin Naokos Lächeln 10.07.2011, 22:08
 Bommelfee Naokos Lächeln 14.07.2011, 23:10
 akiraismyname Naokos Lächeln 19.07.2011, 18:17
 akiraismyname Naokos Lächeln 19.07.2011, 18:18
Seite 1



Von:    warin 10.07.2011 22:08
Betreff: Naokos Lächeln [Antworten]
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Eine Murakami Verfilmung im deutschen Kino? Das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen.

Da es sich zudem noch um einen Roman handelt, den ich noch nicht gelesen habe, brauchte ich mir auch um "das habe ich mir ganz anders vorgestellt" Momente keine Sorgen zu machen.

Also auf ins Programmkino, in das sich in der Nachmittagsvorstellung immerhin noch neun weitere Besucher eingefunden hatten, für die zweite Kinowoche mit täglich zwei Vorstellungen doch recht beachtlich.

Der Film beginnt mit Schlaglichtern aus dem ausgelassenen Schulleben der drei Freunde Toru Watanabe, Naoko und Kizuki. Dann sieht man, wie Kizuki sich mit Autoabgasen das Leben nimmt. Über die Hintergründe erfährt man zunächst einmal nichts, der Selbstmordversuch wirkt nicht einmal sonderlich ernsthaft, bis Watanabes Stimme aus dem Off verkündet, dass Kizuki in diesem Jahr gestorben ist.

Zwei, drei Jahre später treffen sich Toru und Naoko im Jahr 1969 auf der Universität wieder. Die in diesem Jahr ausbrechenden Studentenrevolten (anscheinend ein Lieblingsthema von Murakami) tangieren Toru nur am Rande. Obwohl der Junge nicht viel redet und Naoko irgendwie seltsam ist (gemeinsame Spaziergänge sehen bei ihr so aus, dass sie vorweg rennt und Toru hinterherhechelt) kommen die beiden sich näher. An ihrem 20. Geburtstag schläft Toru mit Naoko und wundert sich darüber, dass es für sie das erste Mal ist. Die Frage, warum sie nicht mit Kizuki geschlafen hat, lässt Naoko zusammenbrechen. Die Hintergründe bleiben auch hier zunächst offen.

Naoko wird darauf hin in eine psychologische Einrichtung eingeliefert und darf Toru zunächst einmal nicht sehen. Der freundet sich währenddessen mit der selbstbewussten Midori an, bleibt mit dem Herzen jedoch bei Naoko. Nachdem es Naoko wieder ein wenig besser geht, darf er sie im Herbst und Winter in der Einrichtung, die abgelegen im Wald liegt, besuchen und die beiden erleben ein paar glückliche Momente im Rahmen unberührter Natur, die von der Kamera in wundervollen Bildern eingefangen werden.

In Naokos Lächeln geht es abwechselnd um Selbstmord, Leiden, Sex, neues Leiden, wieder Sex und wieder Selbstmord, wie in einem Teufelskreis. Phantastische Elemente, wie sie bei Murakami schon mal vorkommen, fehlen hier ganz. Die Schauspielerinnen verdienen sich aus meiner Sicht allesamt Bestnoten in ihren sicherlich nicht einfachen Rollen. Nicht anfreunden konnte ich mich dagegen mit dem reglosen Darsteller des Möchtegern-Frauenverstehers Toru. Dies mag der Grund sein, warum der 133 Minuten lange Film, ähnlich Murakamis Romanen, mich zwar nie gelangweilt, aber auch nicht wirklich bewegt hat. Gelungen fand ich, wie der Regisseur Murakamis ungezwungenen Umgang mit der Sexualität umgesetzt hat, ohne dabei pornographisch oder flach zu werden, wobei die Altersfreigabe von 12 m.E. etwas grenzwertig ist. Viel gelobt wurde auch der Soundtrack, der sicherlich nicht schlecht, in meinen Augen aber, verglichen z.B. mit "Requiem for a dream", nicht überragend ist.

Ein Sonderlob gibt es für die Kostüme und die Ausstattung. Ich kann zwar nicht aus eigener Erfahrung schöpfen (so alt bin ich dann doch nicht) aber für mich sah das schon alles ziemlich 60er-Jahre mäßig aus.
Mankind is a creature that no longer evolves. They keep their bodies merely to satisfy the desires of the flesh. They're worthless, don't you think? However, you don't have to remain a wretched human being forever. Mankind has finally created an exit. The Network. The Wired is the way, Lain.



Von:    Bommelfee 14.07.2011 23:10
Betreff: Naokos Lächeln [Antworten]
Danke für die Review!

Ich hab das Buch vor Jahren gelesen und war völlig begeistert, obwohl ich Murakami bis dahin gehasst hatte. Jetzt will ich mir den Film gern ansehen, aber das wird wieder ein Krampf, ein nicht allzu abgeranztes Kino zu finden, das den spielt....
Na, ich schau mal, wie es mir gefällt....



Von:    akiraismyname 19.07.2011 18:17
Betreff: Naokos Lächeln [Antworten]
Mir hat die Besetzung durch die Bank sehr gut gefallen und alle Charaktere kamen glaubhaft rüber, was bei diesen Rollen eine meiner größten Sorgen war. Die ständige etwas bedrückende Stimmung des Buches wurde meiner Meinung nach auch sehr gut aufgefangen. Es hat mich sehr erstaunt, dass ich mir die Settings fast komplett so in etwa vorgestellt hatte wie sie im Film zu sehen sind. Der Film ist jedenfalls ein wirkliches Erlebnis gewesen, und hat für mich einen besonderen Mehrwert, grad weil nicht jeder in diesen Film rennt und darüber spricht wie zB Harry Potter usw. Der Film behält so eine persönliche Note, abseits vom Kommerz. Schade finde ich es lediglich, dass teilweise wichtige oder interessante Hintergrundinformationen weggelassen wurden, was bei einer Verfilmung natürlich immer der Fall ist. Aber diese zerstören den Film nicht und machen den ein oder anderen Zuschauer vielleicht etwas neugierig auf die Bücher. Ich würde es mir jedenfalls wünschen :)



Von:    akiraismyname 19.07.2011 18:18
Betreff: Naokos Lächeln [Antworten]
Wer möchte, darf auch gerne mal im Haruki Murakami Zirkel vorbeischauen =)

http://animexx.onlinewelten.com/zirkel/harukimurakami/beschreibung/





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