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Das Leben liebt die Unsterblichkeit

~'*Legolas & Aragorn*'~
von

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*~anglenna~*

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anglenna - Annäherung
 

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Aragorn:
 

Immerzu gab es Momente... die andauerten, als wären sie... jeder für sich ein gesamtes Lebensalter und vielerlei Dinge passierten Revué. Aus unerfindlichen Gründen sah man die Vergangenheit vor geistigem Auge, ehe es finster wurde. Oft... nein, allzu oft geschahen diese Augenblicke in meinem Leben, so lang und elend, so schmerzhaft und ungeschont. Jedes Mal, wenn ich mich einer Gefahr aussetzte, die mich an die Grenzen meiner Kräfte forderte. Und in dieser Nacht geschah es wieder.

Ich fuhr die Wirbelsäule des Elben nach, berührte zaghaft aber bestimmt seine Schulterblätter und nahm jeden Atemzug des Anderen auf, als wäre es mein eigener. Ich spürte seine Wärme, seine Nähe... all seine Gestiken nahm ich nicht nur dadurch wahr, dass er seine Behandlung weiterführte... sondern weil dieser Augenblick ein Leben war. Momente, die ich nicht im Kampf, sondern in meiner eigenen Zuneigung zur Geborgenheit ausleben durfte.

Behutsam ertastete ich eine Strähne, streckte die Finger nach ihr aus und gab mich der Berührung weiterer hin. Oftmals streichelte ich sein weiches Haar, blieb fern seines Nackens und fuhr den geflochtenen Zopf nach. Ich empfand völlige Genugtuung darin. Selbst, als er zögerte und sich der Szenerie erst einmal bewusst werden musste, ließ ich nicht ab und ruhte friedlich an seiner Schulter. Was seine Mimik preisgab, war mir verschlossen, doch er wies mich nicht von sich und keinerlei Gegenwehr war zu erkennen, als dass ich es aufgab, diese Zuflucht, diese Obhut zu genießen. So vieles war geschehen... der Krieg war an uns vorübergezogen und weitere lagen noch vor uns. Zwischen uns hatte sich so vieles geändert. Ich müsste daran zweifeln, wäre ich noch im Besitz meines alten Geistes. Ich hatte mich verändert, ohne es ernsthaft zu bemerken und mit mir, hatte auch er sich verändert. Genießerisch hob ich flüchtig den Kopf, um mich bequemer an seine Schulter zu lehnen. Ich wusste, wenn ich die Augen aufschlug, sähe ich seinen Hals, der mir unweigerlich zu verlockend sein würde, als dass ich ihn ungeküsst ließe. Nicht enden würde dann meine Begierde und es wäre traurig, wenn ich für einen sekundären Moment der Heißblütigkeit die Zärtlichkeit seiner Hände aufgab.

Aber niemals zuvor wäre dies geschehen. Damals gab es stets eine Distanz...

Gebrochen... Ja, sie war dahin und während ich keine Träne um ihren Verlust vergoss, fragte ich mich, wie dies geschehen konnte. Es lag nicht an meinen Wunden oder an etwaiger Schuld, die Legolas sich zu unbestimmter Zeit aufgeladen haben konnte. Jeder hätte dem Anderen das Leben gerettet, ganz gleich, ob es Freundschaft oder... in meinem Fall Liebe war, die dazu verleitete.

Wohlmeinend ließ ich die wandernde Hand sinken, strich Falten der dünnen Kleidung beiseite und hakte die Finger leicht in den Stoff, um Halt zu finden. Ich zog tief die Luft ein und stieß sie langsam wieder aus. Über dieses Handeln veranlasste ich keine Analyse, keinen weiteren Gedankengang und begann der innigen Massage zu folgen, zu der Legolas wieder ansetzte. Er bemühte sich, seine angemessene Haltung zu wahren und verriet sich so leichtfüßig, wie er es nur konnte. Ungeahnt war gewesen, was ich tat und unschuldig seine Art, auf sie zu reagieren. Sein Rücken straffte sich unter der Spannung seines Körpers, ließ jedoch recht geschickt von ihr ab, nachdem er tief durchatmete. Eine Gänsehaut entfaltete sich über meiner Haut, als er die Finger nahe meines Nackens entlanggleiten ließ und sich sorgsam jeder Aufschürfung widmete, die ich erst bemerkte, als er sie berührte. Es waren Schmerzen, die keine waren. So achtlos und gewohnt, dass es für mich lediglich eine Wohltat als eine Heilung war. Wie schade empfand ich es dann, als er sich zur Seite lehnte. Annährend lautlos murrend, wiegte ich mit ihm, sorgte dafür, dass mir seine Schulter nicht entkam und gab mich, aus welchem Grund auch immer er sich regte, zufrieden, als ich mir meinem Halt wieder sicher war.

Unpassend verbiss ich mir ein Gähnen, kniff die Augen zusammen und blieb dann erneut ruhig. Wenn ich nun einschlief, würde ich am nächsten Morgen mit dem bedrückenden Wissen erwachen, in dem ich seinen Berührungen hätte länger Aufmerksamkeit schenken können, wäre ich nicht der Müdigkeit verfallen. So hielt ich mich wacker und wartete auf die Fortsetzung der süßen Heilung. Doch er hob den Arm. Ich spürte, wie er meine Haare streifte und sich locker regte. Seine Anspannung war fern, meine dagegen regte sich wieder. Nicht durch Ehrfurcht oder Unsicherheit. Ich spürte ein unangenehmes Ziehen an der Seite, ein Brennen auf der empfindlichen Stelle meiner Rippen.

Die Seite, mit der ich aufschlug, ein freier Fall, der mich mit der boshaften Last einer Wunde prägte, die ich annähernd vergessen hatte. So mild die Kräuter auch schienen, ich konnte ein leichtes Zucken meines Körpers nicht verbergen und die Verbissenheit in meiner Miene. Ich hatte die Schmerzen schon jäher gespürt, schon so oft gesehen und mit meiner Leichtfertigkeit und der Gewohnheit abgetan... doch so liebevoll Legolas sich auch bemühte, ich wurde mir meiner einstigen Gedankenlosigkeit wieder bewusst. Ich holte stockend Luft und hielt sie an, um meinen Leib nicht erzittern zu lassen. Mein Griff an seinem Rücken wurde etwas fester... doch sanfter wurde das Verfahren. Allmählich... und je länger der Elb sich der Wunde annahm, umso schwächer wurde der Schmerz und meine alte Reglosigkeit kehrte alsbald zu mir zurück. Das leidige Brennen verlor das Spiel gegen die zarten Finger und langsam und stetig nahm ich nur noch den Duft der Kräuter in mir auf. Ich öffnete den Mund einen Spalt weit und ließ der Atmung freien Lauf, ehe ich den Griff lockerte und letzen Endes von seinem Rücken abließ.

Der Moment... so lang und wohltuend, wie es für mein Leben nur sein konnte, endete er. Seine Hand strich bedächtig über das Übel meiner Unaufmerksamkeit... wie ein Heiler und ich atmete wieder ruhig, ohne unnötige Bewegungen hervorrufen zu müssen. Der Schmerz hatte sich gelegt und wenn nicht er, dann mein Bewusstsein dafür. Ich lauschte der Stille und, obgleich ich es nicht wollte, wartete ich nur noch auf das Ende seiner Bemühungen. So geschah es und Legolas atmete noch einmal tief durch, ehe ich langsam die Augen öffnete. Geniert zwang ich meine Augen, ihn nicht direkt anzusehen und erhob mich vorsichtig. Träge blinzelte ich die Müdigkeit davon und stützte mich an seiner Schulter, um zur geraden Haltung zurückzufinden. Schläfrig sah ich den Elben an, rollte kurz mit der Schulter und fühlte mich äußerst entspannt. Ein Lächeln gelang mir. Ehrlich aber bedauernd stellte ich fest, dass er sich gemächlich erhob und die Schale zu sich nahm. Während ich ihn kurzzeitig beobachtete, dachte ich an die ungenutzte Zeit, die wir vielleicht noch gemeinsam verbringen konnten, schweifte ab zu meiner fantasievollen Sehnsucht und hob eine Augenbraue. Wo ich eben noch eine wunderbare Zeit erlebte, an die ich zuvor nicht zu Denken wagte, wünschte ich mir nun, sie wäre noch intensiver und zärtlicher geworden. Der törichte Wunsch eines verliebten Knaben... der kein Knabe, sondern ein Träumer war. Ein schiefes Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus, bevor ich endlich von Legolas abließ und mit beruhigter Miene nach meinem Hemd griff. Heute Nacht würde ich geruhsam schlafen...

“Bitte leg dich nieder.”

Als wäre ich zu Stein erstarrt, hielt ich die Hand mit dem Hemd erhoben und bewegte mich nicht. Sein Flüstern kam deutlich an und trotzdem zweifelte ich daran, dass er es wirklich sagte. Ungläubig verdrehte ich die Augen, grinste nun wesentlich breiter und verzog die Brauen, so dass ich wohl einem Kind ähnelte, dass unverhofft ein Geschenk erhielt. Zögernd öffnete ich die Hand und das Hemd fiel zurück. Erst dann ließ ich auch den Arm sinken und drehte das Gesicht zu Legolas, der bereits ein Fläschchen in der Hand hielt.

“Auf den Bauch.”

Es war reinste Überforderung!

Und in einer merkwürdigen Art erfreute ich mich schändlich daran, dass er es immer...

und immer wieder bewerkstelligte, meine schon viel zu hohen Erwartungen zu übertreffen. Kurz drehte ich das Gesicht in die andere Richtung, befeuchtete zaudernd die Lippen und presste sie aufeinander, ebenso, wie ich die Augen fest schloss. Ein schöner Traum, der in meine Realität gefunden hatte.

So nickte ich schließlich schweigend, versuchte erst gar nicht einen Widerspruch einzulegen und wandte vorsichtig den gesamten Leib dem Bett zu. Es interessierte mich, zu erfahren, ob er überhaupt wusste, wie seltsam das Bild wohl war, nachdem ich die Schuhe ausgezogen und die störende Decke beiseite gelegt hatte. Wie abstrus die Perspektive war, in der ich friedlich auf meinem Bauch lag und die Arme unter dem Kissen verbarg, auf dem ich den Kopf bettete und nun selbst erwartungsvoll zu dem Elben aufsah.
 

Legolas:
 

Wie sehr entzückte mich nur seine Reaktion... es bestand wohl kaum ein Gegensatz zu anderen Momenten, in denen sich die Fassung unmittelbar von seinem Antlitz löste und ich sie ihm nahm, bevor ich mir dessen selbst bewusst wurde.

Doch erfüllt von Verblüffung und der Neugierde auf bislang ruhendes Verhalten, streckte ich gern die Hand nach den Früchten meines unwillkürlichen Kampfes und schritt als Sieger hervor, der sich ein Gesicht betrachten durfte...

... zu schwach für Skepsis, zu satuiert für Widerspruch, doch nicht zu enkträftet, um ein Lächeln preiszugeben. Besonnen und wohl sehr aufmerksam besah ich mir diese helle Geste in finstrer Nacht, als ich zu ihm zurücktrat, das Fläschchen mit beiden Händen umschließend und geduldig gegen die Brust lehnend.

Lange Momente waren schleichend an uns vorübergezogen und Stille hatte sie gekleidet. Lange schon hatten seine Lippen keine Worte geformt. Lange auch waren seine Augen nicht mehr umhergestreift, um Ruhelosigkeit und Tatendrang zu offenbaren. Ich hatte ihn behutsam in eine Rolle gedrängt, die nicht die seine war und ihn dennoch kleidete, als hätte er selbst ihr Form verliehen, auf dass sie für keinen anderen Eignung fand.

Welch komplexe Seele...

Stetig schwankend und selbst ruhelos von alter Faszination zu neuer Verwirrung pendelnd, blieb ich so bei ihm stehen, regte die Finger an dem zerbrechligen Gefäß und verlieh einer bislang unbekannten Mimik Namen, während ich ihn geruhsam anblickte und doch nur mein Grübeln sah.

Was war es...?

Was spiegelte sich in dem Gefilde seiner Augen wider, als sie mich vergänglich streiften, ziellos umhersuchten und sich demnächst abermals auf mich richteten?

Was war es nur, das Besitz von seinen Gesichtszügen ergriff und beiweitem stärker zu sein schien, als einjede Kraft, die existierte?

Ein Blinzeln durchbrach die Barriere der fremden Irritation und sprachlos öffneten sich meine Lippen, als des Rätsels Lösung mich fand. Die Einsicht erhellte mein Gesicht und reglos verharrte ich, als Aragorn sich schließlich umwandte und niederlegte.

Vergnügen...

Ich spreizte die Finger, verengte die Augen und verfolgte mit überschwinglicher Faszination, wie er behaglich den Kopf auf dem Kissen bettete, gar entspannt Atem schöpfte und besonnen nach Bequemlichkeit suchte.

Vergnügen... ja, es war wahrhaftig Vergnügen, welches seinen Bewegungen die Unentschlossenheit und Beklemmung nahm. Vergnügen, welches eine solche Bitte still akzeptierte und nicht nach nutzloser Diskussion suchte. Vergnügen, welches ihn zu einem anderen Menschen formte... und wäre es auch nur für eine Nacht.

Ich zögerte gar unbewusst, doch bewegte er wieder den Kopf auf dem weichen Stoff, verbarg die Hände gemütlich unter ihm und erließ mir einen Augenblick, in dem mein Hadern nicht auffällig war.

So selten sah man Vergnügen in den Augen der Menschen.

So sehr hatte jenes Empfinden unter Angst und Kummer gelitten.

Seine Lider hoben sich und wieder war jene Situation zurückgekehrt, die jedoch rasch ihr Ende finden sollte. Ich besänftigte den erwartungsvollen Blick mit einem flüchtigen Lächeln.

Vergnügen...

So wandte ich mich um, trat zum Fußende des Bettes und stieg dort auf dieses. Mit der einen Hand das lange Untergewand stützend, begab ich mich zu ihm, ließ mich nahe der Wand auf die Knie sinken und überprüfte mit einem nachlässigen Griff die Ärmel, die mir keine Hürde sein sollten.

Vergnügen...

Ich blinzelte und unnatürliche Wärme schien mich zu überkommen, als ich mir eingestand, dasselbe zu verspüren. Tief verwurzelt in meinem Inneren...

Er rettete mich vor meiner Dunkelheit und ich schützte ihn vor der seinen...

Tief schöpfte ich Atem und tat dies nur, um Konzentration wieder an den rechten Platz zu führen und mir selbst den Beweis zu erbringen, dass dies reell sein musste. Ein Triumph in schwarzer Nacht und doch soviel süßer, als der Tag es je sein könnte.

Behäbig kauerte ich mich neben ihn, hob das Fläschchen über die Hand und benetzte die eigene Haut mit dem reinen Öl. Auf dem Laken setzte ich das Gefäß ab, bewegte beide Hände aneinander und bettete sie flach auf seinen Schultern.

Entspannung war erst vollkommen, wenn auch der Körper sich ihr ergab.

Besänftigt durch wohltuende Kräuter, würde ich seine Kapitulation bald unter meinen Händen spüren und den geschundenen Leib so auch rasch von letzter Bürde erlösen, auf dass er in Kürze wieder der seine war und kein Hindernis in dunklen Tagen, an denen es so manche Pflichten zu verrichten galt. Langsam richtete ich mich auf, legte zaghaftes Gewicht auf die Arme und übte so Druck auf seinen Körper aus. Wie widerspenstig richteten sich seine Muskeln gegen mich, doch die Nacht war lang und meine Geduld groß. Kontrolliert begann ich so die Finger auf seiner Haut zu bewegen, setzte die Kuppen fest auf seine Schulterblätter und begann eine beharrliche Massage. Einjede Bewegung tat ich mit Bedacht, einjede Berührung mit Intensität und all jenes mit Freude. Durchweg beschäftigt fand ich mich in dieser Behandlung, setzte viel Ausdauer auf seine geprellten Schultern und tastete mich kontinuierlich über sein Rückrad, die Wirbel unter meinen Fingern spürend und die dortverlaufenden Muskeln lockernd. Einfache Kunst nannte sich dies in meinem Volk... doch war es hier soviel bedeutender und einjeder genüssliche Laut, der schläfrig ertönte, führte es mir vor Augen. Das Öl ließ meine Hände mild gleiten, verhinderte gar zu festen Druck und bald schon, hob ich das Fläschchen über seinen Rücken und ließ wenige Tropfen des wertvollen Heilmittels auf seine Haut niedergehen. Zielstrebig glitten meine Hände über jene Stelle, drifteten zur Seite und fuhren gleichsam und mit großer Behutsamkeit über die verletzten Rippen, fortan hinauf zur Schulter und beständig über diese hinweg, sich rasch in kontrollierte Bewegungen vertiefend. Beiläufig mochte die Bewegung erscheinen, in der meine Finger in seinem Haar versanken und dieses sorgsam zur Seite streiften, doch länger noch, als man es mir ansah, hang mein Sinnieren dieser Gegebenheit nach und meine Hände taten das ihre. Abermals labte ich mich an einem tiefen Atemzug, während mein rechtes Handgelenk zielgerichtet zu seinem Nacken fand und sich unverzagt auf diesen stützte. Nahe war ich schon am Hals und mit Hast zwang ich mich zur alten Aufmerksamkeit, als ich erneuten Druck ausübte, die Finger spreizte und mit diesen so direkt an seinen Hals gelangte. Das strähnige Haar umspielte meine Haut, kitzelte und glitt über sie hinweg, als ich die Hand seitlich hinabgleiten ließ und dasselbe mit der anderen tat.

Sachte umfasste ich so seinen Hals und drang mit den Fingerkuppen ebenso sanft in die leichte Vertiefung seines Schlüsselbeines ein, während meine Daumen seinen Haarsansatz fanden und sich dort auf die Haut setzten.

Wie ausgeschlossen schien es, dass sich Verspannungen soweit erstreckten und wie verblüffend war dennoch das, was ich gar an seinem Hals spürte. Ich richtete mich ein wenig auf, kauerte alsbald auf den Knien und beugte mich über ihn, um mit den Finger gleichsam mehrere Stellen erreichen, und diese lockern zu können. So begann ich meine Hände erneut zu bewegen, sie um seinen Hals zu führen und alsbald seinen Nacken zu betasten. Wiederholt streifte ich das dunkle Haar zur Seite und neigte mich tiefer, den einen Arm kurz von mir streckend und mit den Fingerkuppen der anderen Hand dem Verlauf seines Schulterblattes folgend.

Stark und robust hatte ich noch vor kurzem die Muskelstränge erfühlt. So stark und doch so unnütz in solch einer Nacht. Besser jedoch, gefiel mir das verborgene Resultat eines weiteren Tastens.

Kitzelnd löste sich eine Strähne hinter meinem Ohr, als ich den Kopf tiefer neigte, um mir eine Wunde zu betrachten. Sie sank hinab, glitt über seine Haut und fand wieder an ihren alten Platz, als ich sie zurückstreifte und mich ein wenig aufrichtete, um diese Behandlung zu meiner, nun, doch eher zu Aragorns Zufriedenheit fortzuführen.
 

Aragorn:
 

Mich packte ein leises Erstaunen, als ich auf dem Bett lag und den Kopf auf dem weichen Kissen bettete. Als wäre mir die Gewissheit dieser weichen Unterlagen niemals in den Verstand gekommen, bemerkte ich nun, wie angenehm und bequem das alles doch war.

Wann hatte ich zuletzt gut geträumt?

Wann hatte ich zuletzt gut geschlafen und war ohne den Schmerz diverser Blessuren in den Schlaf gesunken?

Ich wusste es nicht.

Nun, es spielte aber auch keine Rolle. Ich sah das Lächeln des Elben als Antwort auf meinen Blick und wartete still ab. Ich wusste, was er vorhatte und spürte eine seltsame Vorfreude. Es war ein herrliches Gefühl... was war diese Art von vollkommener Erwartung? Ein Glücksgefühl von wundervollen Ausmaßen, das einem ein Lächeln auf die Lippen zwang und Heiterkeit versprach.

Ich seufzte lautlos, bemühte mich, mich zu entspannen und sah geruhsam zu, wie Legolas zu mir kam. In jeder anderen Situation wäre mir die feurige Aufregung eine Blockade geworden. Wie hätte ich mich in leiser Erregung auf seine Fürsorge konzentrieren können? Langsam stieg er zu mir aufs Bett und ich regte mich nicht und schloss die Augen. Meine Sinne sollten sich nicht ablenken lassen, von kargem Gestein... und etwaigen Gedanken. Mein Kopf blieb frei und mein Verstand ruhig... so konnte es also beginnen.

Legolas holte Luft, kauerte sich neben mich und handhabte wahrscheinlich an dem Fläschchen, welches er eben noch in den Händen hielt. Ein leises Geräusch und sogleich spürte ich die warmen Hände auf meinen Schultern. Das Öl gab ihnen eine angenehme Feuchtigkeit, so dass ich bemerkte, wie mein Mundwinkel zuckte... zu einem anhaltenden Lächeln. Ich spürte den süßen Druck seines Gewichtes auf meinem Rücken, nur schwach und dennoch zielstrebig. Und in meinem fidelen Gemütszustand schmiegte ich mich an das Kissen und regte flüchtig die Schultern. Kaum, dass er die zarten Finger wandern ließ, blieb eine angenehme Gänsehaut zurück und selbst, wenn sich mein Körper gegen diese Entspannung zu erwehren versuchte, gab er den Widerstand sehr rasch wieder auf.

Es war, als wurde ich nie zuvor dort berührt, wo es eine Selbstverständlichkeit war. Keine Sinne, die es benötigten, oftmals Aufmerksamkeit zu erhalten. Aber es fühlte sich behaglich an... ohne Einfluss darauf nehmen zu können, entwich mir ein Brummen voller Genüsslichkeit und zeitgleich traute ich meinen eigenen Ohren nicht für diese Laute. So ungewohnt war es für mich... und trotz alledem labte ich mich an jeder Fortführung. Gern gab ich preis, was seine Hände bewerkstelligten, als sie mein Rückrad hinab sanken und den leichten Druck beibehielten. Kleine Schmerzen folgten hier und da... aber sie... sie taten gut und hinterließen nach schnellem Abklang lediglich ein Gefühl von Wohlwollen. Ich sog die Luft tief in die Lunge und streckte ermattend die Beine von mir, ehe ich sie wieder ruhen ließ.

Diese Stille.

Nach einiger Zeit verließen seine Hände meinen Rücken und obgleich ich mir nicht sicher war, ob es vielleicht damit schon getan war, folgte von mir nur ein müdes Gähnen. Dann benetzten kühle Tropfen meinen Rücken und ich zuckte flüchtig zusammen. Während sich seine Händen nun wieder auf meine Haut legten, lachte ich leise und erfreute mich an dieser einfachen Atmosphäre.

Es war so inniglich beruhigend... und so beruhigte ich mich auch sehr schnell wieder und folgte mit dem Gefühl seinen Händen. Oftmals stieß ich einen genügsamen Seufzer aus, atmete tief ein und wieder aus und gab mich dem Gefallen an seinen Händen hin. Sie glitten zu meinen Seiten und streichelten, wenn auch durch einen anderen Zweck, meine wunden Rippen und besänftigten die noch immer empfindliche Haut. So begütigend, dass es mir nur schwerfiel, der Müdigkeit abzusagen. Ich lag auf diesem weichen Lager, gebettet auf einem weichen Kissen und geschont durch etliche Bemühungen...

Erneut trat eine Gänsehaut auf meinen Rücken, als Legolas sich wieder hinaufbegab und mein Haar beiseite streifte. Der Nacken... so sensibel, dass er jede Berührung immenser wahrnahm, als jede andere Stelle. Nur kurz berührte er ihn, ehe er sich erneut hinunter arbeitete... und schließlich abermals zu meinem Hals zurückfand. Ich spürte, wie sich meine Nackenhärchen aufrichteten und sich die Haut nach dem Graulen, das keines war, verzehrte. Begehrend hoffte ich, dass es nicht endete, kreiste unauffällig mit einer Schulter und gab mich erneut einem zufriedenen Brummen hin.

Aber es bewerkstelligte auch weitaus mehr. Ich verlor mich in dieser Behandlung, die an Zärtlichkeit nicht zu übertreffen war. Ich öffnete die Augen etwas, um wach zu bleiben, doch schloss ich sie ebenso wieder, als seine Finger an meinem Hals verblieben. Viel besser konnte ich mich so der absoluten Friedlichkeit hingeben und nur so wollte ich all dies spüren. Doch wo verblieben all diese Fingerfertigkeiten, je länger ich die Augen geschlossen hielt?

Ein sanftes Streicheln zog sich über meinen Rücken und ich kam nicht mehr zu der Entscheidung, was dies war, was mich berührte. Der liebevolle Druck, der mein Schulterblatt entlang ging, erweckte in mir die Schwere meines müden Körpers und ich räusperte mich nur noch leise, ehe ich von alledem... nichts mehr zu fühlen vermochte... und nur noch die herrliche Schwerelosigkeit wahrnahm, die mich geborgen und wärmend ummantelte.
 

Legolas:
 

In dieser nächtlichen Stille, in der kein Laut unsere Aufmerksamkeit bannte und keine Sorge unsere Seele ergriffen hielt, konnte ich Aragorns Atem lauschen und bisweilen auch nichts anderes tun. Sein entspannter Leib unter meinen Händen pries den Erfolg meines Tuns und sein behagliches Brummen zwang mich zu so manchem Lächeln, neben dem ich mir selbst eine wohltuende Zufriedenheit eingestand. Ich pflegte ihn und doch schien es, als würde ich auch mich pflegen, Lasten von meiner Seele nehmen und etwaige Beklommenheit von mir streifen.

Erneut beugte ich mich hinab, setzte den Handballen auf sein Rückrat und bettete beide Hände übereinander, gleich darauf einen vorsichtigen Druck ausübend und in vollkommener Stille versinkend. Unbeschwert streifte der Atem über meine Lippen und noch immer arbeiteten meine Augen in Konzentration gleichsam meiner Hände. Aragorns Leib hob und senkte sich unter einjedem Luftholen und tat dies bald so ruhig und leise, dass ich selbst mit dem Auflegen meiner Hände spüren konnte, dass er im Schlaf versank und meine Berührungen aus seiner Wahrnehmungen drifteten. Schweigend blickte ich zu seinem Gesicht, welches sich, von dunklen Strähnen umspielt, in einer Natürlichkeit zeigte, die meine Augen an sich band und zur Betrachtung einlud. Ich blinzelte, löste die Hände voneinander und bettete sie flach auf seinem Rücken, während ich mir die müden Züge besah, nicht darauf aus, die Behandlung zu beenden und es dennoch aus Ablenkung meiner Sinne tat. Ich kauerte bequem und nahe bei ihm und neigte mich dennoch nach vorn, um mir sein abgewendetes Gesicht näher betrachten zu können. Nur flüchtig streifte meine Aufmerksamkeit dabei mein eigenes Tun und Lassen und gedankenlos trieb ich meine Hände zur alten Bewegung, ließ sie über seinen Rücken gleiten und die sorgsame Massage, wenn auch weniger wirkungsvoll, fortführen.

Es war interessant...

Der Ausdruck seines Gesichtes, wenn sich die schmalen Augenbrauen nicht verzogen. Die Mimik, wenn seine Lippen weder ein Lächeln noch Ernsthaftigkeit preisgaben... seine Stirn nicht in Falten lag und Skepsis, gar Wut offenbarte.

In gewisser Weise wirkte er somit unempflindlicher... obgleich sein Schlaf sämtliche Barrieren zunichte, seine Schwächen offenkundig und ihn angreifbar machte. Ich verzog die Brauen, legte den Kopf etwas schief und schöpfte tiefen Atem, als ich feststellte, dass meine Hände erneut still verharrten. So wandte ich mich gänzlich seinem Rücken zu, löste die Hände flüchtig von diesem und rieb sie aneinander. Das Öl drang bereits in seine Haut ein und ich spürte die Trockenheit auf der eigenen, als ich die Finger spreizte, mir meine Hände von beiden Seiten betrachtete und den Blick zurück auf seinen Rücken lenkte. Verstrickt in den Kampf um die alte Konzentration, rückte ich mich kurz zurecht, hakte den Zeigefinger in den Ärmel und festigte dessen hohen Halt.

Ein Resultat, in das ich nie Erwartungen zu stellen gewagt hätte.

Er schlief und tat dies so tief und sanft, dass man nicht glauben mochte, Verletzungen an seinem Körper festzustellen oder gar Gram in seiner Seele.

So friedlich...

Ich seufzte lautlos, streifte mein Haar mit dem Handrücken zurück und tastete nach dem Fläschchen, als ein verworrenes Murmeln an meine Ohren drang und mich erneut an meinem Vorhaben hinderte. Vor mir begann sich Aragorn zu regen. Er bettete den Kopf gemütlich auf dem Kissen, verbarg die Arme tiefer unter diesem und bewegte still den Mund, worauf ein leises Schmatzen ertönte. Folglich schien der Schlaf ihn rasch wieder zu ummanteln und er verharrte still, während ich die Augenbrauen hob und meine Hand dem Fläschchen noch immer nicht nähergekommen war. Ich erlag einer jähen Verblüffung, als ich ihn anstarrte und nach Fassung rang. Nur selten hatte ich den Schlaf der Menschen beobachtet und doch kaum Anlass zum Sinnieren in ihm gesehen. Nun jedoch... fühlte ich mich konfus und brachte mich mit einem leisen Räuspern der Realität näher, in der ich zu Bewegungen finden und meine Absicht beenden konnte. Ich presste die Lippen aufeinander, nahm das Fläschchen an mich und blickte wiederholt zu seinem Gesicht, während ich die Handfläche mit Öl benetzte und das Fläschchen stockend zurückstellte.

Überlegungen beherrschten mich, als ich ihn erneut und intensiv berührte, aber und abermals über seine Schultern fuhr und seinem Rückrat mit den Fingerkuppen folgte.

Er steckte doch voller Überraschungen... voller Rätsel und Mysterien, auf die er unabsichtlich Antworten erbrachte. Durch gewöhnliches Gebaren, durch übliche Gesten und Worte, die dennoch soviel mehr waren, als nur das, wenn man des Öfteren in seiner Gesellschaft stand.

Als argwöhnischer Streiter offenbarte er des Nachts zahme Behaglichkeit...

Als ernsthafter Stratege zeigte er sich genügsam, sobald der letzte Schatten fiel.

Und als Erbe der gondoranischen Großmacht... folgt er ergeben den Bitten eines Elben... der doch nicht viel mehr war als ein Begleiter mit demselben Begehren und dem Sehnen nach einer friedlichen Epoche unserer Zeit.

Ich senkte den Kopf, ließ die Bewegungen meiner Hände abermals verebben und schloss die Augen... mich selbst dieser Gedanken scheltend, die voller Unwahrheit steckten. Viel Sinnieren hatte ich dem hingegeben und doch nutzloser Weise... Erklärungen blieben im Schleier des Unbekannten verborgen... Erklärungen wusste ich nicht aufzubringen... bis zur heutigen Nacht.

Wehmütig betrachtete ich meine Hände, regte sie ziellos und ließ sie doch nur liegen. Auf Aragorns Rücken... auf Aragorns Haut, die mir eine Wärme schenkte, als würde sie unter Fieber glühen.

Menschen...

Lange Zeit waren sie nichts gewesen, als ein sonderbares Volk, welches über weitentfernte Reiche herrschte.

Menschen, über die vieles geschrieben stand...

Über ihre Schwäche, ihr Scheitern, als man sie mit Macht beschenkte und sie an ihr zugrunde gingen... sich selbst richteten und sich durch Herrschsüchtigkeit in Finsternis stürzten. So unersättlich und lechzend nach Stärke, hatten sie mit nichts als Fehlschlägen von sich reden gemacht, als sie an ihr Ziel gelangten und den Ringen verfielen. Und doch waren sie der Kern Mittelerdes und in etwaige Kriege verstrickt. Ohne Zurückhaltung stets der eigenen Ehre und dem Ruhm entgegen.

Zügellos und in ihrer Mentalität zu verletzlich... anders als wir.

So war mir das fremde Volk der Menschen ein Begriff geworden.

Und viele von ihnen hatte ich getroffen.

Absent begann ich meine Hände erneut zu bewegen, behäbig und doch flüssig.

Bilder zeigten sich vor meinen Augen, während ich jener Wärme verfiel und meine Hände weiterdriften ließ.

Gewiss, sie waren stolz... so stolz, dass es beinahe in Borniertheit endete.

Sie waren emotional... und durch die Gewissheit dieser Schwäche andernfalls zu kühl.

Sie besaßen Ehrgeiz... und neben diesem die sich in dieser aufrichtigen Eigenart verbergende Tollkühnheit. In meinen Augen von Beginn an eine irreparable Unzulänglichkeit, die tückische Gefahren in sich barg. Ein Risiko, dem man sich nicht ausliefern wollte. Eine Art Wesenheiten, die so unvollkommen wirkte...

Wohin sollte all das führen?

Beklemmung zu Nervosität, Nervosität zu Wut, Wut zu Tollkühnheit, Tollkühnheit zu Gefahr und Gefahr zum sicheren Tod.

Viel hatte ich erfahren durch alte Schriften, durch die Erzählungen Weiser, durch Wissensdurst und eigene Erlebnisse. Und wie hatte ich mich auf die Kehrseite fixiert, auf die Nachteile und den Schaden, den Menschen anrichteten.

Doch...

Wessen emotionales Handeln hatte mir in Lothlorien Entspannung während einer schmerzvollen Prozedur geschenkt?

Wessen emotionales Handeln hatte mir in Edoras die Pein erspart, als ich entkräftet unter der Nadel des Heilers lag und mit dem Fieber rang?

Wessen Ehrgeiz hatte mir beirrendes Wissen vorenthalten?

Wessen Tollkühnheit hatte mir eine Welt vorgeführt, die doch so ganz anders existierte?

Wessen... menschliche Eigenschaften hatten mir soviel Gutes getan...?

Wessen Menschlichkeit hatte mich behütet, umsorgt, gerettet und mich vor Bösem bewahrt?

Wer hatte den Beweis erbracht, dass es selbst in den offensichtlichsten Fakten Irrtum gab?

Wer?

Geräuschvoll atmete ich aus, wandte den Blick ab und sah hinüber zur finstren Wand. Der Leib unter meinen Händen hob und senkte sich, stockend winkelte ich die Finger an, ballte entspannte Fäuste und berührte seine Haut bald schon auf's Neue. Ich fühlte mich so schwer in dieser Sichtweise, so träge und durchaus benommen. Wehmut offenbarte ich, doch kein Auge konnte ihn hier erfassen...

Wer...

...hatte mich zu dem gemacht, das ich mir von Beginn an skeptisch betrachtete?

Wer empfand Zorn, wenn man ihm mit Abweisung und Schweigsamkeit begegnete?

Wer ware nahe daran zu verzagen, als ein Gefährte einen dunklen Pfad betrat?

Wer schrie und stellte einjeden in Zweifel, der widersprach?

Wer gab sich selbst die Schwäche und nahm sich die Stärke?

Und wer... zeigte törichte Tollkühnheit und stellte sich einem Feind, gegen den ein Sieg unmöglich schien...?

Ein Mensch...?

Nein, ich... ein Elb, der an den Menschen Zweifel hegte.

Was hatte mich nur dazu bewogen, diesen Vergleich zu sehen und ihn mit der Wahrheit zu verbinden?

Wie hatte Aragorn es nur bewerkstelligt, dass ich dergleichen Gedanken führte?

Welch eine Veränderung war seiner Zurückhaltung entsprungen, war sie doch so beherrscht und gezügelt gewesen?

Und wie nur, konnte mir meine eigene Wandlung, in der ich den Menschen stets ähnlicher wurde, nur so lange entgehen?

Der kühle Schauer der Einsicht überkam mich und unentschlossen lenkte ich den Blick zurück auf das ruhende Gesicht.

Was hatte er nur an sich...?

Stockend verzog ich die Miene und abermals spürte ich die Haut unter meinen Fingerkuppen, begann zu tasten und fühlte deren Weichheit... die Sänfte, die sich der Leib eines solchen Kriegers unmöglich bewahren konnte. Aufmerksam folgten meine Augen dem Verlauf einer Narbe, die sich über sein Schulterblatt zog.

Was entfachte nur dieses Sinnieren in mir?

Diese fremden Empfinden...?

Diese... Faszination?

Gedankenlos folgte ich ihr mit den Fingern, strich über sie hinweg und blickte auch zu anderen ewigen Erscheinungen längst vergangener Wunden. Sie fühlten sich so weich an... nicht anders als die Haut, der noch keine Klinge begegnet war...

Ich presste die Lippen aufeinander und schluckte schwer.

Wie nur, konnte man ihn beschreiben...?

Welches Wort wurde geschaffen, um ein Wesen wie ihn zu benennen...?

Kitzelnd streifte eine Strähne meinen Handrücken und besonnen fasste ich sie, umschloss sie mit zwei Fingern und fühlte die Glätte des dunklen Haares. Ich ließ sie durch meine Finger gleiten, folgte ihrem Lauf und bald schon, sank sie auf seinen Nacken zurück.

Welches Wort...

Gedankenlos streifte mein Zeigefinger seine nackte Schuler und meine Miene fand vergängliche Entspannung, bevor sie sich erhellte und ich in einem leichten Nicken versank.

Wunderbar.

Er war... wunderbar.

Ein Lächeln zog an meinen Lippen und ich schenkte ihm Kraft, ließ es sich vertiefen und schüttelte kurz darauf in stillem Bedauern den Kopf.

Wie konnte ich mich zu solchen Zweifeln an einjeder menschlichen Eigenart verleiten lassen, wenn er den meinen mit Rücksicht und Verständnis begegnete?

Wenn er den Fluch tolerierte, der mich zu einem anderen machte...?

Wenn er mich akzeptierte, so wie ich war...?

Hatte ich mich in den Menschen geirrt?

Oder nur in ihm, da ich ihn ursprünglich als einen von ihnen hielt?

Welche Anhaltspunkte hatte ich besessen?

Oder war es gar nur Oberflächligkeit gewesen?

Ich stieß einen kurzen Atem aus und blickte noch immer lächelnd auf meine Hände, die ziellos einem unsichtbaren Pfad folgten, sich durchgängig auf Aragorns Rücken bewegten und dies schon lange nicht mehr aufgrund der Massage taten. Und ich wollte sie nicht zügeln, strich über seine Rippen und senkte das Gesicht zur weitreichenden Beobachtung.

All die Zwiste schienen nichtig, als er nun so vor mir lag und in tiefem Schlaf heilsame Kräfte schöpfte. Während er hier lag und ich ihn lächelnd betrachtete.

All die Fehler, die er beging, traten in ein Licht, welches sie zu keinen machte.

Und seine peinvollen Emotionen...

Jahrzehnte schlummerten sie verborgen in seinem Inneren, eingekerkert in selbstquälerischer Beherrschung, bis sie entfesselt und zitternd über seine Lippen drangen.

Lle naa ilya ten... gen aníron...

Du bist alles für mich... ich... begehre dich...

Doch was nur, sah er in mir, was ich selbst nicht sah?

Wieder und abermals schüttelte ich den Kopf, betäubt von dieser Ungläubigkeit und benommen von der Wichtigkeit, die er mir gab... derer ich mir selbst nicht bewusst war. Ich war nicht wichtig... durchaus nicht wichtiger, als einjeder andere, der in diesem Krieg ein Schwert führte.

Er selbst war es doch, der sich von allen abheben sollte... er selbst... war wichtig.

Er war bedeutend für die Großmacht Mittelerdes, für den Krieg und für die Menschen, die in ihm kämpften und fielen.

Ich ertastete die Rippen, strich über jede einzige hinweg und verfolgte das Spiel meiner eigenen Hände mit reger Faszination, beugte mich gar ein wenig tiefer und fuhr über eine auffällige Schramme, deren Pein durch das Öl längst gelindert sein musste.

In der Tat... der Schmerz seiner Wunden würde bald schon vergehen... bis er wieder der sein konnte, der er war. Bis ich nicht mehr mit Sorge lebte und darin vertieft war, ihn an unverantwortlichen Überforderungen zu hindern. Ich hatte dies mit Genuss getan, mit dem süßen Gefühl, seine eigenen Anstrengungen mir gegenüber wettzumachen und dies nicht aus dem Grund der Schuld.

Nein, gewiss nicht... er war mir lieb und gern täte ich es wieder.

Den zu hüten, der so unverletzlich nicht war...

Schwelgend bettete ich die Hand auf seinem Steiß und verlockend nahm ich den milden Duft der seltenen Kräuter wahr, der kurierend an seinem Leib haftete und es noch lange tun würde, bis er verflog und gestärkte Glieder zurückließ. Tief nahm ich den wohltuenden Geruch in mir auf und senkte die Lider. In ihrer Ungewohntheit drang seine Wärme leicht und intensiv in meine Wahrnehmung, schien gar meine Hände zu durchströmen und erweckte Erinnerungen an eine Begebenheit, in der sie mir schon einmal zuteil wurde.

Oft wollte ich ihn noch so sehen...

Sein Gesicht in ruhiger Entspannung oder erhellt durch ein unbeschwertes Lächeln. Seinen Leib in gestärkter Festigkeit und fähig zu bedeutsamen Taten.

Und seine Seele... so unbekümmert, wie sie noch nie zuvor gewesen sein konnte.

Erleichtert um etwaige Sorgen...

Erleichtert um das größte Leid, welches ihm widerfuhr...

Wenn meine Unnahbarkeit dieses Leiden darstellte, so wollte ich es ihm nehmen.

Er sollte sich nicht quälen...

Ein solch wundervoller Mensch... sollte nicht leiden.

Das leichte Kitzeln einer Berührung legte sich auf meine Nasenspitze und stetig war mein Leib in Bewegung geblieben... stets in der Neigung... tiefer zu ihm. Ich spürte meinen eigenen Atem, wie er schon nach kurzem auf seinen Rücken traf und selbst zu mir zurückströmte, wie sich die Wärme seines Leibes auf mein Gesicht legte und ich dieser erneut entgegenstrebte.

Gedankenlos streifte ich sein Rückrat mit der Nase, behielt die Augen in sanfter Entspannung geschlossen und labte mich am vertrauten Duft der Kräuter, der durch Aragorns Haut markanter zu werden schien und intensiver in seiner ganzen wunderbaren Art. Unruhig spreizte ich die Finger voneinander, zwang sie jedoch, an ihrer Stelle zu verharren und verblieb ungestört in dieser Nähe. Kitzelnd sanken vereinzelte Haarsträhnen nach vorn, glitten auf seinen Rücken nieder und streiften diesen bei einjeder meiner Bewegungen. Tief schöpfte ich wieder Atem, als ich das Gesicht zur Seite wendete, die Lider um ein Stück hob und abwesend über die geschmeidigen Wölbungen seines Rückens hinwegblickte. Gleichsam noch ließ ich mich tiefer sinken. Als wäre mein Körper selbst verlassen von etweden Kräften, bettete ich die Wange vorsichtig auf seinem Rücken, fand in ihm meine Stütze und genoss sie mit Ruhe, während ich meine Augen behäbig über die Schrammen schweifen und dem Verlauf seiner Wirbelsäule folgen ließ, bis sich dieser am Steiß und der schmalen Hüfte verlief. Geruhsam fanden auch meine Finger zur alten Bewegung zurück, strichen über seine Haut und nahmen so gar keine Reaktion wahr.

Ruhe...

Kein Gefühl von entflohener Kontrolle fand in diesen Augenblicken seine Existenz. Keine Unsicherheit ergriff von mir Besitz... kein Bedenken. Er schlief.

Lange harrte ich so aus, beruhigte gar meinen eigenen Atem, um den seinen wahrzunehmen und mich an seiner friedlichen Geruhsam zu erfreuen. So reglos lag er unter mir und doch schien ihn das Leben zu durchströmen, wie noch nie zuvor und der Schlaf tat beiweitem keinen Hehl daran. Selbst hinweggedriftet und der einträchtigen Nachtruhe erlegen, löste ich die Wange bald von jener Stelle, neigte mich weiter nach vorn und fand zu seinen Rippen, auf denen ich ich mich erneut niederlegte und dies tat, ohne jener Wunde zunahe zu kommen. Konzentriert hielt ich so die Hände still, blinzelte und ließ die Lider sinken, um die Wahrnehmung auf meine Ohren zu legen und mit ihnen bald schon etwas wahrzunehmen, durch das sich mein Lächeln von Neuem entfaltete.

Ja, ich hörte es...

Ich verzog die Brauen, befeuchtete die Lippen flüchtig mit der Zunge und fühlte, wie sie sich sich sogleich unter dem alten Lächeln formten.

Das monotone Schlagen seines Herzens...

Der langsame und doch feste Takt, in dem er auf sich aufmerksam machte. Ich lauschte ihm mit Faszination und dankte ihm für sein Dasein... für die Stärke, in der er schlug... stark, so wie Aragorn selbst. Und so ruhig und besonnen... wie Aragorn.

Ich presste die Lippen aufeinander, ließ den eigenen Atem wieder aufleben und fuhr mit der Hand höher. Hinauf vom Steiß und bis kurz vor mein Gesicht, vor dem sie wieder reglos verharrte und am besonderen Bewußtsein teilnahm.

Ich spürte es unter ihr...

Das Leben.

Ich spürte seine Existenz und wollte dies noch lange tun...

Lange noch das Leben in ihm wahrnehmen und dies nicht allein durch seinen Herzschlag tun.

Ich seufzte leise, fand träge zur Bewegung zurück und trennte mich von dieser festen Verbindung, um erneut mit der Nasenspitze seiner Haut zu begegnen, ihr schwelgend zu folgen und kurz darauf innezuhalten. Meine Schultern hoben und senkten sich unter einem tiefen Luftholen, bevor sich meine Lippen still bewegten und die Hand nach meinem Haar tastete. Rasch spürte ich es und streifte es zurück hinter mein Ohr, selbst noch immer mit geschlossenen Augen ausharrend und mich ihm gemächlich nähernd. Keine Gegebenheit zwang mich zum Zögern, als ich die Lippen sanft auf seine Haut setzte, mit ihnen über sie hinwegglitt und bald einen vorsichtigen Kuss auf ihr platzierte. Ein vergängliches Zittern meines Atems verriet mir selbst eine innere Unruhe, der ich zu Gunsten des Augenblickes jedoch keine weitere Aufmerksamkeit zukommen ließ, die Lippen flüchtig von ihm löste und ihn doch rasch wieder mit ihnen berührte. Ein letztes Mal und durchaus anhaltender, bevor ich das Gesicht tiefer neigte und jene Stelle mit der Stirn erreichte, auf der sie flüchtig verharrte. Zögerlich bewegte ich den Mund, presste die Lippen aufeinander und nahm jenen Geschmack wahr... den vertrauten Geschmack... der die Erinnerung an die Vergangenheit zu einem Geschehniss der Gegenwart werden ließ. Der leichte Duft der Kräuter... der auf meinen Lippen zu einer einzigartigen Würze reifte.

Und noch immer jenes Schlagen unter meiner Hand...

Der ruhige Atem Aragorns, der sich mit dem meinen verband...

Gemächlich ließ ich die Hand von seinem Leib sinken, bis sie sich auf das Laken bettete, welchem im Gegensatz zu der vorherigen Berührung weniger Wärme innezuwohnen schien... weniger Weichheit... und doch ein Wahrzeichen der Realität, in die ich zurückkehren musste.

Nur stockend gelang es mir, mich aufzurichten und ein Zögern band mich an meinen Traum, brachte mir ein letztes Mal die Ruhe nahe und die leisen Laute, die sie sanft begleiteten...

Mein Arm fühlte sich schwer an, als ich ihn hob und mit dem Handrücken über meine Lippen fuhr, gleichsam tief Luft schöpfend und die Augen öffnend. Es war dunkel um mich herum, nur eine weiteres Merkmal der stillen Nacht und doch etwas anderes in den Momenten, in denen ich zu mir zurückfand, ohne mir darüber bewusst zu sein, mich je verloren zu haben. Zum erneuten Mal streifte ich mein Haar zurück, blinzelte in flüchtiger Zerfahrenheit und fand mich erst in vollkommener Wirklichkeit wieder, als sich Aragorn erneut im Schlummer zu räkeln begann. Aufmerksam betrachtete ich ihn, wie er ein genügsames Brummen von sich gab, die Lippen schürzte und einen Arm unter dem Kissen hervorzog, um ihn unter seiner Brust zu verbergen. So rückte er sich zurecht ich wandte das gesicht ab, erneut von einem Lächeln umgarnt und mich diesem gern ergebend.

Er benötigte seine Ruhe... und auch ich sollte mich ihr bald hingeben... nicht mehr lang würde die Nacht andauern, doch umso länger der darauffolgende Tag, so wie er es selbst sagte. Nahezu entging mir die eigene Regung, in der ich zielstrebig nach dem Fläschchen griff und dieses sachte mit der Hand umschloss. Beharrlich waren meine Augen wieder zu seinem Gesicht gedriftet und nach einer kurzen Zeit erhob ich mich auf die Knie, mich über ihn zu beugen und wenige Strähnen aus seiner Stirn zu streifen. Kitzelnd glitt sein Haar durch meine Finger, als ich mit ihnen durch seinen dunklen Schopf fuhr, den Strähnen bis zu ihrem Ende folgte und flüchtig und ein letztes Mal seinen Nacken berührte.

Infolgedessen beschloss ich, für diese Nacht von ihm Abschied zu nehmen und schob mich aus dem Bett. Gemächlich kam ich auf die Beine, streckte den müden Rücken und betrachtete mir kurz das Fläschen, bevor ich mich erneut zu ihm umdrehte und ihn dort liegen sah. Nicht lange blieb ich dort stehen, ehe ich einen Schritt in seine Richtung tat, gleichsam nach der Decke griff und sie mit mir zog. Ich streifte sie über ihn, legte sie über seinen Rücken und ließ sie zu seinem Hals sinken, jedoch nicht, ohne sie auch ein Stück über seinen Arm zu ziehen und sie dort niederzudrücken. Ich legte keine Hast in dieses Tun, ließ mir Zeit in meiner Fürsorge und unterzog seiner Miene einer letzten Musterung, bevor ich vollends beruhigt sein konnte und in langsamen Schritten zu dem Schemel zurückkehrte. Gemächlich stellte ich das Fläschchen zu den anderen, schlug sie in dem dunklen Stoff ein und nahm das Bündel an mich. Ich legte es in meinen Arm, griff auch der Kleidung und schaute abermals zu ihm, als ich all dies sicher hielt und bereit war, zu gehen.

Viel an ihm war mir bisweilen verborgen geblieben...

Viel an ihm hatte sich mir bereits offenbart...

Und viel... musste noch erforscht werden.

Ich neigte lächelnd den Kopf, schloss auch den zweiten Arm um die Stoffe und drehte mich um. Langsam ging ich zur Tür, bettete die Hand auf der kunstvollen Klinke und drückte sie hinab. Unter einem leisen Geräusch öffnete sie sich und mit einem Schritt stand ich in ihrem Rahmen, dort erneut innehaltend und das Gesicht umwendend. Aus den Augenwinkeln sah ich ein letztes Mal zu ihm, legte von dem faszinierenden Anblick gebannt, den Kopf schief und zwang mich dennoch rasch dazu, zurück und in den Gang hinauszutreten.

"Losta mae." Flüsterte ich dann leise, bevor ich mich von ihm losriss, die Tür schloss und mir einjeden weiteren Blick verwehrte. Ich selbst würde mich nun zur Ruhe begeben und dem kommenden Tag gestärkt entgegentreten. So drehte ich mich um, sah auf zu jenen kunstvollen Bannern und ging.
 

Aragorn:
 

Am nächsten Morgen erwachte ich aus einem Schlaf, welchem ich nie zuvor ergeben war. Ich bemerkte, dass die Schwerelosigkeit von mir abfiel, mir das Gefühl der überaus bequemen Matratze zurückgab und die Geräusche eines bereits angebrochenen Morgens entgegenbrachte. Nicht zuletzt kehrte die Wirklichkeit zu mir zurück, da ich fror. Matt legte ich den Kopf zur Seite und bemerkte, dass ich mich auf den Rücken gedreht und die Beine von mir gestreckt hatte. Müde und durchaus bereit, noch länger in meinem Bett zu verweilen, öffnete ich die Augen einen Spalt weit und suchte nach der Decke. Mehr auf dem Boden als über meinem Körper lag sie... ebenso fühlte ich die Kälte des Bodens unter meinem Fuß. Noch völlig schläfrig... ein Gefühl, das mir ebenso fremd war, wie dieses seltsame Wohlbefinden, schloss ich die Augen wieder und drehte mich schwerfällig auf die Seite. Meine Hände verschwanden unter dem Kissen und ich winkelte die Beine an, um sie unter den Rest der Decke zu schieben. Ich war... zu träge, um mich zu ihr hinabzubücken und sie wieder hinaufzuziehen, grummelte nur leise um den Verlust dieser einen Wärme und genoss nebenbei die der Matratze. Wie traumhaft... mir entrann ein herzhaftes Gähnen, ehe ich das Gesicht in das Kissen schmiegte. Das Licht drang zu früh und zu stark in diesen Raum, so dachte ich... Und jede weitere Stunde Schlaf wäre ein weiterer Hochgenuss. So drehte ich mich weiter auf den Bauch, zog die Decke mit den Beinen nach und seufzte leise.

Was sagte wohl die Zeit?

Wie lang stand die Sonne am Himmel?

Fragen, die ich gleichsam wieder verwarf. Mir ging es gut... sehr gut...

Noch einmal zwang ich mich, die Augen zu öffnen, blinzelte mehrmals, um das Licht zu vertragen und verzog die Brauen. Ermattet stemmte ich mich hoch, streckte die Arme durch... sah mich kurz um, ließ mich abermals fallen und schloss erneut die Augen. Ich verspürte keinen Drang aufzustehen... wie viele Stunden ich auch immer im Schlafe verbracht hatte, es waren wohl zu viele gewesen. Mein rechter Arm lag über der Bettkante und meine Finger fuhren den Boden ab, während der Andere wieder seinen Platz unter dem Kissen gefunden hatte.

Wann war ich eingeschlafen?

Eine verirrte Haarsträne kitzelte meine Wange und ich warf flüchtig den Kopf zurück, bevor ich mich wieder auf den Rücken legen wollte.

Doch, so sehr es mich erfreute, die weiche Unterlage zu erspüren, umso überraschter stellte ich fest, dass sie endete und ich kurzerhand auf dem Boden lag. Ich riss die Augen auf und war mit einem Mal hellwach. Wie enttäuschend. Stöhnend bemühte ich mich, mich aufzusetzen und rieb mir den Rücken, der sich jedoch schnell von dem leichten Sturz erholte. Und so legte ich mich nochmals nieder und entschloss, mich auch mit dem kalten Gestein abzufinden. Nur war das über kurz oder lang kein gesunder Ausgleich. Ich fuhr mir mit der Hand über das Gesicht, rieb mir die Augen und strich mir erneut einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht.

Na schön... ich stand also auf, ließ mir Zeit dabei und sah hinüber zu meinem Bett.

Rasch war ich in Zwiespalt meines Denkens. Einerseits musste ich mich nur zur Seite drehen und fallen lassen, um erneut in dem Bett zum Schlafe finden... anderseits war ich nun wach und könnte meinen Pflichten nachgehen. Ich rieb mir den Bauch und sah zu der Schüssel und dem mit Wasser gefüllten Gefäß. So entschied ich mich dann für das traurige Ende einer verführerischen Faulheit und schlurfte barfuß zu dem Schränkchen. Es dauerte ein wenig, ehe ich die Schüssel füllte und mich überwand, dem kalten Wasser entgegenzutreten. Eine Gänsehaut breitete sich über meinen Rücken aus, als ich das Gesicht benetzte und der Schlaf sich vollends zurückzog.

Was war das nur für ein Gefühl...?

Ich streckte die Arme in die Luft, drückte den Rücken durch und bemerkte lediglich ein leichtes Ziehen an der rechten Schulter. Verwundert über diese Tatsache, sah ich zu meinem Bauch hinab, begutachtete die Wunde an meiner Seite und bemerkte auch ihre Wandlung. Als hätte ein Heiler seine Hände im Spiel gehabt...

Nein, kein Heiler. Meine Mundwinkel verzogen sich schnurstracks zu einem verschmitzen Lächeln und ich ging zu meiner Kleidung. Mir kam wieder in den Sinn, was letzte Nacht geschah, welches besonnene Feingefühl mich in diesen Zustand brachte. Ich zog die Hose aus und griff nach meiner Robe. Meine Bewegungen waren fließender und selbst das Anziehen des Hemdes kostete mich keine Anstrengungen.

Euphorie... ja, dies versetzte mich in eine Art Euphorie, die mich heiter stimmte und schneller handeln ließ. Nie hatte ich mich beschwert... ungläubig schüttelte ich den Kopf, während ich meine Stiefel anzog. Ich hatte keine Müh' gescheut, zu verbergen, welches Leid mich ergriff und welche Schmerzen mich plagten. Doch natürlich hatte er es gesehen... er war das Wesen mit der wunderbaren Gabe der absoluten Aufmerksamkeit.

Gelassen schritt ich zur Tür, öffnete sie und trat hinaus. Zärtlicher als es eine Feder war, stark und unnachgiebig, wie ein Schwert. Ich atmete die frische Luft ein, die durch die Gänge zog und begutachtete die Menschen, die sich ihrer Geschäftigkeit hingaben. Ich schloss mich ihnen an und ging los. Und ich lachte... leise und herzlich. Was hatte ich nun für einen herausfordernden Hunger. So stand mein Ziel fest. Ich ging hinauf in den nächsten Ring und brachte die Stufen der Treppen mit Leichtigkeit hinter mich. Kontrolliert verfolgte ich dem Geschehen um mich herum, ging den beschäftigten Frauen und Männern aus dem Weg. Die Sonne schien hell und wärmend durch die Säulen hindurch und obgleich ich glaubte, dass der Tag schon weit hinfort geschritten war, schien es so, als wäre es noch früher Morgen. Ich ging um eine Ecke und plötzlich stieß etwas gegen meinen Leib. Ich tat einen Schritt zurück und blickte hinab. Ein junger Knabe hockte am Boden und schaute erschrocken zu mir auf.

“Verzeiht Herr.” Sprach er stockend und richtete sich wieder auf. Ehe ich etwas erwidern konnte, hörte ich den lauten Ruf ein kleines Mädchen, welches kurz darauf in der Gasse erschien. Sie rief ihm zu, er solle warten und zeitgleich richtete der Junge sich wieder auf und grinste. Lachend wollte er sich wieder davonstehlen, aber zu sehr war ich erpicht darauf, selbst etwas Ausgelassenheit zu genießen. Noch rechtzeitig beugte ich mich hinab und legte den Arm um den Jungen und hob ihn hoch. Er protestierte und strampelte leicht mit den Beinen, als ich ihn festhielt und zu dem Mädchen schlenderte. Doch augenscheinlich lief sie ebenso davon, da noch eine Person erschien. Es war wohl die Mutter, die die Kinder verfolgte und wegen ihrer Aufmüpfigkeit tadeln wollte. Ebenso, wie ich sie sah, wandte sich das Mädchen um und vergaß augenscheinlich sofort den Knaben, den ich festhielt und rannte schneller.

Aber auch sie hielt ich rechtzeitig ab und hielt ihn ebenso, wie den Jungen an meiner Seite. Beide, ohne festen Boden unter den Füßen, wüteten verspielt, nicht verärgert, quietschten und versuchten sich zu befreien. Ich lachte erneut.

Alsbald erreichte ich die Frau, die Luft schnappend stehen geblieben war und überreichte ihr die beiden Kinder. Ich wusste nicht, warum ich das getan hatte und weshalb ich mich an ihren Schmollmündern erfreute... es machte mir nur sichtlich Spaß. Die Frau bedankte sich und ich winkte ab, ging weiter und tat auch ihren etwas irritierten Blick ab, als sie mir ins Gesicht gesehen hatte. Genügsam durchschritt ich die Gasse, blies mir die Strähnen abermals aus dem Gesicht und fand mich schließlich am Speiseraum ein. Die Tafel war gedeckt an Früchten und frischer Brotgeruch lag in der Luft. Behäbig griff ich nach einem Teller und mehreren Scheiben Brot, nach der duftenden Wurst und einem Kelch kalten Wassers. Ich setzte mich zu einigen Soldaten, die sich unterhielten und nickte ihnen zu, bevor ich mir ausgelassen Zeit zum Speisen nahm. Nach diesem ausgewogenen Frühstück verließ ich die Männer und nahm mir, zu neuem Tatendrang bewogen, einen Apfel mit. Kauend sah ich mich um und erhoffte mir eine Möglichkeit, einer Arbeit nachzugehen, mit der ich hilfreich sein konnte. Wäre es an der Zeit, den Heerführer Faramir zu ersuchen? Oder sollte ich nach meinen Gefährten suchen und ihnen unter die Arme greifen...?

Doch bezweifelte ich arg, dass Gimli und auch die Hobbits auf den Beinen waren und dass ich Gandalf beistehen konnte. So...

Als wäre es weitaus mehr, als Zufall, betrat ich den dritten Ring und sah zwischen den vielen dunkel gekleideten Menschen die Gestalt des Elben, der ihnen geschickt auswich und seinen Weg fortsetze.

“Legolas!” Auch wenn ich noch dabei war, den Rest des Apfel hinunter zu schlucken, rief ich ihn und hob außer mir vor Freude den Arm. Er drehte sich um und schien überrascht. Ich grinste erheitert und beschleunigte meine Schritte. Gewiss war er nicht überrascht mich zu sehen... nur vielleicht überrascht, gerufen zu werden, da sich allerlei Augen auf mich und ihn richteten und es mir... völlig gleichgültig war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von: abgemeldet
2011-01-02T13:10:15+00:00 02.01.2011 14:10
das ist so süß wie die beiden sich umeinander kümmern!!! *-*
Von:  abranka
2006-07-14T15:42:28+00:00 14.07.2006 17:42
"Er rettete mich vor meiner Dunkelheit und ich schützte ihn vor der seinen..."
=> Bei dem Satz bin ich hängen geblieben. Gibt es eine tiefere Verbundenheit? Sich gegenseitig Licht spenden, Sonne sein...

Fazinierend, wie lange ihr diese Szene ausdehnen könnte, ohne dass es auch nur eine Sekunde langweilig wird...

Legolas' Charakterisierung der Menschen ist wirklich gelungen - sehr treffend. Unvollkommen bis in Mark und doch... die Zukunft Mittelerdes.
Und zugleich fühlt sich Legolas den Menschen ähnlich werden. Die Nähe färbt ab...

*g* Legolas hat also Zauberhände. Kunststück, dass sich Aragorn am nächsten Morgen so über den nachgelassenen Schmerz freut. ^-^
Von:  Chibi__Chibi
2006-06-16T19:54:54+00:00 16.06.2006 21:54
Man muss sich das alles mal bildlich vorstellen...
*wohlin aufseufzt*
Einfach perfekt*
*wegdöst*
Aber...wie schon gesagt...ICH WILL AN DER STELLE VON ARAGON SEIN!!!!
*heul*
*murr*
Lasst euch so viel Zeit wie ihr braucht und ich muss mich _chiisu_ recht geben...wenn man sich abhetzt werden die Pitel nicht so dolle... das werden sie einfach nur eine Katastrohe es sei denn...man ist einfach ein perfekter Schreiber, der jedes Kapitel perfekt hinbekommt...
*murr*
Ich will auch so sein...aba jetzt fang ichs chon an in selbstmileid zu fließen...
*heftig den KOpf schüttelt*
Ich glaube ich habe es euch aich schon mal gesagt oder? IHR SEIT PERFEKT
ohne jetzt rumzuschleimen ich habe nicht viele FFs gesehen die so gut sind und wo ma so richtig abhängig ist...und das ist bei eurer der Fall...
Na ich glaube ich kann mich wieder nicht kurz fassen, sry...

Schreibt einfach weiter und so alnge werde ich geduldig warten und leise leiden...
*smile*
BIBA

Chibi
Von: abgemeldet
2006-06-06T13:19:54+00:00 06.06.2006 15:19
Mou so ne wohltuede massage von legolas hätt uch auch gern 8>.<ö
wue mma n supa kapi freu mich schon drauf wenns weiter geht
LG :3

byebye *monstaknuddelknutscha*
Von:  Yvonium
2006-06-04T17:01:29+00:00 04.06.2006 19:01
Ma wieder n supa Kapi *g*
Also schreibt schnell weiter, und ich bitte dann ma wieder um n ENS, ja?! :D
Von: abgemeldet
2006-06-04T12:15:35+00:00 04.06.2006 14:15
Jajaja Hamsta, du bist toll, du bist super. du bist der ultimative Erstleser! aber nicht vergessen, dasses noch andre Kapitel geben wird. Meine niederlage is nur von kurzer dauer und meine Rache wird grausamsein! Òó

Gut, ein paar habensich aufgeregt, dass noch nich viel passiert ist, aber lasst euch dadurch bloß nicht durcheinander bringen. Ihr habt eben geduld und könnt euch so lange zeit nehmen, wie ihr wollt. Schon klar, dass die weiblichen leser meine meinung nich vertreten werden, aber konzentriert euch auf mich! O_____Ôb
Ich hab recht und nich die Mädels die zahlenmäßig eh hier die Minderheit sind. Es is vollkommen in Ordnung wie ihr das macht - eeeehrlich! Ich glaub ja, wenn ich meine meinung mal zum besten geben darf, dass die beiden Freunde bleiben und dass der rest der story daraus besteht, wie sie sichaus dem weg gehen und die gescheiterte Beziehung beheulen. >__<
Das wär so schön und so perfekt dass es wiederrum nich funktioniert. Ich bleibe trotzdem dran. ^_^
*Bär nach Hamsta werf*
Da, nimm das! Ò_____ó
>______>
<______<
*an Hmasta rankriech*
*Bär schnapp*
*zurückkuller*
*in Bärenohr beiss*
Ù_____Ú
Von:  Leyla-Lovely
2006-06-03T22:10:05+00:00 04.06.2006 00:10
*anflatter*

Hallöchen, meine zwei Süßen! ^__^
Ich fand das Kapi wircklich sehr schön...Blos...
Hat alles, was ich mir schon zum Komi-schreiben zurechtgelegt hab, chiisu geschrieben!
T___T'
Ich find's umwerfend süß wie Legolas diese "neuen" Empfindungen in ihm so irritieren...Und wie er immer wieder in diese Grübbeleien über Aragorn fällt. Als er versucht hat Aragorn mit einem Wort zu beschreiben musste ich schmunseln, weil's einfach nur schön war. Einfach klasse!
*___*
Doch jetzt muss ich mal ein wenig Kritil üben:
ICH HAT MIR ETWAS MEHR VORGESTELLT!!!! Q____Q
Ich hab sooooooo~ gehofft, dass endlich mal was zwischen den beiden passiert! Ihr seid so gemein!!
TT______TT
Ich fand's einfach nur romantisch wie Lego-Stein Waldi's Rücken liebkost hat...sogar ein bisschen...hmm...sexy^^"
Blos, dass Waldi mal wieder nix mitbekommt und pennt, des fand ich so fies von euch!!
>_____<**
Wenn der wach gewesen wär'....aah...das wär doch wunderschön gewesen...da wär dann scho was zwischen den beiden passiert! *________*
MENNO!!
=____=°
Bitte, Mönschän! Jay!! Quält mich nich länger!! Lasst mal was passieren! BIIITTEEE!! *wasserfall heul*
*auf boden werf*
*strampel*
Ich freu mich schon abgötttisch auf das nächste Kapi!
Ich lieb euch für diese FF!!! °___°
*100000 küsse*

PS.: Na, was sagste etz, Natsu?? Hehehe...
Bin zwar net die erste aber dafür noch vor dir gewesen!
*schelmisch grinz*
Wer hat jetzt die Wetter verloren, hä?
^___~
PPS.: Kannst du mir bitte "Losta mae." übersetzen?? Ich kann doch kein Elbisch! ;___;

In aller Vorfreude auf das nächste Kapitel.
Dei Hamsta:-*
Von: abgemeldet
2006-06-03T15:11:32+00:00 03.06.2006 17:11
ach wie schön, ich bin die erste!! ^^
na, da muss ich mich ja mal ins zeug legen, oder?
vor allem, da es ja momentan das letzte kapitel ist... und ich euch irgendwie in stimmung halten will, um bald mehr zu lesen.
*hand vor den mund halt und laut lach*... XD... ^__~

nun gut... es ist ein wirklich sehr, sehr süßes kapitelchen... zuckersüß, und wenn ich nicht gerade erst beim zahnarzt gewesen wär, würd ich jetzt zur vorsorgeuntersuchung gehen und gucken lassen, ob ich karies habe! ^__~

nein, ernsthaft.
legolas' fürsorge ist... *grübel*... ich finde nicht das passende wort. ^^° es ist einfach nur schön. es tut gut, zu lesen, dass legolas' bemühungen aragorn helfen.
und das legolas auch selbst daran genuss empfindet, einfach bei aragorn zu sein, ihn zu spüren, ihm zu helfen. *lächel*

ich musste laut lachen, als aragorn am nächsten morgen aus dem bett fiel! zu niedlich, das hätte ich so gern gesehen. ^^
der große kämpfer, wie er erst grummelnd versucht, seine augen vor dem licht zu bewahren und dann aus dem bett fällt, sich verwirrt blinzelnd umguckt und daraufhin einfach versucht, auf dem boden weiterzuschlafen! *grins*
oh, und es hat mich so gefreut zu lesen, wie gut aragorn sich gefühlt hat! nach so langer zeit der schmerzen, die er fast schon nicht mehr wahnahm, weil sie so natürlich waren, ist es gut zu hören, dass es anfängt ihm besser zu gehen. dass er spaß am leben hat, hunger. und dass er sich so sehr zu legolas hingezogen fühlt, dass es ihm (beinahe) egal ist, was die leute darüber denken! ^____^

ich freue mich unmäßig auf das nächste kapitel, glaubt mir das! *smile* ich kann es wirklich kaum mehr erwarten! ^^ und wehe, mir wird keine mitteilung gesandt, wenn es weitergeht! *mit dem zeigefinger droh* XD

hmm... bitte beeilt euch. ihr braucht nicht hetzen, ich weiß ja selbst, dass dabei nicht wirklich das beste rauskommt. aber ich würde einen baldigen neuen teil schon mit freude begrüßen! *lach*

wünsche euch alles liebe, ihr göttlichen schreiberinnen und viel zeit zur muße... ^^

liebe grüße,
eure chiisu


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