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Schwarzer Drache: Silberschwingen

Schwarzer Drache III
von

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12. Unter die Erde

Auf der Terrasse saßen nur noch Hitomi und Merle. Nachdem schließlich auch Allen und Shid gegangen waren, hatte sich auch Milerna mit ihren beiden Kindern verabschiedet. Jetzt blinzelte das Katzenmädchen müde in die Sonne und meinte zu Hitomi: "Und was machen wir beide jetzt, meine Königin?"

"Lass den Quatscht, Merle," brummte Hitomi und blickte ebenfalls zu dem strahlend blauen Himmel empor. Das Blau erinnerte sie an etwas... Die Erinnerung an die Vision kam wieder hoch. Eine unterirdische Kapelle...

"Sag mal, Merle, gibt es unter dem Schloss irgendwelche Katakomben oder so?" fragte Hitomi.

"Ja, da ist ein richtiges Labyrinth unten. Gibt auch irgendwo die Karten dazu..." gab Merle zurück und sah Hitomi aus zusammengekniffenen Augen an. "Du hast was vor, oder?"

"Wir werden da runter gehen und eine Kapelle suchen", sagte die Königin von Farnelia entschlossen.

"Werden wir?" Merle sah sie überrascht an.

"Ja, der schwarze Drache muss irgendwo dort unten sein. Wir müssen ihn finden. Das ist wichtig, Merle."

Das Katzenmädchen seufzte auf. "Also gut. Organisiere du uns ein paar vernünftige Lampen. Und Fackeln. Für alle Fälle. Ich gehe in die große Bibliothek und gucke nach den Karten. Da müssen irgendwo welche sein... Wir treffen uns dann in einer halben Stunde an der Kellertreppe." Merle sprang auf und huschte davon.
 

Eine halbe Stunde später stand Hitomi ungeduldig vor der Kellertreppe und wartete auf das Katzenmädchen. Sie hatte nicht nur die Lampen und die Fackeln besorgt, sondern auch eine Zunderbüchse, eine Schachtel mit Kreide, um im Zweifelsfall den Weg zu markieren, sowie zwei Flaschen mit Trinkwasser und ein paar Äpfel. Sie wusste ja schließlich nicht, wie lange ihr Ausflug dauern würde. Verstaut hatte sie alles in zwei Umhängetaschen. Außerdem hatte sich noch Zeit gefunden um sich umzuziehen. Sie trug jetzt ihre alten schwarzen Jeanshosen und ihr schwarzes T-Shirt.

Lange her, dass ich diese Sachen an hatte... Es war eine andere Hitomi damals. Eine andere Hitomi in einer anderen Welt... Sie schob die Erinnerungen bei Seite und sah mit Erleichterung, dass Merle endlich angerannt kam. Auch das Katzenmädchen hatte sich ein paar dunkle Hosen sowie feste Schuhe angezogen. Sie schwenkte übermütig einen Rolle Papier in der Hand.

"Hab die Karte gefunden," keuchte sie, als sie neben Hitomi ankam.

"Gut," gab das braunhaarige Mädchen zurück und hängte Merle eine Tasche über die Schulter. "Da drin sind zwei Fackeln, Proviant und Kreide. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen..." Dann drückte sie dem Katzenmädchen noch eine der Lampen in die Hand. Hitomi nahm ihre eigene Tasche und spähte auf die Karte.

"Hm, da ist nichts von einer Kapelle eingezeichnet. Aber sie muss dort unten sein. Ich weiß es."

"Der Bibliothekar hat gesagt, dass das Katakombensystem noch viel größer ist, als die Karte angibt. Der größte Teil der Pläne ist bei dem Angriff der Zaibacher damals verbrannt..."

"Nun, dann muss es so gehen," sagte Hitomi und legte den Plan zusammen. Dann stieg sie die Treppe hinunter. Merle folgte ihr.

Sie gingen durch die Kellerräume, in denen der Wein und die anderen Lebensmittel gelagert wurden. Schließlich erreichten sie eine weitere Treppe, die noch weiter noch unten führte. Im Gegensatz zu den Kellerräumen war sie nicht beleuchtet.

"Da runter," meinte Merle und zündete ihre Lampe an. Dann stieg sie als Erste hinunter in die Dunkelheit. Sobald sie ihre eigene Lampe angezündet hatte, folgte ihr Hitomi. Lang und schmal zog sich die Treppe hin. Hitomi war unwohl zu Mute, aber sie ging weiter. Sie wusste, dass sie den Drachen finden musste.

Merle wartete am Fuß der Treppe auf sie. Der Hohlraum, in dem sich Hitomi wieder fand war groß und mehrere Tunnel zweigten von ihm ab. Merle hatte sich auf den Boden gehockte und studierte die Karte.

"Wir sind jetzt hier. Und nach dorthin sieht es so aus, als wenn es weiter runter geht. Und da ist auch der Plan zu Ende," überlegte sie laut.

"Dann gehen wir dort hin. Wir müssen weiter runter. Viel weiter," sagte Hitomi. "Das spüre ich. Wir müssen so tief unter die Erde, wie es geht."

"Na dann mal los," murmelte Merle, stand wieder auf und malte mit der Kreide einen Pfeil auf den Boden, der in die Richtung wies, in die sie gingen.

Langsam stießen sie in das Tunnelsystem vor. Bei jeder einzelnen Kreuzung blieben die beiden Mädchen stehen, suchten auf der Karte ihren Weg und markierten an Wand und Boden, wo sie lang gingen.

Der Fels, der sie umgab war schwarz und kalt. Meist sahen die Tunnel stabil und fest aus, aber andere hatten schon leichte Einstürze oder waren gänzlich verschüttet. Je länger sie unterwegs waren, desto mehr verstärkte sich das mulmige Gefühl ins Merles Magen. Als sie das Ende des Teils erreicht hatten, der auf der Karte verzeichnet war, sagte das Katzenmädchen: "Sollen wir wirklich weitergehen, Hitomi? Wir haben keine großen Aussichten den Drachen überhaupt zu finden. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns verlaufen ist viel, viel größer..."

"Merle," erwiderte Hitomi sanft, "Mir ist auch nicht gerade wohl zu Mute, aber wir werden weitergehen. Wir werden den Drachen finden. Vertrau mir einfach."

"Sonst wäre ich wohl kaum hier unten..." murmelte Merle, während Hitomi schon den nächsten abschüssigen Gang entlang lief.

Schweigend liefen die beiden Mädchen weiter und folgten immer dem Gang, der am tiefsten unter die Erde zu führen schien.

Plötzlich hielt Hitomi inne.

"Spürst du das auch?" fragte sie.

"Was meinst du?" erkundigte sich Merle neugierig und sah sich unbehaglich um.

"Ein Luftzug. Hier kommt irgendwo Wind her."

"Wind? Wir sind hier mitten unter den Bergen von Farnelia. Wo soll hier denn Wind herkommen?"

"Aus einer Öffnung im Berg," gab Hitomi zurück. "Sieh mal, ich glaube, da vorne wird es heller..."

Langsam gingen Merle und Hitomi weiter. Schließlich endete der Tunnel und sie fanden sich hoch oben an einer Felswand wieder. Vor ihnen war ein Hohlraum, der vom Sonnenlicht hell erleuchtet wurde. Blinzelnd blickten sich die beiden Mädchen um. Sie waren an der Wand eines erloschenen Vulkans gelandet. Nachdem sich ihre Augen an das plötzliche, helle Licht gewöhnt hatten, sahen sie sich weiter um. Über ihnen war der klare blaue Himmel zu sehen und gut hundert Meter unter ihnen befand sich ein klarer See. An dessen Ufer wucherte ein dichter Wald. Außerdem konnten sie sehen, wie ein kleiner Pfad an ihrer Seite des Vulkankegels nach unten führte.

"Dort geht es also weiter," meinte Hitomi und machte sich an den Abstieg auf dem schmalen Pfad. Merle sah ihr unbehaglich hinterher. Das Katzenmädchen blickte noch einmal zu dem See. An dessen Ufer meinte sie etwas Elfenbeinweißes verschwinden zu sehen. Plötzlich hatte sie es sehr eilig, hinter Hitomi herzukommen.



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