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Ni Khaya

von

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Prolog

Prolog
 

Die Amulettträgerin rannte durch den Wald. Sie rannte um ihr Leben.

Es war tief in der Nacht und der Vollmond beschien golden den dunklen Wald. Die Bäume hatten schon viele Blätter verloren und das vertrocknete Laub bedeckte den Boden. Hier und da sah man auch schon Schnee, der den wenigen Sonnenstrahlen dieser Tage tapfer Widerstand geleistet hatte. Die einzigen Tiere, die dieser Kälte noch trotzen konnten, waren die Raben, die schlafend auf den Ästen saßen.
 

Die dürren Äste knackten unter ihren Füßen, welche sie unangenehm durch ihre dünnen Lederschuhe spürte. Das Einzige, an das sie denken konnte, war so schnell zu rennen wie möglich. Acht dunkle Gestalten waren ihr auf den Fersen, denen sie zuvor noch nie begegnet war. Ihre Verfolger waren viel größer als sie. Sie trugen lange dunkele Umhänge und ihr muskulöser Körper war durch den Stoff erkennbar. Ihre Maske hatten sie abgenommen, nachdem sie die Stadt verlassen hatten. Sie hatten keine Angst mehr erkannt zu werden. Denn sie waren sich ihrer Sache tot sicher, keiner konnte sie jetzt mehr aufhalten. Ihr Plan war es, die junge Frau umzubringen. Sofort. Jetzt auf der Stelle.
 

Aber die Trägerin lief zu schnell für sie. Geschickt sprang sie über Baumstümpfe und totes Holz und duckte sich unter halbumgestürzten Bäumen hindurch. Ihren Widersacher bereitete dies große Probleme; ihre Umhänge verfingen sich im Gestrüpp, woraufhin sie grausame Flüche ausstießen. Auch verfügten sie über keine schnellen Reflexe, was dazu führte, dass sie des öfteren mit dem Kopf gegen niedrige Äste stießen.
 

Seit Wochen achtete die Amulettträgerin darauf, dass keiner ihre Spur fand oder ihr folgte; seitdem sie ihren Auftrag kannte. Es war ihr völlig schleierhaft, wie diese Gestalten vermocht hatten, sie aufzuspüren. Niemand wusste von ihrem jeweiligen Aufenthaltsort; nach außen schien sie wie eine junge Bäuerin. Über ihrem Seidenkleid trug sie eines aus herbem Stoff und ihre schulterlangen Haare trug sie offen und ohne Bedeckung.
 

Aber in der letzten Stadt verließ sie ihr Glück. Sie war gerade auf dem Wochenmarkt, als ihr die dunklen Gestalten zwischen den Ständen auffielen. Es war eindeutig, dass sie hinter ihr her waren, denn sie blickten suchend um sich. Sie wusste, dass sie Feinde hatte, die sie aufhalten wollten. Die dunklen Schergen des Bösen waren im ganzen Reich bekannt, aber sie hatte sie noch nie mit ihren eigenen Augen gesehen. Aus weiser Voraussicht vermied sie sie wie die Pest. Die Amulettträgerin versuchte, sich ungesehen aus der Affäre zu ziehen, indem sie langsam den Marktplatz verließ, als auch schon ein Aufschrei eines der Schergen ertönte, der sie in all dem Gewühl erkannt hatte. Das Mädchen warf einen kurzen Blick über ihre Schultern und sah, wie sich ein riesiges schwarzes Knäuel in ihre Richtung bewegte. Die übrigen Marktbesucher liefen kreischend auseinander, als sie erkannten, wer da geschrieen hatte. Auch die Händler und Bauern beeilten sich, die Waren zusammen zupacken, um ihren kostbaren Besitz noch retten zu können. Denn die Schergen waren als Entführer, Plünderer und grausame Mörder bekannt. Die Amulettträgerin rannte vom Markt weg, um eine Häuserecke und suchte einen Platz, um sich zu verstecken. Denn wenn auch als grausam, waren die Gestalten nicht als besonders helle bekannt. Aber durch den Aufruhr waren schon alle Haustüren und Nebenhöfe verschlossen, die Bevölkerung war in letzter Zeit schreckhafter geworden; und ihr blieb nur noch die Möglichkeit zu fliehen. Innerlich war sie ruhig, denn das hier war verglichen mit den letzten Tagen geradezu unspektakulär. Zielstrebig rannte sie auf das Stadttor zu, da sie hoffte, die Verfolger im wilden Gelände abschütteln zu können.
 

Aber dem war nicht so. Die Gestalten schienen klüger als ihre anderen Artgenossen zu sein. Kein lebender Mensch wusste, wie sie aussahen, da sie immer vermummt erschienen, aber man vermutete, dass sie von fernher, von jenseits der Berge kamen, den Menschen ähnlich; durch Gold vom Bösen verdorben und zum Morden abgerichtet.
 

Schon seit Stunden, so kam es der Trägerin vor, wurde sie durch den Wald gehetzt. Sie wusste, dass sie diese Strapazen nicht mehr lange durchstehen würde, wenn nicht ein Wunder geschah. Denn ihre Verfolger rannten ohne Anzeichen von Erschöpfung hinter ihr her. Es war zwar stockdunkel und es würde nicht auffallen, wenn sie einfach in einem großen Bogen kehrt machen wurde und zurück laufen würde. Aber diese vermaledeiten Bastarde zogen eine Schneise der Zerstörung hinter sich her. Der ganze Wald hinter ihnen ging in Flammen auf und versperrte ihr jeglichen Rückweg. Sie mussten einen Zauberer bei sich haben, genauso durch Gold verdorben wie sie selbst. Die Raben erwachten aus ihrem Schlaf und flogen erschrocken kreischend in die Höhe. Plötzlich merkte sie einen Widerstand an ihrem Fuß. Sie versuchte noch mit den Armen das Gleichgewicht zu halten, aber vergeblich. Das Mädchen fiel der Länge nach auf den Waldboden. Zwar versuchte sie noch sich wieder aufzurappeln, aber zu spät. Nun standen die Scherge wenige Meter von ihr entfernt. Sie stand langsam auf und genauso langsam näherten sich die Gestalten. Sie wusste, dass es aus war. Keuchend und erschöpft lehnte sich gegen einen toten Baum. Die Männer waren in der Überzahl, sie ähnelten Krieger, sie hatten einen Zauberer bei sich.
 

Trotzdem zitterte sie nicht. Irgendwann musste es so kommen, es war sowieso verwunderlich, dass sie es so lange allein geschafft hatte, nachdem ihr Freund, der zweite Amulettträger getötet worden war. Sie schwenkte ihren Blick über die Gruppe, die sie wegen dem Feuer dahinter nur schemenhaft wahrnehmen konnte. Ein junger Mann trat hervor, auf sie zu. Es war ihr tot geglaubter Freund. Er streckte ihr die Hand entgegen und für einen winzigen Augenblick keimte in ihr die Hoffnung, dass er sie retten würde. Bis sie ihren tödlichen Irrtum erkannte. Die Augen des Mannes glänzten wie wild, man sah nichts mehr von seiner früheren Freundlichkeit. Die Hand hatte er auf sie gerichtet, um sie zu töten. Ihr früherer Verbündeter hatte die Seiten gewechselt. Er war es der sie verraten hatte. Denn für ihn war es ein Leichtes sie aufzuspüren, da er in all ihre geheimen Pläne eingeweiht war. Die Amulettträgerin wollte noch etwas erwidern, als ein greller Blitz aus seiner Hand schoss, mitten in ihr Amulett hinein, dass sie um den Hals trug und sie sofort tötete.
 

Im gleichen Moment fing der junge Mann an zu schreien. Der Wahnsinn verschwand aus seinen Augen, der Bann fiel von ihm ab. Er erkannte, was er verbrochen hatte; er hatte seine Verbündete ermordet. Die Tränen kullerten ihm aus den Augen und er lies sich kraftlos aus dem Boden fallen. Nachdem der Träger seine Aufgabe zu ihrer Zufriedenheit erledigt hatte, trat einer der Schergen, die bis jetzt nur tatenlos zugesehen hatten, aus der Gruppe hervor. Er zückte sein Schwert und ließ es schnell auf den Jungen heruntersausen. Der Boden neben ihm färbte sich blutrot.
 

Dann trat er neben das tote Mädchen und wollte ihr das Amulett vom Hals reißen, als er bemerkte, dass sich der Stein darin aufgelöst hatte. Beim Jungen sah er das gleiche. Er fing an zu kreischen, aber dann bewegte sich die Gruppe einfach weiter. Sie hatten ihren Auftrag erfüllt und konnten mit einer großen Belohnung rechnen. Irgendwann waren sie zwischen den Bäumen nicht mehr erkennbar.

Langsam setzte der Schneefall ein und löschte die Flammen. Wie ein weißer Teppich bedeckte er die Erde und verwischte alle Spuren der tödlichen Tat. Noch immer schien der Mond.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2006-05-22T14:40:46+00:00 22.05.2006 16:40
cool echt
*fähnchenschwenk*

bloß 1 versteh ich nicht:
isis läuft von den verfolgern weg und ist plötzlich wider im dorf ?.?

aber sonst echt cool geschrieben


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