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Einzelposting: Selbstkritische, perfektionistische Neueinsteigerin braucht Hilfe ^.^"


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Von:   abgemeldet 10.11.2017 18:10
Betreff: Selbstkritische, perfektionistische Neue... [Antworten]
Hallo, madame_madness.

Meiner Meinung nach sind die Hintergründe dein kleinstes Problem. Ein Bild brauch nicht zwingend einen Hintergrund. (Die Thematik Vorder-, Mittel-, und Hintergrund sollte man in der späteren Laufbahn erst durcharbeiten. Das Gleiche gilt für Farbe und Stilisierung)

Wichtig für dich ist erstmal, dass du lernst, mit deinem Medium umzugehen. An vielen Stellen, zum Beispiel den Outlines, erkenne ich etwas, das ich gern als Kratzen bezeichne. Ich meine damit ein Phänomen, das in der Kunstwelt seit Aufkommen von Anime und Manga in der westlichen Welt bekannt ist. Dabei weiß der Künstler nicht so recht wo hin mit seinen Linien. Er ist ganz vorsichtig. Statt eine Linie in einem Zug durchzuziehen, macht der Künstler ganz viele Linien aufeinmal, um eine Linie zu simulieren. Dadurch entsteht nicht nur der Eindruck totaler Unsicherheit. Vor allem aber fokussiert der Blick des Betrachters immer auf Details. Und so viele Linien auf einen Haufen ist eine ungeheure Menge an Detail. Das Gleiche sehe ich auch bei deinen colorierten Flächen. Überall sieht man die Linien. Man weiß also nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Ein Hintergrund wäre da sogar äußerst kontraproduktiv.

Ein weiteres Thema wäre das Verständnis vom Körper. Nichtmal von der Anatomie selbst. Sondern wie ein Körper aufgebaut ist. Damit ist gemeint, dass ein Objekt nach hinten und vorn geht. Nicht nur nach oben und unten und seitwärts. Das erscheint für viele zunächst sehr kompliziert. Ich empfehle dir daher, dich näher mit den Büchern von Bammes und Loomis zu beschäftigen. Hogarth ist ein wenig schwerer. Auch Videos helfen dabei: auf Youtube findest du Unmengen von Proko zu diesem Thema.

Oft fehlt es auch an Symmetrie. Erkennbar besonders an MxM. Die Schultern und Gesichter sind sehr unsymmetrisch, was den Betrachter eher abstößt. Sein Gehirn kann mit dieser Information nichts anfangen.

Aber vor allem möchte ich dir eines ans Herz legen, was ich mit dem ersten Problem schon erklären wollte: Weniger ist mehr. Auch wenn du deine Bilder stark stilisierst und Manga zeichnest, müssen Objekte klar erkennbar sein. Der Verlust von Details ist da wichtig. Beispielsweise die Haare bei "Der Wiedereinstieg". Jedes Haar einzeln zu zeichnen ist nicht förderlich für ein "anziehendes" Bild. Auch hier bildet das Haar zu viele Details. Mehr noch, du hast so viel Arbeit damit, dass du wahrscheinlich stundenlang gebraucht hast, nur für die Haare. Und dann merkst du, dass da was nicht stimmt und wirst unzufrieden mit deinem Bild.
Ich empfehle dir daher: Umreiße ganz grob die Objekte. Zum Beispiel die Haare. Markiere sie mit ganz wenigen lockeren Strichen und dann umrandest du sie leicht. Zum Schluss füllst du sie mit einer gleichmäßigen Farbe. Dabei behältst du den Druck des Stiftes immer bei und arbeitest ganz schnell Es kann ruhig auch Farbe über die Ränder geraten. Nicht schlimm. Dieser Haarteil hier sollte daher nicht länger als 10 Minuten dauern. Für Mangatechniken und andere Stilisierungen sollte man sogar noch weit weniger Zeit einrechnen. Das schränkt deine Möglichkeiten ein und du wirst sicherer.

Es ist schade, dass du die 5 Jahre pausiert hast. Denn in dir sehe ich durchaus Potential. Wichtig ist daher die Frage: Warum hast du aufgehört? Und warum frustriert es dich jetzt? Hat es dich damals schon frustriert? Mangelte es dir vielleicht an einem Lehrer? Oder hast du kein Interesse gehabt, dich darin zu schulen? Denn Kunst ist ein ernstes Thema. Das macht man nicht mal so nebenbei, sondern gilt als schwieriges Handwerk. Wichtig ist, dass du erst dein Verhältnis zu bildender Kunst klärst.

Möchtest du das wirklich?
Bist du bereit, nächtelang durchzuarbeiten?
Bist du bereit, deine Freizeit für die Kunst zu opfern?
Oder für die Myriaden an Tutorials und Lehrbüchern?
Bist du auch bereit, dich von Manga loszusagen?

Erst wenn du diese Fragen beantworten kannst, solltest du die Entscheidung treffen, dich mit dem Zeichnen oder Malen zu beschäftigen. Auch wenn es nur ein Hobby bleiben soll. Es geht dabei auch nicht wirklich darum, besser zu werden oder möglichst gute Werke hinzulegen. Sondern ob du dich wohl fühlst, mit dem was du tun möchtest.

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