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Boston Boys - Fragmente

Kurzgeschichten zur Boston Boys Reihe
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Spoiler: Amigo del alma (stark) Komplett anzeigen

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Eloy – November 2013 II

»Was ist passiert?«, fragte Mat und zupfte leicht an den feinen Locken in meinem Nacken.

Noch einen Moment streichelte ich über die wenigen Haare auf seiner Brust und drängte mich näher an seinen nackten Körper. Wie schaffte er es nur, mich so schnell zu beruhigen? Ich war noch nicht einmal eine halbe Stunde zu Hause und dennoch fühlte sich alles, was nach dem Feierabend passiert war, an, als wäre es Jahre her. »Nichts.«

»Eloy!« Er zog leicht an meinen Haaren, sodass ich ihm ins Gesicht sah. »Du hast mich gerade so hart gefickt, dass ich dich vermutlich noch morgen Abend spüre! Jetzt behaupte nicht, dass nichts wäre.«

Ich seufzte. Ach ja, das war es, was er mit mir tat: Er schaffte es immer, meine Wut umzulenken, sie in sexuelle Energie umzuwandeln. Ich konnte meine Wut an ihm auslassen bis sie verrauchte.

Erneut streichelte ich ihn sanft. »Tut mir leid. Hab ich dir wehgetan?«

Er schnaufte und grinste dann anzüglich. »Alles gut, ich kann einiges ab.«

Ich richtete mich etwas auf und sah ihn streng an. »Du sollst es nicht abkön...«

Noch immer mit einem Grinsen im Gesicht legte er mir den Finger auf die Lippen. »Es war geil! Okay? Du hast mir nicht mehr wehgetan, als gut ist. Falls du es immer noch nicht bemerkt hast: Ich steh drauf, wenn du mich hart rannimmst und mich beschimpfst.«

Ich seufzte und ließ mich zurück auf seine Brust fallen. Egal was er sagte: Ich wollte nicht, dass er ständig so meine Wut aushalten musste. Ich hatte Angst, ihm irgendwann richtig wehzutun.

Seine Finger spielten weiter mit meinen Haaren. »So und jetzt sagst du mir endlich, was vorgefallen ist.«

»Ein Kollege hat dich als Schlampe und Flittchen bezeichnet.« Ich spürte, wie die Wut erneut in mir hochkochte. Außerdem hatte ich vor lauter Ärger seine Weste im Auto vergessen.

»Tust du doch auch.«

»Das ist aber etwas anderes! Ich meine es halt nicht so, wie er es gemeint hat.«

»Schon gut. Ich würde auch wütend werden, wenn mich jemand anders so nennt. Wie kam es dazu?«

Ich erzählte Mat, was vorgefallen war, wobei er auch immer wütender wurde, je weiter ich kam. Er hörte irgendwann auf, mich zu streicheln, und richtete sich auf. Ich setzte mich daneben und konnte spüren, dass ich dennoch ruhiger war als zuvor. Es war immer wieder erstaunlich, welche Wirkung er auf mich hatte.

Wovon ich ihm jedoch nichts erzählte, waren meine Befürchtungen im Hinblick auf meinen Job. Ich wollte ihn damit nicht belasten. Er hatte doch genug um die Ohren, nächste Woche stand die nächste Chemoeinheit an.

»Das heißt, deine Kollegen wissen jetzt, dass wir verlobt sind?«, fragte Mat, als ich fertig war. Er schien darüber deutlich verunsichert.

»Ja. Ich musste mich doch irgendwie erklären und bevor ich mich in die Defensive drängen lasse, geh ich lieber in die Vollen und stelle das gleich klar.«

»Das war kein Vorwurf. Es ist nur noch immer irgendwie seltsam.« Er strich mit seiner Rechten über meine und lächelte.

»Ja, ich versteh, was du meinst.« Mein Blick fiel auf die beiden Ringe und ich verschränkte meine Finger mit seinen. Es war noch immer komisch, anderen Menschen zu sagen, dass ich mit einem Mann liiert war, aber ich konnte mir nichts Besseres vorstellen, als ihn an meiner Seite zu haben.

Mit einem Finger strich er über meine Wange. »Hilfst du mir beim Essenmachen oder willst du hier weiter rumheulen?«

Mit einem leisen Grollen schob ich ihn von mir und wischte mir schnell über die Wange. »Was wollen wir machen?«

Hämisch grinste er, stand dann aber auf und suchte seine Klamotten zusammen. »Eigentlich wollte ich für mich gleich einen Nudelauflauf machen, du hättest ja eh mit deinen Kollegen gegessen. Aber ich weiß nicht, ob das für uns beide reicht. Wir müssen vielleicht noch eben einkaufen gehen.«

»Ich geh eben runter, vielleicht find ich dort noch was.« Sollten wir wirklich einkaufen gehen, musste ich sowieso auch meinen Kühlschrank wieder füllen. Da wir meistens recht spontan entschieden, wo wir uns trafen, verlor ich gern den Überblick, was wir wo verstauten.
 

»Hey! Aufstehen!«

Ich zog mir die Decke über die Ohren, damit Mat mir nicht erneut dagegen schnipsen konnte.

»Sag mal, geht’s noch? Du musst raus!«

»Leck mich!«, murrte ich. Hatte doch eh keinen Sinn.

Über Nacht waren die schlechten Gedanken wiedergekommen, die ich am Abend hatte vertreiben können. Wenn ich zur Arbeit fuhr, erwarteten mich dort lediglich Spott und Hohn. Vielleicht lag ja die Kündigung schon auf meinem Schreibtisch? Dann wäre es wenigstens ein schnelles Ende.

»Vergiss es!«

Ich spürte, wie er sich hinter mir bewegte, dann wurde der Wecker abgestellt.

»Ich geh jetzt Frühstück machen. Wenn du nicht aus dem Bett bist, bis ich fertig bin, dann prügel ich dich raus.«

Meine Antwort bestand nur aus einem Schnauben. Als könnte er das je schaffen. Selbst wenn er gesund gewesen wäre, wäre ich noch immer deutlich stärker als er.

Ich hörte, wie er seine Sachen zusammensammelte, dann verschwand er gemeinsam mit Chico aus dem Schlafzimmer. Wie immer hoffte der Hund, etwas abzubekommen. Vermutlich war diese Hoffnung nicht einmal unberechtigt. Mat verwöhnte ihn viel zu sehr.

Die Geräusche aus der Küche drangen bis zu mir. Offenbar gab sich der Wichser alle Mühe, so laut wie möglich zu werkeln. Das Schlimme daran war jedoch: Es half. Irgendwann war ich von dem Gerumpel und seinem durchgehenden Gemecker, das sehr offensichtlich gegen mich ging, so genervt, dass ich aufstand.

Da er gerade etwas auf den Tisch im Wohnzimmer stellte, entdeckte er mich sofort. »Ah, schön, du hast dich ja doch anders entschieden. Dann geh dich duschen und rasieren, ich mach das hier fertig.«

»Bist du jetzt meine Mutter?«, brummte ich.

»Nein, aber im Gegensatz zu dir versuche ich nicht, mich im Bett vor der Welt zu verstecken. Und so weit ich weiß, hast du gleich einen Gerichtstermin, ich gehe davon aus, du möchtest ordentlich dort erscheinen.«

Ich murrte nur irgendwas Unzusammenhängendes in der Hoffnung, er würde es als Beleidigung verstehen, und verzog mich ins Bad. Es wäre schöner gewesen, hätte ich ihm widersprechen können, doch das war mir leider nicht vergönnt. Ich musste tatsächlich zum Gericht und dort eine Aussage für einen Fall machen.
 

Nachdem ich wieder aus der Dusche kam, setzte ich mich zu ihm an den Wohnzimmertisch. Wie schon erwartet, hatte er einiges aufgefahren. Versuchte er etwa, meine Laune durch Essen zu verbessern?

Mit seinen Worten gab er sich jedenfalls keine Mühe. »Schaffst du es dann nach dem Essen auch allein, dich anzuziehen, oder muss ich dir dabei helfen?«

Ich warf ihm einen bösen Blick zu und stocherte dann in meinem Rührei herum. Er konnte mich heute Morgen echt mal kreuzweise!

»Wenn du nicht möchtest, dass ich dich wie ein Kleinkind behandel, dann benimm dich auch nicht so!« Er zog den Teller unter meiner Gabel weg und stellte ihn erst wieder zurück, als ich erneut aufsah. »Du hast dich gestern mit deinen Kollegen gestritten, okay, das ist scheiße und du bist eindeutig zu weit gegangen, aber jetzt bock nicht rum, sondern steh dazu wie ein Mann!«

Wütend schob ich den Teller von mir. Nun wollte ich es auch nicht mehr! »Du hast doch gar keine Ahnung! Es geht nicht einfach nur um einen Streit unter Kollegen. Aber wem erzähl ich das denn?! Einem Punk, der ein Lotterleben als Musiker führt!«

Er erhob sich und schob das Ei, das bei meiner Aktion vom Teller gefallen war, wieder darauf. Dann sah er mir fest in die Augen. »Du gehst jetzt runter in deine Wohnung und wag es nicht, wieder hochzukommen, bevor du dich nicht wieder wie ein normaler Mensch benehmen kannst.«

»Ach fick dich doch!« Ich stand auf und ging in Richtung Flur. Es war mir vollkommen egal, dass ich nur eine Unterhose trug. Das eine Stockwerk würde ich schon überwinden, ohne von jemandem gesehen zu werden.

Tatsächlich schaffte ich es unbehelligt in meine Wohnung, wo ich mich anzog und dann auf den Weg zur Arbeit machte. Doch selbst als ich bereits im Auto saß, meckerte und fluchte ich noch immer über ihn.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  chaos-kao
2023-04-05T10:39:30+00:00 05.04.2023 12:39
Matty hat schon recht: Eloy benimmt sich gerade wirklich wie ein Kleinkind. ^^' Und er hat es wirklich nicht verdient von Eloy so angeschnauzt zu werden. Der liebe Eloy hat ja selbst seine Sorgen wegen der Konsequenzen auf Arbeit für sich behalten und sie nicht mit ihm geteilt. Woher soll Mat also wissen warum er sich vor allem verstecken will?! Ich finde es super, wie Mat ihm da auch klare Grenzen setzt und es sich nicht gefallen lässt, dass er jetzt für Eloys Frustration herhalten soll - dabei hat er ihm ja sogar Frühstück gemacht. Auch wenn man Eloy natürlich auch verstehen kann, sein Verhalten ist unter aller Sau. Da hat Mat einmal Arschloch-Sein frei :D
Antwort von:  Vampyrsoul
27.04.2023 19:25
Ich bin nicht sicher, ob wir wirklich wollen, dass Mat einmal so richtig Arschloch ist ^^' Also nicht das bewusst von ihm eingesetzte Arschlochsein, dass er manchmal gegenüber Eloy zeigt, sondern unkontrolliertes Arschlochsein. Das stelle ich mir bei ihm richtig, richtig übel vor.


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