Thread: Wie man auf jemanden reagiert, der die Motivation verloren hat,

Von:    yukler 05.08.2023 21:36 Direktlink zum Posting Betreff: Wie man auf jemanden reagiert, der die M... [gesperrt]

Ich habe einem Freund ein Kapitel gezeigt und mir gesagt, dass ich als Mensch kein Gewissen habe, weil ihm eine bestimmte Szene nicht gefallen hat. Für sie war es unmoralisch und unreif. Aber für mich war das irgendwie der Punkt. Einer der Charaktere hat aufgrund seiner Erziehung keine moralischen Werte. Ohne das, was richtig und was falsch ist, obwohl ich es nicht direkt gesagt habe. Sie kennen weder Scham noch Trost. Wenn sich diese Szenen im wirklichen Leben abspielen würden, dann würde ich mich ja unwohl fühlen ... Große Sache!! Abgesehen von der Geschichte hat es mich zum Nachdenken gebracht: Was ist das Gewissen eines Autors ? Müssen wir das haben, wenn er Szenen schreibt, die als „unmoralisch“ gelten? Sollen wir aufhören oder uns ändern? Was dieser Freund mir erzählt hat, hat mich wirklich erschüttert und mich wirklich in die Krise gestürzt, und vielleicht haben sie recht, und ich bin einfach zu stur, um es zuzugeben. Also zurück zum Titel....

Am 11.08.2023 geändert von _Delacroix_. Grund:

Von:    _Delacroix_ 06.08.2023 15:27 Direktlink zum Posting Betreff: Wie man auf jemanden reagiert, der die M... [Antworten]
Das Gewissen eines Autoren?    Ich denke, man braucht als Autor die Freiheit auch über moralisch fragwürdige Dinge schreiben zu dürfen. Ich kann Ausbeutung nicht kritisieren, wenn ich die Ausbeutung im Text selbst nicht zeigen darf.  Ich kann keinen Tyrannen stürzen, wenn mein Tyrann kein Tyrann sein darf.  Ich kann mich nicht mit den Auswirkungen eines Ereignisses befassen, wenn ich das Ereignis selbst dem Leser nicht näherbringen kann. Ist einfach so.   Und nur weil mein Fiesling mordend und folternd durch die Lande zieht, muss ich das als Autor längst nicht gut heißen.   Allerdings denke ich auch, dass man mit solchen Themen angemessen umgehen sollte. Wenn ich einen Chara über sieben Seiten foltere und vergewaltige und auf Seite acht steht er auf und sagt: "Joah, okay", schnappt sein Love Interest und es ist alles heile Welt und Regenbogen, dann finde ich, hat der Autor es sich zu leicht gemacht. Aber - und auch das sei gesagt - die meisten User hier schreiben, weil es ihnen Spaß macht. Sie lernen und üben und probieren sich aus. Da kann es schon mal vorkommen, dass Jemand sich ein Thema aussucht, das vielleicht am Ende noch ein bisschen zu schwierig für ihn ist, oder wo ihm einfach (noch) das Fingerspitzengefühl für fehlt. Das ist nicht schlimm. Dafür übt und lernt man ja. Und aus einer verbockten Szene kann man viel für sich lernen. Wichtig wäre erstmal herauszufinden, ob die Szene überhaupt verbockt ist. Momentan hat sie einem Testleser nicht gefallen, weil sie ihm offensichtlich zu unmoralisch war. Ich denke es wäre sinnvoll, erstmal zu überlegen, ob du als Autor ihm zustimmen willst. Findest du die Szene zu unmoralisch? Stört dich etwas an ihr? Wenn ja, was? Und wie könntest du diesen Punkt ändern.  Wenn "Nein", macht es vielleicht Sinn, einfach zu sagen: "Okay, du siehst es so. Ich sehe es anders." Ich weiß, das ist leicht gesagt und schwer getan, aber: Man muss nicht immer jede Kritik annehmen, die einem gegeben wird. Andere Menschen irren sich, genauso wie man sich selbst auch irrt. Und Geschmäcker sind sowieso schon mal verschieden. Man kann es also gar nicht jedem recht machen, selbst wenn man will. Also Kopf hoch, aufstehen, Krone richten und weiter geht's. Es bringt nichts sich von einer Kritik den Spaß an einem Hobby nehmen zu lassen. “Kindness is never a mistake. Somewhere in the heart it is always remembered.”     ― C.S. Pacat, Dark Rise