Kleiner Bruder
Titel: Sacrificed Sacrament – Sacrilegious Nights
Teil: 9/? (schätze mal, das wird sehr lang)
Autor: Lady Silverwolf
Fanfiction: Beyblade
Rating: PG-14
Warning: OOC, Shounen-Ai
Kommentar: Ich wollt mich auch mal mit ernsteren Themen befassen und als ich dann diese Idee bekommen habe...
Pairing: Rei x Mao, Yuriy x Kai und noch ein paar mehr, schaut auf die Liste
Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
“...” reden
//...// denken
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Also, eigentlich hätte ich an einer meiner anderen FFs weiterschreiben sollen - und meine Leser da werden mich sicherlich umbringen dafür - aber irgendwie ging's nicht. Dafür kann ich wenigstens hier meinen Hochladerhythmus halten. *freu* ^--------^
Okay, zu dem Kapitel muss ich sagen, dass weniger drin ist, als ich wollte, sie sollten eigentlich schon zurückfahren. Aber so ist auch okay, dann mach ich eben zwei Chapter draus. *sowieso keine Kapitelplanung für diese FF hat*
Und Chen ist der Name von Maos Bruder, ja? Nur, falls ihr es vergessen haben solltet.
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Kleiner Bruder
Also rief jemand wegen ihr an? Wer? Ihre Mutter oder ihr Vater? Machten sie sich doch Sorgen, wollten sie sie doch wieder zurück haben? Hoffnung keimte in ihr auf, obwohl ein Teil von ihr genau wusste, dass sie unsinnig war.
Keiner ihrer Eltern würde bei Kai anrufen. Sie bezweifelte, dass einer von beiden seine Nummer kannte. Außerdem stand der Rotäugige mit keinem von beiden auf gutem Fuß, so dass er sie weder duzen, noch so patzig antworten würde, sondern eher den distanziert, höflichen Ton anschlug, den er nutzte, wenn er mit Leuten sprach, die er nicht ausstehen konnte.
„Ich glaube nicht, dass sie mit dir sprechen will.“, unterbrach Kais Stimme ihren Gedankengang, dann kam wieder eine Pause.
„Nein. So sehr du auch bittest, ich werde sie dir sicherlich nicht geben.“ Einen Moment blieb es still.
„Junge, hör zu, wenn du ihr das sagen willst, dann komm vorbei. Am Telefon bringt das nicht besonders viel. Aber das war sicher nicht der Grund, warum du angerufen hast?“ Diesmal war die Pause länger.
„Okay, wir kommen vorbei.“ Kurz war Stille, als der Anrufer etwas sagte.
„Mystel hat ein Auto.“ Wieder Stille.
„Ich werde sie nicht zwingen. Vielleicht kommt sie ja mit. Oder du kommst hierher.“ Pause.
„Sie ist jemand, der jedem vergeben kann. Hast du das noch nicht begriffen?“ Kais Stimme war nun wieder vollkommen ruhig und ohne die Spur der Kälte, mit der das Gespräch begonnen hatte.
„Warum machst du dir dann Sorgen? Bis heute Nachmittag.“ Kai legte auf, obwohl sie sich sicher war, dass der Anrufer noch nicht fertig gewesen war. „Das war dein Bruder.“, sagte er.
Einen Moment blieb sie still. Ihr Bruder? Chen? Aber… „Was wollte er denn?“
„Erst hat er mich gefragt, wo du bist, dann wollte er dich sprechen, um sich zu entschuldigen und schließlich hat er noch gefragt, was er mit deinem Kram machen soll.“
„Was? Ent…entschuldigen? Warum will er sich entschuldigen?“
„Hn.“ Kai zuckte die Schultern.
„Und meine Sachen?“
Der Rotäugige nickte. „Deine Mutter wollte dein Zimmer leeren, aber er hat sie überredet, es ihn machen zu lassen. Er hat mich gefragt, wann wir es holen kommen?“
„Ich…weiß nicht.“ Sie fühlte sich vollkommen verwirrt und stotterte herum, bis Kai sie unterbrach. „Ich ruf Mystel an, der kann uns helfen. Soll ich ihm sagen, was Sache ist, oder willst du warten?“
„Warten? Was Sache ist?“ Ihr schien, als sei sie im Moment zu keinem klaren Gedanken fähig. Alles wirbelte kreuz und quer herum, Chen, der Anruf, ihre Eltern, der letzte Tag, ihr Gespräch vorher, Kai, ihre Entdeckung, dass sie schwanger war.
„Ob ich ihm sagen darf, dass deine Eltern dich vor die Tür gesetzt haben, weil du schwanger bist?“ Kais Aussage, klar und deutlich und mit seiner dunklen Stimme gesprochen, ließ sie zusammenzucken. Es war, als würde ihr immer wieder von neuem klar, was geschehen war, obwohl sie gedacht hatte, die Situation mit all ihrer Härte schon begriffen zu haben. Aber es war, als sei sie vergesslicher denn je.
Und? Sollte er es ihnen sagen dürfen? Durfte die Welt erfahren, was geschehen war? Sie entschied von einen Moment auf den anderen und nickte. „Ja. Sag es ihnen.“
Kai zog eine Augenbraue hoch. Hatte er etwa geglaubt, sie würde sich anders entscheiden? Irgendwem vorlügen, dass es nicht so war, wie es war? „Ich möchte nicht mehr lügen. Du sagtest, ich soll nicht lügen.“
„Dich sollst du nicht anlügen. Alles andere ist egal.“
„Nein. Ist es nicht. Nicht für mich. Ich habe mich für das Kind und diesen Weg entschieden. Und ich möchte es in aller Öffentlichkeit tun. Kein Versteckspiel mehr, davon habe ich letzten Monat genug gehabt.“
Kai zuckte die Schultern. „Wie du meinst.“ Er griff wieder nach dem Telefon. Mao drehte sich um. Nur eines hatte sie nicht begriffen. Für was wollte Chen sich entschuldigen?
Mystel kam am Nachmittag vorbei. Er trug lässige Jeans und ein Shirt, das seine schlanke Gestalt betonte, und sein langer, blonder Zopf schwang bei jedem Schritt hin und her. Das lange Haar erinnerte sie an jene Nacht im Gethsemane und sie schluckte heftig.
Das unscharfe Bild eines jungen, goldäugigen Mannes erschien vor ihrem inneren Auge, attraktiv, anziehen und umrahmt von schwarzem Haar, lang und zu einem festen Zopf geflochten wie Mystels.
Er grinste sie an und sie lächelte unsicher zurück. Sie kannte ihn zwar recht gut, aber nur über Kai. Viel hatten sie nicht miteinander zu tun gehabt, auch wenn er ihr sympathisch war.
„Hey. Kai hat mir erzählt, was passiert ist.“ Er zuckte die Schultern und wirkte verlegen, als ob er nicht wüsste, was er noch sagen sollte. „Eltern sind nicht immer das Wahre, oder?“
Sie lachte unsicher und blickte traurig zur Seite. „Nein.“ Er gehörte sicher auch zu jenen, von denen Kai am Morgen gesprochen hatte. Zu jenen, denen dasselbe widerfahren war.
Kai kam aus der Küche und schaltete die Musikanlage aus. „Was steht ihr da wie bestellt und nicht abgeholt? Chen hat gesagt, seine Eltern kommen um vier wieder, also setzt eure Ärsche in Bewegung.“
Der verlegene Ausdruck verschwand aus Mystels Gesicht und Mao fühlte den unbändigen Drang zu lachen. Nachvollziehbar war dies sicher nicht, aber in den letzten dreißig Stunden waren so viele Dinge geschehen, die so unglaublich waren und jetzt kam auch noch Kai und sprach mit ihr so flapsig wie es sonst eigentlich nur Takao tat. War das Absicht oder einfach nur Zufall?
Mystel lachte und setzte sich in Bewegung. „Ich wollte eigentlich noch Ozuma mitbringen, zum Tragen helfen, aber der konnte sich nicht loseisen. Sein Chef…“
Kai nickte und brummte. Anscheinend wusste er über Ozumas Chef bescheid. Mao dackelte stumm hinter ihnen her. Sie hatte sich entschieden, die beiden zu begleiten um ihren Besitz zu holen. Zum einen wollte sie mit Chen sprechen, zum anderen wollte sie abschied nehmen. Sie wusste, es würde lange dauern, ehe sie die kleine Wohnung, in der sie aufgewachsen war, wieder betreten würde.
Ihre Eltern würden nicht da sein. Sie wusste nicht, ob sie froh oder traurig deswegen sein sollte. Einerseits wollte sie sich bei ihnen entschuldigen, sich mit ihnen aussöhnen, andererseits wusste sie, dass daraus nichts werden konnte. Ihre Eltern würden nicht akzeptieren, was geschehen war und auch Maos Entscheidung würden sie nicht anerkennen oder verstehen können.
Sie wusste, dass es schwer werden würde für sie, aber sie wusste auch, dass sie es machen musste. Jetzt, noch einmal zurückgehen. ‚Auf Wiedersehen’ sagen. Wenn sie es verschob, würde es nur noch schwerer werden und ein neues Leben konnte sie auch nur anfangen können, wenn sie mit ihrem alten abgeschlossen hatte.
„Er kommt heute Abend vorbei.“, fuhr Mystel fort. Von wem sprach er? Ach, Ozuma…
„Warum?“ Verdutzt blickte der Rotäugige auf.
„Wir helfen euch beim Aufräumen, natürlich. Sonst hättet ihr wahrlich viel zu tun. Außerdem hast du gesagt, Mao bräuchte einen Job. Jedenfalls ging es nicht und meine Chefin hat auch total Stress gemacht.“
„Hä? Ich dachte, du arbeitest im Gethsemane?“, warf Mao von hinten ein.
„Nur abends, dreimal die Woche. Eigentlich kellnere ich.“
„Ich dachte, du schaust dich nach einem Ausbildungsplatz um.“ Kai wirkte verwirrt.
Mystel seufzte. „Das auch. Aber…“ Er machte eine Handbewegung, die alles bedeuten konnte. Mao verstand ihn trotzdem. Die Arbeitsmarktlage war schlecht und soweit sie wusste war Mystel mit seinem Abschluss aber auch nicht besser dran als Kai. Warum das so war, wusste sie nicht, der Blonde erschien ihr nicht gerade wie ein Dummkopf.
„Und für was?“, fragte sie.
Mystel drückte die Tür auf und zuckte die Schultern. „Irgendwas im Gastronomiegewerbe. Ist das einzige, wozu ich begabt bin.“
„Ach Quatsch.“, warf Kai dazwischen.
„Ach, ja, Kai-chan?“, neckte der Blonde, grinste breit und angelte nach seinem Schlüssel. „Und was würdest du mir noch raten?“
Mao wunderte sich, dass Kai sich diese Anrede gefallen ließ. Aber sie wusste, dass die Freundschaft zwischen den beiden etwas besonderes war. Kai hatte ihr mal erzählt, dass Mystel seine erste, richtige Liebe gewesen war. Sie waren auch mal zusammengewesen, hatte er gesagt, aber nur für zwei Wochen.
Der Angesprochene knurrte nur und zog Mao am Ärmel neben sich. „Du sitzt vorn.“
„Ich weiß den Weg nicht.“, erklärte Mystel und schloss die Autotüren einzeln auf. Der Wagen war ein alter, beinahe schrottreifer Hyundai, knallrot, aber mit mehr als einem tiefen Kratzer im Lack.
„Was ist denn da passiert?“, wollte sie neugierig wissen und öffnete die Tür, nachdem sie ausgiebig einen der Kratzer begutachtet hatte.
„In unserer Nachbarschaft gibt es irgendwem, dem das Spaß macht.“ Mystel zuckte die Schultern. „Was soll’s? Die Karre ist sowieso reif für den Schrottplatz. Aber ich hab im Moment kein Geld für was anderes.“ Er sah dabei tief betrübt aus.
Nicht zum ersten Mal fiel Mao auf, wie verschieden Mystel und Kai waren. Der eine, der so unnahbar wie möglich zu wirken suchte, der andere, dem man jede Emotion deutlich ansah. Aber Mao wusste trotzdem, dass beides im Grunde nur Masken waren, Gesichter, die sie sich zugelegt hatten um sich zu schützen. So gut kannte sie den Blonden, um dies zu sagen.
Inzwischen hatte Mystel den Hyundai angelassen und sich in den ungewöhnlich dichten Verkehr eingefädelt. Der Weg zwischen Kais Zimmern und der Wohnung der Mings war kurz, so dass sie schon nach zehn Minuten ihr Ziel erreichten. Sie hatten Glück und erwischten einen Parkplatz direkt vor der Haustür.
Chen erwartete sie bereits. Er stand vor der Tür, spielte mit dem Saum seines weiten T-Shirts, das um seine schmale Brust schlabberte, und wirkte klein und verlassen. Es war Mao, als sei sie auf einer Weltreise gewesen, jahrelang weg von Zuhause und ohne irgendeine Verbindung zu ihrer Familie. Dabei war es doch kaum ein Tag und ihre Familie wollte sie nicht sehen, wollte sie nicht einmal mehr kennen.
Sie sprang aus dem Wagen, noch ehe er ganz zum Halten gekommen war und stürmte ihrem Bruder entgegen. Chen ließ ihre Umarmung willig über sich ergehen, ganz anders als sonst. Noch vor zwei Tagen hatte er sich heftig gegen dieselbe Geste gewährt. Jetzt schlang er sogar die Arme um sie und drückte das Gesicht an ihre Schulter. „Mao, bist du nicht böse?“
Verdutzt löste sie sich von ihm und sah ihn an. „Böse?“
Er sah sie an. „Weißt du, es tut mir Leid, okay? Entschuldigung. Ich hätte…“
„He, jetzt sag mir erst mal…“
„Tut mir Leid, Mao. Tut mir wirklich Leid, dass ich das getan hab. Ich hab alles falsch gemacht, nicht wahr? Tut mir Leid.“
Sie legte ihm die Hände auf die Schultern und brachte ihn damit zum Verstummen. „Von was redest du? Was hast du getan?“
Verlegen blickte Chen auf den Boden. Der Blick aus seinen goldenen Augen huschten hierhin und dorthin, aber nicht zu ihrem Gesicht. „Nichts. Das ist es ja. Ich hätte etwas tun sollen, als Mama und Papa…“
Er verstummte hilflos. Nach einer kurzen Zeit der Stille machte er einen erneuten Versuch. Diesmal blickte er sie direkt an. „Also, gestern, als du in die Küche gekommen bist und Mama gesagt hast, dass du… Jedenfalls, als sie so angefangen hat zu schreien und als Papa noch dazu kam… Ich stand einfach daneben. Ich habe nichts getan um dir zu helfen. Das war doch nicht gerecht! Sie hätten das alles nicht sagen dürfen und ich hätte etwas tun sollen und…“
Mao legte ihm den Finger auf die Lippen. „Schsch.“ Ein leises Lächeln schlich auf ihr Gesicht. „Alles okay. Ich bin dir nicht böse. Ich glaube,… ich hätte auch nichts getan, wenn du in dieser Situation gewesen wärst. Okay? Und jetzt, sei bitte wieder der freche, nervige kleine Bruder, den ich kenne.“
Er lachte, grinste dann und meinte: „Ich werde niemals in diese Situation kommen, Mao. Ich bin nämlich ein Mann.“
Sie starrte ihn an. Er hatte ihren Wunsch prompt erfüllt. Einmal, zweimal blinzelte sie, dann begriff sie. Seine Art, ihr zu sagen, dass er für sie da war. Sie fühlte sich gut in diesem Moment, wie eine leichte, freie Feder, die am Himmel schwebte.
„Du bist kein Mann, Chen. Du bist ein kleiner, kindischer Junge.“
„Glaubst du. Du weißt ja auch nicht, was ein richtiger Mann ist, oder? Du warst…“ Er verstummte abrupt und zuckte dann mit den Schultern. „Mama wollte dein Zimmer leer räumen. Ich… ich wollte dir zumindest so helfen, indem ich es dir gebe und nicht zulasse, dass sie alles wegwirft. Ich…tut mir Leid.“
„Schon…okay.“ Sie blinzelte die Tränen weg und blickte auf den Boden. Mochte sein, dass sie sich für einen Augenblick wieder gut und leicht gefühlt hatte, ohne Sorgen. Aber so was hielt nur für einen Moment, begriff sie.
Jemand legte ihr die Hand auf die Schulter. Sie blickte auf und starrte in rote, besorgt blickende Augen. Kai zog eine Augenbraue hoch, als wollte er fragen: „Alles okay?“
Sie nickte. „Nachher. Lass uns…hoch gehen.“
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Nun, ich versuche, weiter so hochzuladen. SaSa hat die besten Chancen dafür, weil ich Kapitel so kurz sind. ^^''''
Silberwölfin