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Unmei no akai ito

Der rote Faden des Schicksals
von

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Ruhe vor dem Sturm

Am folgenden Tag verließ ich bereits nervös das Haus. Ich hatte mir in einem Anflug von Nostalgie das Foto aus dem Bilderrahmen mitgenommen und hoffte, dass es mir irgendwie Mut machen würde.

Viel zu früh traf ich in der Schule ein, blickte mich bei den Schuhfächern um. Es war weit und breit noch niemand zu sehen.

Schnell zog ich den Zettel für Kacchan aus der Tasche und legte ihn in sein Fach.

„Guten Morgen, Midoriya“, hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir und schreckte zusammen.

Den Kopf zwischen die Schultern gezogen drehte ich mich um und blickte in das ungleiche Augenpaar von Shôto. Dieser stand grinsend vor mir.

Ich hatte das Gefühl, als würden tausende Steine von mir abfallen. Ich seufzte auf und sah ihn dann finster an. „Musst du mich so erschrecken?“, grummelte ich, konnte ihm aber nicht länger böse sein.

Sein Grinsen wurde breiter. „Es bot sich an...“, neckte er mich und wechselte seine Schuhe.

Ich lachte leise auf. „Guten Morgen“, begrüßte ich ihn nun richtig und tat es ihm gleich.
 

Nach dem gemeinsam verbrachten Nachmittag und Abend war er sichtlich aufgetaut. Ich war gespannt, wie lange dies anhalten würde. Ob er es nur zeigte, wenn wir alleine waren und sonst seine teilnahmslose Maske wieder aufsetzte?
 

Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu unserem Klassenzimmer. Die Gänge waren wie ausgestorben. Wir waren beiden sehr früh da.

„Du scheinst geschlafen zu haben“, meinte er irgendwann.

Ich sah ihn an und lächelte. „Ist das so offensichtlich?“

Er nickte. „Deine Augenringe sind verschwunden.“

Verlegen fuhr ich mir durch die Haare. „Danke, dass du mir gestern zugehört hast.“

Shôto schüttelte den Kopf. „Ich habe ebenfalls zu danken. Du bist der Erste, der mich nicht verurteilt...“

Ich sah ihn an, verblüfft über seine Aussage.
 

Wir erreichten unser Klassenzimmer und betraten es. Außer uns war noch niemand da.

Ich brachte meinen Rucksack zu meinem Tisch und ging zurück zu Shôto.

„Ich habe Kacchan übrigens eine Nachricht ins Schuhfach gelegt. Heute nach dem Unterricht auf dem Dach“, meinte ich leise und lehnte mich hinter seinem Platz mit dem Rücken an die Wand.

Er hatte sich zu mir umgedreht und sah mir in die Augen. „Ich werde da sein. Nur zur Sicherheit.“ Er lächelte mir aufmunternd zu.

Ich nickte. „Was meinst du, soll ich sagen, wenn er wirklich kommt?“
 

Bevor er antworten konnte, betrat Ten'ya den Raum. Auch er war immer sehr früh da und wunderte sich, diesmal nicht der Erste zu sein.

„Guten Morgen, Midoriya, Todoroki. Ihr seid aber heute früh hier...“, begrüßte er uns.

„Guten Morgen, Iida-kun“, lächelte ich.

„Morgen...“, murmelte Shôto und hatte sein Lächeln wieder verloren.

Wie ich es mir schon dachte würde er es wohl nur zeigen, wenn wir alleine waren. Ich fand es ein wenig schade, beschwerte mich aber nicht. Wenn er nicht wollte, dass andere ihn so sahen, dann war das in Ordnung.
 

Da wir noch etwas Zeit hatten, bis der Unterricht begann, lenkte ich unsere Gespräch auf ein anderes Thema. Ich wusste, Shôto war ziemlich gut in Mathe.

„Ah Todoroki-kun, ich hatte gestern Probleme bei einer Aufgabe in Mathematik. Meinst du, du könntest sie mir erklären?“ Ich grinste und zwinkerte ihm zu.

Er nickte nur und wartete, bis ich mein Heft geholt und ihm die betreffende Aufgabe gezeigt hatte.

So konnte ich noch etwas Zeit mit ihm verbringen ohne dass es auffällig wirkte. Ich mochte nun mal seine Nähe.
 

Wie erwartet erklärte er mir das Problem der Aufgabe in kurzen, aber verständlichen Sätzen. Ich nickte verstehend. „So löst man die Aufgabe also. Darauf wäre ich nicht gekommen! Vielen Dank!“, lächelte ich ihn an und notierte mir den Lösungsweg.

Kurz sah ich von meinem Heft auf und ihn an, erkannte doch tatsächlich ein ganz kleines Lächeln auf seinen Lippen.
 

Nach und nach strömten die übrigen Schüler unserer Klasse ins Zimmer. Auch Kacchan war darunter.

Er blieb kurz in der Tür stehen, warf einen Blick auf Shôto und mich und ging dann zu seinem Tisch.

Ich musterte ihn. Er sah erschöpft aus und wirkte ruhelos. Immer wieder blickte er jeden aus der Klasse an, wich aber jedem aufkommenden Blickkontakt geschickt aus.

„Ich glaube, er hat den Zettel gefunden und sucht nun den vermeintlichen Übeltäter...“, murmelte ich an Shôto gewandt. Dieser nickte nur ganz leicht.
 

Der Unterricht begann schließlich und ich begab mich zu meinem Tisch.

Ich ignorierte Kacchan so gut ich konnte. Er sollte noch nicht wissen, dass der Brief von mir war. Wenn es herauskommen sollte, würde er vermutlich gar nicht erst auftauchen.

Kacchan hingegen hatte es wohl aufgegeben mich zu ignorieren. Wann immer sich die Möglichkeit ergab spürte ich seinen Blick auf mir.

Vielleicht hatte es etwas mit dem Vorfall von gestern auf der Straße zu tun, dass er nun solch ein Interesse an mir hatte.
 

Ich blinzelte, als eine kleine Papierkugel mich am Kopf traf und vor mir über mein Heft kullerte.

Schnell legte ich meine Hand darauf, ließ sie unter dem Tisch verschwinden und blickte mich unauffällig um.

Kacchan sah mich an und ich war mir plötzlich ziemlich sicher, dass die Papierkugel von ihm stammte.

Leise entfaltete ich sie, warf einen Blick darauf.

Wie ich sehe ist dir gestern nichts passiert. stand darauf.

Unwillkürlich musste ich lächeln, hob meinen Kopf und sah Kacchan wieder an. Ich nickte leicht. Er drehte sich wieder zur Tafel und verfolgte weiterhin den Unterricht.
 

Ich hatte mich wohl nicht getäuscht. Sein Blick gestern, nachdem Shôto mich vor dem Auto gerettet hatte. Sein blasses Gesicht. Es war ihm wohl wirklich nicht egal, wenn mir etwas passierte. Irgendwie freute es mich. Trotz dass ich ihm so gemeine Sachen an den Kopf geworfen, ihn sogar angelogen hatte.

Nun blieb nur zu hoffen, dass er nach dem Unterricht auch wirklich auftauchen würde. Und dass er mich zumindest ausreden ließ, damit ich mich vernünftig bei ihm entschuldigen konnte.
 

.~*~.
 

Während der Mittagspause saß ich wie immer mit Ochako, Tsuyu, Ten'ya und Shôto an einem Tisch.

„Schön, dass du wieder lächelst, Izu-kun“, bemerkte Ochako irgendwann. „Wir haben uns schon Sorgen gemacht, wollte uns aber nicht aufdrängen...“

Ich bedachte sie mit einem schuldbewussten Blick, lächelte dann. „Tut mir Leid, dass ich euch Sorgen bereitet habe“, meinte ich verlegen und verbeugte mich vor den drei.

„Hauptsache, dir geht es wieder besser“, winkte Tsuyu ab.

Ich war froh, diese drei und auch Shôto zu meinen Freunden zählen zu dürfen. Ich unterdrückte das Bedürfnis, sie alle zu umarmen, und begnügte mich damit, sie der Reihe nach anzugrinsen.
 

Die letzten beiden Stunden brachen an und verlangten von mir meine ganze Konzentration. Geschichte war noch nie mein Lieblingsfach gewesen. Ich brachte ständig alles durcheinander und es fiel mir schwer, mir irgendetwas zu merken.

Aber auch diese Qual brachte ich irgendwie hinter mich.

Die Schulglocke erlöste uns und ich packte nervös meine Sachen in meinen Rucksack.
 

Unbemerkt der anderen fing ich einen Blick von Shôto auf, der mir aufmunternd zunickte.

Ich nickte zurück, warf mir dann meinen Rucksack über die Schulter und verabschiedete mich mit einer Ausrede von den anderen.
 

Mit wackligen Beinen machte ich mich auf den Weg zum Schuldach.

Kacchan war noch von Denki und Eijirô aufgehalten worden, sodass ich einen kleinen Vorsprung hatte.
 

Shôto war mir gefolgt und blieb am Treppenabsatz stehen.

Ich sah ihn an, lächelte dann. „Du musst nicht warten. Ich weiß noch nicht mal, ob er überhaupt auftauchen wird.“

Er legte den Kopf schief und musterte mich. „Bist du dir wirklich sicher? Ich bleibe gerne.“

Ich nickte ihm zu. „Ja, ich bin mir sicher. Ich schreibe dir heute Abend, wie es ausgegangen ist, okay?“

Dank der Messenger-Gruppe, die Mina ins Leben gerufen hatte, hatte jeder die Nummern der ganzen Klasse. So kam es auch, dass ich Shôtos Nummer hatte. Das machte es sehr viel einfacher und ich musste nicht erst danach fragen.

„In Ordnung. Auch wenn es mir nicht gefällt, dich mit ihm alleine zu lassen...“

Ich lächelte beruhigend. „Mehr als mich anbrüllen wird er wohl nicht machen“, winkte ich ab.

„Na dann. Du schaffst das! Sag ihm einfach, was dein Herz dir sagt.“

Er grinste, klopfte mir auf die Schulter und verabschiedete sich dann von mir.
 

Ich blickte ihm nach, atmete dann nochmals tief durch und öffnete die Tür zum Schuldach.

Nervös ging ich gerade aus auf den Zaun zu, welcher der Tür gegenüber lag und blickte auf die Stadt hinunter.
 

Tbc...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yuna_musume_satan
2020-08-06T13:54:56+00:00 06.08.2020 15:54
Omg ich bin soooooo gespannt wie es wohl weitergeht und ob nicht doch noch was schlimmes passiert. Hach ich glaube ich bin nervöser wie Izuku. Hach ich kann es echt nicht erwarten


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