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Blue Moon

von

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Verblüfftes Wiedersehen

Vegeta sah prüfend an sich herunter und zupfte sich dabei die neuen Handschuhe zurecht.

Der neue, weiße Brustpanzer war zwei Tage nach seinem Auftrag geliefert wurden. Er war simpel und schlicht, verbarg dahinter aber trotzdem die beste und stabilste Konstruktion der neusten Technik; so wie die restlichen Kleidungsstücke, die mit geliefert wurden: der dunkelblaue, zweiteilige, Anzug (einmal in kurz und langärmlige Version, die er jetzt gerade trug), die weißen Handschuhe und Stiefel. Keine Verzierungen, aber trotzdem elegant in seiner Schlichtheit und vor allem nützlich.

Perfekt, davon sollte er sich noch mehr bestellen. Könnte in den Trainingskämpfen auch bequemer sein als ein flatternder Umhang.

Er nutze die Spiegelung der Fensterscheibe, um seine Erscheinung zu prüfen. Es war ungewohnt, sich ohne Umhang und Schulterpolster zu sehen, aber es gefiel ihn. Er fühlte sich merklich leichter, schnittiger an. Wie befohlen, war auch kein Wappen auf der Brust.

Grinsend blickte er schnell hinter sich zur verschlossenen Tür, während er die Balkontür öffnete.

Er hatte den strikten Befehl gegeben, niemand hereinzulassen. Nappa und Radditz hatte er für heute genug Aufgaben gegeben, damit sie ihn nicht belästigen würden und seinen Scouter hatte er auf dem Schreibtisch zurückgelassen.

Niemand sollte ihm folgen. Er fühlte sich wie früher als freches Kind, wenn er Nappa immer entwischte.

Endlich mal ein kleiner Ausflug mit frischer Luft und kein langweiliges Dokumenten-Durchwühlen und belanglose Audienzen mit Speichellecker.

Schnell und so lautlos, wie es ihm möglich war, flog er hoch und entfernte sich vom Schloss.

Schneller als in seiner Erinnerung war er plötzlich über den Wald und er brauchte nicht lange, um den See zu finden. Die Landschaft hatte sich nicht verändert.

Die Morgensonne wärmte ihm den Rücken, während er die frische, holzige Luft des Waldes einatmete und auf das dunkle, glitzernde Wasser unter sich starrte.

Der Geruch war derselbe wie in seiner Erinnerung, aber alle andere erschien ihm nun kleiner. Hoch schwebte er über der Landschaft und konnte bis weit über die Berge sehen.

Er schnaubte.

Nun, wo er so viele andere Welten gesehen und vernichtet hatte, er selbst dabei größer und stärker geworden war, erschien ihm die eigene Heimat klein und piefig.

Hier, an dieser Stelle, wenn auch nicht so hoch schwebend wie aktuell, hatte er gestanden, als er SIE das erste Mal gesehen hatte.

Er schmunzelte bei der Erinnerung: Bulma, in dieser grellen, rosa Tunika, laut schimpfend, mit stampfenden Füßen und blitzenden Augen, die Haare zu zwei kleinen, abstehenden Zöpfen gebunden.

Vegeta überlegte.

Er konnte sich noch an die Stelle erinnern, wo ihr Haus stand, aber was, wenn sie nicht allein war? Da war doch ihre Familie gewesen: dieser kleine, nervige Säugling…äh, Kakadingsbumms…ein älterer Bruder (der mit dem Tatakai) und ihre Eltern.

Die könnten auch dort sein.

Er strich sich nachdenklich übers Kinn und sinnierte über sein weiteres Vorgehen.

Den Scouter nicht mitgenommen zu haben, damit ihn niemand mit Anrufen belästigte, erwies sich hier als Nachteil. Mit ihm hätte er nachforschen können, ob andere Saiyajins in der Nähe waren, aber so…

Anderseits war er der Prinz und konnte gehen, wohin er wollte. Niemand konnte sich ihm entgegenstellen; nicht bei seiner Position.

Aber Bulma war ein Sonderfall…ihre Eltern versteckten sie vor den Saiyajins. Welchen Ärger würde sie bekommen, wenn sie erfuhren, dass ihr Geheimnis entdeckt worden war?

Anderseits wusste er von ihr seit Jahren und hatte es niemand gesagt. Er konnte Geheimnisse für sich behalten.

Abwägend bewegte er seinen Kopf zur Seite; unsicher, ob er zur Hütte fliegen sollte oder nicht. Er hatte nicht weit geplant, weil er an grenzenloser Freiheit gewöhnt war: er ging, wohin er wollte. Selbst die mächtigste Wache von fremden Palästen hatte ihn nicht aufhalten können, wenn er sich auf ihren Thron setzen wollte. (Die einzige Ausnahme war der Thron von Vegeta-sei, denn da saß sein Vater fest drauf und klammerte sich an ihn.)

Doch das Glück war auf seiner Seite und die Entscheidung wurde ihm abgenommen.

Aus dem Schatten der Bäume trat eine Gestalt ans Ufer.

Vegeta blinzelte ungläubig.

Er glaubte sich in die Vergangenheit zurückgesetzt.

Dort, fast an derselben Stelle am Ufer, stand eine junge, hochgewachsene Saiyajin mit blauen Haaren in einem rosa Kleid.
 

Wenige Minuten zuvor.

Verschlafen marschierte Bulma den Weg entlang, bis sie an ihrer Lieblingsstelle am See ankam.

Die Nacht war lang gewesen; konzentriert hatte sie über das Problem des Antriebes des alten Raumschiffes getüftelt, den die Roboter aus der Tsufuru-Basis nicht reparieren konnten. Doch im Morgengrauen hatte sie das Problem gefunden und reparieren können und es mit zu wenig Stunden Schlaf bezahlt. Zum Frühstück hatte sie anwesend sein müssen und war wie üblich von Kakarott geweckt worden.

Die Familie aß zusammen, das war Regel Nummer eins im Hause Bardock; selbst wenn der Vater nicht auf den Planeten war.

In ihrer eigenen Hütte wollte sie bei den sommerlichen Temperaturen den Schlaf nicht nachholen. Ihre Mutter zog sie schon auf, dass ihre Haut so bleich wie der Tod war; da konnte sie auch zum See gehen und die leichte Kühle dort im Schatten genießen.

Also war sie in ihrem Pyjama losgezogen, einem langärmeligen, altem Kleid in ihrer ehemaligen Lieblingsfarbe, dass nun völlig verwaschen, dünn und dadurch besonders weich war.

Interessierte eh keinen, was sie trug. Sie war die einzige Saiyajin im Wald und würde sogar später nackt im See baden. Mutter war arbeiten, Vater unterwegs, Bruder 1 in der Hauptstadt verschwunden und Bruder 2 in den Bergen.

Also wieder mal ein langweiliger Tag für Bulma, den sie für sich nutzte. Hauptsächlich zum Schlafen, Lesen und Nachdenken, wie sie es oft machte, wenn sie gerade nicht in der Tsufuru-Basis war.

Sie holte aus der aufgenähten Tasche an ihrem Kleid eine Kapsel, drückte und warf sie zu Boden.

Eine metallene Kiste erschien, woraus sie die rote Hängematte ihres Vaters zog und aufhängte. Darin befanden sich auch ihr Mittagsessen, zwei Bücher, eine Decke und zwei Flaschen mit frischem Quellwasser und eine mit gepresstem Fruchtsaft. Zufrieden stellte sie die Kiste in die Nähe der Hängematte ab und wankte, sich streckend, zum Seeufer. Dank der neuen Erfindung musste sie nie wieder schwer schleppen.

Sie hatte damit und mit der Reparatur des Antriebs wieder einen großen Schritt für ihre Pläne erreicht. Dank den Kapseln konnte sie Fahrzeuge, Verpflegung und Ersatzteilen in großer Menge in einen begrenzten Frachtraum mitnehmen. Das war notwendig für ihren Traum.

Sie zog sich das Lederband vom Handgelenk, um sich die langen Stirnfransen aus dem Gesicht zu binden. Wie ein kleiner Pinsel sprang der kleine Zopf von einer Seite ihres Kopfes ab, während sie sich hinkniete, um sich das Gesicht zu waschen.

Kalt rann das Wasser ihren Wangen entlang und erfrischte sie. Prustend schaufelte sie sich zwei weitere Ladungen des kalten Wassers ins Gesicht und nahm einen Zipfel ihres Kleides, um sich abzutrocknen.

Endlich fühlte sie sich wach und konnte gleich etwas lesen oder…sie erstarrte.

Nun, wo die Schläfrigkeit und das dösige Gefühl im Hirn verschwunden waren, spürte sie es.

Zuerst die Blicke eines Jägers: die lauernden, starren Beobachtungen; eine unerwünschte Aufmerksamkeit, die sie vermeiden wollte.

Dann spürte sie seine Stärke. Er flog weit oben, fast außerhalb ihrer Sinne, aber seine Kraft war deutlich.

Eine Aura wie der See; so groß, tief und ruhig.

Das war das erste Mal, dass sie eine Kraft spürte, die sie nicht an Feuer erinnerte, sondern an Wasser. An kaltes, dunkles, Licht verschluckendes Wasser, bei dem man nicht ahnte, wie tief es gehen würde.

Eine mächtige Aura, aber nicht feindselig, sonst hätte sie ihn früher gespürt.

Sie zuckte zusammen und stand erschrocken auf.

Sie hob den Kopf.

Über sich sah sie eine Person zu ihr runter schweben, mit hohem, spitzem Haar und arroganten Grinsen. Mit großen Augen sah sie dabei zu, wie er auf ihre Augenhöhe herabschwebte und konnte sich nicht bewegen.

Bulma bekam das seltsame Gefühl, dass sie schon mal in so einer Situation gewesen war. Sie fühlte sich in ihre Kindheit zurückversetzt und blinzelte ihn ungläubig an.

Die Arme vor der Brust verschränkt, ein Mundwinkel spottend erhoben, die tiefschwarzen Augen hypnotisierend, genoss er ihr Staunen.

„Na, immer noch so schwach und arglos?“ begrüßte er sie in einer neuen, tieferen Stimme, in der deutlich der Hohn mitschwang. „Du bist auf diesen Planeten wirklich die schwächste Saiyajin.“

Bulma lächelte zittrig, während sie die Schulter in einem gespielt gelassenen Versuch zuckte. „Was soll ich sagen…ich bin in allen Maßen außergewöhnlich.“

Das höhnische Lächeln schwand, der Mund wurde ernster, doch in den Augen lag ein warmer Schein, als er sie musterte und sein Blick an ihren Haaren hängen blieb. Er nickte zustimmend.

Bulma konnte ebenfalls den Blick nicht von seinem Gesicht abwenden: sein Haaransatz wirkte ohne Stirnfransen höher und spitzer, wodurch seine hohe Stirn und die dichten, schwarzen Augenbrauen nun besonders gut sichtbar war. Die Gesichtszüge waren kantiger, mit hohen Wangenknochen und energischem Kinn, die Nase schmal und seine Lippen schienen das einzig Weiche im Gesicht zu sein. Seine schwarzen Augen hatten immer noch den Blick eines Jägers, dem nichts entging. Dies, zusammen mit seiner erinnerungswürdigen Sturmfrisur und seinem Kennzeichen, diesem arroganten, schiefen Lächeln, reichten aus, um ihn nach all den Jahren wieder zu erkennen.

„Du bist dafür immer noch so selbstgefällig, stolz und arrogant wie früher. Der überheblichste, eingebildetste Saiyajin auf diesen Planeten“ fuhr sie fort und anstatt wütend zu werden, lächelte er nur. Ihr gleicher spöttische Tonfall, wie er ihn auch benutzt hatte, machte deutlich, dass sich hier zwei alte Bekannte nach jahrelanger Abwesenheit wiedererkannten.

Nun zuckte er lässig mit den Schultern und breitete die Arme aus, um sich vollends vor ihr zu präsentieren.

„Was soll ich sagen? Ich bin in allem ein Vorbild für jedermann“ antwortete er hochfahrend und schwebte endgültig tiefer, um vor ihr zu landen. Er trat einen Schritt näher und ließ wieder seine Blicke über sie wandern; dieses Mal ohne arrogantes Grinsen, sondern mit dem warmen Blick eines Freundes.

Bulma lachte kurz zittrig auf und dann konnte sie ihre gelassene Maske nicht mehr aufrechthalten. Ihr Lächeln schwand, die ersten Tränen traten in die Augen und sie überwand den letzten Rest Abstand, um sich auf ihn zu stürzen und an ihn zu klammern.

Er ließ es zu, weil er nicht ahnte, was auf ihn zukam: für einen Angriff war sie zu schwach und zu langsam, doch er wurde starr vor Überraschung, als sich zierlichen Arme um ihn schlangen und sich der weibliche Körper eng an ihn presste.

„Veg, du bist wieder da…warum warst du so lange fort? Ich dachte, du wärst tot! Ich wollte dich wiedersehen“ schluchzte sie und verbarg ihr Gesicht an seinen Nacken.

Sie schniefte und rieb sich schnell die Tränen an ihrem Ärmel ab, ohne ihn dabei loszulassen. Doch die Tränen der Erleichterung flossen weiter.

Er war doch nicht tot! Er war lebendig, größer, älter, gesund, immer noch so selbstbewusst…jetzt wo sie ihn sah, merkte sie, wie sehr sie ihn vermisst hatte.

„Ich sterbe nicht so leicht“ antwortete Vegeta, der stocksteif ihre Umarmung über sich ergehen ließ.

Nun, wo sie sich so eng an ihn presste, spürte er, dass Bulma nicht nur in die Höhe gewachsen war. Dieses unförmige, rosa Gebilde, was sie trug, hatte vorhin ihre Figur verborgen, doch nun bemerkte er, wie zierlich sie darunter war…bis auf eine bestimmte Stelle, die sich an seiner Brust presste.

Dazu sein Spitzname…sie war die einzige, die ihn „Veg“ nannte und es verursachte ein seltsames Gefühl der Nostalgie. Er erinnerte sich, wie sie ihn früher, in höherer Kinderstimme so gerufen hatte.

Bulma wischte sich ein weiteres Mal die letzten Tränen weg und sah ihn nun erzürnt, mit leicht roten Augen an.

„Warum hast du dich dann nie bei mir gemeldet? Ich weiß, dass du ein Krieger bist, aber ihr kommt doch manchmal zurück in die Heimat. Bist du immer noch sauer auf mich? Ich habe dir längst verziehen. Wir beide haben Schuld“ machte sie ihm Vorwürfe. „Es war ein blöder Streit.“

Vegeta blinzelte sie überrascht an.

Sie verzieh ihm? Weshalb?

Aber…Sie wusste, dass sie seinen Stolz verletzt hatte?

Es tat ihr leid?! Schon seit langem?

Jetzt kam er sich gerade dämlich vor und sein Stolz tatsächlich kindisch, dabei war es ihm vor vielen Jahren so wichtig gewesen.
 

Bulma atmete tief durch und sah ihn mit festem Blick an.

„Veg, ich bin sehr froh, dass du wieder zurück bist. Ich habe mir damals vorgenommen, dir bei unserem Wiedersehen etwas Wichtiges zu sagen, weil mir klar geworden ist, wie schnell sich das Leben ändert“ verkündete sie verheißungsvoll. Immer noch lagen ihre Hände auf seiner Schulter.

„Ach, ja, was denn?“ fragte er sie und wunderte sich, warum sie ihm immer noch so nahe war und ihre Umarmung nicht löste.

Es war ein ungewohnter, vertraulicher Körperkontakt nach all den Jahren der Abwesenheit.

Einerseits war es Bulma, die ihm das Spielen beigebracht und Nachhilfe gegeben hatte. Anderseits war ihre Gestalt zartgliedriger geworden, ihre Stimme sanfter, ihre Haut so hell und ihr so nahe zu sein, dass er ihren süßen Duft in der Nase hatte, verursachte ein seltsames, besitzergreifendes Gefühl.

Er bemerkte, dass der Stoff ihres Kleides schon sehr dünn und fadenscheinig war und unwillkürlich glitt sein Blick tiefer, wo er sich gerade über ihre Oberweite spannte und helle Haut durchschimmerte.

Unbeabsichtigt wurde er rot und sah schnell wieder in ihr Gesicht. Ihre blauen Augen strahlten unschuldig und hatten nichts vom Irrgang seiner Augen mitbekommen.

„Ich…“ fing Bulma an, verstummte und dachte sichtbar nach. „Ich habe es vergessen“ lachte sie und kratzte sich kleinlaut den Kopf; lachte verdutzt.

Doch ihr verlegenes Lachen war ansteckend und amüsiert lächelte er zurück.

„Tut mir leid, aber es ist so lange her“ entschuldigte sie sich, während sie ihm gleichzeitig einen vorwurfsvollen Blick zuwarf. „Ich weiß nur noch, wie wichtig es mir war…dich zu sehen…lebendig, weil…weil…Krieger sterben in der Ferne und ich wusste deinen Namen nicht und ich war so alleine. Du hast mich angelogen und verlassen und ich war so sauer und neidisch, weil du reisen darfst und so stark bist…“ die Worte sprudelten aus ihr heraus, zusammen mit schmerzvollen Erinnerungen, ohne einen rechten Sinn zu ergeben. Bulma wollte nicht mehr heulen, sich nicht mehr von ihren Gefühlen so kontrollieren lassen und Veg damit ihr weinerliches Gesicht zeigen.

Sie war kein Kind mehr.

Sie war sechzehn, verdammt noch mal und konnte sich beherrschen.

Schnell drückte sie sich wieder an ihn und verbarg ihr Gesicht in seiner Nackenkuhle.

Nur ein paar Sekunden, eine kurze Atempause, um sich zu beruhigen. Sie atmete unbeabsichtigt seinen herben, holzigen Geruch ein, der neu war und doch eine bekannte Note hatte.

Sie spürte, wie eine warme Hand behutsam ihren Rücken herabglitt.
 

Vegeta wusste nicht, wie er auf ihre Vorwürfe reagieren sollten, wenn sie sich anderseits so sichtbar Sorgen um ihn gemacht hatte.

Sorgen?!

Um ihn?

Jeder anderer hatte seine Ankunft erwartet, aber sie hatte gedacht, er könnte in der Ferne sterben?

Gut, sie wusste ja auch nicht, dass er Prinz Vegeta, der Stärkste der Saiyajins war.

So gesehen, verstand er auch, warum sie wütend auf ihn war, weil er sich so lange nicht bei ihr gemeldet hatte. Aber Sorge um ihn…das war seines Wissens das erste Mal, dass jemand so etwas für ihn verspürte.

Vorsichtig erwiderte er ihre Umarmung, da sie ihn immer noch nicht loslassen wollte und fuhr ihrem Rücken entlang. Er hatte keine Erfahrung im Trösten und wollte sie nicht unbeabsichtigt verletzen, aber er verstand, dass der Körperkontakt wichtig war. Unter seiner breiten Hand spürte er das zarte Rückgrat eines sanft geschwungenen Rückens, der in einen wohlgeformten Hintern endete.

Er blinzelte, wieder überrascht, wie er von ihrem Körper abgelenkt wurde, schob seine Hand hastig wieder nach oben und räusperte sich.

„Bist du sauer auf mich, traurig oder freust du dich, mich zu sehen?“ fragte er stirnrunzelnd nach, weil er es immer noch nicht so ganz verstand.

„Ja“ hörte er sie gedämpft schluchzend an seinem Nacken antworten.

„Ja, was denn?“ brummte er.

„Ja, alles!“

Er schnaubte. Frauen und ihre Gefühle.

Langsam wurde ihm seltsam warm. Er konnte ihren Atem an seinem Hals spüren. Sie war ihm so nahe…zu nahe…und er hatte genug von ihren Tränen.

Er musste sie ablenken, damit sie aufhörte, ihm solche Stiche ins Herz zu verpassen.

Er bekam ja schon allmählich ein schlechtes Gewissen. Darauf konnte er verzichten.

Er musste sie ablenken, aber ihm fiel gerade kein passendes Gesprächsthema ein.

Eine Idee sprang auf und er fing an zu lächeln.
 

Bulma fühlte sich seltsam.

Sie war erleichtert, glücklich, aber auch wütend, weil Veg einfach so auftauchte.

Der Kerl war wie Radditz: Jahrelang unterwegs, keine Nachricht und dann stand er plötzlich vor einem und erwartete Applaus.

Jetzt, wo sie gerade ihre Arme um seinen Hals schlang, wollte sie ihn am liebsten drücken…festzudrücken, bis er nach Atem schnappte und sich entschuldigte, weil er sie so lange allein gelassen und ihr nie seinen wahren Namen verraten hatte.

Die Erleichterung schwand und machte der Wut Platz.

Sie wunderte sich aber, als sie spürte, wie seine Arme sich nun enger um ihre Taille schlangen.

Sie hob den Kopf und sah ihn fragend an, während sie sich gegen seine Brust stemmte.

Doch er feixte nur, ein herausforderndes Funkeln in den Augen. Er war deutlich, dass er sie nicht aus seinem Griff loslassen wollte.

„Was …“ fing sie an, doch zu spät. Er ging leicht in die Knie und sprang rasant in die Luft.

Ein heftiger Luftdruck erfasste Bulma und erschrocken klammerte sie sich fester an Vegetas Schultern, während er mit ihr abhob, bis sie weit oben flogen und dort schwebten.

„Was soll das?“ rief sie empört. Sie sah nach unten. So hoch oben schaffte sie es nicht zu fliegen und ihr wurde mulmig. Der See erschien nur noch wie eine kleine Pfütze und die Luft war unangenehm kalt und stechend. Ihr Kleid flatterte an ihren Beinen. Veg hielt sie immer noch fest und sein Lächeln war unheilvoll.

„Veg…was hast du vor?“ fragte sie besorgt.

Er gab keine Antwort, doch sein Feixen wurde (sie hätte nicht gedacht, dass es möglich wäre) noch schlimmer und er ließ sich langsam nach hinten sinken; zog sie damit mit.

„Oh nein, oh nein, neinneinneinnein“ wiederholte Bulma immer schneller und panischer, doch sie hatte keine Wahl.

In seinem festen Griff gefangen, wurde sie mitgezogen in diesen hohen Fall.

Kopfüber stürzten sie herunter.

„VEEEEEEEEEEEEEG!“ schrie sie empört und klammerte sich intuitiv an Brustpanzer und Schulter, während der Wind um ihre Ohren peitschte und sie die Augen zusammenkniff.

Es war eine Sache, selbst zu fliegen, aber eine andere, von jemanden festgehalten und in so einem Fall gezwungen zu werden. Sie hatte keine Kontrolle und das machte ihr Angst.

Ihr Herz raste und sie klammerte sich nur noch fester an diesen Körper, der hoffentlich zuerst in den See fiel und ihren Fall abmilderte.

Doch sie fielen nicht ins kalte Nass.

Kurz vorher bremste er ab, mitten über dem See; knapp über der Wasseroberfläche. Der Winddruck war so stark, dass er das Seewasser in Wellen zur Seite drückte und es in Bulmas Ohren rauschte.

Bulma japste und keuchte; ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und ihr Magen war anscheinend in Richtung Füße gelandet.

„Ich muss meine Organe neu arrangieren“ röchelte sie und klammerte sich immer noch fest an Vegeta, während dieser sich aufrichtete und mit ihr ans Ufer schwebte.
 

Sie zitterte, immer noch unter Schock und bemerkte nicht, dass ihre Füße bereits den Sand berührten. Alles, was sie gerade wollte, war diesen festen Körper zu umklammern wie ein lebensrettender Anker und seine Wärme aufzusaugen. Ihr war so verdammt kalt und das Zittern wollte nicht aufhören.

„Ich hasse dich“ stammelte sie zwischen zwei rasselnden Atemzügen hervor.

Sie hörte ihn belustigt dunkel glucksen und das machte sie noch wütender.

Sie hob ihren Kopf von seiner Brust, ihre Augen funkelten wütend und nach einem tiefen Atemzug schrie sie ihn vorwurfsvoll an.

„Bist du übergeschnappt? Was sollte das? Willst du mich umbringen?“

„Du würdest mich doch gar nicht mehr anschreien können, wenn ich wirklich vorhätte, dich umzubringen“ erwiderte er ruhig.

„Ach, der Herzinfarkt war also nicht geplant? Ich könnte schwören, mein Herz hat ein paar Takte ausgesetzt“ sie stemmte sich wild gegen ihn und schaukelte sich gewaltsam aus seinem Griff.

Er ließ sie gehen.

Stampfend marschierte sie von ihm fort und murmelte leise Beschimpfungen.

Sie konnte ihn hinter sich kichern hören und das entfachte nur noch mehr ihren Zorn.

„Du bist so ein blöder Sack“ schrie sie ihn an.

„Und du hast endlich aufgehört zu heulen“ entgegnete er grinsend und mit Triumpf in der Stimme.

Sie stutzte, fasst sich an die Wangen und Augen, die nun aus einem anderen Grunde glühten und sah ihn mit schmalen Augen, zweifelnd an seinen Geisteszustand, an.

Anscheinend hatte es Veg doch in den letzten Jahren erwischt und er war wahnsinnig geworden.

Diese Show, nur damit sie aufhörte zu weinen?!

„Du bist ein Vollidiot“ sagte sie, nun ruhiger.

Er zuckte gelassen mit den Schultern. Hassreden und Beleidigungen war er gewöhnt.

„Früher bist du gerne mit mir geflogen“ erinnerte er sie.

„Ja, aber da warst du auch sanfter und lieber.“

„Tse. Ich war noch nie sanft und lieb.“

„Hab ich auch nicht behauptet. Ich sagte „sanfter“, aber du warst trotzdem ein kleines Arschloch. Jetzt bist du ein großes Arschloch“ blaffte sie.

„Tse, tse, diese Wortwahl…wer hatte denn da einen schlechten Einfluss auf dich?“ höhnte er mit gespieltem missbilligendem Kopfschütteln.

Vegeta konnte nicht aufhören zu grinsen.

Er fand es zu lustig, Bulma auf die Palme zu bringen. Ihre Haare waren durch den Fall wild und wellig, ihre Augen leuchteten und ihre Wangen glühten aufgeregt.

Zorn war immer besser als Trauer. Eine spitze Zunge konnte er besser ertragen als ihre Tränen.

Wie sie da vor ihm stand, die Fäuste in die Hüfte gestemmt, ihm Widerworte gab und Beleidigungen an den Kopf warf…kein unterwürfiges Verhalten, nur ehrliche Gefühle von jemanden, der es mit ihm verbal aufnehmen konnte.

Amüsant, interessant und auch…es fiel ihm schwer es zuzugeben…auf eine gewisse Weise erregend.
 

Bulmas Hände ballten sich zu Fäusten, während sie langsam wieder auf ihn zumarschierte.

Oh, dieser eingebildete, selbstgefällige Sack!

Es machte ihm also Spaß, sie zu ärgern!?

Schnell überlegte sie, worauf Veg in der Vergangenheit immer empfindlich reagierte hatte und tatsächlich fiel ihr etwas ein.

Ihre Augen verengten sich und sie lächelte listig.

Sie hielt direkt vor ihm an, ein trügerisches freundliches Lächeln auf den Lippen, während sie ihn betont von Kopf bis Zeh musterte.

„Hast du bemerkt…“ begann sie und hob ihre Hand, um die Differenz in ihrer Höhe abzumessen „dafür, dass du älter bist, sind wir beide fast gleich groß.“

Sie grinste ihn frech an.

Veg schluckte. „Ich bin immer noch größer als du.“

„Hmm, die paar Fingerbreit. Aber weißt du…“ Bulma wusste nicht, was da gerade über sie kam, aber sie überwand den letzten Abstand und kam ihm so nahe, dass sich ihre Nasen fast berührten. Wieder schlang sie ihre Arme um seine Schultern und schmiegte sich an ihn.

Sie spürte, wie er sich unter ihr verspannte, sich merklich unwohl fühlte, aber nicht den Blick von ihr abwenden konnte. Eine ungewöhnliche verlegene Röte war auf seinen Wangen zu sehen.

Bulmas Lächeln vertiefte sich und ein gefährliches Funkeln trat in ihren Augen. Sie presste sich stärker an ihn und genoss, wie er sich unwohl fühlte, aber trotzdem nicht fliehen wollte.

Er war schließlich stark genug, um sich aus ihrem Griff zu wehren. Dass er es nicht tat, zeigte ihr genug: es gefiel ihm, aber er wollte es nicht zugeben.

Intimer, aber unschuldiger Körperkontakt und die Erwähnung seiner durchschnittlich kleinen Größe waren schon in der Vergangenheit seine Schwachpunkte gewesen.

Prüfend sah sie ihn an, während er ungewollt den Atem hielt und mit klopfenden Herzen darauf wartete, was sie noch zu sagen hatte.

Es stimmte, Veg war etwas größer, aber verglichen mit den anderen ausgewachsenen Männern, die sie kannte (Bardock, Radditz, Toma), war er der einzige, bei dem sie nicht den Kopf in den Nacken legen musste, um ihn anzusehen.

Das war eigentlich sehr angenehm. Es fühlte sich weniger bedrohlich an wie bei den Muskelbergen von Radditz, der sie so groß überragte und auf sie herabsah.

„Es ist eigentlich ganz nett, dass wir auf einer Augenhöhe sind“ sagte sie ehrlich und ohne Spott in der Stimme.

Vegeta brummte verlegen und legte schnell seine Hände auf ihren Hüften, um sie vorsichtig von ihm zu lösen.

„Wir sind nicht auf einer Augenhöhe“ knurrte er und wand den Blick ab. „Ich bin größer.“

Verdammt, ihr so nahe zu sein, verursachte ein bestimmtes, brennendes Gefühl in seiner Leistengegend.

Wie kam dieses unschuldige, naive Mädchen nur auf die Idee, ihn so zu reizen?

Sie spielte ein gefährliches Spiel mit seiner Selbstbeherrschung und er verschonte sie nur, weil sie es nicht besser wusste.

Weder kannte sie seine hierarchische Stellung, noch ahnte sie, was Erregung bedeutete.

Er hatte es riechen können, als sie ihm so nahe war: Bulma war immer noch nicht ganz ausgewachsen und keine vollwertige Erwachsene. Sie umwehte immer noch der Duft eines Kindes.

Damit stand sie unter dem alten Kinderschutz-Gesetz der Saiyajins, was einem untersagte, sie auf irgendeine sexuelle Weise anzufassen.

Sie wusste wahrscheinlich noch nicht mal, wie sie auf ihn wirkte; so naiv wie sie hier im Wald aufwuchs. Abgesehen von ihrer Familie hatte sie doch keinen Kontakt zu fremden Männern?!

Die hatten ihr also bestimmt nicht beigebracht, auf bestimmte Symptome zu achten, wie der spezielle Geruch von Pheromonen, erweiterte Pupillen und das nervöse Zucken des Saiyajin-Schweifes.

Sie wusste nichts von ihren Reizen und in diesem Moment war er ehrlich erleichtert, dass sie hier so abseits und einsam wohnte, wo kein anderer Mann sie sehen konnte.

Hastig marschierte er an ihr vorbei und hielt dann inne, weil er nicht wusste, wohin ihn seine Füße tragen wollte.

Er wollte nicht weg.

Er nahm ein paar tiefe Atemzüge der frischen Waldluft und rang um seine Selbstbeherrschung.

Mit ruhiger Miene drehte er sich zu Bulma um, nur um dabei zuzusehen, wie sie mit spöttischem, fast wissendem Lächeln an ihm vorbeischritt Richtung Waldrand.

Naiv oder nicht, Bulmas weiblicher Instinkt war dabei zu erwachen und ihn an der Nase herum zu führen.

Bulma wusste nicht wieso, aber bei Vegetas unsicherer Miene hatte sie das Gefühl gehabt, als hätten sie gekämpft und sie hätte einen überraschenden Treffer in sein Gesicht gelandet. Es war nur kurz, aber sie hatte die Überraschung und Sprachlosigkeit bemerkt.

Sie fühlte sich plötzlich selbstbewusst und stark.

Zufrieden kicherte sie und kniete sich hin, um aus ihrer Kiste eine Flasche Wasser zu entnehmen.

Mit einer eleganten Umdrehung sank sie zu Boden und lehnte sich an den Baumstamm, während sie Vegeta dabei beobachtete, wie er eine Entscheidung fällte.

Dann, endlich, bewegte er sich und setzte sich neben sie.

Wortlos überreichte sie ihm die andere Flasche Wasser und beide nahmen einen Schluck, während sie schweigend auf den See starrten.
 

Die Sonne strahlte stark über ihnen, doch unter dem Schatten des dicht-grünen Baumes und dem lauen Wind, der über dem Wasser zu ihnen wehte, war es angenehm.

Die Stimmung zwischen ihnen hatte sich beruhigt; die aufbrausenden Gefühle waren abgeflaut und nun saßen die beiden jungen Saiyajins nebeneinander, nippten an ihrem Wasser und wussten nicht, worüber sie reden sollten.

Doch die Stimmung war nicht unangenehm und keiner wollte sie mit einer dummen oder beleidigenden Frage stören.

Das leise Knurren von Vegetas Magen gab ihr eine Idee und sie drehte sich, um aus der nebenstehenden Kiste ihr Mittagsmahl rauszunehmen.

Zwei Fladenbrot-Viertel, die sie mit dem Rest vom Braten am Vortag und geraspelten Gemüse und Kräutern gefüllt hatte, sowie eine kleine Schale mit Obstsalat. Eines der Fladenbrote reichte sie ihrem Freund, der es nickend annahm. Bei seinem Energiebedarf war es nicht mehr als ein Appetithäppchen, aber nach so langer Zeit mal wieder etwas von Bulmas Selbstgemachten zu essen, war nostalgisch.

Außerdem kam es selten vor, dass ein Saiyajin sein Mahl freiwillig teilte, weshalb ein solches Geschenk immer ohne Beschwerden angenommen werden sollte.

Während Bulma immer noch kaute, hatte er sein Anteil mit drei Bissen verschlungen und pickte sich nun einzelne Stücke aus ihrem Obstsalat heraus.

Bulma wischte sich die fettigen Finger an ihrem Kleid ab und drehte ihren Kopf, um ihren Nachbarn in Ruhe zu betrachten.

Nun, wo sie Ki messen konnte und ihm gerade so nahe war, verstand sie sein Selbstbewusstsein, dass seinen Ursprung in dieser gewaltigen Kraft hatte. Aber das war es nicht, was sie wirklich beeindruckte: Broly war auch stark gewesen.

Doch Vegetas Ki war so ruhig; so glatt, im Gegensatz zu den flammenartigen Auswüchsen der ihr bekannten Auren, weil er sich so gut unter Kontrolle hatte.

Ja, unter dieser dunklen, spiegelglatten Oberfläche spürte sie dieselben Flammen wie bei Bardock und Kakarott, dasselbe Brennen, aber er ließ sich davon nicht beherrschen. Er unterdrückte es.

Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte sie keine Angst, neben einem starken Saiyajin zu sitzen.

Von dieser Selbstkontrolle konnte selbst Kakarott noch lernen.

Das war noch sehr viel beeindruckender als seine Kraft selbst.

// Wie ich es mir schon früher gedacht habe, ist Veg stärker als Vater…aber wahrscheinlich schwächer als Broly. Aber Veg würde niemals so blind ausrasten wie er. // verglich sie in Gedanken.

Er drehte plötzlich den Kopf und erwischte sie beim Anstarren. Ertappt schaute sie in den Fruchtsalat runter, der fast leer war und spürte sein selbstgefälliges Schmunzeln.

Sie zupfte sich das letzte rote Fruchtstück heraus und leckte sich den Saft von den Fingern.

Ihr fiel auf, wie konzentriert Veg sie dabei beobachtete und was für einen seltsamen Blick er dabei bekam.

„Ein Stück ist noch drin, das kannst du haben“ bot sie an und missverstand seinen Blick als Hunger der falschen Art.

Er grunzte und warf es sich in den Schlund ein.

Wieder verfielen beide in Schweigen, bis Bulma es endlich wagte zu fragen.

„Du warst lange weg…willst du mir davon erzählen?“

„Von meinen Schlachten und die Planeten, die ich gesehen habe?“ brummte er.

Er lehnte den Kopf an den Baumstamm und gähnte. Das würde eine lange Story werden.

„Mein Triumphzug begann mit der Eroberung des Planeten Sandor. Du erinnerst dich? Ich hatte dir davon erzählt. Wir haben uns gestritten, weil du es langweilig fandest, dabei war es eine echte Herausforderung…“begann er, doch Bulma unterbrach ihn.

„Ich finde es nicht langweilig, ich finde es furchtbar. Daran hat sich nichts geändert. Ich will nicht wissen, wie viel Blut du vergossen, wie viele Leben du vernichtet hast. Ich wollte nur hören, was du alles gesehen hast…bevor du es vernichtet hast…“ es kam vorwurfsvoller heraus, als sie geplant hatte. Sie verstummte und wandte betroffen den Blick ab.

Vegetas Augen verengten sich.

Er fühlte sich wie damals, als Bulma seinen Stolz verletzt hatte, aber nun hatte er sich besser unter Kontrolle und ließ sich nicht zu voreiligen Worten hinreißen.

„Was willst du wissen?“ hakte er nach. „Nicht wie viele Leben, nur wie viele Planeten unter meiner Hand zusammenbrachen? Weißt du, du hast indirekt ebenfalls dadurch profitiert.“

„Was meinst du damit? Ich lebe hier abseits und ohne Kontakt zu den Saiyajins. Was habe ich mit deinen Eroberungszügen zu tun“ wehrte sie sich.

Vegeta verzog seine Lippen zu einem höhnischen Grinsen.

„Ich wurde auf die gefährlichsten Missionen geschickt, gegen die stärksten Gegner, während die schwächeren Krieger andere Ziele bekamen und damit ihr jämmerliches Leben bewahren konnten. Die Beute, die ich angesammelt habe, wurde nach Abzug meines Anteils an das Volk abgegeben. Du hast doch immer noch Familie? Dein Vater, deine Mutter, dein älterer Bruder und die kleine Nervensäge…sie mussten ihr Leben dadurch nicht gefährden, haben aber auch ihren Anteil bekommen…“ erklärte er und sein Lächeln verlängerte sich höhnisch. „und du dadurch auch.“

Bulmas Augen wurden groß aus Schock. Sie atmete tief ein und aus. Auch sie konnte sich besser beherrschen und sie wahr ehrlicher zu sich selbst geworden.

Veg hatte Recht. All die Rationen, die ihre Familie mitbrachte…woher kamen sie und warum bekamen sie sie…sie wusste es schon seit langem; seit Broly ihr Sadala gezeigt hatte.

Wo war der Unterschied zu dem, was Veg tat und dem vom Bardock und Radditz?

„Ich weiß, woher der Reichtum der Saiyajins kommt. Aber ist es notwendig? Können wir nicht auch ohne leben? Unser Planet hat so viel zu bieten“ wandte sie ein. Ihr Garten reichte zur Selbstversorgung nicht aus, aber die Ernte wurde von Jahr zu Jahr größer. Die Schleimaale lebten auch noch in ihrem kleinen Tümpel. Die Tsufurujins hatten ihren Planeten seit Generationen landwirtschaftlich betrieben, bevor sie ausgerottet wurden und ihr Wissen verloren ging.

Das war doch ein Zeichen, dass es möglich war.

Vegeta lachte kurz und hart. „Wenn die Krieger hier festsitzen würden, fangen sie an, sich gegenseitig zu bekämpfen. Wir können uns nicht ändern. Wir Saiyajins lebe für den Kampf und die Suche nach Herausforderungen. Dieser Planet ist zu klein dafür.“

Nachdenklich starrte sie auf ihre nackten Füße.

„Vielleicht hast du recht“ sagte sie leise.

Vegeta stutzte. Das Eingeständnis kam schnell.

„Wenn ich mir meine Brüder ansehe, meinen Vater…ja, sogar meine Mutter und mich…es geht nicht ums Kämpfen, es geht um die Herausforderung…die einen wollen stärker werden, die anderen schlauer…wir wollen unsere Bedürfnisse erfüllen und uns frei entfalten“ dachte sie laut nach. Sie sah ihn nachdenklich an. „Ich denke, letztendlich geht es nur darum. Aber warum ist es nötig, jemanden zu töten, wenn du bereits weißt, dass du stärker bist? Wenn er sich bereits ergeben hat…“

Vegeta wurde ernst. „Weil es im Universum nur darum geht: Fressen oder gefressen werden. Diejenigen, die ihren Feind am Leben lassen, werde eines Tages hinterrücks von ihm ermordet werden. Gnade ist ein Fehler, der dich eines Tages in den Hintern beißt.“

Kurz ballten sich seine Hände zu Fäusten, doch er lockerte sie schnell.

Er wollte seinen früheren Fehler nicht wiederholen und sich von seinem Stolz beherrschen lassen.

Er war kein Kind mehr, sondern ein wahrer Krieger.

Er konnte argumentieren, ohne gewalttätig zu werden.

Bulma sah wieder auf ihre Füße und dachte nach. Sie verstand die Kämpfer nicht, die sich ungeachtet der Schmerzen und Gefahren immer wieder in neue Kämpfe stürzten, aber anderseits verstand ihre Familie auch nicht, warum sie sich so für Technik und Robotik interessierte.

Sie alle verband aber diese Hingabe, ihre Leidenschaft für etwas…mit der Ausnahme, dass Bulma nicht dafür töten wollte, aber das wollten Kakarott und Gine auch nicht.

Veg versuchte ihr klar zu machen, dass es eine Notwendigkeit war, damit eine spätere Rache zu keinen Opfern führte. Vermutlich würden Bardock und Radditz ihm sogar zustimmen.

Aber…

„Also ist der Grund, warum du tötest, nur Furcht und Hass. Du fürchtest die Rache deines Feindes“ murmelte sie bedrückt.

Seine Finger packten sie plötzlich am Kinn und rissen ihren Kopf gewaltsam zu ihm herum. Seine Augen bohren sich in ihre und zum ersten Mal spürte Bulma die Flammen seiner Aura. Die leichten Feuerspitzen der Wut drangen aus der Seeoberfläche und sagten ihr, dass sie ihm mit ihren Worten verletzt hatte.

„Es nicht zu tun, wäre der wahre Fehler“ begann er zu sprechen. Seine Stimme war leise und rau; seine Augen hielten ihre gefangen. Bulma spürten den glatten Stoff seines Handschuhs an ihrer Haut. Der Griff war fest, tat ihr aber nicht weh. Er wollte, dass sie ihn ansah; dass sie seine Beweggründe verstand.

„Ich kämpfe in erster Linie für mich und meine Fehler betreffen mich als Erstes. Wir hassen unsere Feinde nicht und fürchten sie auch nicht. Im besten Falle respektieren wir sie und schenken ihnen einen ehrenhaften Tod. Feiglinge, die wegrennen, werden hingerichtet, bevor sie sich wieder sammeln und in Überzahl aus dem Hinterhalt angreifen können. Wir sind Söldner seit Generationen und wir sind gut darin. Aber jeder von uns hat etwas, für das er verantwortlich ist und schützen will. Das kann seine Ehre, seine Vorräte, sein Weib und sogar die gesamte Rasse der Saiyajins sein. Bei einem beauftragten Genozid ist klar, dass wir eine ähnliche Rache von unserem Feinde erwarten können. Ein anderer gibt uns den Auftrag, aber WIR führen ihn aus und tragen das Risiko. Die Rache der Überlebenden wird UNS treffen. Wir werden im Universum als barbarische Krieger-Rasse gefürchtet, während man die übersieht, die von uns profitieren. Wer einmal den Fehler macht und Gnade zeigt, bereut es früher oder später. Darum, meine kleine, blauhaarige Saiyajin…“ die letzten Worte wurden fast gehaucht, so leise wurde er; seine Stimme ein dunkles Gemurmel. Er war ihr so nahe, dass sie seinen Atem auf ihren Lippen spüren konnte. Ein seltsames, unbekanntes Kribbeln baute sich in ihrem Bauch auf und sie hielt gespannt den Atem an.

„…darum zeig niemals Gnade. Bereue nichts. Nimm, was du willst. Denn auch du bist eine Saiyajin.“

Mit diesen Worten ließ er sie plötzlich los und setzte sich zurück, baute wieder eine Distanz zwischen ihnen auf. Er verschränkte die Arme vor sich und sah sie hochmütig an.

Bulma konnte immer noch den Abdruck seiner Finger spüren und rieb sich nachdenklich übers Kinn. Doch wie merkwürdig, sie hatte keine Angst vor ihm. Er war verärgert gewesen, aber nur kurz und er hatte es ihr erklärt, während er sich unter Kontrolle hielt. Keinen Schreien, keine Schmerzen.

Besonders seine letzte Ansage berührte sie am meisten.

„Das ist das erste Mal…“ sagte sie leise. Er stutzte.

„…das erste Mal, dass ich mich von dir als Saiyajin anerkannt fühle.“ Sie strich sich verlegen eine blaue Strähne hinters Ohr.

Er hatte sie als Saiyajin bezeichnet und nicht als blauhaarige Missgeburt.

Er grunzte und sah schnell zur Seite, doch sie konnte wieder diese beschämte Röte an Ohren und Wangen erkennen.

„Du bist eine Saiyajin“ wiederholte er. „Lass dir von niemanden etwas anderes einreden und sei gefälligst stolz drauf“ die letzten Worte murmelte er unter zusammen gebissenen Lippen, während er immer noch stur auf den See starrte.

Sie beiden erinnerten sich nur zu gut daran, wie es einer der Streitpunkte zwischen ihnen gewesen war, bevor sie sich für lange Zeit getrennt hatten.

Sie verstand: Vegetas „Befehl“ war seine Art, sich für seine alten Worte zu entschuldigen.

Sie lächelte und rückte wieder näher zu ihm, bis sich ihre Oberschenkel berührten.

Er konnte ihr Kichern hören und brummte empört.

„Keinen“ sagte er plötzlich nach ein paar Minuten der Stille.

Sie sah ihn fragend an.

Er erklärte verdrossen „Ich habe keinen einzigen Planeten vernichtet. Nicht, dass ich dazu nicht in der Lage wäre, aber…“ In hochmütigen Tonfall sprach er weiter. „Glaubst du, Planeten mit einer annehmbaren Biosphäre wachsen auf Bäume? Von intelligenten Leben ganz zu schweigen. Hauptsächlich gibt es giftige Gas- und Staubbälle, die völlig untauglich sind. Die wenigen guten Exemplare werden behutsam gesäubert, damit sie meistbietend verkauft werden können. Außerdem gibt es viele Planeten, mit denen wir Handelsbeziehungen führen und die uns als Verteidiger und Schädlingsbekämpfer bezahlen.“

Staunend und erleichtert sah sie ihn an. „Welche denn?“ fragte sie neugierig.

Er legte den Kopf in den Nacken und starrte nachdenklich in den Himmel.

„Nun, da ist Aurum…mit denen arbeiten wir schon lange zusammen…“ fing er an zu erzählen.

Gespannt hörte sie ihm dabei zu, wie Vegeta den fremden Planeten beschrieb.
 

Vegeta fiel auf, wie die Sonne höher stieg und stärker brannte.

Er beendete seine Erzählung über Aurum und verstummte.

Zu lange durfte er nicht hier verweilen; er traute den Wachen vor seinem Zimmer nicht viel zu. Sollte sein Vater plötzlich erscheinen und nach ihm fragen, konnte ihm niemand eine Antwort draufgeben.

Gut, der Prinz war erwachsen und konnte gehen, wohin er wollte, aber für den kontrollsüchtigen König war das keine Entschuldigung. Schlimmstenfalls schickte er seine Elitekrieger noch los, um ihn zu suchen.

Er stand auf und klopfte sich das Gras von der Hose.

Bulma verstand, dass er wieder losfliegen würde.

Sie schlang ihre Arme um ihre hochgezogenen Knie und sah sanft lächelnd zu ihm hoch.

„Das war heute wirklich ein glücklicher Zufall“ sprach sie leise. „Ich hätte nie gedacht, dass du so plötzlich wieder vor mir stehen würdest.“

Er sah auf sie herab und suchte nach den richtigen Worten. Er würde gerne wieder öfters kommen, aber das ging nicht.

„Ich weiß nicht, wie oft ich vorbeikommen kann“ warnte er sie gleich „Ich habe meine Aufgaben und zu deinem Schutz will ich auch nicht, dass jemand misstrauisch wird und mir folgt. Wir werden uns also nicht häufig sehen können.“

Sie seufzte und stand ebenfalls auf; wischte sich schnell das Gras von den Beinen.

„Mach dir um mich mal keine Sorgen; ich komme auch allein zurecht; wie in den letzten vergangenen Jahren. Auch ich habe was zu tun“ sagte sie leicht pikiert.

Es war ja nicht so, als hätte sie die letzten Jahre damit verbracht, am Seeufer sehnsüchtig zu stehen, die Hände flehend zu ringen und auf ihn zu warten.

Veg, oh Veg, warum hast mich verlassen, schluchz…so ein Quatsch; das Leben ging weiter.

Sie verbrachte manchmal den Tag in der Tsufuru-Basis, während Kakarott trainierte.

Veg sollte nicht glauben, dass sie wie früher als Kind immer für ihn Zeit hatte und er einfach bei ihr auftauchen konnte.

„Du erinnerst dich noch an Kakarott, meinen kleinen Bruder? Er war damals noch sehr jung und hat dich vermutlich vergessen, aber jetzt ist er älter. Wenn er dich sieht…ich halte es für keine gute Idee, wenn du zu meinem Haus fliegst“ erklärte sie.

„Ach ja, Kakarott, so hieß die kleine Nervensäge…was schlägst du vor? Soll ich in regelmäßigen Abständen kommen? Soll ich gar nicht kommen?“ mit der letzten Frage verengten sich seine Augen misstrauisch.

Wollte sie ihn nicht mehr sehen?

Die wenigen Stunden mit ihr hatten seine Batterien wieder aufgefüllt, er fühlte sich entspannter. Gerne würde er wenigstens einmal pro Woche kommen und sei es nur, um zu prüfen, dass sie gesund war; ein kleines Nickerchen zu halten und einen Snack zu verspeisen. Ohne eine solche Pause würde er im Palast sonst durchdrehen.

„Doch, doch, du darfst schon kommen“ stimmte Bulma grinsend zu „Aber wir müssen mal schauen, wie wir uns absprechen…erinnerst du dich an unser geheimes Zeichen?“

„Den Steinkreis? Als Zeichen, dass man es nicht schafft zu kommen?“

„Genau…ich habe eine Idee. Komm mit“ sie stürmte an ihm vorbei und rannte ans Seeufer, wo sie sich bückte und kleine Steine auflas. „Such nach besonders dunklen und hellen Steinen“ rief sie ihm zu.

Er kratze sich den Kopf, tat aber wie verlangt.

Nach ein paar Minuten verglichen sie ihre Beute. Bulma führte ihn wieder zum Baum, kniete sich hin und legte Muster auf den Boden.

„So, die verstecken wir hier an der Baumwurzel. Der Baum ist unser Treffpunkt. Wenn wir uns treffen wollen, aber einer ist nicht am See, legt er ein Zeichen. Die Anzahl der Steine bestimmt die Tage, wann wir uns treffen wollen und die Farbe, ob es am Morgen oder am Abend ist. Wenn der andere das Zeichen sieht und dem Datum zustimmt, macht er so ein Zeichen als Zustimmung. Wenn er nicht kann, legt er so ein Zeichen“ sie legte einen horizontalen Strich. „Hier zeigen die Anzahl der Steine wieder die Tage an. Wenn man vor dem ersten Zeichen legt, heißt es „Früher als“ und wenn man es dahinter legt „Später“. So weiß der erste, dass der zweite nicht zum vereinbarten Termin kann, aber zu einem anderen Zeitpunkt.“

„Man, das wird jetzt aber immer komplizierter“ stöhnte Vegeta.

„Zu kompliziert für dich? Soll ich es noch mal erklären?“ fragte sie in falscher Unschuld.

„Hältst du mich für so blöd? Ich finde, es könnte auch einfacher gehen, wenn du einen Scouter hast“ murmelte er verdrossen.

„Tja, schön wärs“ stimmte sie ihm zu und dachte traurig an ihren alten Scouter, der damals durch Brolys Powerlevel-Anstieg überlastet und zerbrochen war. „Aber so was werde ich nie von meinen Eltern bekommen.“ Sie verschwieg, dass sie durch ihren Zugang zur Tsufuru-Basis auch Zugang zu den alten Scoutern der Tsufuru-Armee hatte, aber die konnte sie nicht nutzen, ohne ihr größtes Geheimnis zu verraten.

Beide schwiegen kurz, sie bedrückt und er, weil er nicht wusste, was er darauf antworten sollte. Manchmal bewegte sich seine Klappe zu schnell, bevor er nachdenken konnte.

Er könnte ihr einen mitbringen, aber dann müsste er so konfiguriert werden, dass sie eine exklusive Leitung hätten, die niemand abhören könnte.

Wenn er aber den Falschen deswegen ansprach, würde sein Vater davon erfahren und misstrauisch werden. Bulmas Code hatte den Vorteil, dass niemand sie abhören könnte und die Steinkreise harmlos für fremde Augen aussahen.

„Bringst du wieder was zum Essen mit?“ wechselte er stattdessen das Thema.

„Klar“ stimmte sie zu. „Aber erwarte nicht zu viel. Ich kann nicht die Menge abzweigen, ohne dass es meiner Familie nicht auffällt. Übrigens…Meine Spezialität sind frittierte Teigballen mit Schleimaal-Füllung und Schleimaal-Auflauf.“

Er zuckte zusammen, das Gesicht angeekelt verzogen, wie von ihr beabsichtigt. Seine Meinung (und vermutlich auch sein Trauma) hatten sich diesbezüglich nicht verändert.

Sie lachte bei diesem Anblick.

„Willst du mir meinen Appetit versauen? Bleib mir bloß weg mit dem Zeug“ keifte er.

Sie grinste. „Bringst du wieder Kekse mit?“

„Ich werde sehen, was sich machen lässt“ brummte er.

Er nickte ihr kurz zu; von seiner Seite war alles gesagt.

Als er sich umdrehte und er ihr den Rücken zuwandte, um loszufliegen, fiel Bulma plötzlich etwas ein.

„Warte“ eilig rannte sie auf ihn und hielt ihn am Arm fest.

„Eine Sache noch…Abschied. Bitte verabschiede dich richtig von mir, wenn du auf eine längere Reise gehst“ sagte sie eilig.

Für einen kurzen Moment hatte sein Rücken sie an ihren Vater erinnerte, wenn er zu einer Mission aufbrach und Gine ihm traurig hinterher sah. Aber sie wusste wenigstens, wo er war und dass er wiederkommen würde.

Was Bulma immer an ihren Streit gestört hatte, war auch der fehlende Abschied. Sie hatte nicht gewusst, wo er war und ob er zurückkommen würde.

„Hm, und wie sieht ein richtiger Abschied für dich aus?“ fragte Vegeta ratlos. Er kannte nur die Version, wo er Befehle bekam und sie folgsam und stumm befolgte. Andersherum salutieren die Soldaten bei seinen Befehlen und verschwanden ebenfalls wortlos.

„Na, erstmal sagt man „Wir sehen uns wieder“ und verschwindet nicht so wortlos“ entgegnete sie trocken. „Und wenn du weißt, dass es länger dauert, wäre wenigstens eine geschätzte Zeitdauer nett. So nach dem Motto „Hey, ich bin für sieben Jahre unterwegs, warte nicht auf mich“ oder so ähnlich.“

Vegeta grinste. „Immer noch sauer deswegen…du verzeihst nicht. Du bist nachtragend wie eine richtige Saiyajin.“

„Ja, nicht meine beste Eigenschaft; ich versuche mich zu bessern. Aber zurück zu dir und deinen Fehlern. Also…“ hoffend sah sie ihn an.

Vegeta stutzte bei ihrem flehenden Blick. Ihre blauen Augen unter den langen Wimpern waren faszinierender als in seiner Erinnerung und erinnerten ihn an einen schimmernden Edelstein. Dazu diese rosigen Lippen, die sich leicht schürzten und seine Gedanken in die falsche Richtung lenkten…Er räusperte sich.

„Hmpf, ich gehe jetzt und werde in drei Tagen wiederkommen, zur frühen Mittagszeit, hier an diesen Ort. Wir sehen uns also garantiert wieder“ verkündete er erhaben. „War das richtig so?“

Ihr breites Lächeln war Zustimmung genug.

„Dann werde ich in drei Tagen auch hier sein“ versprach sie ihm.

„Mit Mittagessen!“ beharrte er. „Ohne Schleimaal!“

„Ich sehe zu, was ich abzweigen kann“ seufzte sie.

Er nickte, zufrieden, dass er sich durchgesetzt hatte. Aber vielleicht sollte er ihr doch mal etwas mehr als nur Kekse mitbringen. Ihre Familie war ja nicht gut betucht.

Nun sprang er ungehindert in die Luft und flog rasant fort.
 

Bulma strich sich die Haare zurecht, die der heftige Windstoß verwuschelt hatte und kletterte in die Hängematte rein.

Nachdenklich schaukelte sie in der Luft und sah zu den schattenspenden Ästen nach oben.

Was für ein aufregender Tag.

Zuerst Radditz, nun Veg…aber für wie lange?

Man sollte es genießen, solange es dauert, sich aber nicht darauf verlassen, dass es ewig währt; wie ihre Mutter ihr einst sagte.

An ihren Plänen änderte es nichts.

Vegs Erzählungen von anderen Planeten waren spannend und sie würde ihn deswegen nach mehr fragen. Für ihre Vorbereitungen war es nützlich zu wissen, auf welchen Planeten Saiyajins willkommen waren und wo nicht.

Veg…er hatte ihr immer noch nicht die Wahrheit über seinen Namen gesagt, aber sie konnte ihm nicht gestehen, woher sie es wusste.

Aber vielleicht hatte er seine Gründe und sie musste es einfach akzeptieren, auch wenn dieses fehlende Vertrauen schmerzte.

Im Gegenzug hatte sie auch ihre Geheimnisse, von denen sie nicht vorhatte, sie zu teilen…ihr Ki-Lesen, die Tsufuru-Basis, Broly, Sadala…vielleicht das Schweben, dass sie erlernt hatte?

Aber er könnte fragen, wie und von wem sie es gelernt hatte und sollte sie ihn deswegen anlügen?

Das Fliegen…sie erinnerte sich an den wilden, gemeinsamen Fall und lachte leise auf. Das war ein Schock gewesen. Was für ein jämmerlicher Versuch, sie vom Weinen abzubringen, aber…dass er es versuchte hatte, gefiel ihr.

Jedenfalls fühlte man sich danach sehr lebendig.

Sie kicherte leise, aber gleichzeitig beschloss sie, ihre Geheimnisse zu bewahren und sich dumm zu stellen. Wie ihre Eltern dachte er, dass sie nie den Wald verlassen hatte und immer noch schwach und unwissend war.

Ihre Augen schlossen sich, während sie das Treffen vor ihren Augen noch mal Revue passieren ließ.

Als Veg sie in seinen Armen festgehalten hatte…das hatte sich merkwürdig angefühlt. So ganz anders, als wenn sie ihre Familie umarmte.

Sie hatte die starke Brust gespürt, an die sie gepresst wurde und die muskulösen, schweren Arme um ihre Taille. Als sie ihr Gesicht an seinen Hals gedrückt hatte, war sein Geruch in ihre Nase gestiegen: so dunkel und herb.

Sein freches Grinsen hatte manchmal ihr Herz höherschlagen lassen, nur kurz, aber…es war seltsam, aber es hatte ihr gefallen. Früher fand sie ihn furchtbar eingebildet, wenn er sie so hämisch angelächelt hatte. Aber nun, zusammen mit diesem ungewohnten, intensiven Blick, mit dem er sie bedacht hatte, wirkte er anders…reifer, erfahrener. Ihr Magen verzog sich dann und sie fühlte sich…fiebrig; es war ein unbekanntes, schwer zu beschreibendes Gefühl.

Wurde sie krank?

Unruhig wand sie sich, was eine schlechte Idee war, wenn man in einer Hängematte lag. Sie fing stark an zu schaukeln und Bulma hielt sich sofort besorgt am Rand fest und blieb stocksteif liegen.

Huh, keine Ahnung, was mit ihr los war, aber sie sollte sich schnellstens beruhigen. Veg wollte schließlich in drei Tagen wiederkommen und dann wollte sie nicht krank im Bett liegen.

Sie legte ihre gefalteten Hände auf den Bauch und beschloss sich auszuruhen.

Kurt bevor sie einschlief, erinnerte sie sich, was sie sich als Kind vorgenommen hatte; die Worte, die sie Veg beim nächsten Wiedersehen sagen wollte. Es war an dem Tag, als Gine über den Anfang ihrer Beziehung mit Bardock erzählt hatte; ihr die Maske der Männer erklärt hatte, die sie nutzten, um ihre Gefühle zu verbergen.

Die Worte waren ihr vorhin eingefallen, aber sie hatte sie nicht über ihre Lippen bringen können. Nicht, wenn ihr Magen so komisch grummelte, sobald sie ihm in die Augen sah.

Sie hatte sagen wollen. „Veg, ich weiß, dass du mich magst, weil du mir Kekse mitbringst, mich besuchst und mich nicht verraten hast. Ich mag dich auch. Ich mag dich, nicht nur wegen der Kekse und weil du stark bist und fliegen kannst. Sondern weil du mich besucht hast, als ich allein zu Hause war und mir tolle Rätselaufgaben gebracht hast. Mit dir zu spielen, macht mehr Spaß als mit meinen Brüdern. Ich finde dich toll und ich mag dich ganz doll.“

Bulma merkte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg und hielt sich verlegen die Hände vors Gesicht.

//Gahh, ich kann nicht glauben, dass ich so was Peinliches sagen wollte// warf sie sich vor und drehte sich stöhnend wild umher, woraufhin die Hängematte wieder gefährlich schwankte.

Gut, dass sie es nicht gesagt hatte. Veg wäre doch aus dem Feixen nicht mehr herausgekommen und hätte sich furchtbar über sie lustig gemacht.

Sie räusperte sich, ihr Hals fühlte sich trocken an und sie langte über den Rand der Hängematte hinaus, um nach der letzten Flasche mit dem Fruchtsaft zu angeln.

Nach einem erfrischenden, großen Schluck fühlte sie sich besser.

Vielleicht waren diese fremden Gefühle nur Nachwirkungen des Schocks, weil er so plötzlich aufgetaucht war. Überraschung und Freude plus die alten Geheimnisse ihrer Kindheit…das war alles etwas zu viel auf einmal.

Vermutlich würden sie sich schon bald wieder wie früher benehmen, sobald sie sich wieder an ihn gewöhnt hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: Yugoku
2020-12-19T12:49:29+00:00 19.12.2020 13:49
Das war doch ein supersüßes Wiedersehen der Beiden.^^ Es erinnert wirklich sehr an ihr erstes Treffen als Kinder. :3
Da war Vegeta wohl doch etwas überfordert von der etwas aufdringlichen Bulma. XD Aber manchmal musste sich auch Vegeta ganz schön zusammenreißen um wer weiß nicht was zu tun.^^° XD Da hat er aber noch gute Kontrolle über sich bewiesen.
Von:  TightsnoOuji
2020-12-03T11:10:51+00:00 03.12.2020 12:10
Wegen deiner Fanfiction bin ich komplett aus meiner alltäglichen Routine abgewichen und habe NUR deine Geschichte gelesen bis in die Nacht hinein. ICH LIEBE SIE!!!!! ❤️❤️❤️❤️ Bitte mach so schnell wie möglich weiter. Deine Geschichte ist so toll und die Art wie du es schreibst. Mega! Man kann sich voll gut in das Geschehen hinein versetzen. Jetzt muss ich wieder erstmal zusehen, dass ich meine Routine wiederfinde, weil keine Kapitel mehr da sind 🤣😭❤️ bitte poste wieder mehr Kapitel 🙏🙏😩❤️
Antwort von:  Rikarin
03.12.2020 15:06
Klar, mache ich, versprochen, besonders wenn ich so eifrige Bitten um mehr bekomme.😉
Allerdings bin ich erst mal an Szenen-Planen. Ich denke an die drei Kapitel voraus, damit auch alles schön logisch bleibt und sich ineinander fügt
Vielleicht kommt nächste Woche mehr, aber das ist auch vom Arbeitsstress abhänging
Von:  Saicke
2020-11-29T13:59:34+00:00 29.11.2020 14:59
Ich finde es toll, dass du Vegeta's typischen Kampfanzug von der Erde genommen hast! :D Richtig toll und ich konnte es mir gut vorstellen. ^^
Auch finde ich es lustig, wie manchmal Vegeta nicht weit genug plant, wenn esum Bulma geht. Dass er nicht einfach in die Hütte marschieren kann, wie es ihm gefällt, weil er doch der Prinz ist, aber damit ihr Geheimnis auffliegen lassen würde. xD
Tja ja, da muss er noch ein wenig üben. :)

Ihr Wiedersehen hast du echt schön beschrieben! Wie du sie auf die gleiche Weise hast wiedersehen lassen wie damals als sie Kinder waren, super süß! Er über dem See schwebend und sie am Ufer. ^^
Und dann wirft sie sich ihm auch an den Hals und er ist völlig überrumpelt. Haha, was die Gefühle betrifft, muss er noch einiges lernen, damit richtig umzugehen. ^^
Aber sein Ablenkungsmanöver mit dem freien Fall fand ich sehr süß. :3

Ich habe mich auch sehr amüsiert darüber, wie er immer von ihrem Körper abgelenkt war. xD Sein Irrweg mit seinem Blick und dann auch noch als sie sich die Finger vor ihm abgeleckt hatte. :D Einfach herrlich, da sieht sich Vegeta mir ganz neuen Herausforderungen konfrontiert. Auch lässt du schon leicht durchblicken, dass er leichte Besitzansprüche verspürt, das gefällt mir sehr. ;)

Das ernste Gespräch zwischen den beiden fand ich sehr interessant und auch wie du es dann wieder geschafft hast diese angespannt Atmosphäre wieder aufzulockern. Bulma hat nach wie vor Ihre Problem damit, womit sich die Saiyajins ihren Lebensunterhalt verdienen. Und Ihre Einwände sind berechtigt, aber auch Vegeta's Beweggründe sind sehr gut nachvollziehbar. Ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht das einzige Mal sein wird, bei dem sie über solch gewichtige Themen sprechen.

Der Abschied war mega süß! Vegeta hat da wirklich noch eine Menge zu lernen und ich finde es klasse, dass er bei ihr sich fügt und sein Prinzengehabe ablegen kann. Er genießt es ja auch, diese Auszeiten zu haben, damit wie du schon geschrieben hattest, er keine Macke irgendwann bekommt. :D
Und wie Bulma sich in der Hängematte über ihn Gedanken macht....tja, sieht ganz so aus, dass sich ihre Hormone bei ihr melden und ihr Körper instinktiv auf Vegeta reagiert.
Aber das wird sie ja noch früher oder später selber merken, was diese fiebrige Hitze zu bedeuten hat. :'D

Ein tolles Kapitel, habe mich sehr gefreut! ^^ ♥
Antwort von:  Rikarin
29.11.2020 16:56
Da Vegeta etwas älter ist und mehr Kontakt zu andernen Saiyajins hat, ist er in seiner Entwicklung auch fortgeschrittener. Bulma ist körperlich 16, mental aber eher als 14-Jährige anzusehen, jedenfalls was bestimmte Adult-Themen angeht. Wieso, darauf komme ich später im Kapitel "Aufklärung" zu.
Jetzt muss ich erst mal überlegen, wie diese Freundschaft in eine Romanze übergehen soll, denn in Herzens-Dinge sind beide so unbedarft🤔🤨
Antwort von:  Saicke
30.11.2020 16:15
Ah! Stimmt ja, hatte ganz vergessen, dass Bulma noch aufgeklärt werden muss! xD
Darauf freue ich mich auch schon am meisten! :3
Und ich bin auch schon echt gespannt, wie die Gefühle der beiden zueinander sich aufbauen. -^^-
Antwort von:  Rikarin
30.11.2020 18:04
Das wird ein Horror-Tag für Bardock...und für Radditz 😁
Hab das Kapitel schon seit Monaten fertig und freue mich, wenn ich es endlich posten darf


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