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Cursed

von

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Kleine Unwahrheiten

Aiden schlief ausgesprochen miserabel in dieser Nacht. Zum Einen vermisste er es mit Reel zu kuscheln und zum Anderen kreisten seine Gedanken immer wieder um Mara. Reel hatte schon recht – sie war auffallend oft anwesend, wenn Aiden in Schwierigkeiten geriet, aber andererseits war das auch zu erwarten – schließlich gingen sie auf die selbe Schule und hatten viele Kurse gemeinsam.

Ruhelos wälzte er sich unter seiner Decke herum und vergrub sein Gesicht in Reels kariertem Hemd, bis er endlich einschlief.
 

Für den nächsten Tag wurden die Schüler der Klassenstufe in mehrere Gruppen eingeteilt, je nachdem wer an welchem Ausflug teilnehmen wollte. Aiden und Lukas entschieden sich gegen ein weiteres Geschäftsmeeting und meldeten sich lieber für die kulturelle Option des Tages. Und so standen sie gemeinsam mit ihrer Klassenlehrerin, Yukiko und einigen anderen Schülern in der Morgensonne vorm Tempel.

„Der Schrein wurde der Legende nach zu Ehren des Wassergeistes Kanochowa errichtet, der in diesem See leben und die Umgebung und deren Bewohnern vor schlechten Einflüssen und bösen Mächten schützen soll. In den darauffolgenden Jahrzehnten entstand dann nach und nach die wunderschöne Tempelanlage um den Schrein herum, die ihr heute bewundern könnt“, erklärte Yukiko und ein bitterer Geschmack machte sich in Aidens Mund bemerkbar. 'Ein Schutz-Geist also. Naja, so würde ich's nicht unbedingt bezeichnen', dachte er ganz unwillkürlich,während die Erinnerung an die unangenehme Begegnung mit dem recht unfreundlichen Bewohner des Sees in ihm wieder wach wurden.

Die junge Japanerin führte ihre Besucher durch die weitläufige Tempelanlage und klärte sie begeistert über die Geschichte der Gebäude und Gärten auf.

Nachdem ihre Tour beendet war, löste sich die Gruppe auf um eigenständig das Gelände zu erkunden.

Anwohner äußerten ihre Wünsche am Schrein, Touristengruppen spazierten durch die gepflegte Anlage und Gruppen von kichernden Mädchen suchten die schönsten Kulissen für Social-Media-Fotos. Zu letzteren gehörten auch einige Mädchen die Aiden recht gut kannte. Sophie ließ sich von Mara unter einem Torbogen fotografieren, wobei diese allerdings eher lustlos und gezwungen dreinblickte. Als Mara sich zu ihm umwandte, brach Aiden eilig den Blickkontakt ab.
 

Er und Lukas wandelten durch den friedlichen Tempel, doch wie Aiden es mittlerweile schon fast gewohnt war, blieb das nicht lange so. Nur knapp 10 Minuten nachdem sie losgegangen waren, spürte Aiden plötzlich, wie sich ein Eimer kalten Wassers über ihn ergoss.

Erschrocken quietschte das Mädchen hinter ihm auf und entschuldigte sich in so schnellem Japanisch, dass sie dabei nicht nur über ihre Füße, sondern auch über ihre eigenen Worte zu stolpern schien.

Lukas brach in schallendes Gelächter aus und auch von Reel vernahm er ein unterdrücktes Kichern, während Aiden dastand, wie ein begossener Pudel. In gebrochenem Japanisch beruhigte er die junge Miko, die ihm versehentlich den Putzeimer übergekippt hatte.

„Tja, du hast halt einfach eine sehr eigenwillige Wirkung auf Frauen“, witzelte Lukas und Aiden drehte sich schwungvoll zu ihm um, um seinem besten Freund einen schiefen Blick zuzuwerfen, als das Mädchen plötzlich erneut aufquietschte.

Aiden drehte sich wieder zu ihr, doch konnte nur noch beobachten, wie das Mädchen ihn mit erschrockenem Blick anstarrte und dann schon nahezu panisch und ohne ihren Eimer die Flucht ergriff.

Verwirrt sah Aiden ihr hinterher und auch Lukas war sichtlich irritiert.

„Was war das denn grade?“

„Keine Ahnung. Vielleicht glaubt sie ja, du gehörst zur Yakuza“, spekulierte Lukas mit einem Blick auf Aidens Rücken, auf dem das Fluchmal durch das nasse, weiße T-Shirt hindurchschien.

„Na toll. Ich geh mir schnell was Trockenes anziehen.“ Mit diesen Worten ließ Aiden ihn stehen und hastete genervt zum Onsen zurück.
 

„Komisch. Was sollte das?“ Aiden glaubte mittlerweile nicht mehr wirklich an Zufall, aber für einen Anschlag war ein Eimer Wasser eindeutig zu harmlos.

„Keine Ahnung Sunshine. Aber die Reaktion der Miko gefällt mir nicht. Klar verbindet man mit Tattoos immer noch die Yakuza, aber eigentlich sind die heutzutage nicht mehr so präsent und Tattoos gesellschaftlich akzeptierter. Ich fürchte fast, die Kleine weiß ganz genau, dass du ein Fluchmal trägst.“ Reel machte sich Sorgen, dass konnte Aiden ganz eindeutig spüren und es beunruhigte ihn zutiefst.

Mit trockenem Shirt und kreisenden Gedanken lief Aiden wieder zum Tempel hinüber und schritt dort geistesabwesend zwischen den Touristen und Besuchen umher. Innerlich spekulierten er und Reel über die Vorfälle seit Beginn der Klassenfahrt und über die Folgen, die es haben könnte, dass das Tempelmädchen nun wusste, dass sich ein Verfluchter in ihrer Gegend aufhielt.

„Könnte es sein, dass der Wassergeist mich angegriffen hat, weil er deine dämonische Macht als feindselig wahrgenommen hat?“ Reel überlegte kurz.

„Prinzipiell schon, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ein 'Schutzgeist' so aggressiv reagieren würde. Vor allem weil meine dämonische Energie eher schwach erscheint, solange ich mich in deinem Körper verberge. Vielleicht hat ja die kleine Hexe etwas damit zu tun.“

„Hm...“, Aiden war unschlüssig. „Trotzdem hab ich das Gefühl, als hätten wir was angestellt. Du hast den Wasserdämon schwer verletzt und der scheint ja für den Tempel sehr wichtig zu sein.“

„Keine Angst“, versuchte Reel ihn zu beruhigen. „Ich hab ihn nicht getötet und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein so alter Elementar-Dämon allzu zerbrechlich ist. Also mach dir keine zu großen Sorgen.“

Plötzlich wurde Aiden aus seinen – und Reels Gedanken – gerissen.

„Verdammt! Den hab ich ja total vergessen.“ Auf dem Kiesweg kam ihm Lukas entgegen – und er war nicht allein. Er und Sophie unterhielten sich angeregt, doch als ihn Aidens Blick traf, verfinsterte sich seine Miene schlagartig.

Aiden hatte ihn einfach stehen lassen und ihn über sein Gespräch mit Reel völlig vergessen. Entsprechend entnervt war Lukas nun, also atmete Aiden tief durch und ging zu den beiden rüber.

„Hey. Entschuldige, ich war mit meinen Gedanken ganz woanders gewesen und hab dich total vergessen“, entschuldigte sich Aiden kleinlaut. Lukas war nicht nachtragend und seufzte nur resigniert.

„Schon okay. Du bist ja in letzter Zeit eh etwas... abwesend“, winkte er ab, wirkte aber dennoch sichtlich verletzt. Nun schaltete sich auch Sophie ein.

„Vielleicht liegt was in der Luft. Mara ist seit der Klassenfahrt auch ein bisschen komisch. Sie meinte, dass sie nur mal kurz aufs Klo geht und ist dann einfach nicht wiedergekommen.“ Sie blickte bedrückt zur Seite und nestelte nervös an ihrem Rocksaum.

In seinem Innern konnte Aiden ein mahnendes 'Ich hab´s dir ja gesagt.' spüren, auch wenn Reel es nicht wirklich aussprach.

Lukas schaute lediglich etwas irritiert zwischen Sophie und Aiden hin und her, bis er schließlich einfach nur resigniert seufzte und das Thema wechselte.

„Dann bilden wir jetzt einfach eine Dreiergruppe“, entschied er kurzerhand und lief den Kiesweg weiter – Sophie und Aiden folgten.

Mara tauchte während des Tempelbesuchs nicht wieder auf. Sophie wollte ihr Fehlen schon melden gehen, als Mara wie selbstverständlich durch den Flur ihrer Unterkunft in Richtung des Speisesaals schlenderte. An diesem Punkt verabschiedete Sophie sich von den Jungs und lief ihrer Freundin nach.
 

Am Abend stahl sich Aiden nach dem Duschen wieder schnellstmöglich aus dem Schlafraum und lief zum üblichen Platz auf der Veranda. Reels Arme schlossen sich um Aiden und dieser lehnte sich erschöpft aber genießerisch in die Umarmung.

„Ach man. Ich dachte immer die Prüfungen oder mein Vater oder du würden mich irgendwann fertig machen. Aber nun muss ich mich mit einer Hexe in meiner Klasse rumschlagen und selbst mein bester Freund glaubt mittlerweile, dass ich entweder kriminell oder einfach nur völlig bescheuert bin.“

Reel wollte ihn gerne aufmuntern, aber er wusste nicht wirklich wie, also streichelte er ihm nur schweigend über den Rücken und fuhr tröstend durch die braunen Haare. Es war nicht so, dass er Lukas hasste, aber er hegte auch keine besonderen Sympathien für den Jungen.

„Ich will Lukas nicht ständig anlügen müssen, aber ich will ihn auch nicht mit in die Sache reinziehen. Ich hab ja meinen Dämon, der mich beschützt, aber für ihn würdest du das nicht machen, oder?“ Reel schüttelte resigniert den Kopf und hauchte Aiden einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, bevor er sich mit den Armen auf dem Geländer abstützte.

„Ich hatte schon befürchtet, dass du mich darum mal bitten würdest.“ Aiden stutzte. Schweigend stellte er sich neben seinen Dämon und schaute ebenfalls auf den unheilvollen See. „Sunshine, ich bin nach wie vor ein Dämon, auch wenn ich dir gegenüber mittlerweile recht zahm geworden bin. Mein Hass und meine Rachsucht sind nach wie vor stark genug um mich ohne schlechtes Gewissen morden zu lassen, und dass solltest du nicht vergessen.

Du bist eine Ausnahme und einen solchen Sonderstatus bekommt man bei mir nicht so leicht.“ Nun war es an Aiden zu seufzen. Reels Worte klangen zwar fast schon wie eine Drohung, aber Aiden kannte ihn gut genug um zu wissen, dass sein Dämon sie nicht als solche gemeinst hatte. Er war schlicht und ergreifend ehrlich.

„Verstehe. Da kann ich dir keinen Vorwurf machen. Aber das mit Lukas macht mir einfach zu schaffen und dann auch noch die Sache mit Mara. Verdammt, so hatte ich mir die Abschlussfahrt nicht vorgestellt.“

Reel wollte Aiden wieder in seine Arme schließen, doch ein lautes Knacken ließ ihn zusammenfahren. Aufmerksam durchsuchten seine roten Augen das Halbdunkel, konnten jedoch nichts auffälliges entdecken. Trotzdem fühlte er sich beobachtet, weshalb er Aiden nur noch schnell einen Kuss schenkte und dann eilig dematerialisierte.
 

Als Lukas das Bad verließ, war Aiden bereits verschwunden. Eine Weile haderte er mit sich, dann gab er seiner Sorge – oder vielleicht doch eher seiner Neugierde – mit schlechtem Gewissen nach und lief suchend durch die Unterkunft. Und tatsächlich fand er Aiden am selben Platz auf der Veranda vor, wie in der ersten Nacht im Onsen, doch dieses Mal war er nicht allein.

Lukas konnte im Halbdunkeln keine Details ausmachen, doch bei der Figur neben Aiden handelte es sich eindeutig um einen jungen Mann in schwarzer Kleidung. Er wandte Lukas den Rücken zu und so konnte er dessen Gesicht im besten Fall im Halbprofil sehen.

Der Fremde war schwarzhaarig und blass, aber eindeutig kein Japaner. Er und Aiden sprachen sehr leise, daher konnte Lukas nicht hören worüber sie sich unterhielten, aber es schien sich um ein ernstes und vertrauliches Gespräch zu handeln.

Neugierig lehnte er sich weiter vor um vielleicht doch einige Gesprächsfetzen zu erhaschen, stieß dabei jedoch ungeschickterweise eine kleine Kommode an und verursachte so ganz unfreiwillig ein lautes Knacken. Reflexartig duckte er sich wieder hinter die Ecke und aus dem Blickfeld der unbekannten Gestalt.

Einige Sekunden hielt Lukas den Atem an, doch er hörte keine Schritte auf sich zukommen sondern nur seinen eigenen Herzschlag, der hektisch gegen seinen Brustkorb hämmerte. Warum er plötzlich solche Panik schob, verstand Lukas selbst nicht, doch die Gestalt in Schwarz löste einfach ein starkes, unerklärliches Unbehagen in ihm aus.

Als er sich endlich traute wieder hinter der Ecke hervorzulugen, war der unheimliche, junge Mann verschwunden und Aiden stand allein auf der hölzernen Veranda.

Lukas beeilte sich um vor ihm wieder in ihrem 10er-Zimmer anzukommen, und tatsächlich betrat Aiden den Raum nur wenige Sekunden nach ihm mit einem besorgten und abwesenden Ausdruck im Gesicht.

Die ganze Nacht grübelte Lukas darüber nach, was sein bester Freund wohl mit einer so zwielichtigen Gestalt zu tun haben könnte, aber er konnte sich partu keinen Reim darauf machen.

Nur bei einer Sache war er sich sicher: Wer auch immer der Kerl war, er war der Grund für Aidens seltsames Verhalten und das gefiel Lukas überhaupt nicht. Der Typ war ihm unheimlich und die Tatsachen, dass er den Grund hierfür nicht verstand, beunruhigte ihn nur umso mehr.
 

Auch für Aiden verlief die Nacht wenig erholsam. Reel musste keinen Körper aufrecht erhalten, fühlte sich hier unwohl und wollte Aiden keine Sekunde aus den Augen lassen. Daher schlief er nicht, sondern nutzte die Zeit um sich Sorgen zu machen und vor sich hin zu grübeln. Diese innere Unruhe beeinflusste leider auch Aidens Schlaf und so nahmen seine Augenringe am nächsten Morgen schon fast historische Ausmaße an.

Er teilte Reels ungutes Gefühl.

Die Reaktion der Miko auf sein Fluchmal und die Befürchtung, am letzten Abend beobachtet worden zu sein, schürten dieses noch zusätzlich.

Dennoch besuchten Aiden und Lukas am nächsten Nachmittag erneut das Tempelgelände, als sich plötzlich eine zögerliche Stimme hinter ihnen meldete.

„Entschuldigung? Dürfte ich euch beide um Hilfe fragen?“ Die Angesprochenen drehten sich um und standen nun einem hübschen Mädchen mit hüftlangem, schwarzem Haar gegenüber, die sie hilfesuchend aus großen, dunklen Augen ansah. Sie trug die typische Kleidung einer Miko und schien, als wäre ihr die Situation sichtlich unangenehm.

„Klar. Worum geht’s denn?“, antwortete Lukas frei heraus ohne auf seine Aussprache zu achten, was es der jungen Japanerin etwas schwerer machte, seine Worte richtig zu deuten.

„Ähm.“ Sie deutete auf ein kleines Seitengebäude. „Zwei Kisten. Die sind schwer und sollen ins Haupthaus.“

„Kein Problem“, entschieden Lukas und setzte sich sofort in Bewegung. Aiden und die hübsche Miko folgten ihm.

„Die hier“, sie deutete auf eine von zwei großen Holzkisten „nach da.“ Nun zeigte sie auf einen Seiteneingang des Hauptgebäudes gut 200 Meter entfernt.

„Alles klar.“ Völlig selbstverständlich und betont leichtfertig hievte Lukas die erste Kiste hoch und brachte sie mit schweren aber sicheren Schritten in die angewiesene Richtung.

Nun war Aiden mit dem Mädchen allein, welches nun auf die zweite Kiste deutete und ihn auffordernd ansah. Aiden unterdrückte sein Seufzen, setzte stattdessen ein höfliches Lächeln auf und machte einige Schritte auf sie zu, als plötzlich ein stechender Schmerz seinen gesamten Körper durchzuckte.
 

Instinktiv wollte er einen Schritt zurückweichen, doch sein Rücken prallte gegen eine Mauer, die zuvor nicht dort gewesen war. Mit steigender Panik sah Aiden sich um.

Im Raum war es dunkler als zuvor. Jemand hatte die Tür geschlossen. Und das Mädchen, das ihn hierher geführt hatte, wich nun mit schnellen Schritten vor ihm zurück – den ernsten Blick unerbittlich auf ihn gerichtet.

Aidens Fluchmal brannte und der Schmerz schien stetig anzusteigen. Reel in seinem Inneren unterdrückte nach Kräften den Drang Aidens Körper zu verlassen, doch auch er spürte die anschwellenden Schmerzen mehr als deutlich.

'LAUF!' war der einzige Gedanke, der klar bei Aiden ankam, doch er konnte ihm nicht folge leisten.

Eine Art Barriere schnitt Aiden jeden Fluchtweg ab und der ansteigende Schmerz lähmte ihn zunehmend.

Mit einem Gefühl wie tausend glühende Nadelstiche breitete er sich von seinem Mal ausgehend über seinen gesamten Körper aus. Die Schmerzen wanderten seine Wirbelsäule entlang, runter in seinen Rücken und hoch bis unter seine Schädeldecke, bahnten sich ihren Weg über seine Schulter bis zu seiner Brust und raubten ihm dort den Atem.

Aiden kämpfte verzweifelt dagegen an, aber sank dann doch auf die Knie, wo er sich mit zusammengebissenen Zähnen zusammenkrümmte. Durch den dichten Schleier den der Schmerz um ihn legte, konnte er mehrere Schemen wahrnehmen, die sich in gebührendem Abstand um ihn versammelten. Dann verlor er das Bewusstsein.
 

Aidens gequälter Körper protestierte gegen jede Bewegung. Seine Erinnerungen kehrten jedoch sofort zurück und schlagartig war Aiden wieder wach. Ruckartig fuhr er vom Boden hoch und bereute es sofort. Sein Kopf pulsierte, alles um ihn herum schien sich plötzlich zu drehen und er musste gegen den gewaltsamen Drang ankämpfen sich zu übergeben.

„Alles okay, Sunshine?“, vernahm er die beruhigende Stimme in seinem Inneren.

Aiden sah sich suchend um. Er war nicht mehr in dem kleinen, hölzernen Häuschen. Die Wände, der Boden und selbst die Decke waren aus grauem Gestein, die Luft war kalt und feucht und es roch ein wenig modrig – ein Kellerraum also. Klasse.

„Was ist passiert?“ Aidens Kopf fühlte sich noch immer an, wie tief unter Wasser. Um ihn herum liefen Gestalten in weiter, zeremoniell wirkender Kleidung und hielten dabei immer gut 3 Meter Abstand von ihm.

„Ich bin mir nicht sicher. Aber ich glaube, wir sind in einen Bannkreis geraten“, mutmaßte Reel nur für Aiden hörbar.

„Einen Bannkreis?“

„Eine Art magische Falle, wenn man so will. Ich vermute, sie hat auf mich reagiert und dir daher so große Schmerzen bereitet. Tut mir leid.“

„Schon okay. Ist ja nicht deine Schuld. Wo sind wir hier? Wie lange war ich bewusstlos?“

„Nur ein paar Minuten und soweit ich das mitgekriegt habe, sind wir jetzt unter dem Haus.“ Um sie herum wurde man langsam darauf aufmerksam, dass Aiden wieder bei Bewusstsein war und die Gestalten wurden deutlich hektischer.

„Und was passiert jetzt?“ Aiden versuchte immer noch die Situation zu erfassen.

„Weiß ich nicht genau, aber ich bin mir sicher, dass sie über mich Bescheid wissen. Ich versuche so viel von ihren Gesprächen mitzubekommen, wie möglich, aber das ist nicht so einfach. Mein Japanisch ist etwas eingerostet, alle reden durcheinander und die Schmerzen lenken mich ab.“

„Schmerzen? Ich merke kaum noch was.“ Aiden war verwirrt. Klar, auch er verspürte noch immer einen dumpfen Schmerz, aber er war bei weitem nicht mehr so erdrückend.

„Hm. Wir befinden uns jetzt wohl in einem anderen Bannkreis, der mich stärker einschränkt als dich. Ich hab auch nicht ganz alles mitbekommen, was passiert ist.

Verdammt. Ich bin ganz ehrlich zu dir. Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich in diesem Zustand beschützen kann und ich kann den Bannkreis definitiv nicht durchbrechen.“

„Schon gut. Wir finden eine Lösung“, versuchte Aiden sie beide zu beruhigen, auch wenn er keine Ahnung hatte, wie diese Lösung aussehen sollte.

Plötzlich zog ein etwas lauteres Gespräch die Aufmerksamkeit der beiden auf sich und sie lauschten konzentriert.
 

Einem Neuankömmling wurde offensichtlich die Situation erklärt.

„Er hat sich nicht verwandelt, als er den Kreis betreten hat. Es handelt sich also nicht um einen Dämon erster Ordnung. Entweder er ist ein Magier, der arme Junge ist verflucht oder er ist einfach nur tätowiert und wir haben uns geirrt.“

„Letzteres möchte ich doch stark anzweifeln“, schaltete sich die junge Miko ein, die Aiden unter einem Vorwand in die Falle gelockt hatte. „Er hat auf den Bannkreis reagiert, also MUSS mit ihm etwas nicht stimmen. Ich bin mir sicher, ER ist Schuld an Kanochowas Zustand.“ Sie war wütend und sprach hektisch.

„Das finden wir schon heraus. Wenn er ein Magier ist, lassen wir ihn für sein Verbrechen angemessen büßen und wenn er verflucht ist, werden wir den Jungen befreien und den Fluch ein für alle mal vernichten. So oder so wäre das Problem damit gelöst.“
 

Reel hatte für Aiden nach bestem Wissen den Dolmetscher gespielt und bemerkte erst jetzt, was genau er da grade übersetzt hatte.

„'Mich von meinem Fluch befreien' – geht das denn?“ Reel schwieg. Bisher war es noch nie jemandem gelungen sich von ihm zu befreien, aber bisher hatte er auch niemandem so recht Gelegenheit dazu gegeben. Die Tatsache, dass jeder Magier, der bisher mit ihm verflucht worden war, versucht hat ihn loszuwerden, schürte in ihm die Vermutung, dass es durchaus möglich war Fluchdämonen zu töten oder zu fangen. Aiden gegenüber hatte er bisher immer das Gegenteil behauptet und das würde ihm jetzt wohl um die Ohren fliegen.

„REEL! Antworte mir gefälligst! Ist es möglich meinen Fluch zu lösen?“

„Sunshine... so einfach ist das nicht...“

„Ja oder nein?“ Reel seufzte. Verdammt, er hasste es mit Aiden zu streiten. Wenn er ihn jetzt anlog, würde er es merken und ihm niemals verzeihen. Und wenn er die Wahrheit sagte? Tja, Aiden hatte zwar gesagt, er würde ihn lieben, aber auch so sehr, dass er die Chance aufgeben würde wieder ein normales Leben zu führen? Tatsache war, dass Aiden niemals wirklich „frei“ sein würde, wenn Reel bei ihm blieb. Außerdem war Reel vollends von Aiden abhängig, während Aiden auch problemlos ohne den Dämon leben konnte.

„Ja... Ich weiß es nicht mit Sicherheit, aber vermutlich kann man mich wieder loswerden“, gestand er schuldbewusst und bereitete sich schon mal auf Aidens Enttäuschung und Wut vor, die nun auf ihn einprasseln würden.

„Verdammt Reel! Du hattest mir versprochen, keine Geheimnisse mehr vor mir zu haben. Warum hast du mir das nicht erzählt? Das ist nicht fair von dir! Vertraust du mir etwa nicht?“

Reel wollte grade zu einer Entschuldigung ansetzten, als sich plötzlich die Aufmerksamkeit des gesamten Raumes auf sie richtete und ihr Gespräch damit vorzeitig beendete.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich LEEEEEEEBE.
Es tut mir mega leid, dass es jetzt doch weitaus länger still war als geplant. Leider wird sich mein regelmäßiger Upload-Rhythmus auch in naher Zukunft wohl erstmal nicht wieder einpendeln. (Bitte steinigt mich nicht ^^")
Ich gebe mir Mühe, immer wieder mal ein Kapitel hochzuladen, aber das wird wohl eher sporadisch werden.
Das Kapitel ist jetzt erstmal ohne vorherige Kontrolle durch meine Beta-Leserin hochgeladen. Es kann also sein, dass ihr beim Lesen vermehrt über Fehler gestolpert seid.
Ich hoffe wir hören? lesen? schreiben? uns demnächst mal wieder.
Bye bye und bis dann. Komplett anzeigen

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