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Hoffnungslos?

Kageyama x OC
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo miteinander und willkommen und Kageyamas Story (aus meinem Universum ;))

Vielleicht kommt dem ein oder anderen dieses Kapitel bekannt vor. Es ist die Vorgeschichte zu Saoris und Kageyamas Story, die ich beim https://www.animexx.de/fanfiction/autor/794692/ordner/3495/397129/ unter dem Begriff "Crabby" - mürrisch, ins Leben gefunden hat .

Da sie ein Teil von all dem, was kommen wird, ist, habe ich entschieden, sie hier als erstes Kapitel einzufügen,
Und ab nächster Woche starten wir dann richtig los ;)

Viel Spaß beim lesen

Eure
Tasha Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Jetzt geht es richtig los ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Mit ein wenig Verspätung das neue Kapitel :)
aktuell habe ich viele andere Dinge im Kopf und auch nicht mehr viel Lesestoff in Petto, so dass ich ab sofort 2 Kapitel pro Woche hochladen werde - immer Montag und Donnerstag :)
Aber jetzt viel Spaß mit dem neuen Kapitel :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Heute zu einer späteren Uhrzeit, als gewohnt. Aber wenn man krank ist, läuft alles etwas anders >.<
Bleibt ihr alle gesund! Komplett anzeigen

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Vorgeschichte

Zu einem Volleyballspiel gehen? Das hätte Saori früher nicht gemacht. Aber nun ist sie nunmal auf der Oberschule, auf der Karasuno High. Und diese Schule hat ein sehr gutes Volleyballteam. Im Jahr zuvor waren die Jungen sogar beim Frühlingsturnier - den Nationalen Meisterschaften - zumindest hat man ihr das so gesagt, scheint wohl etwas größeres gewesen zu sein. Da sie davon jedoch keine Ahnung hat, kann sie dazu nichts sagen. Heute findet das Finale des Interhigh statt, an dem der Karasuno Volleyball Club gegen eine andere Mannschaft antritt, keine Ahnung, gegen welche. Doch jeder, der heute zum Finale gehen will, der wird dafür von der Schule vom Unterricht freigestellt. Da ihre Freundinnen alles lieber machen wollen als ihm Unterricht zu sitzen, ist auch Saori jetzt auf den Weg in die Sporthalle, in der das Spiel stattfindet. Es ist viel los, viele Menschen, eine laute Geräuschkulisse. Anscheinend sehen mehr Leute Volleyball als Saori gedacht hat. Mit großen Augen das alles in sich aufnehmend, folgt sie ihren Freundinnen, die lachend und miteinander quatschend die Treppe hinauflaufend.

Als sie sich auf den Plätzen in der ersten Reihe niederlassen, sieht sich Saori alles mit immer noch großen Augen an. In der Halle sind die Spieler wohl schon dabei, sich aufzuwärmen. Man hört den einige laute Rufe, das Klatschen, wenn eine Hand einen Volleyball trifft oder auch das Knallen, wenn er auf den Boden trifft. Die Lärmkulisse ist hier drinnen noch lauter als in der Eingangshalle. Saori lässt ihren Blick weiter gleiten. Auf der gegenüberliegenden Seite erkennt sie ein großes, hell blau-grün farbenes Banner, auf dem “Edle Eisenmauer” steht. Was ist das denn?

“Wir haben auch so etwas. Unseres hängt da vorne”, erklärt Aiko in dem Augenblick. Sie scheint den fragenden Blick wahrgenommen zu haben.

Saori folgt dem Fingerzeig und erkennt, dass an der Umrandung der Zuschauerränge etwas hängt.

“Es ist einfach nur schwarz und darauf steht “Fliegt”. Du weißt ja, dass das Wappentier unserer Schule eine Krähe ist. Und unser Volleyballteam wird auch als Krähen bezeichnet.”

“Ich habe gehört”, mischt sich auch Chiyo ein, “dass wohl einer der Spieler richtig hoch springen kann, regelrecht fliegen. Ich bin echt gespannt.”

“Bin ich auch. Anscheinend sollen Volleyballspiele echt spannend sein.”

“Ich war noch nie bei einem Volleyballspiel, geschweige denn, dass ich mich damit auseinander gesetzt habe.” Saori beugt sich etwas nach vorne, um über die Umrandung zu sehen und alles genau betrachten können.

“Ich auch nicht. Ich weiß nur noch das aus dem Sportunterricht, die Regeln und so. Aber selbst das bekomme ich nicht alles hin.” Aiko zuckt mit ihren Schultern und lässt ihren Blick über die Leute gleiten. Dann legt sie erstaunt ihren Kopf schräg. “Oh schaut mal, da sind ja zwei kleine Schüler dabei. Ob die noch auf der Mittelschule sind?”

Ein Prusten erklingt neben ihnen, wo sich drei ältere Jungen und eine junge Frau an die Umrandung gestellt haben.

“Entschuldigung”, murmelt der Größte von ihnen, der irgendwie beängstigend aussieht. Er hat die braunen Haare zu einem Knoten auf dem Kopf zusammengenommen. Sofort zucken die drei Mädchen zusammen. “Ähm, ich wollte nur sagen, dass die beiden an der Karasuno sind”, murmelt er.

“Ja. Sie sind sogar Zweit- und Drittklässler”, erklärt der Grauhaarige neben dem fies aussehenden Typen.

“Echt?” Erstaunt sieht Saori wieder in die Halle, wo ein kleiner Typ mit einem orangenen Trikot steht, der sich von all den anderen abhebt. Er springt wie verrückt herum und macht anscheinend Witze, denn die anderen Spieler um ihn herum lachen laut.

Der andere kleine Spieler scheint sich mit einem größeren zu streiten, der mit dem Rücken zu ihm steht.

Ein Seufzen entkommt den Älteren, die noch an der Umrandung stehen.

“Die haben sich nicht geändert”, meint derjenige, der auf der anderen Seite des Grauhaarigen steht. Dieser klopft ihm auf die Schulter.

“Reiß dich zusammen. Chikara hat die Chaostruppe schon unter Kontrolle.”

“Das sehe ich genauso, Daichi.” Die junge Frau neben diesem sieht zu ihm auf, blickt ihn ernst an. Er erwidert ihren Blick, ehe er nickt und wieder hinunter sieht.

“Macht der Gewohnheit”, erklärt er.

Saori richtet ihre Aufmerksamkeit wieder hinunter. Der Spieler, der gerade mit dem kleinen Rothaarigen gestritten hat, dreht sich gerade herum.

“Gott sieht der mürrisch aus”, entkommt Chiyo.

“Aber echt”, stimmt Aiko zu. Auch Saori kann nicht anders, als das zu bestätigen. Wieder entkommt den Älteren ein Prusten.

“Sorry”, gibt der Grauhaarige in ihre Richtung von sich, “aber ihr habt recht. Er sieht wirklich mürrisch aus. Wieder hat sich nichts geändert. Schön.”

“Ja, schön, so schön.” Der Stimme des Dunkelhaarigen neben ihm kann man den Sarkasmus entnehmen.

Wieder sieht Saori zu dem schwarzhaarigen Jungen in der Sporthalle dort unten. Er sieht wirklich sehr mürrisch aus. Die Mundwinkel sind nach unten gezogen und die Stirn steht in Falten. Sein Blick hebt sich in ihre Richtung und plötzlich weiten sich seine Augen. Sie sind von einem leuchtenden Blau. Ihre Augen weiten sich, als ihr das bewusst wird. Was für eine schöne Farbe. Er richtet seine Aufmerksamkeit auf den Rothaarigen, mit dem er gerade noch gestritten hat und reißt an dessen Arm, ehe er in ihre Richtung deutet. Ihr Herz macht einen Satz, bis … ihr klar wird, dass er auf die Älteren neben ihr deutet. Kurz darauf steht die ganze Mannschaft zusammen und sieht zu ihnen hinauf, begrüßt die dort Stehenden. Diese müssen wohl Ehemalige sein, wird Saori in diesem Augenblick klar. Schön, dass sie zum Finale gekommen sind.

“Was ist hier denn los? Ihr sollt trainieren!”, erklingt eine Stimme laut und harsch. Bis: “Ah, Sawamura, Sugawara, Azumane und Shimizu? Schön, dass ihr da seid.”

“Hallo Trainer.” Die Ehemaligen heben ihre Hände und winken dem Mann mit den blondierten Haaren zu, der sie anblickt. Er hebt seine Augenbrauen.

“Es ist wirklich schön, dass ihr zum anfeuern da seid. Anfeuern, nicht ablenken, klar?” Die Vier nicken sofort, während der Trainer sich wieder den Spielern zuwendet. “Und ihr reißt euch gefälligst zusammen und lasst euch nicht ablenken. Los, weiter trainieren. Kageyama, Hinata, ihr seid dran!”

Der Schwarzhaarige mit dem dauermürrischen Gesichtsausdruck und der kleine Rothaarige laufen los. Der Trainer wirft einen Volleyball zu dem Schwarzhaarigen, der den Ball mit den Händen ein Stück zur Seite spielt. Der Rothaarige nimmt indessen Anlauf, springt unglaublich hoch und innerhalb von Millisekunden, landet der Ball mit einem lauten Knall auf dem gegenüberliegenden Fall. Er war so schnell, dass man alles nur verschwommen erkennen konnte. Ein lautes Raunen geht durch die ganze Halle.

“Die beiden, krass wie immer.” Der beängstigende Mann vor ihnen schüttelt ungläubig seinen Kopf.”

“Sie verursachen mir immer noch eine Gänsehaut, obwohl wir das ein Jahr lang mit erleben konnten.” Der Grauhaarige reibt sich über die Arme.

“Und Hinata. Kann der noch höher springen als früher?” Der Dunkelhaarige stützt sich auf der Umrandung ab und beugt sich weiter nach vorne.

"Vielleicht. Vielleicht wirkt es auch nur so auf dich, weil du sie schon lange nicht mehr spielen gesehen hast", gibt die junge Frau neben ihm von sich.

Saori blickt kurz zu ihnen, ehe sie wieder zu dem Schwarzhaarigen sieht. Und dann erstarrt sie, ebenso wie ihr Herz, ehe es unglaublich schnell zu schlagen beginnt. Mürrisch? Von wegen. Gerade hat der Schwarzhaarige ein unglaubliches Lächeln aufgesetzt, das alles von ihm einnimmt und seine Augen richtig zum strahlen bringen. Und genau mit diesem Lächeln stiehlt er in diesem Augenblick ihr Herz. Ein eigentlich mürrischer Kerl, der ab diesem Moment ihr Herz in seinen Händen hält … und das nicht einmal weiß …

Prolog

Unsicher kaut Saori auf ihrer Unterlippe, während sie in der Nähe des Getränkeautomaten ihrer Schule steht und diesen beobachtet. Sie ist nun in der zweiten Klasse. Das neue Schuljahr hat erst vor wenigen Tagen begonnen und wie ihre Freundinnen ihr klar gemacht haben, ist das ihre Chance. Vermutlich sogar ihre letzte Chance. Wenn sie es dieses Schuljahr nicht schafft, ihrem Schwarm anzusprechen und ihm ihre Gefühle zu gestehen, dann war es das. Er ist nämlich schon in der dritten Klasse und wird die Schule dieses Jahr beenden. Daher - sie hat ein Schuljahr! Und das heute, das ist der erste Versuch. Sie weiß, dass Kageyama jeden Tag hierher kommt und sich ein Trinkpäckchen holt. Und sie ist nun hier am Automat. Sie wird einfach auch etwas holen. Und dann werden sie ins Gespräch kommen, ganz einfach.

Einfach.

Einfacher, als gesagt. Denn da taucht er schon auf. Sofort spannt sich alles in Saori an und sie steht stocksteif da. Wie jeden Tag läuft Kageyama schnurstracks zum Getränkeautomaten und wirft das Geld ein. Eigentlich sollte sie ihn jetzt ansprechen, das war zumindest der Plan. Doch da ist etwas Unvorhergesehenes: Kageyama ist nicht allein. Sein vermutlich bester Freund begleitet ihn. Der kleine Rothaarige, mit dem er sich auch oft streitet, so wie sie es nicht nur bereits in Erfahrung gebracht sondern auch bei Spielen beobachtet hat. Hinata heißt er, auch das weiß sie inzwischen. Es ist ja schön, dass die beiden so tolle Freunde sind, aber sie hat in diesem Augenblick davon wirklich nichts! Wie soll sie ihren Schwarm jetzt ansprechen? Nachdenklich beobachtet sie, wie Kageyama sich bückt und ein Päckchen mit Trinkjoghurt aus dem Ausgabefach zieht.

Saoris Herz nimmt einen viel zu schnellen Takt an, während sie überlegt, ob sie ihn jetzt sofort ansprechen soll. Aber … nein, sie traut sich nicht. Zumindest nicht, so lange sein Kumpel dabei ist. Während ihre Zähne wieder ihre Unterlippe malträtieren, ballt sie ihre Hände unsicher zu Fäusten. Soll sie doch? Oder … Und noch während sie überlegt, laufen die beiden Drittklässler bereits an ihr vorbei. Kageyama sieht nach vorne doch Hinatas Blick richtet sich neugierig auf sie.

“Kommst du endlich, du Idiot?”, erklingt Kageyamas dunkle Stimme, woraufhin Hinata einen Satz nach vorne macht.

“Ich komme ja schon, du Depp!”

“Selber Depp!”

“Wie bitte? Du hast doch angefangen, mich zu beleidigen!”

Während die Stimmen der beiden mit der Entfernung leiser werden, sackt Saori in sich zusammen. Ein leises Stöhnen entkommt ihr. Oh man, sie wird es nie schaffen, ihn anzusprechen!
 

Als sie etwas später in ihr Klassenzimmer kommt, sehen ihre Freundinnen neugierig zu ihr auf.

“Und? Hast du mit ihm gesprochen?” Chiyo beugt sich in Saoris Richtung.

“Ehrlich gesagt”, nuschelt die Gefragte und nimmt ihre langen braunen, leicht lockigen Haare zu einem Zopf zusammen, den sie mit einem Haargummi befestigt, “nein.”

“Wirklich nicht? Oh Saori, so wird das aber nichts werden.” Aiko verschränkt ihre Arme vor dem Oberkörper und schütteln ihren Kopf.

“Ich weiß ja”, murmelt diese und lässt sich seufzend auf ihren Platz sinken. Sie sieht erst kurz zu Aiko, die rechts von ihr sitzt und anschließend hinter sich, wo Chiyos Platz ist. “Aber er war nicht allein. Sein Kumpel, dieser Hinata, war dabei. Und da habe ich es einfach nicht über mich gebracht. Ja, vielleicht war das dumm, aber … ach man.” Sie vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen. “Wie soll ich es nur jemals schaffen ihn anzusprechen?”

“Ach Süße.” Aikos Hand landet auf ihrem Rücken und tätschelt diesen. “Morgen ist auch noch ein Tag. Und du versuchst das jetzt jeden Tag. So lange, bis du dich endlich traust ihn anzusprechen. Und da er im März die Schule beendet, sind das immerhin noch fast zwölf Monate. Das bekommst du ja wohl hin, oder?”

“Das glaube ich auch”, stimmt Chiyo zu. Aufmunternd sehen beide ihre Freundin an, die ihren Kopf wieder aufrichtet und zwischen den beiden hin und her blickt

“Meint ihr wirklich?”

Sofort nicken beide zustimmend. Aiko hebt einen Zeigefinger an.

“Natürlich! Du hast dir so viel Mühe gegeben letztes Jahr und dich über Volleyball informiert, obwohl du zuvor nichts damit anfangen konntest und besuchst auch alle Spiele. Nur seinetwegen. Also du wirst das schon hinbekommen. Er wird dich auf jeden Fall noch wahrnehmen.”

“Aiko hat vollkommen recht. Wenn er das nicht tun sollte, dann ist er einfach nur blind und blöd.”

Auf Chiyos Aussage erscheint ein Lächeln auf Saoris Zügen. Zum Glück hat sie solch tolle Freundinnen. Was würde sie nur ohne sie machen? Sie wirkt ebenfalls entschieden.

“Ich werde ihn ansprechen, auf jeden Fall!”

“Gut.

“Mach das.”

Beide tätscheln die Schultern ihrer Freundin und noch ehe jemand von ihnen etwas sagen kann, geht die Türe auf und ihre Lehrerin kommt ins Klassenzimmer.

Kapitel 1

In Ordnung. Neuer Tag, neue Chance. Heißt es nicht so? Saori steht wieder vor dem Getränkeautomaten. Sie hat bereits das Geld eingeworfen und ihr Blick huscht über die Tasten. Hier, Trinkjoghurt. Das hat Kageyama gestern aus dem Getränkeautomaten gelassen. Also holt sie sich auch einen. Schnell drückt sie die Taste und hält kurz darauf das Trinkpäckchen in der Hand. Trinkjoghurt hat sie noch nie probiert, hoffentlich schmeckt es. Sie tritt ein paar Schritte zurück und sieht in die Richtung, aus der Kageyama normalerweise kommt. Verunsichert beißt sie wieder auf ihre Unterlippe. Dass er auftauchen wird, ist mehr als wahrscheinlich, immerhin holt er sich hier jeden Tag etwas. Und als er auftaucht, macht ihr Herz einen Satz. Wie immer ist sein Gesicht mürrisch verzogen, auch wenn sie sich inzwischen sicher ist, dass er eigentlich gar nicht wirklich mürrisch ist, sondern dass das einfach sein normaler Gesichtsausdruck ist. Zumindest schreckt es sie nicht mehr ab. Okay, wo soll sie hinstehen, so dass er auf jeden Fall sehen kann, was sie in ihrer Hand hält? Denn wenn er sieht, dass sie auch einen Trinkjoghurt hat, den auch er trinkt, kommen sie hoffentlich ins Gespräch. Ähm, vielleicht hier? Schnell stellt sie sich in kurzer Entfernung vom Getränkeautomaten auf und fummelt mit zitternden Fingern das Röhrchen hervor. Beim dritten Versuch trifft sie auch endlich das Loch, so aufgeregt ist sie. In der Zeit hat sich Kageyama bereits am Getränkeautomaten sein Trinkpäckchen herausgelassen. Sie hebt ihres hoch und will gerade so etwas sagen wie: Ach, du trinkst auch Trinkjoghurt? Was für ein Zufall. Und gerade als sie ihren Mund aufmachen will, erstarrt sie. Das, was er da in der Hand hält, ist eindeutig Milch. Und während ihr Gehirn krampfhaft danach sucht, was sie nun sagen soll, hat er sich bereits umgedreht und läuft davon, das Röhrchen des Trinkpäckchens bereits im Mund. Saori starrt ihm hinterher, immer noch etwas überfordert. Milch? Warum heute Milch?
 

~🏐~
 

Bereits am nächsten Tag steht Saori erneut bereit. Doch dieses Mal nicht, um Kageyama anzusprechen, außer es würde sich ergeben. Nein, sie will ihn beobachten. Hat er einen Wochenplan, wann er Milch und wann er Trinkjoghurt kauft und trinkt? Oder vielleicht auch noch etwas ganz anderes?

Wieder steht sie in der Nähe des Getränkeautomatens, als er ankommt und sie natürlich wie immer nicht wahrnimmt. Das bringt ihr Herz kurz zum stocken. Macht es überhaupt Sinn, ihm hinterherzulaufen, wenn er sie nicht einmal bemerkt? Kurzerhand ballt sie ihre Hände zu Fäusten. Doch, tut es! Sie mag ihn, so ist es eben. Und sie wird es ihm sagen. Und dann wird er sie auch mögen, so einfach ist es!

Sie fixiert ihren Blick auf ihn, genauer gesagt auf seine Hand, die er gerade auf den Getränkeautomaten legt. Ihre Augen weiten sich, als ihr bewusst wird, was er gerade getan hat. Die Knöpfe für die Milch und den Trinkjoghurt liegen direkt nebeneinander. Und er hat beide gleichzeitig gedrückt. Es quasi dem Zufall überlassen, was er heute trinken wird. Ein Schmunzeln erscheint auf ihren Zügen. Das ist ja gar nicht so doof. Wobei, sie verzieht ihr Gesicht wieder, so kann sie ja gar nicht passend zu ihm das richtige Getränk auswählen, wenn es jedem Tag den Zufall überlassen ist. Wie soll sie es denn dann machen? Als sie ihren Kopf wieder hebt, sieht sie sich fragend um. Wo ist Kageyama denn? Wieder seufzt sie auf. Anscheinend ist er gegangen, während sie sich ihre Gedanken gemacht hat. Und wieder ein Tag, der vergangen ist, ohne dass sie mit ihm gesprochen hat. Verdammt aber auch.
 

~🏐~
 

Saori legt ihre Hand auf den Getränkeautomaten. Einen Finger auf die Milch, den anderen auf den Trinkjoghurt, so wie sie es bei Kageyama gesehen hat. Dann drückt sie zu. Der Automat ruckelt ein wenig, dann spuckt er ein Päckchen aus. Sie beugt sich hinunter und greift in das Ausgabefach. Milch. Doch, die kann sie trinken, denn um ehrlich zu sein, der Trinkjoghurt hat ihr nicht wirklich geschmeckt. Doch wenn es hilft, dass sie ihrem Schwarm endlich näher kommt, dann erträgt sie den Geschmack schon. Sie läuft ein paar Schritte weiter und lehnt sich gegen eine der Säulen, in ihren Händen immer noch das Milchpäckchen und blickt es nachdenklich an. Wann schafft sie es endlich, Kageyama anzusprechen? Wenn sie so weitermacht, dann ist sein letztes Schuljahr vorbei und sie hat es nicht hinbekommen und wird ihm hinterher weinen, da ist sie sich mehr als sicher. Sie muss es einfach endlich schaffen! Sie muss sich nur selbst in den Hintern treten! Wieder versinkt sie in Gedanken, aus denen sie urplötzlich gerissen wird, als eine tiefe Stimme verärgert erklinkt.

“Was verdammt soll das heißen? Empty? Du kannst mich auch mal empty! Scheiß Automat, gib mir sofort meine Milch oder meinen Trinkjoghurt!”

Die Stimme erkennt sie sofort! Saori reißt ihren Kopf hoch und ihre weit aufgerissenen Augen richten sich auf Kageyama, der da … was eigentlich macht? Fragend legt sie ihren Kopf schräg, als sie erkennt, dass er beide Hände am Getränkeautomaten hat, diesen schüttelt und diesen dabei anschreit. Was hat er da gesagt? Empty? Leer? Langsam tritt sie auf ihn zu.

“Entschuldige bitte”, bringt sie leise und mit zitternder Stimme hervor. Schon dreht er sich fragend zu ihr um und kaum dass der Blick aus seinen blauen Augen auf ihre fällt, macht ihr Herz einen Satz. Was macht sie hier eigentlich? Ihre Finger krallen sich um das Milchpäckchen, das sie immer noch in der Hand hält.

“Ja?”, knurrt er sie an. Sofort macht sie einen kleinen Schritt nach hinten. Ist er ihr etwa böse? Aber wegen was? Ihr Blick gleitet zum Getränkeautomaten und sie kann in dem kleinen Display das Wort >empty< blinken sehen. “Du … der Automat ist leer?”, fragt sie leise.

“Äh … er zeigt … empty an”, murmelt Kageyama.

“Das ist englisch und bedeutet leer”, erklärt sie und wird ein wenig ruhiger. Das erklärt zumindest seine schlechte Laune. Ohne seine Milch oder seinen Trinkjoghurt scheint er nicht besonders gut drauf zu sein.

“Aaahhh”, entkommt ihm. Seinen geweiteten Augen kann man ansehen, dass er zu verstehen scheint. Doch nur kurz, denn schon wirkt er wieder düster und sehr, sehr mürrisch. Schlimmer als sonst.

Saori beißt sich auf die Unterlippe. Was soll sie jetzt machen? Wieder ballen sich ihre Finger leicht zusammen und da bemerkt sie erst wieder, dass sie ja noch etwas in der Hand hält. Ihr Herz macht einen Satz, als ihr eine Idee kommt. Sie sieht wieder zu ihm auf.

“Magst … magst du vielleicht meine Milch? Ich habe vermutlich die letzte bekommen. Zumindest habe ich sie direkt vor dir rausgelassen.”

Ihr Herz schlägt unglaublich schnell. Sie hat es ausgesprochen! Seine Augen weiten sich. Mit diesem Angebot scheint er nicht gerechnet zu haben. Seine Augen wandern von ihr zu dem Trinkpäckchen, das sie ihm nun entgegenstreckt. Sein Blick wandert wieder nach oben. Er wirkt sehr überrascht.

“Du willst mir wirklich deine Milch geben? Warum?”

Ihre eigenen Augen weiten sich und sie lässt ihre Hände wieder ein Stück nach unten sinken.

“Weil … weil du sie … glaube lieber trinken magst als ich. Ich kann mir auch einfach einen Tee holen, der schmeckt mir auch.” Ihre Stimme zittert zwar ein wenig, trotzdem, sie hat es noch einmal ausgesprochen.

Doch Kageyama zögert immer noch. Wieder blickt er die Milch unsicher an.

“Ähm”, entkommt ihm.

“Jetzt nimm sie doch endlich.” Wieder hebt Saori die Milch nach oben, versucht ihm telepathisch einzutrichtern, dass er sie einfach nehmen soll.

“Wenn es für dich wirklich in Ordnung ist?”, fragt er, an der Unsicherheit ändert sich nichts. Er kann es wohl einfach nicht glauben, dass sie ihm die Milch angeboten hat.

“Sonst hätte ich es dir nicht vorgeschlagen”, erwidert sie ernst.

Erneut zögert er, ehe er nickt..

“Okay, danke dir. Warte kurz.” Er dreht sich herum und drückt den Knopf am Getränkeautomaten, der sein Geld wieder ausspuckt. Dieses nimmt er und hält es Saori entgegen. Überrascht sieht sie auf. Das Geld? Damit hat sie nicht gerechnet. Schnell schüttelt sie ihren Kopf und hebt ihm die Milch erneut etwas höher entgegen.

“Nein, nein. Nimm sie einfach, ja?”, richtet sie an ihn.

“Aber …” Langsam lässt Kageyama seine Hand mit dem Geld sinken und sein Blick landet wieder auf der Milch. Er blinzelt, dann streckt er seine Hand langsam aus und legt sie um das Trinkpäckchen. Und kaum dass er das macht, reißt Saori ihre eigenen Hände zurück. Ihre Wangen laufen hochrot an, das spürt sie daran, wie sehr diese brennen.

“L-lass es dir schmecken, Kageyama”, bringt sie mit zitternder Stimme hervor, ehe sie doch ihrem Fluchtreflex nachgibt. Sie dreht sich herum und nimmt die Beine in die Hand, um davon zu kommen. Erst nachdem sie eine gute Entfernung zwischen sich und Kageyama gebracht hat, bleibt sie stehen. Sie beugt sich nach vorne, stützt ihre Hände auf ihren Knien ab und schließt die Augen, während sie sich zwingt, ruhig ein- und auszuatmen.

“Hey Saori, was ist denn mit dir los?”

Als die Angesprochene Chiyos Stimme vernimmt, richtet sie sich wieder auf.

“Gott, deine Wangen sind hochrot. Hast du etwa Fieber?” Aiko, die neben Chiyo gestanden hat, kommt zu ihrer Freundin und legt ihr die Hand auf die Stirn. Schnell schüttelt Saori ihren Kopf, wodurch die Hand von ihrer Stirn rutscht.

“Ich … ich habe Kageyama angesprochen”, bringt sie stotternd hervor.

“Was? Wirklich?” Aikos Augen weiten sich, trotzdem wirkt sie begeistert. Und nicht nur sie.

“Wirklich? Was habt ihr gesprochen?” Auch Chiyo kommt näher. “Los, erzähl schon, wir wollen alles wissen!”

Kapitel 2

“Das wäre es doch!”

“Das ist deine Chance, Saori!”

Die Stimmen erklingen rechts und links von der Angesprochenen, die ihre Freundinnen aber nicht richtig wahrnimmt. Ihre Aufmerksamkeit ist rein auf den Anhang vor ihr gerichtet.

Zu dritt stehen sie vor dem schwarzen Brett der Karasuno. Und in der Mitte dessen hängt ein schwarzes Blatt, auf dem in weißer und oranger Schrift geschrieben steht: >Die Krähen suchen dich! Der Volleyballclub der Jungen sucht eine/n neuen Manager/in. Hast du Interesse? Dann melde dich bei Yachi Hitoka, Klasse 3-5<.

“Das musst du machen, Saori!” Aiko greift von hinten nach deren Schultern und schüttelt ihre Freundin.

“Aiko hat recht! So kannst du Kageyama nahe sein und ihm endlich sagen, dass du ihn magst”, stimmt Chiyo sofort aufgeregt zu.

Saori sieht immer noch den Zettel an. Managerin?

“I-ist das überhaupt was für mich? Bin ich dafür nicht zu unbegabt?”, murmelt sie verunsichert. Und ganz unrecht hat sie nicht - sie ist eine Niete in Sport.

“Süße, du weißt mehr über Volleyball als viele andere, die ich kenne!” Chiyo hebt einen Zeigefinger hoch. “Du hast dich in weniger als einem Schuljahr eingelesen und hast dir schon ein großes Wissen angeeignet. Das ist doch ideal! Du bist perfekt für diesen Posten.”

“Und wie gesagt kannst du dann mehr Zeit mit Kageyama verbringen. So hast du endlich den perfekten Punkt, um mit ihm ins Gespräch zu kommen - regelmäßig.” Auch Aiko ist von der Idee begeistert.

“Meint ihr wirklich?” Saori sieht unsicher zwischen ihren Freundinnen hin und her.

“Natürlich. Sieh es doch so - dadurch kannst du ihn jeden Tag sehen und mit ihm sprechen. Ganz ohne dass du dir eine Idee einfallen lassen musst.” Chiyo legt ihre Hände vor sich zusammen. “Klingt das nicht gut?”

Klingt das nicht gut? Saori lässt sich die Worte ihrer Freundin durch den Kopf gehen. Sie lenkt ihren Blick wieder auf den Aushang vor sich, ehe sie nickt.

“Ihr habt recht. Das ist die perfekte Gelegenheit.” Sie streckt ihre Hände aus und nimmt den Anhang vom schwarzen Brett, ehe sie ihn in ihre Tasche packt. Managerin vom Volleyballclub der Jungen. Jeden Tag in der Nähe ihres Schwarmes sein zu können. Das klingt einfach viel zu gut.
 

~🏐~
 

Von einem Fuß auf den anderen tretend, steht Saori vor der Türe des Klassenzimmers der 3-5. Oh Gott! Sie ist sich zwar sicher, dass das die perfekte Gelegenheit ist, aber sie ist sich trotzdem total unsicher. Ist sie die Richtige für den Job? Kann sie Managerin werden? Was, wenn sie total schlecht darin ist? Dann will Kageyama sicherlich erst recht nichts mit ihr zu tun haben! In dem Moment wird die Türe vor ihr aufgerissen und sie zuckt zusammen. Ein Drittklässler sieht sie von oben herab an.

“Willst du hier rein?”, fragt er verwundert.

“I-ich w-wollte mit Y-yachi H-hitoka reden”, piepst sie.

“Klar, kein Problem. Geh einfach rein. Die Blondine, die in der zweiten Reihe am Fenster sitzt”, erklärt der Ältere und deutet hinter sich ins Klassenzimmer. Dann dreht er seinen Kopf nochmal über die Schulter nach hinten. “Yachi, Besuch für dich.” Anschließend nickt er Saori zu, ehe er an ihr vorbei tritt.

Diese ist wie erstarrt. Jetzt kann sie nicht mehr zurück. Wobei, eigentlich ist es ja gut, dass sie keinen Rückzieher machen kann. Und mit diesem Gedanken tritt sie vorwärts und in das Klassenzimmer der aktuellen Managerin des Volleyballclubs ein. Sie muss nicht lange suchen, dann hat sie Yachi bereits entdeckt. Das hübsche Mädchen ist ja schließlich bei jedem Volleyballspiel dabei und da auch sie selbst inzwischen jedes offizielle Spiel verfolgt, hat sie sie oft genug gesehen. Und Yachis Blick ist auch schon neugierig auf sie gerichtet, immerhin hat ihr Klassenkamerad lautstark angekündigt, dass jemand vor der Türe steht.

“Willst du zu mir?”, fragt sie neugierig und mit offenem Blick.

“J-ja.” Ihre Hände verkrampfen sich um das Blatt, dass sie zusammengefaltet festhält. So tritt Saori zu Yachi. Sie faltet das Papier auseinander und hält dieser den Aushang des Volleyballclubs entgegen. Dann verbeugt sie sich.

“Mein Name ist Mishima Saori, ich bin in der 2-4 und würde gerne Managerin des Volleyballclubs werden”, platzt aus ihr heraus.

“Ah, das ist ja toll.” Man kann Yachis Stimme die Begeisterung anhören. Sie tippt der vor ihr immer noch gebeugt Stehenden auf die Schulter. “Du darfst dich auch wieder aufrichten.”

Das tut die Angesprochene, während sich ihre Wangen rot färben.

“Ent-entschuldigung”, murmelt sie.

“Du musst dich doch nicht entschuldigen.” Kichernd winkt Yachi ab, ehe sie ihren Kopf schräg legt. “Du bist übrigens die zweite, die sich deswegen heute bei mir meldet. Dabei habe ich den Aushang doch erst diesen Morgen am schwarzen Brett angebracht.”

“Die zweite?” Kurz stockt Saoris Herz, während sie die Ältere mit geweiteten Augen anstarrt.

“Ja. Ein, ähm, wie hieß er noch gleich? Oh man, man sollte doch denken, dass ich inzwischen ein besseres Namensgedächtnis haben sollte … warte kurz.” Yachi bückt sich und zieht ein Notizbuch aus ihrer Schultasche, in das sie hineinschaut. “Ah, hier. Umeda Kiyoshi aus der 1-2. Sagt dir der Name etwas?” Fragend sieht sie auf. Schnell schüttelt Saori ihren Kopf, während sie sich etwas entspannt. Das klingt nach einem Jungen und damit wird es vermutlich niemand sein, der ebenfalls nur wegen Kageyama in den Volleyballclub will.

“Nein, ich kenne ihn nicht”, spricht sie noch laut aus.

“Na gut. Hast du trotzdem noch Interesse, wenn es auch schon einen weiteren Interessenten gibt?” Yachi klappt das Notizbuch wieder zu.

“Doch, habe ich!” Wieder platzt diese Aussage aus Saori heraus. Sie wird sich diese Chance, Kageyama näher zu kommen, von niemanden nehmen lassen! Ein leises Lachen entkommt der vor ihr Sitzenden.

“Das klingt sehr gut. Dann machen wir es so, dass du auch erstmal zum schauen vorbei kommst. Kannst du morgen nach der Schule zum Training kommen? Umeda kommt da auch, sieht es sich erst einmal an.”

“Sehr gerne”, stimmt Saori zu.

“Gut. Der Volleyballclub der Jungs trainiert in der kleinen Sporthalle. Du weißt wo die ist?” Als die Jüngere erneut nickt, spricht Yachi weiter. “Gut. Wir trainieren direkt nach dem Unterricht, um 15 Uhr. Du kannst gerne vor der Türe warten oder schonmal reingehen. Oh, und nicht zu vergessen: Bring bitte deine Sportschuhe mit. Gerne auch einen Trainingsanzug.”
 

Ein paar Minuten später steht Saori vor dem Klassenzimmer der 3-5 und seufzt auf. Okay, das hier hat sie geschafft! Entschieden ballt sie ihre Hände zu Fäusten. Der erste Schritt, Kageyama näher zu kommen, ist getan. Bereits morgen wird sie ihn sehen. Und das dann jeden Tag! Phase zwei kann starten! Na gut, Phase zwei ist eigentlich Phase eins - sie will ihn endlich ansprechen!
 

~🏐~
 

“Hah! Ich wusste, dass du das packst!” Begeistert reckt Chiyo ihre Faust in die Höhe.

“Naja”, murmelt Saori, “es gibt ja noch einen anderen Bewerber auf die Stelle. Wer weiß, ob ich die Stelle wirklich bekomme.”

“Ach, jetzt sei mal nicht so negativ.” Aiko bewegt ihren Zeigefinger vor dem Gesicht ihrer Freundin hin und her. “Das wichtigste ist doch geschafft. Du hast dich auf den Anhang gemeldet und somit gezeigt, dass du Interesse hast. Zudem ist es ja auch nicht so, dass du keine Ahnung hast. Du hast dir schon so viel Wissen angeeignet, man muss ja nicht bei Null beginnen, dir etwas bei zu bringen. Du gehst da hin und zeigst dem Volleyballclub, dass du genau die Richtige für den Job als Managerin bist.”

“Genau das wirst du machen. Und natürlich nicht nur das. In erster Linie wirst du nämlich deinem Angebeteten zeigen, dass du die Richtige für ihn bist”, stimmt Chiyo zu.

Saori richtet sich auf.

“Ich gebe mein bestes!”

“Sehr gut.” Aiko lächelt bei der inbrünstigen Aussage.

“Vielleicht wäre mehr als nur dein bestes noch besser …”

Während Saori die dritte in ihrer Runde ungläubig ansieht, entkommt Aiko ein lautes:

“Chiyo!”

“Was denn?”, fragt diese und zuckt mit ihren Schultern, ehe sie kichert. “Mehr als nur das Beste geben ist doch immer gut.”

“Sie hat ja recht”, stimmt Saori ihrer Freundin zu und wirkt nun noch entschlossener. “Ich will Kageyama für mich gewinnen, also werde ich alles dafür tun!”

“Na dann, hau rein.”

“Nur ihn nicht …”

“Oh Chiyo!”

“Mensch, Chi!”

Kapitel 3

Und wieder läuft Saoris Herz einen regelrechten Marathon und das Adrenalin pulsiert durch ihre Adern. Ihr Blick ist auf die geschlossene Türe der Sporthalle gerichtet, hinter der Kageyama auf sie wartet! Nein, er wartet natürlich nicht auf sie, aber er ist dort und nur seinetwegen ist sie hier. Als sie hinter sich ein Geräusch vernimmt, dreht sie sich fragend um. Yachi? Doch hinter ihr kommt ein Junge zu stehen. Er stemmt seine Hände auf die Knie und holt tief Luft.

“Gott, ich habe echt keine Kondition”, murmelt er, ehe er sich wieder aufrichtet und die Brille mit den runden Gläsern auf seinem Nasenrücken zurück schiebt. Neugierig mustert er Saori.

“Hallo, ich bin Umeda Kiyoshi. Ich bin in der 1-2 und hier, weil ich Manager des Volleyballclubs werden will.” Schief grinsend streicht er sich durch die kurzen, braunen Haare. “Ich bin zwar nicht sonderlich gut im physischen Teil von Volleyball, aber im psychischen habe ich es drauf.” Er zwinkert ihr zu.

Kurz zucken Saoris Mundwinkel, ehe ihr klar wird, dass er doch ihr Rivale um die Stelle als Managerin des Volleyballclubs ist. Yachi wird ja sicherlich keine zwei Schüler brauchen, das kann sie sich einfach nicht vorstellen. Und wenn er dann auch noch so fit in Volleyball ist, wie es sich jetzt gerade zumindest angehört hat, dann ist er auf den ersten Blick sicher die bessere Wahl. Das einzige, das sie vorbringen kann, sind ihre Gefühle für Kageyama und sie vermutet stark, dass das kein Grund dafür ist, dass sie die Stelle bekommt. Mit anderen Worten - sie muss sich wirklich anstrengen!

“Ich heiße Mishima Saori und bin in der 2-4. Ich bin ebenfalls wegen der Stelle als Managerin des Volleyballclubs da.”

“Oh, du auch?” Umedas Augen weiten sich erstaunt. “Und du bist schon in der zweiten Stufe? Hattest du bisher einen anderen Kurs?”

Und noch ein Punkt, der eher für Umeda als für sie als Manager spricht. Wenn Yachi ihn jetzt ausbildet, dann ist er insgesamt drei Jahre an der Seite der Volleyballer. Für sie wäre es nur dieses und auch nächstes Jahr. Zumindest ist ihr Plan, es durchzuziehen, auch wenn Kageyama dann nicht mehr an der Schule ist. Alles andere wäre nicht in Ordnung. Nicht dem Volleyballclub gegenüber und sie würde es sich auch selbst nicht verzeihen, jemanden im Stich zu lassen. Saori unterdrückt ein Seufzen.

“Ja, schon in der zweiten Stufe. Letztes Jahr war ich beim Haushaltskurs, aber der ist ehrlich gesagt”, sie beugt sich ein wenig nach vorne, “langweilig. Dieses Jahr wollte ich mir sowieso nach etwas anderem schauen und dann habe ich den Aushang des Volleyballclubs gesehen. Deshalb bin ich da.” Gut, ganz gelogen ist das ja nicht. Wäre der Aushang nicht gewesen, wäre sie doch gar nicht auf die Idee gekommen, Managerin zu werden. Der Hauptgrund ist natürlich immer noch ihr Schwarm, aber das versteht sicherlich ein jeder. Vielleicht auch nicht, aber deshalb wird sie es auch nicht erwähnen.

“Cool. Ich mag Volleyball, bin aber gänzlich unbegabt. An meiner Schule gab es aber schon Manager. Und … naja, ehrlich gesagt sind die ja meistens auch weiblich. Aber ich dachte, ich probiere es mal. Wenn es nicht sein soll, dann kann ich es mir zumindest nicht vorwerfen, es nicht probiert zu haben.”

Wieder weiten sich Saoris Augen ein wenig, ehe sie es nun zulässt und lächelt.

“Das sagst du ganz richtig, Umeda.”

“Hoffentlich.” Verlegen reibt sich dieser über den Hinterkopf. Ehe Saori oder er noch einmal etwas sagen können, kommt hinter ihnen jemand angerannt. Beide drehen ihre Köpfe und sehen Yachi auf sich zukommen. Als diese direkt vor ihnen stehen bleibt, verneigen sich die Jüngeren sofort.

“Richtet euch bitte wieder auf”, wehrt Yachi verlegen ab, verneigt sich dann selbst einen Moment. “Entschuldigt bitte, dass ich euch habe warten lassen. Ich musste noch etwas erledigen und bin zu spät losgekommen. Nun gut, dann mal rein mit euch in die gute Stube.” Sie geht voran und öffnet die Türe, um die Jüngeren vorbei zu lassen.

“Willkommen in der Sporthalle des Volleyballclubs der Karasuno”, erklärt sie dabei und deutet in das Innere der Halle, wo schon einige Jungen in Sportkleidung unterwegs sind.

“Aufstellen”, ertönt eine Stimme und gleich darauf stehen die zwölf Jungen alle vor ihnen. Saori hatte ihren Blick auf den Boden gerichtet. Kaum dass sie eingetreten sind, ist ihr klar gewesen, dass sie nun auf Kageyama treffen wird. Und ihr Puls, der sich beim Gespräch mit Umeda minimal beruhigt hat, schnellt wieder hinauf.

“Jungs, ich möchte euch Mishima Saori und Umeda Kiyoshi vorstellen. Die beide haben meinen Aushang am schwarzen Brett gesehen.”

“Oh, dann musst du dich ja gar nicht mehr so auf die Suche machen, wie Kiyoko damals.”

Saori hebt vorsichtig ihren Kopf ein Stück. Das ist vermutlich Hinata gewesen, der das gesagt hat.

“Klar. Bei dem Ruf, den der Volleyballclub inzwischen hat, kommen die Leute auf uns zu, nicht wir auf sie”, erklärt da der große blonde Typ mit der Brille. Wie hieß der nochmal? Kushi, nein, Taska … ah, Tsukishima, das war es. Saori weiß außer von den neuen Erstklässlern inzwischen eigentlich alle Namen. Sie hat sich halt sehr mit dem Volleyballclub der Karasuno beschäftigt, als sie mehr über Kageyama wissen wollte. Und die Namen seiner Mitspieler hat sie so auch erfahren.

“Wir freuen uns auf jeden Fall, dass ihr hier seid.” Ein weiterer der Drittklässler tritt hervor und lächelt Saori und Umeda an. “Mein Name ist Yamaguchi Tadashi, ich bin der Kapitän des Volleyballclubs. Wenn etwas ist, dann dürft ihr auch gerne zu mir kommen.”

“Bekommen wir jetzt zwei neue Manager?”, fragt einer der Zweitklässler neugierig.

“Das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht”, antwortet Yamaguchi zögerlich, ehe er die Managerin ansieht. “Hitoka?”

Diese streicht sich auf einer Seite ihres Gesichts die Haare hinter die Ohren.

“Darüber habe ich mir auch noch nicht so ganz Gedanken gemacht, wenn ich ehrlich bin.” Sie grinst schief, doch das lässt sie sehr liebenswert wirken. “Aber ich hätte gesagt, die beiden sollen sich das Ganze jetzt erstmal anschauen und dann weitersehen. Falls einer der beiden nachher keine Lust hat, ist das dann ja auch nicht schlimm.” Und kaum, dass sie den letzten Satz ausgesprochen hat, reißt sie ihren Kopf in Richtung von Saori und Umeda. “Das ist jetzt nicht so gemeint, dass ich einen von euch sofort wieder loswerden will! Es geht mir nur darum, dass ihr es euch erstmal anschauen sollt! Wenn es euch gefällt, dann ist das super. Und wir finden auch eine Lösung, wenn ihr alle beide bleiben wollt!”

Sofort erhält sie ein doppeltes, leicht schüchternes Nicken.

Vorsichtig hebt Saori ihren Kopf nun ganz und lässt ihren Blick durch die Halle gleiten, sucht dabei eine ganz bestimmte Person. Kaum dass sie diese findet, erstarrt sie. Seine blauen Augen, die ihr so wunderbar gefallen, liegen direkt auf ihren!

“Das Milchmädchen”, platzt es aus ihm heraus.

“Das … was? Hast du gerade irgendwelche Tagträume?”, fragt Tsukishima mit einem Tonfall, den man vermutlich als spöttisch bezeichnen könnte.

“Ja, von was redest du? Ein Milchmädchen? Träumst du jetzt schon davon, dass sich deine Milch in ein Mädchen verwandelt?”, fragt Hinata verwundert und bekommt sofort einen wütenden Blick seines besten Freundes ab.

“Naja, bei ihm sollte man eher denken, dass er sich vorstellt, dass sich seine Milch in einen Volleyball verwandelt.” Ja, Tsukishimas Stimme ist eindeutig spöttisch und mit dieser Aussage erntet er außer einem ebenfalls wütenden Blick einiges zustimmendes Gelächter seiner Mannschaftskameraden.

“Das ist sicher nicht so”, knurrt Kageyama, ehe er wieder zu Saori sieht, deren Wangen sich anfühlen, als würden sie brennen. Es wird noch schlimmer, als er ein paar Schritte auf sie zutritt und sich vor ihr verneigt. “Leider konnte ich mich damals nicht richtig bei dir bedanken, aber das will ich nun nachholen. Vielen Dank, dass du mir deine Milch gegeben hast.” Er richtet sich wieder auf und erneut liegen seine leuchtend blauen Augen auf ihren hellbraunen.

“D-das i-ist d-doch k-kein P-Problem ge-gewesen”, stottert sie und streicht ihre Haare zurück. Obwohl sie sie zu einem Zopf geflochten hat, lösen sich ein paar ihrer Locken daraus. Und das einzige, das gerade vermutlich ein Problem ist, ist, dass sie es nicht auf die Reihe bekommt, normal mit ihm zu reden. Wie soll sie ihm nur jemals ihre Gefühle gestehen?

“Mishima, Umeda? Kommt ihr? Dann fange ich mal an, euch den ersten Teil zu zeigen.”

Yachis Stimme reißt Saori aus dem Moment. Immer noch hat sie Kageyama angesehen, nichts weiter gesagt.

“J-ja”, stottert sie erneut, wirft ihrem Schwarm nochmal einen kurzen Blick zu, doch dieser ist schon wieder auf seinen besten Freund konzentriert. Ein Seufzen entkommt ihr, während sie zu Yachi läuft, neben der auch schon Umeda steht. Das zwischen ihr und Kageyama war gerade wohl kein magischer Moment. Schade, das hätte ihr sicherlich einiges einfacher gemacht …

Kapitel 4

Es sind bereits fast vier Wochen vergangen, in denen Saori und Umeda von Yachi in die Aufgaben einer Managerin beziehungsweise eines Managers des Volleyballclubs eingearbeitet werden. Und obwohl Saori das ganz nur aus dem einen Grund, Kageyama nahe zu sein, begonnen hat, macht es ihr wirklich unglaublich viel Spaß. Sie wünscht sich, sie hätte schon früher damit anfangen können. Aber lieber spät als nie. Trotzdem ist da immer noch die Sorge in ihr, dass sich Yachi für Umeda als ihren Nachfolger entscheidet. Er ist einfach um einiges besser als sie, das ist zu merken. Und auch er ist voller Feuereifer dabei, zudem mag ihn jeder. Das kann sie verstehen, denn auch sie mag ihn. Er ist einfach sehr sympathisch und immer gut gelaunt und witzig.

“Umeda, kannst du bitte kurz die Flaschen auffüllen gehen? Und Mishima, kannst du bitte Klebeband organisieren?”, reißt Yachis Stimme sie aus ihren Gedanken.

“Natürlich, bin gleich wieder da.” Saori springt in den Geräteraum, in dem das Klebeband in einem Schrank untergebracht ist, während Umeda sich die leeren Flaschen geschnappt hat. Wie immer sind sie beide und Yachi etwas früher als die Volleyballer vor Ort. Nur Morgens nicht, da sind die Jungs im Normalfall unter sich.

Schon steht Saori vor dem Schrank, in dem das Klebeband liegt. Doch in dem Fach ist nur noch eine kleine Rolle, an der kaum noch Klebeband ist. Irgendwo muss es doch noch Nachschub geben. Sie streckt ihre Hand nach dem Kasten, der ganz oben im Schrank steht und zieht daran. Im nächsten Moment kommt er ihr auch schon entgegen und öffnet sich. Doch Klebeband ist nicht das, was darin lag. Lauter Kleinzeug kommt mit herunter und verteilt sich um sie herum auf dem Boden. Mit panischen Augen sieht Saori sich um, während ihr Herz unangenehm schneller zu schlagen beginnt. Oh verdammt! Wie dumm von ihr! Hoffentlich ist das nicht ein Punkt, der dafür sorgt, dass sich Yachi wirklich für Umeda entscheidet. Schnell geht sie auf die Knie und versucht alles zusammen zu suchen, doch das ist ein Unterfangen. Vermutlich sollte sie dafür einen Besen organisieren, einen Kehrwisch und eine Schaufel, das geht sicherlich am schnellsten. Gleich darauf streckt sie ihre Hand nach der Türklinke des Geräteraums aus, in der sie einen Besen finden wird. Und gerade als sie die Türklinke an ihrer Handfläche spürt, erklingt von innen eine Stimme, weshalb sie in ihrer Bewegung inne hält.

“Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll, Tadashi. Sie sind beide gut. Okay, man merkt schon, dass Umeda mehr Fachwissen besitzt und dadurch reagiert er oft schneller und besser. Aber Mishima macht es wirklich mit Spaß. Sie will hier sein und steckt Herzblut rein. Also nicht, dass es Umeda keinen Spaß macht. Nach welchen Kriterien sollte ich also entscheiden, wer von beiden mein Nachfolger sein soll? Klar, für Umeda spricht ja auch noch, dass er erst im ersten Jahr ist, also wäre er dann drei Jahre dabei.” Yachi klingt überfordert. Saoris Herz zieht sich zusammen. Schlussendlich hat die Ältere gerade ausgesprochen, was sie sich auch schon denkt. Eigentlich ist Umeda besser für den Job als Manager geeignet, an den Gründen kann man nicht rütteln. Auch sie würde sich für Umeda entscheiden. Sie beißt sich wie so oft auf die Unterlippe, um zu unterdrücken, zu weinen. Das kann sie später immer noch.

“Hmm, Mishima hat aber auch noch zwei Jahre, wenn du es so sehen willst.” Die Stimme des Kapitäns erklingt und Saori ist dankbar, dass er sich für sie einzusetzen scheint.

“Wie soll ich dann eine Entscheidung treffen? Ich kann sie doch nicht beide als Manager ausbilden!” Yachis Stimme ist von überfordert zu panisch übergegangen. Ein leises Lachen erklingt.

“Oh Hitoka, Schatz. Warum denn nicht? Klar, dieses Jahr wären es dann drei Manager, aber hey, warum denn nicht? Jede helfende Hand mehr ist doch eine gute Hand. Dann gibt es auch nicht die Probleme, wenn einer mal krank ist. Und es geht alles etwas schneller, ihr könnt die Aufgaben unter euch aufteilen. Zudem geht es nur um dieses Jahr. Im nächsten Jahr sind sie dann zu zweit und wenn Umeda ins dritte Jahr kommt, muss er sich auch jemanden suchen. Wenn er dann überhaupt noch dabei ist. Und wer sagt, dass sie alle beide wirklich bis zum Ende bleiben wollen.” Einen Moment herrscht Stille, dann gluckst Yamaguchi. “Okay, du hast recht. Wer will schon von diesen Chaoskrähen weg? Ich verstehe, warum Daichi dem Haufen damals diesen Namen gegeben hat … gut, ich habe auch noch drei von denen, die er damals hatte …” Ein Kichern von Yachi erklingt, ehe ihr Freund weiterspricht. “Aber zurück zum Ausgangspunkt. Ich sehe es als problemlos an. Wenn beide Manager werden wollen, warum dann nicht? Die beiden arbeiten gut zusammen, das sollte keine Probleme geben. Und wenn sie es gerne machen und Spaß daran haben - warum das unterdrücken?”

Erneut herrscht Stille.

“Oh Tadashi, du bist einfach der Beste!” Nun klingt Yachis Stimme erleichtert und auch überschwänglich.

Yamaguchi lacht laut.

“Okay, ich glaube, ich muss öfter gute Ratschläge geben, wenn ich dafür jedes Mal einen Kuss bekomme.”

“Mensch Tadashi!” Nun scheint Yachi verlegen zu sein und auch Saoris Wangen färben sich rot. Ob sie irgendwann vielleicht auch mit Kageyama hier sein wird und ihn küssen kann? Sie würde es sich wirklich sehr wünschen! Aber dazu muss sie einfach endlich den Mut aufbringen und ihm sagen, was sie empfindet. Oder vielleicht zumindest mal damit anfangen, mit ihm zu sprechen. Das könnte ja vielleicht auch schon dazu beitragen, dass er sie zu mögen beginnt. Ein leises Seufzen entkommt ihr. Als sich die Türklinke unter ihrer Hand bewegt und die Türe plötzlich nach innen aufgezogen wird, macht sie vor Schreck einen Satz nach hinten.

“Oh, Mishima, was machst du denn hier?”, hört sie Yamaguchi fragen, während sie mit roten Wangen auf den Boden starrt. Hoffentlich ist den beiden nicht klar, dass sie gelauscht hat.

“I-ich h-habe …” Nein, sie muss sich zusammenreißen und sich nichts anmerken lassen! “Ich habe drüben im Geräteraum leider etwas runtergeworfen und wollte schnell einen Besen holen”, antwortet sie. Trotzdem schafft sie es nicht, einem der beiden Älteren ins Gesicht zu sehen. Stattdessen blickt sie an ihnen vorbei und deutet auf die Besen, die an der hinteren Wand beschäftigt sind. “Oh, und das Klebeband ist leer, ich habe allerdings kein neues gefunden”, richtet sie dann noch schnell an Yachi. Diese hebt ihren Kopf.

“Oh, okay, danke fürs Bescheid geben. Oben im Umkleideraum müsste noch welches sein. Ich hole es schnell.”

“Vielen Dank.” Saori verbeugt sich vor ihr, ehe sie ans andere Ende des Raumes geht und dort nach einem Besen greift.

Kapitel 5

Als das Training zu Ende ist, seufzt Saori. Heute war der Tag aufwühlender als sonst. Vermutlich, weil sie das Gespräch von Yachi und Yamaguchi mitgehört hatte, obwohl es sie an sich ja nichts angegangen ist. Und dann ist da auch noch Kageyama, der sie, wie auch schon in den letzten Wochen einfach ignoriert hat. Klar, er grüßt sie jedes Mal, aber wirklich mit ihr sprechen tut er nicht. Und das ist schon etwas niederschmetternd. Jetzt ist sie zwar extra zum Volleyballclub, aber Erfolg hatte sie bisher noch nicht. Erneut entkommt ihr ein tiefes Seufzen. Sie wünscht sich so sehr, dass es anders wäre …

“Mishima, Umeda, habt ihr noch einen Augenblick?”, ruft Yachi in dem Augenblick.

Sofort hebt Saori ihren Kopf.

“Ja”, antwortet sie schnell. Ihr Herz nimmt wieder einen Takt zu. Jetzt kommt sicher das, was sie vorher belauscht hat. Schnell ballt sie ihre Hände zu Fäusten, um ihre Aufregung ein wenig zu mildern.

“Natürlich”, antwortet auch Umeda, gut gelaunt wie immer. Lächelnd blickt er Yachi an, während Saori angespannt ist. Was, wenn Yachi doch eine andere Entscheidung getroffen hat und sich nur für einen von ihnen beiden entscheidet? Dann ist es ja klar, dass sie Umeda nimmt! Seine Vorzüge überwiegen einfach.

“Also, um es schnell zu machen”, richtet Yachi da schon an sie beide, “bald seid ihr einen Monat hier im Volleyballclub. Wie gefällt es euch denn bisher?”

“Oh, ich finde es super! Es macht wirklich Spaß!”, schießt es bereits aus Umeda heraus.

“Ich bin auch sehr gerne hier”, antwortet Saori etwas leiser auf die Frage.

“Das merkt man euch an.” Yachi legt ihren Kopf schräg und drückt das Notizbuch, das sie noch in der Hand hält, enger an ihren Oberkörper. “Im Normalfall ist es so, dass ein Club eine Managerin oder einen Manager hat, manchmal auch zwei. Aber wenn ihr beide hier seid, wären wir sogar zu dritt.”

“Oh, bedeutet das, wir sind einer zuviel?”, unterbricht Umeda sie und sieht fragend zu Saori und anschließend wieder zu Yachi. Diese zuckt mit ihren Schultern.

“Nicht unbedingt zuviel, auch wenn es sehr ungewohnt ist. Aber schlussendlich ist ja jede helfende Person mehr gut, nicht wahr?” Unsicher nicken ihre Schüler beide und sie lächelt. “Schlussendlich geht es nur um dieses Schuljahr, in dem ich auch noch dabei bin. Nächstes Jahr, wenn ihr beide weiter machen möchtet, dann wärt ihr zu zweit. Und im Jahr drauf, wärst es noch du Umeda, dann solltest du nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin schauen. Natürlich nur, wenn ihr beide dabei bleiben wollt.”

Es ist, als würde ein schwerer Stein von Saoris Herz fallen. Yachi will sie tatsächlich beide als angehende Manager behalten. Sie wechselt einen strahlenden Blick mit Umeda, der genauso erfreut wirkt wie sie.

“Ja, sehr gerne.”

“Ich will auch gerne da bleiben”, stimmt Umeda ebenso wie Saori zu. Dieser kommt in dem Moment ein Gedanke. Eine Idee, die ihr weiterhelfen kann. In zweierlei Hinsichten. Ihrem fachlichen Wissen und auch bei Kageyama.

“Yachi”, richtet sie zögerlich an die Ältere, die sie sofort ansieht.

“Ja, Mishima?”

“Ich habe überlegt”, wieder nimmt Saoris Herzschlag zu, “Umeda weiß ja doch schon einiges über Volleyball, auf jeden Fall viel mehr als ich …”

“Das stimmt”, antwortet Yachi zögerlich.

“Ich habe überlegt … also … wie wäre es, wenn mir jemand noch ein wenig hilft? Ich meine, mit mir diese Volleyballsachen übt? Dann bin ich doch sicher auch eine größere Hilfe, oder?”

Langsam legt die Ältere ihren Kopf schräg und nickt langsam.

“Ja, das … ja, schon.”

“Also meinst du, ich könnte jemanden von den Spielern fragen, ob der mir sozusagen ein wenig Nachhilfe gibt? Muss ja nicht lange sein. Während dem Training, oder auch”, erneut nimmt ihr Herzschlag einen weiteren Takt zu und schlägt nun hart gegen ihren Brustkorb, “danach.”

Nun leuchten Yachis Augen auf.

“Das ist eine tolle Idee.” Sie sieht zur Seite. “Am besten wäre vermutlich einer der Älteren. Ähm, Hinata zum Beispiel. Der redet wirklich gerne über Volleyball.”

“Ich habe eher an”, Saori muss sich zusammenreißen, nichts durch ihre Gestik oder Mimik zu verraten, trotzdem laufen ihre Wangen rot an, “Kageyama gedacht …”

“Kageyama?” Erstaunt sieht Yachi sie auf diesen Vorschlag an. Sie verzieht ihr Gesicht. “Ähm, sicher? Ich meine … er ist schon etwas … speziell. Hinata wäre da einfacher. Tsukishima … ne, den lieber nicht. Der macht so etwas sowieso nicht sonderlich gerne. Außerdem würde seine Freundin vielleicht nicht so viel von halten … Oder vielleicht Tada… ähm, Yamaguchi. Ich kann ihn mal fragen und …”

“Ich dachte halt an Kageyama”, platzt Saori ihr ins Wort, “weil er doch der Zuspieler ist und am meisten Ballkontakt hat und am meisten auf seine Mitspieler eingehen muss, oder? Und er kann ja auch den Aufschlag ziemlich gut und so … daher …”

Man kann Yachi ansehen, dass sie nachdenkt.

“Unter diesen Gesichtspunkten ...” Und schon dreht sie sich um. “Kageyama! Komm mal kurz her.”

Und während dieser aus sie zukommt, ist es vorbei. Saoris Wangen laufen hochrot an und sie bemerkt aus den Augenwinkeln, dass Umeda sie erstaunt anblickt. Doch sie weigert sich, darauf zu reagieren. Zumindest mehr, als dass sie auf den Boden starrt.

“Yachi? Was ist?”, erklingt da bereits die Stimme ihres Schwarms.

“Mishima hatte eine Idee, die ich ganz gut finde”, antwortet Yachi auf Kageyamas Frage. “Sie würde gerne noch mehr über Volleyball wissen, um uns als Managerin noch besser unterstützen zu können.”

“Ah ja? Naja, ist sicher eine gute Idee. Man kann nie genug über diesen Sport wissen, gerade als Managerin.”

“Du weißt, dass ich auch als Laie eingestiegen bin, Kageyama? Eigentlich bin ich auch nur hier, weil ich zu Kiyoko damals nicht nein sagen konnte.”

“Ah, echt?” Er klingt erstaunt, entlockt Yachi ein Kichern.

“Oh ja. Nun gut, Mishima will mehr über Volleyball lernen. Und sie meinte, dass du der geeignete Kandidat dafür bist. Da kann ich nur zustimmen.”

“Wirklich? Warum ich?” Nun richtet sich sein Blick das erste Mal erstaunt auf Saori, die ihm versucht stand zu halten, auch wenn ihre Wangen dunkler und dunkler werden.

“Du als Zuspieler hast doch den meisten Ballkontakt. Du bist auch sonst ein guter Spieler und hast viele Stärken, die unser Team besser machen. Warum also nicht dein Wissen weitergeben?”, erwidert Yachi, die wohl genau weiß, dass sie so die richtigen Saiten trifft, wie das Funkeln in ihren Augen zeigt. Schon werden Kageyamas Augen für einen Moment glasig, ehe er zufrieden grinst und nickt.

“Oh ja, das bin ich!”

“Gut dass dir das klar ist … manchmal zumindest. Dann gibst du Mishima Nachhilfe?”

“Eh, für was?”, fragt er verwundert nach und kurz hat Saori das Gefühl, dass er auf ihr Herz tritt. Das tut weh.

“Mensch Kageyama, hör doch zu.” Yachi sieht ihn vorwurfsvoll an, woraufhin er seinen Kopf einzieht und schuldbewusst wirkt. Sie hat ihn wirklich unter Kontrolle, so wie auch alle anderen der Volleyballer. Alle hören auf sie, anstandslos. Und wie man immer wieder sehen kann, sind auch der Trainer und der zuständige Lehrer von ihr überzeugt. Ein Gefühl überkommt Saori: Genauso will sie auch werden. Yachi ist echt ihr großes Vorbild! Zudem ist sie mit einem der Volleyballer zusammen. Wenn nicht sie als Vorbild, wer dann?

“Okay, mache ich.”

“Super. Also Saori, gut so? … Saori?”

Die Angesprochene schreckt hoch. Sie hat gerade nichts mitbekommen und starrt ihre Lehrerin nun mit großen Augen an.

“Was?”

Yachi deutet auf Kageyama.

“Er gibt dir Nachhilfe.”

Und nun scheint Saoris Herz ihren Brustkorb zu durchschlagen. Wirklich?

“Was?”, bringt sie erneut ungläubig hervor.

“Ja, warum nicht?”, murmelt er und zuckt unbeholfen mit den Schultern.

“Gut. Dann macht ihr beide noch aus, wann ihr euch treffen wollt.” Yachi klopft Kageyama auf die Schulter, ehe sie ihren Kopf zur Seite dreht und dort jemanden am Eingang der Türe der Sporthalle stehen sieht. “Oh, ich muss los. Dann bis morgen, ja?” Sie hebt ihre Hand, ehe sie losläuft. “Keiko”, hört man sie dabei laut rufen.

Saori nimmt das alles gar nicht so wirklich wahr, sie starrt nur Kageyama an. Wirklich? Sie wird Zeit mit ihm verbringen? Nur sie beide. Gott, sie kann es nicht glauben.

“Na gut, wann hast du denn Zeit?”, erklingt da seine tiefe Stimme und seine Augen sind immer noch unnachgiebig auf ihre gerichtet.

“Ähm, eigentlich … immer”, antwortet sie leise, während sie wieder einmal ein paar ihrer Locken hinter ihr Ohr streicht.

“Jetzt gleich?”

“Jetzt … gleich?” Oh Gott, oh Gott, oh Gott! Darauf hat sie sich doch noch gar nicht vorbereiten können. Sie hat nichts hübsches an, ist nicht hübsch geschminkt. Sie trägt nur ihren Sportanzug und ist total durcheinander. Und sie konnte sich auch nicht seelisch und moralisch darauf vorbereiten.

“Oder morgen? Dann können Hinata und ich noch ein wenig miteinander trainieren. Du kannst auch noch ein bisschen bleiben und zuschauen, dabei kann man sicherlich auch etwas lernen”, fragt er, als sie nicht wirklich antwortet.

Kurz zögert Saori, dann nickt sie langsam. Das ist doch immerhin schon einmal ein Anfang, oder? Und für morgen kann sie sich dann ja ein bisschen mehr herrichten. Doch, so ist es gut. Und schon nickt sie wirklich zustimmend. So kann sie ihn beobachten und muss sich nicht einmal dafür rechtfertigen.

“Doch, das klingt gut.” Warum ist ihre Stimme noch immer so verdammt leise?

“In Ordnung, dann machen wir es so.”

Und noch ehe sie reagieren kann, dreht er sich schon um.

“Hey Hinata Boke, los, schlagen wir noch ein paar Bälle!”

“Dummer Kagetrottel!”

“Selbst Trottel!”

“Immer einmal mehr als du!”

“Nein, ich immer einmal mehr als du!”

“Thihihi, immer einmal mehr Trottel als der andere, passt zu euch”, tönt eine spöttische Stimme vom Eingang der Sporthalle bis zu ihnen.

“Kei, reiß dich zusammen und lass die beiden in Ruhe!”

“Pfft, dass du immer noch denkst, dass du Tsukki mal ändern kannst, Keiko.”

“Klappe, Tadashi. Und du auch, Keiko.”

“Selber Klappe, Schmetterling!”

Mit großen Augen sieht Saori zu, wie die anderen Drittklässler und die gerade Aufgetauchte, die Tsukishimas Freundin sein müsste, wenn sie es bei den Spielen im letzten Jahr richtig wahrgenommen hat, gehen. Oh man, sie hätte dieses Selbstbewusstsein von den älteren Mädchen wirklich auch gerne. Sehr gerne.

“Also, Mishima, siehst du zu?”

Als Kageyamas tiefe Stimme hinter ihr erklingt, laufen zwar ihre Wangen rot an, doch sie dreht sich schnell zu ihm um und nickt. Auch wenn sie vielleicht nicht so viel Selbstbewusstsein wie die Älteren hat, sie wird diese Chance nutzen.

Kapitel 6

Sie wird das schon schaffen! Nervös streicht Saori ihre inzwischen vor Aufregung schweißnassen Hände an ihren Oberschenkeln ab. Sie muss sich einfach nur zusammenreißen. Das ist doch, was sie sich gewünscht hat. Zeit mit ihrem Schwarm verbringen. Nur sie beide, allein. Oh Gott. Sie beide allein! Und wieder bricht die Nervosität über sie herein. Was, wenn er sie danach schrecklich findet? Das wäre furchtbar!

“Hey Mishima.”

Und schon erklingt seine Stimme hinter ihr und sie schreckt zusammen. Da ist er. Gerade schließt er den Reißverschluss seiner Trainingsjacke und bleibt vor ihr stehen. Er schiebt seine Hände in seine Hosentasche und sieht sie an. In seinem Gesicht steht nicht wirklich etwas, aus dem sie erkennen könnte, ob er sich freut, Zeit mit ihr zu verbringen oder ob er genervt ist. Es scheint viel mehr so, als wäre es ihm egal. Aber es ist generell oft schwierig, seinen Gesichtszügen Regungen oder Gefühle zu entnehmen. Nicht umsonst nennen ihn ihre Freundinnen Mr. Crabby - Mr. Mürrisch. Denn so sieht er viel zu oft aus. Auch wenn sie weiß, dass er das nicht ist, zumindest geht sie davon aus.

“H-hallo Kageyama”, stottert sie. Warum wirkt er eigentlich immer auf ihr Sprachzentrum aus? Plötzlich ändert sich etwas in seinem Blick und er wirkt noch mürrischer. Also doch genervt? Schon zieht sie ihren Kopf zwischen ihre Schultern. Sie will ihn nicht nerven! Sie will doch einfach nur, dass er sie auch mag.

“Mir fällt da gerade etwas ein”, bricht es aus ihm heraus.

“Ja?” Ihre Stimme klingt verunsichert.

“Damals, als du mir deine Milch gegeben hast, da hast du meinen Namen schon gewusst.” Er hingegen klingt aufgeregt.

“Ja”, stimmt sie zu. Trotzdem klingt ihre Erwiderung schon fast fragend. Worauf will er hinaus?

“Woher kanntest du meinen Namen?”, fragt er und die Neugierde steht ihm ins Gesicht geschrieben. Anscheinend kann man ihm manchmal doch mehr ablesen, als gedacht. Ein Schmunzeln erscheint auf Saoris Zügen und sie wippt auf ihren Füßen ein wenig vor und zurück. Auch wenn diese Antwort einfach zu geben ist, so ist sie in seiner Anwesenheit doch viel zu nervös.

“Ich habe ja schon im letzten Jahr eure Spiele verfolgt … und da schnappt man doch den ein oder anderen Namen auf.” Und sie würde es niemals zugeben, dass sie die Namen an sich nur gelernt hat, weil sie wissen wollte, wie er heißt.

“Ah, ja, das macht natürlich Sinn.” Er sieht sie immer noch nachdenklich an, ehe er sich leicht verbeugt. “Warte bitte einen Augenblick, Mishima.” Und schon ist er weg.

Mit großen Augen sieht Saori ihm hinterher. Kurz fühlt sie sich unwohl, dann erinnert sie sich daran, dass er gesagt hat, dass sie warten soll. Also wird er auf jeden Fall wieder kommen. Und was soll sie bis dahin machen? Fragend blickt sie sich einen Moment um, ehe sie nach ihrer Tasche greift und ihr Notizheft für den Volleyballclub sowie einen Stift hervorholt. Sie lässt sich damit im Schneidersitz auf dem Boden nieder und schlägt eine Seite auf. >Volleyball - Kageyama< - und ehe sie es sich versieht, hat sie ein Herz hinter seinen Namen gemalt und sieht verträumt darauf. Da wird es ihr klar. Kageyama wird vermutlich auch gleich hier drauf schauen und er darf das Herz auf keinen Fall sehen! Nicht nur, dass es super peinlich wäre, so kann sie ihm doch nichts von ihren Gefühlen verraten! Schnell mal sie mit ihrem Stift darüber, macht es wieder unkenntlich. Sie hält inne. Kann er es noch erkennen? Oh Gott, lieber nicht. Und wieder kritzelt sie wie wild darüber. Und dann auch noch schnell über das bisher Geschriebene. Lieber eine neue Seite. Sie blättert weiter und schreibt noch einmal >Volleyball - Kageyama< ganz oben auf das Blatt. Dieses Mal reißt sie sich zusammen, so dass sie nicht doch nochmal ein Herz neben seinen Namen malt. Das wäre wirklich mehr als nur ein wenig peinlich.

“Hier.”

Als ihr plötzlich etwas vor die Nase gehalten wird, sieht sie erschrocken auf. So schnell hat sie nicht mit ihm gerechnet. Ist er etwa gerannt? Zumindest geht Kageyamas Atem ein klein wenig schneller. Sie lässt ihren Blick wieder auf das Milchpäckchen sinken, das er ihr entgegenhält.

“Weil du mir doch damals deine gegeben hast. Und ich dachte”, er kratzt sich unbeholfen am Hinterkopf, “dass das vielleicht ganz gut tut, wenn wir jetzt die Theorie durchgehen, oder?”

Schon färben sich Saoris Wangen rot und sie streckt ihre Hand aus, um die Milch entgegen zu nehmen.

“D-danke”, flüstert sie, zu mehr ist sie gerade nicht in der Lage. Ihr Herz schlägt so unglaublich schnell und am liebsten würde sie das Trinkpäckchen nie wieder loslassen. Kageyama hat es ihr geschenkt! Einfach so.

“Na gut, was willst du wissen?”, fragt er in dem Augenblick und lässt sich neben ihr nieder, während er bei einem weiteren Päckchen den Trinkhalm hervor holt und gleich darauf seine eigene Milch schlürft. Sein Blick ist dabei auf das noch leere Notizheft vor ihm gerichtet.

“Ähm …” Ja, was soll er ihr eigentlich erklären? Immerhin weiß sie doch schon recht viel. Da sie nicht weiterspricht, runzelt Kageyama seine Stirn.

“Sollen wir vielleicht mal die Positionen durchgehen?”

Schnell nickt Saori.

“Ja, das wäre super.”

“Na gut.” Er richtet sich etwas auf. Dann fangen wir doch einfach mal mit den Angreifern an …”
 

~🏐~
 

Bereits seit ein paar Tagen bleibt Saori mit Kageyama nach dem Training noch zusammen. Manchmal ist auch Hinata dabei, dann zeigt Kageyama eher aus der Praxis heraus, während sie, wenn sie nur zu zweit sind, zusammen sitzen und er ihr die Theorie erklärt. Heute sind es wieder nur sie beide. Gerade erzählt Kageyama von den verschiedenen Turnieren und wann man drei oder fünf Sätze spielt. Doch davon nimmt Saori gar nicht wirklich etwas wahr. Wie viel zu oft ist sie einfach nur damit beschäftigt, ihn anzustarren. Beim Praxisteil fällt das ja nicht auf. Natürlich muss sie in anschauen, wenn er ihr etwas zeigt. Was er erstaunlich gut kann. Das liegt aber hauptsächlich darin, dass er total in Volleyball aufgeht. Klar, manche Erklärungen mit Bumm, Bämm, Woosh machen jetzt nicht viel Sinn, auch nicht Hinatas Einwürfe mit Swoosh und Woom, aber was solls. Doch in der Theorie - Kageyama hat es zwar sonst nicht wirklich mit Worten und ist eher ruhig, außer er schreit Hinata an, aber wenn es um Volleyball geht - da hört er gar nicht mehr auf. Und er scheint regelrecht von innen heraus zu leuchten. Sie sieht ihn wirklich gerne an. Seine Arme, die gestikulieren und wodurch seine Muskeln hervor treten. Er hat wirklich wohldefinierte Arme. Oder auch seine Hände, die so gepflegt wirken. Aber sie hat ihn jetzt auch schon oft genug dabei beobachtet, wie er mit einer Nagelfeile da sitzt und sich die Nägel feilt. Er legt darauf wirklich viel Wert. Sie hat ihn auch mal einem der neuen Erstklässler gegenüber erklären hören, dass seine Hände seine Werkzeuge sind und er diese pflegen muss. Ihr Blick gleitet höher. An dem leichten Lächeln, das auf seinen Zügen liegt, bleibt sie hängen. Sein Lächeln war es, das sie dazu gebracht hat, sich an Ort und Stelle in ihn zu verlieben - damals, als sie ihn letztes Jahr das allererste Mal gesehen hat. Dieses Lächeln, das alles an ihm eingenommen hat. Und auch wenn er aktuell nur ein wenig lächelt, es nur minimal ist, so erinnert es sie wieder daran und ihr Herz beginnt zu flattern. Sie will ihn viel öfter lächeln sehen. Und wenn er es macht, dann leuchten auch seine Augen so. Diese schönen, blauen Augen. Sie mag sie, sehr sogar. Sie mag diese Farbe. Sie erinnern sie an einen tiefen See. Sie könnte regelrecht in ihnen versinken. Kurz schließen sich seine Augen, sehen sie wieder an und … Saori erstarrt. Stopp, er sieht sie an?

“Alles okay, Mishima?”, fragt er in dem Augenblick.

Schon stockt ihr Herz und alles in ihr zieht sich zusammen. Oh Gott, er hat sie beim Starren erwischt! Sie rutscht ein Stück nach hinten und wedelt mit beiden Händen panisch vor ihrem Oberkörper hin und her.

“I-ich - ent-entschuldige bitte. I-ich w-wollte dich n-nicht so an-anstarren!”

Er runzelt seine Stirn.

“Okay”, erwidert er langgezogen, sein Blick wirkt verwundert.

“Es ist nur”, langsam lässt sie ihre Hände sinken und auch ihre Stimme wird ein wenig leiser, “du … du wirkst so offen und gelöst, wenn du von Volleyball sprichst. Du lächelst viel mehr. Sonst wirkst du immer so mürrisch”, gibt sie ihre Gedanken von sich.

Seine Stirn legt sich in noch mehr Falten.

“Mürrisch?”

Doch, so wirkt er jetzt doch eindeutig wieder. Sehr mürrisch, noch mehr als sonst.

“Das meinte ich so nicht”, erwidert Saori kleinlaut. Sie wollte doch nur sagen, dass er richtig aufgeht, wenn es um seinen Lieblingssport geht, doch das scheint nicht angekommen zu sein.

“Na gut”, grummelt er. “Machen wir einfach weiter, ja?”

“Okay”, erwidert sie leise und nimmt sich fest vor, sich mehr zu konzentrieren. Sie will von ihm nicht noch einmal beim Starren erwischt werden …

Kapitel 7

“Was ist denn mit dir los?” Hinata sieht seinen besten Freund verwundert an, der heute mit einem Gesichtsausdruck durch die Sporthalle rennt, den man nur als unterirdisch bezeichnen kann. Auf seine Frage bekommt er einen glühenden Blick ab. “Was denn, Kageyama?” Der Kleinere hebt sofort beide Hände abwehrend hoch. “Ich bin ja gewohnt, dass du so aussiehst, aber heute ist es ja noch schlimmer als sonst.”

Und schon grummelt Kageyama etwas vor sich hin, während er seinen Kopf zur Seite dreht.

“Was? Ich hab dich nicht verstanden.” Hinata springt um ihn herum - und geht ihm damit eindeutig auf die Nerven.

“Hab ich …” Wieder grummelt Kageyama vor sich hin. “Nein, ähm … wirke ich wirklich …” Er verstummt, sorgt dafür, dass sein Kumpel ihn mit schief gelegtem Kopf fragend anblickt. “Wirke ich wirklich so mürrisch?” Die Frage kann man durch das Nuscheln hindurch kaum verstehen, doch schon weiten sich Hinatas Augen.

“Mürrisch? Habe ich das richtig verstanden?”

“Ja …” Wieder besteht die Antwort nur aus einem Grummeln.

“Mürrisch … Also ohne das Gespräch zuvor mitzubekommen, ist mir sofort klar, dass es um unseren König geht.” Tsukishima erscheint neben Kageyama und sieht ihn wie eigentlich immer von oben herab an. Sofort erwidert dieser den Blick wütend.

“Das stimmt. Aber Kageyama, wie bist du denn jetzt darauf gekommen?” Hinata sieht von Tsukishima zu seinem besten Freund, ehe dieser etwas entgegnen kann.

“Naja …” Dieser scheint sich richtig zu winden und sieht zur Seite. “Mishima hat das gestern gesagt”, murmelt er. “Also dass ich meistens mürrisch wirke …”

“Jap, da hat sie recht - und dafür musste sie nicht einmal sonderlich aufmerksam sein. Du hast immer einen mürrischen Gesichtsausdruck drauf. Mit anderen Worten, du wirkst immer mürrisch, egal was du tust. Selbst wenn du deine geliebte Milch trinkst, schaust du mürrisch.” Tsukishima zuckt mit seinen Schultern.

“Ich bin nicht mürrisch. Das ist mein normaler Gesichtsausdruck!”, knurrt Kageyama ihn sofort an.

“Hmm … stimmt. Du siehst immer mürrisch aus.” Hinata nickt. “Deshalb ist es ja auch so furchteinflößend, wenn du lächeln willst. Freundlich steht dir nicht.”

“Freundlich steht mir nicht? Ich gebe dir gleich freundlich!” Kageyama macht einen Satz nach vorne, will nach Hinata greifen, doch dieser springt ebenfalls nach hinten. Und gerade als er ihm anfängt hinterher zu laufen, ertönt ein lauter Ruf von Ukai.

“Los, aufwärmen!”

Kageyama sieht Hinata hinterher, ballt die Hand, die er noch nach ihm ausgestreckt hat, zu einer Faust, ehe er sie sinken lässt. Trotzdem verzieht er sein Gesicht. Mürrisch? Ernsthaft? Seit gestern lässt ihn das nicht mehr los. Mürrisch … er ist nicht mürrisch … meistens zumindest nicht. Und dann setzt auch er sich in Bewegung und beginnt wie auch alle anderen seine Runden durch die Sporthalle zu laufen, um sich vor dem Morgentraining aufzuwärmen.
 

~🏐~
 

“Du findest also, dass Kageyama mürrisch ist?”

Erschrocken zuckt Saori zusammen, ehe sie ihren Kopf zur Seite dreht und den dort Stehenden überrascht ansieht.

“W-was?”

Hinata legt seinen Kopf leicht schräg.

“Er hat heute morgen gemeint, dass du ihn für mürrisch hältst.”

“Was? Das habe ich nicht gesagt!” Saoris Herz zieht sich bei der Aussage zusammen. Sie hat Kageyama doch nicht gesagt, dass sie ihn für mürrisch hält. Sie wollte ihn einfach nur darauf aufmerksam machen, dass er, wenn er über seinen Lieblingssport redet, regelrecht aufblüht. Und alles, was bei ihm hängen geblieben ist, ist dass er mürrisch wirkt? Sie runzelt ihre Stirn. Hat er ihr wirklich nicht zugehört? Was geht nur in seinem Kopf vor? Unsicher zieht sie ihre Unterlippe zwischen ihre Zähne und kaut darauf herum. Ihre Augen huschen durch die Sporthalle und landen zielgerichtet auf Kageyama, dessen Gesicht tatsächlich noch verkniffener als sonst wirkt.

“Ich rede mit ihm”, entscheidet sie kurzentschlossen.

“Wirklich? Oh man, Mishima, das wäre super! Wenn er so beschissen gelaunt ist, macht es gar keinen Spaß mit ihm. Also vielen Dank.” Hinata verbeugt sich tief vor der Managerschülerin, die prompt rot anläuft. Schnell streicht sie sich eine ihrer Locken hinters Ohr.

“Gerne”, murmelt sie, da sie wirklich keine Ahnung hat, was sie sonst auf seine Aussage antworten soll. Und während Hinata gut gelaunt davon hüpft, landet ihr Blick wieder auf Kageyama. Okay, mit ihm reden, in Ordnung. Aber wie bitte schön?
 

~🏐~
 

“Hey Kageyama, hast du vielleicht einen Moment?” Während sie diese Frage ausspricht, knetet sie ihre Finger unsicher vor ihren Oberkörper. Der Angesprochene dreht seinen Kopf und sieht Saori mit gerunzelter Stirn an.

“Ja?”, fragt er, wirkt aber immer noch schlecht gelaunt. Sie wünscht sich wirklich, dass auch sie ein Grund wäre, dass er einfach lächeln würde, sobald er sie sieht. Doch das tut er nicht. Mit einer Mischung aus Verlegenheit und Enttäuschung senkt sie ihre Blick. Doch dann hebt sie ihren Kopf wieder. Es gibt ja schließlich einen Grund, weshalb sie mit ihm reden will - reden muss. Sie holt tief Luft. Ihre Unsicherheit muss jetzt einfach mal hinten anstellen.

“Kageyama, das was ich gestern gesagt habe, damit wollte ich wirklich nicht sagen, dass du mürrisch bist.”

Seine Augen weiten sich und huschen im nächsten Augenblick durch die Sporthalle. Als er das beziehungsweise den Gesuchten gefunden hat, wird sein Blick düster.

“Hat Hinata etwa gepetzt? Oder Tsukishima? Wenn ich einen der beiden in die Finger bekommen.” Es ist mehr ein Knurren, das aus ihm heraus kommt. Doch dann weiten sich seine Augen erneut überrascht und er sieht auf seinen Unterarm, um den sich eine Hand geschlossen hat. Zumindest liegen Saoris Finger daran. Sie sind zu kurz, um seinen Unterarm wirklich zu umschließen. Langsam hebt er seinen Blick auf Saoris, der entschieden auf ihn gerichtet ist.

Sie ist selbst überrascht über ihre schnelle Handlung. Ihn einfach so zu berühren, das hätte sie sich normalerweise nicht getraut, aber gerade war es wie eine Kurzschlusshandlung. Langsam senkt sie ihre Hand wieder und vermisst sofort das Gefühl seiner warmen Haut unter ihren Fingern.

“Was ich sagen wollte …” Sie runzelt kurz ihre Stirn, entscheidet, einfach offen zu sein. “Ich war letztes Jahr auf einem Spiel - da habt ihr gegen die, wie hieß sie noch? Date Tech? Da habt ihr im Finale verloren.” Und wieder verdüstert sich sein Gesicht. Verdammt, sie will doch eigentlich nur, dass er lächelt! Schnell spricht sie weiter. “Damals hast du wirklich mürrisch gewirkt. Das haben meine Freundinnen gesagt und auch ich habe es gedacht. Da waren auch Ehemalige, die das bestätigt haben - sie meinten, dass du wie immer bist - und eben auch, dass du immer mürrisch wirkst.”

Zwar scheint ihm ihre Aussage nicht zu gefallen, aber trotzdem wirkt er nun verwundert.

“Ehemalige?”

“Ja.” Eilig nickt sie. “So ein Grauhaariger, der war echt nett. Und ein Riese, der wie ein Samurai aussah. Etwas furchteinflößend. Dann noch eine super hübsche Frau und ein dunkelhaariger Kerl, der ganz schön autoritär gewirkt hat.”

Nun hat sie es doch geschafft, denn auf Kageyamas Zügen erscheint ein Lächeln.

“Suga, Asahi, Shimizu und Daichi”, zählt er Namen auf, die ihr nicht wirklich etwas sagen. Doch trotzdem nickt sie, denn diese Namen sind damals gefallen.

“Ja, das müssten sie gewesen sein.”

Immer noch lächelt Kageyama.

“Daichi war unser Kapitän, als wir, also Hinata, Yamaguchi, Tsukishima und ich hier in den Club gekommen sind. Suga sein Vize und Asahi unser Ass. Ah, und Shimizu. Sie war die Managerin. Sie hat Yachi ausgebildet.”

“Wirklich?” Nun weiten sich Saoris Augen. Sie hat Yachi zwar ab und an von einer Kiyoko reden hören, aber dass das diese Shimizu ist, das war ihr nicht bewusst. Als Kageyama nickt, würde sie ihn am liebsten noch viel mehr fragen, doch dann wird ihr wieder klar, weshalb sie bei ihm ist. Sie wird ernst, sieht ihm direkt in die blauen Augen.

“Ja, du wirkst mürrisch, sogar oft. Mir ist jedoch bewusst, dass du das meistens, vermutlich, gar nicht bist! Und auch, dass du halt so einen Gesichtsausdruck hast. Aber, und das war es, worauf ich gestern Abend hinaus wollte, wenn du von Volleyball redest, dann leuchtest du regelrecht. Man sieht, was er dir bedeutet und auch, dass du darin aufgehst. Dann bist du alles, aber nicht mürrisch. Lass dir das von niemanden kaputt machen, ja?”

Saoris Blick ist immer noch ernst auf Kageyama gerichtet, der sie ungläubig anstarrt. Langsam beginnt sie sich unwohl zu fühlen. Hat sie das gerade wirklich gesagt? Sie windet sich innerlich und dreht sich auf dem Absatz um.

“I-ich m-muss mal”, bringt sie über die Schulter hervor und will einfach nur machen, dass sie auf und davon kommt. Ihr Herz nimmt einen Schlag zu, als es nun seine Hand ist, die sich um ihr Handgelenk schließt. Im Gegensatz zu ihren, reichen seine Finger einmal darum herum. Mit hochroten Wangen sieht sie über ihre Schulter zu ihm und erkennt, dass auch seine Wangen rot geworden sind. Mit der anderen Hand fährt er sich verunsichert durch die Haare am Hinterkopf. Ihrem Blick weicht er aus.

“D-Danke”, bringt er schließlich leise hervor. “Das hat noch nie jemand zu mir gesagt.”

Nun blickt er doch auf und als ihre Augen sich treffen, halten sie beide einen Moment inne. Doch dann ist er der Moment schon wieder vorbei. Er löst seinen Griff um ihr Handgelenk, nickt ihr zu und geht davon. Saori dreht sich leicht, umgreift das Handgelenk mit ihrer anderen Hand und hält es fest, während sie ihm hinterher sieht. Das war … unerwartet. Ein Lächeln erscheint auf ihren Zügen und ein Gedanke reift in ihr heran. Sie mag ihn, sehr. Sie ist in ihn verliebt. Aber wenn er bisher noch nicht auf sie zugegangen ist, nur weil sie hier als Managerin angefangen hat, dann muss sie eine Schippe drauf legen. Und das bedeutet, sie muss die Schüchternheit und die Unsicherheit ablegen und ihm zeigen, was sie für ihn empfindet. Und das bedeutet, aus sich herauszukommen. Genau das wird sie machen, so was von!

Kapitel 8

“Die Rotation wirkt auf den ersten Blick vielleicht verwirrend, ist sie aber nicht. Sie geht immer im Uhrzeigersinn. Und man rotiert, wenn zwar der Gegner den Aufschlag hat, aber man selbst dann den Punkt holt. Mit anderen Worten, immer wenn man den Ball zum Aufschlag bekommt, wird rotiert und damit hat man dann einen neuen Aufschläger. Dieser bleibt es solange, bis man erst den Ball verliert und anschließend wieder einen neuen Punkt macht. Das perfekte Spiel wäre es übrigens, wenn man nur durch Aufschlags-Asse, also dass der Aufschläger den Punkt mit dem Aufschlag macht, 25 Punkte holt und das Spiel gewinnt. Aber das ist sehr unwahrscheinlich.” Kageyama sieht Saori, die neben ihm sitzt, ernst an, während er erklärt. Die Managerschülerin notiert gewissenhaft alles in das Notizheft, das sie vor sich auf den Boden gelegt hat.

“Du machst doch viele Aufschlag-Asse, oder?”, fragt sie neugierig und sieht ihn an. Schon ändert sich etwas an seinen Gesichtszügen und er wirkt fast ein wenig überheblich, während er zustimmend nickt.

“Oh ja, das tue ich. Ich bin sehr gut darin. Aber”, er wird wieder ernst, “ich habe meien Aufschläge auch schon seit der Mittelschule speziell trainiert. Ich will der Beste aller Volleyball-Spieler werden und das bedeutet, dass ich besser sein muss, als alle anderen. Also muss ich viel trainieren.”

“Das tust du ja auch. Du bist einer der besten Spieler des Teams, vermutlich sogar der Beste.”

Auf Saoris Aussage röten sich seine Wangen tatsächlich ein wenig.

“Und ich werde noch besser als heute werden, denn ich werde später professionell spielen!”

Sie kichert.

“Ich bin mir sicher, dass du das schaffen wirst.”

“Werde ich.” Wieder nickt er und sieht Saori gar nicht richtig an, die ihn regelrecht anhimmelt, ihn anschwärmt. Stattdessen:

“Aber gut, wo waren wir? Ach ja, die Rotation …”
 

~🏐~
 

“Danke dir vielmals. Inzwischen macht alles einfach viel mehr Sinn und ist viel verständlicher für mich. Und es hilft mir auch, eine bessere Managerin zu werden. Und ich muss Yachi deswegen nicht so nerven. Sie hat mit dem Abschlussjahr, dem Job als Managerin und dann auch noch Umeda und mir als Schüler sowieso schon super viel zu tun. Ich weiß gar nicht, wie sie das alles macht. Sie ist ja auch in der Vorbereitungsklasse. Und dann hat sie ja sogar noch einen Freund.”

Vorsichtig schielt Saori zu dem Jungen, der bereits steht und darauf wartet, dass sie ihr Notizheft einpackt. Kageyama zuckt mit den Schultern.

“Yachi ist ziemlich schlau und hat es zudem auch drauf.”

Kurz zieht Saori ihren Mund zu einer kleinen Schnute. Sie hatte jetzt wirklich darauf gehofft, dass er auf die Aussage mit dem Freund eingehen würde, aber nichts. Gerade noch so kann sie ein Seufzen unterdrücken und steht auf.

“Ich bin fertig, wir können gehen.”

“Dann komm.” Er läuft direkt los, auf den Ausgang der Sporthalle zu.

Kaum dass sie im Freien stehen, schließt er ab. Danach machen sie sich auf den Heimweg. Begeistert hat die Jüngere schon vor einiger Zeit festgestellt, dass sie einen recht ähnlichen Weg haben. In ihren Vorstellungen treffen sie sich bereits morgens und er begleitet sie in die Schule oder sie gehen zusammen nach Hause. Dass das sehr unwahrscheinlich ist, ist ihr klar. Morgens trainiert ihr, daher ist er vor ihr unterwegs. Und nachmittags … okay, jetzt wo sie Managerin ist, sollte es schon möglich sein, dass sie gemeinsam nach Hause gehen. So wie jetzt. Eigentlich fehlt nur noch … Ihr Blick richtet sich auf seine Hand, die neben seinem Oberkörper beim Laufen hin und her schwingt. Wie schön wäre es, wenn sie einfach Händchen halten könnten. Sie könnte ihre Hand natürlich ausstrecken und nach seiner greifen, ihre Finger zwischen seine schieben. Kurz zuckt ihre Hand auch in Richtung seiner. Doch noch ehe sie ihn berührt, zieht sie ihre Hand zurück und ballt sie zur Faust. Nein, das kann sie nicht. Nicht einfach so. Bis heute wirkt es so, als wäre ihm gar nicht klar, dass sie ihn mag. Zumindest hat er noch keinerlei Reaktion gezeigt. Ihr ist auch nicht klar, ob er sie mag, ob sie überhaupt eine Chance bei ihm hat. Daher - sie sieht wieder auf. Sie muss es ihm einfach klar machen.

“H-hast du in letzter Zeit eigentlich mal einen Film gesehen?”, fragt sie, während ihr Herz so stark schlägt, dass es sich anfühlt, als würde es gleich ihren Brustkorb durchschlagen.

“Hmm?” Fragend sieht er sie an, wirkt etwas überrascht. Wahrscheinlich hat er mit keiner Frage gerechnet. Er schüttelt seinen Kopf. “Ne, keine Zeit.”

“Schaust du denn überhaupt Sachen an? Filme, Serien?”, wagt sie den nächsten Vorstoß. Kurz legt er nachdenklich seinen Kopf in den Nacken, ehe er nickt.

“Doch, schon. Aber selten. Außer den Volleyballspielen im Fernseh, die schaue ich gerne. Und manchmal lernt man sogar noch etwas.”

Kurz blinzelt Saori überrascht, dann unterdrückt sie das Lachen, das ihr fast entkommt. Das passt einfach zu ihm.

“Und hättest du Lust, mal ins Kino zu gehen?” Okay, das war wirklich gerade heraus, aber er soll schließlich merken, dass sie ihn mag! Ihr Herz schlägt immer noch sehr, sehr schnell.

“Ähm … nö, eigentlich nicht. So ein Film geht meist wie lange? 90 Minuten? Das sind eineinhalb Stunden, die ich Volleyball spielen könnte.”

Wo sie gerade noch lachen konnte, würde sie ihn jetzt gerne schütteln.

“Aber … ab und an braucht man doch eine Abwechslung, oder?”

“Klar.”

“Ja?”

“Natürlich. Dann gehe ich joggen.”

Abrupt bleibt Saori stehen, blinzelt überrascht und würde sich dann gerne die Hand gegen die Stirn schlagen. Oder ihm - was halt sinnvoller wäre. Kageyama scheint es überhaupt nicht klar zu sein, dass sie ihn eigentlich um ein Date bitten wollte. Mit ihr ins Kino gehen und einen Film schauen. Gemeinsam.

“Na gut, ich muss da lang. Wir sehen uns morgen.”

Und noch ehe Saori die Verabschiedung erwidern kann, ist Kageyama auch schon auf und davon. Mit großen Augen sieht sie ihm ungläubig hinterher, ehe sie ihren Kopf in den Nacken fallen lässt und laut stöhnt. Verdammt nochmal. Warum ist er eigentlich so blind? Und auch taub! Langsam lässt sie ihren Kopf wieder nach vorne sinken. Während sie losläuft, es ist nur noch ein kleines Stück zu ihr nach Hause, schließt sie ihre Hände um das Band ihrer Tasche, das über ihrer Schulter hängt. Sie darf sich davon nicht runterziehen lassen. Sie muss weitermachen und nicht aufgeben, ihm ihre Gefühle zu zeigen, sie ihm zu sagen. Oder ist es aussichtslos? Denn wenn er jetzt schon nicht darauf reagiert, wie wird er erst dann reagieren, wenn er nichts für sie empfindet. Es wird ihr das Herz brechen. Ist es das wert? Sie muss darüber nachdenken, dringend.
 

~🏐~
 

Wie so oft liegt Saoris Blick auf Kageyamas blauen Augen. Das schwarze Haar hängt ihm in den Augen, wie es das sonst auch tut. Und man kann ihm ansehen, wie angespannt und nervös er ist. Sein Gesicht ist verzogen und bildet wie so oft einen mürrischen Ausdruck. Das ist für sie der Beweis, dass er eben nicht mürrisch ist sondern nur so wirkt. Denn wenn er nervös ist, dann kann er nicht gleichzeitig wirklich mürrisch sein. So gerne würde sie ihre Hand an seine Wange legen, mit dem Daumen leicht über seinen Mundwinkel fahren und hoffen, dass er sich wieder entspannt und vielleicht sogar lächelt.

Als sich etwas in ihren Blickwinkel schiebt, sieht sie zur Seite. Dort steht ein braunhaariges Mädchen, das in ihrer Parallelklasse sein müsste. Ihr Blick ist ebenfalls auf die Vitrine gerichtet, vor der Saori gerade steht. In dieser findet man Pokale und andere Auszeichnungen. Unter anderem sind dort ein Bild und auch eine Urkunde aufgehängt. Die Urkunde, die beweist, dass das erste Mal seit vielen Jahren die Volleyballmannschaft der Karasuno wieder bei den Nationalmeisterschaften in Tokyo war. Dass sich die Krähen wieder erhoben haben.

Nicht nur, dass das Mädchen in die gleiche Vitrine schaut wie Saori, ihr Blick scheint auch auf das gleiche Bild gerichtet zu sein. Kurz runzelt Saori ihre Stirn, ehe sie ihre Aufmerksamkeit auch wieder auf das Bild richtet. Und noch ehe sie es unterdrücken kann, entkommt ihr ein lautes Seufzen. Aber nicht nur ihr. Auch neben ihr ertönt ein lautes Seufzen. Sofort sieht sie erstaunt neben sich, von wo sie aus ebenfalls geweiteten, leuchtend grünen Augen ausgesehen wird. Einen Moment herrscht Stille, dann grinst das Mädchen schief.

“Jungen, was? Die machen uns das Leben oft schwerer, als es ist.”

Sofort nickte Saori und auch sie muss schmunzeln.

“Oh ja.”

“Einer von denen?”, fragt die neben ihr Stehende und deutet auf das Foto der Volleyballmannschaft der Jungen.

“Ja.” Saori nickt erneut und beißt sich verunsichert auf die Unterlippe. “Bei dir auch?”

“Ja. Der Dunkelhaarige.”

Bitte nickt Kageyama! Bitte nicht Kageyama! Bitte nicht …

“Kageyama?”, erklingt Saoris Stimme leise und verunsichert.

“Kageyama?” Ein leises Lachen erklingt und das Kopf schütteln beruhigt die Fragende. “Nein, nicht er. Ich meine, klar, er ist ein super Zuspieler. Einer der besten. Ich meine, er ist Anwärter auf die Nationalmannschaft, das ist mega. Aber ich glaube, er ist kein einfacher Zeitgenosse. Er streitet so oft mit dem Rothaarigen. Und er wirkt meist ziemlich mürrisch.”

Da ist es wieder - Kageyama wirkt mürrisch. Und erneut muss Saori schmunzeln. Die Anspannung, dass die andere auch ihren Schwarm mag, ist durch die Verneinung dessen abgeklungen.

“Ich mag ihn.” Der Finger des Mädchens landet auf dem Glas der Vitrine. Was hatte sie gesagt? Der Dunkelhaarige? Da sind ja dann nur noch ein paar zur Auswahl. Unter anderem der Kapitän. Der mit der Nummer eins und die Nummer sechs.

“Ennoshita … Die Nummer 6 auf diesem Bild.”

“Ah, war das letztes Jahr nicht der Kapitän?” Interessiert beugt sich Saori ein wenig weiter nach vorne und mustert auf dem Bild das Gesicht des Jungen, den ihre Schulkameradin gemeint hat.

“Ja, genau.” Ihre Stimme klingt aufgeregt, doch dann seufzt sie erneut. “Ich bin übrigens Akiyama Ayumi aus der 2-5.”

“Ich bin Mishima Saori aus der 2-3.” Plötzlich weiten sich Saoris Augen. “Spielst du nicht auch Volleyball bei den Mädchen?”

“Ja, das tue ich.” Ayumi lächelt begeistert.

“Cool. Ich bin Managerschülerin bei den Jungs.” Saori deutet mit einer Hand auf die Vitrine hinter sich.

“Ja? Mega. Ich weiß dass Yachi jemanden gesucht hat. Du bist also eine ihrer beiden Nachfolger.” Auf das beantwortende Nicken schmunzelt Ayumi, ehe sie sich erneut dem Bild in der Vitrine zuwendet. “Und wegen wem von ihnen musst du seufzen?”

Und wieder einmal landet Saoris Unterlippe zwischen ihren Zähnen und wird von diesen malträtiert. Wenn sie jetzt Kageyamas Namen sagt, wird Ayumi doch sonst noch etwas von ihr halten. Immerhin war diese es, die vorher schon nicht ganz so gut über ihn geredet hat. Doch auch die Nicht-Antwort scheint auszureichen, denn Ayumis Augen weiten sich und sie schlägt eine Hand vor den Mund.

“Es ist Kageyama, oder? Deshalb hast du vorher wegen ihm gefragt.” Nun scheint der Ausdruck in Saoris Augen Antwort genug zu sein. “Oh, es tut mir leid, was ich vorher gesagt habe. Er ist sicherlich …” Doch noch ehe Ayumi aussprechen kann, winkt die neben ihr Stehende ab.

“Nein, nein, schon gut. Du hast ja recht. Er ist wirklich etwas … kompliziert …”

“Was auch das Seufzen erklärt.”

Kurz schmunzelt Saori auf diese Aussage.

“Oh ja, genau das.” Sie seufzt erneut, laut, hält es dieses Mal nicht zurück. “Weißt du, Ayumi, und du musst mir versprechen, es auf keinen Fall zu verraten”, eine kurze Pause, bis die Angesprochene nickt, “ich habe mich auf die Managerstelle gemeldet, weil ich ihm näher sein wollte. Jetzt mache ich es hauptsächlich, weil es mir echt großen Spaß macht. Aber ich wollte ihm näher sein, hatte gehofft, dass er mich dann wahrnimmt. Dass ich ihm sagen kann, was ich empfinde. Ich verbringe auch Zeit mit ihm, denn er gibt mir etwas Nachhilfe in den Regeln und allem. Aber nein, nichts. Es ist nicht, dass er mich bewusst zu ignorieren scheint, ich habe mehr das Gefühl, dass er mich einfach nicht wahrnimmt. Und gestern Abend, wir haben einen ähnlichen Heimweg, da bin ich über meinen Schatten gesprungen und habe ihn gefragt, ob er Lust hat, einen Film im Kino anzuschauen. Und er? Der Depp sagt doch tatsächlich: Nö, dann kann ich ja keinen Volleyball spielen. Ähm … bitte?” Verzweifelt wirft sie ihre Hände in die Luft.

“Oh man, das kann ich echt nachvollziehen.” Ayumi lachte leise und verschränkt die Hände hinter ihrem Rücken miteinander. “Bei Ennoshita war es ähnlich. Egal was ich gemacht habe, wie ich um ihn herumgeschlichen bin … er hat mich einfach nicht wahrgenommen … Tja, vielleicht ist das einfach so bei denen. Wenn man kein Volleyball ist, wird man eben ignoriert …”

“Vielleicht ist das wirklich so.” Verzweifelt sieht Saori wieder auf Kageyamas Abbild, ehe sie sich zur Seite dreht. “Und du und Ennoshita? Seid ihr dann doch noch zusammengekommen?”

Wieder lacht Ayumi, dann schüttelt sie den Kopf.

“Nein, sind wir nicht. Ich war nicht mutig genug, es ihm schließlich zu sagen. Geschweige denn, überhaupt irgendwie auf ihn zuzugehen. Ich habe ihn eher aus der Ferne angehimmelt. Tja, sollte wohl nicht sein - ich und der Kapitän des Volleyballclubs der Karasuno. Aber du”, sie sieht Saori fest an, “du hast noch die Chance. Lass sie dir nicht nehmen. Wenn du Kageyama wirklich magst, dann zeig es ihm. Oder sag es ihm. Du bekommst das hin. Sei mutiger als ich, ja? Lass dir dein Glück nicht nehmen.”

Kurz blinzelt Saori überrascht, ehe sie entschlossen nickt.

“Werde ich nicht!”

“Gut. Und halte mich auf dem Laufenden, Mishima Saori.”

“Werde ich, Akiyama Ayumi.”

Lächelnd sehen sich die beiden Mädchen an, geeint in einer Sache. In einen Jungen verliebt zu sein - der das nicht einmal bemerkt.

Kapitel 9

Nicht aufgeben!

Nicht nachgeben!

Niemals! Nie, niemals!

Saoris Blick ist auf Kageyama gerichtet. Kaum dass der 25 Punkt des ersten Satzes für die Karasuno gefallen ist, die gerade gegen die Date Tech ein Übungsspiel spielt, dazu bei der Date Tech zu Besuch sind, greift sie nach dem Stapel mit den Handtüchern. Umeda hält neben ihr Getränke in die Höhe, die er, so wie sie die Handtücher, sofort verteilen, kaum dass die Volleyballer bei ihnen auftauchen.

“Hier, Kageyama.” Saori lächelt diesen strahlend an. “Gut gespielt.”

“Danke”, erwidert er und nimmt das Handtuch entgegen, mit dem er sich gleich darauf übers Gesicht wischt.

Sie greift in der Zeit noch nach einer Flasche und hält ihm diese ebenfalls entgegen.

“Hier, trink genug. Gleich geht es weiter, da musst du fit sein. Auch wenn du sie sicherlich weiterhin fertig machen wirst. Dein Aufschlag war wie immer unglaublich gut.”

Überrascht sieht er sie an. Die Flasche, die er gerade zu seinem Mund führen wollte, bleibt stehen und dann überrascht er sie, denn ein Lächeln erscheint auf seinem Gesicht.

“Vielen Dank.”

Saoris Herz nimmt einen Takt zu. Sie hat ihn tatsächlich zum Lächeln gebracht. Auf ihrem Gesicht breitet sich ebenfalls ein Lächeln auf, auch wenn dieses sehr viel strahlender ist, als es auf Kageyamas Zügen ist. Doch das scheint er nicht wahrzunehmen, denn er hat sich bereits herumgedreht und trinkt, während er sich zu Hinata und Yamaguchi gesellt. Saori bemerkt nicht, wie Yachi sie ein paar Meter weiter nachdenklich betrachtet, ehe deren Blick wieder zu Kageyama gleitet und kurz darauf ein Schmunzeln auf dem Gesicht der Älteren erscheint.
 

~🏐~
 

“Habt ihr gut gemacht, Jungs. Wir wissen auf jeden Fall, was wir noch weiter verbessern müssen. Wie immer sind die Annahmen ein Knackpunkt. Das heißt, ab morgen werden wir die bis zum Umfallen trainieren, das ist euch klar, oder?” Ukai deutet auf die Mannschaft, die sich vor ihm im Halbkreis auf dem Boden ihrer Sporthalle versammelt hat. Lautes Aufstöhnen erklingt. Die Älteren seufzen nur, während Ukai seine Augenbrauen hebt.

“Will sich jemand beschweren?”

Schon schütteln alle ihre Köpfe und er klopft seine Hände gegeneinander, sich den Staub ab.

“Gut, dann machen wir Feierabend für heute. Macht, dass ihr nach Hause kommt und noch etwas esst. Der Körper braucht …”

“Nach so einem langen und anstrengenden Training seine Eiweiße und Zusätze”, erklingt es laut im Chor. Schon grinst der Trainer der Chaoskrähen.

“Ich sehe, zumindest hierbei habt ihr mir zugehört. Nun gut, ab nach Hause mit euch und bis morgen.”

Es vergehen noch ein paar Minuten, dann machen sich alle auf den Heimweg.

“Es regnet ja”, stellt Yachi fest, als sie neben Saori in die nun offene Türe der Sporthalle tritt und hinaus sieht.

“Ja.” Seufzend zieht die Angesprochene ihren Regenschirm aus ihrer Tasche. “Wenigstens habe ich den hier dabei.”

Yachi kichert.

“Ja, ich habe auch einen. Gut für Yamaguchi.”

“Was ist gut für mich?” Der Kapitän der Mannschaft erscheint hinter seiner Freundin.

“Dass ich einen Regenschirm mit habe”, antwortet diese sofort und sieht ihn an. “Du hast doch wie immer sicherlich keinen dabei, oder?”

Und schon entkommt ihm ein leises Lachen und er streicht sich verlegen durch die Haare am Hinterkopf.

“Ja, habe ich tatsächlich nicht. Ich würde sagen, du kennst mich.”

“Sage ich doch.” Sie nickt und schmunzelt.

“Aber ich habe Glück, dass ich dich habe.” Kurz legt der Größere seiner Freundin eine Hand auf den Kopf, ehe er sich herumdreht. “Ich muss nur noch schnell die üblichen Verdächtigen rauswerfen, dann können wir gleich gehen.”

Während er wieder in die Sporthalle tritt, sieht Saori ihm hinterher. Bei der Vorstellung, dass die beiden gleich gemeinsam unter einem Regenschirm nach Hause gehen würden, wird sie neidisch. Sie will das doch auch.

“Ach verdammt, es regnet? Was für ein Mist!”

Und schon zuckt sie erschrocken zusammen, als sie bemerkt, dass Kageyama auf ihrer anderen Seite steht und mit mürrischem Gesichtsausdruck hinaus blickt. Sie hat nicht gemerkt, dass er neben ihr aufgetaucht ist.

“Ach, ist doch nur ein bisschen Wasser, was stellst du dich da so an?”, fragt Hinata auf seiner anderen Seite. “Ich muss jetzt noch eine halbe Stunde mit dem Fahrrad fahren. Wenn ich mich da von so ein bisschen Wasser abhalten lassen würde, hätte ich echt ein Problem.”

“Ach halt doch deine Klappe”, knurrt Kageyama sofort. Saori zuckt bei seinem Tonfall zusammen und ihre Hände umklammern den Regenschirm etwas fester. Sie blickt auf diesen herab, als ihr eine Idee kommt. Das ist jetzt doch … obwohl, warum nicht?

“K-Kageyama”, bringt sie unsicher hervor.

“Ja, Mishima?” Sein Blick legt sich fragend auf ihren und kaum dass er ihre Unsicherheit bemerkt, hebt er seine Augenbrauen verwundert.

“W-wir haben ja fast den gleich Nachhauseweg …”

“Ja.”

“Und ich habe einen Regenschirm. Also, wenn du willst, dann könnten wir beide ja … also …”

Immer noch fragend sieht er sie an. Versteht er nicht, worauf sie hinaus will? Muss sie es wirklich aussprechen? Da sich an seinem Blick nichts ändert, unterdrückt sie ein Seufzen.

“Wir könnten zusammen laufen, was meinst du? Und uns den Regenschirm teilen.”

Sein Blick richtet sich auf den Regenschirm in ihren Händen und Verständnis erscheint in seinem Blick.

“Ah, klar. Ja doch, können wir.”

Und diese Aussage zaubert ein strahlendes Lächeln auf Saoris Züge und ihr Herz nimmt einen Takt an, der vermutlich nicht einmal mehr zu messen ist.
 

Ein paar Minuten später ist ihr Gesicht hochrot und sie starrt angestrengt auf den Boden, versucht jeden Blick auf Kageyama zu vermeiden. Wenn sie vorher schon dachte, dass ihr Herz nicht schneller schlagen kann, dann ist jetzt das Gegenteil bewiesen. Noch schneller sollte es nun wirklich nicht mehr schlagen, denn sonst muss sie sicherlich ins Krankenhaus. Vorsichtig blickt sie doch neben sich auf. Dort läuft Kageyama, in seiner Hand ihr Regenschirm, den er nach oben hält, damit sie beide nicht nass werden. Und im Gegensatz zu ihr scheint ihm die Nähe zwischen ihnen beiden nichts auszumachen. Er sieht stur geradeaus. Wenigstens wirkt er nicht mürrisch, das ist doch schonmal etwas.

Wieder betrachte Saori den nassen Weg vor ihnen, die Pfützen, die durch die fallenden Regentropfen in ständiger Bewegung sind. Es ist besser, sich auf alles andere zu konzentrieren als darauf, dass er neben ihr läuft. Denn sonst fängt sie sicherlich wieder an, über ihre eigenen Füße zu stolpern, wundern würde es sie nicht. Stattdessen hebt sie sich lieber am Band ihrer Tasche fest. Wie viel schöner wäre es, wenn sie sich einfach an seinem Arm einhaken könnte, er ihre Hand in seiner halten würde. Aber stattdessen …

Schließlich kommen sie an der Stelle an, an der sich ihr Weg trennt. Saori hebt ihren Kopf und sieht unter dem Schirm hinaus.

“Es regnet immer noch so sehr …”

“Das stimmt.”

“W-wenn du magst …” Oh man, ihr Herz wird ihr diesen Tag sicherlich noch übel nehmen. “Ich wohne gleich da die Straße runter. Da ist es auf jeden Fall trocken.” Sie sieht unsicher zu ihm auf. Ob er sie versteht? Er kann sich doch bei ihr vor dem Regen unterstellen. Es hört sicherlich bald auf. Oder sie kann ihm noch einen Schirm ausleihen. Aber das Wichtigste: er würde sie nach Hause begleiten!

“Das ist gut.”

Und wieder nimmt ihr Herzschlag zu und ein Lächeln breitet sich auf ihren Zügen aus, das … sogleich wieder erlöscht.

“Dann hast du es ja nicht mehr weit. Und ich renne einfach schnell nach Hause. Also dann, bis morgen, Mishima.”

Und schon drückt er ihr den Regenschirm in die Hand, hebt die Hand und läuft einfach los.

“Du kannst doch …”, ruft sie ihm noch hinterher, doch da ist er schon auf und davon. Ungläubig blinzelt sie. “Das kann doch nicht wahr sein”, entkommt ihr und kopfschüttelnd sieht sie ihm hinterher. Ist das wirklich sein ernst? War das nicht offensichtlich, dass sie ihn mit zu sich einladen wollte? Gott, er wird sie noch fertig machen! Sie holt tief Luft, ehe sie ihre Hand fester um den Griff ihres Regenschirms schließt. Ihre Fingerknöchel treten von dem Druck, den sie ausübt, weiß hervor. Manchmal ist er echt ein Idiot! Trotzdem, sie darf nicht aufgeben. Genauso, wie sie es Akiyama versprochen hat.
 

~🏐~
 

Okay, sämtliche bisherigen Versuche sind fehlgeschlagen. Es wirkt, als wäre es Kageyama einfach nicht klar, dass sie versucht, Zeit mit ihm zu verbringen. Was man aber, wenn man ein paar Monate zurück sieht, gut rechnen kann, ist, dass er sie inzwischen kennt. Er grüßt sie, wenn er sie sieht. Manchmal nickt er ihr nur zu, manchmal hebt er seine Hand. Wenn sie sich nahe genug sind, begrüßt er sie auch mit Namen. Auch im Volleyballclub reden sie öfter miteinander, auch wenn es zumeist um Volleyball geht. Hätte er ihr nicht Nachhilfe gegeben, wenn man es so nennen will, wäre es vermutlich nicht so. Diese ist inzwischen zwar vorbei, trotzdem schlagen sie das ein oder andere Mal gemeinsam den Heimweg ein - dann, wenn Yamaguchi ihn und Hinata zur gleichen Zeit wie auch alle anderen aus der Sporthalle geworfen hat. Auch sie hat Fortschritte gemacht, das ist ihr bewusst. Vor ein paar Monaten hat sie sich noch nicht getraut, ihn überhaupt anzusprechen. Und heute? Trotzdem, auch wenn sie sich wohl recht gut verstehen, er sie inzwischen kennt, es scheint nicht so, als würde er sie als mehr wahrnehmen, als in ihrer aktuelle Stellung. Sie ist die Managerin beziehungsweise die Schülerin der Managerin, sonst nichts. Immer wieder fragt sich Saori, ob es wirklich Sinn ergibt, es weiter zu versuchen, ihm zu zeigen, was er ihr bedeutet und zu hoffen, dass er sie auch ein wenig mehr mag, als nur als Managerin oder vielleicht sogar als eine Freundin. Sie schließt die Augen. Nein, sie will wirklich nicht aufgeben. Sie hat noch dieses eine Schuljahr. Wenn sie es in dieser Zeit nicht schafft, dann ist es so. Aber dann kann sie sich nicht irgendwann vorwerfen, es nicht versucht zu haben. Es gibt dann nichts zu betreuen. Und deshalb wird sie es weiterhin versuchen!

Kapitel 10

“Was machst du denn da?”

Seine Stimme kann sie immer und überall heraus hören. Und kaum dass Kageyama ihr eine Frage stellt, reißt Saori schon ihren Kopf herum und starrt ihn an. Er steht direkt in der Türe des Geräteraums, in dem sie sich gerade befindet.

“I-ich …”

“Kann ich dir irgendwie helfen?” Kageyama scheint sich von ihrem Stottern nicht beeinflussen zu lassen und tritt weiter auf sie zu.

“Ähm, ich will die ganzen Trainingstrikots mit nach Hause nehmen und sie übers Wochenende ausbessern. Ich habe die Tage gesehen, dass ein paar von ihnen kleine Löcher oder Risse haben.”

“Ah, das klingt gut. Warte kurz.” Schon steht Kageyama neben ihrer zweiten Managerin und nimmt dieser den Stapel aus den Händen, den sie gerade aus dem Schrank geholt hat. “Wo sollen die hin?”

“Hier in die Taschen.” Schnell macht Saori einen Satz zur Seite und steht gleich wieder mit einer Tasche vor ihm, in die er einen Teil der Trikots hinein drückt.

“Danke für deine Hilfe”, richtet sie nach ein paar Minuten an ihn.

“Das ist doch kein Problem, Mishima.” Kageyamas Blick ruht auf den Taschen, die vor ihnen auf dem Boden liegen und stehen. “Und die musst du jetzt alle nach Hause bekommen?”

“Ja. Aber das ist schon machbar. Notfalls nehme ich heute halt nur einen Teil mit und den Rest morgen. Wird schon werden. Und dann kann ich mich über das Wochenende daran setzen, so dass ich sie hoffentlich am Montag wieder mitbringen kann.”

“Hmm … Einen Moment.” Kageyama, der seinen Blick wieder auf die Taschen gerichtet hatte, dreht sich herum und geht auf einmal aus dem Geräteraum hinaus.

“Hey Hinata”, hört Saori ihn in der Sporthalle rufen.

“Ja, Kageyama?”, erwidert dessen bester Freund sogleich.

“Ich kann nach dem Training doch nicht bleiben um noch zu üben.”

“Was? Wieso das denn?” Hinatas Stimme kann man Enttäuschung vernehmen.

“Mishima hat so viel Zeug, dass sie nach Hause bringen muss und ich helfe ihr beim Tragen.”

“Ah, wirst du etwa zu einem, wie hat Yachi es genannt? Gentleman?”

“Rede doch keinen Schwachsinn, Hinata-Boke!”

“Ja ja, Kagegentleman.”

“Halt die Klappe.”

“Sicher, doch, Kagegentle… ahhhh!”

Saori steht im Geräteraum und ihre Augen sind weit aufgerissen. Was? Kageyama sagt tatsächlich sein Training mit Hinata ab, nur um ihr zu helfen? Das ist ja fast nicht zu glauben! Sie blinzelt und starrt auf die Türe, die ein Stück offen steht. Viel sehen kann sie nicht, aber dem lauten Geschrei und den Schritten, die zu hören sind, jagt Kageyama Hinata wohl gerade durch die Halle, wie so oft eben. Ein Lächeln breitet sich auf Saoris Gesicht aus. Diese Chance muss sie nutzen!
 

~🏐~
 

“Vielen Dank für dein Hilfe, Kageyama. Da vorne ist es auch schon.” Mit einer Hand deutet Saori nach vorne, während sie den neben sich Laufenden ansieht. Er trägt ohne ein Wort von sich zu geben die Taschen mit den Trikots. Er hat sie alle vorher an sich genommen und trotz Protestes von Saori, ihr keine abgegeben. Nun sind es nur noch ein paar Meter, bis sie bei dem Haus angekommen sind, in dem sie mit ihrer Familie lebt.

“Kein Problem, Mishima. Unser Heimweg ist ja sehr ähnlich.” Kageyama sieht über seine Schulter nach hinten zu der Straßenecke, von der sie gekommen sind. “Von der Stelle, an der wir uns immer trennen, hast du es ja wirklich nicht mehr weit.” Sein Blick richtet sich wieder nach vorne und auf das Haus, vor dem sie jetzt zu stehen kommen.

“Ja, das stimmt.” Wieder nimmt Saoris Herzschlag zu, während sie erst das Gartentor öffnet und dann gleich die Haustüre. Sie dreht sich herum und nimmt Kageyama nacheinander die Taschen ab, die sie in den Hausflur stellt. Was soll sie nur machen, dass er nicht gleich wieder geht? Zu gerne würde sie noch Zeit mit ihm verbringen. Ihn vielleicht sogar in ihr Zimmer mitnehmen. Ihr Zimmer … oh Gott, ist das eigentlich aufgeräumt?

“Na gut, dann sehen wir uns morgen.” Kageyama bekommt von ihren Gedanken eindeutig nichts mit, denn er dreht sich herum und ist schon über die Türschwelle getreten. Schnell macht Saori einen Schritt nach vorne und greift nach seinem Unterarm.

“Willst du vielleicht noch einen grünen Tee trinken?”, platzt es aus ihr heraus.

Mit gerunzelter Stirn sieht er sie an, ehe er seinen Kopf schüttelt.

“Danke für das Angebot, aber um die Uhrzeit trinke ich keinen grünen Tee mehr. Da ist was ähnliches wie Koffein drinnen und dann kann ich nachher nicht mehr schlafen. Also dann, bis morgen.”

Und während Saori ungläubig ihren Mund öffnet und schließt, ist er tatsächlich schon zur Türe hinaus. Sie blinzelt noch, dann runzelt sie ihre Stirn. Ist sie wirklich zu blöd oder ist er zu dumm, um den Wink mit dem Zaunpfahl verstehen? Oder hat er einfach kein Interesse? Nein. Er sagt immer, was er denkt, das hat sie oft genug miterlebt. Er würde ihr einen Korb geben, knallhart. Dass er das bisher nicht hat, macht doch eigentlich Hoffnung, oder? Es macht nur keine Hoffnung, dass er alle ihre Versuche so ins Leere laufen lässt. Dummer, dummer Kageyama. Sie beißt ihre Zähne fest aufeinander, um die Tränen, die in ihre Augen steigen, zu verhindern. Nein, sie will nicht weinen. Sie will es einfach nur schaffen, dass er sie endlich auch richtig wahrnimmt. Dass er sie auch mag. Mehr will sie doch gar nicht …
 

~🏐~
 

Yachi hält ihr Notizbuch in den Händen und geht ihre Aufzeichnungen des gestrigen Trainings erneut durch. Ja, die Annahmen. Das ist irgendwie immer ein Knackpunkt, egal in welcher Klassenstufe. Wobei die Drittklässler doch schon besser als die anderen, mit Ausnahme ihres Liberos, sind. Ein leises Seufzen entkommt ihr, als sie ihren Kopf hebt und ihren Blick durch die Sporthalle gleiten lässt, wo die Volleyballer noch trainieren. Mishima und Umeda sind ebenfalls beschäftigt. Während Umeda gerade Volleybälle, die in den falschen Ecken gelandet sind, einsammelt und in den Ballwagen wirft, verteilt Mishima ein paar Wasserflaschen. Gerade steht sie neben Kageyama und reicht diesem eine dieser Flaschen. Auf ihren Zügen liegt ein strahlendes Lächeln. Dieses erlöscht aber wieder, als Kageyama die Flasche entgegen nimmt und sich sofort wieder Hinata zuwendet. Mishima blinzelt, ehe sie ihren Kopf sinken lässt. Yachi legt ihren Kopf leicht zur Seite, beobachtet ihre Schülerin weiterhin. Ein leises Seufzen entkommt ihr.

“Hach.”

“Alles in Ordnung, Hitoka?”

Schon schießt Yachis Kopf zur Seite und sie blickt ihren Freund an, der neben ihr zu stehen kommt. Yamaguchi wirkt fragend. Lächelnd nickt sie.

“Ja, mach dir keine Sorgen. Ich habe nur gerade gedacht, wie schwer Mishima es wohl hat.”

“Mishima? Warum das denn?” Yamaguchi sieht in die Richtung der Genannten, die gerade am Rand der Sporthalle an einer Bang steht und Wasserflaschen zusammen stellt.

“Ist dir noch gar nicht aufgefallen, dass es einen Jungen hier gibt, den sie mehr zu mögen scheint?”

“Was?” Und nun sieht Yamaguchi seine Freundin erstaunt an. “Einen Jungen, den sie mag? Wen denn?”

Yachi entkommt ein Kichern und sie hält eine Hand vor ihren Mund.

“Oh Tadashi. Das ist doch eigentlich eindeutig.”

“Wie, eindeutig? Für mich eindeutig nicht.”

“Na gut, wundert mich nicht, dass dir das nicht auffällt.”

“Und was soll das jetzt wiederum heißen?” Yamaguchi verschränkt seine Arme vor dem Oberkörper und bläst seine Wangen beleidigt auf. Schon streicht sie sanft mit ihrer Hand über eine seiner Wangen.

“Dass du einfach andere Dinge im Kopf hast. Du bist Kapitän des Volleyballclubs, dazu bist du noch im Abschlussjahr. Dann bin da ja auch noch ich. Ich bin mir sicher, du hast so viel anderes zu tun, dass das einfach mehr als nebensächlich ist. Zudem bist du eben ein Junge, denen fällt so etwas ja meistens nicht auf.”

Yamaguchi blinzelt erstaunt, ehe er seine Hände sinken lässt. Mit einer davon umschließt er Yachis und hält sie fest in seiner. Ein Lächeln erscheint auch auf seinen Zügen.

“Da hast du vielleicht recht. Na gut, willst du mir mehr verraten?”

Seine Freundin nickt und kichert ein wenig, ehe sie mit ihrem Kinn zu Mishima deutet.

“Sie mag einen unserer Freunde.”

“Echt? Hinata?”

“Nein.”

“Hmm … Tsukki ist vergeben, das weiß sie ja hoffentlich. Erstens wird sie niemals eine Chance haben und zweitens würde Keiko ihr vermutlich die Augen auskratzen. Einer der Jüngeren?”

“Keine Sorge, er ist es nicht. Und auch keiner der Jüngeren.”

Und schon sieht Yamaguchi Yachi mit großen Augen an.

“Du willst mir nicht wirklich sagen, dass sie Kageyama mag.”

“Warum denn nicht?”

“Naja, er ist so … so … mürrisch.”

“Ach komm schon, Tadashi. Du weißt doch, dass er das nicht wirklich ist. Er wirkt zwar so, aber er es ist nicht. Zumindest nicht wirklich.”

“Und er interessiert sich nur für Volleyball. Ihm fällt doch sicherlich gar nicht auf, dass sie da ist.”

Ein leises Lachen entkommt Yachi auf diese Aussage.

“Ja, ich denke, das ist es. Zumindest bin ich davon überzeugt, dass es ihm nicht klar ist, dass sie ihn wohl mag. Ich beobachte das jetzt schon eine ganze Weile. Wenn sie ihn nicht mögen sollte, dann habe ich da wirklich etwas ganz falsch aufgefasst.”

“Weißt du was, Yachi? Ich glaube, ich beobachte die beiden auch ein bisschen und dann kann ich dir ja sagen, ob ich deine Beobachtungen bestätigen kann. Oder ob ich immer noch blind bin.”

“Ja, oder das.” Yachi sieht sich verstohlen in der Sporthalle um, ehe sie sich auf die Zehenspitzen stellt und ihren Mund an den Ohr ihres Freundes bringt, auch wenn dieser dazu trotzdem ein wenig in die Knie gehen muss. “Danke dir, dass du mir glaubst.”

“Das werde ich immer, Hitoka.”
 

~🏐~
 

“Puuh, irgendwie kann Mishima einem ja leid tun.” Yamaguchi tritt neben Yachi und schüttelt seinen Kopf, während sein Blick auf Saori sowie Kageyama gerichtet ist. Zweiterer bekommt einmal wieder nicht mit, dass die Jüngere ihn regelrecht anhimmelt. “Kageyama bemerkt ja überhaupt nicht, dass sie da ist.”

“Ja, irgendwie schon. Die Arme. Vielleicht sollten wir Kageyama mal darauf ansprechen.”

“Was? Meinst du wirklich? Ist es sinnvoll, sich da einzumischen?” Yamaguchi runzelt seine Stirn.

“Warum auch nicht? Ich denke, für Mishima ist es gut, wenn sie weiß, woran sie ist. Entweder mag er sie auch oder eben nicht. Aber dann muss sie sich nicht Hoffnungen machen, wo keine sind.”

“Hitoka, deine Hilfsbereitschaft in allen Ehren, aber nein, ich denke nicht, dass wir uns da einmischen sollten. Lass das die beiden selbst klären. Wenn es schief läuft, machst du nämlich alles nur noch schlimmer.”

“Meinst du wirklich, Tadashi?” Yachi sieht ihren Freund verunsichert an. Dieser legt eine Hand auf ihren Kopf.

“Ich weiß, du meinst es nur gut. Aber es ist besser so.”

Ein Seufzen entkommt ihr, ehe sie schief grinst.

“Okay, irgendwie hast du ja recht …”

“Habe ich oft.” Yamaguchi zwinkert ihr schmunzelnd zu und entlockt ihr ein leises Lachen.

“Viel zu oft.” Yachi tätschelt ihm die Schulter, ehe sie sich in die Richtung dreht, aus der in dem Moment ihr Name ertönt. “Ich komme schon, Umeda.” Nochmal lächelt sie ihren Freund an, dann macht sie sich auf den Weg zu ihrem Schüler, der bei irgendetwas ihre Hilfe braucht.

Kapitel 11

“Hey Kageyama, hier ist noch …”

“Danke.”

Schon nimmt der Angesprochene Saori das Handtuch aus der Hand und wendet sich sofort wieder Hinata zu.

“Du musst springen, hörst du? Springen! Gott, wie schwer kann das bitte sein? Du hast vor Jahren bei Hoshiumi gesehen, wie es geht und bekommst es immer noch nicht hin?”

“Nerv nicht rum, Nerviyama!”

“Bitte?”

“Du nervst! Spring doch selber!”

“Du Boke!”

“Nerviyama!”

Und während die beiden mal wieder in eine ihrer sinnlosen Streitereien vertieft sind, steht Saori immer noch neben ihnen, ehe sie seufzt und davon geht. Sie ist jetzt bereits seit vier Monaten Managerin des Volleyballclubs. Sogar ihr erstes großes Turnier, das Interhigh, hat sie schon miterlebt. Und obwohl sie nun schon so lange nahe an ihrem Schwarm dran ist, sind die einzigen Fortschritte, dass sie ihn inzwischen ansprechen kann und er sie. Aber mehr ist da nicht. Er scheint sie trotzdem nicht wahrzunehmen, zumindest nicht als Frau und das frustet sie sehr. Langsam ist der Punkt erreicht, an dem sie sich fragt, ob es überhaupt noch Sinn macht, es zu versuchen … Sie bemerkt nicht, dass ein paar Meter weiter Yachi steht und sie stirnrunzelnd beobachtet.
 

~🏐~
 

Noch einmal. Noch einmal will sie es versuchen. Saori holt tief Luft, ehe sie zum vermutlich letzten Mal für heute zu ihrem Schwarm tritt.

“Du, Kageyama?”, fragt sie ihn unsicher und ihre Finger spielen mit dem Band ihrer Tasche, die sie über der Schulter hängen hat.

“Ja, Mishima?”

“Sollen wir beide gemeinsam nach Hause laufen? Wir haben ja den gleichen Weg …”

Er blinzelt erstaunt, ehe er seinen Kopf schüttelt und abwinkt.

“Ne, muss nicht sein. Hinata und ich wollten noch was besprechen.”

“Oh, ach so.” Und erneut lässt Saori ihren Kopf sinken. Sie zwingt sich noch zu einem kurzen Lächeln, das aber eher wie eine verzerrte Grimasse wirkt, ehe sie eine Hand hebt. “Dann bis morgen.” Und ohne eine Erwiderung abzuwarten dreht sie sich herum und verlässt schnell die Sporthalle. Hoffentlich sieht keiner die Tränen in ihren Augen.

Yachi, die nur ein paar Meter weiter steht und alles mitbekommen hat, kneift ihre Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.

“Das darf ja nicht wahr sein!”, knurrt sie. “Dem werde ich die Leviten lesen! Kageyama!”, schreit sie gleich darauf laut durch die Sporthalle und rennt direkt auf diesen zu.

“Hitoka, warte!”, ruft Yamaguchi ihr hinterher und blickt ihr mit weit aufgerissenen Augen hinterher. Hatten sie nicht erst vor ein paar Tagen besprochen, dass sie sich nicht in das einmischen werden, was da zwischen Kageyama und Mishima vor sich geht? Warum hält sie sich nicht daran?

“Yachi? Was ist denn los?” Kageyama hat sich zu der Managerin umgedreht, die nun vor ihm steht und ihn wütend von unten herauf anfunkelt. Gleich darauf stößt sie ihm ihren Zeigefinger gegen die Brust.

“Was soll der Mist denn? Warum trampelst du so auf Mishimas Gefühlen herum?”

“Ich … Was?” Verwirrt blickt Kageyama die Kleinere an. Er soll was tun? Mishimas Gefühle?

“Warum bist du so gemein zu Mishima?”

“Aber … ich bin doch nicht gemein zu ihr.”

“Bist du sehr wohl! Was sie alles tut und du schätzt es nicht einmal wert! Dabei solltest du doch froh darüber sein!”

“Über … über was denn?” Verunsicherung macht sich in Kageyama breit, während Yachi vor ihm steht und die Hände in die Hüften gestemmt hat. Was hat er denn jetzt schon wieder falsch gemacht? Er versteht es wirklich nicht. Er schätzt Mishima doch wert. Sie macht einen guten Job als Managerin. Oder … “Hat Mishima einen extra Job übernommen und ich habe da etwas verpasst?”, fragt er verwirrt und legt seinen Kopf schräg.

“Was?” Ungläubig starrt Yachi ihn nun an. Da legt sich eine Hand auf deren Schulter.

“Hitoka, bitte. Wir haben doch besprochen, dass wir uns zurückhalten.” Yamaguchi blickt seine Freundin besänftigend an. Diese schüttelt jedoch nur missmutig ihren Kopf.

“Was habt ihr besprochen?” Kageyama runzelt seine Stirn.

“Ach lasst ihn doch. Er wird es niemals blicken. Und Mishima ist auf jeden Fall besser dran so.” Tsukishima erscheint ebenfalls hinter Yamaguchi und Yachi, während er Kageyama durch seine Brille ansieht und seine Gesichtszüge zu einem höhnischen Grinsen verzogen hat.

“Tsukishima Kei, das will ich gar nicht hören!” Nun funkelt Yachi den besten Freund ihres Freundes an. Dieser zuckt jedoch nur mit seinen Schultern.

“Ach kommt schon, so unrecht habe ich gar nicht.”

“Was soll das bitte heißen?” Kageyama verzieht sein Gesicht und sieht Tsukishima wütend an. Er kann es wirklich nicht leiden, wenn dieser so ist. Also immer.

“Dass du niemals eine Freundin finden wirst, das soll es heißen. Oh, und auch, dass es für jedes Mädchen besser so ist.”

“Bitte?” Kageyama knirscht wütend mit den Zähnen. Was soll das denn jetzt schon wieder?

“Mensch Tsukki, was soll das denn? Lass solche Sprüche.” Yamaguchi sieht seinen besten Freund kopfschüttelnd und missmutig an.

“Aber wirklich! Lass es oder du kannst dir sicher sein, dass ich Keiko davon erzählen werde!”

Auf Yachis Aussage hält Tsukishima seine Hände abwehrend in die Höhe.

“Schon gut. Auch wenn ich Recht habe mit dem, was ich sage. So wird er nie eine Freundin finden.” Er lässt seine Hände sinken und verschränkt sie vor seinem Oberkörper. “Und mit dem Rest habe ich auch Recht.”

Hinata, der bei Kageyama steht, sieht die ganze Zeit verwirrt zwischen ihnen hin und her. Worum geht es hier eigentlich? Er hat wirklich keine Ahnung und ist vermutlich so verwirrt wie sein bester Freund. Langsam schiebt er sich neben Yachi.

“Du, Yachi”, flüstert er dieser ins Ohr.

“Ja?”, fragt sie ihn, während sie ihren Kopf zu ihm dreht. Er kratzt sich am Hinterkopf.

“Was genau ist hier denn los? Warum meint Tsukishima, dass Kageyama nie eine Freundin finden wird? Und was hat das alles mit Mishima zu tun?”

Die Gefragte legt ihren Kopf ein wenig schräg.

“Weißt du, Hinata, ich glaube, dass Mishima ihn ziemlich mag. Also Kageyama.”

“Häh? Warum das denn?”

“Tja, Gefühle lassen sich nicht unbedingt erklären. Sie mag ihn halt.”

“Sie mag ihn? Ich meine, ich mag ihn ja auch, irgendwie. Und du magst ihn auch. Die meisten hier ebenfalls, auch wenn er immer super mürrisch ist. Verstehe ich auch nicht.”

Yachi muss schmunzeln und schüttelt ihren Kopf ein wenig. Hinata ist genauso verpeilt wie sein bester Freund.

“Nein, Hinata. Sie mag ihn nicht nur. Sie empfindet etwas für ihn. Ich denke, dass sie in ihn verliebt ist.”

Hinata sieht sie verwirrt an und legt seinen Kopf leicht schräg. Mishima mag Kageyama? Sie ist in ihn verliebt? Nachdenklich runzelt er seine Stirn.

“Oh, aha. Aha … Ohhhhh!” Als es ihm endlich klar wird, was Yachi da gesagt hat, weiten sich seine Augen. Gleich darauf lacht er laut los. “Mensch Kageyama, dass du das nicht blickst! Vielleicht hat Tsukishima gar nicht so unrecht.”

“Wie bitte? Was willst du damit sagen? Gleich setzt es eines, das sage ich dir!” Kageyama greift nach Hinatas Kragen und droht diesem mit einer Faust. Er senkt sie, als Yachi sein Handgelenk fest umschließt und daran zieht, ihn so dazu zwingt, Hinata wieder loszulassen. Dieser lacht immer noch.

“Ernsthaft, Hinata, du kannst aufhören zu lachen. Du hast es bis gerade eben schließlich auch nicht kapiert. Also tu nicht so, als wärst du besser als dein Kumpel.” Tsukishima verdreht seine Augen, ehe er einen Huster von sich lässt. “Einzeller”, ist trotzdem laut zu hören.

“Tsukishima Kei!”, zischt Yachi und schon hebt er wieder beide Hände entschuldigend vor sich hoch, kann einen weiteren höhnischen Blick zu Hinata und Kageyama jedoch nicht unterdrücken. Ehe einer von ihnen noch etwas sagen kann, ertönt eine laute und tiefe Stimme durch die Halle.

“Was ist hier denn noch los? Macht mal, dass ihr alle nach Hause kommt. Morgen haben wir ein Trainingsspiel gegen die Sejoh und ich will, dass ihr ausgeruht seid!” Trainer Ukai kommt in die Sporthalle und blickt seine Drittklässler an. Die fünf sind die Letzten, die noch im Raum sind, alle anderen sind bereits weg.

“Also?” Er bleibt neben Tsukishima stehen, der kurz auf ihn schaut und anschließend auf Kageyama deutet.

“Der da kapiert nicht, dass ein Mädchen ihn mag.”

Und erst jetzt, wo jemand das so deutlich ausspricht, scheint es auch bei Kageyama Klick zu machen. Seine Augen weiten sich und sein Mund steht weit offen, während er Tsukishima ungläubig anstarrt.

“Was? Du kapierst nicht, dass Mishima dich mag?” Ukai stöhnt auf und schüttelt seinen Kopf. “Geht da oben bei dir drinnen eigentlich nichts anderes als Volleyball rum? Gott, du wirst nie eine Freundin finden, du bist echt ein Trottel.”

Und während Kageyamas Augen sich noch weiter weiten - immerhin ist es anscheinend sogar seinem Trainer vor ihm klar geworden, dass dieses eine Mädchen ihn mag - lacht Tsukishima laut los.

“Sag ich doch schon die ganze Zeit über! Meine Worte!”

Yachi und Yamaguchi starren den Trainer ebenfalls ungläubig an, während sich Hinata peinlich berührt über den Hinterkopf reibt. Ist es wirklich allen klar gewesen außer ihm? Er dreht seinen Kopf leicht zur Seite und nimmt den Gesichtsausdruck seines besten Freundes wahr. Langsam lässt er seine Hand wieder sinken. Okay, eindeutig nicht schlimm, dass er es nicht bemerkt hat. Schlussendlich sollte es ja schließlich Kageyama und nicht ihm bewusst sein.

“Hey, Kageyama.” Yachi berührt diesen sanft am Unterarm. Sie kann ihm ansehen, wie schockiert er von dieser Enthüllung gerade ist. “Mach dir Gedanken, was du willst. Es ist deine Entscheidung. Aber fühle dich zu nichts gezwungen, ja?”

Langsam nickt dieser, ohne ein Wort zu erwidern. Doch dazu ist er auch gar nicht in der Lage, denn in seinem Kopf drehen die Gedanken gerade durch. Mishima mag ihn?

“Okay, wir beziehungsweise ihr seid fertig hier. Raus jetzt und kommt morgen fit und ausgeruht wieder zurück. An die Chaoten unter euch: Das bedeutet, kein Training mehr. Wir sehen uns morgen früh.” Und damit scheucht Ukai seine Krähen aus dem Nest.

Kapitel 12

Unsicher steht Kageyama in der Sporthalle. Er kaut verunsichert auf seiner Unterlippe herum, während er mit seiner Schuhspitze auf den Boden tippt. Immer wieder landet sein Blick auf Yamaguchi und Tsukishima, die ein Stück weiter stehen und sich miteinander unterhalten. Ob er mal mit ihnen reden soll? Ob sie ihm helfen können? In dem Moment sieht Yamaguchi zufällig in seine Richtung und schon treffen sich ihre Blicke. Kageyama erstarrt, während sein Kapitän fragend seinen Kopf zur Seite legt. Kurz noch zögert Kageyama, doch dann gibt er sich einen Ruck und tritt zu den beiden.

“Hey”, murmelt er.

“Können wir dir helfen, Kageyama?” Während Yamaguchi ihn anlächelt, gibt Tsukishima kein Wort von sich.

“Ich … ähm … ich hätte eine Frage”, murmelt der Hinzugekommene.

“Wir können dich nicht verstehen, wenn du so rumnuschelst.”

“Tsukki, bitte.” Yamaguchi sieht diesen missgünstig an, ehe er sich erneut Kageyama zuwendet. “Und was willst du wissen?”

Es scheint Kageyama unangenehm zu sein sein, denn er weicht den Blicken der beiden aus, während er wieder mit seiner Schuhspitze auf den Boden tippt.

“Ihr habt doch beide eine Freundin …”, murmelt er unsicher.

“Jap, haben wir.” Tsukishima hebt seine Augenbrauen. “Hast du das etwa erst jetzt, zwei Jahre später, festgestellt?”

Und schon funkelt Kageyama ihn wütend an.

“Mensch Tsukki, wenn du ihn nur triezt und nicht normal mit ihm reden kannst, dann geh woandershin!”

“Aber dann würde ich doch etwas verpassen, Tadashi. Vor allem, wie der Kerl hier versucht Fragen zu stellen, die er doch selbst nicht versteht.”

Yamaguchi schließt seine Augen zu schmalen Schlitzen und sieht seinen besten Freund daraus an. Dieser seufzt.

“Okay, okay. Ich bin ja schon nett.”

Wieder funkelt Kageyama ihn an. Wie als ob Tsukishima nett sein könnte, das glaubt doch kein Mensch! Auch Yamaguchi scheint die Worte seines besten Freundes nicht ganz wahr nehmen zu können, doch er seufzt nur und wendet sich erneut Kageyama zu.

“Ja, haben wir. Willst du etwas wegen Mishima wissen?”

Kageyama erstarrt, ehe er sich auf die Unterlippe beißt.

“Wie … wie ist das mit einer Freundin?”

Und schon leuchte Yamaguchis Augen auf.

“Es ist wirklich schön. Hitoka ist mit das Beste, das mit hat passieren können. Ich liebe es, mit ihr Zeit zu verbringen. Es ist vor allem schön, jemanden an seiner Seite zu haben, den man mag und der einen mag. Ich kann mit ihr über alles reden und wir machen wirklich viel zusammen.”

“Eine Freundin zu haben kann aber auch echt anstrengend sein.”

Und schon drehen sich zwei Köpfe mit geweiteten Augen zu Tsukishima, der seine Arme vor seinem Oberkörper verschränkt hat und mit den Schultern zuckt.

“Was denn? Keiko ist manchmal anstrengend.”

Yamaguchis Augenbrauen wandern nach oben.

“Wirklich? Bist du etwa nicht gerne mit ihr zusammen?”

“Doch, natürlich. Ich liebe sie. Aber trotzdem ist es anstrengend. Wie als ob Hitoka das nicht wäre.”

“Ist sie nicht!”

“Wenn du dir das einredest.”

“Tsukki, manchmal würde ich dich gerne treten. Kageyama, nicht jede Beziehung ist wie die von Izumo und dem Typen hier. Die meisten Beziehungen sind schön.” Yamaguchi sieht erst Tsukishima kopfschüttelnd an, ehe er sich Kageyama zuwendet.

“Hmm … sollte ich dann eine Beziehung mit Mishima beginnen?”

Der Gefragte lächelt ein wenig.

“Die Frage ist in allererster Linie, magst du Mishima? Kannst du dir vorstellen, dass sie deine Freundin ist?”

“Was bedeutet überhaupt, eine Freundin zu haben? Was macht man mit einer Freundin?”

Ein Grinsen erscheint auf Tsukishimas Zügen, das nicht wirklich darauf schließen lässt, dass er es gut meint.

“Tja, wenn du das nicht weißt, solltest du ziemlich sicher keine Beziehung mit Mishima eingehen!”

Erneut seufzt Yamaguchi laut, doch er Unrecht hat sein bester Freund da leider nicht.

“Tsukishima hat recht, Kageyama. Eine Beziehung ist mehr, als nur zu sagen, das ist meine Freundin oder das ist mein Freund. Zuerst sollte man sich mögen, gerne Zeit miteinander verbringen. Das ist sowieso Teil einer Beziehung. Man verbringt Zeit miteinander, unternimmt Dinge. Man trifft sich in der Freizeit. Diese Person ist wichtiger als alles andere. Man vermisst die Person, wenn sie weg ist. Und wenn sie da ist, will man nicht mehr, dass sie geht.”

“Und man mag auch die Dinge an ihr, die einen normalerweise total nerven. Aber es ist einem egal”, fügt Tsukishima den Ausführungen hinzu.

Kageyamas Gesicht ist immer länger geworden. Wichtiger als alles andere? Die Freizeit mit seiner Freundin verbringen?

“Aber …” Er hebt eine Hand und beginnt auf seinem sorgsam gepflegten Daumennagel zu kauen, ohne dass es ihm wirklich auffällt. “Meine Freizeit habe ich bisher dem Volleyball gewidmet. Er ist das wichtigste für mich. Ich denke schon, dass ich Mishima mag. Ich verbringe gerne Zeit mit ihr. Es war nett, als ich ihr Nachhilfe im Volleyball gegeben habe. Wir haben uns gut verstanden, aber …”

“Tja, ist doch Antwort genug, oder? Wenn dir Volleyball wichtiger ist und du es gar nicht erst in Betracht ziehst, ihr von deiner Freizeit abzugeben, dann lass es. Eine Beziehung ist einfach viel mehr. Diese Person sollte nicht nur ab und an in deinem Leben auftauchen sondern Teil deines Lebens sein. Ein wichtiger Teil. Alles andere ist nicht fair, also ihr gegenüber. Daher überlege dir genau, ob sie es wert ist oder nicht. Und wenn nicht, dann sag ihr, dass sie keine Chance hat. Es ist hart, wenn sie sich Hoffnungen macht, die du nur enttäuschen wirst. Und dann hoffen wir, dass sie uns trotzdem treu bleibt, denn sie ist eine gute Managerin und die Erst- und Zweitklässler sowie alle folgenden Volleyballer der Karasuno haben mit ihr einen Gewinn.” Tsukishima sieht Kageyama ernst an, der diesen Blick erstaunt erwidert. Auch Yamaguchi wirkt überrascht. So eine Aussage hat er von seinem besten Freund nicht erwartet.

“Ich muss ihm zustimmen. Eine Freundin ist so viel mehr. Wenn du Mishima mag und du einer Beziehung eine ernstgemeinte Chance geben willst, warum nicht? Aber wenn du sagst, eine Beziehung passt für dich nicht, dann sag ihr das. Aber sei nett und gib dir Mühe, sie nicht zu sehr zu verletzen. Außerdem”, er grinst schief, “sie ist Managerin des Clubs. Das ist auch ein großer Vorteil, denn so seht ihr euch regelmäßig und viel. Ich bin froh, dass Hitoka hier ist.”

Langsam nickt Kageyama.

“Ich werde darüber nachdenken. Danke, Yamaguchi und …” Er hebt seinen Kopf und sieht Tsukishima an, der höhnisch grinst.

“Na komm, sag es.”

“Danke …” Kageyama knirscht mit den Zähnen. Das hätte er nicht erwartet, dass er sich ausgerechnet bei dem Typ bedanken muss. Doch er hat ihm weitergeholfen, auch wenn er es nie zugeben wird. “Tsukishima”, presst er den Namen schnell und nuschelnd hervor.

Dieser lacht auf und grinst Kageyama von oben herab an.

“Das streiche ich mir im Kalender rot an. Der König hat sich bei mir bedankt!”

“Du …”

“Ruhe jetzt, alle beide! Das kann ja wohl nicht wahr sein, dass ihr sofort wieder anfangt.”

“Das ist nur, weil …”

“Er hat angefangen!”

“Das ist mir so etwas von egal! Man sollte doch eigentlich erwarten können, dass ihr beide euch nach so langer Zeit, in der ihr gemeinsam in einer Mannschaft seid, endlich zusammenreißen könnt!” Yamaguchi knirscht ebenfalls mit den Zähnen. Gott, die beiden nerven ihn echt oft.

“Ja ja, Tadashi. Ich geh mal und wärme mich auf.” Tsukishima hebt eine Hand und tut, wie gesagt.

“Ich auch.” Und schon ist auch Kageyama auf und davon.

Yamaguchi stöhnt auf. Die beiden kosten ihn echt oft den letzten Nerv!

Kapitel 13

Langsam stopft Saori ihre Sachen in ihre Tasche, ehe sie sich diese über die Schulter wirft.

“Bis morgen”, ruft sie in die Runde, ehe sie die Sporthalle verlässt. Ihre Hände schließen sich um das Band der Tasche, während sie auf den Boden blickt. Irgendwie fühlt sie sich deprimiert. Bereits seit so langer Zeit ist sie Kageyama näher als früher, aber nichts. Er scheint sie nicht wahrzunehmen. Und obwohl sie sich bis vor kurzem immer noch gesagt hat, dass sie nicht aufgeben wird, so hat sie inzwischen das Gefühl, dass es keinen Sinn mehr gibt. Er wird sie ja doch nie wahrnehmen. Also warum ihm weiter hinterher rennen? Es macht sie ja doch nur fertig. Also sollte sie einfach nur versuchen, ihn als einen Freund zu sehen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Sie presst ihre Lippen aufeinander. Alles andere ist doch aussichtslos.

“Hey Mishima, warte kurz.”

Saoris Augen weiten sich, als sie gerufen wird. Ihr Kopf schießt herum und ungläubig sieht sie Kageyama an, der vor ihr stehen bleibt. Er scheint ihr schnell hinterher gelaufen zu sein. Mit einer Hand reibt er sich über den Hinterkopf, während er ihrem Blick ausweicht.

“K-kann ich dich vielleicht … begleiten. Ich meine, wir haben ja den gleichen Weg! Also … wenn du … wenn du magst und …”

“Ähm, ja, können wir”, antwortet Saori. Er wirkt so verunsichert. Was ist denn bei ihm los? So kennt sie ihn gar nicht. Kurz mustert sie ihn noch verwundert, ehe sie sich wieder in Bewegung setzt.

Ihre Finger spielen mit dem Band ihrer Tasche, während er seine tief in die Taschen seiner Jacke gesteckt hat. Immer wieder schielt sie zu ihm hinüber. Er wirkt angespannt, seine Stirn ist gerunzelt. Ab und an wirkt es kurz so, als würde er etwas sagen wollen, doch dann schließt er seinen Mund und sagt doch nichts. Was will er nur? Immer mal wieder macht ihr Herz einen Satz und Hoffnung steigt in ihr auf, die sie sofort wieder hinab drückt. Hoffnung verletzt nur, das will sie nicht. Er läuft nur mit ihr zusammen, weil sie eben den gleichen Weg haben. Da hängt nicht mehr dran. Plötzlich bleibt er abrupt stehen.

“Mishima!”, platzt es aus ihm heraus.

Auch Saori bleibt stehen und sieht ihn fragend an.

“Ich … Ich liebe Volleyball.”

“Ich weiß”, erwidert sie verwirrt.

“Ich will der beste Zuspieler werden, den es gibt.”

“Auch das ist mir bekannt.”

“Ich muss alles dafür geben.”

“Ja. Das … ja. Das tust du doch, Kageyama.” Okay, er verwirrt sie wirklich sehr. Er macht einen kleinen Schritt auf sie zu.

“Ich … ich habe noch nie darüber nachgedacht, wie es wäre, in einer Beziehung zu sein.”

Bei Kageyamas Aussage beginnt Saoris Herz unglaublich schnell in ihrer Brust zu schlagen.

“Volleyball ist meine Nummer 1. Eine Beziehung stand noch nie zur Debatte. Ich weiß auch nicht, wie es ist, eine Freundin zu haben. Ich weiß nicht, ob ich einer Freundin überhaupt gerecht werden kann.”

“Warum …” Saori muss schlucken, um den Satz auszusprechen. “Warum sagst du das mir?” Wieder versucht sie die Hoffnung zurück zu drängen, doch dazu ist es zu spät. Keine Chance. Sie hofft so sehr, dass dieses Gespräch darauf hinausläuft, dass er ihr sag, dass er sie mag, dass er mit ihr zusammen sein will.

“Weil … du … und ich …” Kageyama wirkt fast verzweifelt, als er sie ansieht.

“Ich und du?”, fragt Saori leise, während ihre Hände das Band ihrer Tasche nun so fest umklammern, dass die Fingerknöchel weiß hervortreten.

“Ich weiß nicht, ob wir beide … ob du und ich …”

“Kageyama, was genau willst du sagen?”, bringt sie hervor, mutiger, als sie es von sich selbst kennt. Er schluckt.

“Du … du magst mich.”

Das ist keine Frage, es ist eine Feststellung. Eine, die der Wahrheit entspricht. Saori nickt. Das ist Antwort genug, denn erneut beißt sich Kageyama auf die Unterlippe.

“Ich liebe Volleyball”, bringt er leise hervor.

“Ich weiß doch.” Ihre Stimme klingt sanft, trotzdem kann sie das leichte Zittern darin nicht unterdrücken.

“Wie kann ich … Wie könnte ich einer Freundin gerecht werden? Wie könnte ich … dir gerecht werden?”

Ihr Herzschlag nimmt weiter zu. Kageyama hat es ausgesprochen. Doch noch ehe sie etwas sagen kann, spricht er schon weiter.

“Es wäre mehr als unfair, eine Beziehung zu dir einzugehen, wenn mir Volleyball wichtiger als alles andere ist. Es tut mir leid.” Er verbeugt sich vor ihr, seine Hände als Fäuste an seine Seiten gepresst.

Saori blinzelt ungläubig, ehe sie einen Schritt nach vorne macht und ihre Hand an seine Schulter legt. Kaum dass sie das tut, richtet er sich auf und sieht sie perplex an. Sie schüttelt ihren Kopf. Trotz des leichte Lächeln, das auf ihren Lippen liegt, laufen Tränen ihre Wangen hinunter.

“Magst … magst du mich auch?”, nimmt sie ihren Mut zusammen und fragt. Sie kann nichts mehr verlieren. Er zögert, ehe er langsam nickt.

“Ich … ich denke schon.”

“Du denkst schon?” Verwundert legt sie ihren Kopf schräg. Ein schiefes Grinsen huscht für einen kurzen Moment über seine Züge, ehe er wieder ernst wird.

“Ich glaube schon, dass ich dich mag. Es war mir bisher auch nicht so klar. Aber Yachi meinte gestern, dass du mich magst … und … ich habe dann darüber nachgedacht. Es ist schon so, dass du … du bist eigentlich, mal abgesehen von Yachi, das einzige Mädchen, mit dem ich mich gut unterhalten kann. Und du bist lustig und nett. Du siehst gut aus.” Seine Wangen färben sich rot. “Ich verbringe ganz gerne Zeit mit dir. Aber … ich habe darüber nie nachgedacht. Erst gestern halt und … ja, ich … ich würde sagen, ich mag dich schon. Sehr. Aber … trotzdem, es ist nicht richtig, wenn …”

“Kageyama.” Ihre feste Stimme, dazu ihre Hand an seiner Hand lassen ihn mitten im Satz innehalten. “Ich mag dich. Sehr. Ich habe mich letztes Jahr bei dem Finalspiel gegen die Datekou in dich verliebt. Dabei kannte ich dich da noch gar nicht. Alle meine Freundinnen fanden, dass du mürrisch aussiehst. Das fand ich auch. Und dann … dann hast du so gelächelt und in dem Moment habe ich mich in dich verliebt. Weil du in dem aufgegangen bist, was du tust. Weil du es liebst, was du tust. Ich weiß, wie wichtig dir Volleyball ist und das hat mich nicht einen Moment davon abgehalten, das für dich zu fühlen, was ich empfinde. Und ich glaube nicht, dass ich mich zurückgesetzt fühle. Ich meine … Ich hatte auch noch nie einen Freund, keine Ahnung, wie das läuft. Aber … wir könnten sicherlich Zeit finden, die wir zusammen verbringen können. Und da ich doch auch im Volleyballclub bin, können wir uns doch jeden Tag sehen.”

Kageyama blinzelt überrascht. Hat Yamaguchi das nicht auch gesagt? Er findet es schön, dass Yachi ihre Managerin ist. Dadurch hat er auch Zeit mit ihr und sieht sie.

“Wenn …” Saori holt tief Luft. “Wenn du mich wirklich auch magst, Kageyama, sollten wir es dann nicht wenigstens versuchen, eine Beziehung zu haben? Ich meine, wenn es nicht sein soll, okay. Aber dann haben wir es wenigstens versucht. Dann fragen wir uns nicht, warum wir uns nicht wenigstens eine Chance gegeben haben. Und wir bereuen dann nicht irgendwann, dass wir es nicht gemacht haben. Meinst du nicht auch, Kageyama?” Verzweifelt sieht Saori diesen an. Seine Augen haben sich bei ihrer Rede geweitet. Er blinzelt ungläubig. Bitte. Bitte sag ja!, schießt es ihr durch den Kopf. Immer noch laufen vereinzelt Tränen über ihre Wangen. Sie kann einfach nicht aufhören zu weinen. Nach so langer Zeit geht endlich ihr großer Traum in Erfüllung. Und dieser Traum könnte platzen. Gleich, wenn Kageyama dabei bleibt, dass er nicht will. Aber vielleicht …

“Du hast recht, Mishima”, sagt er da leise. “Ich will nichts bereuen.” Vorsichtig streckt er eine Hand aus und streichelt über eine ihrer Wangen, wischt die Tränen weg. “Wenn es nicht geht, werden wir es merken. Aber wie du sagst, dann können wir es uns später nicht vorwerfen, es nicht versucht zu haben. Und ich will nichts bereuen.”

Ihr Herz macht einen Satz und ein Strahlen breitet sich über ihrem Gesicht aus.

“Wirklich?”

“Ja, wirklich.” Kageyama lächelt, was irgendwie süß wirkt. Es ist das Lächeln, von dem sie immer wollte, dass sie der Grund dafür ist.

“Dann bedeutet das …” Immer noch ist Saoris Herz viel zu schnell.

“Ich denke schon. Oder”, Kageyama runzelt seine Stirn, “muss man noch irgendwas machen, um in einer Beziehung zu sein?” Er sieht sie fragend an. Saoris Mund wird trocken. Gehört noch mehr dazu? Ein Kuss vielleicht? Ihre Wangen färben sich rot und sie spürt ihren Herzschlag jetzt bis in den Hals. Schnell schüttelt sie ihren Kopf. Das hat noch Zeit.

“Ich … ich denke nicht”, gibt sie mit piepsiger Stimme von sich.

“Okay. Ähm, soll ich dich dann vielleicht nach Hause bringen?” Kageyama sieht sie fragend an. Schnell nickt Saori und lächelt.

“Das wäre schön.”

“Gut, dann komm, gehen wir.”

Sie laufen los, nebeneinander. Wieder sprechen sie eine Weile nicht, doch dieses Mal ist das Schweigen nicht ganz so angespannt wie vor ihrem Gespräch. Beide haben ein leichtes Lächeln auf den Zügen liegen.

Plötzlich spürt Saori etwas an ihrer Hand und dann schieben sich seine langen und starken Finger zwischen ihre.

“Ist … das okay?”, erklingt seine Stimme verunsichert. “Ich dachte, das macht man so … also als Paar.”

Schnell nickt sie.

“Ja, doch. Es ist schön.” Und das ist es wirklich. Verstohlen sieht sie auf ihre Hände hinunter. Sie hatte recht. Seine Hand ist wirklich angenehm warm.
 

~🏐~
 

Saori steht an der Brüstung der Sporthalle und sieht in die Mitte dieser hinunter. Der Karasuno Volleyballclub tritt beim Präfektur Entscheid für das Frühlingsturnier gegen die Aoba Johsai an. Neben ihr steht nicht nur Umeda, auch Chiyo und Aiko sind bei ihr. Ebenso Keiko, die ihren Freund und die restliche Mannschaft auch immer anfeuert - das wird sie sich niemals nehmen lassen! Gemeinsam feuern sie ihre Mannschaft an und fiebern mit ihnen mit. Yachi ist als zuständige Managerin mit unten in der Halle, sitzt neben Ukai und Takeda. Ihre Schüler sitzen daher eben bei den Zuschauern.

“Jaa!”, jubeln sie, als die Karasuno den ersten Satz dieses Spiels für sich entschieden haben. Die Volleyballer treten an die Seite, wo Yachi mit Hilfe der anderen Spieler, die keine Stammspieler sind, Handtücher und Getränke verteilen.

Saori beugt sich über die Brüstung und legt ihre Hände rechts und links als Trichter vor ihren Mund.

“Tobio!”

Der Gerufene sieht erstaunt auf und als er sie erkennt, erscheint ein Lächeln auf seinen Zügen.

“Du bist super, ich schaue dir wirklich gerne zu!”

Sein Lächeln wird zu einem breiten Grinsen.

“Schau mir weiterhin gerne zu!”, ruft er zurück.

Saori nickt lachend, als Hinata neben Kageyama erscheint. Er deutet auf sich.

“Hey Mishima, schau mir auch gerne zu!”

“Natürlich!”, ruft sie laut und zeigt ihm ihren ausgestreckten Daumen. Dann zuckt sie zusammen, denn als sie ihren Freund ansieht, erkennt sie dessen mürrischen Gesichtsausdruck. Und schon landet seine Hand mit einem Klatschen auf Hinatas Hinterkopf.

“Was soll das denn?” Hinata reibt sich die geschlagene Stelle und funkelt Kageyama wütend an.

“Such dir gefälligst eine eigene Freundin, Hinata-Boke! Saori ist meine Freundin!”

“Du bist doch echt ein Kackyama! Das hat doch damit gar nichts zu tun! Sie soll mir doch einfach auch gerne zuschauen!”

“Sie schaut nur mir zu!”

“Von wegen! Sie schaut uns allen zu! Sie ist die Managerin des gesamten Volleyballclubs und nicht nur deine!”

“Sie ist aber meine Freundin!”

“Ernsthaft? Streitet ihr euch gerade echt darüber, dass der König eine Freundin hat, die uns alle anfeuert?” Tsukishima schüttelt seinen Kopf, während er seine Augenbrauen ganz hoch zieht. “Seid froh, dass euch überhaupt jemand anfeuert.”

“Es geht gleich weiter. Also konzentriert euch jetzt bitte einfach nur darauf, die Sejoh zu besiegen”, richtet Yamaguchi an seine Freunde.

“Ja, lasst sie uns fertig machen. Klar, Hinata?”

“Natürlich. Na dann los, Kageyama!”

Und schon ist alles von davor vergessen.

Ein Lachen entkommt Saori, die die beiden beobachtet hat. Die werden sich auch niemals ändern. Aber das ist irgendwie auch was schönes. Und noch viel schöner ist es, zu ihnen zu gehören, vor allem zu ihm. Ihr Blick landet auf Kageyama, der gerade auf Hinata einredet. Wie als ob er es gespürt hätte, dass sie zu ihm sieht, hebt er seinen Kopf in ihre Richtung. Als ihre Blicke sich treffen, erscheint auch auf seinen Zügen ein Lächeln. Ihr Herz macht einen Satz. Auch wenn es jetzt schon ein wenig her ist, kann sie es immer noch oft nicht glauben, dass ihr Traum in Erfüllung gegangen ist. Kageyama Tobio, der Junge, der von so vielen als mürrisch bezeichnet wird, ist ihr Freund. Und es macht sie unglaublich glücklich.

Kapitel 14

fast acht Jahre später
 

Es ist schon spät, als Saori die Türe ihrer Wohnung aufschließt.

“Ich bin da”, ruft sie, als sie aus ihren Schuhen schlüpft und diese an die Seite stellt, anschließend in ihre Hausschuhe schlüpft und ihre Jacke an die Garderobe hängt. Sie geht ins Wohnzimmer, wo ihr Freund auf dem Sofa sitzt.

“Hey Tobio”, richtet sie lächelnd an ihn und geht auf ihn zu. Kurz bevor sie ihn erreicht, hält sie inne. Er wirkt angespannt. Er hat sein Gesicht verzogen und sieht so aus wie damals, als sie ihn das erste Mal gesehen hat. Er wirkt mürrisch.

“Hey, was ist los?”, richtet sie an ihn und tritt das restliche Stück auf ihn zu. Eine Hand hebt sie an seine Stirn, streicht sanft mit dem Daumen bis zu seiner Nasenwurzel herunter. Plötzlich greift seine Hand nach ihrer, schließt sich um ihr Handgelenk und zieht sanft daran. Seine blauen Augen richten sich auf ihre, wirken ernst.

“Setz dich bitte, Saori.” Und so wie er wirkt, so hört er sich auch an. Sorgen breiten sich augenblicklich in ihr aus und langsam lässt sie sich neben ihm auf dem Sofa nieder, ist nun mindestens so verspannt wie er.

“Was ist, Tobio? Bitte sag es mir, ich mache mir langsam wirklich Sorgen.”

Er hält ihre Hand nun in seiner, streicht mit dem Daumen über ihren Handrücken.

“Saori, ich … ich habe ein Angebot bekommen. Von einem anderen Verein. Und … ich würde es gerne annehmen. Es ist ein wirklich gutes Angebot.”

“Ja? Das ist doch gut, oder? Ich weiß, du bist super gerne bei den Adlern. Aber wenn du selbst sagst, dass du es gerne annehmen willst, dann muss es doch gut sein. Welcher Verein ist es denn?”

“Ali Roma.”

“Ali Roma? Davon habe ich noch nie gehört. Wo sitzt der Verein?”

“Ali Roma ist in … Rom.” Kageyama sieht seine Freundin unsicher an. Deren Augen weiten sich, als es ihr klar wird.

“Stopp. Rom … Rom wie das Rom in Italien? Europa?” Auf die ungläubige Frage beginnt Kageyama sofort aufgeregt zu nicken.

“Ja, genau! Es ist ein italienischer Verein. Der europäische Volleyball ist nochmal eine ganz andere Liga als unser japanischer! Und sie wollen mich als Stamm-Zuspieler. Es ist eine einmalige und unglaubliche Chance, die ich nie mehr bekommen werde. Es hört sich blöd an, aber ich werde dieses Jahr 26. Das ist schon alt für einen Profisportler. Ich bezweifle, dass ich nochmal einen Angebot aus Europa bekomme.”

“Aber … was ist mit mir? Mit uns?” Ungläubig sieht Saori ihn an. Ihr Herz fühlt sich an, als würde es zusammengepresst werden. Ihr Freund sieht sie verunsichert an.

“Saori, ich … ich weiß, du hast schon viel für mich aufgegeben aber … ich hätte gerne, dass du mit mir nach Italien kommst!”

Das stimmt. Er hatte noch in seinem letzten Schuljahr ein Angebot von den Schweiden Adlern bekommen. Diese haben ihren Sitz in Tokio und nur deshalb hatte sie sich nach einem Jahr Fernbeziehung entschieden, nach Tokio zu gehen und dort zu studieren. Ihre Familie und ihre Freunde zurückgelassen. Natürlich sind es nur vier Stunden, die sie bis nach Miyagi braucht, aber es ist trotzdem ein Stück bis nach Tokio. Und nun will er sie mit nach Italien nehmen, das noch sehr viel weiter weg ist? Auf einem ganz anderen Kontinent! Sie zieht ihre Hand aus seiner, während sich alles in ihr zusammenpresst. Sie hat das Gefühl nicht mehr atmen zu können. Sie braucht frische Luft! Kurzerhand springt sie auf und entzieht sich ihm.

“Saori.” Auch Tobio springt auf. Es ist ihm anzusehen, dass er verunsichert ist und sich unwohl fühlt. Ihm ist sicherlich schon vorher klar gewesen, dass sie das Angebot nicht ganz so jubelnd aufnehmen wird wie er. Deshalb ist er auch so angespannt.

“Tobio”, bringt sie hervor, vermeidet jeden Blickkontakt mit ihm, “ich muss nach draußen, ich brauche frische Luft. Und ich muss nachdenken. Über das alles. Italien ist einfach so weit weg.”

“Soll ich mit, Saori?” Kageyama macht einen Schritt auf sie zu, streckt seine Hand nach ihr aus und will sie berühren, doch das lässt Saori nicht zu. Sie weicht ihm aus, schüttelt ihren Kopf.

“Nein. Ich … brauche Zeit für mich.”

“Aber …” Kageyama weiß nicht, was er sagen soll, nicht, was er tun soll. Stattdessen beobachtet er schweigend, wie seine Freundin wieder in den Flur verschwindet. Kurz darauf hört er die Türe klappern und anhand der Stille, die sich ausbreitet ist ihm klar, dass er wieder allein in der Wohnung ist. Aufstöhnen lässt er sich aufs Sofa fallen und legt seinen Kopf in den Nacken und den Unterarm über die Augen. Verdammt, das ist eindeutig anders ausgegangen, als er es erhofft hat. Nach kurzer Zeit greift er nach seinem Handy.
 

An: Hinata-Boke

Von: Kageyama

Sie hat es nicht ganz so gut aufgenommen und ist wieder aus der Wohnung geflüchtet. Was mache ich nur, wenn sie ablehnt?
 

Es dauert nicht lange, dann erkennt er, dass sein bester Freund online ist und gleich darauf auch, dass er eine Antwort schreibt. Diese erscheint auch gleich darauf auf dem Bildschirm des Handys.
 

An: Kageyama

Von: Hinata-Boke

Es wird alles werden. Mach dir nicht zu viele Sorgen sondern warte ab, bis sie wieder kommt. Sie liebt dich. Und du hoffentlich sie.
 

An: Hinata-Boke

Von: Kageyama

Natürlich liebe ich sie!
 

An: Kageyama

Von: Hinata-Boke

Dann mach dir nicht zu viele Sorgen ;p
 

Kageyama seufzt noch einmal auf, doch dann lässt er sein Handy neben sich auf das Sofa sinken und blickt auf den Türrahmen, der vom Wohnzimmer zum Flur zeigt. Hoffentlich kommt sie bald wieder!
 

~🏐~
 

Während Saori planlos durch den Park läuft, weiß sie nicht, wo ihr der Kopf steht. Kageyama will sie mit nach Italien nehmen? Weg aus Japan? Italien ist so unglaublich weit entfernt. Ja, Urlaub würde sie gerne mal in Europa machen. Aber dort leben? Allein die Schriftzeichen sind ganz anders als hier. Wie soll sie sich dort verständigen können? Und ihre Familie, ihre Freunde - die sind doch alle hier! Okay, die meisten. Es ist so schon manchmal schwer Kontakt zu haben, aber wenn dann noch diese Entfernung und ein Zeitunterschied dazu kommt. Wieviel Zeitunterschied ist es überhaupt zwischen Japan und Italien? Was soll sie nur machen? Verzweifelt lässt sie sich auf eine Parkbank fallen und vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen. Für Kageyama geht damit ein Traum in Erfüllung. Er hat immer davon geträumt, mal in Europa zu spielen, davon geschwärmt. Dass es tatsächlich wahr werden wird, damit haben sie nicht wirklich gerechnet. Wie könnte sie jetzt also seinen Traum zerstören? In ihr sträubt sich alles gegen den Gedanken, Japan zu verlassen. Aber … Nein, sie braucht dringend einen Rat. Mit zitternden Finger zieht sie ihr Handy aus ihrer Hosentasche und wählt gleich darauf eine Nummer.

“Saori, mein Schatz”, ertönt sogleich die Stimme ihrer Mutter.

“Mama”, erwidert die Anruferin. Bei ihrer zitternden Stimme wird ihre Mutter hellhörig.

“Was ist los?”, fragt sie alarmiert.

“Mama, Tobio, er hat …”

“Ist ihm etwas passiert?” Nun erklingt Panik in der Stimme von Frau Mishima.

“Nein, das nicht. Es geht ihm gut, Mama. Er … er hat ein Angebot von einem Verein in Italien bekommen. Und er will es gerne annehmen.”

“Hat er sich deshalb von dir getrennt?”

Als Saoris Mutter diese Frage stellt, wird es still in der Leitung.

“Nein, das hat er nicht.”

“Okay, ich dachte schon.”

“Wirklich?” Erstaunt blinzelt Saori, ehe sie ihren Kopf schüttelt. “Nein, er will sich nicht trennen. Im Gegenteil, er will, dass ich mit ihm mitkomme.”

“Und das willst du aber nicht.” Frau Mishima scheint zu verstehen, was in ihrer Tochter vor sich geht, ohne dass diese es ausgesprochen hat.

“Das … Italien ist halt so weit weg! Ihr alle, meine Familie, meine Freunde, ihr seid hier, in Japan. Dann die Entfernung, der Zeitunterschied. Dazu eine fremde Sprache, eine andere Kultur. Fangen wir gar nicht erst von der Schrift dort an. Zudem hätte ich erstmal keinen Job. Muss meinen hier aufgeben!” Saori klingt verzweifelt.

“Das sind alles zwar Gründe, aber keine Hinderungsgründe, Liebling.” Man kann Frau Mishima das Lächeln in der Stimme anhören. “Die Sprache kann man lernen, ebenso die Schrift. Natürlich ist das mit etwas Arbeit verbunden, aber es ist gut machbar. Und du warst in Sprachen schon in der Schule immer gut. Einen Job wirst du finden, da bin ich mir mehr als sicher. Die Entfernung ist auch machbar. Für was gibt es heutzutage Videotelefonie? Auch das mit dem Zeitunterschied bekommt man hin. Zudem wollte ich schon immer mal gerne nach Italien.”

Ihre Mutter erklärt alles logisch, so dass Saori etwas ruhiger wird. Irgendwie hat sie ja recht. Aber trotzdem …

“Ich weiß nicht …”

“Saori, Liebling. Es gibt schlussendlich einen Punkt, über den du dir Gedanken machen solltest: Liebst du Tobio?”

“Natürlich liebe ich ihn!”

“Dann willst du mit ihm zusammen sein?”

“Auch das will ich! Was sind das denn für dumme Fragen, Mama?”

“Dann ist es doch klar, Saori. Wenn du mit ihm zusammen sein willst, dann sei das. Und dafür habt ihr zwei Möglichkeiten. Entweder bleibt ihr beide in Japan oder ihr geht für ein paar Jahre nach Italien und erlebt ein Abenteuer. Ihr werdet sicherlich irgendwann wieder zurück kommen. Und du sagst, es ist sein großer Traum. Frag dich, ob du diesen mit ihm zusammen Wirklichkeit werden lassen willst oder ob es für immer nur ein Traum bleiben soll.”

Saoris Augen weiten sich bei den Worten ihrer Mutter, ehe ihr Tränen in die Augen steigen und sie nickt. Als ihr bewusst wird, dass ihre Mutter das nicht sehen kann, schluchzt sie leise auf.

“Du hast recht, Mama.”

“Das habe ich doch immer, Liebling.” Ein Lachen ertönt in der Leitung, das auch die Jüngere der beiden Mishima-Frauen zum Schmunzeln bringt. “Und jetzt geh zu ihm. Er verzweifelt gerade sicherlich, du kennst ihn doch.”

Saori blinzelt erstaunt. Ihre Mutter hat erneut recht. Kageyama ist sich oft nicht bewusst, was um ihn herum vor sich geht, was ihn das ein oder andere Mal besorgt.

“Ich gehe gleich zu ihm. Danke, Mama.”

“Gerne. Und jetzt lauf!”

Und das tut Saori, nachdem sie ihr Handy wieder in ihre Hosentasche geschoben hat.

Epilog

Kaum dass sie zum zweiten Mal an diesem Abend in ihre Wohnung eintritt, erscheint Kageyama im Flur. Er sieht besorgt aus, mustert sie aus großen Augen, in denen immer noch Unsicherheit steht. Doch sie kann es verstehen, denn sie war es, die einfach verschwunden ist.

“Saori!”, platzt aus ihm heraus, kaum dass sie ihn sieht. Er tritt zu ihr, streckt eine Hand nach ihr aus und hält dann in der Bewegung inne. “Ich … ich kann verstehen, wenn du nicht nach Italien willst. Und wenn du das nicht willst, dann ist das okay. Wir können hier in Japan bleiben. Ich liebe dich und ich will einfach nur mit dir zusammen sein, alles andere ist nebensächlich. Du bist das Wichtigste für mich und ich …”

“Ich komme mit.”

“... will einfach nur, dass wir …” Kageyama stockt mitten im Satz. “Was?”, fragt er ungläubig, als ihm klar wird, was sie gerade gesagt hat.

“Ich komme mit dir mit, nach Italien, wenn du das willst.” Mit einem Lächeln auf den Lippen tritt Saori zu ihm, greift nach seiner Hand, die immer noch in der Luft schwebt.

“Du … wirklich?” Er wirkt perplex. Lachend nickt sie.

“Ja, wirklich. Ich liebe dich, Tobio. Ich will mit dir zusammen sein. Und Italien soll schön und warm sein. Warum also nicht dort?”

“Du … du …” Und dann reißt Kageyama sie in seine Arme. “Du bist unglaublich! Ich liebe dich so sehr, Saori!”

“Ich dich auch, Tobio.” Lachend hält sie sich an ihrem Freund fest, der sie durch den Flur schwenkt. Doch dann setzt er sie ab und es sind ihre Augen, die sich weiten, als er vor ihr auf ein Knie sinkt. Er streckt ihr eine Hand entgegen, die er gerade aus der Hosentasche gezogen hat. Ungläubig starrt sie auf den Gegenstand, den er ihr entgegenhält.

“Ich wollte dich nicht vorher fragen, dass du nicht das Gefühl hast, gezwungen zu sein, mit mir nach Italien zu gehen. Aber jetzt, jetzt muss ich dich einfach fragen.”

Saoris Augen wandern von dem goldenen Diamantring in seinen Fingern zu seinen Augen, die auf sie gerichtet sind.

“Willst du mich heiraten, Saori?”

Tränen schießen in ihre Augen, als sie nickt.

“Ja, das will ich, Kageyama Tobio.”
 

~🏐~Ende~🏐~
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
PS: wenn euch die "empty" Szene aus dem letzten Kapitel bekannt vorgekommen ist - diese ist im Rahmen des Inktober unter dem Wort "Empty" entstanden. Dort habe ich sie aus Kageyamas Sicht geschrieben, in dieser Story ist sie aus Saoris Sicht Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und so hat sich Saoris Wunsch noch erfüllt - auch wenn es ab und an hoffnungslos wirkte ;)

Insgesamt folgen jetzt noch 1 Kapitel und der Epilog :) bleibt dabei ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich danke jedem, der Saori und Kageyama begleitet hat :) Komplett anzeigen

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