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Schatten über Kemet

von

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10. Kapitel

Yugi spürte ein Kribbeln am ganzen Leibe und ein merkwürdiges Gefühl, als würde er einen Teil von sich selbst an einem unsichtbaren Strick führen. Er blinzelte, dann krachte es, als etwas rosanes, unförmiges auf das Senetbrett fiel und alle Steine zu Boden fegte.

 

Blinzelnd betrachtete Yugi die Bescherung, dann blickte er auf den Verursacher derselben. Das Wesen rappelte sich auf und schwebte dann in der Luft. Es war merkwürdig geformt, irgendwie birnenförmig… Und sein Gesicht saß ganz verkehrt herum! Zuerst kam der lächelnde Mund, dann die Augen. Eine Nase schien das Wesen nicht zu besitzen. Es machte ein leises Geräusch und flog dann in Yugis Arme.

Yugi drückte es automatisch an sich. Die Haut fühlte sich weich an, aber nicht wie Fell oder Stoff… Sehr seltsam, eher… wie eine Art Brei.

 

„Marshmallon“, wisperte Yugi und das Wesen in seinen Armen schnurrte wie ein Kätzchen. „Du heißt also Marshmallon.“ Yugi strahlte und drückte seine Ka-Bestie an sich. „Endlich kann dich sehen und fühlen!“ Auch wenn Marshmallon etwas seltsam aussah, Yugi gefiel seine Ka-Bestie. Das hier war besser als jeder muskelbepackte Krieger.

 

Marshmallon erhob sich dann mit einem Quietschen wieder in die Luft und umkreiste zuerst Mana und Mokuba. Die beiden hatte Yugi ganz vergessen! Ihre Bretter standen auf dem Boden, nur wenige Figuren darauf.

Mokuba lachte und streichelte Marshmallons Bauch… War das sein Bauch? Es saß jedenfalls unter dem Gesicht. Mana tat es Mokuba gleich.

Nachdem Marshmallon seine Zufriedenheit direkt in Yugis Brust leitete, flog er zu Atem und setzte sich auf dessen Schoß. Es wackelte dort umher, zirpte und schnurrte.

 

Atem lachte und tätschelte es, was Yugi ein angenehmes Kribbeln bescherte.

„Marshmallon, ja? Wirklich ein außergewöhnlicher, kleiner Kerl.“

 

„Aber kann er auch kämpfen?“ erkundigte Mokuba sich. „Er sieht so harmlos aus…“ Er streckte die Hand nach Marshmallon aus, der plötzlich seinen bisher geschlossenen Mund öffnete.

Zwei Reihen scharfer Zähne schimmerten in Ras Licht und das kleine Monster ließ sie mit einem zufriedenen Geräusch aufeinanderschnappen. Mokuba zog seine Hand zurück.

 

Atem schmunzelte. „Der äußere Eindruck kann täuschen.“ Sein Blick ruhte dabei auf Yugi. „Sogar sehr.“

 

Yugi wurde heiß am ganzen Körper, seine Kehle trocken. Es schien ihm, als würde Atem seinen fleischlichen Körper gar nicht mehr wahrnehmen und tief in sein Inneres, in seine Seele blicken.

Dann wandte Atem den Blick zu Mana und Mokuba. Yugi sackte zusammen wie eine Marionette, deren Fäden durchgeschnitten worden waren. Sein Herz aber trommelte noch immer gegen seine Rippen.

 

„Ich habe euch heute leider sträflich vernachlässigt.“

 

Mana schüttelte den Kopf. „Einer von uns kann jetzt beschwören! Atem, jetzt werden wir es auch schaffen!“

 

Mokuba nickte. „Wir werden nicht hinter Yugi zurückstehen, jedenfalls nicht für lange.“ Dann machte er ein komisches Gesicht. „Mein großer Bruder wird nur nicht erbaut sein, daß ich es nicht als erster der Gruppe gemeistert habe.“

 

„Überlaß Set mir.“ Atem kraulte abwesend Marshmallons Kinn. Falls das ein Kinn sein konnte, wenn es unter den Augen lag. „Yugi, meinen Glückwunsch! Du bist nicht nur ein exzellenter Senetspieler, du hast diesen Fähigkeiten heute eine Form gegeben.“

 

Marshmallon hüpfte in die Luft und setzte sich auf den Boden. Er wackelte mit seinem Birnenhintern (falls es ein Hintern war), wirbelte etwas Staub auf und kuschelte sich dann an Yugis Beine.

 

„Danke, Atem. Ich weiß gar nicht, was ich jetzt fühlen soll. Ich meine, ich bin glücklich, aber…. Darauf war ich nicht vorbereitet.“

 

„Jedem von uns offenbart sich sein Inneres auf andere Weise. Das ist immer überwältigend. Laß dir nur Zeit, deine Gefühle zu sortieren.“ Atem lächelte. „Und jetzt laßt uns anstoßen! Man soll sich ja nie die Möglichkeit für eine Feier nehmen lassen.“

 

Yugi lachte, stand auf und in einem Ausbruch überwältigenden Glückes umarmte er den sitzenden Atem, dann nahm er gerne einen Becher aus Manas Hand entgegen.

 

Auch Atem lachte, sein Blick warm, und er stand auf, um Yugi hochleben zu lassen. Und Marshmallon, der einen Teil seines Körpers in den beinahe leeren Krug quetschte und sich das Bier auf seine Weise schmecken ließ.

 

***

 

Siamun war ein Mann, der zurecht sagen konnte, daß er viel erlebt, viel durchlitten und viel entdeckt hatte. Je mehr er erfahren hatte, desto weniger konnte man ihn überraschen.

Überrascht aber war er gewesen, als er im Garten den Pharao erspäht hatte, dem Mana, Prinz Mokuba und Yugi gefolgt waren wie Gänseküken der Mutter. Noch mehr überrascht hatte ihn aber, daß die seltsame Vierergruppe immer wieder fröhlich „Yugi hat’s geschafft!“ gesungen hatte. Laut, leidenschaftlich und sehr schief.

 

Die Freude hatte Siamun beschwingt und der Stolz seine Brust vorgeschoben. Sein Enkelsohn hatte den ersten Schritt in eine größere Welt getan. Gleich wie sehr Tuja schimpfen mochte, Yugi war zu mehr bestimmt. Außerdem war er kein Kind mehr. Er war ein junger Mann geworden und was damals geschehen war, würde sich nicht wiederholen.

 

Natürlich war auch Siamun nicht ohne Sorge, was seinen Enkel betraf, aber er sah ein so viel größeres Bild als Tuja. Eines, in dem Yugi mehr war als ein Töpfer.

Und als Siamun für die Mittagszeit nachhause zurückkehrte, erwartete ihn eine zweite Überraschung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Glamorous91
2017-05-25T18:06:02+00:00 25.05.2017 20:06
Ich mag die Story :)
Bin gespannt wie es weitergeht
Von:  -Pharao-Atemu-
2017-05-25T14:16:24+00:00 25.05.2017 16:16
Schon wieder ein Cliffhanger (schreibt man das so?)
Ich bin so neugierig wie es weiter geht....



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