Zum Inhalt der Seite

Vergiss mein nicht

Willkommen im düstersten Kapitel des 19. Jahrhunderts /Otayuri /Victuuri
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Verliere nicht den Mut

Huhuuuu~

Heute muss ich leider einen etwas längeren Kommentar schreiben.

Momentan schwanke ich zwischen zwei Handlungssträngen, die unterschiedlich lang sein würden. Da ich schwer einschätzen kann, wie viele diese Geschichte verfolgen, wäre es toll, wenn ihr mir ein kurzes Feedback geben könntet, ob ihr die Geschichte noch in längerer Form verfolgen würdet.

<3

Herzlichst

 

 

Verliere nicht den Mut

 

 

//Was ist passiert?

Wieso ist es so dunkel? Wo ist das Licht?

Yura?

Yura, sprich mit mir! Bitte!

Ich weiß, du bist hier irgendwo. Bitte!

Wieso kann ich dich nicht finden?

Ich höre den Regen an den Kirchenfenstern. Genau so klingt er, wenn er gegen die bunten Scheiben schlägt. Father? Seid ihr hier?

War das eine Stimme? Wer bist du? Sprichst du zu mir?

Mein Körper… ich will aufstehen, aber ich spüre nichts.

Was ist nur?

Hilf mir!

Yura! Bitte!

Diese Stimmen…

Worüber sprecht ihr? Ich kann euch nicht verstehen!

Mein Kopf schmerzt, die Augen brennen wie Feuer.

Mir ist so schwindelig.

Bitte, helft mir! Bitte!//

Besorgnis, Beunruhigung, Hoffnung, Hilflosigkeit, Anspannung. Mit ernstem Gesicht sahen die Anwesenden immer wieder einander an. „Und es wird funktionieren?“ „Ja, ich kenne ähnliche Fälle bereits aus Paris.“ „Aber es wird nie so wie vorher?“ „Nein, das nicht. Aber es ist ein Anfang!“

Ein Seufzen ging durch die Reihe der Männer.

„Das Laudanum wird noch eine Weile den Schmerz unterdrücken, dann wird sich zeigen, ob es gelungen ist.“ Dr. Lee stellte ein Fläschchen auf den Tisch. „Die Dosis sollte so gering wie möglich gehalten werden. Es wird eine lange und schmerzhafte Zeit!“ Reverend Chris massierte sich die schmerzende Stirn und seufzte erneut. Ihm lag mehr an seinem Schützling, als er es gerne zugeben mochte. Ermunternd legte Victor ihm die Hand auf die Schulter. „Es wird alles gut, ganz sicher!“, sagte er mit dennoch besorgter Stimme. Dr. Lee fühlte zum wiederholten Male den Puls seines Patienten. Genervt und gleichzeitig besorgt, schritt Michele die gefühlte hundertste Runde um den Altar, der kurzfristig zum OP-Tisch umfunktioniert wurde. „Wir warten jetzt seit Stunden, dass er aufwacht! Das macht mich verrückt!“, schnaubte der Kunstschmied und rieb sich den Nacken. Der besonnene Arzt ignorierte das Gezeter der Männer gekonnt und kontrollierte die Fäden, die die raue Haut zierten. „Michele, du machst es auch nicht besser!“, mahnte Victor ihn freundlich und versuchte seine eigene Unsicherheit zu überspielen. Es verging eine weitere halbe Stunde mit dem ständigen Fluchen des Schmieds, bis sich schlussendlich etwas regte. Es war nur ein leichtes Zucken der schmalen Lippen, nur eine hauchfeine Bewegung der Finger, aber alle standen gebannt um den Altar herum. Dr. Lee tupfte die Stirn noch einmal vorsichtig ab. „Mister Altin?“, fragte er bestimmt und wartete auf eine Reaktion. Langsam, schwerfällig, öffneten sich die Augen des jungen Arbeiters. Ihm war so schwindelig, dass er Angst hatte, sich jeden Moment erbrechen zu müssen. Sein Körper fühlte sich dumpf und unwirklich an, doch das Kerzenlicht schmerzte so sehr in seinen Augen, dass er leise aufstöhnte. Michele packte ihn unsanft am Arm und rief mehrmals seinen Namen, bis Victor ihn grob wegzog. „Mister Crispino, wenn sie sich nicht zusammenreißen können, dann verlassen sie bitte das Gebäude!“, warnte der Arzt im schärferen Ton. Chris hielt derweil die Hand seines Schützlings. „Otabek? Bitte, sag ein  Wort!“ Seine Augen waren so voll Sorge, dass er wirkte, wie das Lamm auf der Schlachtbank. Das einzige Wort, das Otabek über die Lippen kam, war „Yura“. Der Reverend seufzte wieder laut. „Herr im Himmel! Der Junge bringt mich ins Grab!“ Dennoch lächelte er glücklich darüber, dass Otabek scheinbar ganz der Alte war.

Es dauerte noch eine volle Stunde, bis der junge Patient einigermaßen gut ansprechbar war. Das Laudanum schlug ihm immer noch schwer auf den Magen, darum vermied er viel Bewegung. Er hatte sich etwas aufgesetzt und besah sich seine Beine. Nur dumpf konnte er sich an alles erinnern. „Wenn ich ihnen erläutern darf, Mister Altin. Beide Kniescheiben waren zertrümmert, ebenso fand ich schwere Frakturen an den Schienbeinen. Es wäre schlicht unmöglich gewesen, die Knochenteile alleine wieder zusammenzusetzen.“, erklärte Dr. Lee und zeigte auf die jeweiligen Partien. Otabek verstand nicht wirklich, was genau er nun damit meinte und schaute recht fragend. „Nun, wir mussten zur Fixierung der durchtrennten Knochenteile Fremdmaterial benutzen. Leider ist unsere Medizin nicht auf diesem Erforschungsstand, allerdings las ich mehrere Abhandlungen über die Knochenstabilisierung mit Metallen, die erfolgreich in Frankreich durchgeführt wurden.“ Otabek schaute noch immer völlig verwirrt und war sich sicher, dass das Laudanum ihm nicht dabei half, klar zu denken. Aufgekratzt sprang Michele neben den Arzt. „Aber wo findet man den besten Kunstschmied des Landes? Hm? Na, mein Freund, gut, dass du mich hast!“ Der Arzt sah den jungen Hitzkopf etwas genervt an und erklärte dann weiter: „Mister Crispino war so freundlich, die benötigten Stücke passgenau anzufertigen und so war es mir möglich, die Frakturen nahezu perfekt miteinander zu verbinden. Es wird natürlich kein vollends zufriedenstellendes Ergebnis sein und das Laufen müssen sie neu erlernen, aber sie werden zukünftig auf keinerlei Hilfe angewiesen sein.“

Otabek wusste nicht, was er denken sollte. Träumte er gerade all dies? Tränen bahnten ihren Weg über die eingefallenen Wangen. Wut vernebelte seine Gedanken. Seine Freunde hatten ihn gerettet und er konnte gerade nichts, als weinen wie ein Kind? Hastig wischte er die Tränen mit dem Handrücken ab. „Ich… bin euch zu Dank verpflichtet. Ich werde das nie wieder gutmachen können und was noch schlimmer ist… ich kann euch nicht dafür bezahlen.“ Scham erdrückte seine Stimme. Michele schaute beleidigt und tadelte ihn sofort: „Du bist ja verrückt! Du hast so viel für unsere Familie getan!“ Doch Otabeks Blick fiel auf den Arzt. Dr. Lee packte sorgfältig seine Tasche zusammen und wandte sich dann erst um. „Ach, kommen sie erst auf die Beine, Mister Altin. Dann arbeiten sie es einfach im Krankenhaus ab. Ich brauche einen tüchtigen jungen Mann dort, der mir mit den Gerätschaften hilft. Bei Gefallen werde ich mich gerne zu einer Festanstellung hinreißen lassen.“ Dem jungen Arbeiter blieben die Worte im Hals stecken. Hatte er ihm gerade eine neue Arbeitsstelle gegeben? Ihm, der doch nichts weiter war, als ein schmutziger Fabrikarbeiter? „Sie brauchen mir nicht zu danken, ich erwarte sie dann in einigen Tagen zur Nachkontrolle im Krankenhaus!“ Victor konnte schwören, dass er ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht des besonnenen Arztes erkennen konnte, während Otabek immer noch mit offenem Mund dasaß.

Die ersten Tage waren mehr als frustrierend. Immer wieder versuchte Otabek alleine nur aufzustehen und fiel auf der Stelle zu Boden. Chris stand im stets zur Seite und half ihm, wo er nur konnte. Doch der junge Arbeiter war so verhärtet in seinem Herzen, dass er niemanden an sich heran ließ. Immer wieder geriet er in Rage über seinen Zustand und wollte am liebsten alles aufgeben, doch der Priester hatte Geduld und hörte ihm einfach zu, während er sich den Schmerz von der Seele sprach. Nach etwas mehr als einer Woche schaffte er es schlussendlich, auf den eigenen Beinen zu stehen. Doch jeder noch so besondere Erfolg schien ihm nichtig und klein. Nachts lag er wach, vom Laudanum betäubt und dachte nur an eines: seinen Yura. Er wollte ihn sehen, ihm sagen, dass er nicht aufgab, ihn umarmen, küssen, nur bei sich haben. Doch Victor hatte es ihm ausgeredet. Er hielt es für besser, wenn Otabek erst zu Kräften käme. Bisweilen würde er auf den Jungen aufpassen.

Weitere drei Wochen vergingen, der Winter hatte sich mit aller Härte eingestellt und die Kälte durchzog die alten Gemäuer der Kirche. Otabek war nicht in seine Wohnung zurückgekehrt, denn alleine konnte er die Stufen nicht laufen. Der Reverend hatte ihm einen Platz bei sich angeboten und konnte so jederzeit mit ihm das Laufen üben. Sie verbrachten manchmal Stunden nur mit den Versuchen, ein Bein vor das andere zu stellen. Die Kraft kam mit der Zeit langsam, aber stetig wieder.

Es waren nur noch 10 Tage bis Weihnachten und in dem Haus am Ende der Gasse wurde fleißig geschmückt. Mila hatte die Aufgabe übernommen, alles zu dekorieren und scheuchte die Mädchen mit dem Weihnachtsschmuck durch die Zimmer. Victor hatte mit Yuri eine große Tanne im Wald geschlagen und befestigte sie ausreichend mit den Gewichten am Boden. Der Weihnachtsbaum sollte mitten in der großen Halle stehen. Hunderte besonders feine, mundgeblasene Kugeln in zarten Pastellfarben und Gold standen in Kisten bereit. Das goldene Lametta  und die Kerzenaufhänger waren ebenfalls sorgsam vorsortiert. Yuri band mit in der Zwischenzeit Tannenzweige an den Handlauf der langen Treppe und fragte sich, ob diese Arbeit je ein Ende nehmen würde. Erschöpft wischte er sich den Schweiß von der Stirn und band fleißig weiter. Immer wieder schenkte er Victor ein Lächeln, dessen Herz wohl merklich einen großen Sprung machte. Beide freuten sich auf das erste gemeinsame Weihnachtsfest, das sie miteinander verbringen konnten. Nur eine laute Stimme störte die gemütliche Atmosphäre: „Ich will mehr goldene Schleifen! Sind wir hier im Armenhaus?“ Der Besitzer der Stimme rümpfte die Nase und schritt an Yuri vorbei die Treppe hinab. Das blonde Haar glänzte aufgrund der feinen, goldenen Haarspange noch mehr als sonst. Um die zarten Schultern lag ein großer Fellkragen, der mit einer edlen Schließe verbunden war. Victors Blick verdunkelte sich sofort, als er Yura hörte und sah. Sein Magen zog sich zusammen. Seit dem Tage, als der Barkeeper Otabek aus der Gasse gerettet hatte, war der Junge ein anderer Mensch. Tagelang hatte niemand ihn gesehen oder etwas von ihm gehört. Erst nach einiger Zeit war er wieder an Jeans Seite und wirkte stets wie ausgewechselt. Keiner konnte es ihm recht machen und ausgerechnet Jean unterstützte ihn bei seinen Allüren aufs Schärfste. Auch Mila, die gerade eine Kiste mit goldenen Äpfeln und Nüssen brachte, schnaubte genervt. „Verhalte dich nicht ständig wie die Prinzessin des Hauses! Du bist nichts mehr wert als wir!“, fauchte sie und ließ die Kiste geräuschvoll vor seine Füße fallen. Yura verzog verächtlich die Lippen. „An deiner Stelle wäre ich ganz leise! Wenn ich es will, dann kannst du Weihnachten auf der Straße verbringen!“ Ein hämisches Lächeln legte sich auf die zarten Lippen und er tippte mit dem dünnen Finger gegen den Anhänger an seinem Hals. Victor sah besorgt zu Yuri hinauf, der den Blick genauso niedergeschlagen erwiderte. So oft schon hatten beide versucht, das Gespräch mit dem Jungen zu suchen, doch jedes Mal wurden sie eiskalt zurückgewiesen. Der Barkeeper wusste, dass er Otabek nicht mehr lange belügen konnte.

Während Yura sich selber daran machte, den Weihnachtsbaum zu schmücken, kam Jean eilig zur großen Eingangstür hinein. Mit allerlei Tüten bepackt, folgte ihm Georgi stets wie ein braver Hund. Fröhlich pfiff der Geschäftsmann ein Weihnachtslied und begrüßte zuerst seinen liebsten Besitz. Mit einem schnellen Kuss auf die Lippen des Jungen, besah er sich den bisherigen Stand des Baumes. „Nun, meinst du nicht, dass noch etwas mehr Platz daran ist?“, fragte er wohlwissend. Yura lehnte sich an ihn und nickte eifrig. „Ja, hast du etwas gekauft? Für mich?“, fragte der Junge neugierig. Mit einem Wink brachte Georgi die Tüten heran. „Schau hinein!“, befahl Jean und grinste erfreut über die Reaktion. Yura kniete sich neben die Einkäufe und wühlte in den Tüten herum. Ein erfreutes Quietschen zeigte Jean, dass er mit Geld eben doch alles erreichen konnte. Eifrig holte der Blonde die Baumanhänger heraus und besah sie sich genau. Es waren feine, handgefertigte Papierfiguren in Katzenform, eine schöner verziert als die andere. Mit einer kindlichen Freude hängte Yura sie alle in den Baum, während der Geschäftsmann selber eine Schachtel aus seiner Jackentasche zog. Kurz öffnete er sie, besah sich den Inhalt und ließ sie dann wieder in der Tasche verschwinden. Weihnachten sollte ein ganz besonderes Fest werden, da war er sich sicher. „Meine Blüte, ich lasse dich dann weiter schmücken, ich habe noch einiges zu erledigen. Ich bin in der Kammer, wenn du mich suchst!“ Mit einem weiteren Kuss verabschiedete er sich in seine Gemächer.

Victor musste wirklich jeden Kommentar unterdrücken. Wut stieg immer wieder in ihm auf, wenn er sich dieses Schauspiel ansehen musste. Wenn Otabek wüsste, was hier vor sich ginge, dann würde er wohl an gebrochenem Herzen sterben. Irgendetwas stimmte doch mit Yura nicht und der Barkeeper schwor, dass er es herausfinden würde. Komme, was wolle!

„Du scheinst glücklich zu sein.“, bemerkte er trocken und besah den noch immer ambitioniert schmückenden Blonden. Seine Aussage wurde nur mit einem „Mhm!“ quittiert. „Seltsam, wo du dich immer noch sein Armband trägst.“ Die Aussage saß punktgenau und Yura wandte sich wütend zu ihm. „Halt den Mund und nerv mich nicht ständig! Oder willst du auch deinen Job verlieren?“ Eine teure Kugel flog Victor entgegen, der geschickt auswich. Das feine Glas zersprang auf dem Holzboden. Yuri sah von der Treppe zu beiden hinüber und verzog besorgt das Gesicht. Seine Lippen formten ein stilles „Lass es sein“ in Victors Richtung. „Yura, bitte. Hör mir doch nur einen Moment zu!“ Wieder flog eine Glaskugel, dieses Mal war es deutlich knapper an dem Gesicht des Silberhaarigen vorbei. „Ist ja gut, ich habe es verstanden!“, gab dieser schließlich auf. Irgendwie musste er doch an den Jungen herankommen. Vielleicht sollte er einmal mit Chris über alles sprechen, der hatte schließlich fast immer einen guten Rat. Allerdings würden dem die Neuigkeiten wohl auch arge Kopfschmerzen bereiten. Was war nur passiert?

 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück