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Afterworld

von

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Kapitel 3 (Teil1)

Katze reite sich in den Verkehr auf der Orange Road ein, die ihn auf direktem Weg zum Eos Tower brachte. Er passierte grade die Casinos in Lhassa, Area 1, als er in der ferne das Main Gate erblickte. Der Hauptzugang nach Tanagura.

Es war noch früh in den dunklen Morgenstunden, als er eine Nachricht von Raoul Am bekam. Er informierte Katze, das die Programmierung von Iasons Geist so gut wie abgeschlossen war. Das bedeutete, das sein 'Meister', Heute oder Morgen erwachen würde. Und so begab er sich direkt auf den Weg, um seinen Herren zu Hause begrüßen zu können, wie es sich für einen gutes Furniture gehört.

Auch wenn Katze nicht mehr in Eos diente, so war er doch noch immer das Eigentum von Iason Mink, ein Android, der von dem Supercomputer Lambda 3000, der über Amoi herrschte, geschaffen wurde. Ein Wesen, dessen kybernetischer Körper mit den feinsten Sensoren und den neusten Techniken ausgestattet ist. Ein ewiger Körper, mit nur einer einzigen, biologischen Komponente. Einem speziell gezüchtetes, genetisch optimiertes und nanoverstärktes Gehirn. Ein Gehirn, das Jupiter jeder Zeit nach züchten konnte, auch wenn jeder Elite seinen eigenen genetischen Code besaß. Raoul erzählte Katze, das Jupiter in ihrem Turm ständig reife, verpflanzungsfähige Gehirne aller Eliten hatte. Es war ein leichtes für sie, den Charakter zu initiieren und Erinnerungen zu kopieren. Somit war die Elite von Amoi immer unsterblich. Zumindest bis zu einem gewissen Grad.

Katzes Gedanken flogen zurück zu diesem einem Gespräch, das er mit Raoul führte, als dieser ihn über Iasons Rekonstruktion informierte.

„Also stellt Jupiter Lord Mink wieder her?“

„Ja, soweit dies für ihre Prozessoren und gespeicherten Daten möglich ist.“

Raoul saß auf dem Sofa in Katzes Büro. Er hatte die Beine überschlagen und lehnte sich elegant zurück, die Arme vor der Brust verschränkt und mit geraden Rücken. Eine Haltung die nur die Elite von Tanagura so perfekt beherrscht. Er strahlte eine gelassene Ruhe aus, die trügerisch war, das wusste Katze. Er konnte an Lord Ams Augen sehen, das sein Hirn fieberhaft arbeitete. Doch um was genau es ging, wusste er nicht, und er würde auch bestimmt nicht fragen.

„Was bedeutet das, Lord Am? Wird er … anders sein, als früher?“

„Ja und Nein. Es ist sehr kompliziert.“ Zwischen Raouls Augen zeichnete sich eine kleine Falte, als er darüber nachdachte, wie er die Situation am besten erklären konnte.

„Es ist so. Jupiter kann ein genaues Profil des Charakterbildes errechnen und programmieren. Es ist wie bei einem Kind. Sie entscheidet, ob wir lebhaft oder still sind, ob wir neugierig oder desinteressiert, offen oder verschlossen, mitfühlend oder egoistisch sind. Sie entscheidet auch darüber, wie wir uns selbst in der Welt sehen. Es ist Jupiter, die uns sagt, dass wir etwas Besonderes sind, dass die Menschen durch uns kontrolliert werden müssen. Sie weist uns unsere Aufgabe zu, und wie wir sie zu erledigen haben. Sie prägt unsere Vorlieben und Abneigungen auf verschieden Dinge und Verhaltensweisen.“

„Aber, so gesehen, hat Jupiter dann nicht Iason auf Riki programmiert?“

Katze war jetzt irritiert. Wie konnte das sein? Es waren doch alle gegen ihre Verbindung. Aber wenn Jupiter ihn so programmiert hat?

„So kannst du das auch nicht sehen. Ob du etwas magst oder nicht, hängt im wesentlichen von den Erfahrungen ab, die du damit gemacht hast. Wenn es eine Gute war, und du angenehme Erinnerungen daran besitzt, dann magst du das, was diese Erfahrung verursacht hat. Wenn du mit etwas allerdings eine schlechte Erinnerung verbindest, dann magst du es nicht. Aber selbst das kann sich im laufe der Zeit ändern. Und genau da liegt das Problem.“

Katze setzte sich auf und konzentrierte sich voll und ganz auf Raoul.

„Das Problem?“

„Die Elite von Tanagura lebt nicht erst seit ein paar Jahren. Wir sind alle schon Tausende von Jahre alt. Die Blondies selbst befinden sich alle in ihrem 6. Zyklus.

Ein jeder Zyklus dauert etwa 1000 Jahre. Danach wird unser Körper gegen ein neues, überarbeitetes Model unseres Selbst ausgetauscht. Alles wird neu konstruiert und programmiert. Sogar unser Gehirn. Jupiter liest zu diesem Zweck unser Mainboard aus, und kopiert die Daten auf ein neues. So erweitert sie auch ihr Wissen um die Bildung eines Charakters. Da Iasons aktuelles Mainboard aber nicht geborgen werden konnte, zumindest noch nicht, kann Jupiter nur auf die Daten der ersten 5 vollen Zyklen zurück greifen, die Iasons persönliche Entwicklung und Erinnerung beinhalten. Alle anderen Informationen, über sein Leben während des 6. Zyklus, werden aus den offiziellen Aufzeichnungen des neuronalen Netzwerk von Jupiter rekonstruiert und hinzugefügt. Das Bedeutet, das Iason nur über allgemeine Informationen verfügen wird, aber keine persönlichen Erinnerungen.“

„Keine persönlichen Erinnerung, nur allgemein?“

„Ja. Nehmen wir dich als Beispiel. Die allgemeinen Informationen über dich sind folgende: Name Katze, Alter 32 Jahre, Geschlecht männlich, kastriert, Geburtsort Guardian in Ceres. Mit 13 Jahren zu einem Furniture umgewandelt, installiert in Lord Iason Minks Haushalt, dort 5 Jahre im Einsatz. Danach von Lord Mink entfernt und versetzt. Nun als Schwarzmarktbroker und Tanaguravertreter für Iason Mink tätig.

Persönliche Informationen wären nun zum einen, warum Iason dich entfernt hat, aber nicht beendet hat, ganz zu schweigen davon, warum du nun hier für ihn arbeitest.

Auch Gespräche zwischen euch, die nicht auf öffentlichen Gebiet statt gefunden haben, gehören zu diesen Erinnerungen. Das heißt also, er hat keine persönliche, emotionale Bindung zu dir, nur eine rein geschäftliche.“

Katze lies diese Information in seinen Geist sinken, bevor er Raoul fest in die Augen sah, und antwortete.

„Lord Iason Mink und ich hatten immer nur eine geschäftliche Beziehung. Es gab nie etwas persönliches zwischen uns.“

„Denkst du das wirklich?“

„Ja.“

„Und warum hat er dich dann als einzigen in seine Beziehung mit Riki einbezogen?“

„Er hat mich nicht einbezogen. Er hat mich genauso benutzt wie die Möbel Daryl und Cal.“

„Ist das so?“

„Ja.“

Raoul senkte seinen Blick und legte seine Stirn in Falten.

„Master Raoul. Was auch immer ihr glaubt, wie nah ich Lord Mink gewesen sei, seit versichert, dem war nicht so. Den wenn er mich einbezogen hätte, wenn er mir vertraut hätte, dann wäre das alles nie so weit gekommen. Ich hätte Rikis Bande auseinander genommen, um ihn zu finden, bevor dem Jungen etwas passiert wäre, und Iason ….“

Katze verstummte. Er griff nach seiner Kaffeetasse und führte sie zu seinem Mund.

Aber bevor er auch nur einen Schluck trank, flog sie quer durch den Raum und zerbrach an der Wand neben der Tür.

„Verdammte Idioten! Wieso haben sie sich auch nie helfen lassen?“

Raoul, der entsetzt auf die Wand starrte, wo der Kaffee nun einen Fleck hinterließ, sah auf Katze. Dem Schwarzmarktbroker liefen die Tränen über die Wangen und er zitterte am ganzen Körper. Raoul stand auf und ging zu ihm. Als sich Katze abwenden wollte, legte Raoul seine Arme um den Eunuchen und sprach leise zu ihm.

„Es ist in Ordnung. Ich werde es niemanden verraten, wenn du mir einen gefallen tust.“

„Und der wäre?“

„Weine ein paar Tränen für mich mit.“

Als Katze diese Worte aus Lord Ams Mund hörte, brachen alle Dämme. Er begann zu schluchzten, zu schreien und schlug immer wieder mit seinen Fäusten gegen die Brust von Lord Roul Am. Der lies das alles geschehen, ohne sich abzuwenden, und hielt unbeirrt den bebenden und zitternden Körper von Katze fest.

„Ein paar Tranen mit weinen.“

Katze kehrte in die Gegenwart zurück. Eliten sind nicht menschlich. Nichtmal rein biologisch. Sie sind Maschinen, denen ein künstlich gezüchtetes, biologisches Gehirn eingepflanzt wurde. Aber sie sollten nicht fühlen können. Jupiter erschuf ihre Androiden so, dass sie über jegliche menschlichen Emotionen erhaben sind. Und doch, hatte Iason Mink in Bezug auf Riki ein wahres Meer an Gefühlen gezeigt. Und Raoul Am schien nun auch so etwas wie Trauer und Mitgefühl zu entwickeln. War es nur eine Imitation oder echt? Und waren die anderen Eliten ebenfalls zu solchen Emotionen fähig? Wie weit, und wie tief gingen diese Gefühle? Wo kamen sie her? Wie entstanden sie, wenn sie doch als künstliche Wesen nichts fühlen sollten? Und wohin würde das führen?

Katze seufzte und blickte zum Jupiter Tower, der nun in Sicht kam. Die Sonne ging grade auf, und tauchte ihn in ein atemberaubendes Lichtmeer. Cal würde sich jetzt im Heimbüro von Iason aufhalten, und ebenfalls diesen Anblick betrachten. Der kleine war in einer Situation, in die noch nie ein Furniture gewesen ist. Ja, sie wurden auch nie auf eine solche trainiert, weil es einfach undenkbar, unmöglich war. Aber Cal hielt sich gut. Er wurde erst vor fast einem Jahr zum Möbel von Iason, kam frisch aus dem Training, und dennoch. Katze wusste, das der Junge litt. Aber er versteckte es gut.

Besser als ich! Ja, Katze hatte sich gehen lassen, und verlor sogar gegenüber des Elite Raoul seine Professionalität.

Als Katze auf den Personalparkplatz hinter dem Eos Palace Tower hielt, lehnte er sich noch einmal in seinen Sitz zurück, und schloss die Augen. Was war bloß mit ihm passiert? Wie konnte er sich von einem verdammten Bastard nur so aus dem Gleichgewicht bringen lassen. Riki hatte nicht nur das Leben in Eos auf den Kopf gestellt. Nein, er hatte auch Katzes Existenz beeinflusst. Gefühle, von denen er dachte, dass sie nicht mehr existieren, wurden plötzlich lebendig, und waren so präsent wie nie zuvor in seinem Leben. Dieser Junge hatte ihn beeindruckt, und erweckte seine Sympathie. Doch wie weit diese Zuneigung ging, konnte Katze erst jetzt sagen. Aber nun war es zu spät. Katze hatte einen Freund, einen Kameraden, und Weggefährten verloren. Jemand, dem er blind sein Leben hätte anvertrauen wollen. Jemand, der ihm so wichtig war, wie es Familie vielleicht sein könnte.

Es war zu spät darüber nach zu denken, was hätte sein können, wenn manche Dinge anders gelaufen wären. Auf Amoi gab es keine Familie, nur Anschlüsse. Katze war an Lord Iason Mink angeschlossen, ebenso wie Cal. So wie es auch Riki war. Darüber hinaus gab es keine Verbindung unter ihnen. Sie gehörten diesen mächtigen Androiden, und er konnte mit ihnen machen was er wollte. Das war die Realität, in der sie lebten.

Katze atmete tief durch und stieg dann aus. Er begab sich zu einem kleinen, unscheinbaren Eingang, Der von 2 Sicherheitsleuten bewacht wurde. Als einer der beiden vortrat, um ihn zu kontrollieren, streckte Katze seinen Linken Arm aus, und zeigte sein Handgelenk. Dort trug er immer noch das Armband eines Furniture. Die Wache scannten es, und überprüfte die Daten. Nach dem die Wachen nun wussten, wer vor ihnen stand, und Katze als anwesend im Eos Palace Tower registriert wurde, öffneten sie die Tür, und ließen das wohl älteste und mächtigste Furniture in der Geschichte passieren.

Katze begab sich zum Personalaufzug. Dort erfasste ein Scanner sein Armband, und programmierte den Aufzug automatisch auf das Apex Level. Von dort führte ein weiterer, privater Aufzug, zu der obersten Etage. Diese speziellen Aufzüge befanden sich in einem gesonderten Bereich des Eos Tower, und konnten nur von den Furniture und der Security, sowie Lieferanten mit Sondererlaubnis genutzt werden. Der Wirtschaftsbereich war ein inoffizieller Ort, an dem all das gesagt und getan wurde, was die Elite und ihre Gäste nicht sehen wollten oder sogar sollten. Einrichtungen, Kleidung, Nahrung, sogar die Haustiere und Möbel wurden über diese Gänge in oder aus Eos gebracht.

„Katze!“



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