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Oh Shit.

von

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Irgendwas ist anders

Ohne jede Vorwarnung schoss ihr ein schmerzhaft greller Piepton ins Ohr und feuerte sie aus der Matratze. Sofort tastete sie blind und hektisch um sich, bekam ihr Handy zu fassen und drückte alles, was sich drücken ließ –

Und dann, ganz plötzlich, war es still …

Sie verharrte noch einen Moment, versicherte sich, dass diese Stille anhielt – ehe ihr ein mächtiger Seufzer entwich und mit ihm auch die Anspannung aus ihrem Körper. Was für ein grauenvoller Start in den Tag …

Augenblick mal, Tag? Stellar öffnete die Augen und sah auf das Display ihres Handys. Bei ihrer anfänglich verschwommenen Sicht dauerte es eine Weile, bis sie etwas erkannte: Es war Dienstagmorgen, 07:02 Uhr. Nun wusste sie auch, warum ihr Handy-Wecker geklingelt hatte. Es war Zeit, sich für die Arbeit fertig zu machen. Verdammt. Stellar war gar nicht darauf eingestellt. Für sie war es gefühlt immer noch Montagnachmittag und eben erst hatte sie sich noch von Dylan verabschiedet. Wann war sie nur eingeschlafen? Sie konnte sich gar nicht daran erinnern, ins Bett gegangen zu sein … Einen Filmriss konnte sie wohl kaum haben, dafür hatte sie zu wenig getrunken. Genau genommen hätte das Bisschen nicht mal für einen Schwips gereicht. Wie auch, wenn sie mehr als die Hälfte des Alkohols wieder ausgespien hatte?

Resigniert legte sie ihr Handy beiseite und fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht, rieb sich die Augen. Was soll’s. Sie hatte jetzt keine Zeit, um sich weitere Gedanken darüber zu machen. Die Arbeit rief, ob sie nun darauf eingestellt war, oder nicht. Träge und auf seltsame Weise erschöpft stieg sie aus dem Bett, steuerte ihren Kleiderschrank an und suchte sich routiniert ihre Klamotten zusammen: Unterwäsche und Socken, eine Latzhose und ein schwarzes Polo-Shirt, bedruckt mit dem Logo des Friseursalons, in dem sie arbeitete – und mit einem Mal glommen ihr bruchstückhaft die Erinnerungen auf.

Ach ja, richtig. Sie hatte sich nach der Verabschiedung von Dylan ein wenig hingelegt. Ein kleines Nickerchen zur Erholung, bevor sie mit Moira sprechen wollte. Allerdings sollte dieses „Nickerchen“ maximal zwei Stunden dauern und keine ganze Nacht lang. Moiras Laune konnte sie sich deshalb bildlich vorstellen. Bestimmt dachte sie, sie hätte sie vergessen oder gar absichtlich nicht mit ihr geredet.

»Na? Gut geschlafen?«

Stellar zuckte zusammen und drehte sich in die Richtung, aus der der bissige Ton kam. In der Tat, glücklich sah Moira ganz und gar nicht aus. Mit eng zusammengezogenen Augenbrauen und verschränkten Armen lehnte sie am Türrahmen zu ihrem Zimmer. »Ich an deiner Stelle hätte jedenfalls enorme Einschlafschwierigkeiten.«

»Guten Morgen«, murmelte Stellar, wandte sich ihr zu. »Dass du schon wach bist …?«

»Natürlich bin ich wach! Die Probe ist heute schon in vier Stunden, da muss ich früh genug aufstehen und mich darauf vorbereiten. Außerdem schuldest du mir noch was.«

Richtig. Die Entschuldigung. Hätte sie eine Wahl gehabt, hätte sie das Gespräch auf heute Abend verschoben. Bestimmt herrschte dann eine weitaus bessere Stimmung zwischen ihnen als jetzt. Dann, wenn sie beide völlig erschöpft von der Arbeit zuhause auf der Couch saßen, sich die bestellte Familienpizza teilten und viel zu müde waren, um sich zu streiten. Das hatte sie jedenfalls ihre Erfahrung gelehrt.

»Hoffentlich hast du dich gestern wenigstens bei Dylan entschuldigt, wenn du’s bei mir schon nicht für nötig hältst.«

Diese Wahl hatte sie nur leider nicht. Nicht mehr. Stellar strich sich ihren zerzausten Pony aus dem Gesicht, schloss den Kleiderschrank. »Ja, hab ich. Wir haben uns sogar ausgesprochen. Hör mal, ich –«

»Wie, ausgesprochen? Wie meinst du das?«, fragte sie und kniff skeptisch die Augen enger zusammen.

»Ähm … Na ja, ausgesprochen eben.«

»Inwiefern?«

Stellar war verwirrt. Ihre Zimmertür hatte doch sperrangelweit offen gestanden. Moira hätte sich nicht einmal anstrengen müssen, um ihr Gespräch mit Dylan zu belauschen.

»Wir … haben eben unsere Differenzen beigelegt.«

»Ach so ist das. Wow.« Sie applaudierte ein-, zweimal, allerdings nicht aus Begeisterung. »Eure „Differenzen beigelegt“. Sehr hübsch ausgedrückt, Schätzchen, aber ich hätte gerne richtige Informationen, mit denen ich auch etwas anfangen kann.«

»Hast du uns nicht gehört?«

»Wie denn, bitte schön?«

»Meine Tür stand die ganze Zeit offen.«

»Und ich hab in der Küche gesessen und Musik gehört.«

Oh. Das erklärte natürlich alles. Moira hörte Musik nie ohne Kopfhörer und meistens in einer derartigen Lautstärke, dass jeder, der mit ihr den Raum teilte, auch was davon hatte. So könne sie die Musik nicht nur hören, sondern auch fühlen, was ihr immer ausgesprochen wichtig war.

Stellar warf kurz einen Blick auf die Wanduhr über der Tür, ehe sie sich wieder Moira zuwandte. Wenn sie vor der Arbeit noch duschen wollte, musste sie sich beeilen. Andernfalls kam sie zu spät. »Können wir das vielleicht heute Abend bereden? Ich erzähl dir auch alles bis ins kleinste Detail, ich muss jetzt nur los und mich fertig machen.«

Moira stöhnte genervt auf, verdrehte die Augen und wandte ihren Blick von ihr ab, sagte aber nichts. Was für ein sturer Bock sie manchmal sein konnte …

Langsam kam Stellar auf sie zu und legte ihre Hand auf ihren Arm. »Es tut mir leid, dass die Probe meinetwegen abgebrochen wurde. Das war wirklich keine Absicht und eigentlich wollte ich dir das gestern schon sagen, nachdem Dylan weg war. Ich wollte mich vorher nur kurz hinlegen, weil ich so fertig war und hab dann länger gepennt, als ich wollte.«

Moira schwieg immer noch. Wirklich, ein richtig sturer Bock.

»Ehrlich. Ich wollte dir die Probe nicht versauen.«

»Weiß ich doch …«, sagte sie und sah sie endlich an, diesmal mit wesentlich milderer Miene. »Ich war einfach nur so enttäuscht und genervt, weil es echt gut gelaufen ist.«

»Ich weiß.« Stellar strich ihr tröstend über den Arm. »Pass auf, was hältst du davon, wenn wir uns heute Abend eine Pizza bestellen und darüber quatschen, hm? Dann haben wir auch genug Zeit dafür.«

»… okay. Aber mit doppelt Käse.«

»Na klar. So wie immer eben.«

»… und scharfer Salami?« Die Frage klang wie die von einem Kind, das kurz vor dem Essen noch ein Stück Schokolade naschen wollte.

»Sogar mit Peperoni, wenn du magst«, antwortete Stellar und grinste.

Jetzt endlich tauchte auch in Moiras Gesicht ihr mit Zahnlücke geschmücktes Lächeln auf. »Okay, abgemacht.«

Endlich. Der Unfrieden war beiseite geschafft und damit das Schlimmste überstanden. »Sag mir einfach, wenn du auf dem Weg nach Hause bist, dann bestell ich uns was.«

Moira nickte und sah auf ihre Armbanduhr. »Ich denke mal ich bin spätestens um – Oh, musst du nicht in einer Dreiviertelstunde in der Arbeit sein?«

Was?! »Scheiße!« Duschen und Haarewaschen musste jetzt im Schnellverfahren vonstatten gehen, um den Bus pünktlich zu erwischen. Schnell drückte sie Moira einen Kuss auf die Stirn, dann eilte sie an ihr vorbei und direkt in Richtung Bad. »Schreib mir einfach, wenn du’s weißt!«

 

Dienstage waren im Lisa’s Hair Salon rein zeitlich betrachtet die entspanntesten Arbeitstage von allen, da durch die wenigen Termine gern der ein oder andere Leerlauf entstand. Nervlich jedoch erreichte man oft und schnell seine Belastungsgrenze. Denn die wenigen Kunden, die an diesem Tag in den Salon kamen, waren entweder schwierig im Umgang oder unmöglich zufriedenzustellen.

Auch dieser Dienstag war wieder einmal mit menschgewordenen Herausforderungen gespickt und Stellar hatte direkt zu Beginn überaus starke Nerven und engelhafte Geduld beweisen müssen. Allein ihre erste Kundin – ein kleines Mädchen im Kindergartenalter, das schon weinte, bevor es auch nur den Laden betreten hatte – verlangte ihr alles ab. Offenbar war sie von den Perücken auf den Styropor-Köpfen im Schaufenster derart verängstigt, dass sie von ihrer Mutter unter lautstarkem Protest geradezu hineingezerrt werden musste, nur um Pony und Spitzen ihrer schulterlangen Haare kürzen zu lassen. Erst nach fünf Bestechungs-Bonbons, dem andauernden Zureden der Mutter und Stellars Indianer-Ehrenwort, dass keines ihrer Haare auf einem Puppenkopf landete, war sie bereit gewesen, sich auf den Stuhl zu setzen und Stellar ihre Arbeit machen zu lassen.

Auch Mr. Schroeder, ein langjähriger Stammkunde, glich eine wandelnden Geduldsprobe. An sich war er ein netter Mann in den Vierzigern, würde er seine Vorliebe für unglaublich schlechte Blondinenwitze und sein für die heutige Zeit fragwürdiges Frauenbild ablegen. Die „Witze“ machten Stellar als gefärbte Blondine persönlich wenig aus, doch seine chauvinistischen Sprüche störten sie dafür umso mehr und es grenzte an ein Wunder, dass sie bisher noch kein einziges Mal die Beherrschung verloren und ihm vor Wut seinen Pferdeschwanz abgeschnitten hatte. Schon allein die Aussage, sie könne sich glücklich schätzen alleinstehend zu sein, da sie so ihren Mann nicht zu fragen brauche, ob sie arbeiten gehen dürfe, brachte sie zum Kochen; innerlich wohlgemerkt. Nach außen hin verzog sie keine Miene und ließ jedes seiner Worte in dieser Richtung unkommentiert, was sie auch nur deswegen schaffte, weil sie sich selbst fast die Zunge abbiss.

So kräftezehrend dieser Vormittag auch gewesen war: Die Tatsache, dass sie gerade ihre letzte Kundin für heute frisierte, tröstete sie ungemein. Nicht etwa wegen des darauffolgenden Feierabends, sondern wegen der Kundin selbst.

»Heute sehen Sie irgendwie anders aus.«

»So? Finden Sie?«

»Ja … Irgendwie jünger, wenn ich das so sagen darf.«

Stellar sah über den Spiegel zu ihr und lächelte ihr entgegen. »Vielen Dank, aber eigentlich habe ich nichts verändert. Die Haare, das Make Up … alles so wie immer.«

»Hmm … Aber irgendetwas ist heute anders an Ihnen …«

In Gedanken gab Stellar ihr Recht. Es war etwas anders.

Noch wollte ihr nicht so ganz in den Kopf, dass sie und Dylan jetzt Freunde sein sollten, doch ihre Versöhnung hingegen hatte längst damit begonnen, sich in ihrem Unterbewusstsein zu entfalten.

Es war, als wäre jeder Frust und jeder Groll, den sie seinetwegen jemals gehabt hatte, vollständig ausradiert und durch eine Art inneren Frieden ersetzt worden, der nun an seiner statt in jeden Teil ihres Körpers strahlte. So als hätte es diese Streitigkeiten nie gegeben. Und da sie deshalb keinen Ärger mit sich herumtrug, schenkte ihr dieser innere Frieden die nötige Kraft, die sie brauchte, um solche Dienstage zu überstehen.

Eigentlich müsste sie ihm fast dafür danken.

»Hat das vielleicht was mit einem Mann zu tun?«

Ihr Herz blieb stehen. »Wie kommen Sie denn darauf?«

»Kommen Sie schon. Ich bin es, Ihre Barbara Jenkins. Mir können Sie es doch sagen.«

Stellar sah von den Lockenwicklern zu ihr auf. »Ich weiß leider nicht, was Sie meinen.«

»Also ehrlich. Ich bin nun schon wirklich lange Ihre Stammkundin und ich glaube, wir beide haben diesen einen Tag noch sehr gut in Erinnerung. Erzählen Sie mir also nicht, dass Sie nicht wüssten, was ich meine. Ich bin bestimmt nicht die Einzige, die sich an einen gewissen Paramedic sehr gut erinnern kann.«

Natürlich konnte sich Mrs. Jenkins noch an Chris erinnern. Wer sonst, wenn nicht sie? Immerhin hatte er sie an jenem Tag medizinisch erstversorgt und ins Krankenhaus gefahren.

»Also? Ist dieser überaus gutaussehende, junge Mann nun schuld daran, dass Sie über das ganze Gesicht strahlen oder …?«

Verlegen lächelte sie. »Nicht direkt«, gab sie ehrlich zu. »Eigentlich mehr sein bester Freund.«

»Ach, dann ist er also der Glückliche?«

»Was? Nein?!«

Stellar wusste nicht, wovon sie mehr entsetzt war. Die fast schon selbstverständlich herbeigeführte Schlussfolgerung von Mrs. Jenkins oder ihr eigener, zickiger Tonfall.

»Entschuldigen Sie bitte … Was ist sagen wollte ist: Wir haben nichts miteinander. Im Gegenteil, eigentlich konnten wir einander nicht mal ausstehen, aber gestern haben wir uns über einige Dinge ausgesprochen und uns ein wenig besser kennengelernt.«

»Ah, verstehe.«

Sie spannte den Gummi über die aufgewickelten Haare und nahm sich den nächsten Lockenwickler von ihrem Materialwagen. »Ich glaube, wir könnten mal wirklich gute Freunde werden. Nicht die allerbesten, fürchte ich, aber der Anfang war nicht übel.«

»Das wäre Ihnen sehr zu wünschen.«

Einen Moment lang sahen sich die beiden Frauen an, dann fuhr Stellar schmunzelnd mit der Arbeit fort. Das Thema war noch nicht durch.

»Und … Sie und dieser Paramedic …?«

Typisch Mrs. Jenkins. Solange sie nicht das zu hören bekam, was sie hören wollte, ließ sie einfach nicht locker.

»Wir sind inzwischen eng befreundet.«

»Befreundet?«

»Ja.«

»So, so. Verstehe.« Ihr war anzusehen, dass ihr die Information nicht gefiel. »Und … Sie sind zufrieden damit?«

»Ich denke schon, ja.«

»Ich denke schon?« Mrs. Jenkins seufzte. Sie war es ganz offensichtlich nicht. »Engelchen, so wird das doch nichts. Sie müssen ihn sich schon schnappen, wenn Sie ihn haben wollen. Männer seines Kalibers sind heiß begehrt und selten Single. Die gibt es nicht lange auf dem Markt. Wenn Sie sich nicht beeilen, hat ihn sich schon ’ne andere unter den Nagel gerissen, bevor Sie überhaupt bis drei gezählt haben.«

Normalerweise wäre Stellar beschämt und auch peinlich berührt darüber, derartige Ratschläge von Älteren erteilt zu bekommen. Doch bei Mrs. Jenkins nahm sie es gelassen und mit Humor.

»Wer sagt denn, dass ich ihn als Partner möchte?«

Nun wurde ihre Miene mütterlich streng. »Engelchen … Mir können Sie nichts vormachen. Ich an ihrer Stelle hätte längst die Finger nach diesem Prachtexemplar ausgestreckt. Jung, medizinisch erfahren, charmant, wohl erzogen … Was wollen Sie denn mehr? Solch eine Partie finden Sie heutzutage nicht mehr oft. Ich weiß, wovon ich rede, ich bekomme ja die Partnerwahl meiner Enkelin regelmäßig mit. Inzwischen können Sie froh sein, wenn Sie da draußen einen Mann finden, der zumindest einen Job hat.« Sie machte eine kleine Pause, seufzte dramatisch auf. »Wenn Gott mir noch einmal die Chance geben würde, in Ihrem Alter zu sein, dann schwöre ich bei seinem Namen, würde er seine Uniform bestimmt nicht lange anbehalten, das glauben Sie mir mal.«

»Mrs. Jenkins!« Da fiel ihr glatt der Lockenwickler aus der Hand und Mrs. Jenkins begann zu lachen.

»Was würde Ihr Mann dazu sagen?«

»Ach, machen Sie sich mal um den keine Sorgen. Schließlich muss dafür schon ein Wunder geschehen und außerdem geht es hier nicht um mich, sondern um Sie.«

Bei dieser Frau gab es wirklich kein Entrinnen. Und Recht hatte sie obendrein, ihr konnte sie wirklich nichts vormachen.

»Wissen Sie … Ich schätze, es ist in Ordnung, dass wir Freunde sind. Ein enges Verhältnis haben wir ja trotzdem.«

»Warum geben Sie sich nur mit der Hälfte zufrieden, wenn Sie das große Ganze haben könnten? Oder wollen Sie das etwa gar nicht?«

Natürlich wollte sie das. Aber nicht um jeden Preis. »Ich fürchte, dass die Ausgangslage dafür zu kompliziert ist.«

»Wie meinen Sie das?«

»Na ja, um überhaupt in die Richtung einer Beziehung gehen zu können, müssten auch Anzeichen dafür da sein, dass er daran Interesse hat und die sehe ich einfach nicht.«

»Ach, so ein Quatsch«, winkte Mrs. Jenkins ab. »Männer sind völlig hilflos, wenn es um Gefühle geht. Nur die Wenigsten sind in der Lage, mit ihnen überhaupt etwas anzufangen. Sie müssen sich Gelegenheiten schaffen und ihm zeigen, was Sie für ihn empfinden. Von selbst wird er sicherlich nicht darauf kommen.«

Und genau davor fürchtete sie sich. Sie wollte ihm nicht zeigen, was sie für ihn empfand. Ihr war das einfach zu gefährlich. Außerdem verfolgte sie zusammen mit Dylan sowieso eine ganz andere Strategie; auch wenn sie sich immer noch nicht zu hundert Prozent sicher war, dass sie später einmal Früchte tragen würde. Trotzdem: Mit dieser Strategie fühlte sie sich bedeutend wohler.

»Ähm, Stellar?«

Stellar drehte sich um und sah zu ihrer Kollegin am Empfangstresen, die in einer Hand das Telefon hielt und mit der anderen Hand die Sprechmuschel bedeckte.

»Telefon für dich.«

Ihr Blick huschte zurück zu Mrs. Jenkins. »Würden Sie mich einen Moment …?«

»Natürlich, gehen Sie nur.«

Sie schenkte ihr ein freundliches Lächeln, ehe sie Lockenwickler und Stielkamm beiseitelegte und am Tresen ans Telefon ging.

»Lisa’s Hair Salon, Stellar am Apparat, was kann ich für Sie tun?«

»Hi Sternchen.«

Schlagartig verwandelten sich ihre Knie in Pudding. Auf diesem Planeten gab es nur einen einzigen Menschen, der sie „Sternchen“ nannte. Sie brauchte daher nicht zu fragen, wer am anderen Ende war.

»H-hey.«

»Schön, dass ich dich doch noch irgendwie erreiche. Was war denn gestern nur los?«

»Oh. Ich, ähm …« Shit. »Ich hab total vergessen, dir zu antworten, oder?« Die Krallen ihres schlechten Gewissens bohrten sich tief durch ihren Brustkorb.

»… sieht so aus.«

»T-tut mir Leid.« Ihr Herz schlug ihr bis unter die Zunge.

»Schon okay, ich hab … mir nur etwas Sorgen gemacht. Warum ich anrufe: Ich könnte mal wieder ’nen Haarschnitt vertragen.«

»Okay …«

»Hast du heute irgendwo noch eine halbe Stunde frei für mich oder sieht’s dafür eher schlecht aus?«

Nervös und immer noch perplex von seinem Anruf strich sie sich ihren Pony aus dem Gesicht, dann fiel ihr Blick auf die aufgeschlagene Seite im Terminbuch. Moment mal.

»Musst du denn gar nicht arbeiten? Ich dachte, deine freien Tage wären Mittwoch und Donnerstag?«

»Ach so, ja. Eigentlich schon, aber ich habe meine Schicht mit einem Kollegen getauscht. Ich habe jetzt heute frei und muss dafür Donnerstag arbeiten.«

Oh. Okay, das war neu. Soweit sie sich erinnern konnte, hatte Chris bisher noch nie Schichten getauscht. Jedenfalls nicht so, dass er dadurch frei bekam …

»Sieht nicht gut aus, oder?«

Sie schüttelte ihre Gedanken beiseite und konzentrierte sich wieder auf das Telefonat. »Wenn ich mit meiner Kundin fertig bin, habe ich eh Feierabend, also … Danach würde es auf alle Fälle gehen.«

»Also in zweieinhalb Stunden?«

»Genau.«

»Super, vielen Dank! Dann bin ich pünktlich da.«

»Kein Problem. Dann … bis später?«

»Ja. … nur noch eine Frage. Hättest du … danach auch Zeit und Lust, den DVD-Abend nachzuholen?«

Wow. Das kam noch unerwarteter als sein Anruf. Ohne, dass es ihm bewusst sein konnte, manövrierte er sie emotional mit dem Rücken zur Wand.

Sie hatte keine Ahnung, was das Ganze zu bedeuten hatte, ob es überhaupt etwas zu bedeuten hatte. Auch der sich automatisch aufdrängende Gedanke, dass er all das vielleicht nur ihretwegen und wegen der unbeantworteten SMS tat, war schön, presste sie aber nur noch fester gegen die steinerne Mauer. Denn selbst, wenn es so war: Den heutigen Abend hatte sie Moira versprochen. Sie jetzt wegen Chris hängen zu lassen, fühlte sich nicht nur falsch an, es wäre zudem äußerst egoistisch. Moira würde ihr das übelnehmen und das zurecht.

Zum ersten Mal schien es so, als ob ihr nichts anderes übrigblieb, als ihm abzusagen. Und diese Erkenntnis fühlte sich richtig beschissen an.

»… ist es okay, wenn wir später darüber reden? Ich … Meine Kundin wartet.«

»Oh, na klar. Dann … bis später.«

Schweren Herzens legte Stellar auf. So eine Scheiße. Ausgerechnet jetzt, wo allmählich Hoffnung aufkeimte, dass an Dylans Theorie etwas dran war … Geknickt stellte sie das Telefon in die Station und kam zu Mrs. Jenkins zurück, nahm den Stielkamm und einen Lockenwickler in die Hand und drehte schweigend eine neue Haarsträhne darauf auf.

»Engelchen, warum denn das traurige Gesicht? Schlechte Nachrichten?«, fragte Mrs. Jenkins nach einer Weile und blickte über den Spiegel besorgt zu ihr.

Stellar schüttelte den Kopf. »Nein, ganz und gar nicht. Ich bin nur ein wenig … enttäuscht, schätze ich.«

»Worüber denn, wenn ich fragen darf?«

Ob sie ihr davon erzählen sollte? Nun, ein Rat würde bestimmt nicht schaden. »Das eben am Telefon war Chris.«

»Oh, Mr. Marvin?« Mrs. Jenkins klang sofort euphorisch. Interessant, dass sie sogar noch seinen Namen wusste.

»Ja. Wenn man eben vom Teufel spricht … Er hat mich gefragt, ob ich mit ihm heute Abend Zeit verbringen möchte, allerdings bin ich schon mit meiner besten Freundin verabredet.«

»Ach herrje, das ist natürlich blöd«, raunte die alte Dame verständnisvoll. »Was haben Sie ihm geantwortet?«

Stellar strich sich ihren Pony hinters Ohr. »Da er nach Ihnen sowieso zum Haare schneiden vorbeikommt, habe ich ihn mit meiner Antwort auf später vertröstet.«

»Oh, dann bekomme ich ihn heute tatsächlich noch zu Gesicht?«

Stellar lächelte. »Höchstwahrscheinlich schon, ja.«

Ihrem Grinsen nach zu urteilen konnte es Mrs. Jenkins kaum erwarten. Dann aber verschwand es, genauso schnell wie es gekommen war. »Hat denn Ihre Freundin kein Verständnis dafür, wenn Sie ihr mal absagen?«

Sie kannte eindeutig Moira nicht. »Grundsätzlich schon, aber … ich habe sie schon einmal sitzen gelassen.«

»Verstehe …«

Schweigen bestimmte eine Weile das Gespräch, bis Mrs. Jenkins nachdenklich aufbrummte. »Was würden Sie denn lieber tun?«

Die Frage hätte nicht schwieriger sein können. Natürlich wollte sie am liebsten mit Chris sein komplettes DVD-Sortiment anschauen. Natürlich wollte sie mit ihm so viel Zeit wie möglich verbringen, aber die Abende mit Moira waren genauso wundervoll, vor allem aber auch wichtig für sie. Mit ihr konnte sie das tun, was sie mit Chris eben nicht konnte: Offen und sorglos über ihre Ängste und Gefühle zu ihm sprechen. Das konnte sie mit niemand anderem, auch nicht mit Dylan.

»Ich würde mich schon gern mit ihm treffen, aber –«

»Na also, sehen Sie. Dann fragen Sie sie doch einfach, ob Sie Ihre Verabredung nicht noch einmal verschieben könnten. Sie wird Sie schon nicht beißen.«

Stellar schwieg. Ihr Magen begann unangenehm zu drücken.

»Na los, geben Sie sich einen Ruck. Schreiben Sie ihr doch eine Nachricht und fragen Sie sie. Was meinen Sie, wie sie sich freuen wird, wenn sie erfährt, dass sie ausgerechnet heute zusammenfinden?«

Das hielt Stellar für sehr unwahrscheinlich, trotzdem hatte Mrs. Jenkins gar nicht so Unrecht. Fragen kostete nichts und für den Fall, dass sie Moira damit verärgerte, bedeutete das maximal den Anschiss ihres Lebens und eine Extraportion Peperoni.

»Würden Sie mich dann noch einmal …?«

»Aber natürlich.«

Diese Frau war wirklich die Güte selbst. Stellar bedankte sich ausgiebig und huschte in den Personalbereich, wo ihre Umhängetasche lag. Hastig wühlte sie ihr Handy hervor und – eine Nachricht leuchtete ihr entgegen.

 
 

Hey Mäuschen!

Sry aber wir verschieben das mit der Pizza.

Dylan hat mich gerade zu einer eingeladen. ;)

Nicht traurig sein, wir verlegen unseren Mädelsabend auf  morgen, okay?

Dann kann ich dir vielleicht auch ein bisschen was erzählen. ;)

Hab dich lieb!

 

XO XO XO

Moira

 
 

Hm. Eigentlich sollte sie sich jetzt freuen, oder? Tatsächlich aber hielt sich ihre Begeisterung stark in Grenzen. Sicher, sie konnte jetzt ohne Schuldgefühle den Abend mit Chris verbringen, aber diese Einladung auf eine Pizza … machte den Eindruck von einem Date. Einem Date zwischen Dylan und Moira. Und das gefiel ihr nicht. Da konnten sie und Dylan noch so enge Freunde sein. Sie musste mit Moira dringend darüber reden, sobald sie sie wieder zu Gesicht bekam. Dringend.

Sie verstaute ihr Handy wieder in die Tasche und fuhr mit ihrer Arbeit bei Mrs. Jenkins fort. Um sich von dieser Nachricht und von Chris’ baldigem Besuch besser abzulenken, machte sich Stellar die Gesprächigkeit ihrer Kundin zunutze. Sie ließ sich sämtliche Neuigkeiten aus dem Leben der alten Dame berichten, während sie ihr die restlichen Lockenwickler ins Haar drehte, und bei dieser Frau war ständig etwas los. Selbst während der Zeit unter der Trockenhaube fanden die Erzählungen kein Ende. Erst, als die Frisur sich nach zwei Stunden allmählich der Vollendung näherte, ging ihr nach und nach der Gesprächsstoff aus. Leider. Genau jetzt hatte sie die Ablenkung eigentlich am nötigsten.

Gerade schob sie den Stecker des Föhns in die Steckdose, als Mrs. Jenkins ihr aufgeregt auf die Hand klopfte.

»Oh, sehen Sie mal! Ich glaube, ihr nächster Kunde ist gerade am Schaufenster vorbei.«

Stellar zwang sich, sich nicht danach umzudrehen. Stattdessen nahm sie die Rundbürste vom Materialwagen, schaltete den Föhn ein und begann Mrs. Jenkins Haare zu föhnen. Sie brauchten noch Volumen. Und sie selbst noch mehr Zeit, um ihre Nerven zu beruhigen.

Chris die Haare zu schneiden war für Stellar der intimste Moment, den sie mit ihm haben konnte. Seine Haare zu waschen, mehrmals mit Kamm und Fingern hindurch zu fahren, ihn am Kopf zu massieren … Bei dem Gedanken, dass ihr das gleich bevorstand, stieg ihr die Gänsehaut den Nacken auf.

Das Windspiel an der Eingangstür schepperte und trotz des lauten Gebläses des Föhns vernahm sie eindeutig seine Stimme. Sie konnte nicht länger widerstehen. Über den Spiegel hinweg riskierte sie einen Blick. Lauren, die Empfangsdame des Salons, hatte sich seiner angenommen. Gott sei Dank. Das verschaffte ihr noch etwas Zeit.

»Wollen Sie ihm gar nicht „Hallo“ sagen?«, fragte Mrs. Jenkins und runzelte die Stirn, wirkte schon fast empört.

»Wir sind gleich fertig, dann dürfen Sie das für mich übernehmen«, entgegnete Stellar, zwinkerte ihr zu. Sie merkte schon, dass es die alte Dame langsam eilig hatte. Nachdem sie den Haaren Volumen geschenkt, die Frisur noch einmal durchgekämmt und mit Haarspray fixiert hatte, nahm sie ihr den Schneideumhang ab und gemeinsam gingen sie zum Empfangstresen, um zu zahlen. Das Geld wanderte aus dem Geldbeutel in die Kasse und noch bevor Stellar ihr einen schönen Tag wünschen konnte, drehte sich Mrs. Jenkins um, ging schnurstracks auf Chris zu und tippte ihm aufgeregt auf die Schulter. »Hallo, Mr. Marvin! Erinnern Sie sich noch an mich?«

Stellar schmunzelte, verdrehte in einem unbeobachteten Moment die Augen. Sie hätte sie daran nicht hindern können, selbst wenn sie gewollt hätte.

Chris sah von seiner Zeitschrift auf. »Oh, hallo Mrs. Jenkins!«, stieß er aus und schüttelte ihre Hand. »Natürlich erinnere ich mich noch an Sie. Gut sehen Sie aus!«

»Oh, vielen Dank. Alles ihr Werk«, antwortete sie und zeigte dabei auf Stellar.

Chris folgte der Richtung und unweigerlich trafen sich ihre Blicke. »Ich habe auch nichts anderes erwartet …«

Ein Zucken; ein Zwinkern, gepaart mit seinem perfekten Lächeln. Stellar strich sich verlegen ihren Pony aus dem Gesicht. Gott, wie sie es hasste, in solchen Situationen zu stecken. Sie bekam dabei nie den Mund auf und lief rot an. Sie räusperte sich, presste peinlich berührt die Lippen aufeinander und atmete erst auf, als sich Chris wieder Mrs. Jenkins zuwandte. »Schön, dass Sie ihr weiterhin so treu bleiben.«

»Ach was, das ist doch selbstverständlich. Hat ja keiner ahnen können, dass unser Haarfärbe-Experiment gleich so aus dem Ruder läuft«, plauderte sie und kicherte, schulterte ihre Handtasche. »Und, wie ich das sehe, sind Sie jetzt der Nächste, der in den Genuss ihrer magischen Hände kommt?«

»Wegen nichts anderem bin ich hier«, sagte er und setzte dabei sein charmantestes Lächeln auf, wovon Mrs. Jenkins sichtlich angetan war. Breit grinsend zupfte sie sich in ihren Haaren herum.

»Na, dann wünsche ich Ihnen ganz viel Spaß«, meinte sie, wandte sich dann aber mit erhobenem Zeigefinger zu Stellar. »Und Sie denken mir daran, was ich Ihnen gesagt habe, in Ordnung?«

Stellar nickte. »Selbstverständlich.«

»Sehr schön. Dann bis in zwei Wochen!« Ohne Chris und Stellar noch die Möglichkeit einer erwiderten Verabschiedung zu geben, öffnete sie die Tür und war eine Sekunde später aus dem Laden verschwunden.

»Eine schrullige, alte Frau«, meinte Chris und grinste Stellar dabei an.

Stellar grinste zurück. »Aber liebenswert und einfach die beste.« Sie lief um den Tresen herum und kam auf ihn zu, umarmte ihn. »Hi erstmal.«

Er erwiderte die Umarmung, doch irgendwie fühlte sie sich anders an als sonst. Irgendwie fester und … intensiver. Stellar versuchte, dem keine Bedeutung beizumessen. »Wollen wir gleich anfangen?«

»Klar.« Er nahm seine Baseball-Cap ab und setzte sich auch schon in den Frisierstuhl.

Jetzt war es also soweit. Die letzte, aber ihre wohl auch schwerste Prüfung des Tages wartete sie in diesem Stuhl auf sie. Stellar nutzte beim Holen ihrer Utensilien noch einmal die Gelegenheit tief durchzuatmen. Dann machte sie sich ans Werk.

Mit einer schwungvollen Bewegung legte sie ihm den Schneideumhang an und befestigte ihn eng um seinen Hals. »Ich nehme mal an, waschen auch?«

»Das ist doch das Beste beim Friseur, oder nicht?«

Sie hatte so gehofft, dass er das sagte.

Nachdem sie ihn in seinem Stuhl zu den Waschbecken geschoben hatte, neigte sie das Becken in eine für ihn angenehme Position und drehte den Wasserhahn auf. Doch bevor sie mit dem Waschen begann, prüfte sie kurz mit ihrer Hand unter dem Wasserstrahl die Temperatur. Erst dann ließ sie das warme Wasser über seinen Scheitel laufen und fuhr ihm sanft mit den Fingern durchs Haar, immer und immer wieder. Vom Ansatz abwärts in die Spitzen. Stellar konnte nicht genug davon kriegen. Sein Haar war so unfassbar weich … Als ob ihr Seide durch die Finger glitt. Solch gesundes Haar, frei von Spliss und zerstörter Struktur, so satt und kräftig bekam sie nicht gerade oft in die Hände. Umso mehr genoss sie jede Sekunde, die sie damit arbeiten durfte.

Als seine Mähne schließlich nass war, stellte sie den Wasserhahn ab und träufelte sich ein wenig vom hauseigenen Shampoo in die Hand, verrieb es in den Handflächen und mit gemächlichen, kreisenden Bewegungen massierte sie es in sein Haar ein.

Der Duft von Lavendel breitete sich aus und gleichzeitig senkten sich seine Lider. Ein wohliges Seufzen war zu hören. »Darauf habe ich mich am meisten gefreut …«

»Echt? Wieso das?«

»Einfach … Ich weiß nicht. Es ist wirklich so, du hast magische Hände. Das tut so gut …«

Stellar biss sich grinsend auf die Lippe, antwortete ihm nicht. Stattdessen ließ sie ihre Hände für sie sprechen. Mit sanftem Druck kreiste sie über seinen Hinterkopf, hinauf zum Scheitel, den Schläfen und von dort aus wieder zurück zum Hinterkopf. Seinen Nacken ließ sie dabei natürlich nicht aus. Nur mit den Fingerspitzen massierte sie ihm das Shampoo dort ein, entlockte ihm wieder einen wohligen Seufzer.

»Oh Mann … Ehrlich, das ist besser als bei jeder Masseurin.«

Kichernd intensivierte sie den Druck. »Sag das nicht. Bei einer Masseurin hättest du bedeutend länger was davon. Bei mir musst du dich mit maximal zehn Minuten zufriedengeben.«

»Nee, vergiss es. Die bringt in der Stunde nicht das fertig, was du in zehn Minuten schaffst.«

Ihr Herz schwoll auf die doppelte Größe an, badete regelrecht in seinen Worten. Wenn es ihr möglich wäre, würde sie das ihm zuliebe auch die nächsten drei Stunden noch tun. Doch so sehr sie beide es auch genossen: Irgendwann musste das Shampoo auch wieder herunter. Leider … Wieder prüfte sie vorab mit der Hand die Wassertemperatur, dann wusch sie ihm den Schaum vom Kopf, auf die selbige Weise, wie vorhin: Vom Ansatz abwärts bis in die Spitzen. Immer und immer wieder. Gleichmäßig, mit Sorgfalt und ohne Hast. Bis die Seife vollständig aus seinen Haaren in den Abfluss gelaufen war. Dann steckte sie den ausziehbaren Hahn zurück in seine Halterung, band ihm ein Handtuch um und schob ihn auf seinem Stuhl zurück zu seinem Platz. Seine letzte Massage folgte, während sie ihm mit dem Handtuch sanft die Haare trockenknetete. Dann legte sie es beiseite, bewaffnete sich mit Kamm und Schere.

»So wie immer?«

»Ja, bitte.«

Zuerst teilte sie mit dem Kamm sein Haar in mehrere Bereiche, anschließend kämmte sie es in Strähnen zwischen die Finger und begann mit dem Haarschnitt.

»Ähm … Wegen vorhin … Wie sieht’s denn jetzt eigentlich aus? Hättest du noch Zeit und Lust auf ’nen DVD-Abend?«

Er klang so unsicher. Woher das wohl kam? Sonst fragte er sie doch auch direkt heraus? Egal. Es tat ihrer Freude keinen Abbruch, im Gegenteil. Innerlich sprang sie wie ein kleines Kind auf und ab.

»Hast du noch Wein zuhause?«

»Hab sogar extra welchen gekauft.«

»Wegen mir?«

»Ja. Allein trinke ich ja keinen.«

Oh Mann. Wie süß konnte ein Mann nur sein? »Nun, wenn das so ist … Nachdem mir Moira für heute eh abgesagt hat, habe ich tatsächlich Zeit.« Ein kurzer, flüchtiger Blick über den Spiegel und sie sah direkt in seine blauen Augen. Die Begeisterung war eindeutig zu sehen, doch da funkelte noch etwas anderes darin. Oder bildete sie sich das nur ein?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen!
Ich weiß, ich brauche inzwischen ewig, um ein Kapitel hochzuladen, bitte verzeiht mir das. Mir tut das unsagbar leid.
Zu meiner Verteidigung sei zu sagen: Ich hätte selbst nicht erwartet, dass es mit jeden weiteren Kapitel um so viel schwieriger wird, Inhalt zu produzieren und die Story voranzutreiben ...
Aber ich bin dabei, ehrlich! Dieses Kapitel musste ich nur 3x von vorn anfangen und immer wieder plottechnisch umschmeißen, mir teilweise auch Szenenstücke aus den Fingern saugen ...
Egal. Ich hoffe, euch gefällt es. :)
Schreibt mir gern eure Eindrücke in die Kommentare, was ihr mögt oder nicht mögt; stellt gern eure Fragen wenn ihr welche habt; ihr habt eine Antwortgarantie von mir! Und freuen würde es mich vor allem auch. ♥
Besonderen Dank geht diesmal an Gmork, weil sie mit mir und diesem Kapitel echt kämpfen musste. Vielen Dank, meine Perle! ♥
Dankeschön für's Lesen! ♥
Tüdelü, eure m0nstellar! Komplett anzeigen

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