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Ai no Scenario

von

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Die Woche verging für ihn wie im Flug, was wohl daran lag, dass er die erste Hälfte der Woche im schlafend im Gästezimmer des Oberschülerdetektivs Shinichi Kudo verbracht hatte. Zwar war von Normalität noch lange keine Rede, aber Kaito war schon erleichtert darüber, dass er wieder wie ein normaler Mensch die Schule besuchen konnte.

Auch, wenn er momentan viel lieber Zuhause in seinem Bett gewesen wäre. Der Meisterdieb hatte seine Arme auf dem Tisch platziert und seinen Kopf darauf abgelegt. Er starrte gedankenverloren aus dem Fenster des Klassenzimmers und hoffte, dass er gegen die Müdigkeit ankämpfen und nicht einschlafen würde.

Warum er so müde war konnte er gar nicht so genau sagen. Eigentlich hatte er gedacht, dass es besser werden würde, nachdem sein Körper etwas Zeit gehabt hatte um den Blutverlust auszugleichen, aber eine Besserung seiner Kondition war nicht eingetreten.

Auch der Vampirjäger namens Bram hatte nichts damit zu tun. Zwar war Kaito vorsichtig und verließ niemals unvorbereitet das Haus, aber bis zum heutigen Tag hatte niemand versucht ihn zu überfallen oder ihm etwas anzutun. Vermutlich hatte Akihito recht behalten und Bram würde sich auf die Vampire konzentrieren und den kleinen, harmlosen Oberschüler links liegen lassen.

Trotzdem würde er seine Deckung nicht aufgeben. Immerhin konnte man nie wissen, ob der Kerl es sich nicht doch anders überlegen würde.

Kaito schloss die Augen für ein paar Sekunden ehe er sie wieder öffnete. Langsam rappelte er sich auf und nahm sein Mobiltelefon, welches neben ihm auf dem Tisch lag. Er öffnete die letzte Seite, welche er gerade gelesen hatte. Es ging um eine neue Ausstellung, die nächste Woche eröffnen würde, und sie würde sich rund um die Schätze Kyotos drehen. Einer der Schätze war ein großer, roter Rubin, der definitiv Pandora sein könnte.

Also hatte Kaito beschlossen, dass KID wieder aktiv werden würde.

Die Vorbereitungen waren eine willkommene Ablenkung. Es war bereits zwei Tage her, seit er von Shinichi Kudo gehört hatte und es machte ihn nervös. Der Schülerdetektiv hatte ihn weder angerufen, noch eine Textnachricht geschrieben. Natürlich war Kaito sich sicher, dass er eingedeckt war mit Schule, Detektivarbeit und der Jagd nach dem Vampirjäger. Er hatte überlegt, ob er seinerseits einfach anrufen sollte, aber er fühlte sich unwohl dabei. Er wollte Shinichi nicht stören, wenn dieser gerade dabei war sicher zu gehen, dass weder er noch sein Clan oder eben Kaito selbst verletzt werden würden. Vermutlich schlugen sich die Vampire die Nächte um die Ohren und suchten überall nach dem Kerl. Da konnte er wirklich nicht stören, nur, weil der Schülerdetektiv die ganze Zeit in seinem Kopf rumrannte.

Kaito rieb sich die Stirn. Er fragte sich, warum er nicht aufhören konnte über Shinichi Kudo nachzudenken. Erst hatte er gedacht, dass es reine Sorge war. Shinichi hatte immerhin einen Silberbolzen abbekommen.

Aber die Wunde war komplett nahtlos verheilt, davon hatte er sich selbst überzeugen können. Warum also dann wanderten seine Gedanken immer wieder zu ihm? Hatte es etwas mit diesem Band zu tun, von dem Akako gesprochen hatte? Aber das war doch kompletter Unsinn. Oder?

Kaito schüttelte leicht den Kopf und warf den Blick wieder auf das Telefon in seiner Hand und den Zeitungsartikel über den Rubin. Sie nannten ihn „Crimson Flower“. Kaito scrollte gelangweilt durch die verschiedenen Informationen. Eigentlich hatte er alles bereits mehrmals gelesen, hatte sich ausgiebig informiert, sich von Jii Lagepläne und Grundrisse geben lassen. Die Planung war in vollem Gange und lief reibungslos ab und dennoch wurde Kaito das unangenehme Gefühl nicht los, dass etwas nicht richtig war.

Seufzend legte er das Telefon wieder weg und platzierte den Kopf erneut auf seinen Armen. Aoko’s laute und fröhliche Stimme zerstörte jedoch seinen Frieden just in dem Moment, als die Hexe das Klassenzimmer betrat: „Guten Morgen, Akako-chan!“

Kaito drehte den Kopf zur Seite und beobachtete, wie Aoko die dunkelhaarige Schönheit förmlich überfiel. Ein leichtes Grinsen schlich sich auf die Lippen des Diebes. Das geschah Akako ganz recht, immerhin hatte sie Kaito diesen Floh mit dem Band zwischen ihm und Shinichi ins Ohr gesetzt.

Er konnte Aoko’s Stimme bis zu seinem Platz hören: „Akako-chan, möchtest du morgen mitkommen ins Tropical Land? Ich hab eine Karte übrig und ich würde dich so gerne dabei haben! Wir machen doch sonst kaum was nach der Schule zusammen, dabei möchte ich dich so gerne besser kennenlernen!“

Kaito hörte, wie Akako versuchte abzulehnen, aber er kannte seine Kindheitsfreundin. Aoko würde das nicht zulassen. Wenn sie sich einmal was in den Kopf gesetzt hatte, wenn sie einmal einen Plan geschmiedet hatte, dann würde sie diesen Plan auch umsetzen, koste es was es wolle.

Das war eigentlich eine ziemlich bemerkenswerte Eigenschaft. Vermutlich hatte sie die von ihrem Vater geerbt. Ginzou Nakamori war genauso ein Typ Mensch. Er würde sich niemals unterkriegen lassen, würde niemals seine Pläne aufgeben Kaitou KID zu schnappen. Obwohl er nicht mal mehr demselben KID hinterherjagte, dem er damals geschworen hatte ihn dingfest zu machen.

Sein Vater war tot und Kaito plante nicht, sich jemals von dem Polizisten schnappen und enttarnen zu lassen.

Aoko’s fröhliches in die Hände klatschen verriet dem Dieb, dass die Hexe den Kampf wohl verloren hatte. Langsam richtete er sich auf, als er sah, wie sie sich seinem Platz näherte. Aoko war schon wieder anderweitig beschäftigt. Sie hatte Hakuba entdeckt und eilte dem britischen Schülerdetektiv freudestrahlend entgegen.

Kaito wandte den Blick wieder ab, hörte aber schon Augenblicke später die Stimme der Hexe an seinem Ohr: „Du siehst nicht besonders gut aus, Kuroba-kun. Ist alles in Ordnung mit dir?“

Der Junge seufzte leise und richtete sich auf. Er wandte sich Akako zu und setzte ein leicht gekünsteltes Lächeln auf: „Ich weiß nicht wovon du sprichst.“

Die Hexe zog eine Augenbraue hoch, ging aber nicht darauf ein, dass der Junge ihr etwas vorlog. Wenn er meinte das tun zu müssen, dann bitte. Stattdessen zog sie einen Mundwinkel hoch, ein leicht süffisantes Grinsen begann auf ihren Lippen zu blühen: „Ich verstehe. Das Band, hm? Die Distanz zu deinem Meister beginnt an dir zu nagen.“

Kaito’s künstliches Lächeln erstarb. „Ich habe keinen Meister.“ Er hasste diesen Ausdruck. Wenn, dann waren Shinichi und er sowas wie Freunde. Vielleicht sogar Verbündete in ihrem Wissen um Shinichi’s Kondition. Aber sie waren nicht Meister und… Opfer? Beute? Was war Kaito in diesem Band, wenn es wirklich existieren sollte.

Der Meisterdieb schob den Gedanken schnell wieder beiseite. Wenn das Band existieren sollte. Was es nicht tat. Also musste er auch nicht über das Wenn nachdenken.

„Wie ich sehe hat Aoko dich überredet mit ihr ins Tropical Land zu gehen?“, versuchte Kaito erfolgreich das Thema zu wechseln. Akako runzelte ihre schöne Stirn leicht: „Hat sie. Ich bin etwas überrascht, dass sie mich und nicht dich gefragt hat.“

„Sie hat mich gefragt.“ Kaito stützte seinen Ellbogen am Tisch ab und lehnte sein Kinn auf seine Hand. „Sie hat bei einem Gewinnspiel gewonnen. Vier Karten für die Eröffnung der neuen Attraktion im Tropical Land. Sie will mit uns beiden und Hakuba hingehen.“

„Interessante Kombination“, und da war das süffisante Lächeln auch schon wieder zurück auf dem hübschen Gesicht der Hexe, „scheint, als würden sich all deine Feinde um dich versammeln.“

„Feinde? Ich hab keinen Plan wovon du sprichst“, Kaito verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und lehnte sich ahnungslos in seinem Stuhl zurück. Natürlich würde er nicht auf Akako‘s Provokation eingehen und so zugeben, dass er tatsächlich Kaitou KID war. Das würde der Hexe so passen.

Gerade als sie sich, wie gewohnt, entrüsten wollte darüber, dass er immer noch einen auf ahnungslos machte kehrte Aoko an ihren Platz zurück und unterbrach so das Gespräch.

„Hakuba-kun hat auch zugesagt“, verkündete sie freudig an Kaito gewandte. Dieser schenkte ihr ein verschmitztes Lächeln: „Na, dann scheint dein Plan ja aufgegangen zu sein.“

„Mhm!“

Akako überlegt noch etwas zu sagen, doch Kaito brachte sie mit einem kurzen Blick zu schweigen. Wortlos wandte die Hexe sich ab und kehrte zurück auf ihren eigenen Platz.

Kaito indes ließ den Kopf wieder auf den Tisch sinken und schloss die Augen zur Hälfte. So ein Tag im Tropical Land war vermutlich gar keine dumme Idee. Dann würde er wenigstens endlich auf andere Gedanken kommen.

 

Das Wochenende rückte näher und Kaito war mit seinen Plänen soweit fortgeschritten, dass er sich einen Tag Ablenkung problemlos gönnen konnte. Die Ausstellung wurde am Sonntag eröffnet, dass gab ihm zwei volle Tage Zeit zur Vorbereitung bevor er zuschlug. Und die Tage würde er auch brauchen.

Er hatte den Plan mit Jii durchdacht, hatte mehrere Alternativen ausgetüftelt, hatte Schwachstellen in seinem Plan hervorgehoben und Notfallpläne für diese Schwachpunkte herausgefiltert. Er hatte natürlich noch keine Warnung geschickt, darum konnte er Nakamori noch nicht aushorchen, aber das würde er wahrscheinlich nach seinem Besuch im Tropical Land machen. Dann hatte er auch noch genug Zeit die Verteidigungslinien der Polizei zu durchbrechen.

Er fragte sich, ob Shinichi ebenfalls auftauchen würde. Ob er die Warnung als Anlass nehmen würde sich eine Pause von der Suche nach Bram zu gönnen und stattdessen seine Energie und Gedanken auf Kaitou KID fokussieren würde. Ob er, trotz seiner scharfen Instinkte versuchen würde KID eine Falle zu stellen. Shinichi wusste zwar, wer er ihn Wirklichkeit war, aber Kaito war sich sicher, dass seine Magie immer noch beeindruckend wirkte. Der Detektiv war schon immer sein liebster Zuschauer gewesen, sein größter Kritiker. Ihn zu faszinieren und um den Finger zu wickeln war schon ein Kick für ihn gewesen, als der Detektiv noch im Körper eines Kindes gesteckt hatte. Aber seit Shinichi wieder er selbst war, war es noch aufregender geworden. Ihm Aug in Aug gegenüber zu stehen und zu wissen, dass er ihn immer noch austricksen konnte.

Ein angenehmer Schauer lief über Kaito’s Rücken als er daran dachte, wie er es wohl anzustellen hatte Shinichi jetzt auszutricksen. Es war nicht nur sein Kopf, seine Fähigkeit der Deduktion, die er herausforderte, sondern auch seine Instinkte. Die Tatsache, dass Shinichi ihn intensiver wahrnahm als andere Menschen machte es noch schwerer, aber das machte es auch umso reizvoller dem Detektiv eins auszuwischen.

„Kaito!“

Die scharfe Stimme einer jungen Frau riss ihn aus seinen Gedanken. Erschrocken drehte er den Kopf und fand sich Aug in Aug mit drei neugierigen Augenpaare. Während Aoko ihm einen bösen Blick zuwarf wirkte Hakuba überaus interessiert und Akako… Akako war einfach nur selbstzufrieden.

„Was?!“, fragte der Oberschüler und steckte demonstrativ die Hände in die Hosentasche. „Ich hab nur nachgedacht.“

„Und worüber?“, fragte Hakuba interessiert, „Etwa über den Crimson Flower?“

Kaito hob fragend eine Augenbraue an: „Warum sollte ich an einen Edelstein denken, der sowieso viel zu teuer ist um ihn jemals käuflich zu erwerben?“

„Nun, es gibt auch andere Wege an den Rubin zu kommen, ohne viel Geld an den Besitzer zu zahlen…“, begann Hakuba langsam doch Kaito schnappte erschrocken nach Luft. „Hakuba-kun! Willst du etwa andeuten, dass ich den Stein stehlen soll?! Also wirklich, dass hätte ich von dem großen Meisterdetektiv aus London nicht erwartet.“

Kaito konnte beobachten wie Hakuba die Röte ins Gesicht schoss. Er war nicht sonderlich gut mit zwischenmenschlichen Interaktionen und wann immer Kaito sich danach fühlte, versuchte er den jungen Mann in Verlegenheit zu bringen. Natürlich würde so ein Konter von Kaito ihn normalerweise nicht verlegen machen, aber die Anwesenheit von Aoko und Akako machte es für Hakuba unmöglich seinen Verdacht laut auszusprechen, dass Kaito Kaitou KID war. Aoko war ihm deswegen schon einmal böse gewesen und hatte eine riesige Szene veranstaltet, was Hakuba sehr beschämt hatte. Vermutlich dachte der junge Meisterdetektiv immer noch an diesen Moment zurück, weshalb er auf Kaito’s Provokation nicht weiter einging und sich stattdessen dem Eingang des Tropical Lands zuwandte: „Wir sollten gehen, sonst warten wir ewig in der Schlange.“

Keiner Widersprach dem Vorschlag des Schülerdetektivs und so begaben sich alle gemeinsam auf den Weg zum Eingang.

Dank den Tickets, die Aoko gewonnen hatte, waren sie schneller im Inneren des Vergnügungsparks. Sie bekamen schicke VIP-Bändchen, die ihnen, neben der Benutzung der Fast Lane auch noch die Möglichkeit gaben, in den abgetrennten Bereichen für Spezialgäste in den Restaurants zu essen. „Gar nicht schlecht, dein Gewinn“, stellte Kaito anerkennend fest und beschloss, dass es wohl doch eine gute Idee gewesen war die Einladung anzunehmen. Mit VIP-Bändchen und Spezialbehandlung konnte der Tag ja nur ein guter Tag werden.

 

Shinichi gähnte laut. Er war viel zu müde um so früh schon auf den Beinen zu sein, aber Ran und Sonoko hatten darauf bestanden gleich bei Eröffnung des Parks dort zu sein, um ja nicht lange anstehen zu müssen. Was eigentlich komplett dumm war, denn dank Sonoko und ihren Kontakten hatten die drei VIP-Tickets bekommen, mit denen sie auch den speziellen VIP-Eingang an der Seite nutzen konnten. Aber Shinichi hatte keinen Nerv dafür mit den beiden Mädchen zu diskutieren. Er wusste, dass er am Ende ja doch nur verlieren würde.

Dennoch wäre er gegen ein paar Stunden mehr Schlaf nicht abgeneigt gewesen. Er hatte immer noch Probleme abends schnell einzuschlafen, lag oft stundenlang wach bis ihn die Müdigkeit überrollte. Und seit der Sache mit dem Vampirjäger war an Schlaf noch weniger zu denken.

Er war oft draußen unterwegs, zusammen mit anderen aus seinem Clan, und suchte nach dem vermaledeiten Jäger. Oder er verbrachte seine Nachmittage bei der Polizei um dort, zusammen mit Mitarbeitern des FBIs, die Akten der Verdächtigen durchzugehen. Bis jetzt konnten sie nichts über den Mann rausfinden.

Shinichi hatte auch in Erwägung gezogen Kaito einen Besuch abzustatten. Er machte sich sorgen, dass dem Jungen etwas passieren konnte, aber er wollte ihm nicht schreiben. Er wollte ihn nicht noch tiefer in die ganze Angelegenheit mitreinziehen als er es schon getan hatte.

Also hatte er die Zwillinge gebeten ab und an nach dem Jungen zu sehen. Sie kannten seine Fährte, hatten diese im Gästezimmer von Shinichi’s Wohnung aufgenommen und konnten den Meisterdieb so jetzt jederzeit und überall wiederfinden. Kaito wusste davon zwar nichts, aber das war vermutlich auch besser so. Er würde nicht glücklich darüber sein, wenn er erfuhr, dass Shinichi ihn überwachen ließ, auch wenn es zu seinem eigenen Schutz ist.

„Du solltest wirklich früher schlafen gehen, Shinichi“, riss Ran ihn aus seinen Gedanken. Der Schülerdetektiv wandte sich dem Mädchen zu und lächelte leicht. „Ich weiß, ich weiß. Aber wen ich einmal angefangen hab mich in einen Fall rein zu lesen vergesse ich sooft die Zeit.“

Ran war es natürlich aufgefallen, dass Shinichi die ganze Zeit müde war. Sie wäre nicht seine beste Freundin, wenn sie das nicht gemerkt hätte. Und natürlich hatte sie sich Sorgen um den jungen Detektiv gemacht, aber Shinichi hatte sich lediglich darauf hinausgeredet, dass er an einem neuen Fall arbeitete, der seine volle Aufmerksamkeit brauchte und ihn oft wachhielt. Wie lange er diese Lüge verwenden konnte und dabei auch noch glaubwürdig wirkte war eine andere Frage, aber darüber begann er sich Gedanken zu machen, sobald das Thema rund um Bram geklärt war.

„Womit wollen wir als Erstes fahren?!“, schob sich Sonoko zwischen die beiden und grinste sie gleichermaßen breit an. Dass Sonoko die Erbin eines Vermögens war und oft um die Welt reiste und auf großen, prunkvollen Events auftrat hatte ihrem Charakter nichts Schlechtes getan. Sie war immer noch ein verspieltes Kind und konnte es kaum erwarten, einen Tag zusammen mit ihren beiden Freunden zu verbringen. Shinichi war ihr Dankbar dafür, dass sie trotz ihrem Namen und ihrem Ruhm so normal geblieben war, und dass sie für Ran dagewesen war in der Zeit, als er als Conan durch die Welt gezogen war.

Und, dass sie da sein würde, wenn er sie erneut verlassen musste.

„Wie wär‘s mit dem dort?“, schlug Ran, relativ wahllos vor und deutete auf ein Fahrgerät, welches aussah als wäre es für Kinder gemacht. Gemütlich vor sich her dümpelnd bewegten sich die Wagen mit den Passagieren durch ein Gebäude, das wie ein riesiges Schloss aussah. Sonoko war sofort Feuer und Flamme – ihr Ziel für den Tag war es mit allen Geräten mindestens einmal zu fahren und mit der neuen Attraktion sogar zweimal – und Shinichi hatte ebenfalls keine Einwände also bewegten sich die drei gemächlich in Richtung des Fahrgeschäfts.

Shinichi hielt abrupt inne und wandte den Kopf zur Seite. Natürlich hatte er gewusst, dass ein Besuch im Tropical Land am Wochenende eine Herausforderung für ihn und seine Instinkte sein würde. Er hatte demnach besonders viele Blutkonserven zum Frühstück verzehrt, bis er das Gefühl gehabt hatte zu platzen. Er wollte sichergehen, dass es zu keinem Zwischenfall kam, dass ihn der Hunger nicht überrollte und, dass seine Sinne geschärft und seine Muskeln gestärkt waren, soweit das zumindest ging, bei strahlendem Sonnenschein am helllichten Tag.

Er war auch darauf vorbereitet, dass Bram ihm vielleicht hier auflauern würde, dass er ihm Folgen und nach einer Chance suchen würde, Shinichi alleine in einer abgelegenen Ecke des Parks gegenüber zu treten. Er hatte sich dennoch dagegen entschieden den anderen Mitgliedern aus seinem Clan Bescheid zu sagen um niemanden in Unruhe zu versetzen oder auf die glorreiche Idee zu bringen, ihm in den Park zu folgen.

Und dennoch, Shinichi war sich sicher, eine Fährte aufgeschnappt zu haben, die er kannte. Ganz sanft, wie der Duft einer Blume, wenn der Wind in die richtige Richtung drehte, aber er konnte die Fährte nicht zuordnen.

Der Vampir atmete tief durch und versuchte die Fährte tiefer in sich aufzunehmen, doch sie war genauso schnell verschwunden, wie sie gekommen war. Ein zarter Duft, süß und verführerisch, vertraut.

War es Kaito? Aber das konnte nicht sein. Das wäre ein zu großer Zufall und die Zwillinge hätten es ihm gesagt, wenn er sich im Tropical Land aufhalten würde. Sie erstatteten immer Bericht wo Kaito war und was er tat.

Shinichi verzog leicht das Gesicht und wandte sich ab. Ran und Sonoko hatten einen beachtlichen Vorsprung vorgelegt und der Schülerdetektiv des Ostens bemühte sich die beiden Mädchen schnellen Schrittes wieder einzuholen.

 

Nachdem der Tag bereits zur Hälfte rum war und sie mehrere Fahrgeschäfte ausgetestet hatten – inklusive der neuen Attraktion, wegen der sie überhaupt erst ins Tropical Land gekommen waren – beschloss die Gruppe, dass es Zeit war etwas zu essen. Aoko hatte sich natürlich für ein kitschiges Restaurant mit Freiluft-Terrasse im Traum- und Märchenland-Bereich des Vergnügungsparks entschieden. Kaito überraschte das wenig, aber es wunderte ihn, dass die Hexe von dem Lokal ebenfalls angetan zu sein schien.

„Mädchen mögen nun mal schöne Dinge“, war ihre Erklärung gewesen und Kaito und Hakuba hatten das einfach so hingekommen.

Das Besondere an dem Restaurant war, dass die Außenterrasse, auf welcher sie gegessen hatten, auch noch mit Ferngläsern versehen war. Natürlich musste man dafür erst eine Münze einwerfen, aber dafür konnte man 5 Minuten lang das gesamte Traum- und Märchenland aus der Höhe betrachten.

Kaito und Hakuba hatten beschlossen gemütlich sitzen zu bleiben während die Mädchen abwechselnd an einem der Ferngläser die Menschen in den niederen Regionen beobachteten. Kaito wusste zwar nicht, was daran so interessant sein sollte fremden Leuten im Vergnügungspark zuzusehen, aber solange er nicht gezwungen wurde mitzumachen würde er sich sicher nicht beschweren. Er nippte genüsslich an seiner Tasse Kaffee und starrte in die Ferne, seinen eigenen Gedanken nachhängend.

„Du bist in letzter Zeit ganz schön abgelenkt“, stellte Hakuba fest. „Etwas, dass dir im Kopf herum spukt? Vielleicht ein neuer Raubzug?“

Kaito seufzte schwer auf und bedache den Briten mit einem genervten Blick: „Werden dir diese Andeutungen, dass ich Kaitou KID sein soll nicht langsam zu langweilig? Wenn du es so sehr glaubst, dann schnapp ihn doch einfach und desmaskiere ihn, hm?“

Damit hatte Kaito einen wunden Punkt bei Hakuba getroffen und das wusste der Meisterdieb auch. Das Gesicht des Briten verzog sich leicht, er wirkte unzufrieden. Dennoch fügte er schweigend etwas Zucker seinem Tee hinzu und rührte ihn um bevor er seine Worte wieder an sein Gegenüber wandte: „Gut, für heute erfülle ich dir den Wunsch und wir lassen das Thema sein. Trotzdem wirkst du in letzter Zeit beschäftigt. Ich weiß, du hattest erst vor kurzem hohes Fieber, aber es ist ungewohnt dich so ruhig zu sehen und, dass du im Unterricht mitarbeitest anstatt ihn zu stören.“

„Was willst du damit sagen?“, murrte Kaito leise und nahm einen weiteren Schluck von seinem Kaffee. Er war immer noch müde, aber das koffeinhaltige Getränk half immerhin ein bisschen.

„Was ich damit sagen will ist“, murrte Hakuba leise, sodass niemand sonst ihn hörte, „wenn du dich nicht bald am Riemen reißt wird Aoko-san noch merken, dass etwas nicht stimmt. Und ich möchte wirklich nicht, dass sie sich Sorgen um dich machen muss während du mit deinem Kopf ganz woanders bist und nicht einen Gedanken an sie verschwendest.“

Kaito senkte den Blick. Er wollte nicht, dass Aoko sich seinetwegen schlecht fühlte. Er war so beschäftigt gewesen mit seinen eigenen Problemen, seinem Alter Ego Kaitou KID, Pandora, dem Syndikat, den Vampiren und Bram, dass er über die Gefühle seiner besten Freundin, die er seit Tagen links liegen ließ gar nicht mehr nachgedacht hatte.

Dass ausgerechnet Hakuba derjenige war, der ihm da ins Gewissen redete war bitter, aber gerechtfertigt. Der junge Brite hatte sich, seit Aoko ihm ihre Meinung gesagt hatte, ganz besonders bemüht ein guter Freund zu sein. Kaito hatte den Verdacht, dass Hakuba vielleicht mehr als nur Freundschaft für Aoko empfand, aber das war ein Thema über das er nicht nachdenken wollte.

„Schon gut, schon gut“, murmelte der Dieb leise vor sich her, „Ich werde mich zusammenreißen. Um Aoko’s Willen.“

Das schien dem Briten zu genügen denn er nickte nur leicht und widmete sich dann wieder seinem Tee. Es war, in fakt, Aoko’s Stimme, die die Ruhe zwischen den beiden Jungs zerstörte.

„Hakuba-kun! Hakuba-kun, komm schnell her! Ich glaube, dort unten ist ein Freund von dir!“

Hakuba nahm einen weiteren Schluck von seinem Tee ehe er sich erhob und gemütlich zu den Mädchen hinüber ging. Kaito nutzte die neu gewonnene Ruhe und legte seinen Kopf auf die Tischplatte, neben seinem Kaffee. Er schloss die Augen und gestattete sich ein weiteres Mal in Gedanken abzudriften.

Es war schön mal rauszukommen und etwas mit seinen Freunden zu machen, das musste er zugeben. Er hatte schon lange nicht mehr Zeit mit Aoko verbracht ohne dabei an Vampire denken zu müssen. Natürlich musste er immer noch vorsichtig sein, wegen Bram, aber wenn der Jäger wirklich in einem so überfüllten Vergnügungspark angriff war er dümmer als Kaito dachte.

„Siehst du, Hakuba-kun? Dort vorne, da!“, Aoko klang übermäßig fröhlich.

Die Sonne fühlte sich warm an auf seiner Haut, wärmte seine Wange. Er fragte sich, ob sie Shinichi’s Wange ebenfalls wärmen würde. Der Vampir war immer so kalt, seine Haut gab keine Wärme ab, aber vielleicht würde sie sich erhitzen, wenn er sich lange genug der Sonne aussetzte? Würde es sich dann genauso anfühlen, wie es sich angefühlt hatte als Shinichi sein Blut getrunken hatte? Wäre es nur eine oberflächliche Wärme, die schnell wieder verschwand oder würde sie aus seinem Inneren kommen?

Würde es sich so anfühlen wie in dem Moment, als Kaito seinen Körper berührt hatte?

„Hm? Wo genau, Aoko-san?“

Shinichi’s Oberkörper war warm gewesen, nachdem er sein Blut getrunken hatte. So als wäre er noch am Leben. Und nicht nur das, er war auch rot geworden, seine Augen hatten voller Energie, voller Leben gestrahlt. So als wäre er noch ein Mensch und kein Vampir.

War das alles nur dank dem Effekt seines Blutes gewesen? Oder war es der übliche Effekt, wenn ein Vampir artgerecht seine Opfer aussaugte anstatt sich von Plastikkonserven zu ernähren?

„Dort! Da drüben! Warte, ich stell dir das Fernrohr ein.“

Shinichi hatte gesagt, dass sein Blut einen Effekt hatte, den er noch nie gespürt hatte. Bei keinem Opfer. Das hieß, dass es bei Kaito etwas Besonderes war. Was den Magier eigentlich gar nicht überraschen sollte, denn er wusste ja bereits, dass der Detektiv sich zu ihm stärker hingezogen fühlte als zu anderen.

Aber lag das nicht nur daran, dass er die richtige Blutgruppe besaß? Würde Shinichi bei anderen Menschen mit derselben Blutgruppe auch so reagieren?

Nein… seine Blutgruppe war selten, aber nicht so selten.

„Hm? Ich sehe immer noch nicht- oh. Ich denke ich habe ihn gefunden.“

Er hatte Shinichi das Leben gerettet indem er ihm sein Blut gegeben hatte. Und wenn er darüber nachdachte, dann war Shinichi’s Biss nicht mal ansatzweise so schmerzhaft gewesen wie die Bisse der beiden anderen Vampire.

Er hatte seine Lippen an Kaito’s Hals platziert und die Zähne ganz langsam in seinem Fleisch versenkt. Er war behutsam gewesen, fast schon zärtlich.

Warum?

Vielleicht, weil Shinichi ihn nicht verletzten wollte? Weil er Kaito nicht verängstigen wollte?

„Ist das nicht dieser Detektiv, der mit dir und Vater gemeinsam versucht hat KID zu schnappen?“

Natürlich, Shinichi hatte die Kontrolle verloren und ihn verletzt, als er fester zugebissen hatte, aber er hatte auch sofort von ihm abgelassen als es gefährlich wurde. Er hatte ihn im Arm gehalten und beschützt. Hatte ihn in sein Zimmer gebracht und ihn ins Bett gelegt. Hatte seine Seite nicht verlassen.

Kaito vergrub das Gesicht in seinen Armen. Er hasste es, dass er seit Tagen nichts von Shinichi gehört hatte.

„Ja, das ist er. Das ist Shinichi Kudo.“

Mit einem Mal saß Kaito aufrecht auf seinem Stuhl und starrte zu seinen Freunden. Hakuba ließ gerade von dem Fernrohr ab um sich den beiden Mädchen zuzuwenden als Kaito sich eilig von seinem Stuhl erhob und zu der Gruppe stolperte. Er drückte sich zwischen Hakuba und Aoko durch und schnappte sich das Fernrohr um nach Shinichi zu suchen.

„Hey! Was soll das, Kaito?!“, rief Aoko entrüstet, aber der Junge ignoriert sie. Er suchte fiebrig die Menge ab, die Menschen, die Männer, die Frauen, die Kinder, aber er fand ihn nicht, fand die braunen Haare und die saphirblauen Augen und die weiße Haut nicht.

„Kuroba-kun!“, Hakuba’s Stimme war streng und er fasste den Jungen an der Schulter doch Kaito schüttelte ihn ab und drehte das Fernrohr weiter nach Links. „Kuroba-kun, was soll das?!“

Kaito ignorierte ihn. Da war etwas, ein bekanntes Gesicht. Er korrigierte das Fernrohr um ein paar Zentimeter und dann sah er sie. Mit ihren langen braunen Haaren, ihrer sportlichen Figur, ihrem süßen Lächeln – Ran Mori. Und daneben war auch gleich, mit einer kecken Kurzhaarfrisur, schick gekleidet und strahlenden Augen ihre beste Freundin, Sonoko Suzuki.

Und das konnte nur eines bedeuten.

Kaito hielt die Luft an und wartete. Die beiden Mädchen sprachen miteinander. Sonoko schien einen Witz zu erzählen und Ran lachte. Dann wandte sie sich von Sonoko ab und sprach mit jemandem, der wohl hinter ihr stand. Und einen Augenblick später trat er auch schon vor die Linse.

Kurze, braune Haare. Saphirblaue Augen. Ein leichter Rotton auf den Wangen.

Shinichi Kudo. Und er sah gut aus.

Genau wie an dem Tag an dem er Shinichi das letzte Mal gesehen hatte.

Kaito spürte eine Hand an seiner Schulter und mit einem Ruck löste sich sein Körper von dem Fernglas. Er wusste, dass es Hakuba war, der einen neuen Versuch gestattet hatte den Jungen zu konfrontieren und diesmal hatte Kaito es zugelassen.

Warum hatte er es zugelassen? Weil sein Körper sich taub anfühlte.

„Kuroba-kun, was ist in dich gefahren?“, fuhr der Detektiv ihn an, doch Kaito reagierte nicht. Er starrte in das Gesicht des Briten, seine Gedanken rasten.

Er hatte gedacht Shinichi meldete sich nicht, weil er beschäftigt mit der Jagd nach Bram war, dass er ihn nicht anrief, weil er den Kopf mit zu vielen anderen, wichtigeren Dingen voll hatte, dass er ihn nicht besuchte, weil er erst Bram aus dem Weg schaffen wollte bevor er Kaito erneut gegenübertrat.

Aber Shinichi war hier, im Tropical Land, zusammen mit Ran Mori, dem Mädchen, dass er doch so sehr liebte.

„Kuroba!“, Kaito wurde geschüttelt und sein Blick fokussierte sich wieder auf den jungen Mann vor ihm. „Was ist mit dir?!“

„Ich… e-es ist nichts. Ich war nur… nur in Gedanken“, murmelte der Magier und wandte sich von den anderen ab. Er machte ein paar wackelige Schritte zurück zu seinem Stuhl und ließ sich auf diesen sinken.

Er vergrub die Hände in den Haaren. Warum war Shinichi im Tropical Land? War die Sache, die Freundschaft mit ihm, etwa vorbei? Hatte Shinichi bekommen, was er wollte und sich darum nicht gemeldet? Ging es die ganze Zeit nur um sein Blut? War da sonst nichts?

Und warum brachte es Kaito so durcheinander? Warum störte ihn der Gedanke so sehr, dass Shinichi im Tropical Land war, zusammen mit Ran? Warum verletzte es ihn, dass er tagelang nichts von ihm gehört hatte?

Er hörte die Stimmen seiner Freunde, die wohl miteinander sprachen, aber er ignorierte sie, blendete sie aus. Er hatte mit allem gerechnet aber nicht mit ihm. Nicht mit-

„Ist er dein Meister?“

Erschrocken sah Kaito auf. Akako stand neben ihm, ihre Arme verschränkt, der Blick streng. Kaito’s Augen huschten von rechts nach links, doch Hakuba und Aoko waren verschwunden.

„Ich hab sie gebeten dir Wasser zu holen. Also sag schon, Kuroba-kun. Ist dieser Shinichi Kudo dein Meister?“

„Ich habe keinen Meister“, zischte der Magier und wandte seinen Blick ab doch die Hexe ließ ihn diesmal nicht fliehen. Sie packte Kaito’s Kinn und zog es zu sich, sodass er ihr in die Augen sehen musste, ob er wollte oder nicht. In Akako’s Augen brannte ein Feuer und Kaito sah zum ersten Mal seit langem die Hexe in ihr: „Hör auf dich dumm zu stellen, Kuroba-kun. Ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht. Das Band zehrt an deinen Kräften, hörst du?“

Kaito verzog das Gesicht und riss sich aus dem Griff los.

„Und was genau empfiehlst du mir zu tun?“

„Wenn du nicht länger leiden willst dann hör auf dich zu wehren. Nur, wenn du dem Band nachgibst wird dein Leid aufhören. Auch, wenn das natürlich nur eine kurzfristige Lösung für dein Problem ist…“

Kaito’s Blick blieb trotzig, doch er schwieg. Akako richtete sich wieder auf und Kaito senkte den Blick.

„Und jetzt, reiß dich zusammen. Aoko und Hakuba kommen zurück.“

Und natürlich, wie es sein sollte, setzte Kaito sein bestes Pokerface auf und begrüßte die besorgte Aoko mit einem breiten Grinsen.

 

Es war bereits spät am Abend als sie sich auf den Heimweg machten. Die Sonne war vollends untergegangen, aber Sonoko hatte darauf beharrt, dass sie das Abschlussfeuerwerk ansahen. Shinichi hatte kein Problem damit. Als Vampir war die Nacht sein Element, er fühlte sich erholt und frisch, wie neu geboren. Er befand sich im Vollbesitz seiner Kräfte, sollte Bram also versuchen irgendein krummes Ding zu drehen würde er keine Probleme damit haben den Mann auszuschalten.

Aber der Weg nach Hause war ruhig und ereignislos. Shinichi und seine beiden Begleiterinnen diskutierten über die verschiedenen Fahrgeschäfte und die Pluspunkte und Minuspunkte der neuen Attraktion. Sie hatten es am Ende doch nicht geschafft mit jedem einzelnen Fahrgeschäft im Tropical Land zu fahren, aber Shinichi hatte von Anfang an gewusst, dass dieser Plan zum Scheitern verurteilt war. Er hatte sich überschlagsmäßig im Kopf ausgerechnet, was es bedeuten würde, mit jeder Attraktion mindestens einmal zu fahren.

Die Anzahl der Fahrgeschäfte, die durchschnittliche Wartezeit trotz der VIP-Pässe, die Pausen zum Essen und Trinken, Sonoko’s Shoppingeskapaden, diverse Toilettenpausen… es wäre sich nie und nimmer ausgegangen.

Aber Shinichi hatte das nicht angesprochen. Früher hätte er das vermutlich gemacht, einfach weil er beweisen wollte wie klug er war, einfach weil er Sonoko auf ihren Fehler hinweisen wollte und zeigen wollte, wie überlegen seine Logik war.

Aber Monate als Grundschüler, Monate im Körper von Conan Edogawa hatten ihm gezeigt, dass es manchmal einfach besser war nichts zu sagen und stattdessen die Menschen ihre eigenen Erfahrungen machen zu lassen.

Sonoko hatte jetzt gelernt, dass es nicht möglich war mit sämtlichen Fahrgeschäften im Tropical Land innerhalb eines Tages fahren konnte. Das hatte natürlich den Vorteil, dass sie solche Hirngespinste in Zukunft nicht mehr verfolgen würde.

„Ich bin froh, dass du trotz deiner Müdigkeit mitgekommen bist“, meinte Ran plötzlich an Shinichi gewandt, welcher ihr nur ein breites Lächeln schenkte.

„Ich hatte Spaß heute. Danke für die Einladung, Sonoko.“

Die junge Erbin winkte nur ab. Man merkte, dass auch sie einen guten Tag gehabt hatte: „Du siehst jetzt schon viel besser aus als heute Morgen. So richtig energiegeladen. Was ist? Wirst du heute noch einen Mordfall lösen?“

Shinichi lachte auf: „Ich fühl mich tatsächlich um einiges Wacher, als ich es heute Morgen war, aber ich bezweifle, dass ich zu so später Stunde noch zu einem Mord gerufen werde.“

„Nun, man weiß ja nie“, erwiderte Sonoko mit einem verschwörerischen Grinsen auf den Lippen, „Immerhin warst du immer schon ein Magnet, wenn es um Morde ging. Ich wette, dein Telefon beginnt jeden Augenblick zu klingeln und die Polizei ist dran.“

Shinichi schüttelte nur grinsend den Kopf und auch Ran konnte sich ein Kichern nicht verkneifen: „Du übertreibst, Sonoko. Als ob jedes Mal, wenn Shinichi mal zum Entspannen kommt sein Telefon läuten und ein Mordfall auf ihn warten würde.“

„Ganz genau, Ran hat absol-“

Das Klingeln seines Telefons unterbrach Shinichi. Die Gruppe blieb im Licht einer Straßenlaterne stehen und der Oberschüler fischte das Gerät aus seiner Hosentasche. „Es ist Inspektor Megure“, stellte er überrascht fest. Sonoko verschränkte die Arme vor der Brust und setzte einen wissenden Blick auf: „Ich hab‘s euch doch gesagt. Mit dem großen Oberschülerdetektiv des Ostens hat man nie eine Pause.“

Shinichi und Ran tauschten einen kurzen Blick aus, ehe er den Anruf entgegen nahm und das Telefon an sein Ohr hielt: „Shinichi Kudo hier.“

„Kudo, mein Junge“, erklang die Stimme von Inspektor Megure am anderen Ende der Leitung, „Es tut mir leid, dass ich dich so spät noch störe, aber ich war mir sicher, dass du noch wach bist und wollte mit den Neuigkeiten nicht warten.“

„Was ist passiert?“, fragte der Schülerdetektiv besorgt und wandte den beiden Mädchen den Rücken zu. Er wusste natürlich, dass das nicht sonderlich hilfreich war, da sie das Gespräch immer noch hören konnten, aber wenigstens konnten sie so nicht erkennen falls sein Gesicht etwas verriet, dass sein Mund verschwieg.

„Die Neuigkeiten sind ganz frisch, wir haben es gerade erst entdeckt. Anscheinend wurde sie auch erst vor einer Stunde oder so abgegeben, am Nachmittag war noch nichts da.“

„Was war am Nachmittag noch nicht da?“, Shinichi wurde ungeduldig. „Inspektor Megure, worum geht es denn jetzt?“

„Na, um Kaitou KID. Er hat uns eine neue Ankündigung geschickt.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Xion-chanXIV
2018-06-28T14:02:26+00:00 28.06.2018 16:02
Oh weh, ich bin total hin und weg von der Story. Um ehrlich zu sein, hab ich anfangs gedacht, das das nicht gut gehen kann. Shinichi als Vampir mein ich. Aber es liest sich einfach super und ist unglaublich spannend. Ich möchte unbedingt mehr lesen x3
Und ich liebe deinen Schreibstil. Total fesselnd.
Hoffendlich auf bald
Liebe Grüße Ai
Antwort von:  Listle
04.07.2018 22:56
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Ich war mir Anfangs auch nicht sicher, aber ich bin froh, dass ich die Story geschrieben habe :) Ich hoffe, dass ich diese Woche noch das nächste Chapter hochladen kann!
Danke <3
Antwort von:  Xion-chanXIV
05.07.2018 16:47
Ich freu mich drauf :D
Von:  Ookami-no-Tenshi
2018-06-05T19:18:30+00:00 05.06.2018 21:18
Schade, dass die Beiden sich nicht begegnet sind, aber lustig, dass sie zufällig die gleiche Idee hatten. ^-^
Ob Kaitos Plan wohl gut geht? Immerhin ist es immer ein Risiko einen Edelstein zu stehlen und seine momentane Situation ist ein wenig schwierig.
Doch vielleicht wird Shinichi ihm sogar ein wenig dabei helfen, oder ihn decken. Wer weiß, was ein Vampir alles tut um seine „Beute“ zu beschützen.
Ich bin gespannt!

Lg. Ookami-chan
Antwort von:  Listle
05.06.2018 22:00
Das Kapitel war tatsächlich lediglich für das Pacing da, immerhin müssen die Effekte des "Bundes" ja auch erklärt werden ;) Aber im nächsten Kapitel treffen die beiden zwangsläufig wieder aufeinander <3


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