Zum Inhalt der Seite

Ai no Scenario

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kaito war froh, dass er dank seiner Überfälle als KID einerseits eine gute Kondition hatte, aber auch, dass seine Reflexe teilweise schneller reagierten als er selbst begriffen hatte, was da gerade abgegangen war.

Er hatte gesehen, wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde, dass der vermeintliche Bettler eine Armbrust in der Hand gehalten hatte. Keine große, nein. Es war ein Einhänder-Model, welches nur kleine Bolzen abschießen konnte. Und eben so ein Bolzen steckte in Shinichi’s Seite, hatte sich tief in dessen Körper hineingebohrt und entlockte dem jungen Detektiv ein schmerzerfülltes Stöhnen nach dem anderen.

„Halt durch“, presste der Dieb durch seine Lippen und schob Shinichi’s Körper etwas weiter seine Schulter rauf. Der junge Detektiv war zwar noch bei Bewusstsein, aber er hustete Blut und war noch blasser als zuvor.

Kaito war überrascht, dass Shinichi in der Lage war Blut zu husten. Er hatte gedacht, da Vampire ja tot waren und fremdes Blut zum Überleben brauchten, dass sie selbst kein Blut besaßen, aber anscheinend hatte er sich geirrt.

Er bog mit Shinichi aus der abgelegenen Seitenstraße raus auf eine etwas breitere Straße, die jedoch direkt zu seinem Haus führte. Er zog Shinichi’s Jacke mit einer Hand etwas über den Bolzen, welcher immer noch in der Seite des anderen steckte. Natürlich wäre sein erster Instinkt gewesen den Bolzen zu entfernen, aber das würde sie nur in ihrer Flucht behindern. Das Wichtigste war jetzt mal von diesem Irren wegzukommen. Sein eigenes Haus würde am Sichersten sein. Erstens hatte er dort sein gesamtes Kaitou KID Arsenal und nicht nur die zwei letzten Blendgranaten, die er zufällig noch in der Anzug-Hose gefunden hatte, sondern zusätzlich war sein Nachbar ein Polizist. Wenn jemand rumrannte und mit Bolzen auf Schüler schoss würde Inspektor Nakamori dem Ganzen sofort ein Ende setzen.

Sein Wohnhaus war nicht mehr weit weg und die Wunde blutete nur minimal, da der Bolzen immer noch als Stöpsel fungierte, der den Blutfluss stoppte. Dennoch, der Körper des Vampirs wurde immer schwerer, was vermutlich daran lag, dass er kurz davor war das Bewusstsein zu verlieren.

„Reiß dich zusammen, Kudo“, murrte der Meisterdieb, „Du bist kein kleiner Junge mehr, du musst schon ein bisschen mithelfen.“

„Sorry“, wisperte der Detektiv und Kaito spürte, wie das Gewicht sich etwas verringerte. Sofort fühlte er einen Schwall an schlechtem Gewissen über sich hinwegschwappen.

„Wir sind gleich da“, versuchte er den anderen zu bestärken, „Nur noch dort vorne um die Ecke, dann sind wir in Sicherheit.“

Shinichi nickte leicht und sammelte seine letzten Kraftreserven um nicht mit vollem Gewicht auf dem Körper des Diebes zu liegen. Kaito war froh, dass der Zwischenfall so nahe an seinem Heim passiert war, sonst hätte er nicht gewusst was er tun sollte. Er war komplett unbewaffnet, hatte nicht mal die Spielkarten von Shinichi eingesteckt. Er hätte sich wohl mit den Fäusten prügeln müssen, aber darin war er noch nie wirklich gut gewesen.

Als sie das Anwesen der Kuroba’s erreichten atmete Kaito erleichtert auf. Er brachte Shinichi zur Eingangstür und öffnete diese. Kaum, dass die Jungen im Inneren des Gebäudes verschwunden waren hatte Kaito die Tür auch schon wieder verschlossen und den Riegel vorgeschoben. Shinichi schien zu spüren, dass sie in Sicherheit waren, denn plötzlich wurde sein Körper so schwer, dass Kaito ihn nicht länger mit nur einem Arm stützen konnte. Also ließ er den Schülerdetektiv langsam zu Boden sinken, sodass Shinichi sich gegen die Haustür lehnen konnte. Langsam schob der Dieb die Jacke des Detektivs zur Seite und betrachtete den Bolzen, der tief in dessen Körper steckte.

„Shit“, hauchte Kaito erstickt und sein Blick wanderte zu Shinichi’s Gesicht. Es war gequält und schmerzverzerrt, doch er hob, wenn auch zittrig, eine Hand und umfasste den Bolzen.

Ein weiterer Schmerzensschrei ertönte und Shinichi riss die Hand zurück, so als hätte er sich verbrannt.

„Geweihtes Silber“, würgte er heraus und wandte den Kopf zur Seite, sein Körper bebend.

„Was ist geweihtes Silber?“

„Silber, dass von einem Priester gereinigt und gesegnet wurde“, wisperte der Vampir, „Eines der Dinge, die uns töten kann.“

Er hob den Kopf etwas und sah Kaito verzweifelt an. „Du musst ihn rausziehen. Bitte.“

Kaito’s Augen weiteten sich. „Bist du verrückt? Das Ding steckt in dir drinnen, ich kann das doch nicht einfach rausziehen.“

„Du musst.“ Shinichi’s Stimme klang flehend. „Meine Selbstheilungskräfte können nicht arbeiten mit dem Ding in meinem Körper.“

Kaito zögerte. Er wusste, dass es keine Option war einen Arzt zu rufen und vermutlich würde es auch zu lange dauern, bis der Rest von Shinichi’s Clan hier auftauchen würde. Das Gesicht des Vampirs verlor immer mehr an Farbe und Kaito sah, dass er Schmerzen hatte.

„Okay“, er schluckte schwer und fasste nach dem Bolzen. Er holte tief Luft, spannte die Muskeln an und zog mit einem kurzen Ruck an den Bolzen, hielt jedoch sofort wieder inne als er Shinichi’s erstickten Schrei hörte. Kaito ließ den Bolzen los, so als hätte er sich verbrannte und starrte den Vampir an.

„Das Ding hat Wiederharken“, seine Stimme klang in seinen eigenen Ohren fremd vor Entsetzen. „Kudo, ich kann das nicht. Wenn ich das Ding rausziehe wird die Wunde noch größer. Ich reiß dir damit deinen Körper auf.“

Shinichi verzog das Gesicht, schüttelte jedoch leicht den Kopf. „Ist egal“, seine Stimme klang fahrig und er suchte den Blick des Diebes. „Wenn der Bolzen draußen ist kann ich mich heilen. Bitte, Kuroba-kun.“

Kaito wurde übel. Allein die Vorstellung, einen Bolzen mit Wiederharken aus dem Körper eines Menschen zu ziehen jagte ihm kalte Schauer über den Rücken, aber Shinichi sah schlecht aus. Und zwar nicht nur schlecht im Sinne von ‚dir steckt ein Bolzen im Bauch‘.

Er litt. Höllenqualen.

Wenn geweihtes Silber eines der Dinge war, die einen Vampir ernsthaft verletzen könnten, dann würde es ihm vermutlich auch Schmerzen bereiten.

„Shit“, wisperte der Meisterdieb erneut. Er wechselte von der Hocke, in der er bis eben gewesen war zu einer knienden Position. Vorsichtig legte er beide Hände um das Ende des Bolzens, welches aus Shinichi’s Körper ragte. Er atmete tief durch.

„Ich zähle bis drei, okay?“

Shinichi nickte leicht und grinste schwach. Kaito erwiderte das Grinsen minimal. Es klang fast als würde er hier alles für einen seiner Zaubertricks vorbereiten.

„One.“

Kaito spannte seine Arme an und Shinichi wappnete seinen Körper ebenfalls gegen die Schmerzen. Er schloss die Augen und ballte die Hände zu Fäusten, der Atem, den er gar nicht brauchte, schneller gehend.

„Two.“

Kaito war nicht gerne in Lügner. Er versuchte es zu vermeiden, wann immer es ging. Aber diesmal ging es nicht. Anstatt weiter zu zählen, wie er es angekündigt hatte, riss er mit aller Kraft schon bei Zwei an dem Bolzen und befreite ihn aus Shinichi’s Körper. Das Geräusch des zerreißenden Fleisches wurde nur von Shinichi’s eigenem Schrei übertönt und Kaito musste sich zusammenreißen um sich nicht zu übergeben, als zusammen mit dem Bolzen Stücke von Shinichi’s Fleisch über den Boden schlitterten. Der Meisterdieb hatte den Bolzen sofort von sich geworfen, als wäre es eine Giftschlange und wandte sich dem Detektiv zu.

„Kudo!“

Shinichi war nach vorne gesunken und presste seine Hände auf die Wunde. Er gab wimmernde Laute von sich, doch Kaito bemerkte zu seiner Überraschung, dass die Wunde nicht blutete, obwohl er doch zuvor noch Blut gespuckt hatte.

Der Vampir schüttelte leicht den Kopf und fluchte unter schwerem Atmen vor sich her: „Shit, shit, shit…“

Kaito wusste nicht was los war, streckte jedoch seine Hand nach dem anderen aus um ihn an der Schulter zu berühren: „Kudo, was ist los?!“

Der Detektiv schlug die Hand des Diebes zur Seite und hob schwer keuchend den Kopf. Seine Augen waren tiefblaue Saphire, doch sein Blick war fiebrig, wild.

„Du musst hier weg“, seine Stimme kam einem Knurren gleich. Es jagte Kaito eiskalte Schauer über den Rücken. Dennoch, sein Pokerface verriet keine Angst: „Nein. Was soll der Scheiß, dich alleine lassen? Du bist verletzt!“

„Ja“, das Knurren wurde lauter, „Und hungrig. Meine Selbstheilung braucht Energie und ich habe zu wenig getrunken… wenn dir also dein Leben lieb ist, dann geh. Sonst kann ich für nichts garantieren.“

Kaito verzog das Gesicht, rührte sich jedoch keinen Millimeter. Sein Blick wanderte von Shinichi’s wilden Augen zu dem Loch in seiner Seite, welches er immer noch mit einer Hand verdeckte. Dann sah er wieder auf zu dem Vampir.

„Du bist immer noch klar im Kopf. Du wirst mir nicht wehtun.“

„Noch“, seine Stimme klang drängend, flehend, „Kuroba-kun, ich weiß nicht wie lange ich noch klar denken kann, darum bitte… verschwinde.“

„Nein.“

Kaito streckte seine Hände aus und berührte vorsichtig das Gesicht des Vampirs. „Ich helfe dir“, wisperte er leise und rutschte etwas näher. Shinichi verzog das Gesicht und drehte den Kopf zur Seite, ein schwacher Versuch sich aus Kaito’s Berührung zu befreien. „Was redest du da?“, zischte er, „Hast du etwa einen geheimen Vorrat für nächtliche Vampirbesuche?“

Das schwache Grinsen über seinen schlechten Witz erstarb als er sah wie ernst es Kaito war. Der Meisterdieb kniete sich breitbeinig über den Vampir, sodass Shinichi nicht wegkam, selbst wenn er es wollte. Auch, wenn das eine unnötige Vorsichtsmaßnahme war. Der Schmerz war zu betäubend, er konnte nirgendwo hin. Es kostete ihn bereits all seine Konzentration nicht seinen Trieben nachzugeben und zuzubeißen.

„Kein geheimer Vorrat“, murmelte der Junge in seinem Schoß. Kaito ließ eine Hand in Shinichi’s Nacken wandern und spielte mit den Haaren dort, so, wie Shinichi es bei ihm auch immer tat.

„Aber ich habe mein eigenes Blut.“

Shinichi’s Augen weiteten sich. Sein Fluchtinstinkt setzte ein und er versuchte sich von dem Jungen wegzudrücken, doch die Tür in seinem Rücken machte das Unmöglich.

„Nein“, seine Stimme klang verzweifelt, doch Kaito beugte sich näher, den Kopf leicht zur Seite gelegt, die unverwundete Seite seines Halses darbietend.

„Kuroba-kun, tu das nicht. Bitte.“

„Aber nur so kann ich dir helfen“, wisperte der Meisterdieb und zog Shinichi mit der Hand in seinem Nacken näher. Der Duft des anderen wurde immer intensiver, Shinichi’s Hunger größer. Er konnte ihn nicht nur riechen, er hörte auch das Schlagen seines Herzens, er konnte das Blut fast schon schmecken, so sehr sehnte er sich danach.

„Was, wenn ich nicht aufhören kann?“

„Ich vertraue dir“, murmelte Kaito und lächelte leicht. Dann presste er seinen Körper näher an Shinichi’s und zog dessen Lippen an seinen Hals. Es war, als hätte jemand einen Schalter in Shinichi’s Kopf umgelegt. Als seine Lippen auf die weiche, warme Haut des Jungen trafen nahmen seine Instinkte überhand. Er atmete tief aus und schloss die Augen. Shinichi öffnete seinen Mund einen Spalt und seine Fangzähne begannen zu wachsen und langsam, ganz langsam grub er sie in die weiche Haut des Meisterdiebes.

Ein leises, schmerzhaftes Aufstöhnen entkam Kaito’s Lippen doch er rührte sich nicht. Shinichi ignorierte den Schmerzenslaut, er war zu konzentriert auf sein Tun, zu fokussiert auf den Geschmack des Blutes, welches seinen Mund füllte. Ein tiefes Grollen entrang sich seiner Kehle und er hob beide Arme zum Körper des Diebes. Behutsam schlang Shinichi seine Arme um Kaito’s Taille und zog ihn näher an sich, näher an seinen Körper. Die warme Hand in seinem Nacken spielte immer noch mit seinen Haaren und er konnte spüren wie Kaito’s Herz raste. Der Duft und der Geschmack des Jungen füllten seinen Kopf aus, seinen Körper, sein ganzes Sein und sein Hunger wurde größer, immer größer und so trank er mehr, mehr von Kaito’s Blut, mehr von seinem Rivalen, mehr von seiner Beute.

„Kudo“, die schwache Stimme des Menschen in seinen Armen drang in sein Ohr aber seine Instinkte waren stärker, das Rauschen in seinen Ohren lauter, das Winden des Körpers in seinen Armen unterband er indem er seinen Griff festigte.

„Kudo!“ Die Stimme wurde nicht lauter aber eindringlicher, die Bewegungen panischer aber Shinichi biss fester zu, was dem Jungen einen Aufschrei entlockte. Die Bewegungen in seinen Armen erstarrten, das Winden wurde zu einem Zittern und er konnte spüren wie sein Opfer in sich zusammensank, wie es nach vorne kippte, nur gehalten von seinen Armen und seinen Zähnen im Hals des anderen.

„Shinichi…“

Sein Name war wie eine Ohrfeige.

Ruckartig ließ der Vampir von seinem Opfer ab. Er schlug sich den Hinterkopf an der Tür an und sog panisch Luft in seine toten Lungen. Er blickte auf den Körper in seinen Armen. Kaito war blass, sehr blass, doch seine Augen waren immer noch geöffnet. Ein schwaches Grinsen lag auf seinen Lippen doch er sah aus, als würde er gleich einschlafen.

„Wusste doch, dass du mir nichts tust“, wisperte er leise, ehe er das Bewusstsein verlor.

Shinichi presste den Körper des Jungen an sich und atmete noch ein paarmal tief durch, die Euphorie und das Hochgefühl, welches in seinem Körper sang bekämpfend. Als er sich endlich gefangen hatte rappelte er sich mühsam hoch, Kaito immer noch in seinen Armen, und schritt mit dem bewusstlosen Körper durch das Haus, bis er Kaito’s Schlafzimmer entdeckte.

Shinichi bemerkte nicht, dass seine eigene Wunde komplett verheilt war.

 

Als Kaito die Augen öffnete war er desorientiert. Der Raum, in dem er sich befand, war viel zu hell. Das Licht flutete das Zimmer durch zwei großen Glastüren an seiner rechten. Er gab einen protestierenden Laut von sich und drehte den Kopf zur Seite. Sein Blick viel auf den Schreibtisch und das Bücherregal, welche im Zimmer standen und der Dieb runzelte leicht die Stirn. Seit wann lagen denn Bücher in Shinichi’s Gästezimmer rum? Und der Tisch?

Sein Blick glitt weiter durch den Raum und erst als er das Portrait seines Vaters entdeckte, des großen Magiers Touichi Kuroba, realisierte Kaito, dass er gar nicht bei Shinichi Zuhause war.

Er war in seinem eigenen Haus, in seinem eigenen Zimmer, in seinem eigenen Bett.

„Was ist passiert?“, murmelte der Junge leise, als er plötzlich einen dumpfen Knall hörte. Es klang, als wäre etwas Schweres zu Boden gefallen. Kaito hob den Kopf ein Stück und sah ein Mädchen mit kurzen, hellen Haaren in der Ecke des Zimmers sitzen. Sie hatte ihr Buch fallenlassen und die Hände vor den Mund geschlagen. Kaito sah nur noch, wie sie von ihrem Stuhl aufsprang und aus dem Raum stürmte.

„Was ist hier los…?“, murmelte der Meisterdieb leise und versuchte sich im Bett aufzusetzen. Das war ein Fehler. Er spürte sofort, wie ihm die Bewegung zu Kopf stieg und sein Blickfeld verschwamm. Ihm wurde schwarz vor Augen und das einzige, was er machen konnte um dem ganzen entgegen zu wirken war, sich wieder hinzulegen. Seufzend starrte er an die Decke als plötzlich die Tür aufflog und zwei ihm bekannte Gestalten eintraten. Die erste Person, die er sah, schritt mit eleganten, leicht federnden Bewegungen in den Raum. Ihre roten, lockigen Haare sprangen auf und ab und die Bluse und der dunkle Rock schmiegten sich eng an ihre Kurven. Kaito genoss ihren Anblick, wann auch immer er sie sah.

Doch die Person neben Miyoko interessierte ihn viel mehr. Der junge Mann hatte einen gesunden Rotton auf den Wangen, so als wäre er gerade die Stufen hochgelaufen um schneller bei Kaito zu sein. Seine braunen Haare waren zerzaust und das Shirt hatte ein Loch mit ein paar Blutflecken drum herum. Seine saphirblauen Augen leuchteten vor Energie und Leben und Sorge.

„Kuroba-kun, wie geht es dir?“

„Mir ist schwindlig aber sonst geht’s mir gut, denke ich. Warum ist Miyoko hier? Und wer ist das Mädchen, dass da vorhin in der Ecke saß?“

Shinichi lächelte leicht und setzte sich auf die Bettkante. Er streckte eine Hand nach dem Gesicht des Jungen aus und glitt mit seinen Fingerspitzen zart übe die Wange des Diebes. Kaito schloss genießend die Augen, riss sie dann jedoch sofort wieder auf und rutschte ein Stück zur Seite. Mit großen Augen sah er Shinichi an.

„Du bist warm.“

Shinichi sah verwirrt aus. Es schien fast so, als würde er erst nicht verstehen, doch dann dämmerte es dem Vampir. Ein leichtes Lächeln schlich auf seine Lippen und er legte seine Hand noch einmal auf Kaito’s Wange. „Deinetwegen.“

„Meinetwegen?“

Shinichi nickte leicht. „Dein Blut ist dafür verantwortlich. Dass ist der Unterschied zwischen Blutkonserven oder dem Blut frischer Opfer.“

„Huh“, Kaito blinzelte leicht, legte seine Hand dann aber auf die des Vampirs, welche immer noch an seiner Wange ruhte, „Du solltest definitiv öfter frisches Blut trinken.“

Miyoko lachte leise auf, trat dann aber ebenfalls näher. Shinichi zog sich etwas zurück und ließ die Vampirdame an seiner Stelle Platz nehmen. Sie lächelte den Magier, welcher sich inzwischen wieder aufgerappelt hatte an. „Wie geht es meinem liebsten Patienten heute?“

Kaito grinste und legte den Kopf leicht zur Seite. „Mir kann es ja nur gut gehen, mit so einer schönen Ärztin, die mich umsorgt.“

Die Vampirdame schmunzelte leicht, umfasste dann aber zart Kaito’s Kinn und drehte sein Gesicht zu sich. „Lass mich einen kurzen Blick auf dich werfen“, wisperte sie leise und untersuchte eingehend Kaito’s Gesicht. Der junge Meisterdieb wehrte sich nicht, ließ es einfach über sich ergehen. Auch, als sie ihre kalte Hand an seinen Hals schob und seinen Puls ertastete bewegte er sich nicht. Erst als Miyoko sich von ihm löste wagte er es den Kopf zu drehen und Shinichi anzusehen.

„Also? Warum sind zwei so hübsche Mädchen in meinem Haus, ohne, dass ich davon weiß?“

Es war Miyoko, die ihm antwortete: „Shinichi hat uns angerufen und erzählt was passiert ist. Dass ihr von einem Vampirjäger angegriffen wurdet. Dass du Shinichi gerettet hast.“

„Ein Vampirjäger?“, überrascht sah Kaito zu Miyoko und dann wieder zu Shinichi. Dessen Blick war streng geworden, seine Arme vor der Brust verschränkt. „Darum konnte er in mich reinlaufen, ohne, dass ich ihn bemerkt hatte“, erklärte der Vampir. „Er weiß von unserer Existenz und er weiß, wie er sich bewegen muss um uns nicht aufzufallen.“

„Akihito ist ebenfalls hier, zusammen mit zwei anderen Mitgliedern unseres Clans. Insgesamt befinden sich also gerade sechs Vampire in deinem Haus.“

Kaito nickte leicht: „Dann war das Mädchen hier im Zimmer vorhin auch ein Vampir?“

„Ja. Ihr Name ist Fumiko. Sie haut auf dich aufgepasst. Ich wollte dich nicht alleine lassen, aber es war wichtig, dass wir besprechen was los ist“, erklärte Shinichi und schenkte Kaito einen entschuldigenden Blick. Der Dieb winkte jedoch nur ab.

Die rothaarige Lady erhob sich langsam von der Bettkante und schenkte Kaito ein Lächeln. „Wenn es dir soweit besser geht werde ich zu Akihito gehen. Ich habe noch ein paar Details mit ihm zu klären.“ Dann wandte sie sich an Shinichi. „Komm bitte nach unten sobald du dich davon überzeugt hast, dass es Kuroba-kun gut geht, ja?“

Shinichi nickte leicht. Er beobachtete, wie Miyoko den Raum verließ ehe er zurück zum Bett schritt und sich auf die Bettkante setzte. Erneut streckte er seine Hand aus und berührte Kaito’s Wange.

„Du hast mich gerettet“, wisperte er leise, mit sanfter Stimme. Kaito errötete minimal und wandte den Blick ab: „Du hast mich auch gerettet. Sogar mehrmals.“

Shinichi stieß einen tiefen Seufzer aus und schlang seine Arme um den Jungen. Er zog Kaito näher und hielt ihn fest in seinen Armen, vergrub sein Gesicht in dessen Schulter. „Du hast keine Ahnung“, nuschelte er leise, gegen die weiche Haut am Hals des Jungen, „wieviel mir das bedeutet. Wirklich.“

Der Meisterdieb war ein kleinwenig überrascht über den Ausbruch von Shinichi, doch er wehrte sich nicht dagegen. Langsam hob er seine Arme und legte sie um den Rücken des Vampirs. Eine seiner Finger wanderten in den Nacken des Vampirs und er begann erneut, wie schon ein paar Stunden zuvor, mit dessen Haaren zu spielen.

Ein wohliges Seufzen verließ Shinichi’s Lippen und er löste sich etwas um den Jungen anzulächeln.

„Hat es geschmeckt?“, fragte der Dieb zögerlich. Shinichi blinzelte erst verwirrt, nickte dann jedoch. „Ja. Es war… der Himmel auf Erden. Ich habe nie etwas Vergleichbares gegessen oder getrunken. Weder als Mensch, noch als Vampir. Und es war schwer aufzuhören, so schwer, aber…“

„Aber du hast aufgehört“, beendete Kaito den Satz und lächelte leicht. „Ich wusste, dass du mich nicht in Gefahr bringen würdest.“

Shinichi’s Lächeln erstarb, aber sein Blick mit dem er den Jungen bedachte wurde sanft. „Ich hätte fast nicht aufhören können“, gab er ehrlich zu. „Und ich weiß nicht, ob ich es das nächste Mal kann, sollte es je wieder so weit kommen. Darum versprich mir, dass du mir nie wieder dein Blut gibst.“

„Heh. Ich kanns versuchen.“

Der Vampir verzog leicht das Gesicht, sagte aber nichts mehr darauf. Stattdessen fragte er: „Kannst du aufstehen?“

Kaito zögerte erst einen Augenblick, drehte sich dann aber etwas und ließ die Beine aus dem Bett baumeln. Langsam und vorsichtig erhob er sich aus seiner sitzenden Position. Shinichi war natürlich sofort zur Stelle um den jungen Mann im Fall der Fälle zur Hand zu gehen. Doch obwohl Kaito ein bisschen zu wanken begann hielt er sich doch gut auf den Beinen. Er schenke dem Vampir ein kurzes, freches Grinsen und gab ihm dann ein Daumen hoch.

„Alles in Ordnung.“

Shinichi nickte leicht. „Lass uns zu den anderen gehen. Ich meine, wir haben ohne zu Fragen deine Küche infiltriert, es wäre nur fair, wenn du weißt, wer hier ist.“

Kaito nickte leicht. Er wusste zwar, dass er Shinichi und seinem Clan vertrauen konnte, aber er war dennoch neugierig, wie die anderen Mitglieder von Shinichi’s Clan so waren. Also machten sich die beiden Jungs, Shinichi immer noch nahe an Kaito’s Seite um ihn notfalls aufzufangen, auf den Weg in die Küche, wo bereits eine kleine Versammlung um den Küchentisch stattgefunden hatte. Das erste, was Kaito auffiel war eine Stadtkarte, die auf dem Tisch ausgebreitet war und rote und schwarze Markierungen darauf.

„Ich hab die Gegend vom Fluss bis zu dieser Straße hier abgesucht“, erklärte ein junger Mann mit kurz geschorenen Haaren, die er unter einer Baseballkappe versteckte. „Ich habe eine schwache Fährte gefunden, aber die hat sich ungefähr hier verloren.“

„Danke, Jun“, murmelte Akihito und zeichnete mit Rot und Schwarz ein paar Linien ein. Dann hob er den Kopf und sah die beiden Jungs an, die gerade den Raum betreten hatten.

„Ah, Kuroba-kun, du bist wach. Es freut mich dich zu sehen. Bitte verzeih, dass wir deine Küche belagern.“

Kaito winkte ab. „Nachdem meine Mum sowieso in Las Vegas ist, ist das kein Problem. Also? Habt ihr eine Ahnung wohin der Kerl verschwunden ist?“

„Leider nicht“, Akihito’s Blick verdüsterte sich, doch der unheimliche Gesichtsausdruck verschwand schnell wieder und er hob den Kopf und sah Kaito direkt mit einer freundlichen Höflichkeit an. „Aber vielleicht kannst du uns weiterhelfen.“

„Ich?“, Kaito war überrascht, doch Akihito nickte nur. „Shinichi hat das Gesicht des Angreifers leider nicht gut genug gesehen. Aber ich dachte, vielleicht hast du etwas erkennen können?“, fragte das Clanoberhaupt und Kaito dachte nach.

„Möglicherweise hab ich sein Gesicht gesehen… ich könnte versuchen mich zu erinnern aber ich kann leider nicht zeichnen also wird das mit einem Phantombild nicht ganz einfach.“

„Uhm, i-ich kann vielleicht helfen“, erklang die zarte Stimme des Mädchens, welches in Kaito’s Zimmer gewartet hatte. Fumiko, wenn er sich richtig erinnerte. „Ich kann ganz gut zeichnen, also, wenn du mir sagst was du gesehen hast dann… dann versuche ich ein Bild zu malen.“

Der Meisterdieb blinzelte leicht, nickte dann jedoch: „Okay, klar. Machen wir. Gehen wir ins Wohnzimmer.“

 

Fumiko’s Zeichenkünste waren beeindruckend. Sie fertigte erst eine Rohskizze nach Kaito’s und Shinichi’s Beschreibungen an und änderte dann die Teile, die Kaito ihr diktierte. Er hätte nicht gedacht, dass er sich viel aus dem Gesicht des Mannes gemerkt hatte, aber als Fumiko schließlich den Stift zur Seite legte stieß der Magier einen anerkennenden Pfiff aus.

„Beeindruckend. Es ist, als würde ich ihm noch mal gegenüberstehen.“

„Besser nicht“, murrte Shinichi und verschränkte die Arme vor der Brust, „Ein Silberbolzen war mehr als genug.“ Das schüchterne Mädchen lächelte verlegen. Dann wandte sie sich an Shinichi. „Wir sollten das Bild Akihito-san bringen.“

Zusammen verließ die kleine Gruppe das Wohnzimmer und ging zurück in die Küche. Kaito stellte fest, dass inzwischen auch ein junges Mädchen aufgetaucht war. Sie hatte eine sportliche Kurzhaarfrisur, warmes, braunes Haar und einen casual-schicken Kleidungsstil. Sie erinnerte ihn ein bisschen an Ran. Eine elegante, junge Dame mit dem Hang zum Sport.

Eigentlich genau Shinichi’s Typ, oder?

Der Magier beobachtete aus den Augenwinkeln wie der Detektiv mit der Zeichnung in der Hand näher an die Gruppe herantrat. Shinichi schien das Mädchen komplett zu ignorieren. Stattdessen legte er die Zeichnung vor Akihito auf den Tisch.

Kaito konnte sehen, wie die Augenwinkel des weißhaarigen Vampirs leicht zuckten. Er hob das Blatt an und starrte darauf, als könnte er mit dem puren Hass seiner Augen ein Loch hinein brennen.

„Kennst du ihn?“, fragte Miyoko, die seine Anspannung wohl auch bemerkte. Der Anführer nickte.

„Es ist lange her“, murmelte er langsam, „Aber dieser Mistkerl hat sein Unwesen in Deutschland getrieben, als ich vor über 20 Jahren dort war. Er hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht Vampire auszulöschen. Eigentlich dachte ich, dass er sich an die kleineren Clans hält, die ohne Meister, aber wenn er jetzt sogar uns attackiert…“

„Vielleicht wusste er nicht, dass Shinichi zu uns gehört“, warf das braunhaarige Mädchen ein, „Vielleicht war es wirklich nur Zufall, dass er ihn attackiert hat.“

Akihito schüttelte den Kopf. „Er ist kein Anfänger. Er würde nicht einfach in einer Stadt auftauchen und wahllos Vampire töten. Er hat sich garantiert informiert über die vorherrschenden Clans…“

„Können wir ihn aufhalten?“, fragte der Junge namens Jun sofort und schien überaus motiviert den Typen eigenhändig auseinander zu nehmen. „Wie finden wir ihn?“

„Das weiß ich leider nicht“, Akihito legte die Zeichnung wieder auf den Tisch und sah in die Runde. „Dieser Kerl hat seine Menschlichkeit aufgegeben um uns zu jagen. Er hat sämtliche Bande, die er hatte, durchtrennt und lebt wie ein Schatten. Er hat seinen Namen und seine Herkunft abgelegt. Er vertritt die Ansicht, dass ein erfolgreicher Vampirjäger selbst wie ein Vampir leben muss. Minus dem Bluttrinken natürlich.“

„Okay, aber wenn der Typ nicht mal einen Namen hat, wie finden wir ihn dann?“, warf Jun genervt ein. Akihito schüttelte den Kopf.

„Ich weiß es nicht. Den Namen, den er sich selbst gegeben hat, ist Bram.“

Shinichi hob eine Augenbraue an: „Bram? So wie Bram Stoker, der Schriftsteller, der Dracula geschrieben hat?“

Akihito nickte. Er senkte den Blick erneut und starrte das Bild, welches vor ihm lag an. Kaito sah, dass da mehr in Akihito’s Augen war als nur die Sorge um seinen Clan und die Wut auf diesen Mann. Er glaubte so etwas wie Angst zu erkennen, was er versuchte durch ein gutes Pokerface zu verdecken.

Er erinnerte ihn an sich selbst, jedes Mal, wenn er dem Syndikat gegenübertrat. Stark, überlegen, gewitzt, aber tief in seinem Inneren die unbändige Angst zu versagen, zu verlieren, zu sterben.

Dieser Bram musste ein schrecklicher Gegner sein.

„Wir brauchen einen Plan“, warf Miyoko schließlich in die Runde, „Wenn dieser Mann wirklich so gefährlich ist wie Akihito sagt, dann müssen wir uns formieren und eine Gegenoffensive starten.“

Die jüngeren Vampire stimmten aufgeregt zu, doch der Anführer schwieg. Er starrte weiterhin auf das Blatt Papier und Kaito sah wie die Zahnräder in seinem Kopf arbeiteten.

Shinichi hatte mal gemeint, dass Akihito alt sei. Nun zeigte sich, dass der Mann nicht nur alt, sondern auch Weise war, denn während seine Schützlinge alle wild durcheinander redeten arbeitete er bereits an besagtem Plan.

„Gut,“, durchbrach er schließlich den Wirrwarr aus Stimmen, „Wenn wir eine Gegenoffensive starten wollen brauchen wir eine Strategie. Fumiko, ich möchte, dass du dein Phantombild digitalisierst und kopierst. Wir werden mehrere Exemplare davon brauche. Dann will ich, dass du zusammen mit Miyoko die anderen Clans informierst.“

Der Blick des Anführers verdüsterte sich.

„Wenn Bram hier sein Unwesen treibt wird er auch vor anderen Gebieten und anderen Clans keinen Halt machen.“

Miyoko und Fumiko nickten, also wandte sich Akihito an die beiden Neuzugänge: „Jun, Yui, ihr beide gebt den anderen Bescheid. Ich will nicht, dass der Rest unseres Clans in die Falle dieses Mistkerls tappt. Vor allem die Zwillinge sollen vorsichtig sein.“

Die beiden nickten und Akihito wandte sich an Shinichi. Er wollte gerade etwas sagen als Shinichi ihm ins Wort fiel: „Ich werde meine Verbindungen zur Polizei und dem FBI nutzen um rauszufinden, wer dieser Bram in Wirklichkeit ist.“

„Und wie willst du das machen?“, fragte der Junge namens Jun überrascht. „Du kannst ja schwer hingehen und sagen ‚Hey, könnt ihr einen Vampirjäger für mich finden‘, oder?“

„Ich bin immer noch auf der Jagd nach der Organisation, die mir die letzten eineinhalb Jahre meines Lebens geraubt haben“, Shinichi’s Stimme war kalt. Es jagte Kaito einen Schauer über den Rücken. „Diesbezüglich arbeite ich eng mit Agenten des FBI zusammen. Es würde nicht auffallen, wenn ich ihnen ein Phantombild zukommen lasse und sie bitte dieses zu überprüfen. So würden wir immerhin rausfinden, wer hinter dem Namen Bram steckt.“

„Das ist keine dumme Idee“, bekräftigte Akihito den Vorschlag. „Gut. Kümmere dich bitte darum, Shinichi.“

Dann wandte sich Akihito an Kaito, was den jungen Magier ein bisschen überraschte. Natürlich, sie waren in seinem Haus und sie besetzten seine Küche und er hatte ein Mitglied seines Clans gerettet und was weiß der Teufel noch alles. Aber warum sollte er jetzt etwas von ihm wollen?

„Kuroba-kun“, begann der weißhaarige Vampir mit ruhiger aber ernster Stimme, „Es tut mir leid, dass du in die Sache reingezogen worden bist. Ich bin dir natürlich unendlich dankbar dafür, dass du Shinichi das Leben gerettet hast, aber ich befürchte, dass du dich damit selbst zur Zielscheibe für Bram gemacht hast. Normalerweise greift er keine Menschen an, weil er das Leben der Menschen zu sehr wertschätzt, aber du hast ihm seine Beute abgeluchst und seine Arbeit zunichtegemacht. Es kann sein, dass er dich jetzt ebenfalls ins Visier nimmt.“

„Das ist okay“, unterbrach der Meisterdieb und zuckte leicht mit den Schultern. Akihito wirkte überrascht. Kaito genoss es, andere zu überraschen.

„Dieser Bram ist ein Mensch, oder? Stinknormal, ohne spezielle Fähigkeiten?“

„Nun, er weiß, wie er sich einem Vampir unauffällig nähern kann, wie er seine Spuren für unsere Sinne verschleiert, wie er sich tarnt…“

„Aber er ist ein Mensch“, wiederholte Kaito seine Frage und Akihito nickte. Dann grinste der junge Mann leicht und steckte die Hände in seine Hosentasche.

„Solange Bram nur ein Mensch ist brauchst du dir um mich keine Gedanken machen. Ich weiß, bei unserem letzten Zusammentreffen habe ich nicht gerade den besten Eindruck gemacht, aber wenn es nur ein Mensch ist kann ich mich ganz gut selbst verteidigen.“

„Kuroba-kun“, begann Akihito langsam, wurde jedoch erneut unterbrochen, von Shinichi. „Er hat recht, Aki. Du solltest ihn nicht unterschätzen. Er hat es schon mit einigen, gefährlichen Männern und Frauen aufgenommen und ist immer noch mit dem Leben davongekommen. Bram wird denken, dass er es mit einem normalen Menschen zu tun hat und das wird sein Fehler sein. Kaitou KID zu unterschätzen hat noch niemandem gutgetan.“

„Musst du meine Geheimidentität verraten?!“, fragte Kaito entsetzt doch Shinichi zuckte leicht mit den Schultern. „Alle Anwesenden kennen deine Fährte. Dein Geheimnis ist kein Geheimnis unter uns.“

Shinichi grinste leicht und Kaito erwiderte das Grinsen. Dann übernahm Akihito wieder das Wort: „Ich möchte nicht, dass eine riesige Gruppe an Vampiren gemeinsam das Haus verlässt, darum teilen wir uns auf. Yui, Jun und ich machen uns sofort auf den Weg. Miyoko, du kommst mit Fumiko und Shinichi in einer halben Stunde bis Stunde nach. Wir treffen uns in meiner Wohnung.“

Die Anweisung wurde natürlich widerstandslos angenommen und ein kurzes Verabschieden begann ehe sich die erste Gruppe, zusammen mit dem Stadtplan, auf den Weg machten. Zurück blieben die zwei Mädchen und die zwei Jungs.

Kaito’s Blick wanderte zu Shinichi und glitt von seinem Gesicht abwärts zu dem Lock in seinem Shirt. Er runzelte leicht die Stirn: „Du solltest dir vielleicht ein neues Shirt anziehen, Kudo. Mit dem erregst du garantiert Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.“

Überrascht sah Shinichi an sich hinab und entdeckte das Loch. „Das stimmt“, murmelte er leise, wurde da aber auch schon von Kaito am Oberarm gepackt und Richtung Treppen gezogen. „Wird Zeit, dass ich dir mal meine Klamotten borgen“, meinte er mit einem frechen Grinsen auf dem Gesicht. Miyoko und Fumiko blieben in der Küche zurück, die rothaarige Lady mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen und die unschuldige Fumiko verwirrt, ob sie den Jungs hinterher sollte oder nicht.

Sie entschied sich dagegen.

In Kaito’s Schlafzimmer angekommen ließ der Meisterdieb den Vampir los und bewegte sich sofort zu seinem Kleiderschrank um dort ein passendes Shirt rauszusuchen.

„Du kannst das alte schon mal ausziehen“, kommandierte er Shinichi herum, „Ich werde es für dich entsorgen. Retten lässt es sich ja sowieso nicht mehr.“

Shinichi tat wie ihm geheißen und schälte sich erst aus der Jacke, ehe er das blutige Shirt über seinen Kopf zog und auf den Boden fallen ließ. Er beobachtete, wie Kaito ein Shirt aus dem Schrank zog und sich zu dem Vampir umdrehte.

Kaito runzelte leicht die Stirn. Er schmiss das Shirt auf sein Bett und war mit ein paar Schritten nahe genug an Shinichi dran um seinen Körper zu berühren. Behutsam strich er mit seinen Fingern über die Stelle, in der zuvor noch das Loch gewesen war. Sie war nahtlos verheilt, keine Rötung und keine Narbe deutete auf die Verletzung durch den Bolzen hin.

„Unglaublich“ murmelte er leise und glitt mit seinen Fingern weiter über die Stelle. Shinichi erschauderte leicht unter der Berührung, rührte sich aber nicht. „Und was noch viel faszinierender ist“, Kaito legte auch seine zweite Hand an Shinichi’s Seite und strich zart über die Seiten des Vampirs, „ist, dass du ganz warm bist. So als wärst du-“

Kaito’s Stimme stockte als er den Kopf hob und Shinichi ins Gesicht sah. Eine feine Röte zeichnete sich auf den Wangen des Detektivs ab und er hatte den Kopf zur Seite gewandt. Er presste seine Lippen aufeinander, vermutlich um keine verräterischen Laute von sich zu geben.

Kaito grinste leicht.

„Du wirst rot?“

„Ist das so ungewöhnlich?“, brummte der Vampir leise und sah den Magier wieder an. „Ich mein, schau was du mit deinen Händen machst. Wer würde da nicht rot werden?“

Kaito ließ langsam seine Hände sinken: „Es ist nur ungewohnt dich so zu sehen. Sonst wirst du nie rot, wirkst immer gefasst, egal was man zu dir sagt.“

„Das hat nichts mit gefasst sein zu tun“, erwiderte Shinichi und rollte leicht die Augen, „Ein Vampir kann nur rot werden, wenn er genügend Blut getrunken hat. Oder frisches Blut. Und, um ehrlich zu sein, der Effekt, den dein Blut auf meinen Körper hat, ist der Wahnsinn.“

„Hooooh?“, ein süffisantes Grinsen schlich sich auf Kaito’s Lippen, „So gut, hmmm? Willst du mir den Effekt nicht genauer beschreiben, damit ich es besser verstehe?“

Shinichi’s Augenwinkel zuckte leicht. In einer schnellen Bewegung hatte der junge Vampir sein Gegenüber gegen die Wand gepresst, eine Hand im Nacken des Magiers. Shinichi presste seinen halbnackten Körper gegen den des anderen, das Rot von seinen Wangen verschwunden. Er hatte seine Augen zur Hälfte geschlossen und brachte sein Gesicht ganz nahe an Kaito’s.

„Dein Blut“, hauchte er gegen die Lippen seines Opfers, „Singt in meinem Körper. In meinem Kopf. Es macht mich stark und beschert mir ein Hochgefühl, wie es wohl keine menschliche Droge je schaffen würde. Ich sehe die Welt klarer, die Farben intensiver, spüre die Sonne wärmer. Ich spüre deinen Herzschlag in meiner Brust, ich höre das Rauschen deines Blutes in meinen Ohren. Ich spüre deine warme, weiche Haut unter meinen Lippen, dein süßer Geschmack in meinem Mund.“

Kaito bemühte sich sein Pokerface zu bewahren, aber die Intensität, mit welcher Shinichi sprach, machte es ihm schwer.

„Dieses Gefühl mit jemandem eins zu sein, jemanden zu besitzen. Nicht nur seinen Körper, sondern alles, jeden Teil seines Seins. Ich habe so etwas noch nie gefühlt, mit niemanden. Keines meiner Opfer, die ich nachts überfallen habe, hat je eine solche Ekstase in mir ausgelöst wie du, Kuroba-kun.“

Der Magier atmete tief durch ehe er mit leiser Stimme antwortete: „Das klingt ziemlich heftig. Vielleicht wäre es wirklich besser, wenn wir das nicht wiederholen…“

„Vielleicht“, Shinichi überbrückte die Distanz zwischen ihnen und platzierte einen zärtlichen Kuss an Kaito’s Halsschlagader. Er atmete gegen die Haut des Jungen, sog seinen Geruch in sich auf. Als er sprach kitzelten seine Lippen den Magier am Hals: „Das nächste Mal kann ich mich sicher nicht zurück halten.“

Dann löste Shinichi sich langsam und wandte sich ab. Kaito, dessen Knie zitterten obwohl sein Pokerface so perfekt saß beobachtete, wie Shinichi das Shirt vom Bett nahm und sich anzog.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ookami-no-Tenshi
2018-05-14T15:33:28+00:00 14.05.2018 17:33
Hoho, sein Pokerface bei soetwas noch immer zu bewahren, Respekt!
Nun ist Kaito also auch eingebunden in die „Clan-Angelegenheiten“. Bin schon gespannt, ob das gut geht.

Lg. Ookami-chan


Zurück