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Eine erbarmungslose Entscheidung

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo alle miteinander,

Es tut mir leid, dass ich mich zurzeit nicht an meinen Zeitplan halten kann, aber es gibt privat ein paar Unstimmigkeiten, sodass ich kaum Zeit habe an den PC zu kommen.
Ich hoffe, dass es Ende August wieder besser wird. Bis dahin bitte ich euch geduldig mit mir zu sein.
So oft ich kann werde ich versuchen etwas hochzuladen und auf eure lieben Kommentare zu antworten (von denen jeder einzelne mich unglaublich glücklich macht), aber bitte seid nachsichtig, wenn es etwas länger dauert.

Ich danke euch
Sharry Komplett anzeigen

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Kapitel 38 - Kontrolle

Kapitel 38 - Kontrolle

 

-Mihawk-

„Man, du bist ja immer noch hier. Hast du nicht vor irgendwann ins Bett zu gehen?“

Er sah von den losen Blättern in seinem Schoss auf als der Vizeadmiral hereinkam, nun nicht mehr in seiner Uniform, sondern offenbar in Klamotten, die er sich aus Dulacres Schrank geklaubt hatte. Seine nassen Locken wippten wild in alle Richtungen.

„Hast du etwa vor hier zu sitzen bis sie… ich meine er aufwacht? Meine Güte ist das verwirrend.“

„Du gewöhnst dich schon dran und ja, wie du weißt bin ich ein Gewohnheitsmensch und es ist mir zur Gewohnheit geworden zu warten bis Lorenor aufwacht.“

Dulacre konnte sehen wie der andere die Augen leicht zusammenkniff und ihn ernst ansah.

„Wann hast du dich nur so verändert? Und es ist mir noch nicht mal aufgefallen.“

Jiroushin zog sich einen Stuhl zu ihm herüber.

„Das stimmt nicht, dir ist es aufgefallen. Aber du hast es alles auf Lady Loreen geschoben und als du bemerktest, dass da etwas nicht stimmen konnte hast du den Kontakt zu mir stillgelegt.“

Etwas Zustimmendes in seinen nicht vorhandenen Bart grummelnd ließ der andere sich neben ihm auf seinen Stuhl fallen.

„Was liest du da? Notizen über euer Training?“

„Nicht wirklich.“

Mit einem Schmunzeln legte er die Blätter wieder in der richtigen Reihenfolge zusammen und verstaute sie im kleinen Nachttisch, bemüht es so aussehen zu lassen als wäre er nie dran gewesen. Lorenor mochte nicht, wenn er las ehe der andere fertig war.

„Du solltest dich etwas hinlegen, Jirou. Es war doch sicherlich ein anstrengender Tag für dich.“

„Später, vorher will ich, dass du mir all das erzählst, was du in den letzten Monaten verschwiegen hast.“

Ernst sahen sie einander an und er bemerkte, dass Jiroushin ihm diesmal standhielt; es war ihm wirklich ernst.

„Warum sollte ich das tun?“

Nun grinste der andere und ein schelmisches Funkeln erhellte seine Augen.

„Was willst du? Ich mache bei deiner Scharade mit, aber dafür will ich in alles eingeweiht werden. Wie soll ich dir bestmöglich helfen, wenn ich nicht weiß wo ihr dran seid. Was mache ich das nächste Mal, wenn er mir als Loreen gegenübersteht und Eizen um die Ecke kommt? Verdammt, weiß Eizen eigentlich etwas? Warum infiltriert dieser Pirat die Weltregierung? Dulacre was zur Hölle…?“

„Beruhige dich, Jiroushin. Glaube mir, Lorenor und ich könnten sehr gut ohne Eizen auskommen. Tatsächlich ist mir sein ständiges Einmischen ein Dorn im Auge.“

Aber er tat was der andere von ihm verlangte und begann zu erzählen und zwar ganz am Anfang, als er das ohnmächtige Mädchen im Wald von Sasaki gefunden hatte, welches sich Stunden später als Lorenor Zorro herausgestellt hatte.

Nur wenige Dinge ließ er aus oder wandelte er leicht ab. Jiroushin brauchte nicht jede Kleinigkeit zu wissen, nicht jedes delikate Detail oder jeden emotionale Moment.

Es überraschte ihn wie lange er brauchte, um die letzten paar Monate zusammenzufassen und als er endlich endete merkte er wie trocken sein Mund war. Genervt lehnte er sich zurück gegen seinen Stuhl. Das war alles so umständlich.

Jiroushin neben ihm hatte die Arme verschränkt und betrachtete schon seit längerem den schlafenden Piraten.

„Ich kann es immer noch nicht glauben. Du hast mich eiskalt ins Messer laufen lassen. Ich hab Loreen vertraut, wegen dir habe ich Lorenor Zorro vertraut! Ich hab ihn trainiert, mich mit ihm über Dinge unterhalten, die ihn überhaupt nichts angehen. Ich habe mit ihm auf dem Ball getanzt und… und euch meinen Segen gegeben.“

„Und jetzt weißt du warum ich so ablehnend reagiert habe.“ Dulacre entschied den Rest der Anklage zu ignorieren. „Von Lorenor will ich gar nicht erst anfangen. Er hat es gehasst, wenn Kanan seine weibliche Seite erziehen wollte. Er sagt er würde gar nicht einsehen warum für Frauen andere Standarte gelten sollen als für Männer. Es ist sehr amüsant ihm dabei zuzusehen, wenn er sich darüber ereifert.“

Der andere schwieg für einen Moment ehe er schließlich tief aufseufzte.

„Ach, das kotzt mich an.“

„Was genau, mein lieber Freund?“ Der Samurai lehnte sich mit verschränkten Armen zurück.

„Nun ja, wenn ich in Betracht ziehe womit ihr euch die letzten Monate noch so rumschlagen musstest, komm ich nicht umhin beeindruckt zu sein.“

„Gibst du es jetzt endlich zu?“

„Ich habe doch gar nichts abgestritten. Mensch du bist aber auch anstrengend.“

Synchron rieben sie sich durchs Gesicht und funkelten einander leicht genervt an.

„Was hast du jetzt eigentlich wegen deinem Vater vor? Wirst du hinreisen?“

Dulacre zuckte mit den Schultern.

„Eher nicht. Ich würde vermutlich etwas länger als zwei Wochen unterwegs sein, selbst mit meinem Schiff, und Lorenor solange unbeaufsichtigt trainieren zu lassen behagt mir überhaupt nicht. Die Alternative ihn mitzunehmen und Nataku sozusagen zum Fraß vorzuwerfen missfällt mir allerdings noch viel mehr. Nataku scheint ein ungesundes Interesse an ihm – also natürlich an Lady Loreen – zu haben.“

Sein Kindheitsfreund hob eine Augenbraue an.

„Für mich klingt das nach einer faulen Ausrede. Als würde es ihn umbringen zwei Wochen ohne dich zu trainieren.“

„Du kennst doch Lorenors Geschichte, Jiroushin, das ist gar nicht so unwahrscheinlich. Außerdem regt ihn jeder einzelne Tag, den wir nicht fürs Training nutzen, auf und wenn ich zwischen ihm und meinem Vater wählen muss, ist die Entscheidung schon längst gefallen.“

Nun schüttelte der andere den Kopf.

„Du bist ganz schön hart.“

„Nonsens, ich halte nur nichts von Zeitverschwendung und so frustrierend das Training mit Lorenor sein kann, so kann es doch nicht ansatzweise mit der Frustration mithalten, die ich aushalten muss, wenn ich sieben nutzlose Tage durch die Gegend reise, nur für eine halbe Stunde am Krankenbett meines Vaters und dann sieben Tage zurückreise. Da trainiere ich lieber Lorenor und passe auf, dass er sich nicht aus Versehen selbst umbringt.“

„Ich könnte die zwei Wochen auf ihn aufpassen.“

Verwirrt legte Dulacre den Kopf schief als der andere es beinahe unhörbar vor sich hinmurmelte und den schlafenden Schwertkämpfer betrachtete als würden sie über einen rüpelhaften Hundewelpen sprechen.

„Was redest du da, Jiroushin? Eben meintest du noch ihn bei der erstbesten Gelegenheit auszuliefern zu wollen. Außerdem du hast eine schwangere Frau Zuhause; Lirin wird alles andere als begeistert sein, wenn du so lange fort bist.“

„Ach, was das angeht...“ Offensichtlich verlegen rieb der andere sich langsam den Nacken, ohne jedoch aufzusehen. „...also, um ehrlich zu sein war es ihre Idee, dass ich euch besuchen komme.“

Nun sah er doch zum Samurai hinüber, der noch nicht mal fragen brauchte, um seine Antwort zu erhalten. Der andere seufzte schwer.

„Sie sagt ich würde sie stressen und ich kann es ihr noch nicht mal verübeln. Du weißt was passiert ist, was sie durchmachen musste und in ihrem Alter sind Schwangerschaften auch nicht ohne Risiko, also will ich doch nur...“

„Du bist also zum überbesorgten Drachenvater mutiert.“

„Wie nett du es doch ausdrückst“, grummelte der andere, nickte jedoch. „Sie sagt meine liebevolle Fürsorge würde sie erdrücken, deswegen hat sie mich weggeschickt. Ein paar Wochen Urlaub meinte sie.“

„Und da schickt sie dich zu mir? Und du nimmst noch nicht mal Klamotten mit?“

Der andere erhob sich und zuckte mit den Achseln.

„Vielleicht hat sie mich auch rausgeschmissen, weil ich ihr zu sehr auf die Nerven gegangen bin und da ich meinen Schwangerschaftsurlaub schon eingereicht hatte...“

„Wieso das denn? Du bist doch nicht derjenige, der das Kind austrägt? Warum solltest du dir frei nehmen?“

Jiroushin sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an.

„Du bist genauso gemein wie Lirin.“

Nun konnte Dulacre ein leises Lächeln nicht verhindern.

„Du bist zu überfürsorglich, Jirou. Lirin‘s Eltern haben doch einen ganzen Hofstaat an Ärzten und es wird rund um die Uhr jemand für sie da sein, da musst du sie nicht auch noch überwachen wie eine tickende Zeitbombe.“

„Sagst gerade du? Wie war das noch mit Lorenor Zorro?“

Aufschnaubend verschränkte der Samurai die Arme.

„Das ist etwas anderes. Lirin ist eine kluge, achtsame Frau und Lorenor ein egoistischer Tor.“

Dann tu‘s doch.

Dulacre betrachtete seinen bewusstlosen Wildfang.

Dann töte mich halt, wenn‘s dich glücklich macht.

„Egoistischer Tor“, murmelte er erneut und schüttelte den Kopf. Wie oft hatte Lorenor ihm bereits sein Leben angeboten? Ihn beinahe darum gebeten ihn zu töten?

Bereits bei ihrem ersten Aufeinandertreffen hatte Lorenor sein Leben als Preis dargeboten, nur um ein einziges Mal gegen ihn kämpfen zu können.

Leise schnalzte Dulacre mit der Zunge. Wieso war er dann derjenige, der sich bedroht vorkam, obwohl Lorenor derjenige war, der sein Leben aufs Spiel setzte?

Überrascht schaute er auf, als Jiroushin ihm leicht auf die Schulter klopfte.

„Hörst du mir überhaupt zu Hawky? Was ist denn los? Worüber ärgerst du dich denn nun schon wieder?“

Er hatte ganz vergessen, dass der Soldat auch noch da war. Doch nun hob der Blondschopf grinsend eine Augenbraue an.

„Also, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, dass du dich um diesen Piraten sorgst.“

Für einen Augenblick sahen sie einander an.

„Geh schlafen Jiroushin. Glaube mir, du wirst deine ganze Kraft brauchen. Lorenor zu beaufsichtigen ist schlimmer als einen Sack Flöhe zu hüten.“

Der Blondschopf neben ihm lachte auf.

„Soll das etwa heißen, du gehst darauf ein? Du wirst also Gat besuchen und mir deinen werten Meisterschüler anvertrauen?“

Dulacre nickte stumm, die Augen auf Lorenor geheftet.

„Woher das Einsehen? Ich dachte du hältst nichts von Zeitverschwendung. Außerdem könnte ich deinen Lorenor immer noch ausliefern, nicht wahr? Solange er mir noch nicht überlegen ist.“

„Nenn ihn nicht so.“

„Wie? Was stört dich daran? So heißt er nun…“

„Jiroushin.“ Dulacre erhob sich und schritt durch den kargen Raum zum Fenster, sah in die Dunkelheit der Nacht hinaus. „Ich werde morgen früh aufbrechen und so schnell ich kann zurückkommen. Solange vertraute ich darauf, dass du auf Lorenor aufpasst.“

Er hörte wie der andere aufstutze.

„Ähm, okay klar. Aber wie gesagt, Hawky. Er ist kein kleines Kind – oder eine Frau während einer Risikoschwangerschaft – warum redest du immer so von ihm als würde…“

„Er hängt nicht am Leben.“

„Was?“

Seufzend verschränkte Dulacre die Arme.

„Es ist wie du sagst, Lorenor ist erbarmungslos. Nicht nur anderen gegenüber, nicht nur dem Schwertkampf gegenüber, sondern auch – nein, vor allem – sich selbst gegenüber. Er setzt immer alles ein was er hat, auch sein Leben. Es wäre nicht gut, wenn bei einer solchen Entscheidung sein Glück ihn mal verlässt.“

Er konnte hören wie sich Jiroushin hinter ihm erhob.

„Deine Worte ergeben wieder einmal keinen Sinn für mich, Hawky. Aber sei es drum. Ich werde jetzt deinem Rat Folge leisten und schlafen gehen. Was ist mit dir? Solltest du dich nicht auch etwas ausruhen?“

Er schüttelte den Kopf, ohne sich umzudrehen.

„Ich werde ab morgen sieben Tage Zeit haben, um mich auszuruhen. Aber ich möchte noch mit Lorenor reden ehe ich morgen früh abreise, also werde ich warten bis er aufwacht.“

„Wie du meinst.“

Er konnte schwere Schritte hören als der andere ging.

„Jiroushin.“ Die Schritte verstummten und Dulacre seufzte erneut, wissend, dass er die folgenden Worte bald bereuen würde. „Auch wenn ich es nicht gerne zugebe, du hast wohl recht was Lorenor betrifft.“

„Da musst du schon etwas genauer werden Hawky. Ich nehme an, du meinst nicht den Teil wo ich ihn für einen der schlimmsten Verbrecher des Jahrhunderts halte…“

Das brachte Dulacre doch tatsächlich zum Grinsen, allerdings nur für einen kurzen Moment ehe er wieder ernst wurde.

„Er ist mir wirklich wichtig und ich mache mir andauernd Sorgen um ihn. Selbst jetzt, wo er sicher vor mir im Bett liegt, kann ich nicht aufhören mir Gedanken zu machen.“

Kopfschüttelnd betrachtete er sein unscharfes Spiegelbild im Glas.

„Du hast Recht, ich mag ihn, sehr sogar. Also bitte, pass die nächsten Tage gut auf Lorenor auf. Ich vertraue dir sein Leben an, Jiroushin, das Leben meines Wildfangs.“

Schweigen.

„Tze, du bist sowas von egoistisch, Hawky. Bis morgen früh.“

Schwer fiel die Tür ins Schloss. Langsam wandte Dulacre sich um und atmete tief aus. Er mochte keine Veränderung, doch seit Lorenor da war veränderte sich sein Leben am laufenden Band, selbst seine so eintönig beständige Freundschaft zu Jiroushin schien sich zu verändern.

Kopfschüttelnd ging er zurück zu seinem Platz an der Seite von Lorenors Bett. Früher hätte er so etwas nicht gesagt, hätte nie um so etwas gebeten, hätte wohl nie…

„Egoistisch, nicht wahr?“

 

-Zorro-

„Einen schönen guten Morgen.“

Mühselig versuchte er seine Augen offen zu halten. Sein Körper fühlte sich taub und schwer an, er hatte also wieder die Kontrolle verloren. Was wohl passiert war? Wieder einmal konnte er sich an nichts erinnern. An nicht viel mehr, als an den Kampf gegen Jiroushin und daran, dass dieser den Kampf hatte beenden wollen.

Am Rande seines Blickfeldes konnte er den verschwommenen Schemen des Samurais ausmachen, doch sein Kopf wollte ihm nicht gehorchen und sich zur Seite wenden.

Bis auf die kleine Lichtquelle hinter Dulacre war das Zimmer stockdüster, es musste also mitten in der Nacht sein. Das bedeutete, dass Zorro entweder nur ein paar Stunden oder aber mindestens einen ganzen Tag ohnmächtig gewesen war.

„Sechs Stunden warst du bewusstlos“, antwortete der Samurai als ob er Zorros Gedankengängen verfolgt hätte, „deutlich kürzer als beim letzten Mal. Was auch daran liegen mag, dass ich dich dieses Mal schneller ausgeschaltet habe, aber du brauchst mir nicht zu danken.“

Zorro schnaubte höhnisch auf.

„Ach sieh einer an, du scheinst dich auch deutlich schneller zu erholen. Wie erfreulich.“

Trotzdem konnte Zorro sich nicht wirklich bewegen und würde eine nervige Strähne ihm nicht im Gesicht hängen, hätte er noch nicht einmal sagen können, in welchem Körper er sich gerade befand, so fern schien er.

Er konnte hören, wie sich der andere bewegte und dann saß Dulacre auf der Bettkannte, brachte sich bewusst in Zorros Blickfeld. Für einen Moment sagte der Samurai gar nichts, sondern sah Zorro einfach nur an, schien ihn zu mustern.

„Ich gehe davon aus, dass du dich auch dieses Mal an nichts erinnern kannst.“

Anstatt eines Nickens konnte Zorro nur zustimmend grunzen.

„Nun gut.“ Der Ältere seufzte und unterbrach für einen Moment den Augenkontakt. „Dann werde ich dir jetzt alles erklären und dann wirst du schlafen, verstanden?“

Zorro dachte noch nicht mal daran, diese lächerliche Anweisung mit einer Antwort zu würdigen.

„Du kannst dich freuen Lorenor, deine Manie ist ab jetzt für mich kein Rätsel mehr. Das bedeutet sobald du wieder trainieren kannst, wirst du lernen es zu kontrollieren.“

Wovon sprach der andere da? Wie war es möglich, dass Dulacre nach nur zwei Mal beobachten schon behaupten konnte, es durchschaut zu haben?

„Ja, das überrascht dich, nicht wahr?“ Nun grinste der Samurai überheblich. „Dabei ist es ganz einfach. Deine Manie ist ein Abwehrmechanismus deines Körpers, um dich zu schützen. Sieh mich nicht so an, ich werde es dir ja jetzt erklären.“

Das war auch bitter nötig, denn Zorro verstand kein Wort.

„Wie du weißt ist jedes Haki so individuell wie der Fingerabdruck, mit Sicherheit fühlte sich Jiroushins Haki für dich auch anders an als meines.“

Das stimmte, Zorro hatte noch gedacht es sich einzubilden, aber anscheinend unterschieden sie sich wirklich.

„Und wie du weißt zerstört das stärkere Haki immer das schwächere, die härtere Rüstung bricht die schwächere.“

Diesmal schaffte Zorro es zu nicken.

„Haki ist natürlich nichts anderes als die manifestierte Form der eigenen Lebensenergie. Wie Blut formt der Körper es immer wieder neu, versorgt die Organe und Zellen damit und füllt die Reserven auf. Durch deine Gabe allerdings, kannst du dir fremdes Haki wie eine Bluttransfusion zuführen und es mit deinem eigenen Haki vermischen.“

Soweit kam Zorro mit.

„Natürlich solltest du das alles bereits wissen, schließlich sind das die Grundlagen, mit denen wir uns lange beschäftigt haben. Aber ab jetzt wird es interessant. Das Problem ist jedoch, dass man nicht einfach jedes Blut jedem Menschen spenden kann. Es gibt verschiedene Gruppen von Blut mit verschiedenen Partikeln und manche Menschen vertragen manche Partikel nicht und die verschiedenen Blutsorten können sich gegenseitig zerstören. Ganz ähnlich verhält… Du verstehst diesen Vergleich nicht, oder?“

Zorro schüttelte den Kopf, zumindest versuchte er es. Bis gerade hatte er keine Ahnung davon gehabt, dass es verschiedene Blutgruppen gab, nun verstand er auch, warum Chopper von einem jeden aus der Crew Blutkonserven lagerte. Hatte der junge Arzt vielleicht mal etwas in diese Richtung erwähnt? Er wusste es nicht und es war ihm um ehrlich zu sein auch egal.

Der Samurai rollte mit den Augen und fuhr sich entnervt durchs Gesicht.

„Warum versuch ich’s überhaupt?“, grummelte er. „In Ordnungn, Lorenor, es ist ganz einfach erklärt. Es ist unnatürlich fremdes Haki im Körper zu haben, da verschiedene Hakis immer versuchen werden einander zu zerstören. Trotzdem bist du dazu in der Lage und du kannst das fremde Haki sogar kontrollieren und einsetzen wie dein eigenes. Dein Haki zerstört das fremde Haki in deinem Körper warum auch immer nicht, selbst wenn dein eigenes Haki viel stärker ist als das fremde. Wenn jetzt aber der Punkt kommt, wo du sehr viel von deinem eigenen und wenig von dem fremden Haki verbraucht hast, kippt dieses Verhältnis. Ab diesem Zeitpunkt ist das fremde Haki stärker als das deine und versucht dein Haki zu zerstören. Verstehst du? Und wenn dein eigenes Haki erlischt und dein Körper durch das fremde Haki daran gehindert wird neues zu bilden, dann stirbst du.“

Was Zorro am meisten an dieser Aussage störte war, dass er keine Ahnung hatte, wann und wie der Samurai das alles herausbekommen hatte, während er selbst sich bereits schwer tat zu verstehen, was Mihawk ihm versuchte zu erklären.

„In dem Moment also, wo das fremde Haki stärker wird als dein eigenes, entweder weil du zu viel Eigenes verbrauchst oder gerade zu viel Fremdes auf einmal aufnimmst – wie es sowohl im Kampf gegen Jiroushin als auch gegen mich der Fall war – geht dein Körper in diesen Verteidigungsmechanismus, um möglichst schnell möglichst viel fremdes Haki zu verbrauchen, damit dein eigenes Haki wieder das stärkere von beiden ist und nicht zerstört wird.“

Langsam verstand Zorro, was das bedeuten konnte.

„Es ist genau das, was du denkst Lorenor. Solange du also das fremde Haki verbrauchst anstelle von deinem eigenen, dann wirst du dieser Manie nie wieder erliegen, so simple ist das Ganze.“

Da war die Lösung. Ein Albtraum, der ihn sein ganzes Leben verfolgt hatte und plötzlich hatte er den Schrecken verloren, plötzlich war dieser Albtraum keine Realität mehr.

Erst jetzt bemerkte Zorro, dass der Samurai ihn aufmerksam beobachtete, ein fast schon böses Schmunzeln auf den dünnen Lippen.

„Ist das also der Weg, den du gehen willst, Lorenor?“

Diese Frage verwirrte ihn und das Grinsen des anderen wurde größer. Natürlich wollte er das, warum sollte er es nicht wollen? Mit ein bisschen Training würde er in der Lage sein, nur noch die Vorteile dieser Fähigkeit nutzen zu können und den Nachteil auszumerzen. Nie wieder würde er aufwachen und sich nicht bewegen können, nicht wissend was in den letzten Stunden passiert war.

Leise lachte der Samurai auf und wandte den Blick ab.

„So naiv?“

„W..was?“, knurrte Zorro, doch seine Stimme gehorchte ihm kaum.

„Na du hast es immer noch nicht verstanden, Lorenor. Natürlich kannst du verhindern, dass du je wieder zu diesem Monster wirst. Aber…“ Auf einmal beugte sich Dulacre zu ihm hinab, sodass ihre Nasenspitzen sich fast berührten und Zorro nichts anderes sehen konnte als diese einnehmenden intensiven Augen. „Aber so wirst du mich nie besiegen können.“

Nun brachte der Samurai wieder wenige Zentimeter Abstand zwischen sie, seine Stimme war nur ein Hauch und sein Grinsen hatte etwas wildes, beinahe etwas animalisches, wie Zorro es erst wenige Male bei seinem Lehrmeister und größten Rivalen gesehen hatte.

„Ich spiele in einer ganz anderen Liga, Lorenor, und es gibt nur ganz, ganz wenige Menschen auf dieser Welt, die auf diesem Level mithalten können. Und was ich von dir gesehen habe reicht vielleicht aus, um da irgendwann mitspielen zu können. Aber glaub mir, um mich zu besiegen braucht es schon ein richtiges Monster und nicht einen angeleinten Köter.“

Wollte der andere ihm etwa sagen, dass er…?

„Wenn du mich besiegen willst, Lorenor, dann reicht es nicht aus, das Monster unter Verschluss zu halten. Wenn ich sage, dass du dieses Monster kontrollieren musst, meine ich, du musst dieses Monster werden und seine Fähigkeiten für dich nutzen, verstehst du?“

Dieser Mistkerl!

Dulacre setzte sich wieder aufrecht hin, immer noch überheblich am grinsen, und fuhr sich durch seinen Bart.

„Du hast wirklich geglaubt, dass es ausreichen würde, sich ein paar Wochen mit deinem Problemchen auseinanderzusetzen, ein paar Wochen sich deiner Angst stellen, und dann könntest du es für immer vergraben? Ach Lorenor, ich hatte dich wirklich für erwachsener gehalten.“

Irgendwie nervte der andere ihn gerade unglaublich und das schlimmste war, dass Zorro noch nicht einmal die Kraft hatte ihm zu widersprechen, was ihn noch viel mehr nervte.

„Als ich dich vor die Wahl stellte, als ich dir sagte, dass du Angst hättest den nächsten Schritt zu gehen, da ging es nicht darum, ob du bereit bist dich deinem Monster zu stellen, Lorenor, ich dachte das wäre klar geworden. Es ging darum, ob du bereit bist das Monster zu werden.“

Für eine Sekunde war der andere still und begutachtete seine Hand, dann erhob er sich.

„Aber darum musst du dich jetzt noch nicht kümmern.“ Nun klang er wieder so aalglatt wie eh und je. „Ich habe entschieden deinem und Jirous Rat zu folgen und meinen Vater besuchen zu fahren, um die Dinge ein für alle Mal zu klären. Ich werde zwei Wochen fort sein. In dieser Zeit wird Jirou dein Training überwachen und ihr werdet genau an dem arbeiten, was wir eben besprochen haben. Ich denke zwei Wochen sollten für dich genug Zeit sein um die verschiedenen Hakis innerhalb deines Körpers unterscheiden und einsetzen zu lernen und wenn ich wieder da bin, kannst du mir mitteilen, ob du bereit bist ein Monster zu werden, um mich zu besiegen.“

Der Samurai hob eine Hand und verschwand aus Zorros Blickfeld als er zur Tür schritt.

„Ich bitte dich, Jirou nicht zu viele Umstände zu bereiten. Er wird demnächst Vater und sollte sich nicht…“

„Du..lacre!“

Schwer atmend setzte Zorro sich auf. Sein Oberkörper fiel beinahe wieder vornüber und seine Hände lagen kraftlos in seinem Schoß, doch nun konnte er den Samurai wieder ansehen und dieser begegnete seinem Blick mit einem beinahe überraschten Ausdruck.

„Lorenor, du solltest nicht…“

„Halt… halt die Klappe.“ Warum hatte er das Gefühl, als würde sein Körper Tonnen wiegen? „Jetzt bin… ich dran.“

Dulacre wandte sich ihm wieder zu und verschränkte die Arme.

„Nun gut, ich warte.“

Zorro konnte ein Grinsen nicht verhindern.

„Du bist ein richtiger… Arsch, weißt du das? Ich… ich dachte die ganze Zeit, es geht um was Wichtiges. Ich dachte du… wolltest mich nicht mehr trainieren… weil ich Angst davor habe wieder die Kon..trolle zu verlieren und sie… nicht wiederzuerlangen…“

Es war anstrengend, aber er wollte das jetzt aussprechen, nicht zwei Wochen warten, dem anderen nicht das Genugtun verschaffen.

„Und nun sagst du mir…, dass ich nur das… Monster werden brauche?“

Nur?“

„Du Vollidiot, wenn alles… was ich tun brauche, um mein Monster zu besiegen, ist selber… das Monster zu werden… wenn das ausreicht, um dich zu besiegen, dann…“ Er konnte sehen wie Dulacres Augen groß wurden. „Warum hast du das nicht gleich… gesagt?“

Sein Körper wurde schwer und er ließ sich zurück aufs Kissen fallen.

„Weiß du… man nennt mich nicht umsonst den Dämon des East Blue.“

Das war anstrengend gewesen, er war müde und seine Augen wollten zufallen.

Ein leises Lachen kam von der Tür.

„Du bist wirklich unmöglich Lorenor.“

Er entgegnete nichts, er war zu erschöpft, um noch groß etwas zu sagen; es kostete all seine Kraft wach zu bleiben.

„Du solltest jetzt wirklich schlafen. Wir sehen uns in zwei Wochen wieder und dann bringe ich dir bei mich zu besiegen.“

Mit einem Grinsen schlief Zorro ein.

 

-Mihawk-

„Bist du dir wirklich sicher, dass du ihm das antun willst?“

Er eilte durch den dunklen Wald, Jiroushin neben ihm. Es würde noch dauern bis die Sonne aufging.

Direkt nach seinem Gespräch mit Lorenor war er in sein Zimmer packen gegangen – welches keine Spuren mehr der vergangenen Nacht gezeigt hatte, obwohl er nicht wusste, ob Perona oder aber Jiroushin dafür verantwortlich gewesen waren – und nun wollte er aufbrechen. Je früher er abreiste, desto früher würde er wieder zurückkommen.

„Es ist seine Entscheidung, Jiroushin, und er ist bereit, mehr als das.“

Der Soldat neben ihm schnaubte auf.

„Er hat doch keine Ahnung, was das für ihn bedeutet. Es wäre viel sicherer für ihn, diesen Wahnsinn zu unterdrücken, nicht ihn auszuleben.“

Dulacre blieb stehen und sah den Blondschopf kühl an.

„Aber Jiroushin, was bringt ihm Sicherheit, wenn er mich nicht besiegen kann?“

Mit offenem Mund schüttelte der andere den Kopf, offensichtlich nicht in der Lage ihm zu antworten.

„Du musst von seinem Standpunkt aus denken, mein lieber Freund.“ Dulacre setzte seinen Weg wieder fort. „Du hast es doch selbst gesagt, Lorenor ist erbarmungslos, kompromisslos. Ich glaube er war sogar erleichtert, als er verstanden hatte, was wirklich auf ihn zukommt. Mit dem Kopf durch die Wand, das ist seine Devise.“

„Eine Devise, die ihn umbringen wird.“

„Oder mich, wenn er gut genug wird.“

„Tze…“

Der andere schwieg.

„Was ist denn dein Problem, Jiroushin? Sollte es dir nicht recht sein, wenn er bei dem Versucht es zu beherrschen bricht und den Verstand verliert? Ein Monster weniger, um das du dich sorgen musst.“

„Du bist an allem schuld“, murrte der andere nur als sie den Hafen erreicht hatten. Das Marineschiff, welches den Blondschopf wohl hergebracht hatte, war schon längst wieder verschwunden.

„Ich wünschte, er wäre dir nicht so wichtig, Hawky, dann wären viele Dinge einfacher. Dann könnte es mir egal sein, was mit ihm passiert.“

Nun blieb Dulacre wieder stehen und musterte seinen Freund von der Seite, der stur geradeaus starrte.

„Aber so wie die Dinge liegen, so muss ich nun hoffen, dass ihm nichts passiert, muss sein Leben im Zweifel verteidigen, nur wegen dir und deiner verkorksten Gefühle für diesen Mistkerl.“

„Du weißt, dass ich dich zu nichts davon verpflichte, Jirou. Selbst wenn du ihn nach meiner Abreise umbringen solltest, so könnte ich es verstehen und würde es dir nicht verübeln.“

Jiroushin schwieg für eine Sekunde.

„Lügner“, flüsterte er dann, „du kannst es vielleicht verstehen und kannst vielleicht mein Handeln nachvollziehen. Trotzdem würdest du mich dafür hassen, trotzdem würdest du Rache wollen.“

Dulacre betrachtete wie ein schwacher Streifen Silber den Horizont erhellte.

„Du kennst mich zu gut, Jiroushin. Dennoch, unabhängig davon was passiert, selbst wenn du Lorenor töten solltest, dein Leben werde ich nie nehmen und auch nicht die Leben der Menschen, die dir wichtig sind. Das solltest du auch wissen.“

„Und ich habe dir immer gesagt, dass ich mich nie gegen dich stellen werde, Dulacre. Doch trotzdem habe ich das heute Morgen getan.“

Nun schmunzelte er.

„Ach nein, das war doch kein Entgegenstellen. Ich kenne deine Schnelligkeit Jirou. Wenn du wirklich ernst gemacht hättest, hätte ich kaum die Zeit gehabt, mir ein Schwert zu holen und mich noch vor Lorenor zu stellen, Ich hätte dich von der Seite her blocken müssen.“

Er hob die Hand zum Gruß und ging den schmalen Steg entlang.

„Dulacre!“ Er blieb stehen, drehte sich jedoch nicht um. „Wenn ich Lorenor mitnehmen würde und vor Gericht bringen würde. Du würdest ihn holen kommen, oder? Du würdest nicht zulassen, dass er hingerichtet wird, oder?“

Wollte Jiroushin ihn wirklich gerade testen? Was für ein lächerlicher Versuch.

„Ich bitte dich, Jirou, ich bin doch nicht mehr zwanzig.“

Damit ging er weiter.

„Wenn die Marine es noch mal wagen sollte, sich mir in den Weg zu stellen, dann werde ich sie dieses Mal auf ihre Grundmauern niederbrennen.“

„Du bist besessen, Dualcre, ist dir das bewusst?“

Nun schmunzelte er.

„Oh ja, und wie mir das bewusst ist.“

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  DarasEvolution
2019-08-29T17:27:50+00:00 29.08.2019 19:27
Echt gut geschrieben. Ich freue mich auf die Auseinandersetzung
zwischen Mihawk und seinem Herr Vater XD
Antwort von:  Sharry
09.09.2019 14:28
Hey DarasEvolution,

vielen Dank für deinen Kommentar und ich wünsche dir ganz viel Spaß mit den kommenden Kapiteln ;-)

LG
Sharry
Von:  lula-chan
2019-07-30T07:03:58+00:00 30.07.2019 09:03
Na das kann ja was werden. Ich bin gespannt. Gut geschrieben. Das kam alles sehr gut rüber. Echt gut dargestellt.

LG
Antwort von:  Sharry
09.09.2019 14:27
Hey,

danke dir für deinen Kommi und dein Lob. Wünsche dir ganz viel Spaß mit dem nächsten Kapitel.

LG
Von: RuffysKreationen
2019-07-29T15:13:54+00:00 29.07.2019 17:13
Ha! Und er fährt doch!
Das wird eine lustige Zeit zwischen Zorro und Jirou :'D
Und vor allem das Training wird spannend! :3
Antwort von:  Sharry
09.09.2019 14:27
Und du wusstest es XD
Aber hast du schon eine Ahnung, was jetzt passieren wird? Nicht, dass ich es verraten würde ;-P
Aber ich wünsche dir viel Spaß mit den nächsten Kapiteln.

LG


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