Zum Inhalt der Seite

Himitsu no Mahou

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Whites erste und einzige Liebe

 

 

 

 

„Die Rückkehr des Goldenen Wächtertums“, so wurden die Jahre von 1814-1962 genannt. Eine Zeit in dem kein Krieg herrschte und nur wenige Kämpfe ausgefochten werden mussten. Der letzte Krieg endete 1789 und hatte unzählige Opfer beider Seiten gekostet. Die Dämonen waren geschwächt, wie auch die Wächter. Also hielten sich beide Seiten zurück und konzentrierten sich auf den Wiederaufbau ihrer Welten. Darin waren eindeutig die Wächter am Besten, obendrein brach auch noch ein Krieg in der Dämonenwelt aus. So hatten die Wächter Frieden. Familien blühten erneut auf, Kinder wurden in Friedenszeiten ausgebildet und wuchsen auf, ohne das deren Eltern um deren Leben fürchten mussten. Sie wurden älter, einige erreichten sogar die 40. Unter dieser Zeit wurde die dritte und vierte Zentrale erbaut, weil es einfach zu viele Wächter gab. 

Es war wirklich das goldene Zeitalter… 

Und es endete mit einem wahren Grauen.  

Ohne Vorwarnung, ohne Grund, wurde die zweite Zentrale am 13.11.1962 dem Erdboden gleich gemacht. 2353 Wächter starben in dieser Nacht. Keiner der Wächter der dort gelebt hatte, überlebte es. Keine Häuser blieben zurück – nichts blieb am leben.  

Mit diesem Anschlag war der siebte Elementarkrieg eröffnet.   

Der Hikari, zu dieser Zeit, beging Selbstmord und sein Sohn, Shaginai, übernahm mit dreizehn Jahren seinen Platz als Hikari. Entschlossen die Schande seines Vaters wieder gut zu machen, versuchte er alles um den Krieg zu wenden – vergebens. Die Dämonen waren zu stark, da sie durch ihren eigenen Krieg alle Schwachen „aussortiert“ hatten. Dennoch heiratete Shaginai drei Jahre später die Schutzwächterin Isari. Deren erste Tochter, Violet, kam ein Jahr darauf zur Welt, war allerdings nicht geeignet als Lichterbin. Der Krieg wurde immer schlimmer, die Kämpfe aussichtslos. Wächter waren nur noch Kanonenfutter und so wurden sie immer weniger. Deren einzige Hoffnung war eine fähige Hikari, die eine Wendung bringen konnte.  

In der dunkelsten Stunde des Wächtertums wurden die Gebete erhört. Eine Hikari wurde geboren, die reiner war als alle ihre Vorgänger. Man behauptete sogar, sie wäre die leibhaftige Wiedergeburt Hikari-kami-samas. Hikari Akarui Tenshi Shinsetsu White. Von dem Tage an, an dem White in den Kämpfen teilnahm, nahm der Krieg eine ungeahnte Wendung ein. Niemand, nicht einmal ihr Vater, hätte dies jemals zu träumen gewagt. 

Und so, erhielten die Wächter wieder die Führung zurück… 

 

 

 

 

 

 

Völlig verwirrt schüttelte Green den Kopf. Ein übles Gefühl hatte sich in ihrem Körper ausgebreitet – ein Körper, der ihr kaum gehorchte und nur langsam das tat, was sie ihm befahl. Konzentration, sagte sie sich selbst: was war passiert? Ihr Körper musste sich zusammen nehmen – aber auch ihr Kopf. Alles musste sich zusammen nehmen… Konzentrier dich, konzentrier dich…  

Das erste was ihre Sinne vernahmen, als sie langsam wieder ihre Arbeit aufnahmen war der Geruch von frisch gemähten Gras, der ihr in die Nase stieg und sie spürte warmes, fast heißes Sonnenlicht auf ihrer Haut… und die Luft, es war schwül – es schien… Sommer zu sein, aber im Tempel war gar nicht Sommer? Im Tempel war… Herbst, oder so. Sie hatte noch nicht ganz verstanden wie das mit den Jahreszeiten im Tempel funktionierte – egal.  

Wo war sie?  

Weit entfernt konnte sie Gelächter von Kindern hören, Worte die gesprochen worden, einander zugeworfen… aber nicht in ihrer Sprache, sondern in irgendeiner anderen… warte, war das nicht Englisch?  

Langsam und auch ein wenig nervös öffnete Green die Augen und blinzelte erst einmal mühsam in die Sonne, starrte sie eine Weile an, ohne die Augen zusammen kneifen zu müssen, als suchte sie Halt an etwas, was sie kannte, ehe sie sich aufsetzte – und dann wurde ihr eins ganz klar: Sie war nicht mehr im Tempel. Und auch nicht auf irgendeiner anderen Insel. Sie war in der Menschenwelt. Aber… wie…  

Mit skeptisch verengten Augen blickte Green sich umher. Sie war auf einem langen Grundstück gelandet auf dem ein zweistöckiges Haus aus Holz gebaut worden war: ein freundlich wirkendes Haus, das fast von Efeu bedeckt wurde, ohne dabei ungepflegt auszusehen. Im Gegensatz dazu stand der Rasen, denn dieser ging Green fast bis zu den Knien, wie sie bemerkte, als sie sich aufrichtete – der Geruch von frischgemähten Gras kam also garantiert nicht von diesem Grundstück. Nein, Green sah nach links – es kam von dem Nachbarsgrundstück, wo alles ordentlich und sauber war. Dort lag nichts herum, so wie auf dem Grundstück auf dem sie gelandet war – hier wuchs nicht nur Gras und Unkraut ungehindert, sondern auch Spielsachen lagen herum und Green entdeckte auch eine ziemlich überfüllte Sandkiste, daneben eine selbst gemachte Schaukel, die an einem hohen Baum befestigt war. Hohe Tannen umgab die rechte Seite des Grundstücks, das das letzte Grundstück war, dass an dieser Straße lag. 

Fragend blickte Green sich herum; die Nervosität war verschwunden, denn auch, wenn sie immer noch verwirrt war… dieser Ort wirkte zu idyllisch um in ihr das Gefühl zu wecken, dass sie sich in Gefahr befinden würde. Zusammen mit den drei anderen Häusern lag dieses Haus richtig versteckt, umgeben vom einen prächtigen, grünen Wald, der wahrlich dazu einlud, dort spazieren zu gehen. Was für ein heimatlicher Ort, dachte Green und bemerkte, dass sie lächelte – und beim Klang der Kinder auch ein wenig eifersüchtig wurde. So etwas hätte sie auch gerne gehabt.  

Immer noch nach Anhaltspunkten suchend, wo sie eigentlich war, schenkte Green dem Haus wieder ihre volle Aufmerksamkeit und sah zur Terrasse, die ebenfalls überwuchert wurde von Pflanzen. Dort standen auch viele Pflanzentöpfe, einige davon waren leer, in anderen hingegen wucherten die verschiedensten Blumen. Mit einem Schmunzeln fragte Green sich, ob die Leute die in diesem Haus wohnten, sich denn keine Gartenschere leisten konnten, aber dann wurde sie auch schon vom Dach abgelenkt, denn an diesem hing die größte Sammlung von Windspielen die Green je gesehen hatte.  

Erst da merkte sie, dass sie nicht alleine war, denn auf der Terrasse saßen zwei Männer. Sofort ging Green in Deckung und erst nach einigen Sekunden, in denen sie sich im Gras versteckt hielt, schlich sie sich langsam weiter, um sich dann hinter dem Zaun zu verstecken, womit sie nur den älteren der beiden Männer sah. Ein wirklich älterer Herr wie es Green schien, denn seine schwarzen Haare hatten bereits damit begonnen sich grau zu färben und sein Gesicht wies schon die ersten Falten auf – und da waren auch ein paar Narben. Oh! Und ein fehlender Arm! Ob er ein Kriegsveteran oder so war? Sofort schloss Green auf einen Wächter, obwohl sie dafür keine konkreten Anzeichen hatte, denn er trug keine Uniform, sondern ein weißes Hemd – und sie war eindeutig in der Menschenwelt… 

 „Hast du wirklich verstanden wie wichtig es ist, dass du dich benimmst!? Wir reden hier immerhin nicht um irgendeine Wächterin!“ Aha! Also war sie doch unter Wächtern! 

„Bitte, Kanon, tu mir den Gefallen und stürz unsere Familie nicht in Schande! Ein Fehler und wir könnten entehrt sein! Es hängt alles von dir ab und dir muss bewusst sein, dass eine Uniform tragen dich noch lange nicht zum Elementarwächter des Windes macht…“ Elementarwächter des Windes? Aber Grey war doch… 

„… und du diesen ehrenhaften Titel erst einmal nur auf Probe erhalten hast – und besonders, dass du ihn jederzeit wieder verlieren könntest! Shaginai-samas Augen werden auf dir liegen, mein Sohn und nur weil es einmal geschafft habe ihn von deinen Qualitäten zu überzeugen, bedeutet es nicht, dass ich es ein zweites Mal kann.“ 

„Vater, wirklich, das weiß ich. Das hast du mir schon drei Mal erklärt! Ich brauche es kein viertes Mal!“ Warte--- warte--- Warum hörte sich das alles danach an als wäre sie… in einer anderen Zeit? In der Vergangenheit?! Aber wie das denn?! Wie war das überhaupt möglich, wie war das passiert?! Zeit war immerhin nicht ihr Element und das war wohl kaum ein Streich von Kaira! Was hatte sie zuletzt getan, was hatte sie zuletzt getan… Sie war in das Zimmer ihrer Mutter gegangen, hatte sich umgeschaut und… 

Und dann sprang ein Mädchen direkt durch Green durch als sie die Hand auf den Zaun legte und flink darüber sprang – mitten durch Green durch, sie war mitten durch Green durchgesprungen! Green stolperte rückwärts, stand auf, fiel aber sofort wieder ins Gras. Was zur Hölle--- 

„Kano! Du bist wieder da!“, rief das braungebrannte Mädchen, dessen blonde Zöpfe um sie herum wirbelten, als sie ihre Schultasche achtlos in die Ecke der Terrasse schmiss und sich dem Wächter um den Hals schmiss, den Green bis jetzt immer noch nur von hinten gesehen hatte. Der ältere Windwächter stöhnte auf, während die beiden anderen sich umarmten.   

„Ciel, bitte! Dein Bruder und ich haben etwas Wichtiges zu besprechen…“ 

„Oh, was hast du für eine hübsche Uniform an, Kano! Die steht dir aber gut!“  

„Wirklich, Ciel, Kanon und ich haben etwas Wichtiges…“ 

„Oh, danke, Ciel! Ich finde sie ein wenig gewöhnungsbedürftig.“ Während dieses Gespräch hin und her ging und der ältere Wächter von den beiden eifrig redenden komplett überhört wurde, stand Green wieder auf und kam aus dem hohen Gras hervor, immerhin hatte sie nun verstanden, dass sie ohnehin niemand sehen konnte – und schon weiteten sich ihre Augen, als sie nun den Mann sah, denn die beiden Kanon, beziehungsweise Kano nannten. 

Das war… Green fasste es nicht – das war Greys Vater! Kanori!  

Sie hatte ihn nur ein einziges Mal auf einem Foto gesehen, dennoch zwar jeder Zweifel ausgeschlossen, denn die Ähnlichkeit der beiden war verblüffend. Es war, als sähe Green einen jüngeren und kräftigeren Grey vor sich, minus der ungesunden Haut, denn dieser Wächter sah alles andere als kränklich aus. Er sah gesund und stark aus, mit einem lachenden, offenen Gesicht, eingerahmt von etwas zerzausten, schwarzen Haar. Aber genau wie Grey hatte auch er zwei längere Strähnen, die mit Haarbändern versehen waren – und, wie Green lange genug gesehen hatte, immerhin hatte sie für mehrere Minuten nur auf seinen Rücken gestarrt, einen Zopf der ihn auf den Rücken fiel.  

Ciel lachte über die Bemühungen ihres Vaters und schlang von hinten die Arme um Kanori herum:   

„Das gleiche wie immer, was, Papa? Was bin ich froh, dass ich kein Wächter bin! Wenn ich deine Vorträge hören müsste, würde ich verstauben!“ Das Stirnrunzeln auf Greens Gesicht wurde immer größer – wie, sie war kein Wächter? Aber sie hatte doch Kanori ihren Bruder genannt und den alten Wächter gerade Vater genannt – wie konnte sie da kein Wächter sein? Obwohl, warte – Ciel sah den beiden Windwächtern nicht sonderlich ähnlich. Bei den beiden Wächtern sah man deutlich, dass sie verwandt waren – sie aber stach irgendwie heraus… nicht nur wegen ihrer braunen Haut, sondern auch wegen ihren blonden Haaren und ihren braunen Augen, denn die Augen von Vater und Sohn waren hellblau; dasselbe Himmelblau wie das von Grey.   

„Kano, musst du heute etwa schon wieder los? Ich dachte das wäre verschoben worden… Heute sind doch die Sommerferien angefangen!“ 

„Du weißt doch, ein Wächter hat keine Ferien“, antwortete Kanori mit einem entschuldigenden Lächeln. Green war sprachlos: sogar seine Stimme ähnelte der von Grey.  

„Nur weil die Hikari es sagen, musst du wieder dahin…“  

„Deren Wort ist Gesetz. Ich kann mich nicht beugen, so gern ich es auch wollte! Glaub mir Schwesterherz, ich würde wirklich gern die Sommerferien mit dir zusammen verbringen!“ Mit einem kleinen Donnerwetter mischte sich nun sein Vater ein: 

„Das will ich nicht gehört haben! Bei all den Anstrengungen, die wir in den letzten Monaten in deine Beförderungen gesteckt haben! Muss ich dich daran erinnern wie knapp die Entscheidung ausfiel und wie sehr Shaginai-sama eigentlich gegen deine Ernennung ist?! Und mit dieser Einstellung, die du da an den Tag legst, zwingst du mich fast ihm zuzustimmen!“ Angesichts der offensichtlichen Wut seines Vaters setzte Kanori ein schmollendes Gesicht auf, was Green zu einem kleinen Kichern brachte. Er war ihr sympathisch!  

„Ich hasse die Hikari!“, rief Ciel plötzlich aus und dann brach das wahre Donnerwetter erst aus: 

„Ciel! Das will ich nicht gehört haben!“ Doch bevor ihr Vater noch etwas sagen konnte, gab sie ihren Bruder einen Kuss auf die Wange und das Mädchen verschwand lachend ins Haus – ihre Schultasche hatte sie liegen gelassen, nun, das hätte Green auch getan. Es waren ja scheinbar Ferien!   

„Dann lass uns aufbrechen, Kanon. Zu spät kommen wäre sehr gegen meine Intentionen – wenn du denn überhaupt noch vorhast Elementarwächter und Leibwächter der Hikari zu werden!“ Kanori lachte, stand aber auf und klopfte seinen Vater beruhigend auf die Schulter. 

„Aber natürlich will ich das, Vater. Und ich verspreche dir, ich werde der Eien-Familie keine Schande bereiten.“  

 

 

Das waren die letzten Worte, die Green von Kanori hörte – ehe alles schwarz geworden war. Etwas ängstlich blickte die Hikari sich herum, aber da spürte sie schon, dass sie keine Angst zu haben brauchte. Es war keine gefährliche Dunkelheit; sie war warm und wohltuend – und dort, in der Dunkelheit war ein kleiner Punkt erhellt, dort, wo zwei Personen gegenüber von einander saßen. Ein Mann und eine Frau, sachte erhellt von einem warmen Licht. Kanori und… ihre Mutter. Zwischen ihnen stand die Spieluhr und wieder hörte Green das traurige Lied, aber die beiden… sie lächelten einander an.  

„Es ist ein trauriges Lied“, hörte White ihre Mutter sagen.  

„Ich möchte dich damit aber nicht traurig machen, White.“ Er legte seine Hände auf ihre und Green… sie wusste nicht warum, aber irgendwie… rührte sie dieses Bild, dieses kleine, einfache Bild, diese so sanfte Erinnerung, die so warm war.  

„Im Gegenteil. Ich möchte, dass du Lächeln kannst, wenn du diese Melodie hörst. Ich habe all unsere Erinnerungen mit der Hilfe von Aermis darin gespeichert. Wir können sie so immer wieder erleben, immer wieder über unsere dummen Fehler lachen und aus ihnen lernen – unseren Kindern zeigen, wenn sie so weit sind.“ Green spürte Tränen in den Augen – sie wusste nicht warum. Sie kannte Kanori doch gar nicht… und ihre Mutter… eigentlich kannte sie sie doch auch nicht. Und jetzt erhielt sie Zugriff auf ihre Erinnerungen? War das nicht… falsch? Tat sie nicht etwas Falsches? Sie und White… sie kannten sich doch eigentlich gar nicht, dachte Green und spürte, wie sich plötzlich eine Träne aus ihren Auge löste. Ihre Mutter – sie kannte sie nicht. Ihre Mutter, die sich bei ihr entschuldigt hatte, immer und immer wieder, ihre Mutter, die sie in den vier Monaten kein einziges Mal besucht hatte und wofür Green eigentlich gar nicht so wütend war, wie sie es eigentlich sein konnte – denn sie… sie hatte sie ja auch nicht besucht. Sie könnte es – aber sie traute sich nicht. Sie trauten sich beide nicht. Daher kannten sie sich nicht. Daher war Green dieses warme Lächeln auf dem Gesicht ihrer Mutter so fremd, so fremd.  

Ob sie die Geschichte, die die Spieluhr zu erzählen hatte noch aufhalten konnte?  

Vielleicht, aber sie wollte es gar nicht.  

Vielleicht… lernte sie jetzt ihre Mutter kennen.  

Vielleicht würde sie sich dann trauen ihr gegenüber zu treten und vielleicht würde sie dann ebenfalls dieses warme Lächeln sehen, hervorrufen, dass White nun Kanori schenkte.  

 

Alles was sie tun musste war, sich fallen zu lassen.  

 

 

„Guten Morgen!“  

„Guten Morgen, Hikari-sama…“ 

„Euch auch einen Guten Morgen, Teresa, Aisa…“ 

„Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Guten Morgen, Hikari-sama!“ 

„Danke, gleichfalls, Jeraf.“ 

„Hikari-sama! Guten Morgen!“ 

„Ferel, Guten Morgen.“  

Jeder Tag begann auf dieselbe Art; sobald White nur einen Schritt aus ihrem Turmzimmer machte und die eigentlichen Korridore des Tempels erreichte, wurde sie links und rechts von „Guten Morgen“ begrüßt. Es gehörte zu ihrem Tagesablauf, dass sie dieses „Guten Morgen“ von ihrem Zimmer an, bis zu ihrem Ziel begleitete – aber obwohl es eine festgefahrene Angewohnheit war, war es doch eine ermüdende Angewohnheit. Aber dennoch lächelte White stets, grüßte jeden der vielen Wächter mit einem Lächeln zurück. Schenkte ihnen das strahlende Lächeln für das sie bekannt war und was man von ihr erwartete.  

Nach vier weiteren „Guten Morgen“-Grüßen blieb White stehen, denn sie hörte wie jemand auf sie zu gerannt kam – jemanden, den White schon erkannte bevor er überhaupt bei ihr angekommen war, denn seine energische Aura war selbst unter den anderen, anwesenden Wächtern nicht zu verkennen. Sie strahlte förmlich hervor wie eine Fackel. Mit einem breiten Grinsen tauchte jener feuerroter Haarschopf neben White auf, salutierte und tat dasselbe was die anderen Wächter ebenfalls schon getan hatten: 

„Jo, Hikari-sama! Guten Morgen!“ White fühlte wir wie ihr Lächeln bei diesem gefühlt 30igsten Mal ein wenig steif wurde, allerdings wurde es von seiner Heiterkeit schnell wieder aufgelöst.  

„Guten Morgen, Hirey…“  

„Ihr seht heute aber gar nicht gut aus! Und das wo wir fünf Stunden schlafen konnten! Stimmt etwas nicht?“  

„Nein, alles in bester Ordnung, ich bin nur…“ Hirey fiel ihr ins Wort:  

„Angenervt? Von dem ewigen „Guten Morgen“? Kann ich verstehen! Ich finde es sowieso sehr beachtlich wie Ihr Euch die ganzen Namen merken könnt…“ Ehe er weiterreden konnte, schob ihn der Offizier des Wassers beiseite und verkündete, mit einer gänzlich übertriebenen Geste: 

„Hikari-sama! Ich wünsche Euch einen gesegneten Morgen! Aber wenn ich Euch sehe, kann es ja nur ein schöner Morgen werden! Es ist als würde ein Licht den Morgen erhellen!“ Hirey schielte ihn belustigt an, allerdings nur kurz, ehe er den Offizier dann an seinen Umhang packte: 

„Schleim woanders, Kikares! Hikari-sama und ich müssen zur Versammlung, also: Hopp, mach den Weg frei! Aber ein bisschen plötzlich!“ Ohne auf eine Antwort zu warten, drängte Hirey guter Dinge sich an ihn vorbei und White folgte ihm – natürlich nicht ohne dem etwas überrumpelten Kikares ebenfalls einen Guten Morgen zu wünschen.  

„Man sollte meinen, dass Kikares langsam mal verstanden hat, dass man so nicht um Eure Hand anhalten kann. Die Prozedur ist doch allgemein bekannt – traut er sich nicht Shaginai anzusprechen oder wie?“ White antwortete nicht, schwieg sogar kurz, was Hireys Grinsen dazu brachte zu verschwinden: 

„Es ist nicht nur wegen dem ständigen „Guten Morgen“, dass Ihr heute keine gute Laune habt, oder, Hikari-sama?“ White schreckte auf – anscheinend war sie wirklich in Gedanken gewesen, denn kurz sah sie ihren Elementarwächter des Feuers verwirrt an. 

„Ist es wegen unserem Zuwachs? Der sollte doch heute kommen, wenn ich mich nicht vertan habe?“ 

„Oh, du meinst wegen Kanori-san?“ White schüttelte den Kopf, wurde dann von Hireys Lachen überrumpelt und fuhr beinahe erschrocken zusammen: 

„“Kanori-san“?! Ahahaha, ich glaube bei Kano braucht Ihr kein Suffix, Hikari-sama!“  

„“Kano“? Du kennst ihn, Hirey?“  

„Klar! Kano und ich waren im selben Jahrgang. Ich frage mich wie der Kerl es geschafft hat überhaupt in die Nähe eines Elementarwächterranges zu kommen, nachdem was er angestellt hat…“ „Angestellt“? White wunderte sich über dieses Wort – es klang so negativ. Sie hatte sich bis jetzt noch nicht viele Gedanken um ihren neuen Elementarwächter des Windes gemacht, aber er war Katarons Sohn und somit eigentlich von Geburt an berechtigt den Titel zu tragen. Es war doch ganz natürlich, dass er den Posten seines Vaters übernehmen würde, nun, da Kataron nicht mehr kämpfen konnte?  

„Habt Ihr ihn denn noch gar nicht gesehen?“ White schüttelte den Kopf. 

„Ich habe gehört unser neuer Elementarwächter musste in den letzten Wochen einen Eignungstest nach dem anderen auf Sanctu machen“ Eignungstest? Das klang wirklich nicht so überzeugend, aber ihr Vater hatte die Ernennung abgesegnet, also brauchte White sich eigentlich keine Gedanken zu machen, ganz egal was ihr neuer Elementarwächter angeblich angestellt hatte  

„Ich muss gestehen, dass das ganze etwas an mir vorbei gegangen ist“, antwortete White, nachdem sie wieder zwei vorbei gehende Wächter gegrüßt hatte.  

„Ist ja auch kein Wunder – es geht alles an einem vorbei was hier auf unseren schönen Inseln passiert wenn man einen Monat in der Dämonenwelt gewesen ist! Ich setze immer meinen Tempelwächter darauf an Ohren und Augen für mich offen zu halten – eigentlich müsst Ihr Euren Tempelwächter nur Fragen, die wissen doch sowieso meistens besser Bescheid als wir!“ Hirey lachte heiter und White fühlte sich ein wenig beruhigt – es war also nur ein Gerücht… 

„Aber wenigstens waren wir erfolgreich und konnten die Dämonen ordentlich Feuer unter dem Hintern machen – aber ich habe immer noch das Gefühl, dass ich nach Schwefel stink!“ White wollte ihn schon versichern, dass er sich darüber absolut keine Sorgen zu machen brauchte, als sie auch schon angekommen waren – im Versammlungsraum in der dritten Etage des Tempels, dem größten und bestausgestatteten Versammlungsraum im Tempel, einzig und allein vorgesehen für die Elementarwächter und daher allmorgentlicher Treffpunkt der momentan Acht Elementarwächter, wo die anderen Elementarwächter auch schon auf Hirey und White gewartet hatten.  

Hirey schwang sich sofort auf den roten Stuhl des Elementarwächters des Feuers und White steuerte auf ihren weißen zu, als die Tür sich hinter ihr noch einmal öffnete und zwei weitere fehlende Mitglieder in der Tür auftauchten. Zuerst Whites Elementarwächter des Klimas, Azai, der auch gleichzeitig ihr geschätzter Leibarzt war, hereingestürmt:       

„Ich habe verschlafen! Entschuldigt die Verspätung!“ Hirey, der eben noch seinen besten Freund und Elementarwächter der Erde, Izerin begrüßt hatte, lehnte sich nun über seinen Stuhl und sah Azai feixend an: 

„So wie du aussiehst warst du eher bei Mizuno, als dass du verschlafen hast…“ Der Angesprochene wurde knallrot und fuhr fahrig durch die Haare, womit er auch bemerkte, dass er vergessen hatte sich diese zu kämmen, was Hirey nur zu einem noch breiteren Grinsen brachte – welches dann allerdings steif wurde, als eine weibliche Stimme sich räusperte und Hirey seine große Schwester hinter Azai entdeckte: Mizuno, die Elementarwächterin des Wassers.   

„Hirey-kun! Das Privatleben deiner großen Schwester geht dich überhaupt nichts an!“ Schuldbewusst, aber immer noch leicht grinsend wandte Hirey sich wieder ab und nahm, genau wie die beiden Neuankömmlinge des Elementarwächterteams auf ordentliche Manier seinen Platz ein.  

Lächelnd begann White damit ihre Elementarwächter zu begrüßen, die alle ihr Lächeln und ihre Begrüßung erwiderten. Die Hikari schätzte sich sehr glücklich, dass sie zu diesem Team gehören durfte – sie war glücklich und stolz deren Elementarwächterin des Lichts zu sein und stolz und froh darüber sie ihre Mitstreiter nennen zu dürfen. Jeder einzelne von ihnen war ihr Freund und mit jedem von ihnen verstand sie sich bestens. Es gab keine Unebenheit, keine ungeglättete Woge zwischen ihnen. Sie waren ein Elementarwächterteam das nicht nur durch Pflicht, sondern auch durch Respekt und Freundschaft aneinander gebunden war und jedes Mal, wenn einer ihrer Familienmitglieder White für ihr gut ausgewogenes Team lobte, fühlte sie sich von Stolz erfüllt.  

„Ich hoffe ihr habt Euch alle nach unserer gestrigen Heimkehr gut erholt.“ Hier und da wurde genickt: Mizuno und Azai lächelten sich verstohlen an – obwohl sie einen Sohn hatten, taten sie manchmal immer noch so, als hätten sie sich erst kürzlich getroffen und als wären sie gerade frischverliebt. 

„Sai war ganz aus dem Häuschen“, erzählte Mizuno und Azai ergänzte: 

„Es hat sehr lange gedauert bis wir ihn ins Bett bekommen konnten.“ Hirey lachte: 

„Und bei mir erst! Mein Sohnemann wollte mich gar nicht mehr loslassen!“ Jetzt war es Hirey der feixend angrinst wurde, nämlich von Izerin, der ihm gegenüber saß: 

„Oder warst es eher du, der ihn nicht gehen lassen wollte, huh, Hirey?“ Der Angesprochene wurde leicht rot, verneinte allerdings nicht.  

„Wie geht es Kataron-san, Yuri-san?“ Diese Frage Whites richtete sich an ihre Elementarwächterin der Natur, die neben Izerin saß. Eine wahre Schönheit, mit langem, seidigem schwarzen Haar und hellen grünen Augen. Ein ungewöhnliches Aussehen für eine Naturwächerin, aber manchmal kam es vor, dass man nicht nach dem Elternteil kam, von dem man das Element geerbt hatte. Selten, aber solche Fälle existierten auch.   

„Den Umständen entsprechend geht es meinem Sturkopf von einem Vater gut. Er muss sich natürlich noch daran gewöhnen, dass ihm ein Arm fehlt, aber ich bin zuversichtlich, dass er auch das schaffen wird.“ White freute das zu hören: Kataron war das älteste Mitglied der Elementarwächter gewesen – er hatte noch Shaginai gedient. Mit seinen 46 Jahren war er ein sehr kampferprobter Wächter gewesen, den White immer gerne an ihrer Seite gewusst hatte, aber er hatte den Ruhestand wahrlich verdient, obwohl er sicherlich noch länger gekämpft hätte, wäre da nicht dieser eine Dämon gewesen, der ihn den Arm abgerissen hatte, in Kombination mit jenen einen Mal, als White ihn nicht schnell genug hatte heilen können, da sie an einem anderen Ort gekämpft hatte, womit sein Arm verloren gewesen war. Das war kurz vor ihrem Schlachtzug in die Dämonenwelt geschehen; seitdem war der Platz des Elementarwächter des Windes freigeblieben. Ein wenig nachdenklich blickte White auf den freien Platz Katarons – der graue, geflügelte Stuhl des Windwächters. Was Kanori wohl für ein Wächter war? White kannte ihre Elementarwächter nun schon so gut, es kam ihr ein wenig befremdlich vor dort unter ihnen bald ein neues Mitglied zu sehen, aber sie vertraute dem Urteil ihres Vaters, weshalb sie sämtliche Gerüchte Hireys auch schon aus dem Kopf geschlagen hatte. Wenn ihr Vater ihn als neuen Elementarwächter bestimmt hatte, dann hatte  das schon seine Richtigkeit.       

„Wann soll Kanori eigentlich eintreffen?“, fragte Mizuno in die Runde und White antwortete: 

„Ich treffe unser neues Mitglied um 13 Uhr.“ Yuri kicherte ein wenig in sich hinein: 

„Ciel hat mir mitgeteilt, dass Vater ihn begleitet – er glaubt wohl, dass Kanon sich sofort blamieren wird!“ Whites Lächeln verschwand – das… klang aber gar nicht gut. Hirey lachte nur: 

„Ja, das kann ich mir vorstellen. So einen Unruhestifter würde ich auch an der kurzen Leine halten wollen.“ Unruhestifter? Kanori war Unruhestifter? Bis zu diesem Zeitpunkt hatte White sich wahrlich keine allzu großen Gedanken gemacht; das jetzt aber zu hören machte sie doch langsam ein wenig unruhig. Sie hatte Hirey zwar vorhin noch gesagt, dass Kanori nicht der Grund war, weshalb sie sich Gedanken machte – aber scheinbar hätte sie sich mehr Gedanken machen müssen? Aber Shaginai hatte auch ihre jetzigen Mitglieder ausgesucht; es gab keinen Grund zur Sorge…  

„Mal eine ganze andere Frage“, begann Izerin sich demonstrativ ein wenig nervös umsehend: 

„Wo ist eigentlich Violet?“ White horchte auf und antwortete ihrem Erdwächter:    

„Nee-sama wird wohl noch schlafen.“ 

„Typisch“, begann Yuri,  

„Sie wahrlich verschläft immer!“  

„Oder sie hat keine Lust“, kicherte Mizuno.  

„Ist doch egal. Wir haben ja sowieso kein wichtiges Thema!“, antwortete Hirey. Azai räusperte sich, anscheinend fand er schon, dass sie wichtige Themen zu besprechen hatten:  

„Der neue Impfstoff ist im Übrigen eingetroffen, während wir in der Dämonenwelt tätig waren. Ich würde die Impfung gerne im Anschluss durchführen.“ Mit einem Schlag wurde Hirey wich sämtliche Farbe aus Hireys Gesicht:  

„I-Ich glaube ich werde Vio mal wecken gehen!“ Mizuno hielt den nun plötzlich sehr ängstlich wirkenden Feuerwächter zurück und Izerin hob halb grinsend, halb tadelnd die Augenbraue:  

„Das ist doch nur ein minimaler Picks! Der wird dich schon nicht umbringen.“  

„Du musst meine Hand halten!“ 

„Ich halte hier überhaupt nichts! Stell dich nicht so an, sogar dein Sohn macht nicht so einen Aufstand wie du, Hirey! Außerdem: wie oft musste Azai dir in der letzten Etappe unserer Schlacht schon Dämonenklauen aus dem Körper holen? Da jammerst du auch nicht.“ Wie deutlich man Hirey nicht ansah, dass dieser fand, dass das was ganz anderes war – aber er kam nicht dazu seinem Freund dies auch zu antworten, denn in diesem Moment klopfte es an der Tür und das erheiterte Lächeln auf Whites Gesicht verschwand sofort, denn sie spürte, dass es ihr Tempelwächter war – und das konnte nur eins bedeuten.   

„Verzeiht die Störung.“ White winkte lächelnd mit der Hand ab und bemühte sich darum sich nichts anmerken zu lassen: 

„Was ist denn, Irizz?“ 

„Ihr habt eine Botschaft aus dem Jenseits, Hikari-sama. Sie ist soeben eingetroffen.“ 

„Ich nehme an von meinem Vater.“ Irizz verneigte sich, die anderen Elementarwächer lauschten neugierig blinzelnd.  

„Ja. Er wird gleich hier sein.“  

„Ich komme.“ Ein kleines Seufzen konnte White nicht zurückhalten, ehe sie sich aufrichtete, sich von ihren Elementarwächtern entschuldigte und dann ihrem Tempelwächter folgte.   

Ihr Team sah ihr hinterher.  

„Was Shagilein wohl will?“ 

„Nenn ihn nicht so, Hirey-kun. Wenn er das hört, stellt er dich noch vors Kriegsgericht“, gebot Mizuno mit erhobenen Zeigefinger.   

„Aber Hikari-sama ist doch sofort nach unserer Rückkehr ins Jenseits gegangen um direkten Bericht zu erstatten?“ Fragen blickte Yuri ihre Kollegen an. Azai faltete die Hände und erwiderte: 

„Vielleicht handelt es sich um ihren nahenden 17ten Geburtstag.“ 

„Du meinst, einen Verlobten? Das kann ich mir gar nicht vorstellen... Shaginai lehnt doch jeden Anwärter ab“, spekulierte Mizuno und Izerin fügte hinzu: 

„Ich kann mir überhaupt niemanden an Hikari-samas Seite vorstellen.“ 

„Im Endeffekt geht es uns nichts an. Also lass uns… Hirey! Du bleibst gefälligst hier! Izerin! Halt ihn zurück!“ 

 

 

Der verabredete Treffpunkt war ein Pavillon in den riesigen Gärten des Tempels. Es war ein angenehmes Wetter und White genoss die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer bleichen Haut, während sie über die Steinfließen durch die Blumen und ordentlich zurechtgeschnittenden Büsche schlenderte. Ein paar Wächter kreuzten ihren Weg, ein automatisches Grüßen wurde ausgetauscht, Köpfe verneigten sich, White lächelte - aber ihr war nicht nach einem Lächeln zumute und obwohl ihr Mund ein solches zeigte, zeigten ihre Augen etwas anderes, als sie hilfesuchend in die Sonne hinaufblickte, als könnte diese ihr helfen.  

Aber natürlich konnte sie es nicht und seufzend ließ White sich auf der obersten Stufe der Treppe nieder, die zum Pavillon hinaufführte. Sie hatte nicht mehr viel Zeit zum Seufzen; wenn Shaginai sich angekündigt hatte, folgte sein Besuch eigentlich in der Regel auch sofort. Er ließ nie viel Zeit verstreichen, immerhin waren sie im Krieg und im Jenseits gab es viel zu besprechen, besonders nach ihrem langen Schlachtzug - sie hatten gesiegt und dieser Sieg musste schnell genutzt werden um weiter auf diesem aufzubauen.  

Ihre Gedanken an Krieg verblassten ein wenig, als White ihren Blick wieder abwandte von der strahlenden Sonne und hinunter sah in den Garten, der sich vor unter ihr erstreckte, denn der Pavillon lag auf einem kleinen Hügel, von wo aus man eine gute Aussicht hatte über die Gärten. Die Kinder spielten Ball; die zwei Kinder die sich nur wage Bilder machen konnten von dem Krieg, in den sie bald hinein gezogen werden würden, denn auch diese beiden Kinder gehörten zu Whites Elementarwächterteam, beziehungsweise, würden es bald tun, sobald sie das kriegsfähige Alter erreicht hatten: der Elementarwächter der Illusionen, Thalion, zusammen mit der Elementarwächterin der Zeit, Yuna, die dort freudig und unbekümmert miteinander spielten, jenseits aller strategischer Gedanken um den nächsten Kriegsschritt. Sie bemerkten Whites Anwesenheit, winkten ihr freudig zu, White winkte zurück und sie wandten sich wieder ihrem Spiel zu.  

Dann hob White den Kopf, denn ihr feinfülliges Gefühl sagte ihr, dass ihre große Schwester einer der anderen Treppen zum Pavillon hinaufgegangne war und tatsächlich - als sie den Kopf nach hinten wandte, sah sie ihre große Schwester Violet hinter ihr stehen, die sich kurzerhand neben ihr auf die Stufen setzte - und erst einmal herzhaft gähnte, ehe sie ihr einen „Guten Morgen“ wünschte.  

Violet war das genaue Gegenteil von White. Sie war aufbrausend, hatte das Temperament Shaginais Geerbt, war für jeden Spaß bereit und verabscheute - im Gegensatz zu White - das Lernen und obwohl sie Shaginais Tochter war, kannte sie von den Regeln nur einen Bruchteil. Doch trotzdem – oder gerade deshalb - war sie eine liebenswerte Person und White schätze ihre Gegenwart sehr. Violet erinnerte sie zu gern daran, dass es auch ein „Leben“ gab, was die Lichterbin öfters zu verdrängen versuchte.   

„Was tust du eigentlich hier, White-chan?“ White konnte nicht drum herum zu schmunzeln wenn Violet sie so nannte, immerhin war sie somit die einzige, die sie nicht „Hikari-sama“ nannte - mit Ausnahme deren Vaters natürlich. Aber obwohl White schmunzelte war sie dennoch verwundert über die Frage - sie hätte gedacht, Violet wüsste es und wäre deshalb gekommen. War Violet etwa nur hier, weil sie Whites Aura gespürt und sich an dieser orientiert hatte? Gab es denn etwas zu besprechen?   

„Ich genieße die Sonne, solange bis Vater…“ Kaum wurde deren Vater erwähnt begannen Violets Augen auch schon groß und strahlend zu werden, doch sie kam nicht zum Antworten, denn in genau diesen Moment kam ein Ball angeflogen - direkt auf White zu, der wohl auch mit ihrem Gesicht kollidiert wäre, wäre da nicht Violets Hand hervorgeschossen um diese „Attacke“ abzufangen. Sofort war die Schutzwächterin auf den Beinen. 

„Hej! Wenn ihr Knirpse nicht einmal einen Ball unter Kontrolle halten könnt, wie wollt ihr denn euer Element kontrollieren?!“ Die Kinder brachten sich schnellstens vor Violet in Sicherheit, die sofort auf sie zu gerannt kam, denn nicht nur White kannte das Temperament ihrer Schwester. Schnell hatte Violet die zwei Kinder allerdings eingeholt und die gerechte Strafe folgte zusammen mit lauten Kindergelächter - denn Violet hatte angefangen sie durchzukitzeln.  

Auch White konnte sich, genau wie die Kinder, nicht zurückhalten und ungewollt löste sich ein leichtes Kichern von ihren Lippen. An sich war dies nichts Besonderes. Ein Lächeln war sie immerhin gewohnt - aber ein Kichern?  Das war doch…  

„Ihr habt ein wirklich schönes Lachen, White-sama!“   

White verstummte sofort, sie kannte die Stimme nicht und in ihrer Ablenkung hatte sie auch nicht bemerkt wie sich ihr eine Aura genähert hatte, weshalb ihr umdrehen ein wenig zögernd, ja, nervös war. Hinter ihr stand ein junger Mann, zirka vom gleichen Alter wie ihre Schwester. White blinzelte den unbekannten an, sah in sein himmelblaues Augenpaar, blinzelte noch einmal - und war nicht in der Lage irgendetwas zu erwidern. Sie sollte etwas sagen, irgendetwas, sie wusste doch, wie sie auf Komplimente zu reagieren hatte, aber unbewusst starrte sie ihn an, brachte nicht einmal ein Lächeln zustande. Anders als er - er lächelte. Ein warmes Lächeln, das auch noch auf seinem Gesicht bestehen blieb, als er sich lässig verbeugte und dann an White vorbei, die Treppe herunter ging. Wer war das?    

Beschämt über ihre unziehrliche Reaktion sprang White sofort auf die Füße, kaum, dass er ihr den Rücken zugekehrt hatte und die Frage, wer er war, stellte sie sich nicht länger, denn kaum, dass sie aufgesprungen war, schoss ihr die Information, die ihr gerade noch gemangelt hatte, durch den Kopf. Kanori! Dieser Mann war Kanori! Ihr neuer Elementarwächer - a-aber deren Treffen war erst für 13 Uhr vorgesehen, was tat er hier schon, hier, wo sie sich mit ihrem Vater…  

Völlig verwirrt von dieser abrupten Planänderung schaute White Kanori hinterher; sah zu wie er lässig einige Stufen herunter sprang, ehe er bei Violet ankam. Als diese ihn erblickte, hellte ihr Gesicht erfreut auf und die Beiden umarmten sich - also kannten auch sie sich. Sofort redeten die beiden munter los und schienen sich zu necken, während White immer noch auf den Treppenstufen verharrte, als wäre sie angewurzelt.  

Aber schnell bewegte sich ihr Körper wieder, genau wie Violets die plötzlich, als hätte sie sich teleportiert, neben ihr erschien - aber nicht lange, denn schon warf sie sich lachend um Shaginais Hals.  

„Papaaaaaaaaa!“ Und da war er wieder – der Moment, in dem White sich fragte wie Violet das tat: nicht nur, dass ihr Vater Violet ebenso freudig in die Arme schloss wie umgekehrt, so lächelte auch – lachte, wirkte für einen kurzen Moment völlig ausgelassen. Wie machte sie das bloß… White wusste es nicht. Sie wusste nur, dass sie sich auf jeden Fall nicht traute sich ihrem Vater um den Hals zu werfen.   

 „Guten Morgen, Vater“, sagte sie stattdessen und versuchte dabei auch erfreut zu klingen. Doch obwohl sie sich größte Mühe dabei gab, war Shaginais Lächeln verschwunden, als er seinen Blick von Violet abwandte und seine zweite Tochter ansah. Er ließ Violet los, seine Ausgelassenheit war verschwunden und zurück blieb die gewohnte Ernsthaftigkeit eines Hikari.  

„Guten Morgen, White.“ Die Angesprochene deutete eine leichte Neigung mit dem Kopf an und wandte sich Shaginais Begleitung zu um ihn ebenfalls zu begrüßen – Kataron.  

Sobald sich ihre Augen getroffen hatten, verneigte dieser sich, seine übrig gebliebene Hand auf sein Herz legend, nachdem White auch ihm einen Guten Morgen gewünscht hatte.  

„Ich wünsche Euch ebenfalls einen Guten Morgen.“ 

„Es freut mich Euch so wohlauf zu sehen, Kataron-san“, erwiderte White, ihr Lächeln beibehaltend, obwohl sie eigentlich ziemlich verwirrt war. Warum waren Kataron und sein Sohn denn schon hier? Ihr Vater hatte ihr doch gestern im Jenseits gemeint, dass er ihr etwas zu verkünden hatte, weswegen sie eigentlich angenommen hatte, dass sie alleine miteinander sprechen würden und nicht… wenn andere dabei waren.  

„Vielen Dank, Hikari-sama, man gewöhnt sich leichter daran, als man denkt.“  

„Alles andere hätte mich bei dir auch überrascht“, mischte sich nun Shaginai ein: 

„Trotzdem ärgerlich, dass du nicht länger Mitglied der Elementarwächter sein kannst, Kataron.“ 

„Das nehme ich als Kompliment“, antwortete Kataron lächelnd und Shaginai schien es auch als eines gemeint zu haben – man merkte ihnen an, dass sie alte Kampfgefährten waren: 

„Deinen Sohn kann ich allerdings nicht komplimentieren…“ Katarons Lächeln wurde umgehend steif, dabei war Shaginai noch gar nicht fertig: 

„… hat er nicht gerade White mit ihrem Vornamen angesprochen?“  

„Oh, ja, das mag sein, Shaginai-sama. Ich entschuldige mich auf den Wegen meines Sohnes! Er ist die Umgangsformen hier im Tempel noch nicht gewohnt…“  

„Das hat nichts mit dem Tempel zu tun. Das ist allgemeine Höflichkeitslehre.“  

„Natürlich, Shaginai-sama…“  

„Vater, ich habe mich nicht…“ Aber da mischte sich nun Violet ein: sie hatte lange genug ruhig zugehört und lange genug zugesehen wie Shaginai seine Aufmerksamkeit anderen zuwandte – und das ging nicht, jedenfalls nicht, wenn sie noch eine Rechnung offen hatten! 

„Papa! haben noch eine Rechnung offen! Ich hoffe jawohl, dass du das nicht vergessen hast! Denn das nächste Mal…“ Sie platzierte ihren Zeigefinger herausfordernd auf der Brust ihres Vaters: 

„…bringe ich dich in die Hölle! Darauf kannst du dich verlassen!“ Wieder verlor Shaginai für einen Moment seine ernste und oftmals starre Miene, als Violet eines ihrer gemeinsamen Lieblingsthemen aufbrachte: ihr Lieblingsspiel, ein strategisches Brettspiel, namens: „Himmel und Hölle“. Ein Brettspiel, welches nicht nur bei ihnen sehr beliebt war, sondern auch bei anderen Wächtern: es war das wohl meist gespielte Spiel unter den Wächtern, kaum ein Wächter, der es nicht spielen konnte. Ein Spiel bei dem es darum ging, dass man die Länder der Menschenwelt von den schwarzen Spielfiguren, den Dämonen, befreien musste – und das schneller als der andere Mitspieler. Wem dies nicht gelang, landete in der „Hölle“, der Gewinner im „Himmel“. Shaginai und Violet spielten dies mit leidenschaftlicher Freude; White dagegen konnte dem Spiel nicht viel abgewinnen, sie schaute lieber Hirey und Izerin lieber beim Schachspielen zu. Denn da Shaginai und Violet beide Temperamentbündel waren – dazu schlechte Verlierer – endeten deren Spiele meistens in laute und hitzige Diskussionen, wo niemand gerne im Zimmer sein wollte.  

„Tut mir Leid, Violet, aber heute habe ich keine Zeit. Ich muss mit deiner Schwester sprechen. Das müssen wir auf später verschieben.“ Die Angesprochene sah zutiefst beleidigt aus, doch fügte sich dem Wunsch ihres Vaters, auch wenn es ihr nicht zu gefallen schien: sie warf sogar Kataron einen etwas finsteren Blick zu, als wolle sie deutlich machen, dass sie es ungerecht fand, dass er bleiben durfte, sie aber offensichtlich weggeschickt wurde. Sie wartete sogar noch eine Sekunden, als ob sie darauf lauerte, dass Shaginai seine Meinung ändern würde, aber das tat er nicht und mit einem „Schon gut, schon gut!“, drehte sie sich auf den Hacken herum und hopste die Treppen herunter.  

Mit einem etwas mulmigen Gefühl sah White ihr hinterher, sah dabei zu, wie Violet Kanori im Vorbeigehen einen Klapps auf den Rücken gab, ein paar Worte austauschte, ehe sie Richtung Tempel verschwand und Kanori sich wieder den Kindern widmete. Warum war er schon hier? Und warum war der kleine Frühstückstisch auch für Kataron gedeckt worden – was hatte Shaginai mit ihr zu besprechen und was hatte das mit den beiden Windwächtern zu tun? Komischerweise war für Kanori nicht gedeckt worden und weder Shaginai noch Kataron deuteten irgendwie an, dass man ihn rufen sollte. Es war also wirklich ein Gespräch nur… unter ihnen. Handelte es um Kanoris Stellung als Elementarwächter? Aber dann hätte Violet doch anwesend sein können…  

„Also, Vater, was hast du mit mir zu besprechen?“, fing White nun ohne Umschweife an, sobald sich die drei Wächter an den Tisch gesetzt hatten und Irizz White und Kataron Tee eingeschenkt hatte – für Shaginai musste er natürlich keinen einschenken. Ein toter Hikari konnte weder Nahrung noch Getränk zu sich nehmen, selbst wenn er es gewollt hätte. Und White wusste, dass Shaginai es eigentlich gerne wollte, auch wenn er sich nichts anmerken ließ – zu Lebzeiten war er ein Feinschmecker gewesen.  

„Uns wurde Bericht erstattet, dass du gleich zu Beginn des letzten Ausrottungsfeltzuges einen Schwächeanfall erlitten hast – mitten im Kampf.“ 

„Das ist wahr.“ 

„Warum hast du das nicht selbst berichtet?“  

„Ich erachtete es nicht als wichtig. Es gelang uns immerhin das ausgewählte Gebiet wie geplant zu säubern“, erwiderte White sich dabei die größte Mühe gebend gelassen zu klingen, während Kataron sich gänzlich seinem Essen widmete, da er für sich beschlossen hatte, sich lieber nicht einzumischen – er wusste schon warum. 

„Ich erachte es aber als wichtig, White. Dein Arzt hat zementiert, dass es allgemein um deine Gesundheit nicht gut steht.“ 

„Die Luft in der Dämonenwelt setzt mit zu, ja. Aber du musst dir keine Sorgen machen, Vater…“, antwortete sie mit einen unsicheren Lächeln. Shaginai lächelte nicht: 

„Natürlich mache ich mir Sorgen! Immerhin bist du meine Tochter.“ Shaginai war gar nicht bewusst wie sehr White diese Worte freuten – und verwunderten, sogar ihre Gabel kam zum Stillstand und sie tauschte einen Blick mit Kataron aus, als bräuchte sie Versicherung, dass sie nicht die einzige war, die das eben gehört hatte. Doch ehe sie antworten konnte, fügte Shaginai hinzu: 

„Unsere gesamten Kriegspläne brechen zusammen, wenn dir etwas zustößt!“ 

„…Was?“    

„Du bist als Hikari einfach unverzichtbar! Ohne deine Fähigkeiten werden wir den Krieg gegen diese widerlichen Dämonen nicht so erfolgreich fortsetzen können! Da ist es doch normal, dass ich und unsere Vorfahren uns Sorgen um deine Gesundheit machen. Immerhin bist du der Dreh und Angelpunkt unserer Pläne.“ Ja. Natürlich. Wie konnte White nur so naiv sein… einen Moment anzunehmen… dass ihr Vater sich Sorgen um sie machte. Er machte sich Sorgen, dass sie nicht mehr kämpfen konnte. Das war alles.  

Violet war seine einzige Tochter. White war eine Kriegswaffe. 

„Ich verstehe. Mir geht es gut und ich kann kämpfen. Das versichere ich. Ihr braucht euch da keine Gedanken zu machen.“ Shaginai merkte es nicht, Kataron allerdings schon. Er sagte nichts, warf White Shaginai unbemerkt aber einen aufmunternden Blick zu, der White allerdings nicht aufheitern konnte.  

„Nichts ist gut. Oder nennst du es gut, dass du vor unseren Feinden zusammen brichst?“ 

„Das war einmalig. Es wird nicht wieder vorkommen.“ 

„Es kann immer wieder kommen. Und was ist wenn du alleine bist? Wenn niemand in deiner Nähe ist? Dein nichtsnutziger Tempelwächter ist ja auch nicht immer bei dir.“ 

„Irizz ist nicht „nichtsnutzig“. Er ist sehr fleißig und gehorcht meinen Befehlen treu und ergeben.“ 

„Und warum ist er nicht die ganze Zeit über an deiner Seite?“ 

„Vater, soll ich meinen Tempelwächter mit in die Dämonenwelt; mit auf das Schlachtfeld nehmen?“  

„Natürlich nicht. Auf einem Schlachtfeld sind nur kampffähige Wächter erlaubt. Aber dennoch wünschen wir Ratsmitglieder, dass du ständig jemanden um dich hast, der dich im Falle des Falles beschützen kann.“  

„Ich könnte mit Violet sprechen…“ 

„Nein, das wäre Verschwendung einer guten Streitmacht, immerhin müsste Violet sich immer in deiner Nähe aufhalten. Violet gehört in die Offensive und du bist ja nun einmal nicht immer in der Offensive tätig.“ Den gleichen Gedanken hatte White zwar auch, allerdings…   

„Also haben ich und die anderen Hikari beschlossen, dass du einen Leibwächter brauchst. Jedenfalls vorübergehend.“ Seine Tochter verschluckte sich an ihren Tee. 

„…Was?!“  

„Du hast mich schon richtig verstanden.“ 

„Ich benötige Keinen.“ 

„White.“ 

„Ja, ich bitte um Verzeihung, Vater. Ich wollte dir nicht widersprechen… Wenn es nicht Violet ist, die diese Aufgabe übernehmen wird, welcher Wächter wird es dann sein?“ White war während dem Wortwechsel mit ihrem Vater nicht aufgefallen, dass Shaginai Kataron einen Blick zugeworfen hatte, den dieser genau richtig verstanden hatte, woraufhin er sich aufgerichtet hatte um nun die letzte Person hinzu zu hohlen – der er natürlich zugeraunt hatte, dass er sich an das „Hikari-sama“ erinnern sollte und gefälligst seine beste Höflichkeit an den Tag legen musste!   

„Der werde ich sein, Hikari-sama.“ Er sah die perplexe White nur kurz an, dann warf er seinen Vater einen etwas feixenden Blick zu, als verlangte er ein „Gut gemacht“.  

Shaginai war nun aufgestanden und hatte die übliche Verbeugung entgegen genommen, wie es sich gehörte gegenüber einem Hikari – mit skeptischen Augen allerdings, prüfend, ob Kanori sich noch einmal einen Patzer erlaubte. Aber An der Verbeugung war nichts auszusetzen, wie Kataron erleichtert feststellt und Shaginai ebenfalls – dafür fand er allerdings an White etwas auszusetzen, die Kanori immer noch verwirrt und perplex anstarrte und sich daher noch nicht erhoben hatte. 

Als ihr Vater sich allerdings räusperte, zuckte sie zusammen und stand sofort auf den Füßen. Noch bevor der Fremde die gleiche Prozedur durchführen konnte, wie bei Shaginai, nahm White sich zusammen und nahm dieselbe Verbeugung entgegen, wie Shaginai zuvor, nur begleitet von einer galanten Vorstellung: 

„Wächter des Windes, Eien Kaze Kanori,…“ Kataron fluchte innerlich – Kanori hatte seinen Rang vergessen zu erwähnen, genau wie die Tatsache, dass er jetzt Elementarwächter war – auch wenn man es eigentlich kaum glauben konnte… 

„Ich freue mich Euch kennenzulernen, Hikari-sama.“ Und dann erstarrte White abermals, ließ sich wegen ihres Vaters und Kataron allerdings nichts anmerken, als Kanori plötzlich ihre Hand ergriff und ihr einen sanften Kuss auf ihren Handrücken hauchte.  

„Ich schwöre Euch ewige Treue.“ 

 

 

Shaginai und Kataron sahen den beiden hinterher, als sie sich zum Tempel aufmachten – er war immerhin nun ihr Leibwächter.  

Kataron war recht steif und ihm gefiel das Schweigen nicht, dass Shaginai kurz zwischen ihnen ließ. Wenn ihm eins, in der Zeit, in der er Shaginai gedient hatte, gelehrt hatte, dann, dass es kein gutes Zeichen war, wenn Shaginai schwieg.  

„Dein Sohn hat offensichtlich Probleme damit seine Höflichkeit richtig einzuteilen.“ Kataron beeilte sich Shaginai anzulächeln, obwohl dieser ihn mit hochgezogenen Augenbrauen musternd anblickte: 

„Wie gesagt, Shaginai-sama, Kanori muss sich hier erst einmal einfinden. Es wird schnell gehen, das versichere ich Euch.“ Kurz blieb der intensive Blickkontakt bestehen, dann bewegte sich Shaginai die Treppe herunter: 

„Lass mich dir eins sagen, Kataron…“ Er blickte über die Schulter und sah zu Kataron, der ihm hinterher ging: 

„… unsere Freundschaft gibt deinem Sohn keine Narrenfreiheit.“  

 

 

 

 

 

 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück