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Gemeinsam Lieben lernen

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Uchiha Sasuke - "Verschwunden"

Uchiha Sasuke

„Verschwunden“

 

Der Unterricht tangierte mich nur wenig. Alles was Iruka an die Tafel kritzelte war von Grund auf logisch, was also brachte es mir zuzuhören? Naruto, dieser Schwachkopf, schien immer noch mit der Lösung der Aufgabe zu kämpfen…wie immer. Sakura schien es ähnlich wie mir zu ergehen. Sie schien geistesabwesend den herabrieselnden Schnee zu beobachten. Es war schwierig meinen Blick von ihr zu wenden. Das Bild, das sich mir bot schien einer künstlerischen Fotografie gleich. Ihre Hand stützte ihr Kinn während sie mir den Rücken halb zuwandte. Am Rande ihrer Iris spiegelten sich die weißen Schneeflocken, welche wie in Zeitlupe zum Boden sanken.

Wieder hatte ich das Bild ihrer tränenverhangenen Augen vor mir.

„Was hab ich dir getan, huh?“

Seit unserer kleinen ‚Auseinandersetzung‘ tauchte dieser Satz ständig in meinem Kopf auf. Jedes Mal, egal ob ich sie lachen oder vor sich hin träumen sah, sah ich ehrlich grüne Augen, die mich entschlossen durchbohrten. Viel weiter war ich seit dem nicht. Auch wenn dieser Zwischenfall mich eindeutig dazu brachte über sie nachzudenken, war das Ergebnis immer dasselbe: Kopfschmerzen, Schlafmangel und letzten Endes Frustration!

Ich wusste welche Entscheidung sie von mir erwartete, aber das Wort Liebe schien mir immer noch fremd. Der einzige Mensch den ich mit diesem Wort in Verbindung brachte war mein Bruder. Aber selbst ihn verbannte ich in den hintersten Ecken meiner Gedanken um überhaupt noch einen Fuß vor die Haustür setzen zu können. Seit dem Ende des Krieges fühlte ich mich wie in einem Wattekokon. Weder Worte noch Taten erreichten mich. Ich wollte meinen Platz in der Welt finden. War er hier? In Konoha? Wenn ja, was werde ich tun wenn ich ein Jonin bin? Werde ich Sensei wie Kakashi? Ich ein Lehrmeister? Wohl kaum. Wie werden meine Missionen aussehen? Kann ich das oder will ich das überhaupt?

Es war jeden Tag und jede Stunde das gleiche Spiel und wie immer, war ich der Verlierer!

Ich stöhnte erleichtert auf als Iruka den Unterricht beendete. Ich schob meine Sachen in die Tasche in der nun alles kreuz und quer lag, aber ich wollte keine Zeit verlieren und einfach nur nach Hause. Ein ungewolltes Stöhnen entfuhr mir als ich den zweiten Versuch wagte, meinen Umhang mit nur einer Hand zu schließen.

„Komm her, ich mach das.“

Unterhalb meines Kinns erblickte ich nur noch einen rosa Haarschopf der sich an meinem Hals zu schaffen machte. Ein süßlich blumiger Duft stieg mir in die Nase der das Pochen an meinen Schläfen nur noch verstärkte. Sakura’s zierliche Finger strichen über meine Halsschlagader als sie mit einem klickenden Geräusch die Knöpfe meines Umhangs schloss. Peinlich berührt über meine eigene Unfähigkeit wandte ich mein Gesicht von ihr ab.

„So, fertig!“, verkündete sie stolz.

„Hn.“, entgegnete ich ihr simpel.

Ich folgte Naruto und Sakura nach draußen.

„Hier!“, Sakura hielt ihren rosaroten Schirm schützend über unsere Köpfe und lächelte mich warm an, während Naruto sich von uns verabschiedete. Schweigend schlug ich die den Weg in Richtung nach Hause ein.

„Alles okay?“, ihre helle Stimme riss mich aus meinen alltäglichen Gedanken.

„Was?“, fragte ich irritiert.

„Du wirkst abwesend.“, stellte Sakura fest.

Wie Recht sie damit hatte. Doch ihre unnötige Sorge über mich konnte ich aktuell einfach nicht ertragen.

„Schon okay, mir geht’s gut.“, wimmelte ich sie ab.

Ich wusste, dass sie es hasste wenn ich ihr so entgegnete, aber was konnte sie denn schon tun?

„Hmmm, na gut. Wenn du meinst…“, wieder verriet mir ihr Blick, dass ich sie scheinbar gekränkt hatte. Aber ich konnte mich ihr nicht anvertrauen. Ich wollte mich ihr nicht anvertrauen.

Sakura war ein rein. Sie war voller Lebensfreude und Energie. Sie gehörte nicht in meine Welt, die voller Dunkelheit und Schmerz war. Aber vor allem war sie die Sünde die ich am meisten bereute.

In meinen dunkelsten Tagen hätte ich sie beinah getötet. Und hätte mich Naruto damals nicht davon abgehalten, wäre es mir sogar gelungen.

„Hör auf so hart zu dir selbst zu sein…“, sagte sie leise.

Sakura’s Haupt war gesenkt. Ihr Lächeln hatte einen bitteren Beigeschmack.

„Ich sehe es dir an.“, stellte sie ruhig fest. „Du leidest! Und diese ganze Umgebung hier…und die Menschen, machen dir es im Moment auch nicht leichter.“

Im ersten Moment schwieg ich weiter. Ich musste erst meine Gedanken sortieren um ihrer Sorge entgegen wirken zu können.

„Du interpretierst zu viel.“, gab ich trocken zurück.

Sie sollte sich nicht noch meinen Schmerz aufbürden. Das hatte sie nicht verdient.

Ich vergaß die Zeit. Sakura kam zum stehen und erst als ich meinen Kopf hob, erkannte ich, dass wir bereits da waren.

„Danke dass du mich nach Hause gebracht hast, Sasuke-kun.“, ein keusches Lächeln trat auf ihre Lippen. Sie ging zur Tür und entriegelte das Schloss, doch dann hielt sie inne.

„Falls du irgendwann doch anderer Meinung sein solltest… Du kannst immer zu mir kommen, das weißt du, oder?“

Sie hatte mir den Rücken zugewandt, aber ich wusste, dass sie wahrscheinlich wieder errötete. Ich nickte ihr stumm zu. „Du solltest reingehen.“

Wieder schenkte Sakura mir ein warmes Lächeln. „Bis morgen!“, bevor sie hinter der Haustür verschwand.

 

Nur noch die Lampe an meinem Schreibtisch erhellte den Raum. Vor mir lag bereits ein kleiner Stapel von Notizen die ich mir zu den Aufgaben von heute gemacht hatte.

Seufzend erhob ich mich aus meinem Stuhl und stapfte in die Küche. Ich füllte das Glas von heute Morgen mit Wasser aus der Leitung und stürzte dieses gleich meine Kehle hinunter. Ein leises klopfen an der Tür erregte meine Aufmerksamkeit. Eigentlich bekam ich nie Besuch. Wenn überhaupt, war es der blonde Schwachkopf der mich störte. Aber hinter meiner Wohnungstür erwartete mich ein ungewöhnlicher Besucher.

„Uchiha Sasuke?“

Ich nickte fragend. Warum war einer der ANBU hier?

„Der Hokage lässt dich rufen.“

„Der Hokage?- Kakashi?“

Der maskierte Mann nickte und verschwand augenblicklich. Meine Nackenhaare stellten sich, als der eisige Wind an mir vorbeizog. Ich stieg in meine Stiefel und griff nach meinem Mantel. Sofort kam die Erinnerung vom Nachmittag wieder hoch.

„Komm her, ich mach das.“

Meine Finger glitten ebenfalls über meine Halsschlagader. Meine Mundwinkel zuckten als mein Gehirn mir erneut ihren Duft in Erinnerung rief.

Mit einem sanften Kopfschütteln vertrieb ich die bittersüße Erinnerung um mich auf das Kommende vorzubereiten. Die Schneeflocken schienen größer zu sein als am Nachmittag. Ich musste mittlerweile aussehen wie ein Schneemann, denn viele der Flocken verfingen sich in meinem Haar. Nach dem ich das halbe Dorf im Eiltempo durchquert hatte, stand ich vor dem angeleuchteten Hokage Turm. Was wollte Kakashi so spät am Abend von mir?

Die Tür zum Büro stand bereits einen Spalt offen. Da ich von Außen keinerlei Stimmen vernahm schob ich einfach nur die Tür zur Seite und erblickte meinen ehemaligen Sensei der im Lederstuhl seines Schreibtisches versank.

„Ich bin hier. Was ist los?“, meine Stimme klang tiefer als beabsichtigt.

„Sasuke?!“, sein Kopf schreckte hoch und schien hektisch etwas in dem Chaos seines Schreibtisches zu suchen. Mit einer Akte in der Hand erhob sich Kakashi aus seinem Stuhl. „Komm mit mir.“, forderte er auf. Ich hatte keine Ahnung was dieses ernsthafte Getue von ihm sollte aber gleichsam fachte es meine Neugier an. Ich folgte ihm immer weiter durch das Gebäude. Wir passierten Bereiche die mir in meinen Lebzeiten in Konoha noch nie aufgefallen waren. Letztlich schritten wir durch einen Gang tief im Keller welcher scheinbar ein unterirdischer Sicherheitstrakt zu sein schien.

„Was soll das ganze hier?“, meine Stimme hallte durch den langen Gang.

Kakashi legte den Riegel an der Stahltür um und wir betraten ein steriles, gefliestes Umfeld.

„Das hier bleibt vorerst unter uns, hast du verstanden?“, sagte er streng.

So langsam nervte mich die ganze Situation. Um was machte er so einen Hehl? Er ließ sich nicht unterbrechen und führte mich weiter durch das Gebäude. Ich hatte keine Ahnung wo wir waren. Keine meiner Erinnerungen deckte sich mit dem Gesehenen.

„Wir sind da!“, Kakashi blieb stehen und sah mich genau an.

„Also was ist das hier?“, fragte ich erneut.

„Wir sind in der Pathologie des Krankenhauses… Hör zu, nach Ende des Krieges konnten wir mit Kabuto’s und deiner Hilfe die Verstecke von Akatsuki ausfindig machen. Bei der Durchsuchung wurden unter anderem die toten Körper der Jinchuuriki wie auch der Leichnam deines Bruders geborgen werden.“

Mein Herz rutschte mir in die Hose. Ich war unfähig etwas zu entgegnen.

„Ich habe dich nicht hierhergeholt um deinen Bruder zu identifizieren, jedoch muss nun entschieden werden, was mit seinem Körper passiert. Nur eine Handvoll Leute kennen die Wahrheit über die damaligen Geschehnisse.“

Kakashi hielt mir die Akte entgegen. Ich schluckte. Mein Magen hatte sich verknotet und rumorte unangenehm.

„Was ist das?“, meine Stimme war brüchig, unsicher.

„Das ist de Akte deines Bruders. In der letzten Zusammenkunft des Rates wurde entschieden, dass das Wissen über deinen Bruder dir obliegt.“

„Was soll das heißen?“

„Das heißt, dass du entscheidest ob die Gesellschaft deinen Bruder als Mörder oder als Held sieht, aber Sasuke, bedenke auch die Folgen…wie dein Bruder es getan hat.“

Kakashi klopfte mir väterlich auf die Schulter, bevor er mich mit der Akte in der Hand alleine ließ. Erst jetzt entdeckte ich das große Fenster welches neben Tür war. In dem Raum hinter dem Glas erkannte ich zwei Iryonin aus Konoha. Während der Eine etwas auf seinem Klemmbrett notierte, säuberte der Andere das Arztbesteck. Auf dem kalten Tisch in der Mitte des sterilen Raumes sah ich den toten Körper von Itachi liegen. Sein Gesicht war verdeckt, aber sein dunkles Haar war unverkennbar. Obito schien ihn konserviert zu haben, denn sein Körper wies kaum Verwesungsmerkmale auf. Wie betäubt schaute ich den beiden Männern bei ihrer Arbeit zu. Es fühlte sich an, als würde die Vergangenheit mich einholen und mich erneut versuchen in die Dunkelheit zu ziehen. Meine Hand spannte sich an und zerknitterte das Kartonpapier der Mappe. Ich wandte mich um und stieg den Treppengang zum Krankenhaus hoch. Kaum eine Menschenseele kreuzte meinen Weg und das war auch gut so. Ich wollte keinen sehen und hören, aber vor allem, wollte ich nichts mehr fühlen.

„Das heißt, dass du entscheidest ob die Gesellschaft deinen Bruder als Mörder oder als Held sieht…“

Ich biss die Zähne zusammen. Vor meinem inneren Auge sah ich Itachi’s Erinnerungen die er unmittelbar nach Auflösung des Edo Tensei mit mir teilte.

Wie ein Geist schritt ich durch das Dorf und bemerkte kaum, dass die dicken Schneeflocken meine Kleidung durchweichten.

Zu Hause angekommen, ließ ich mich auf mein Bett fallen. Immer noch überschlugen sich meine Gedanken.

„…aber Sasuke, bedenke auch die Folgen…wie dein Bruder es getan hat.“

Ich wusste nicht wohin mit mir. Mit Itachi’s Akte in der Hand trat ich ziellos durch meine Wohnung. Mein Körper ließ mich schließlich vor dem Foto von Team 7 anhalten.

Was war das alles hier? Was machte ich überhaupt hier? In diesem Moment schien mir alles so grundlegend falsch!

„…Du kannst immer zu mir kommen, das weißt du, oder?“

Ich biss die Zähne fest zusammen. Itachi’s Akte glitt aus meiner Hand und viel achtlos zu Boden. Die Unruhe in mir staute sich bis ins Unendliche. Mit einem Ruck fegte ich das Bild von der Anrichte und ignorierte den Schnitt in meiner Hand, welcher vom zerbrochenen Glas rührte.

Das alles hier, es war einfach zu viel. Wie konnte ich nur glauben einfach weiterleben zu können? Ich war verantwortlich für den Tod meines Bruders und ohne Naruto, wäre ich verantwortlich für den Tod einer ganzen Gesellschaft. Mein Mantel fiel zu Boden während ich mir meine Schuhe griff. Ich musste raus! Ich musste einfach weg von hier!

 

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  RanmaForever
2018-04-28T09:46:37+00:00 28.04.2018 11:46
Mal wieder ein schönes kap. Ich mag es es liest sich leicht und flüssig.. der tiefgründige sasuke ist in deiner ff wirklich gut getroffen ;-)
Bis zum nächsten kapitel 👋
Antwort von:  TheOnlyOne
29.04.2018 06:05
Dankeschön ^/./^
Ich wollte die Geschichte aus einer anderen Perspektive darstellen. Auf der einen Seite war das sehr schwer auf der anderen wiederum hat es sehr viel Spaß gemacht.
Ich danke dir für deine lieben Worte =)
Mein nächstes Kapitel steht zumindest schon vom Grundgerüst...doch ich glaube die Menge macht dieses Mal die Zeit...aber mal sehen wie schnell ich voran komme ;)
Von:  XxGirlyxX
2018-04-27T21:38:57+00:00 27.04.2018 23:38
Seine Reaktion kann man durchaus nachvollziehen. Wie sollte man auch anders reagieren und dann noch sowas entscheiden?
Ob er nun zu Sakura geht? Ich denke und hoffe schon;)
Freue mich schon wenn es weiter geht
LG XxGirlyxX
Antwort von:  TheOnlyOne
28.04.2018 09:03
Hey vielen Dank für deinen Kommentar. Ach ich lese die immer gerne und beantworte sie auch gerne :-)
Mal sehen ob er zu Sakura geht... aber ganz ehrlich gefragt: Glaubst du er würde sowas tun? :-D
Das nächste Kapitel ist schon in Arbeit und hoffe dass ich es bis Mitte nächster Woche hochladen kann. Vielleicht wird sich ja dann die ein oder andere Frage schon klären.
Ich hoffe dass dir das Kapitel aus Sasules Blickwinkel gefallen hat :-)
Von:  Blue_StormShad0w
2018-04-27T17:40:19+00:00 27.04.2018 19:40
Guten Abend.
Wow, sehr dramatisch am Schluss!
Hätte nicht erwartet, dass Sasuke den Körper seines toten Bruders sehen wird und er entscheiden sollte, ob Itachis Geschichte offenbart werden soll oder nicht. Dass das zu viel für Sasuke in dem Moment ist, kann ich mir denken ...
Hm, er hat doch nicht vor abzuhauen? Ich hoffe, er entscheidet sich zu Sakura zu gehen.
So, dann auf bald wieder!
Antwort von:  TheOnlyOne
28.04.2018 09:00
Heeey :-)
Das hier wird ja fast schon ein Ritual ;-)
Ich musste schmunzeln als och deinen Kommentar gelesen hab, denn das was du beschreibst ist genau das was ich erreichen wollte :-)
Das Kapitel hat mich auf der einen Seite gefordert aber auf der anderen Seite hat es mega Spaß gemacht aus Sasuke's Sichr zu schreiben.
Tja ob er abhaut... das verrat ich natürlich nicht ;-)
Lass dich überraschen =P


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