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My Heavenly Soulmate

von

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Es gab Dinge, mit denen war ich einverstanden. Zum Beispiel, den Rest der Zeit auf dem Sofa zu verbringen, da niemand wusste, welche Nebeneffekte diese Aktion haben könnte. Lavender passte auf, dass ich genügend meiner Kugeln zu mir nahm, während Domenicus zurück in sein Büro ging – Diesmal hoffentlich nicht, um zu schlafen – und Roland den Eimer für eine Untersuchung mitnahm. Der Heiler wollte geklärt haben, womit sie es zu tun hatten. Warum dieser sogenannte ‚Schatten‘ auf einmal aggressiv geworden ist. Anscheinend konnte ich von Glück sprechen, dass er intuitiv wusste, was zu tun war. Ich musterte die Bandage an meinem Arm und mich überkam das Bedürfnis, daran zu ziehen, obwohl ich das definitiv nicht tun sollte. Die Stelle drückte und pulsierte ganz eigenartig. Einige Nachrichten nahm ich so entgegen und arbeitete trotz der Vorkommnisse noch etwas, mit der Hilfe des Engels. Nebenbei unterhielt ich mich ein wenig mit ihr, sie verbrachte ihre Pause oben, um sicher zu gehen, dass mir auch ja nichts Dummes einfiel. Es gab nur ein Problem: Irgendwann wollte ich auch nach Hause.

„Dann bring ich dich eben“, meinte der Chef und zog seinen Ärmel zurecht. Durch das Anziehen seines Jacketts hatte sich sein Hemd darunter etwas verschoben, sodass er seine Kleidung anpassen und richten musste.

„Das muss nicht sein“, erwiderte ich nur und richtete mich langsam auf. „Ich hab mich genug ausgeruht. Sie sollten lieber selber nach Hause gehen“

„Keine Widerrede, Lecrune. Ich habe keine Lust, dich morgen als vermisst zu melden, weil du irgendwo umgekippt und nicht mehr hochgekommen bist“ Ich seufzte, mit dem Dickschädel, den ich meinen Boss schimpfte, konnte ich wohl nicht reden. Es war nun wirklich nicht so, dass ich mich besonders schwach fühlte. Es ging mir sogar überraschend gut für die Umstände und angesichts dessen, dass die Blutkugeln nicht so viel Energie gaben wie eine Konserve aller paar Wochen. An der Formel mussten sie noch dringend arbeiten. Ich rieb mir kurz die bandagierte Stelle und schnaubte. Ohne weiter darauf einzugehen, schnappte ich mir meine Jacke – Denn obwohl wir Vampire Temperaturen nicht wahrnahmen, bevorzugten wir es, den anderen dies nicht zu offenbaren – und zog diese mir über. Meinen Rechner hatte Lavender, bevor sie sich entschuldigen und wieder zu ihrem Arbeitsplatz zurück musste, herunter gefahren, so dass ich mich darum nicht mehr kümmern musste. Kurz musterte ich meinen Chef, er wartete bereits am Aufzug darauf, dass ich fertig werden würde. Ich seufzte nur, nahm noch meine Tasche, packte die leere Dose hinein und folgte ihm. Es war kein weiter Weg, weswegen wir weder Auto noch Bus oder Bahn nehmen mussten. Wir liefen einfach eigenartig nebeneinander her, ohne miteinander zu reden. Um diese Uhrzeit war es natürlich schon dunkel, dennoch nicht weniger belebt auf den Straßen. Den Weg konnte man durch die Laternen am Rand gut erkennen und gestolpert war ich hier noch nie. Ich schwankte ja gerade nicht einmal. Kurz erhaschte ich einen Blick auf Domenicus, welcher starr seinen Blick nach vorn richtete, ohne auf mich zu achten. Ich hätte glatt Lust bekommen, zu testen, ob er tatsächlich aufpasste. Als ich aber genauer darüber nachdachte, wäre mir das Alles doch zu peinlich gewesen. So senkte ich meinen Blick also wieder auf den steinernen Weg vor mir und ging so stur den Pfad zum Apartmentgebäude ab.

Angekommen bestand mein Chef leider noch darauf, mich nach oben zu geleiten, da ich nicht gerade in der untersten Etage wohnte. Okay, ich konnte verstehen, dass er sich irgendwo Sorgen machte. Obwohl der Grund wohl eher darin lag, dass ich ein noch unerforschtes Mysterium in mir trug. Immerhin war etwas vorher noch nie Gesehenes mit mir passiert und er als Wächter der Menschenwelt wollte natürlich herausfinden, was es damit auf sich hatte. Konnte ich ihm nicht unbedingt verübeln, ich würde sowas auch gerne wissen wollen, bevor diese Person spurlos verschwindet oder ihr etwas zustößt. Aber bei aller Güte, ich war ein Vampir und nicht so leicht zu töten. Ein Genickbruch war für Menschen gefährlich, nicht für uns.

Er wollte mir erst von der Pelle rücken, als wir bereits vor der Wohnung standen und ich halb in Panik meinen Schlüssel aus der Tasche fischte.

„Immerhin keine Bruchbude“, bemerkte er, nachdem er die äußeren Räumlichkeiten gemustert hatte. Diese Aussage gab mir zu Denken übrig. In was für einer Umgebung er wohl wohnte? Hatte er in dieser Stadt vielleicht sogar ein Haus?

„Ich teile mir die Wohnung mit zwei Freunden, deswegen ist sie bezahlbar“, erklärte ich kurz und räusperte mich. „Nun, wenn Sie … schon einmal hier sind. Wollen Sie vielleicht noch einen Kaffee? Als … Danke … oder so …“ Bitte sag Nein Bitte sag Nein.

„Hm … wieso nicht“ Ich wollte in dem Moment meinen Kopf gegen die Tür schlagen. Leicht lächelnd blickte ich ihn an, sah, wie er mit den Schultern zuckte, ohne dass sich sein Blick veränderte. Sein Lächeln war auch nur einmalig gewesen. Und darüber war ich froh.

Ich öffnete die Tür zum Apartment und stellte meine Schuhe auf den dafür vorhergesehenen Platz. Domenicus machte es mir gleich, blieb im Vorsaal stehen, während Alex mich begrüßte.

„Hey Allie!“ Die Brünette kam auf mich zu und umarmte mich mit einem Lachen. Ich zuckte kurz zusammen, als sie ausversehen an die Bandage stieß, weswegen sie mich kurz misstrauisch musterte. Zu vielen Fragen kam sie aber nicht, denn ihr Blick driftete von mir ab herüber zu Domenicus, welcher eher teilnahmslos in der Gegend stand, die Hände in den Taschen seiner Jacke. Sofort hob ich die Arme, sah meine Freundin panisch an und wedelte mit den Gliedmaßen wild herum, um ihr zu verstehen zu geben, dass sie, egal welchen Gedanken sie gerade fasste, diesen nicht äußern sollte. Einige Male sah sie zwischen uns her, hob verwirrt eine Braue, sagte aber nichts weiter dazu, sodass ich die beiden bekannt machen konnte ohne peinliche Zwischenfälle. Ich konnte nur beten, dass sie nicht das peinliche Thema wieder aufleben ließ. Oh bitte, Alex.

„Äh, ja … Mister Domenicus? Das ist eine meiner Mitbewohnerinnen, Alexandra Yarias“ Kurz drehte ich mich zu meinem Chef und deutete mit einer Handbewegung auf meine Freundin, welche sich ganz leicht vor ihm verneigte. „Und Alex, das … ist mein Boss. Aeneas Domenicus“

„Ooooh“, machte sie und ein breites Grinsen bildete sich auf ihren Lippen. Noch sagte sie nichts, aber ich konnte mich auf ein langes Gespräch gefasst machen, sobald Domenicus wieder gegangen war.

„Jedenfalls“ Ich wischte mir kurz gestresst über die Stirn. „Mister Domenicus, Sie können sich gerne in unserem Wohnzimmer hinsetzen. Ich mach‘ derweil den Kaffee“ Ich hätte ihn einfach nicht einladen sollen, das hätte mir so viel Leid erspart. Mein Chef nickte mir zu und ließ sich von Alex ins Wohnzimmer begleiten, wo die beiden alsbald ein Gespräch begannen. Oder eher, Alex textete ihn voll, während er eher knappe Antworten gab, ohne zu viel preiszugeben. So wie ich meine Freundin kannte, würde sie sich zwar nicht so einfach abspeisen lassen, aber auch mein Boss konnte extrem stur sein. Da hatten sich wohl zwei gefunden.

Während die beiden sich im Wohnzimmer mehr oder minder unterhielten, schaffte ich zuerst jedes unnötige Accessoire in mein Zimmer und machte mich dann auf den Weg in die Küche, welche nicht unweit von der Stube aufzufinden war. Um ehrlich zu sein, wenn man von der Couch aufstand, musste man nur einmal rundherum gehen und dann einige Meter gerade aus durch den Bogen hindurch und war schon da. Es gab noch einen zweiten Durchgang, welche zum Flur führte. Durch diesen bin ich vorher hindurch.

Ich durchsuchte die Schränke zunächst nach dem Kaffee, welchen ich schon so selten genug machte. Wir hatten eine praktische Maschine, in welche man lediglich Pads einlegen musste, etwas Wasser hinzu und den Rest erledigte sie. Ob es ihm nun gefiel oder nicht, etwas Besseres hatten wir nicht. Und es war praktisch, da ich so auch einfach ein Kakaopad einlegen konnte. Ich musste gerade nur aufpassen, die beiden Dinge nicht zu verwechseln. So wirklich konnte ich mir nicht vorstellen, dass mein Chef süßen Kakao mochte. Also legte ich, nachdem ich drei Mal ganz sicher gegangen war, eines dieser Kaffee-Dinger ein, holte eine Tasse, welche ich darunter stellte und drückte, nach dem Einfüllen von Wasser, auf den Knopf. Während die Maschine arbeitete, räumte ich einige Sachen vom Abwasch weg. Teller und Besteck hatten wir weiter unten, nur für die Tassen musste ich mich etwas strecken. Das alles ging auch ganz gut, bis irgendein Scherzbold meinte, mir den Boden unter den Füßen wegziehen zu müssen. Kurz verschleierte sich meine Sicht und ich sah schwarz weiße Punkte, bevor ich den Halt verlor und nach hinten umfiel. Die Tasse zersprang neben mir mit einem lauten Klirren in Einzelteile.

„Lecrune!“

„Allie!“

Die beiden waren sofort da. Alex hockte sich zu mir, räumte die Scherben weg, bevor ich mich abstützte und im schlimmsten Fall eine der Überreste der Tasse in meine Hand bekam. Domenicus hingegen schaute in unseren Kühlschrank und holte eine der bekannten Dose heraus, welche er der brünetten Vampirin aushändigte, sodass sie mir einige Blutkugeln anbieten konnte. Ich fuhr mir durch die Haare. Anscheinend war ich doch noch nicht ganz so ausgeruht, wie ich dachte. Dankend nahm ich fix eine Kugel und schluckte diese herunter.

„Was ist gerade passiert?“, fragte Alexandra, nachdem ich wieder ansprechbar aussah. Meine Sicht klarte langsam wieder auf, ich blinzelte noch einmal und nichts mehr verzerrte sich in meinem Blickfeld.

„Ich weiß nicht so recht“, gab ich ehrlich zu. Ich musste mir etwas einfallen lassen, immerhin konnte ich ihr schlecht erzählen, dass ich von einem ungewöhnlichen Schatten angegriffen wurde, der eigentlich nur Seraphim befällt. Was sind Seraphim? – Oh, so Überwesen, die über Welten wachen – Welten? – Ja, weißt du, wie unsere. – Oh, cool. So würde es definitiv nicht ablaufen.

„Lecrune hatte heute mit einem anstrengenden Kunden zu tun gehabt, der sie auf die Probe stellte“, mischte sich mein Chef ein und half mir auf die Füße. „Um uns ein Bein zu stellen, hat er versucht, ihr die Energie auszusaugen. Dank der cleveren Erfindung aber hat sich alles zum Guten gewandt“

„Echt jetzt?“, hakte Alex noch einmal nach, woraufhin ich nur nickte. Ein Wesen, das Energie absaugen kann, klang doch ganz plausibel. Die Vampirin nickte sich einige Male selber zu, überlegte, während sie die Dose zurück stellte und sich dann mit einem Grinsen an uns wandte. „Danke für das Kompliment jedenfalls! Ich werde es an meinen Vater weiterleiten!“ Ach ja, der Erfinder der Blutkugeln war kein Geringerer als Sei Kentaro Yarias, weswegen er auch in das kleine Geheimnis eingeweiht war. Dementsprechend war es auch ihre Mutter, eine enge Freundin meiner Mum und sie selber natürlich auch.

„Mach das“, meinte Domenicus ruhig und half mir rüber ins Wohnzimmer und auf das Sofa, auf welches ich mich ohne Widerrede setzte. Es fühlte sich auch besser an, nicht einfach umfallen zu können.

„Wegen dem Kaffee“, fing ich gerade an und sah, wie der Chef mit der Tasse in der Hand zurück kam und sich gemeinsam mit Alex zu mir gesellte.

„Hm? Oh. Ich hab so eine ähnliche Gerätschaft daheim. Ganz praktisch.“, meinte er nur und nahm einen Schluck.

„O- … Okay“, gab ich nur zurück und kuschelte mich in meine kleine, selbst eingerichtete Sitzecke, welche ich schon nach nur wenigen Tagen in dieser Wohnung als meinen Anspruch angesehen hatte. Kein anderes Fleckchen auf der Couch war so gemütlich wie dieses. Domenicus und Alex‘ unterhielten sich noch einwenig, wobei es mir so vorkam, als ob der Seraphim sich etwas mehr öffnete als sonst. Ich wusste schon immer, dass meine Freundin eine Begabung dafür hatte, mit anderen umgehen zu können, aber irgendwie … irgendwie wurde mir mulmig dabei, zuzusehen, wie sie mit einander plaudern konnten und ich war gerade mal in der Lage, drei Sätze mit ihm zu wechseln und keinen Schritt voran zu kommen. Verdammt, er schmunzelte sogar! Bislang hatte mich nie interessiert, mit wem Alex etwas anfing. Zum ersten Mal aber störte es mich. Ich versuchte bestmöglich, mir nichts anmerken zu lassen, während ich mich auf das Fernsehprogramm konzentrierte, welches wir uns ausgesucht hatten.

Nach dem Kaffee verabschiedete sich Domenicus, ohne weiter lange zu bleiben. Kaum war er aus der Tür raus, stolzierte Alex mit einem breiten Grinsen zu mir herüber.

„Duuu“, fing sie an und zeigte mit dem Finger auf mich.

„Mit nackten Fingern zeigt man nicht auf angezogene Leute“, entgegnete ich ihr nur, schnappte mit eines meiner Kissen und kuschelte damit.

„Schluss mit der Kinderkacke. Du stehst auf ihn“

„Tu ich nicht!“

„Oh doch, und wie du das tust. Allein als er gelächelt hat klebtest du förmlich an seinen Lippen. Und bitte … du hast ihn als heiß bezeichnet, als du ihm das erste Mal begegnet bist“

„Na und?“, erwiderte ich genervt. Was sollte das jetzt bitte? „Du konntest dich viel besser mit ihm unterhalten als ich. Wir wechseln ja kaum mehr als Drei Sätze pro Tag“

„Vielleicht liegt es daran, weil er verhindert, etwas mit einer Angestellten einzugehen. Mal daran gedacht? Er ist voll der Geschäftstyp. Und ganz ehrlich? Ganz und gar nicht mein Ding. Ich steh nicht auf Blonde, vergessen?“ Das hatte ich tatsächlich vergessen. Alex stand weder auf blonde, noch auf Männer, die viel zu dominant ihr gegenüber rüber kamen. Sie hatte nichts dagegen, wenn ein Mann mal zeigen musste, was ihm gehörte, aber einer, der so viel Respekt und Dominanz ausstrahlte wie Domenicus war definitiv nicht ihr Fall. „Babyschritte, sag ich nur. Babyschritte. Dann klappt das ja vielleicht! Und wer weiß … Ihr habt doch diese Feier anstehen, oder?“

„Ja, in zwei Wochen … dieses Wochenende ist das Treffen für die Geschäftspartner“, antwortete ich und drückte das Kissen immer mehr an meinen Körper. Das ging gerade in ungeahnte Gefilde.

„Interessiert mich nicht. Mich interessiert nur die Party. Er wird auch anwesend sein, bestimmt. Zeit, Eindruck zu schinden. Ich meine, du könntest auf Arbeit als Plain Jane durchgehen, echt jetzt.“ Damit löste sie die Halterung, welche meinen Dutt zusammen hielt und meine Haare daran hinderte, über meinen Rücken zu fallen. „Du bist hübsch, Allie. Du musst nur auch mit deinen Reizen spielen“

„Reizen“, merkte ich mit gehobener Braue an. Ich war flach wie ein Brett und meine ‚Rundungen‘ zu betonen war keine einfache Aufgabe. Ganz zu schweigen davon etwas zu finden, das mich nicht wie eine Sardine aussehen ließ. Alex schnalzte mit der Zunge und schnippte mir an die Stirn.

„Tze! Vergiss nicht, wen du hier als Freundin hast! Ich motz dich auf! Und wenn ich darf, komm ich auch mit. Und wenn nicht, schnapp dir unser Babe Rene. Wenn er auf dem Schlauch steht, was seine Sexualität angeht, könntest du vielleicht sogar testen, ob er eifersüchtig wird“ Genau bei diesem Part hörte ich, wie sich die Wohnungstür schloss. Ich zuckte zusammen und blickte an Alex vorbei in den Flur, in welchem genannter Elf sogleich auftauchte und mit den Ohren zuckte.

„Ich habe meinen Namen in Verbindung mit Eifersucht gehört? Was haben meine Mädels wieder vor, huh?“ Seine Sachen hing er an die Garderobe (er war der einzige, der sie benutzte) und gesellte sich dann zu uns. Alex wartete nicht lang, bevor sie die Situation für ihn erklärte.

„Wir beschaffen Allie einen Freund“

„Keinen Freund!“, wandte ich sofort ein und wünschte mir, dass dieses Sofa mich verschlingen würde.

„Oh doch, einen Freund. Ohne Witz? Du bist 27 und hattest noch keinen Freund, der länger als einen Monat bei dir geblieben ist. Das liegt zwar eher an deinem Vater, aber gut … dieser Domenicus aber könnte dem die Stirn bieten, locker!“

„Domenicus?!“, vergewisserte sich Rene und musterte uns mit geweiteten Augen. „Sag bloß! Reden wir hier über unseren Boss?“ Ich nickte ihm zu und er fing an zu lachen. „Irgendwann musste es ja rauskommen, was! Ich bin dabei, egal, was geplant wird. Und wenn ich dich abknutschen muss, Allie. Wir kriegen schon irgendwas hin“ Nun … und wann sollte ich erwähnen, dass sie versuchten, mich mit einem Jahrtausende alten Seraphim zu verkuppeln?
 

Das Geschäftstreffen ging gut aus. Die Herren verstanden sich untereinander und ich half einfach dabei, sie etwas zu bewirten und mit ihnen zu reden. Bei den vorherigen war ich noch nicht dabei gewesen, weil ich noch in meiner Probezeit war und noch niemand wusste, ob ich auch wirklich kompetent genug war. So gesehen war dies nun meine letzte Prüfung, da mich auch die Partner des Chefs als hilfreich und würdig erachten müssten. Bislang hatten sie nur meine E-Mails gesehen oder mal meine telefonverzerrte Stimme gehört. Gemeinsam mit Lavender und Zack, welche ebenfalls an diesem Event teilnahmen, so wie jedes Mal, begrüßte ich die Gäste und später unterhielt ich mich mit einigen von ihnen. So lernte ich nun auch die Person kennen, die hinter ‚Verzug‘ steckte, dann noch einen sehr wichtigen Partner, welcher ein doch eher simples Auftreten hatte und eine Frau aus einer Modebranche, welche dennoch die Dienste von SW & H benötigte. Anscheinend war sie im Begriff, einige Firmen zusammen zu führen und benötigte dabei Hilfe von einer speziellen Software, die nur Alois verstand.

Unter den Leuten gab es natürlich auch unausstehliche Gesellen, vor denen mich Lavender bereits gewarnt hatte. Meist endete es so, war ich ausversehen in ein Gespräch mit einen von ihnen verwickelt, stand mir sofort Zack zur Seite und holte mich aus der Klemme. Er war an dem Abend mehr als nur einmal mein Lebensretter. Aber ich lernte auch einige sehr angenehme Leute kennen, darunter Nyc Lacoy und Timothy Trent, ein recht amüsanter Name. Die beiden standen bereits am längsten mit Domenicus in Verbindung und ihre Firmen, welche ebenfalls bald 100 Jahre auf dem Buckel hatten, waren mit SW & H gleich auf.

„Ich habe das Gefühl, dass ein paar irgendwann Probleme machen werden“, meinte ich etwas abseits zu Lavender, als wir Getränke für uns und die Gäste holten. Unter den Leuten waren gemischte Rassen, von Menschen über Elfen, Vampire und Engel. Es hieß sogar, dass ein Dämon darunter sein sollte. Ein Dämon! Von denen hatte ich bislang nur gehört. Und Domenicus meinte, dass selbst das noch längst nicht alle Rassen waren, die in unserer Welt lebten. Über die Jahre hatte er noch weitere verzeichnet, aber das würde er mir wohl erst ein andermal zeigen.

„Und wer wird das sein?“, fragte der Engel und sah sich unter den Leuten um. Ich lenkte ihren Blick auf die mir auffälligste Person. Die Violetthaarige nickte und verschwand dann zu unserem Chef.
 

Ob sich meine Annahme als korrekt herausstellte, würde sich erst noch zeigen. Nach dem Treffen stand die Weihnachtsfeier an. Einige hatten zugesagt, andere konnten aufgrund von Krankheit oder anderweitigen Terminen nicht. Ich hatte mich erkundigt und herausgefunden, dass es durchaus gestattet war, jemanden einzuladen, was ich sofort an Alex weiter gab. Diese freute sich wie verrückt und überredete mich sofort dazu, mit ihr einkaufen zu gehen. So besorgten wir uns ein paar Kleidungsstücke, bevor ich mich um meine Weihnachtseinkäufe kümmerte. Geschenke für meine Eltern und Brüder würde ich verschicken. Dann besorgte ich noch etwas für Alex und Rene, Lavender, Zack, Addie, Alois und sogar Domenicus. Was mir dabei in den Sinn kam, konnte ich mir auch nicht erklären. Als ich die kleinen Päckchen einpackte, musterte ich das blaue Geschenk am längsten. Es war wie die anderen nicht besonders groß, da ich mich für Kleinigkeiten für jeden entschieden habe, um nicht arm zu werden. Die kleinen Überraschungen werde ich dann auf der Feier verteilen, um eine Ausrede zu haben, so schnell wie möglich von meinem Chef wieder wegzukommen. Obwohl ich noch nicht sicher war, ob ich ihm es überhaupt persönlich übergeben werde.

Alex überredete mich dazu, meine Haare offen zu tragen und mir Kontaktlinsen einzusetzen. Es war ein eigenartiges Gefühl, keine Brille zu tragen, aber sie meinte, es würde zum Gesamtbild beitragen. Um Make-Up und Frisur kümmerte sie sich, was bei mir schneller ging als bei ihr selber. Während sie den Tick und das Talent ihrer Mutter geerbt hatte, was Frisuren anging, so hat sie die Haare von ihrem Vater. Die nämlich zu bändigen war alles andere als einfach. Sie brauchte teilweise Stunden dafür, vor allem, nachdem sie geschlafen hat. Mein Outfit durfte ich mir immerhin selber aussuchen. Obwohl Rene und Alex darauf bestanden, dass ich mir etwas Aufreizendes nehmen sollte, entschied ich mich dagegen und nahm ein simples schwarzes Top mit einem weißen Muster, eine hautenge Jeans und schlichte Boots dazu. Beide hatten daraufhin nur die Augen verdreht, doch zuckte ich nur mit den Schultern und beließ es dabei. Ich hatte nicht unbedingt vor, bei jemanden Eindruck zu schinden, der um einiges älter als mein eigener Vater war. Und ich stand ganz sicher nicht auf ihn!
 

Einige Leute hatten es sich bereits in eine der Ecken gemütlich gemacht. Lavender, Zack und Domenicus waren natürlich schon da, weil irgendwer ja das Gebäude aufschließen musste. Den Tag zuvor hatten wir gemeinsam alles hergerichtet. Alex staunte nicht schlecht, als sie die Einrichtung betrat und noch mehr, als wir ihr zeigten, wo die Feier stattfand. Man hatte bereits die Musik angestellt und die Tanzfläche noch etwas vergrößert. Einige Kollegen unterhielten sich bereits, Rene und ich machten unsere Begrüßungsrunde. Sogar Addie war wie eigentlich erwartet erschienen. Vermutlich hat Lavender sie abgeholt, sodass sie sich vor diesem Event nicht drücken kann. Ob es jedes Jahr so aussah bei ihnen? Trotz ihrer Teilnahmslosigkeit war sie Teil einer kleinen Traube, welche sich angestrengt unterhielt.

„Wahnsinn“, meinte Alex nur, nachdem sie sich umgeschaut hat. „Ohne Mist. Ich hab schon gehört, dass das Hauptgebäude von SW & H unglaublich sein soll, aber sowas? Ihr habt sowas von den Jackpot“

„Dafür ist die Arbeit aber auch nicht leicht, Schätzchen. Vergiss das nicht“, warf Rene ein und da hatte er nicht ganz unrecht. Keine Arbeit war einfach, so viel war klar. Aber die Ansprüche hier waren noch einen Zacken schärfer und Überstunden waren nicht selten.

„Ohne Mist, wenn wir bei uns sowas hätten, wäre das Problem von Überstunden kleiner. Aber nein, mein Vorgesetzter und rechte Hand unseres Chefs muss da ja ein Wörtchen mitzureden haben. Ich hätte da längst was geändert“

„Du meinst das Arsch, der euch Steine in den Weg wirft?“, mischte ich nun mit und Alex nickte. Sie erzählte öfter von ihrem Vorgesetzten, welcher sich des Öfteren ihrer Pläne bemächtigte, mit der Ausrede, sie seien nicht gut genug. Ich könnte selber für Alex‘ Talent bürgen und sie wäre nicht angenommen wurden, hätte sie es nicht. Nur an ihren Chef scheint das nicht ranzukommen. Da war doch irgendwas faul.

„Kätzchen!“, rief Lavender über die Lautstärke der Musik und kam auf uns zu, um mich zur Begrüßung zu umarmen. Auch Rene bekam einen Drücker, genauso wie Alex, obwohl sich die beiden eher flüchtig kannten. Im Schlepptau hatte sie Zack, welcher uns ebenfalls begrüßte.

„Was geht, Allendra, Rene?“, fragte er mit einem Grinsen im Gesicht. Die wild verwuschelten Haare hingen ihm ins Gesicht, sein Casual Outfit bestand aus einer Jeanshacke, einem T-Shirt und einer einfachen Hose sowie Schuhe. Lavender hingegen hat wie immer ihre zwei Buns als Zöpfe und den Rest der Haare offen. Diesmal hat sie an die beiden Knuppel noch jeweils eine rote Schleife gemacht, um niedlicher auszusehen. Sie selber trug ein weißes Kleid mit Spitze am Saum des Rockes und an den Enden ihrer langen Ärmel. Ganz in aufreizender Manier hatte sie einen Ausschnitt, der ihre Oberweite betonte.

„Langsam müsste jeder da sein“, meinte Lavender und sah sich um. Es war eine angenehme Menge an Leuten, einige hatten einfach keine Lust, hier aufzutauchen. Noch konnte ich es nicht ganz verstehen, aber gleichzeitig doch vorstellen, dass es sich dabei um die Menschen der Firma handelte. „Danke für die Hilfe gestern, so ganz nebenbei. Ich dachte schon, wir müssten uns dumm und dämlich schleppen.“

„Keine große Sache“, meinte Rene nur und lächelte Lavender übertrieben breit an. Die beiden verstanden sich wirklich gut, der Engel beteuerte es immer wieder, dass ihr Lieblingself kein Interesse an Frauen hatte.

„Lecrune, Lurva, Yarias“ Der Boss stieß ebenfalls zu uns, nickte jedem von uns einmal zu zur Begrüßung. Kein Mann vieler Worte, der gute Domenicus, außer es ging ums Geschäft oder seine Firma. Jetzt standen wir da, bildeten unseren eigenen Kreis und redeten etwas, versuchten dabei, uns über die Musik drüber zu unterhalten, denn diese war nicht gerade leise.

Mit der Zeit verteilten sich die Leute. Meine Tasche hatte ich inzwischen auf einer der Sitzecken platziert, sodass ich sie aber auch gut im Auge behalten konnte. Einen Drink oder Zwei genehmigten wir uns auch, wobei einige unserer Kollegen auch davon absahen, etwas von den Getränken zu nehmen. Das Essen hingegen war recht beliebt und wurde nur von Wenigen ausgelassen, bei denen man davon ausgehen konnte, dass es sich bei ihnen um Vampire handelte. Der Spaß hatte sich inzwischen auf die Tanzfläche verlegt. Zusammen mit Alex, Lavender und Zack machten wir den Platz unsicher. Rene setzte sich derweil hin und unterhielt sich mit Alois, welcher etwas später dazu gestoßen ist. Anscheinend hat sich sein Bruder eine schwere Krankheit eingefangen und musste umsorgt werden, bis seine Schwester aufkreuzte und die Pflege übernahm.

Es war ein unglaublich befreiendes Gefühl, sich wild zu der Musik zu bewegen, welche bereits in unseren Ohren dröhnte und noch Tage später dort hängen würde. Ich war froh, mich nicht großartig herausgeputzt zu haben, denn obwohl ich recht klein im Gegensatz zu den anderen war, konnte ich mir nicht vorstellen, mich in meinen Absatzschuhen so zu bewegen, wie ich es in meinen Boots tat. Während ich mich eher verrückt bewegte und Lavender dazu anstiftete, es mir gleich zu tun, sah Alex eher so aus, als würde sie versuchen, jemanden mit ihrem Tanz zu verführen. Bislang aber hat sie auf keinen unserer Kollegen ein Auge geworfen, weswegen ich davon ausging, dass sie doch ohne Begleitung nach Hause gehen würde.
 

Nach einer Weile entschuldigte ich mich von den anderen und ging die Geschenke holen. An die Päckchen hatte ich Namensschilder gebastelt, um sie auseinander halten zu können. Außerdem wäre es wirklich peinlich, die Geschenke zu vertauschen. Da Rene und Alois bereits neben meiner Tasche saßen, gab ich ihnen ihre Geschenke als erstes. Verwirrt sahen sie mich an, musterten das kleine Päckchen, bevor der Elf mich umarmte.

„Danke, Süße. Das musst du doch aber nicht jedes Jahr machen“, bedankte er sich und lachte leise.

„Das sagst du mir schon seit Drei Jahren. An der kleinen Tradition wird sich aber nichts ändern“, gab ich nur zurück, verbeugte mich kurz und nahm meine Tasche mit. Für jeden hatte ich etwas Persönliches herausgesucht. Meist ein Kauf auf den ersten Blick, da mich jedes Geschenk an die Person erinnert hatte, für die es gedacht war. So bekam Rene einen keltischen Anhänger für seine Sammlung. Ich hatte mir extra einen ausgesucht, den er noch nicht hatte. Das war nicht gerade einfach! Alois hingegen bekam etwas Preisintensiveres. Er beschwerte sich seit einiger Zeit über sein Headset, weswegen ich ihm die Mühe erspart habe und ein Gutes besorgte. Für Alex hatte ich ein paar weinrote Ohrringe rausgesucht, simpel und klein und doch recht auffällig. Da sie aufgrund ihrer Frisur die meisten Ohrringe auf der rechten Seite trug, hab ich ihr noch einen passenden Clip für die Helix mitgenommen. Sie musterte ihr Geschenk ebenso verwirrt, lachte dann aber auf und umarmte mich. Zwischen uns war es eine ausgesprochene Tradition, uns etwas zu Weihnachten zu schenken. Sei es auch noch so klein oder albern. Das mochten wir auch! Diesmal aber hatte ich mich für etwas Ernsteres entschieden. Etwas zurück erwartete ich für diese kleine Geste aber nicht. Es machte mir Spaß, meinen Freunden etwas zu geben.

„Für dich!“, rief ich Lavender zu und gab ihr das violette Päckchen. Für sie hatte ich ein Parfum ausgesucht, welches mich wegen dem Duft sofort an den Engel erinnerte.

„Also echt! Du überraschst mich immer wieder, Kätzchen!“ Sie bedankte sich bei mir und ich wandte mich zu Zack.

„Auch eins für dich!“ Ich lachte auf, als er mich mit geweiteten Augen anblickte und das Geschenk entgegen nahm.

„Toll. Und ich hab nichts für dich dabei!“, gab er nur zurück.

„Ich erwarte auch nichts. Kannst du zuhause dann aufmachen!“

„Danke, Allie!“ Für ihn hatte ich mir ein silbernes Armband ausgesucht, dessen Verschluss ein Wolfkopf war. Es war leicht zu verschließen aber schwer wieder aufzubekommen. Jetzt blieb nur noch eine Person übrig. Unser Chef, welcher diesmal seine Haare zu einem Zopf gebunden trug, dabei die beiden Strähnen immer noch vom Scheitel ausgehend sein Gesicht umrundeten und dessen einfache Kleidung dennoch seine Eleganz betonte, stand etwas abseits der Masse und beobachtete seine Angestellten. Addie stand neben ihm, die beiden Schweigsamsten der Firma beisammen. Ich musterte das letzte Päckchen in meiner Hand. Mich verließ jeglicher Mut, auf diesen Mann zuzugehen, ihm es schnell in die Hand zu drücken und einfach zu verschwinden. Mit einer Bitte wandte ich mich also an Lavender.

„Hey Lava!“, rief ich über die Musik und der Engel drehte sich zu mir.

„Was gibt’s?“

„Könntest du das Domenicus geben?“ Ich hielt ihr das blaue Geschenk entgegen. Sie betrachtete es kurz, überlegte, bevor sich ein Grinsen bei ihr ausbreitete.

„Das machst du schön selber“, meinte sie nur und verschränkte die Arme.

„Lava, bitte! Ich kann das nicht“

„Sieh es als eine Prüfung an. Aeneas wird dich schon nicht auffressen. Also los! Wegrennen kannst du noch immer“ Die Frau schubste mich in die Richtung unseres Chefs. Ich schlitterte mit der Sohle über den Boden und hinterließ sicherlich eine Spur dabei, aber das war mir herzlich egal. Mir rutschte gerade das Herz in die Hose und ich konnte einfach nicht den Mut fassen, ihm das Ding in die Hand zu drücken. „Na los. Du packst das“ Lavender gab mir noch einen kleinen Ruck, bevor sie zurück zu Zack ging und weiter tanzte. Ich seufzte erst, atmete dann tief durch und ging zu ihnen herüber. Derweil holte ich noch Addies Geschenk aus der Tasche, welches ich fast vergessen hatte. Bei ihr fiel es mir nicht leicht, etwas Passendes zu besorgen. Da sie mir aber momentan in Gefahr schien, holte ich etwas für sie, was im Allgemeinen früher als Glücksbringer bekannt war. Ihr Geschenk war orange verpackt und sie nahm es mit einem recht leisen ‚Danke‘ entgegen. Es klang diesmal nicht emotionslos, was mich schon ein wenig freute. Das fiel der Frau nämlich wirklich schwer.

„Amüsierst du dich?“, fragte mich Domenicus aus heiterem Himmel und ich zuckte zusammen.

„Äh, ja. Es ist … lustig, mit den anderen mal außerhalb der Arbeitszeiten zusammen zu sein“, antwortete ich ihm und fummelte an meiner Tasche herum. Das Päckchen hatte ich wieder hinein getan, wollte nicht sofort auffallen. Zu einem weiteren Gespräch kam es nicht, ich war da nicht so gewandt wie Alex, ihn einfach wieder anzusprechen. Einen Grund hätte ich, den holte ich in diesem Moment auch aus meiner Tasche und hielt nach einem weiteren Mal tief durchatmen ihm das auch entgegen. Der Seraphim musterte das kleine Ding, sah sich kurz um, ob ich ihn wohl auch nicht verwechselte, bevor er es entgegen nahm.

„Danke ..?“, äußerte er verwirrt.

„Äh … ja … Keine große Sache. Müssen Sie auch nicht groß beachten oder so, ist nur eine Kleinigkeit. Ich hab nur so einen Tick, denjenigen, die ich etwas … na ja, leiden kann, ein kleines Geschenk zu machen. Zur Freude. Sie können’s auch weg tun oder so“, brabbelte ich vor mich her und verschwand so schnell, wie ich gekommen war. Ich wollte gar nicht daran denken, was er damit machen würde. Wahrscheinlich interessierte es ihn tatsächlich kein bisschen und ich würde es nie wieder sehen.
 

Der Abend verlief weiter, ohne dass ich Domenicus ein weiteres Mal ansprach. Manchmal sah ich zwar zu ihm, fand ihn einmal nicht, bevor er wieder auftauchte und das blaue Päckchen nicht mehr in der Hand hielt. Autsch. Ich konnte mir vorstellen, dass er nicht viel darauf gab, aber so schnell hätte er es auch nicht loswerden müssen. Ich aber wollte mich nicht länger darauf konzentrierten, amüsierte mich mit den anderen und plauderte mit Zack in einer Sitzecke, nachdem wir die Nase voll vom Tanzen hatten. Unsere Kollegen schienen gar nicht müde zu werden, das Angebot auf den Tischen nahm nach und nach ab und wenigstens hatten alle den Anstand, den Mülleimer zu benutzen, anstatt alles auf den Boden zu platzieren. Manchmal brachte ich ein paar leere Becher vom Tisch zum Eimer, aber das war auch keine große Sache.

„Sag mal“, fing Zack an, legte einen Arm auf die Lehne und beugte sich etwas zu mir, damit ich ihn besser verstehen konnte. Im weiter entfernten Sinne hatte er gerade seinen Arm um mich gelegt, aber darüber wollte ich gerade nicht nachdenken. „Hast du Neujahr was vor?“

„Neujahr?“ Ich überlegte kurz. Normalerweise verbrachte ich diese Zeit mit meinen Freunden in einer Wohnung, diesmal würde es wohl unser Apartment werden und wir zelebrierten gemeinsam. Manchmal luden wir noch ein paar Leute ein, die wir so kennen gelernt hatten. Aber sonst … ans Weggehen dachte ich nicht wirklich. „Um ehrlich zu sein, nein. Normalerweise feiere ich mit meinen Freunden“

„Hättest du Lust, was zu unternehmen?“ Ich verzog das Gesicht. Der Gedanke daran, an diesem Abend draußen rum zu laufen, gefiel mir nicht unbedingt. „Ich versteh schon“ Zack blockte sofort wieder ab, verstand aber falsch, was ich eigentlich wollte. Aus Reflex legte ich eine Hand auf seinen Arm, als er wieder etwas Abstand zwischen uns bringen wollte.

„Warte. Ich geh an Neujahr nicht gern raus. Die Betrunkenen, das Feuerwerk, das ist mir alles zu viel. Wie wäre es, wenn du zu uns kommst? Bislang haben wir noch niemanden eingeladen und genug Platz. So können wir auch was zusammen machen“ Seine Augen hellten sich auf. Es entsprach zwar nicht dem, was er sich vorstellte, aber es war besser, als ihm komplett abzusagen. Und ich hatte nichts gegen Zack, um ehrlich zu sein. Ich konnte ihn sogar sehr gut leiden, nur war es für mich schwierig, mich an den Altersunterschied zu gewöhnen. Immerhin war es für Vampire ungewöhnlich, in seinem Alter noch keinen Partner zu haben. Aber er meinte, er könne das vielleicht bald ändern. Was dahinter wohl steckte?

So zog sich der Abend noch dahin. Alex war schon früher mit jemandem gegangen und auch Rene entschied sich dazu, den Abend bei Alois zu verbringen. Ich hatte nicht unbedingt Lust, mich bei jemand mit einzuklinken, da ich nach der Lautstärke einfach nur meine Ruhe haben wollte. Als sich die Masse langsam wieder auflöste, entschied auch ich mich dazu, mich zu verabschieden. Ich schaute gar nicht erst auf die Uhr, ausschlafen könnte ich so oder so und danach würde ich meinen Rhythmus schon irgendwie wieder reinkriegen. Ich schnappte mir also meine Jacke, verabschiedete mich von Zack und Lavender, ging Domenicus gekonnt aus dem Weg, um mich nicht noch ein weiteres Mal bloß zu stellen. Draußen kam mir sofort die kalte Winterluft entgegen und jagte mir einen Schauer über den Rücken. Kurz durchgeatmet und schon befand ich mich auf dem Heimweg.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Manulu420
2019-11-16T11:05:28+00:00 16.11.2019 12:05
Huhu,
Ich liebe deine Geschichten. Du fesselst mich jedes mal. Ich würde gerne wissen, wie es hier weitergeht. Bitte gib die Geschichte nicht auf.
LG
Antwort von:  Thane
16.11.2019 12:55
Noch ist sie nicht aufgegeben! Nennen wir es eher pausiert aufgrund diverser Gründe, haha. Ich habe aber noch einige Kapitel in der Hinterhand, eines wollte ich sogar heute hochladen
Von:  Narudia
2019-06-18T06:32:58+00:00 18.06.2019 08:32
huhu,

ah endlich geht es weiter. eine wirklich nette geste allen etwas kleines persönliches zu schenken das sie mit ihnen verbindet. und domenicus hat sicher nicht damit gerechnet das ihm seine kleine sekretärin etwas schenken würde. sicher war er weg um das geschenk ins Büro zu bringen ich kann mir wirklich nicht vorstellen das er es entsorgt hat. er macht sich ja sorgen um sie das bedeutet sie ist ihm nicht egal deswegen hat er sie nach hause begleitet um sicherzugehen das es ihr gutgeht und nur aus diesem grund ist er auf ein Kaffee geblieben um sie sicherlich noch etwas länger im auge zu behalten zum glück da sie ja tatsächlich umgekippt ist und Alex sicher nicht gewusst hätte was es damit auf sich hat. was wohl demenicus geschenk gewesen ist?

lg narudia


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