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1000 Ways to Die in the West

Die Memoiren eines Flohgeistes
von

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Prolog


 

M

iroku sitzt recht nachdenklich auf den Stufen seines Hauses, nun, genau genommen, des Familienhauses. Hinter ihm ist es still, furchtbar still.

Sango ist samt den Kindern unterwegs, und dem hoshi ist nur zu klar, dass es ein schierer Vorwand war sie wolle ihren Bruder besuchen. Kohaku eilt schließlich permanent von einem Ende Japans zu anderen um Menschen vor Oni und Yōkai zu schützen – sie dürfte ihn nicht finden. Nein. Das war eine schlichte Retourkutsche für ihn selbst.

Und Miroku ist ebenso bewusst, dass es seine Schuld war.

Nun ja, vielleicht auch die der hübschen Händlerin, die vor zwei Tagen mit ihrem Mann in das Dorf gekommen ist um Geschirr und andere Töpfereien zu verkaufen.

Ja, er hatte ihr Hinterteil gestreichelt, aber sie hätte doch nicht gleich so einen Aufruhr machen müssen, dass wirklich auch der Letzte im Dorf das mitbekommen hatte, von Sango und Kagome ganz zu schweigen.

 

Inu Yasha! Will der jetzt auch noch was dazu sagen? Aber der Hanyō guckt eher vorfreudig, als er mit einem Satz die Stufen empor springt und etwas vor ihm absetzt. Einen kleinen Flohgeist.

„Inu Yasha, Myōga?“ fragt der hoshi etwas erstaunt.

„Du kannst doch schreiben, Miroku?“ Inu Yasha grinst etwas. „Hier, Myōga-jiiji möchte etwas geschrieben haben.“

Was soll das denn? „Äh, du kannst doch auch schreiben?“

„Ja, aber ich habe keine Zeit. Kagome will mit mir einen längeren Ausflug machen. Bis dann.“

 

Und weg rennt sein Freund. Miroku braucht gar nicht zu Kagome zu gucken, die am Dorfrand steht und auf ihren Gefährten wartet, um zu wissen, dass sie dahinter steckt. So seufzt er und sieht zu dem alten Flohgeist. „Wieso schreibst du nicht selbst?“

„Es sollen auch Menschen lesen könne,“ erwidert der ehemalige Berater des Taishō prompt. „Meine Schrift ist fein, da hast du recht, aber eben auch sehr klein.“

Die Strafarbeit, denn etwas anderes ist das kaum, würde immerhin die Wartezeit auf seine Familie verkürzen. So steht der hoshi auf. „Ich hole Tinte und Papier.“

 

Als er damit zurück kommt, hat sich der kleine Floh niedergelassen, schaut aber fast enttäuscht auf. „Das ist alles? Nun ja, das Papier wird für heute schon reichen.“

„Hm?“ Miroku setzt sich vor ihn. „Wie lang soll dein Brief denn werden?“

Vier Hände heben sich abwehrend. „Ach, nein, doch kein Brief! Das stimmt, das hat Inu Yasha-sama ja gar nicht erwähnt! Das werden meine Memoiren!“

Ein unterdrücktes Seufzen. „Myōga, du bist schon ziemlich alt! Das wird ja ewig dauern, wenn du damit beginnst, dass du aus dem Ei schlüpfst! Wie soll die Geschichte denn heißen?“ Ja, eine Strafarbeit, eindeutig.

„Ja, das weiß ich noch nicht.“

„Aber du willst damit anfangen, wie du aus dem Ei schlüpfst?“

Ironie ist an Myōga in diesem Fall verschwendet. „Äh, nein. Damit, wie ich aus der Puppe schlüpfte. Weißt du, Flohgeister erinnern sich nicht an ihre Larvenzeit.“

Das wären noch immer Jahrhunderte und Miroku sucht hektisch nach einer, sinnvollen und höflichen, Lösung zur Ablehnung. Falls Myōga sich beschwert wird es auch nicht besser. Ah, dessen Treue zu seinem geliebten, verstorbenen, Herrn. „Du hast allerdings schon bedacht, dass du da vielleicht auch Sachen erwähnst, die der verstorbene Taishō gern verschwiegen sehen würde?“

Der kleine Floh richtet sich empört auf. „Wirklich, was denkst du von mir! Nun ja, ein bisschen, aber nur das, was damals sowieso jeder wusste. Nun ja, so gut wie jeder.“

„Und dann auch über Sesshōmarus Welpenzeit plaudern? Ich denke nicht, dass der das gern hat.“ Zu seiner Erleichterung wird Myōga wirklich etwas blasser.

 

In dem alten Flohgeist war soeben eine ganze Reihe an diesbezüglichen Erinnerungen aufgestiegen – der kleine Sesshōmaru, der von seiner Mutter übers Knie gelegt wurde, von seinem Vater quer über die Schnauze gebissen wurde, später als Jugendlicher bei Vernachlässigung der Kriegerehre als Mädchen behandelt wurde und Kimonos besticken musste, bei Ungehorsam insgesamt so manche Strafarbeit ableisten durfte… „Nein, so nicht,“ meint er dann allerdings schlicht. „Aber der erste Band soll ja damit enden, wie ich der Berater des mächtigen Inu no Taishō wurde.“

„Der erste Band?“ Miroku hört selbst, dass seine Stimme heiser klingt. Das kann ja eine Weile dauern bis er Sango und die Kinder wieder zu Gesicht bekommt. „Um Buddhas Willen! Mehrere Bände?“

„Ach, wir fangen einfach an, mit meiner Kindheit und Jugend.“

„Erst die Überschrift.“ Zeit schinden, irgendetwas muss ihm doch einfallen! „Die Abenteuer eines Flohs?“

„Du brauchst nicht zu spotten.“ Myōga ist beleidigt. „Ich weiß sehr gut, dass ihr mich für feige haltet, aber nur mit Vorsicht wird ein Flohgeist so alt wie ich es bin. Oh, wenn dieses Gesicht reden könnte … Äh, ich meine, ich habe wirkliche Abenteuer und Gefahren bestanden. Und daraus gelernt sie zu umgehen!“

„Schon gut, schon gut. Also, wie willst du deine Lebensgeschichte dann nennen? Wie ich Berater wurde? Schon seit tausend Jahren Berater der Hundefamilie?“

„Nein.“ Aber der Flohgeist legt eine seiner vier Hände unter das Kinn. „Tausend ist gut. Nein, wir sagen, wie es ist. Es gibt tausend Wege … Ja, genau. Eintausend Wege um im Westen zu sterben.“

Miroku nimmt seufzend die Feder auf. Sangos Zorn und Kagomes Plan, da ist er sicher. Inu Yasha ist vorab gelassen worden, der Hanyō kann keine Intrigen schmieden und wenn sein Leben davon abhängt. Die Memoiren eines uralten Flohgeistes! „Also, fang schon an zu diktieren: Ich wurde….“

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Im nächsten Kapitel beginnen also die Erinnerungen eines alten Flohgeistes. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: Morgi
2022-11-25T07:02:10+00:00 25.11.2022 08:02
Hallo!

Allerdings, wenn das keine Strafarbeit ist, weiß ich auch nicht. Myouga redet gern und viel, obgleich ich die Aufzählung, was er über Sesshoumaru besser verschweigt, verteufelt gern im Detail gelesen hätte. Toll, wie du an der Stelle an der Vorstellungskraft zupfst. Kimonos besticken! HA! :)
Miroku sollte sich darüber hinwegtrösten, dass den Damen nur eine Schreibarbeit einfiel und er nicht mit den Tontöpfen zusammen verscharrt wurde. Andererseits: Unterschätz nie den Zorn einer Frau!

Viele Grüße, Morgi
Von:  Sanguisdeci
2022-05-20T05:59:07+00:00 20.05.2022 07:59
Ich bin sehr gespannt :D
Toller Anfang auf jeden Fall!


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