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Ai no Scenario

von

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Die Nacht war bereits vollends über Beika hereingebrochen als Shinichi Kudo das Museum erreichte. Das Aufgebot an Polizei war bemerkenswert, doch der junge Detektiv wusste, dass mehr Polizisten eine Flucht für den Dieb lediglich einfacher machen würde. Er war nicht begeistert davon, aber er konnte weder Inspektor Nakamori noch Kogoro Mori widersprechen – die beiden nahmen ihn trotz seiner Erfolge in der Vergangenheit einfach nicht ernst.

Langsam schlenderte Shinichi auf eine ihm bekannte Gestalt zu um sie zu begrüßen: „Inspektor Megure.“

Der dickliche Mann drehte sich überrascht um, seine Miene hellte sich auf als er den Jungen sah: „Shinichi Kudo! Wie schön dich hier zu sehen!“

Auch Shinichi lächelte leicht, hob die Hand zum Gruß. Er stockte als Inspektor Megure’s Miene sich verdunkelte: „Shinichi, mein Junge. Bist du verletzt?“

Verwirrt blinzelte der Schülerdetektiv des Ostens etwas ehe er an sich hinabsah. An seiner Jacke zeichneten sich feine Blutspritzer ab. Verwundert betastete der Junge seine Brust und die Flecken im Hemd. Die Flecken waren frisch, doch er schien unverletzt zu sein.

Shinichi zuckte mit den Achseln: „Mit mir ist alles in Ordnung, ich hab keine Ahnung was da passiert ist.“

Inspektor Megure kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf, grübelnd, eher er schließlich zu einer Entscheidung kam. Er platzierte seine Hände auf Shinichi’s Schultern und sah ihn ernst an. Dann drehte er den Jungen schwungvoll um und gab ihm einen sanften Schubs, weg vom Museum. Shinichi stolperte ein paar Schritte, fing sich jedoch schnell wieder und drehte sich fragend zu dem Inspektor um.

„Geh nach Hause, Junge“, brummte Megure und richtete sich seinen Hut, „Ich kann dich hier nicht mit einer blutverschmierten Jacke rumlaufen lassen. Dass verursacht nur Panik und das können wir hier wirklich nicht brauchen.“

Aber, Inspektor Megure-„

„Kein Aber“, unterbrach der Inspektor Shinichi. „Wenn du nicht mal selbst weißt woher das Blut kommt ist es wirklich besser, wenn du wieder nach Hause gehst und dich hinlegst. Wir schaffen das hier auch ohne dich.“

Einen Moment lang erwog der Detektiv es einen Einwand zu bringen, doch am Ende ließ er lediglich die Schultern sinken. Shinichi stopfte beide Hände in die Taschen seiner Hose und schenkte dem Inspektor ein schwaches Grinsen: „Dann sorgen Sie wenigstens dafür, dass er seine Finger vom Stein lässt.“

Inspektor Megure nickte lediglich und wandte sich von Shinichi ab.

 

So leicht gab ein Shinichi Kudo nicht auf.

Er wusste, wenn es keinen Weg ins Museum gab um KID dort aufzulauern musste er lediglich einen anderen Weg finden. Am einfachsten wäre es natürlich ihm einfach den Fluchtweg abzuschneiden, aber woher sollte er wissen welchen Fluchtweg er einschlug? Würde er den Gleiter nehmen würde er ziemlich sicher weiter entfernt vom Museum landen. Würde er den Gleiter jedoch als Ablenkungsmanöver einsetzen würde er vermutlich als getarnter Polizist durch das Museum entkommen. Aber wie sollte er herausfinden welchen Fluchtweg der Dieb dieses Mal nehmen würde?

Die Kopfschmerzen, welche ihn schon seit seinem Erwachen in der Seitengasse begleiteten wurden stärker. Er wusste nicht was geschehen war, er hatte erst gedacht das die Männer in Schwarz ihn attackiert und ein Gift injiziert hätten, sodass er wieder zu Conan wurde oder Schlimmeres. Aber nichts dergleichen war eingetreten, Shinichi war immer noch Shinichi und die brennenden Schmerzen waren vollkommen verschwunden.

Nur das Pochen in seinem Kopf wurde heftiger, was ihn auch seine Konzentration zu kosten schien. Immer wieder schweiften seine Gedanken ab, es war schwer sich auf eine Sache zu fokussieren. Auch sein Hals brannte, so als hätte er seit Wochen keinen Schluck Wasser mehr getrunken.

Vielleicht war das ja auch die beabsichtigte Wirkung. Vielleicht waren es einfach nur KO-Tropfen gewesen, die ihn jetzt ausschalteten. Wenn dem so wäre, wäre es tatsächlich sicherer, wenn er jetzt nach Hause gehen würde anstatt dem Dieb nachzujagen.

Es war der Zusammenstoß mit einer jungen Frau, die ihn aus seinen Gedanken riss. Schnell entschuldige Sie sich bei dem gutaussehenden Detektiv und wollte schon ihren Weg fortsetzen als Shinichi’s Körper wie von selbst handelte. In einer schnellen Bewegung drehte er sich um und packte die junge Frau am Handgelenk.

Ein erschrockener Laut entkam der Frau und sie starrte Shinichi an, welcher sie mit seinen saphirblauen Augen fest im Blick hatte.

 

Es war fast Zeit für den Überfall.

Die Polizisten, welche sich rund um das Museum scharrten wirkten beinahe wie eine Horde Ameisen, die versuchte, über eine Situation Herr zu werden über die sie niemals Herr sein konnten. Seine Warnung war vage und rätselhaft gewesen, wie immer, aber Kaitou KID wusste, dass irgendwo in diesem Getümmel sein größter Widersacher auf ihn wartete, der einzige, dem es möglich war seine Rätsel binnen weniger Minuten zu lösen.

Sein Blick, verbessert mithilfe eines Lichtteleskops, glitt über die Massen. Da waren sie alle: Inspektor Nakamori und Kogoro Mori, welche sich darum stritten, welche Strategie wohl besser umzusetzen war. Inspektor Megure, der in Wirklichkeit das Kommando über die ganze Aktion hatte und seine rechte und linke Hand: Sato und Takagi.

Vom Schülerdetektiv des Ostens fehlte jedoch jegliche Spur.

„Mhm.“

Der Meisterdieb ließ das Teleskop sinken und verstaute es im Inneren seiner Brusttasche. Dass er Shinichi nicht sehen konnte hieß nicht, dass er nicht auch anwesend war. Vermutlich würde er sich irgendwo im Inneren des Gebäudes aufhalten, nahe am Stein, sodass er auch Nahe an Kaitou KID dran war, wenn dieser sich den Stein schnappte.

Dass Hakuba nicht anwesend war freute den Meisterdieb zwar, aber es machte die Sache nicht unbedingt einfacher. Shinichi Kudo war eine Naturgewalt, die nicht zu unterschätzen war.

KID entfernte sich ein paar Schritte vom Rand des Gebäudes und überprüfte das letzte Mal die Vorrichtung für seinen Coup. Nur ein einziger Fehler könnte alles, was er so akribisch geplant hatte zum Einsturz bringen. Dieser Coup war, so wie jeder seiner Raubzüge, Do or Die.

Mit einem letzten Blick auf die Menschenmenge unter ihm sprang Kaitou KID schließlich vom Gebäude.

 

Der Raubzug ging einfacher über die Bühne als KID es tatsächlich erwartet hätte. Widererwartens war Shinichi Kudo nicht auf der Bildfläche aufgetaucht. Der Moment, in dem das gesamte Gebäude unter Stromausfall stand war auch der Moment wo KID merkte, dass es viel zu einfach war.

Die externe Stromquelle war schneller ausgeschalten als erwartet und die Polizisten waren auf seine Finten viel einfacher hereingefallen als sie wären, wenn Hakuba oder Kudo anwesend gewesen wären.

Auch den Stein zwischen die Finger zu bekommen war an anderen Tagen bereits weitaus schwieriger gewesen. Keine neugierige Spürnase, kein Detektiv der seine Taktik durchschaut hatte, keine versteckte Falle in die er tappte, weil er mal wieder zu überschwänglich geworden war mit dem Stein in seiner behandschuhten Hand.

Nichts.

 

Die Flucht war nicht weniger unspektakulär. Kaitou KID hatte sich neben seiner Flucht mit dem Gleiter noch etwaige Notfallfluchtpläne zurechtgelegt und auch mit überraschenden Situationen wusste er umzugehen. Als Dieb und Magier war es gleichermaßen notwendig auf neue und unvorhergesehen Situationen mit Eleganz und Souveränität reagieren zu können.

Aber nichts davon war notwendig.

Während der weiße Gleiter mit einer seiner berühmtberüchtigten Kaitou KID Attrappen in den Nachthimmel von Beika verschwand düste der echte Dieb mit einem schwarzen Gleiter und in einen schwarzen Mantel gehüllt zu dem Dach eines nahegelegenen Hotels. Er landete elegant auf dem Dach und ließ Gleiter und Mantel verschwinden, seine weiße Pracht erneut über dem bunten Treiben der Polizisten erstrahlend.

Er seufzte.

Mit ein paar Schritten war er näher an die Kante des Daches herangetreten und beobachtete wie die Polizei in die falsche Richtung davon düsten. Sie verfolgten seinen Gleiter und natürlich würden sie nach einer Weile mit Verbitterung feststellen, dass sie auf eine Attrappe reingefallen waren.

Mal wieder.

„Ohne den Schnüffler ist es einfach nicht dasselbe.“

„Das ist keine nette Bezeichnung für mich.“

Ruckartig drehte der weißgekleidete Dieb sich vom Rand des Daches weg und starrte in die Dunkelheit, die vor ihm lag. Erst dachte er, er hätte sich die Stimme nur eingebildet, da trat er auch schon aus der Dunkelheit des Treppenabgangs heraus ans Mondlicht. Ein schwaches Lächeln lag auf seinen Lippen, die Hände tief in den Hosentaschen, die Jacke geöffnet und das Hemd darunter voller…. War das… Blut?

Der Meisterdieb setzte seinerseits ein Lächeln auf und kam dem Detektiv auf halben Weg entgegen, blieb jedoch stehen als er die Mitte des Daches erreicht hatte: „Ich hätte nicht erwartet das du noch hier auftauchst, Meitantei.“

„Warum nicht?“, fragte der Detektiv und zog die Hände aus seiner Hosentasche, „Hier ist es doch viel ruhiger als dort unten.“

KID spürte eine unerklärliche Bedrohung von seinem Gegenüber ausgehen, wagte es jedoch nicht sich zu rühren. Er stieß ein leises Lachen aus: „Und was verschafft mir die Ehre dich hier oben zu treffen, wenn du mich da unten schon versetzt?“

Er hatte den Blick nur kurz abgewandt doch plötzlich stand Shinichi Kudo keine zehn Zentimeter mehr von ihm entfernt. KID musste sich zusammenreißen um nicht einen Schritt nach hinten zu stolpern, doch nach außen hin schaffte er es die Fassung zu bewahren. Er blickte direkt in die Augen des Detektivs, die seinen eigenen so ähnlich waren. Und trotzdem, etwas war anders.

Shinichi hielt den Blick noch einen Augenblick ehe er zwei Schritte nach hinten machen und so etwas an persönlichem Raum an den Dieb zurückgab.

KID‘s Haltung entspannte sich minimal. Irgendetwas lief hier völlig falsch.

Langsam zog der Dieb den gestohlenen Edelstein aus der Tasche und wandte sich dem Mond zu.

„Wenn du schon hier bist“, begann er und hob den Stein gegen den Mond um durch ihn hindurch zu blicken, „dann kannst du den auch gleich mitnehmen.“

Achtlos warf er den Edelstein über seine Schulter, direkt auf den Detektiven des Ostens zu, welchen dieser auch mit einer Hand fing. Er beobachtete wie sein Rivale die Bewegung imitierte, den Stein gegen den Mond hebend blickte er hindurch.

KID schmunzelte. Kudo hatte keinen Schimmer warum KID das getan hatte und trotzdem imitierte er seine Bewegungen.

Er wandte sich von dem Detektiv ab und wollte gerade einen Schritt auf das gegenüberliegende Ende des Daches zumachen, doch Shinichi Kudo versperrte ihm den Weg.

KID blinzelte leicht. Stand er nicht gerade eben noch hinter ihm?

Ohne es weiter zu hinterfragen und mit einem amüsierten Grinsen auf den Lippen wandte KID sich ab – und fand sich erneut Aug in Aug mit dem Detektiv.

Das wurde ihm dann doch zu unheimlich.

„Was sind das für Tricks?“

„Welche Tricks?“

Der Detektiv wirkte ernsthaft verwirrt. Er schien gar nicht zu bemerken das er gerade Dinge bewerkstelligte, die für einen normalen Menschen nicht möglich waren. Oder war das lediglich sein Pokerface? KID‘s Vater hatte stets betont, dass das wichtigste Werkzeug eines Magiers sein Pokerface war.

Aber seit wann war Shinichi Kudo unter die Magier gegangen?

Kaitou KID wollte sich gerade wieder abwenden und nach einem Fluchtweg suchen als der Detektiv erneut direkt vor ihm stand. Er hatte das Handgelenk des Diebes fest im Griff und KID wusste, dass ein gewaltsames Befreien nichts bringen würde. Die Kraft, die der Detektiv aufbrachte war unheimlich.

Doch Kaitou KID verlor sein Pokerface nicht. Mit einem milden Lächeln auf den Lippen blickte er direkt in Shinichi’s Augen: „Und was jetzt, Meitantei?“

KID wusste nicht wie er es machte aber binnen eines Augenblicks war der Handschuh von seiner Hand verschwunden. Shinichi hob die Hand des Meisterdiebes zu seinem Mund und presste seine Lippen behutsam auf die Fingerkuppen des anderen.

„Du benimmst dich seltsam“, bemerkte der Dieb, zuckte jedoch leicht zusammen als er einen stechenden Schmerz an seinem Finger spürte. Hatte der andere ihn gerade gebissen?

Shinichi ließ die Hand des Diebes los und gab den Handschuh zurück. KID betrachtete kurz seine Fingerkuppen, aber da war keinerlei Bisswunde. Langsam zog er den Handschuh wieder an als er plötzlich Shinichi’s Hand an seiner Wange spürte, ganz nahe an seinem Monokel.

„Ich weiß nicht welche Tricks du da verwendest“, begann der Meisterdieb langsam ohne den Blick von dem Detektiv zu nehmen, „Und um ehrlich zu sein ist es mir auch egal. Aber du solltest dich langsam entscheiden wie du weitermachst. Enttarnst du mich, oder lässt du mich gehen?“

Shinichi glitt mit den Fingerkuppen sanft über KID’s Wange, ganz nahe vorbei an seinem Monokel. KID bewahrte weiterhin sein Pokerface, auch wenn der andere nur Millimeter davon entfernt war ihn zu enttarnen. Doch dann verschwand die Hand an seiner Wange wieder.

„Es ist genug“, erwiderte die Detektiv und seine Stimme hatte etwas an sich, dass KID die Nackenhaare aufstellte. Er fühlte sich plötzlich wie ein Hase der unter den Augen des Wolfes zur Salzsäule erstarrt war. Doch Shinichi lächelte nur: „Ich habe jetzt deine Fährte aufgenommen. Ich kann dich finden, jederzeit.“

Der Dieb runzelte die Stirn und wollte gerade etwas erwidern als der Detektiv ein paar Schritte nach hinten machte. „Außerdem“, setzte er fort, „hast du ja zurück gegeben was du gestohlen hast.“

Er hatte den Stein aus der Tasche seines Blazers gefischt und drehte ihn leicht in der Hand. KID‘s Haltung entspannte sich etwas und ein süffisantes Lächeln trat auf seine Lippen: „Das spart immerhin mir die Arbeit ihn zurück zu geben.“

Dann wandte der Meisterdieb sich ab, darauf vorbereitet Shinichi wieder vor sich zu finden. Aber er war nicht da. Der Weg zum Rand des Daches war frei und es stellte sich ihm niemand in den Weg bis er die Kante erreicht hatte. Dann drehte er sich um und blickte zu dem Schülerdetektiv, welcher immer noch regungslos in der Mitte des Daches stand, den Edelstein in seiner Hand. KID grinste leicht und hob eine Hand zum Gruß. Dann ließ er sich rückwärts vom Dach fallen.

 

Zuhause angekommen seufzte Kaito Kuroba auf. Er ließ sich aufs Bett sinken, erschöpft von dem Beutezug aber noch viel erschöpfter von seiner Begegnung mit dem Schülerdetektiv des Ostens. Shinichi Kudo hatte sich nicht nur seltsam verhalten, sein ganzes Auftreten hatte sich verändert. Und der Teleportationstrick war alles andere als einfach gewesen. Kaito hatte nicht die geringste Chance gehabt ihn zu durchschauen, egal wie sehr er sich darauf konzentriert hatte.

Langsam hob der braunhaarige Junge eine Hand und betrachtete eingehend seine Fingerkuppen. Es hatte sich angefühlt als hätte man ihn mit einer Nadel gestochen, aber da war keine Wunde, kein Einstich, kein Tropfen Blut.

Blut… das war das nächste gewesen. Shinichi Kudo’s Hemd und Jacke war voller Blut gewesen. Aber er hatte nicht gewirkt als wäre er verletzt gewesen. War es also das Blut von jemand anderes? Oder war er in einer Art Schockzustand und hatte die Wunde nicht bemerkt? War er deshalb auch so schnell gewesen?

Kaito ließ die Hand sinken und stieß ein tiefes Seufzen aus. Was auch immer das gewesen war, er wusste, dass er sich vor dem Detektiv in Acht nehmen musste. Er würde ihm früher oder später noch richtig gefährlich werden.



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