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Unmei no akai ito

Der rote Faden des Schicksals
von

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Können wir ihn nicht adoptieren?

Ich blinzelte ihn überrascht an. „Oh...“, brachte ich im ersten Moment nur heraus.

Er war leicht in sich zusammen gesunken und wagte es nicht, mich an zuschauen.

Grübelnd betrachtete ich ihn. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann störte es mich nicht. Er war immer noch derjenige, den ich kennengelernt hatte. Und nur, weil ich jetzt mehr über ihn wusste, machte ihn das nicht zu einem anderen Menschen.

Ich lächelte und zog ihn einfach in eine Umarmung. Ich wollte ihm zeigen, dass es mich nicht im Geringsten störte.

Kurz versteifte er sich, als er meine Arme um sich spürte, entspannte sich allerdings schnell und lehnte sich in die Umarmung.

„Es macht dir nichts aus?“, wollte er flüsternd wissen.

Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Du bist immer noch du.“

„Und wenn ich mich in dich verliebe?“

Einen kurzen Moment dachte ich darüber nach. Es würde mich ebenfalls nicht stören. Nur wusste ich nicht, ob ich seine Gefühle erwidern konnte. Immerhin suchte ich ja denjenigen, der am Ende meines roten Fadens auf mich wartete. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass es mir dabei egal war, ob es sich um ein Mädchen oder einen Jungen handeln würde.

Und selbst wenn ich mich in jemand anderen verlieben würde, wäre es wohl auch kein Drama.

Wieder lächelte ich. „Dann ist es nun mal so.“

Er löste sich von mir, sah mich an und lächelte wieder.

„So gefällst du mir schon viel besser“, grinste ich und ließ ihn dadurch wieder rot werden.

Er rutschte etwas von mir weg. „Lass uns überlegen, wie du dich am besten bei Bakugô entschuldigen kannst. Ich mag nicht länger dabei zusehen, wie du noch dünner wirst...“

Nun war ich derjenige, der rote Wangen bekam. „Ist das so offensichtlich?“

Er musterte mich, nickte dann. „Ja.“

Ich blickte auf meine Hände, wusste nicht, was ich dazu sagen sollte.
 

„Du hast vorhin einen Brief erwähnt... Darf ich ihn mal sehen?“, wechselte Shôto das Thema.

Ich blinzelte. „Ja, sicher...“, antwortete ich und durchsuchte meine Hosentasche nach dem Stück Papier. Etwas zerknittert zog ich es hervor und reichte es ihm.

Er strich es glatt und betrachtete es.

„Er ist nicht von dir, oder?“, wollte ich wissen, hätte mich aber sogleich selbst ohrfeigen können. Warum sollte er den Zettel sehen wollen, wenn er von ihm gewesen wäre?

Shôto sah mich an und verzog das Gesicht erneut zu einem Lächeln. Er antwortete mit einem Kopfschütteln und betrachtete die Schriftzeichen.

„Kommt dir die Schrift bekannt vor? Jemand, der die Zeichen so schreibt vielleicht?“, wollte er schließlich wissen und sah mich wieder an.

Ich überlegte. „Nein, zumindest nicht auf Anhieb. Meinst du, es könnte jemand aus der Klasse geschrieben haben?“

„Das vermute ich jedenfalls. Aber ich bezweifle, dass es Uraraka, Iida oder Asui waren. Keiner der drei hat etwas in die Richtung erwähnt, auch wenn sie sich genauso Sorgen um dich gemacht haben wie ich.“

„Oh...“, brachte ich nur hervor und senkte beschämt den Kopf. „Tut mir Leid. Ich wollte niemandem Sorgen bereiten...“
 

Shôto legte eine Hand auf mein Knie. Ich hob den Kopf und sah ihn wieder an. „Es ist alles okay. Mach dir darüber keine Gedanken. Wir sind doch schließlich Freunde. Oder etwa nicht?“

Ich lächelte und nickte. „Danke.“
 

Wir beratschlagten uns, diskutierten verschiedene Möglichkeiten, wie ich mich am Besten bei Kacchan entschuldigen konnte und bemerkten dabei gar nicht, dass es langsam spät wurde.

Ein leises Klopfen an meiner Tür riss uns aus unserer Planung.

„Ja?“

Die Tür öffnete sich und meine Mutter schaute zu uns herein. Sie lächelte. „Das Abendessen ist fertig. Todoroki-kun, bist du sicher, dass du nicht mitessen möchtest? Ich würde dich später auch nach Hause fahren.“
 

Shôto und ich blickten uns an. So wie ich meine Mutter kannte hatte sie für drei Personen gekocht und auch schon den Tisch gedeckt.

„Ich mache keine Umstände?“, fragte er schließlich schüchtern.

Meine Mutter schüttelte den Kopf. „Keineswegs! Du kannst auch gerne bei dir zu Hause anrufen und Bescheid geben.“

Dagegen konnte er nichts sagen. Er nickte ergeben und lächelte meine Mutter an. „Vielen Dank!“

„Ach, schon in Ordnung. Geht euch das Gesicht waschen und kommt dann zu Tisch, bevor das Essen kalt wird“, wies sie uns an und ließ uns alleine.
 

„Gehen wir essen?“, fragte ich Shôto und lächelte ihn wieder an.

Er nickte. „Und danach tüfteln wir weiter an einem Plan, wenn wir dann noch Zeit haben!“

Ich zeigte ihm den Weg ins Badezimmer, wo wir uns Hände und Gesicht wuschen.

Danach rief er von unserem Telefon im Flur aus bei sich zu Hause an. Sein Vater war natürlich nicht begeistert darüber und sagte ihm, dass er spätestens um 21 Uhr zu Hause sein sollte.

Er sprach so laut, dass Shôto den Hörer vom Ohr weghalten musste und ich neben ihm jedes Wort verstehen konnte.

Nachdem er aufgelegt hatte, seufzte er laut.

„Dein Vater ist wirklich verdammt streng...“, murmelte ich und ging mit ihm in unser Esszimmer.

„Hab ich ja gesagt...“
 

Wie bereits erwartet hatte meine Mutter den Tisch für drei Personen eingedeckt.

Ich schüttelte gedanklich den Kopf darüber und setzte mich.

Wir aßen gemeinsam zu Abend und unterhielten uns prächtig. Meine Mutter war richtig begeistert von Shôto. Ich konnte sie verstehen. Er war höflich und zuvorkommend, bedankte sich für alles artig.

Aber auch Shôto schien sich bei uns wohl zu fühlen. Er verhielt sich so vollkommen anders als in der Schule, wo er sich immer verschlossen und unnahbar gab. Hier lächelte er so häufig, dass ich fast glaubte zu träumen. Es war wirklich schön mit anzuschauen.
 

Nach dem Essen halfen wir noch meiner Mutter und verschwanden dann wieder in meinem Zimmer. Bis Shôto zu Hause sein musste hatten wir noch etwa eine Stunde, die wir sinnvoll nutzen wollten.
 

„Meinst du, er würde sich auf ein Vier-Augen-Gespräch einlassen?“

Ich zuckte mit den Schultern. „Nicht, wenn er weiß, dass ich mit ihm reden möchte...“, gab ich zu bedenken.

„Dann machen wir es anonym? Schreib einen Zettel und leg ihn in sein Schuhfach oder auf seinen Platz, wenn er es nicht mitbekommt. Und bitte ihn um ein Treffen“, überlegte Shôto und wanderte dabei durch mein Zimmer.

„Aber wo sollte ich mich mit ihm treffen? Und wann?“, warf ich ein und seufzte leise. „Und was soll ich ihm sagen, wenn er wirklich auftaucht?“

„Nach dem Unterricht auf dem Schuldach?“, schlug er vor und setzte sich im Schneidersitz wieder vor mich.

Ich ließ mir den Gedanken durch den Kopf gehen. „Neutraler Boden... Aber gefährlich... Das Schuldach ist hoch...“

„Wenn du möchtest, dann bleibe ich in der Nähe und greife ein, wenn er versucht, dir etwas zu tun?“

Ich schüttelte den Kopf. „Danke, aber den Kampf muss ich alleine bestreiten. Ich kenne ihn schon so lange. Bisher hat er mir nie ernsthaft weh getan. Ich meine, die blauen Flecken und Schürfwunden sind ja nichts lebensgefährliches...“ Ich lächelte ihn beruhigend an.

„Trotzdem. Allein schon, dass er dich verletzt hat, reicht aus. Ich werde auf jeden Fall in der Nähe sein.“ Er sah mich ernst an und ließ sich auch nicht mehr davon abbringen.
 

Bevor wir weiter diskutieren konnten, was ich zum Beispiel sagen könnte, klopfte auch schon meine Mutter an die Tür.

„Es wird langsam Zeit“, sagte sie nur. Ein Blick auf die Uhr bestätigte dies.

Ich verabschiedete mich von Shôto. Meine Mutter bestand darauf, dass ich daheim blieb und meine Hausaufgaben machte, während sie ihn nach Hause fuhr.

Dennoch ließ ich es mir nicht nehmen, die beiden noch bis zum Auto zu begleiten.

„Wir reden morgen weiter. Und vergiss nicht den Zettel“, lächelte Shôto mir zum Abschied zu und stieg zu meiner Mutter ins Fahrzeug.

Ich blickte den roten Rücklichtern des kleinen Gefährts nach, begab mich dann wieder in mein Zimmer und legte ein Stück Papier vor mich.

Lange überlegte ich, was ich Kacchan schreiben könnte, entschied mich dann aber für die kürzeste Variante: Bitte triff mich heute nach dem Unterricht auf dem Schuldach.

Ich nickte bestätigend, faltete das Papier zweimal in der Mitte und steckte es in meinen Rucksack, damit ich es auch nicht vergaß. Dann erst holte ich meine Hausaufgaben hervor und begann zu schreiben.
 

Eine dreiviertel Stunde später hörte ich meine Mutter nach Hause kommen.

Sie klopfte nur Sekunden später an meine Tür und betrat dann das Zimmer.

„Izuku, Izuku!“ Sie war ganz aufgeregt.

Ich blinzelte sie an. „Was ist denn, Mama?“

Sie grinste. „Können wir ihn nicht adoptieren? Er ist so ein lieber Junge!“

Verblüfft sah ich sie an, ehe ich mich vor Lachen nicht mehr einkriegte. Sie stimmte mit ein.

„Ich glaube nicht, dass sein Vater da mitspielen würde. Aber wenn es sich ergibt, würde ich ihn öfter mitbringen?“, grinste ich und wischte mir einige Lachtränen aus den Augen.

„Ich bitte darum. Er scheint dir gut zu tun!“, erwiderte sie und umarmte mich. „Ach, was ich fast vergessen hätte. Mitsuki hat vorhin angerufen...“ Sie war nun wieder ernst und ließ mich los, musterte mich.

Ich zuckte leicht zusammen. Tante Mitsuki ist die Mutter von Kacchan und mit meiner Mutter sehr gut befreundet.

„Ach? Geht es ihr gut?“, versuchte ich in einem heiteren Ton, der mir aber wohl misslang.

Meine Mutter sah mich durchdringend an. „Ja, es geht ihr und Masaru gut. Sie hat mir erzählt, dass Katsuki heute vollkommen durch den Wind war, als er heim kam. Und sich seit zwei Wochen schon seltsam verhält... Kommt dir das bekannt vor?“

Ich schüttelte den Kopf. Wohl etwas zu schnell, da meine Mutter eine Augenbraue hob und das Gesicht verzog. „Izuku? Ist was zwischen euch vorgefallen? Sei ehrlich zu mir...“

Ich schluckte, senkte den Blick. „Wir haben uns gestritten... Aber ich will mich bei ihm entschuldigen!“

„Warum könnt ihr nicht wieder so miteinander umgehen wie früher...“, murmelte sie und strich mir durch die Haare. „Ihr ward damals unzertrennlich...“ Ihre Hand verschwand aus meinen Haaren.

Ich hob den Blick und sah, wie sie zu meinem Regal neben der Tür ging. Darauf stand neben unzähligem anderen Kleinkram auch ein Bilderrahmen mit einem Foto darin. Es zeigte Kacchan und mich, wie wir als kleine Kinder miteinander gespielt hatten. Onkel Masaru hatte damals den Schnappschuss gemacht. Meine Mutter nahm den Bilderrahmen und betrachtete das Foto einen Augenblick lang, stellte es dann wieder zurück auf seinen Platz und wünschte mir eine Gute Nacht, ehe sie das Zimmer verließ.
 

Wehmütig dachte ich an die vergangene Zeit. Ich musste die Sache mit Kacchan unbedingt wieder in Ordnung bringen. Egal wie.
 

Schnell erledigte ich noch die wichtigsten Aufgaben für die Schule, ging dann baden und schließlich ins Bett.

Ich war müde vom Tag. Und zum ersten Mal seit zwei Wochen schlief ich auch ohne Probleme ein und die ganze Nacht durch.
 

Tbc...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yuna_musume_satan
2020-08-02T19:54:04+00:00 02.08.2020 21:54
Ein super Kapitel einfach nur schöööööön besonderst wo die mom wieder kommt und meint sie mag shoto adoptieren als wäre er ein brafes Hündchen einfach zu knufgig


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