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Das Leben liebt die Unsterblichkeit

~'*Legolas & Aragorn*'~
von

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*~baur~*

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baur - Bedürfnis

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Aragorn:
 

Ich wusste nicht, ob ich im nachhinein darüber lachen... oder doch lieber weinen sollte, als ich bemerkte, dass Legolas nicht den leisesten Hauch einer Ahnung davon hatte, was ich in ihm sah.

Eine Schönheit... eine faszinierende Gestalt... die doch nichts von ihrer Wirkung wusste. Er wandte sich einfach ab, ruhig und nickte schließlich zur Tür.

"Wir sollten gehen."

Und ich sah ihm nach. Vorerst noch immer am selben Platz verharrend, betrachtete ich mir seinen Rücken. Wie sehr wünschte ich mir nun die Freiheit, ihn zu umarmen. Diese Kleidung... deren Zweck ein anderer war, schürte meine Begierde. Und gerade deshalb jagte ich erneut meine Selbstbeherrschung an ihre Grenzen und ging ihm langsam und schweigend nach. Stetig verblieb mein Blick auf seinem Körper und folgte seinen Bewegungen.

Wieso sah er nichts?

Er musste doch geringstenfalls erahnen können, weshalb mein Augenmerk so intensiv an ihm haftete. Diese bloße Anmut... er musste doch wissen, dass es nicht einmal eine Frau gab... die ihm ebenbürtig war.

Lautlos seufzend trat ich auf die freie Fläche hinaus und atmete die neugeborene Abendluft ein. Es war ruhig. Die Stille herrschte nun über diese Stadt und es war eine fremdartige Ruhe. Nicht friedlich... nein, verlassen wirkte sie, doch flackernde Feuer offenbarten, dass so viele noch in ihr lebten, noch so viele... die ihre Trauer zeigen konnten. Und ich sah zu Legolas, der sich umsah... nur an seiner Miene war nichts zu erkennen.

Verstand er unsere Art der Verabschiedung von den Toten?

Nun... was dachte ich da? Es war nicht 'unsere', nicht meine Tradition. Es war gondorianische... und unter Umständen auch rohanische.

Und ich... ich wusste nicht, ob ich Zugehörigkeit verdiente.

So ging ich voran, gleichsam schritt auch Legolas neben mir und wir passierten die Stufen, um uns zu den Anderen zu gesellen. Nicht fernab erkannte ich Éowyn. Sie schien ebenso auf Legolas und mich aufmerksam geworden zu sein, denn flüchtig trafen sich unsere Blicke und mir wurde schwer ums Herz.

Lange Zeit... hatte sie die Eigenschaft zu lächeln. Selbst wenn es leidmütig war, versuchte sie es immerzu auf ihren Lippen zu belassen. Und nun war Theoden, der Mensch, der mir die schmerzvolle Geschichte der jungen Maid erzählte, tot.

Ich ließ den Kopf sinken.

Stolz war er im Leben... stolz im Tod. Aber dies war kein Trost... so viel Trauer... in dieser Atmosphäre wurde sie mir bewusst. Viel bedrückender, als wenn ich sie, die durch diesen Krieg zu Opfern wurden, in aller Einsamkeit in mein Herz geschlossen und verabschiedet hätte...

Flüsternd erhob sich eine Stimme, deren Worte ich zwar nicht verstand, mich jedoch wieder zum Aufblicken veranlasste. Leise Gebete aus dem Munde Éomers..

Ich spürte die Bewegung neben mir und beobachtete Legolas bei seiner eigenen Musterung, folgte seinen Ausgangspunkten und entdeckte unter ihnen die Hobbits... Ich glaubte, ich hatte die Halblinge zu Unrecht gescholten, ihrer Wehmut freien Lauf zu lassen, denn nun taten sie es und mir gefiel dieser Anblick nicht, so rücksichtslos es klingen mochte. All jene, die sich hier versammelten... sah ich lieber lächelnd. Leise schnappte ich nach Luft und mein Augenmerk richtete sich auf Gimli. Eine seltene Verschwiegenheit... eine, auf die ich mit allem Wohlwollen verzichten wollte. Gandalf, so auffällig in seiner markanten Kleidung, glich trotz allem nur einer hellen Statue...

Zu Beginn noch hatte ich an die Schönheit der Stadt denken müssen, wenn sie im Licht der Fackeln und Kerzen eine Ausstrahlung besäße, welche den Menschen Trost brachte. Nun fühlte ich mich belehrt. Dies würde keinen Trost spenden und ich ließ den Kopf abermals sinken. Ein leises Räuspern drang an mein Ohr und erneut regte sich Legolas. Unauffällige Gebären fanden bei mir ihre Aufmerksamkeit und mir kam der Gedanke eines gewissen Unmutes, der gebändigt wurde. Doch noch ehe ich mir Sicherheit verschaffen konnte, ertönte die Stimme Faramirs. Ekdemisch fixierte er die Kerze in seiner Hand, während er zurückhaltend zu Worten fand.

"Wir haben uns hier versammelt... und diese Nacht geben wir her, um derer zu gedenken, die auf der Suche nach dem Frieden diese Welt verließen... die Gefallenen. Noch nie zuvor waren es so viele..."

Ich musterte den jungen Mann, faltete die Hände vor dem Bauch und nickte in mich hinein. Es waren viele. Viele, die nicht hätten sterben müssen. Unzählige, die ich nicht kannte...

"Wir werden sie ehren, sollten die Zeiten des Friedens eines Tages zu uns zurückkehren. Und wir werden all jene wiedersehen, sollten wir selbst den Klingen des Feindes zum Opfer fallen." Fuhr ein anderer Mann fort und ich sah zum Himmel auf. Es war beileibe kein Trost. Jeder Ehrung zum Trotz... wenn das Herz es nicht akzeptierte, würde es keinen Trost geben. Und ich konnte der Tatsache eines sinnlosen Todes nicht aufrecht gegenüberstehen. So vieles hätte früher geschehen sollen... so viele Dinge zum rechten Zeitpunkt.

"Mein Vater... Denethor, Truchsess von Gondor. Und Boromir... mein Bruder."

Um der Ehrlichkeit wegen... wäre ich im Nachhinein der Andacht nicht nachgekommen. Die Erinnerung an den Tod Boromirs hatte ich verdrängt und nun lebte sie wieder auf. Tief zog ich die Luft in die Lunge und beließ den Blick in der Ferne. Er war nicht nur einer unter vielen... er war ein Gefährte und Freund gewesen. Ein Mensch, den ich als stolz und mutig kannte und der ebenso starb. Der Verlust eines Nahestehenden saß soviel tiefer, als alles andere. Nachdenklich lauschte ich dem unterdrückten Schluchzen der blonden Maid. Es gab keinen Balsam für diesen Schmerz...

"Heute Nacht...", ich dachte nicht nach, als ich selbst zur Sprache zurückfand. Keine Linderung waren diese Reden und dennoch ließ ich ab von der Beobachtung der Sterne und sah flüchtig zu Legolas, da ich diese Worte vielmehr an ihn richtete, als an die Menschen um uns herum. Und dem Wind, der mein Flüstern davontrug, "... und in jedem vorstellbaren Augenblick gedenken wir derer, die sich für uns aufopferten, obgleich es nicht ihre Pflicht war." Ich straffte die Schultern und seufzte leise. "Heute Nacht ehren wir das Volk der Elben, welches sich Rohan zur Seite stellte und ehrenvoll kämpfte." Ich achtete nicht auf die Blicke der Menschen, die nicht verstanden, wem ich gedachte. Es war kein Trost, aber eine Erinnerung, auf dass sie nicht in Vergessenheit gerieten. "Auf dass sie ihre Ewigkeit im Jenseits finden, obgleich wir sie im Herzen bewahren und nicht loslassen werden. In würdevollem Gedenken an Haldir ó Lorien und dem Volke Bruchtals sowie Lothloriens. In stolzem Gedenken an Balin von Moria und dem Zwergenvolk." Ich dämpfte die Stimme, bis nur noch ein Hauch eines Tones über meine Lippen trat. "Heute Nacht gedenken wir allen freien Völkern Mittelerdes, die für ihre Hoffnung kämpften und starben. Mögen sie in Frieden ruhen."

Und ich hob den Kopf und schloss die Augen, atmete tief ein und spürte, wie sich mein Herz erleichterte. Niemals würde ich jene vergessen, die uns diesen Weg darlegten. Und meine Hoffnung stärkte sich, da ich mein Vertrauen auf zwei beharrliche Hobbits setzte. Doch vermutete ich, als ich meinen Blick geruhsam auf die Menschen richtete, dass ich der einzige war, der diese Erleichterung verspürte. Es zeigte sich keine Veränderung in den Mienen und es verführte mich geradezu, dieser Wirkung erneut zu unterliegen. Es schien nur einen neben mir zu geben, der sich nunmehr dieser Stimmung entzog. Zwar gewiss nicht unter denselben Eindrücken, doch mit derselben Absicht. Ich erahnte es schon bei der ersten verräterischen Bewegung. So wandte ich mich direkt an Legolas, besah ihn mir noch einmal ausdrücklich, ehe ich ein leichtes Lächeln offenbarte.

"Ich werde mich nun zurückziehen." Sehr gern ließ ich mir Zeit, meine Worte auszusprechen... es brachte mir einige Momente mehr, in denen ich sein Gesicht mustern konnte, zumal er eventuell auf die folgenden Worte hoffte. "Möchtest du mich begleiten?"

Er ließ nicht lange auf eine Antwort warten und nickte. Mein Lächeln verstärkte sich für einen Augenblick, ehe ich mich abwandte und bedächtig zur Treppe zurückging. Flüchtig warf ich einen Blick zu Gandalf, als hätte ich bemerkt, wie er uns nachsah und nickte ihm verabschiedend zu, ehe ich die Stufen hinauf in den Thronsaal bestieg. Kaum, dass wir den Saal betraten, beschleunigte ich meine Schritte ein wenig, um zu dem Nebenraum zu gelangen. Ich trauerte mit den Menschen Gondors... und Rohans. Doch ich verlor die Zuversicht, würde ich die Nacht neben ihnen verweilen. Ruhig griff ich nach meinen Kleidern, packte die Stiefel und wartete auf Legolas. Und während ich ausharrte, bemerkte ich die aufkeimende Müdigkeit, die sich in meinen Gliedern bemerkbar machte. Dieser Tag hatte nicht an meinen Kräften gezehrt und doch fühlte ich mich matt. Sobald Legolas wieder zu mir trat, durchschritten wir die Kammer zu einer weiteren Tür.

Es folgte ein langer Gang, der uns über eine Treppe zu dem nächsten Ring führte.

Behaglich schritten wir hinab und fanden uns alsbald auf offener Straße wieder.

Ich verblieb schweigsam... und Legolas ebenso. Doch es war keine quälende Stille zwischen uns, wie die, die zwischen den Trauernden herrschte. Die Kerzen an den Straßenrändern erhellten uns den Weg und behände führte er uns an den Menschen vorbei, die sich zur Andacht auf den Straßen versammelten. Klagende Töne waren unsere Begleiter und lediglich unsere Schritte waren es, die in ihren Geräuschen unbeteiligt wirkten. Umso beruhigender war der Abstieg zum gewünschten Ring, in welchem unsere Schlafgemächer lagen. Ich ging nun wieder langsamer, genoss die Stille der getrosten Zweisamkeit und kam schließlich zum Stehen, als wir die Kammern erreichten. Erneut wandte ich mich an Legolas.

"Unsere Pflicht beginnt in früher Stunde." Ich ließ den Blick sinken und kam nicht umher, ihn nochmals von den Füßen an vollends zu begutachten... dieser Anblick würde sich kein weiteres Mal ergeben. "Deshalb erhol dich gut." Ich lächelte, drehte mich um und legte die Hand auf die Klinke. Noch ehe ich sie hinabdrückte, sah ich nochmals zurück und lächelte... es war ein verlegendes Lächeln, so dachte ich mir. "Und hab Dank für deine Bemühungen."
 

Legolas:
 

Ich wusste nicht, wieviel Zeit bereits an mir vorübergegangen war. Die Nacht konnte finsterer nicht sein und die allseits herrschende Stimmung ließ einjeden Moment zu einer Ewigkeit werden, die mir etwaige Beurteilung untersagte. Viele Stimmen erhoben sich, viele Worte wurden in Andacht gesprochen und lange Zeit sah ich allein zum düstren Himmel auf und gedachte anderer, deren Eingreifen in diesen Krieg weitestgehend unbekannt und doch von solch großer Bedeutung gewesen war. Derer, denen der Tod die Ewigkeit nahm...

Ich wollte nicht behaupten, dass mir mein Aufenthalt in diesem Kreis überaus schwerfiel. Nein, er brachte mir Unanehmlichkeiten, neben denen dennoch eine Hemmung existierte, die mich am Gehen hinderte. Jene Verhaltensweisen waren so irritierend, sie zu ergründen verlangte ein zu hohes Maß an Anstrengung und ich hielt mich von jeglichen Versuchen fern. Mochte ich es auch ergründen... verstehen würde ich es niemals und jene Sitten würden fortgesetzt werden.

"Heute Nacht...", erhob sich eine nur zu bekannte Stimme und ich erwachte aus meiner Absenz. Viel Gemurmel war zu mir gedrungen und doch waren es diese zwei Worte, die mich wach riefen. Geruhsam wandte ich mich zur Seite und erblickte Aragorn, der, scheinbar tief in sich gekehrt, dort stand, "... und in jedem vorstellbaren Augenblick gedenken wir derer, die sich für uns aufopferten, obgleich es nicht ihre Pflicht war."

Beinahe war ich nahe davor gewesen, ihm wieder den Rücken zu kehren, doch blieben meine Augen länger an ihm haften. Selbst, als er diesen Blickkontakt seltsam zielstrebig erwiderte, entfloh ich ihm nicht und wandte mich erst nach einem vergänglichen Zögern nach vorn.

Wie rechtens er doch sprach...

Viele gab es, die Väter, Söhne, Brüder, Freunde und Verbündete verloren hatten... und viele Namen waren bislang gefallen, ohne dass ich einen der Bestimmten unter ihnen wahrgenommen hatte. Es war eigenartig...

In Anbetracht seines Wesens sollte es mich nicht verwundern, dass er die Worte aussprach, die ich für mich behielt. Zu offen schien mein Denken zu sein und dennoch kam einjedes Flüstern seiner Stimme aus tiefstem und reinstem Herzen.

Es... tat gut... dies zu hören und ich senkte die Lider, um mir einjedes Wort zu verinnerlichen.

"Heute Nacht ehren wir das Volk der Elben, welches sich Rohan zur Seite stellte und ehrenvoll kämpfte. Auf dass sie ihre Ewigkeit im Jenseits finden, obgleich wir sie im Herzen bewahren und nicht loslassen werden. In würdevollem Gedenken an Haldir ó Lorien und dem Volke Bruchtals, sowie Lothloriens."

Ich nickte tief und lange, schöpfte Atem und stieß ihn mit einem Hauch der Erleichterung aus. Vieles war gesagt und vieles blieb dennoch offen...

"In stolzem Gedenken an Balin von Moria und dem Zwergenvolk." Seine Stimme sank zu einem schwachen Flüstern und doch vernahm ich sie deutlich. "Heute Nacht gedenken wir allen freien Völker Mittelerdes, die für ihre Hoffnung kämpften und starben. Mögen sie in Frieden ruhen."

Ich blinzelte zur Seite, konnte der Verlockung des weißen Baumes nicht widerstehen und verlor erneut die Konzentration auf die Andacht. All diese Wirkungen und Anlässe drangen nicht tief. Oberflächlich waren sie und von kurzer Dauer. Während die Stille um mich herum nur noch bedrückender wurde, spreizte ich flüchtig die Finger und blickte um mich.

Wie lange gedachten sie noch hier auszuharren?

Zwei Stunden mochten es schon sein und ich, der die Art der menschlichen Trauer nicht zu fühlen vermochte, sah meinen Aufenthalt hier stetig als gezwungener an. Ich presste die Lippen aufeinander und vielmehr verlangte es mir danach, etwas anderweitiges zu tun. Etwas, das doch von viel größerer Wichtigkeit war...

Aus den Augenwinkeln erfasste ich eine Bewegung und als ich ihr folgte, trat Aragorn zu mir. Still musterte er mich... auf eine Art, die ich nicht einzuschätzen wusste. So erwiderte ich seinen Blick erwartungsvoll und sah bald ein sanftes Lächeln, welches seine Lippen formte.

"Ich werde mich nun zurückziehen." Meinte er leise und rücksichtsvoll der stillen Trauer gegenüber und ich lugte flüchtig zu Seite, fühlte mich umso bestärkter in meinem Willen, diesen Ort ebenso zu verlassen. Ich spähte zu Faramir, der scheinbar noch lange Zeit verharren wollte, sah auch zu Eowyn, die noch immer in Gedanken versunken war. Und die anderen... die noch Zeit benötigten.

"Möchtest du mich begleiten?"

Überraschend kam diese Frage durchaus, doch wäre sie ersichtlich gewesen, hätte ich mich auf Aragorn fixiert. Er wusste zu gut um mein Empfinden, als dass er mich hier zurückließ und mir den Anstoß verwehrte, den ich zu jener Entscheidung benötigte. Kaum sprach er aus, da nickte ich auch schon und als wäre einjeder Moment des Wartens von Bedeutung, verlangte es mir einiges ab, ruhigen Schrittes zu gehen, Faramir zuzunicken und an Aragorns Seite zu jener Treppe zurückzukehren.

Erleichterung... nun war sie es wahrlich.

Der Abstand, den einjeder Schritt schuf, die Abgrenzung, zu der in gewissen Momenten eine immense Angewiesenheit bestand. Es verlangte mir nicht nach restlosem Abschotten. Es verlangte mir nicht nach Einsamkeit... einzig und allein nach Bewahrung meiner Eigenarten.

Neben Aragorn trat ich in jenen Thronsaal zurück und schweigend folgte ich ihm zu dem Raum, in dem wir jene Trachten angelegt hatten. Sein Anblick vertrieb jedwede Grübelei und ein längst abgesehenes Vorhaben drängte sich in den Vordergrund meiner Aufmerksamkeit. Ich betrachtete ihn mir genau, als er kurz vor mir ging, als er dann stehenblieb und seine Kleidung an sich nahm. Flüchtig streifte ihn auch mein Blick, als ich an ihm vorüberzog und zu meinem eigenen Platz fand. Suchend besah ich mir die Bank und mit Wohlwollen erspähte ich ein Bündel. Ein dunkles Tuch verbarg einen geheimnisvollen Inhalt in sich... der Heiler hatte sein Wort gehalten und in mir sträubte sich nichts gegen mein Ziel, welches ich in dieser Nacht erreichen wollte. Mehr noch strebte ich dem mit Entschlossenheit entgegen und obgleich es sich um Aragorn handelte, würde ich keine Antwort von ihm benötigen.

Gemächlich nahm ich das Bündel an mich, hob auch meine Kleidung über den Arm und folgte Aragorn, der einen anderen Rückweg zu nutzen schien, mich mit einer knappen Kopfbewegung auf den Gang aufmerksam machte und diesen betrat. Still gingen wir so unseres Weges, schritten nebeneinander und zogen vorbei an vielen Kerzen, an vielen Fackeln und an Menschen, die sich versammelt hatten, gemeinsam zu trauern und der Tradition zu folgen, der ich mit so wenig Verständnis begegnete. Ich blickte ihnen nach, nahm mir Zeit für Beobachtungen und bald darauf erreichten wir jene Flure, in denen sich unsere Unterkünfte befanden.

Ich war ruhig, fand Entspannung in einjeder Bewegung und annähernd war ich das Gegenteil meines Weggefährten. Ich registrierte seine offensichtliche Müdigkeit, die doch so gar nicht nachvollziehbar war. Ich selbst hatte mich um seine Schonung an diesem Tag gekümmert, hatte ihn keinen Pflichten ausgeliefert und sah nun dennoch seine besorgende Schwäche. Doch schenkte ich ihr keine deutliche Aufmerksamkeit und blieb stehen, als auch er innehielt. Ich betrachtete mir jene Tür, die Banner und so mussten wir an seinem Zimmer angelangt sein. Ich drehte mich auf den Ballen, blickte zurück und raffte meine Kleidung höher.

"Unsere Pflicht beginnt in früher Stunde." Erhob sich seine Stimme und auch sie ließ ich unbeachtet an mir vorbeischweifen, selbst noch in die Musterung der Gegend vertieft und mehr als unaufmerksam. "Deshalb erhol dich gut."

Somit wandte er sich ab und erst jetzt drehte ich mich wieder zu ihm, ertappte seine Hand dabei, wie sie bereits die Tür öffnete und ein seltsames Lächeln, welches seinem Gesicht Ausdruck verlieh. "Und hab Dank für deine Bemühungen."

"Es gibt nichts, für das du mir Dank entgegenbringen müsstest." Erwiderte ich selbst schmunzelnd und er hielt kurzweilig inne in seinem raschen Vorhaben. Seine Hand verharrte auf der Klinke, doch versuchte er mir mit einem täuschend einsichtigen Nicken zu entgehen und erneut brachte ich ihn davon ab. "Doch bitte ich dich, bislang auf den Schlaf zu verzichten."

Erneut sah er zu mir und blanke Irritation stellte seine Mimik dar. Nichts anderes hatte ich mir vorgestellt, nichts anderes erwartet.

"Besser wirst du zur Ruhe finden, wenn deine Verletzungen ein weiteres Mal und auf andere Art behandelt werden." Ich kostete den Moment aus, in dem sich sein Mund öffnete und er dennoch keinen Ton hervorbrachte. In dem sich seine Augen fassungslos weiteten und sich die Hand von der Klinke löste. Er starrte mich an, als stünde ein wahrhaftiges Schreckgespenst vor ihm und mein Lächeln vertiefte sich deutlich. "Ich möchte es gern übernehmen."

Und nun war der Zeitpunkt gekommen, an dem ich nicht auf seine Antwort wartete. Mehr als nur bekannt war es mir... das Können, mit dem er diversen Dingen entging und die Bescheidenheit, in der er jedwede Aufmerksamkeit von sich wies. Reglos hafteten seine Augen an mir, schnell unterbrach ihn ein rasches Blinzeln und als das erste Murmeln eines Widerspruches über seine unentschlossenen Lippen kam, näherte ich mich ihm bereits um einen Schritt.

"Ich werde deine Zeit nicht lange in Anspruch nehmen." Verschaffte ich ihm eine erste Besänftigung und gleichsam tastete ich selbst nach der Klinke, neigte mich an ihm vorbei und öffnete die Tür.

"Äh..."

"Du selbst sprachst von den Herausforderungen der nächsten Tage." Unterbrach ich ihn besonnen und er trat zögerlich zurück, hinein in sein Zimmer. "Wir alle benötigen Kräfte, um diese zu überstehen und du stellst wahrlich keinen Unterschied zu anderen dar."

Zum erneuten Male trat ich in sein Zimmer, doch führte mich diesmal eine andere Absicht hierher und die Angst war nicht mein Begleiter. Mit ruhiger Hand schloss ich die Tür hinter uns und sah Aragorn unschlüssig innehalten, als ich mich zu ihm wandte. Er wirkte so ratlos, obgleich er in diesen Momenten zu nichts verpflichtet war. Keine Herausforderung seinerseits, keine Mühen, keine Anstrengungen...

Dies war das Letzte, was ich beabsichtigte und so bat ich ihn mit einer geduldigen Handgeste, sich auf dem Bett niederzulassen. Ich glaubte auch, eine stockende Reaktion wahrzunehmen, wandte mich jedoch ab und legte das Bündel behutsam auf einen Schemel, bevor ich selbst das lange Übergewand von meinen Schultern streifte und dieses nur beiläufig über die Lehne eines Stuhles hing. Ein kurzer Blick zur Seite brachte mir die Gewissheit, dass Aragorn die Fähigkeit zur Bewegung zurückerlangt zu haben schien. Unschlüssig saß er dort auf dem Laken und unsere Augen begegneten sich, sobald ich zu ihm schaute. Indessen griff ich nach den schwarzen Handschuhen, zupfte kurz an den einzelnen Fingern und zog sie sodann von meinen Händen, auf dass diese mir zu größerer Geschicklichkeit gereichen würden. Schweigend sahen wir uns an, untätig wartete er dort und ich blinzelte erwartungsvoll, legte den Kopf schief und tastete währenddessen nach den Ärmeln des Hemdes. Geruhsam streifte ich sie höher und entblößte meine Arme bis zu den Ellbogen.

"Bitte." Ich hob flüchtig die Hand. "Entkleide dich."

Somit wandte ich mich auch schon dem Schemel zu, kniete mich vor ihm nieder und löste sorgsam den dunklen Stoff, das freizulegen, was er in sich verbarg. Eine steinerne Schale war es unter anderem. Zwei gläserne Fläschchen und ein Beutel aus Stoff, zu dem ich meine Hand zuerst führte. Ich hob ihn zu meinem Gesicht, schloss die Augen und nahm einen vertrauten Geruch in mir auf. Ein vergängliches Lächeln streifte meine Lippen, als ich wieder blinzelte und leicht nickte.

Ja, dies war es, worum ich gebeten hatte...

Ich legte den Beutel zurück, griff nach einem der beiden Fläschchen und zog den kleinen Holzstift aus dem schmalen Hals. Sogleich strömte mir ein weiterer Duft entgegen. Dies war ein Öl... gewonnen aus einer Pflanze, die seltener nicht sein konnte. Welch ein Glück, dass die weisen Heiler auch derer habhaft geworden waren. Ein leises Ächzen ließ mich in meinen Bewegungen innehalten und aufblicken. Eine Qual schien es für Aragorn zu sein, sich der Robe zu entledigen und nur kurz betrachtete ich mir seine angespannte Miene, bevor ich das Fläschchen zurückstellte und mich erhob.

Wieder dieser Unglaube in seinen Augen, als ich zu ihm trat.

Wieder diese Verwunderung in seiner Mimik.

Mit einem Lächeln versuchte ich seine Befangenheit zu besänftigen, nur langsam und bedächtig bewegte ich mich, wollte nicht der Hast verfallen und ihm stattdessen etwaige Ruhe gönnen. Soviel, wie ich auszustrahlen vermochte. Ich kauerte mich neben ihm zu Boden, erhob mich auf die Knie und flüchtig streifte mein Blick seinen Hals, bevor ich den Kopf senkte und gleichsam die Finger in dem Saum des Hemdes vergrub.

"Sachte." Murmelte ich leise, als ich den Stoff höherzog, mit den Fingerknöcheln stetig seine Haut streifend und mir dessen überaus bewusst. Dennoch verharrte ich entspannt, als ich mich höher reckte und das Hemd behutsam über seine Schultern zog. Verbände umschlangen beinahe seinen gesamten Leib, Umschläge und Binden. Soviele an der Zahl, dass es den Anschein erweckte, als wären die Wunden von so akutem Ausmaß, dass es ihm ein Unmögliches sein musste, sich auf den Beinen zu halten. Ich betrachtete mir all dies genau, nachdem ich die Hände aus dem Hemd gelöst und Aragorn den Rest überlassen hatte. Und während er sich noch wand und den Stoff dann bei Seite legte, streiften meine Finger den rauen Stoff der Verbände.

Es gab wahrhaft viel zu tun.

Ohne ein weiteres Mal zu seinem Gesicht aufzublicken, blieb ich neben ihm kauern, betastete die Umschläge und fand rasch deren Ende. Besonnen begann ich so die Verbände zu lösen, neigte mich näher zu ihm, tastete über seinen Rücken und brachte dabei soviel Vorsicht auf, wie mir möglich war. Sachte und flüchtig waren meine Berührungen, aufmerksam und geschult verfolgten meine Augen die Arbeit meiner Hände und viel offenbarten sie mir. Prellungen, Blessuren, Schrammen... sie zogen sich auffallend über seinen gesamten Leib und stockend verlangsamten sich auch meine Bewegungen, als ich die Verbände sinken ließ und auf dem Boden ablegte. Keinen meiner Blicke verbarg ich hinter täuschenden Absichten, offen und deutlich tat ich meine Untersuchung kund und mehr war es in jenen Momenten auch nicht. Ein Beistand...

Eine Hilfe, die ich einem wichtigen Menschen sein wollte, so wie er mir sie oft gewesen war. Ich verzog die Brauen, als ich die Fingerkuppen auf seinen flachen Bauch setzte. Behutsam übte ich Druck auf die Haut aus, fühlte und betastete.

Sein Leib war schlank und gezeichnet von vielen Narben, die nie vergingen, die von Kämpfen berichteten, von Wunden und doch ebenso von Siegen. Deutlich hoben sich Muskeln an seinen Schultern hervor, auch kräftige Oberarme ließen sich betrachten. Ein wohlgeformtes Schlüsselbein, umspielt von den wirren Strähnen des dunklen Haares. Und überall erblickte ich bläuliche, gar dunkelrote Verfärbungen, deren Pein ich gern lindern wollte.

Nach wenigen weiteren begutachtenden Blicken erhob ich mich und kurz noch legte sich meine Hand auf seine Schulter und ich fühlte die Festigkeit der Verspannung, die Muskeln, deren Beanspruchung gegenwärtig doch so unnötig war. So kam ich auf die Beine und kehrte zu jenem Schemel zurück, vor den ich mich erneut kniete, die letzten Vorkehrungen zu treffen.

Der Anblick, der sich mir geboten hatte, ließ mich weniger Zeit damit zubringen, den kleinen Beutel zu öffnen und das feine Pulver der zerstößelten Kräuter in die Schale zu geben. Zügig träufelte ich auch das Öl beider Fläschchen hinein und vermengte die Tinktur mit einem kleinen Stäbchen. So kehrte ich alsbald zu ihm zurück, ließ mich diesmal ihm gegenüber auf dem Bett nieder und stellte die Schale behutsam neben mir auf das Laken. Abermals trafen sich unsere Blicke, bevor ich etwas näher zu ihm rückte und sachte nach seinem rechten Handgelenk griff. Die Schulter wies die ärgsten Blessuren auf und so wollte ich mit diesem Arm beginnen. Lange Zeit würde ich für diese Behandlung benötigen, doch versprach sie in all ihren Umständen größeren Erfolg. Bedacht hob ich seinen Arm, hob ihn bis zu meiner Schulter und platzierte seine Hand auf dieser, so dass seine Haltung der Behandlung entgegenkam und es uns beiden leichter fiel. Aufmerksam betrachtete ich mir den Arm, löste die Hand von der, die reglos auf meiner Schulter lag und bettete sie vorsichtig auf dem Oberarm. Ich traf auf eine geprellte Stelle, betastete sie rücksichtsvoll und ließ die Hand höhergleiten, bis sie zu seiner Schulter gelangte. Konzentriert vertiefte ich mich in diese Behandlung und kurz berührte ich seinen Ellbogen mit der anderen Hand, bevor ich diese nach der Schale ausstreckte und die Fingerkuppen in das Öl tauchte.

Viel hatte man mich gelehrt...

Ich verzog fokussiert die Brauen, setzte die öligen Finger auf jene verletzte Stelle und ließ die gesamte Handfläche folgen. Viel Beachtung legte ich darauf, wenig Druck auf ihn auszuüben, so schonend zu sein, wie nur irgend möglich. Langsam bettete ich so die Hand auf seinem Arm, ließ sie hinabgleiten und verteilte die Tinktur mit aller Geduld auf seiner Haut.
 

Aragorn:
 

"Es gibt nichts, für das du mir Dank entgegenbringen müsstest." Antwortete er mir und ich wunderte mich, da ich mit keiner Erwiderung rechnete. Ich sah ihn an, legte den Kopf etwas schief und nickte schließlich. Ich nahm es so hin, wie er es aussprach, da ich um seine Art wusste, in der er es als Selbstverständlichkeit abtat, wenn er sich um mich sorgte. Für mich war es eine Besonderheit, der ich mich noch erkenntlich zeigen würde... so dachte ich, als ich mich wieder umwandte und die Klinke hinabdrücken wollte.

"Doch bitte ich dich, bislang auf den Schlaf zu verzichten." Fragend ließ ich meine Bewegungen von Neuem verebben und drehte mich ein weiteres Mal zu Legolas.

Ich glaubte...

"Besser wirst du zur Ruhe finden, wenn deine Verletzungen ein weiteres Mal und auf andere Art behandelt werden." Es war ihm eine rege Freude, mich schweigend zu erleben. Verwirrt und irritiert von seiner Handlungsweise, in der ich sichtlich überfordert wurde. Er lächelte sicher.

"Ich möchte es gern übernehmen." Verstört runzelte ich die Stirn, blinzelte und gedachte, einen Widerspruch einzulegen. Doch ehe ich überhaupt dazu ansetzen konnte und bislang nur desorganisierte Wortfetzen von mir gab, trat er zu mir und legte selbst die Hand an die Klinke.

"Ich werde deine Zeit nicht lange in Anspruch nehmen." Er drückte sie hinab und drängte mich förmlich in mein eigenes Zimmer.

"Äh..."

"Du selbst sprachst von den Herausforderungen der nächsten Tage. Wir alle benötigen Kräfte, um diese zu überstehen und du stellst wahrlich keinen Unterschied zu anderen dar."

Inmitten meines eigenen Zimmers stand ich unschlüssig und legte die Stirn erneut in Falten. Wieso sorgte er sich nicht um sich selbst? Am heutigen Tag... wo die Nacht bereits rasch vorangeschritten war, sollte er sich seiner eigenen Meditation hingeben und nicht mir, einem einfachen Menschen mit normalen Verletzungen beistehen. Oftmals hatte ich nun in seiner Nähe Schwäche preisgegeben, doch war dies kein Grund, Bemühungen immer und immer an mich zu richten. Wie sollte ich damit umgehen?

Legolas hob die Hand und verlangte, dass ich mich setzte. Ich tat es und legte die Hände zu meinen Seiten an die Bettkante. Unruhig sah ich zu, wie sich der Elb von seinem Übergewand befreite und es ablegte. Etwas angespannt fuhr ich mir mit der Zunge über die Lippen. Sein Blick streifte den meinen und ich spürte meine eigene Aufregung bei jeder Bewegung, die er tat. Das Gewand gab nun frei, was man selten nur betrachten durfte. Sein schlanker Leib in diesem wundervollen, dünnen Stoff, der zu verführerischen Dingen einlud. Und so sehr ich mich zwingen wollte, den Blick abzuwenden... um so intensiver verblieb er bei der Beobachtung.

Es war ungerecht, dass er sich annähernd vor mir auszog und ich mich schelten musste, da mir der Sinn nach Berührungen stand. Wieder einmal war es seine berückende Naivität, in der er nicht den Hauch einer Ahnung von seiner Handlung hatte. Ich wollte mich verfluchen, da es mir schon gefiel, wie er sich von den Handschuhen befreite. Dinge, die ich schon lange kannte... seine Hände, die knabenhaften Finger, sein Handgelenk, das sich noch selten unter den langen Ärmeln hervortat und damit noch verführerischer wirkte. Man konnte wohl meinen, dass es mir da schwer fiel, seine Musterungen zu erwidern, standhaft seinen Blicken zu trotzen... doch neben der fragwürdigen Ergriffenheit, die ich fühlte, war die Neugierde von höherer Präsens. So schluckte ich schwer, als er auch noch begann, die Ärmel hochzukrempeln. Ein jeder verstand wohl, was dies bedeutete... für mich...

Für mich war dies ein unglaubliches Zeichen von Vertrauen... entblößte Arme und die freie Sicht auf dunkle Narben, die er vor keiner langen Zeit noch zutiefst verabscheute. Mit welcher Gleichgültigkeit er sie strafte, bewies mir seine unaufhörliche Stärke, die er als Krieger besaß und seine äußerliche Zierlichkeit widerlegte. Es war wundervoll, ihn zu beobachten...

"Bitte. Entkleide dich."

Ich kniff ein Auge zu und fühlte mich gar getroffen. Entkleiden...? Abgelenkt von der Beobachtung, vergaß ich, dass er nur hier war, um sich um meine Wunden zu sorgen. Und so war es gleich eines heftigen Schlages... die Vorstellung mit freiem Oberkörper vor ihm zu sitzen. Rätselnd tippte ich mit den Fingern auf das Laken und sah zu, wie sich Legolas vor den Schemel hockte und das gebündelte Tuch öffnete. Viel erkannte ich nicht, da mir der Rücken des Blonden die Sicht versperrte und nach wenigen Atemzügen gab ich auf, dahinterzukommen und seufzte leise. So tat ich, wie mir geheißen und befreite mich erst einmal von dem Übergewand. Unbeachtet legte ich es ab und begann einen seltsamen Kampf mit dem Hemd. Leicht war es im normalen Fall, doch stellte es sich als äußerst schwierig heraus, als ich auch nur die Hände an den Saum legte und es hinaufziehen wollte. In der Schulter ergab sich ein unangenehmes Ziehen und ich biss die Zähne aufeinander, zog es und konnte doch ein Ächzen nicht unterdrücken. Wie leicht man so hilflos werden konnte... allein durch eine unglückliche Verletzung. Und nun war sie mir eine rege Plage und ich kämpfte weiter. Nur nicht lang... und jeder Schmerz erschien mir nichtig, als ich plötzlich bemerkte, wie sich Legolas zu mir gesellte und geruhsam lächelte. Es war eine traumhafte Beobachtung, geführt von Verwunderung, als er sich in aller Gelassenheit neben das Bett kauerte und wahrhaftig im Begriff war, mir eine Hilfe zu sein... bei solch einem kleinen Vorhaben. Vorsichtig legte er die Hände an den Saum meines Hemdes und ich ließ gleichsam ab davon.

"Sachte." Seine Finger streiften stetig meine Haut, als er in aller Zärtlichkeit das Hemd hinaufzog. Eine Atmosphäre, die zur Entfesselung meines Gefühlschaos nicht passender hätte sein können. Wenn auch unbeabsichtigt, waren wir uns nah und je höher er gelangte, umso intensiver nahm ich seine Berührungen wahr. Gelockt von der Unterbrechung durch sämtliche Bandagen, wartete ich geduldig und hob matt die Arme, ehe er erneut meine Haut streifte. Ein Schritt, eine Bewegung und ich könnte sehen, was in seinem Herzen tobte... Welche Reaktion ihn verriet, würde das Geheimnis der schleierhaften Schweigsamkeit über jene Nacht lüften und mir einjede Antwort geben, die ich verlangte. Doch zu sehr genoss ich seine Nähe, seine Regung, als er sich streckte und mir bei der Befreiung der Arme half. Soweit es mir erlaubt war, sah ich ihn dabei an, neutral, ohne meinen Sinn für meine Gedanken preiszugeben. Denn nie würde ich es wagen, ihn zu einer Antwort zu zwingen...

Langsam ließ er wieder ab von mir und ich trug Sorge für die letzte Entledigung des Hemdes. Es war mir ein leichtes und so fand es seinen Platz bei dem Übergewand. Und dann... gab ich mich wieder der Bewegungslosigkeit hin.

Hatte Legolas vergessen, was in mir vorging?

Wie lieb mir seine Nähe war und wie teuer ich sie dennoch erkaufte?

Konzentriert betrachtete er die Verbände um meinen Körper. Längst hatte ich mich mit ihnen abgefunden, längst hatten sie an Wichtigkeit verloren. Sie gehörten zu mir und noch oft und lang würde ich sie am Leibe tragen. Nur nicht in diesen Augenblicken... Legolas neigte sich zu mir und rührte an dem rauen Stoff, begann in aller Achtsamkeit die Verbände zu lösen, während ich meine Arme überlegt von ihm fernhielt. Lang sollte diese Nacht andauern und unter keinen Umständen wollte ich sie mit leichtfertigen Entscheidungen verkürzen. Selbst, wenn ich meinen süßen Leidensweg damit streckte... er war es wert.

So hielt meine Beobachtung an und ich blickte hinab, versuchte die Mimik des Elben zu studieren und gab mich oftmals der Verführung seines Duftes hin und atmete tief ein. Offen zeigte er seine seltsame Verblüffung für Verwundungen, die jedoch gewiss einige Soldaten an sich hatten. Bedächtig tastete er meinen Bauch ab und ich verfolgte seine sorgsamen Blicke. Wenn auch arglos, lächelte ich flüchtig in mich hinein. Es war paradox, da meine Ungewissheit nicht gestillt wurde und ich mich dennoch seiner Fürsorge wegen erfreute, obgleich ich mich einer gelegentlichen Gänsehaut nicht entziehen konnte.

Was war dies für eine Nacht, in der wir unter uns waren und aus unerfindlichen Gründen nichts mit uns geschah. Anders als die letzte Nacht, in der ich jede Selbstbeherrschung verlor. Geschäftig legte sich seine Hand auf meine Schulter, ehe er sich umwandte. Ich wartete geduldig und beließ mein Augenmerk weiterhin auf ihm.

Woran lag es nur, dass einzig ich zu erkennen vermochte, welches Antlitz durch Mittelerde streifte? Ohne weitere Beachtung... da man von dem kühlen Elbenvolk Schönheit kannte und er damit keine Besonderheit für andere Augen war. Doch viel mehr noch war es seine Eigenart, die mein Blut in Wallung geraten und mich heiß und kalt erschaudern ließ. Warum sahen es andere nicht?

Nach kurzer Zeit kehrte Legolas zu mir zurück und setzte sich zu mir auf das Bett. Unsere Blicke trafen sich ein weiteres Mal und erneut verharrte ich in meiner bewussten Abwesenheit, ehe er zu mir rückte.

Seltsam... wie des öfteren schlug mein Herz im schnellen Takt und beschleunigte meinen Atem, den ich mit aller Macht leise hielt. Strapazierend und gleichsam besinnlich war der Moment, in dem wir uns nahe waren und sich meine Muskeln vor lauter Ehrfurcht verspannten. Zugleich amüsant, wie leicht er mich doch in der Hand hatte und wie ergeben ich seinen stummen Anweisungen folgte.

Er griff bedachtsam nach meinem Handgelenk und ich hob den Arm, legte den Kopf schief. Erwartungsvoll und neugierig war ich auf das, was folgte und fand meine Hand alsbald auf seiner Schulter wieder. Unauffällig regten sich meine Finger und berührten die langen, blonden Strähnen, fuhren, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, den geflochtenen Zopf entlang und verweilten wieder ruhig.

Legolas dagegen löste die Hand von meinem Handgelenk und legte sie fortan auf meinen Oberarm. Er berührte eine Prellung und meine Finger zuckten, als er zu meiner Schulter wanderte. Für ihn war es wohl einzig eine Behandlung, die Erfolg versprach... für mich war es eine Zärtlichkeit, nach der ich mich tief im Innersten sehnte. Seine andere Hand legte sich kontrolliert auf meinen Ellbogen, ehe sie zu der steinernen Schale wanderte und sich die Finger in die ölige Flüssigkeit tauchten. Kühlend legte sich der Film auf meine Haut, verwöhnte meine Sinne mit dem frischen Geruch feiner Kräuter, als Legolas gewissenhaft begann, die verletzten Stellen mit der Tinktur einzureiben.

So sorgsam... und ohne anderweitige Gedanken zu hegen?

War ich allein mit meiner Sehnsucht oder war ich es nicht?

Fragen über Fragen und ich stellte sie nicht, sondern sah in das hübsche Gesicht des Elben.

So ernst... so lieblich.

So heißblütig... so feinfühlend.

Widersprüchlicher konnte ein Charakter nicht sein... und nicht begehrlicher.

Unerwartet plötzlich, selbst für mich, stieß ich einen schweren Seufzer aus. Nicht aus Verzweiflung, nur aus Faszination. Gleichgültig, ob er meine Regung bemerkte, beobachtete ich seine Geschicklichkeit für eine sensible Behandlung und atmete tief ein. So klar, wie nach einem Frühlingsregen rochen die Kräuter und ich schloss die Augen, folgte den Berührungen und fühlte mich nach einiger Zeit schläfrig.

Eine Umsicht, die ich nicht kannte, offenbarte mir innere Friedlichkeit. Als ob es mir nun erst unverkennbar wurde, dass ich nicht allein war und selbst ich eine Unterstützung für mein Wohlbefinden gefunden hatte. Und es war nicht irgend eine Hilfe, die ich erhielt... es war die seine. So öffnete ich die Augen einen Spalt und vergaß die Grübeleien, als ich den Kopf weiter zur Seite legte und mich langsam vorlehnte. Zeitgleich schloss ich die Augen wieder und achtete lediglich darauf, dass mein rechter Arm die Haltung bewahrte, die für Legolas von Nöten war. Und ganz gleich, wie er es auffasste, nahm ich mir die Freiheit, meinen Kopf an seiner anderen Schulter zu betten. Gemütlich und durchaus schläfrig schmiegte ich mich an ihn, strich flüchtig mit der Nasenspitze seinen Hals entlang und seufzte wohlig. Ohne Antworten zu besitzen, gab ich mich einfach dieser Annehmlichkeit hin und legte den linken Arm um ihn herum. Gar anhänglich hob ich die Hand und streichelte über seinen Schopf. Stets bedacht mit den Fingern in seinem Haar zu versinken und einige Strähnen zu erfassen, glitten die Fingerkuppen zu seinem Rücken hinab und fuhren den seidigen Stoff entlang und stetig wieder hinauf. Es war ein Gefühl von Geborgenheit. Ein Gefühl von Schutz, den ich niemals zuvor in Anspruch nahm und mich trotzdem gern dazu verlocken ließ. Eine herzliche Wärme, die von ihm ausging und sein ruhiger Atem neben der gefühlvollen Behandlung... als ob dieses Empfinden eines vollkommenen Schutzes jede Dunkelheit vertreiben konnte. Geleitet von einer wundersamen Lichtgestalt... war ich beseligt... voller Verbundenheit und Einigkeit mit Körper und Geist... voller Glück.
 

Legolas:
 

Noch immer angespannte Muskeln unter meinen Händen, noch immer empfindliche Haut unter meinen Fingern und ich versuchte, ihm die Bürden der Verwundungen, die gar erdrückend auf seinen Schultern lasten mussten, nicht noch zu erschweren.

Gewissenhaft lenkte ich etwaige Konzentration auf die Behutsamkeit, mit der ich ihm begegnen und keinem weiteren Schmerz aussetzen wollte. Fest haftete mein Blick auf seinem Arm, den ich noch immer in sanftem Griff hielt, sicher bettete sich meine Hand erneut auf seinem Oberarm und nach weiteren Berührungen musste ich bekennen, dass es mühselig war, die Konzentration beizubehalten. In einem Freimut, der nicht meiner Gewohnheit entsprach, streiften mich seine Augen. So intensiv und bisweilen gar beständig, dass ich mich schwer damit tat, nicht im gleichen Sinne aufzuschauen und seiner Begutachtung eine Begegnung zu sein. So hielt ich mich an jener Behandlung, tauchte die Fingerkuppen erneut in das milde Öl und verstrich dieses sorgsam auf einer Abschürfung.

Mein Kampf, so hoffte ich, blieb vor seinem Wissen verschont. Es wäre mir keine Unannehmlichkeit, entginge seinen wachsamen Augen meine Hemmung nicht, doch war sein geplagter Leib das einzige, was in jenen Momenten zählte und so schwer ich mir seine Bereitschaftlichkeit erkaufen musste, so wollte ich sie nicht enden lassen oder durch falsches Verhalten auf andere Wege lenken.

Ich streckte die Hand nach ihm aus, streifte mit den Fingern das Gelenk seiner Schulter, ertastete den Knochen und die leichte Wölbung der angespannten Muskulatur.

Nicht nur ich schien meinen Kampf zu führen...

Ich blinzelte, hielt kurz inne in meinen Bewegungen und senkte die Lider. Verräterisch suchten meine Augen nach der Schale, doch streiften sie gleichsam sein wohlgeformtes Schlüsselbein, bevor sie zum Ziel fanden und unnützer Weise auf ihm ausharrten. Erneut begann sich seine Hand zu regen und rasch holte mich dies aus meiner Abwesenheit und ließ mich aufblicken. Mit überschwinglicher Zielstrebigkeit benetzte ich meine Hand so erneut mit dem Öl und sah mich sogleich in erneuter Irritation. Ihm entrann ein leises Seufzen... so behaglich und sanft, dass es mir ein Neues war, dergleichen aus seinem Mund zu vernehmen. Vergänglich überkam mich ein Gefühl der Zufriedenheit und bevor ich mich versah, formte ein Lächeln meine Lippen, welches ich nicht zu verhindern wusste. Doch wollte ich nicht unterdrücken, was er so prägnant zum Ausdruck brachte und so ließ ich jene Geste gewähren, ließ die Hand über seine Schulter zum Rücken gleiten und setzte die Fingerkuppen mit vorsichtigem Druck auf sein Schulterblatt. Eine kurze Betrachtung seines Gesichtes ließ mich die Unbeschwertheit erkennen, in der seine Lider gesenkt waren und einjeder Anblick schien mir mehr Freude zu vermitteln, in der mein Verlangen, für ihn zu sorgen, nur umso stärker wurde. Schwer hatte es seinen Arm und die Schulter getroffen, auf der ich weitere Schürfwunden und Prellungen ertastete, als ich mich sorglos weiter zu ihm lehnte, um die Hand noch tiefer über sein Schulterblatt wandern zu lassen. Doch blieb meine Regung nicht die einzige, denn die Distanz verringerte sich gar so rasch, wie sie es durch mich allein nicht konnte. Sogleich erfassten meine Augen seine Bewegung und ich selbst ließ in diesen nach, die Hand noch immer auf seiner Schulter, die andere auf seinem Arm, der sich nun leicht beugte. Er ließ sich nach vorn sinken und eine kurze Verblüffung ergriff von mir Besitz, als meine Augen noch immer an ihm hafteten und mir mein Körper alsbald das offenbarte, was auch sie mir preisgaben. Kitzelnd streifte sein Haar meine Wange, als keine Distanz mehr zwischen uns lag und er mir so nah war, dass ich noch immer reglos verblieb. Ein warmer Hauch streifte meinen Hals, als er das Gesicht zu diesem wandte und die vom Atem benetzte Haut mit der Nase nachfuhr. Kitzelnd war diese Berührung und so viel Erinnerungen schienen zu der Gegenwart zurückzukehren, waren insofern so viel mehr als nur Brüchstücke aus vergangenen Momenten. Meine Lippen öffneten sich einen Spalt weit, als er das Gesicht nochmals drehte und lange Haarsträhnen von meinem Hals glitten, bevor er die Wange schlaftrunken auf meiner Schulter bettete und sich sein Leib unter einem tiefen Atemzug regte. Hörbar drang er an meine Ohren und gleichermaßen band mich der warme Druck seines Körpers an die Realität, an der ich gar oft zweifelte und in solchen Momenten besonders.

Unbeständig streifte meine Blick durch den Raum, suchte und sehnte sich nach Anhaltspunkten, nach Zielen... doch blieb Aragorn das markanteste Zentrum meiner Wachsamkeit, von dem sie sich nicht nehmen ließ. Ein Blinzeln gelang mir in meiner Starre, als seine Hand unvermittelt mein Haar durchkämmte und in einer Gemütlich erforschte, die so gar nicht seiner Enthaltung zu entsprechen schien. Zärtlich lastete seine Hand auf meinem Schopf, fuhr ihn beständig nach und erreichte so bald meinen Rücken, auf dem sie ihren liebevollen Weg fortführte. Langsam und intensiv schöpfte ich Atem, als sich seine Fingerkuppen durch milden Druck verrieten und bedächtig meinem Rückrad folgten.

Mit welcher Gelassenheit überschritt er nur meine Grenzen?

Mit welcher Ruhe schenkte er meinem Leib Berührungen, denen er noch nie erlegen war?

Unruhig spreizten sich meine Finger und lösten sich gar flüchtig von seiner Schulter, um nicht das zu verraten, was er in mir auslöste.

Es war mehr als nur ein unüberlegtes Handeln... mehr für mich und wohl auch mehr für ihn. Und ich erschauderte nicht minder unter seiner Hand, als in vergangener Nacht, die mir unausweichlich in den Sinn kam. Zögerlich legte ich die Hand zurück auf seine Schulter und die seine glitt umso tiefer, driftete alsbald zur Seite und ließ den Arm folgen, der sich daraufhin gemächlich um mich legte und mich in eine bescheidene Umarmung schloss. Und so harrte er aus, reglos, gar den Anschein erweckend, als wäre er dem Schlaf verfallen. An mich gelehnt und doch so tatenlos...

Ich ertappte mich bei einem schweren Schlucken, welches mir eine Unruhe vor Augen führte, die ich selbst nicht so kontrolliert wahrnahm. Ich straffte den Rücken, nahm kurz eine Haltung an, die Anspannung aufwies und die jedoch recht rasch von mir wies. Bedacht atmete ich aus, ließ die Schultern sinken und bewegte die Finger der noch immer erhobenen Hand, bevor ich diese langsam und doch stetig zu seiner Schulter zurücksinken ließ. Mit übertriebener Konzentration verfolgte ich dieses Handeln, fixierte meine Hand und erblickte, wie sie erneut inne hielt und dabei doch nicht mehr weit von jener Haut entfernt war.

Wie erheblich fühlte ich, dass meine Schulter von neuem Nutzen war... wie unverkennbar war die Fremdartigkeit, die mich jedes Mal auf's Neue heimsuchte, mich zu unterrichten... zu verblüffen...

Scheu setzten sich meine Fingerkuppen auf seine Schulter, nahe schon des Nackens. Und lange hielt ich sie in dieser Zurückhaltung, während ich flüchtigen Gedankenfetzen nachjagte und doch keinen von ihnen fasste. Und zögerlich etfaltete sich meine Hand auf seiner Haut, tastete sich weiter und ließ sich nieder. Flach bettete ich sie, doch hielt jedewede Kraft von ihr fern. Ich übte keinen Druck auf seine Schulter auf, wendete das Gesicht zur Seite und senkte es bald darauf.

Wenn man nicht einjeden Gedanke auf Aragorns Handeln legte und sich nicht der Irritation auslieferte, die auf dieses Denken folgte, so war dies ein Gefühl... welches mich nicht beunruhigen sollte. Ich zwinkerte zur Seite, presste die Lippen aufeinander und wollte mein Herz dazu bewegen, zur Ruhe zu finden, doch wurde ich erfasst von neuem Unbehagen, als meine Augen etwas unerwartetes erblickten. Lange fixierte ich mich auf einen Punkt, bevor ich die Miene verzog und mich zaghaft zur Seite lehnte, stets auf Aragorns Halt achtend und darauf, dass er ihn an meiner Schulter nicht verlor. Was was das...?

Ich traute meinen Augen nicht, als ich eine weitere Verletzung erblickte. Eine, die den Wunden am Arm in nichts nachstand, wohl noch immenser war. Über den Rücken Aragorns, genauer noch über seine linken Rippen, zog sich auffällig eine schwere Prellung, welche eine große Fläche seiner Haut dunkel, gar bläulich verfärbte und mir bislang entgangen sein musste. Doch in dieser Haltung entging sie mir nur schwer und sprachlos öffnete ich den Mund, beiweitem nicht dazu imstande, ein Wort an Aragorn zu richten.

Für den Augenblick meines Entsetzens hielt ich jene Rippen gar für gebrochen, verwarf diese Befürchtung jedoch, als ich mich seiner Beweglichkeit entsann, der Kraft, sich auf die Beinen zu halten... so schwer man bei ihm auch zwischen natürlicher Kraft und aufgezwungener Stärke unterscheiden konnte... es musste beileibe schlimmer aussehen, als es war... und doch... eine immense Last auf den Schultern eines Menschen, der sich ihrer nicht bewusst sein wollte und die beträchtlichste Verletzung, die ich an ihm fand.

Ich wandte den Blick ab, schöpfte tiefen Atem und sah mich in meiner Dringlichkeit nur bestätigt. Viel Aufmerksamkeit musste ich dieser Wunde schenken, viel Schmerz lindern. Und die Haltung, in der an mir lehnte, war doch recht geschaffen, um an jene Stelle zu gelangen. So war es mir kein schweres, jener Nähe die Wichtigkeit zu entziehen und beide Hände von ihm zu lösen. Gar geschäftig begann ich mich zu bewegen, zielstrebig und so entspannt, wie ich es mir nicht zugetraut hätte, befand ich mich doch noch immer in dieser Lage. Erneut tauchte ich die Finger in das Öl, während ich gleichermaßen die Schulter bewegte und den Arm vorsichtig um sein Gesicht herumführte. Ich gelangte bis zu seiner Wirbelsäule, bis mir seine Haltung ein Weiterkommen verbot und ich jene Behandlung nun einhändig fortsetzen musste, was wahrlich keinen Nachteil mit sich brachte.

Mit aller Behutsamkeit verpflegte ich so auch diese Wunde, verteilte den milden Film auf der gereizten Haut, massierte ihn mit aller Geduld ein und betastete gewisse Stellen, allein um die völlige Sicherheit zu erlangen, dass es sich nur um eine Prellung handelte. Doch so schien es zu sein und lange führte ich dies fort, gab mich nur langsamen Bewegungen hin und schenkte ihm den Halt an meiner Schulter nur zu gern. Unangenehm musste diese Behandlung sein. Unangenehm und langwierig und ich wollte nur, dass er sie unbeschwert überstand und keinen Zwang in ihr sah. So blieb ich kauern, des öfteren abgelenkt durch tiefe Atemzüge, die wärmend durch den Stoff der Robe drangen und sich auf meine Haut legten. Nicht minder durch ruhige Bewegungen, in denen er es sich auf meiner Schulter bequem machte.

Und hätte all das in sonstigen Situationen zur Ablenkung genügt, fand ich die Fähigkeit, mich auf mein eigentliches Vorhaben zu konzentrieren und die intime Nähe mit Gewöhnung abzutun. Und bald schon strich ich mit der Hand ein letztes Mal über jene Stelle und um sie herum, verrieb das Öl zwischen meinen Fingern und spürte die Beruhigung, mich auch dieses Falles angenommen zu haben. Bald und rasch würde diese Wunde vergehen und schnell auch, besäße er mehr Kraft, mehr zu vollbringen. Meine Schultern senkten sich unter einem tiefen Atemzug und still bedauerte ich eine Tatsache, die meinem Tastsinn nicht lange entgehen konnte und äußerst störend in dieser milden Atmosphäre wirkte.

Nicht lange verweilte er noch an meiner Schulter, bis er seine Wachsamkeit bewies und sich zu regen begann. Schweigend entließ ich ihn aus meiner Obhut, berührte ein letztes Mal seinen behandelten Arm und gab mich einer letzten Musterung seines Leibes hin. Aufmerksam neigte ich so den Kopf, als er sich behäbig von mir löste und sich dabei an meiner Schulter abstützte. Wieder traf mich sein Blick, doch erhob ich mich sogleich auf die Knie, als mir die neue Beweglichkeit gegeben war. Ich schenkte seiner Miene kaum Beachtung, als ich besonnen nach der Schale griff, die Hand im Laken vergrub und mich behäbig vom Bett erhob. Ich trat zurück zum Stuhl, stellte sie dort auf dem Stoff ab und nutzte diesen sogleich, um meine Hände flüchtig zu säubern. So kniete ich nieder, strich das Öl von meinen Fingern und schaute kurz zu ihm. Wie gesagt, meine Aufmerksamkeit war nur vergänglich und ich erblickte eine langsame Bewegung, in der er nach dem Hemd griff. Und ohne innezuhalten wischte ich über meine Handfläche, spreizte die Finger und streifte mein Haar zurück.

"Bitte leg dich nieder." Raunte ich dabei beiläufig und griff nach einem kleinen Fäschchen. "Auf den Bauch."

Fließend erhob ich mich, umschloss die Fläschchen mit der Hand und blickte ihn mit derselben alten Erwartung an.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von: abgemeldet
2011-01-02T13:05:22+00:00 02.01.2011 14:05
Das kapitel war ja so süüüüüüüüüüß!! <3
Von:  abranka
2006-07-14T07:32:03+00:00 14.07.2006 09:32
So... *endlichwiederzeitzumlesenhat* ^.^

Die Atmosphäre des Kapitels ist einfach einzigartig. Ruhig, entspannt, sinnlich und von einer gewissen Erwartung...
Und zugleich... unschuldig.
Da färbt Legolas wirklich ab. ^^

Würde gerne mehr schreiben, aber ich finde gerade keine Worte, die dem Ganzen gerecht werden.
Also nur noch: großartig.
Von: abgemeldet
2006-06-03T14:23:30+00:00 03.06.2006 16:23
wunderschön... ihr beschreibt diese behandlung von aragorns blessuren einfach nur herrlich sanft und mit so vielen, schönen worten. man schwelgt regelrecht in euren texten, sieht vo dem inneren auge die beiden, wie sie sich bewegen, wie sich legolas um aragorn sorgt und dieser sich endlich einmal fallen, jemand anderen die führung übernehmen lässt. wirklich sehr schön... *sanft lächel*

mein gott, ich fühle mich so entspannt und mein lächeln ist nicht mehr wegzubekommen... ^__^
ich lese dann mal weiter... ^^

liebe grüße,
eure chiisu
Von: abgemeldet
2006-06-03T13:58:28+00:00 03.06.2006 15:58
wunderschön... ihr beschreibt diese behandlung von aragorns blessuren einfach nur herrlich sanft und mit so vielen, schönen worten. man schwelgt regelrecht in euren texten, sieht vo dem inneren auge die beiden, wie sie sich bewegen, wie sich legolas um aragorn sorgt und dieser sich endlich einmal fallen, jemand anderen die führung übernehmen lässt. wirklich sehr schön... *sanft lächel*

mein gott, ich fühle mich so entspannt und mein lächeln ist nicht mehr wegzubekommen... ^__^
ich lese dann mal weiter... ^^

liebe grüße,
eure chiisu
Von:  Viebi
2006-06-02T06:52:37+00:00 02.06.2006 08:52
*rein gehopst kommt* Da bin isch wieder! ^-------------^~ *eg*
Diesmal fang ich ohne große Umschweife an zu kommentieren!
*nickt*
Ich will mich auch kürzer fassen, als das letzte Mal! xD (Das geht auch! *lol* ^.^'')

Insgesamt kann ich mich nicht negativ gegen dieses Kapitel ausprechen. Das wäre ja was! ^.~
Aber ein was muss ich noch sagen... Legolas ist ein böses Elb! *bg*
Den armen Aragorn so in Bedrängnis zu versetzen! ^-^
Ich konnte mich sehr schön in ihn reinversetzen! Deswegen fand ich es auch so gemein von euch dies zu tun! xDDD
Aber anders rum hat Aragorn, Legolas auch aus der Ruhe gebracht! Es war also sehr abwechslungsreich beim lesen!
*euch Kekse gibt* XD

Nur...warum immer an solchen Stellen immer aufhören mit schreiben?!? >.<''
Fieser Cliffy oder wie?! xD Ich bin immer so vertieft beim lesen, dass ich weinen muss wenn es aufhört! *schnüff* T_T
(xDDD Kein Kommentar!)

Na ja (ich hasse diesen Ausdruck -.-***)... mehr will ich dazu nicht sagen! ^.^=
Macht einfach weiter so, ich brenne schon auf das nächste Kapitel! *brenn, loder* xD Zu hülf ich brenne! *lol* ^^

lg Viebi
Von:  Yvonium
2006-05-30T10:27:48+00:00 30.05.2006 12:27
Hey,
hab eure FF jetzt ma so zufällig gefunden, und find die echt gut.
Was ich vielleicht nicht imma so supa toll find, is dass sich manches ja imma wiederholt, wiederum is es ja auch witzig, dass dann halt imma aus anderen Sichten zu sehn. Is aba nicht böse gemeint, ja?! also net sauer sein xD
Also, schreibt schnell weiter, und achja, würd mich freuen wenn ihr mir dann per ENS bescheid sagen könntet
keigig
Von:  Chibi__Chibi
2006-05-30T08:26:30+00:00 30.05.2006 10:26
*angerannt kommt*
*hechelt*
*tief Luft holt*
*versucht nach Atem zu kommen*
Also als erstes....dieses Pitel war einfach geil...na ja eigentlcih alle obwohl es glaube ich eins gab das ich nicht so gerne gelesen habe aber das war nebensächlich. Ich lese eure FF ziemlich gerne und kann es kaum abwarten weiter zu lesen.
Und zweitens: Ich will an Aragons Stelle sein. Na ja nicht so wie er jetzt also nicht mit den ganzen Verletzungen und so sondern eher das mit Legolas.
*schmach*
Einfach himmlisch. Aragon kann sich glücklich schetzen das er von Legolas eingecremt und 'verarztet' wird.
Aber na ja ich fand diese Szene irgendwie voll süß
*grinsel*
Und ein Sry an euch da ich es bis jetzt nicht geschafft habe ien Kommi bei euch zu hinterlassen.
Ich bin jetzt gerade ind er Schule und habe mir ENDLICH die Zeit genommen dieses Pitel zu lesen und ein Kommi zu hinterlassen.
Ich hab euch lieb
*plüsch*
Und...
...macht weiter so
^^
*knuddel*


Und nun verabschiede ich mich mit einen sehr~ lauten und dollen BIBA!!!!

*grins*
Eure Chibi
Von:  Leyla-Lovely
2006-05-19T21:00:37+00:00 19.05.2006 23:00
Juhhheee~
Tut mir ja wircklich leid, Natsu. Aber ich bin die erste. Ich hab das Kapi nämlich schon gelsesn bevor es on war! *brust schwel*
Naja....aber etz zu meinem Komi.

Das erste was ich sagen kann:
IHR SEID EINFACH SPITZE!
Jetzt geht's endlich los....nach einem so langen Vorspiel.
Ach...ich freu mich so!
Wie Natsu schon gesagt hat: Die Freundschaft der beiden ist wircklich enorm und doch merkt man, dass da ein bisschen mehr ist. *____* Ihr habt's drauf!!
Ich weiß garnicht was ich schreiben soll...-___-°
Es ist einfach klasse...ich kann's kaum erwarten!!!
Ach ja, ich fand's auch super, dass Waldi eine Andacht gehalten hat...für Haldir...das hab ich mir so gewünscht.
Einfach wundervoll! Q___Q
Und der Lego-stein is soooo~ naiv! Ah, das find ich so putzig...das passt einfach zu unserem Elben.
Fragt der sich nicht was Waldi in dem Moment durch macht? Oder weiß er es und macht es genau deshalb?
Ô________ó
Ich freu mich jedenfalls schon wahnsinnig auf's nächste Kapi! Macht bitte schnell weiter! >___<'
Das is die beste HDR-FF die ich je gelesen hab!
Ohne Scheiß! Ò___ó

Also macht's gut!
*KUSS*
hegdl
Von: abgemeldet
2006-05-19T13:08:25+00:00 19.05.2006 15:08
Wer ist der erste? Ja, wer isses denn? >__>
<__<
… >__<y <-- ich! ^^
okay, ich merks schon, jetzt wirds ein wenig intimer. Aber erstmal muss ich euch wieder loben. Wenn das jemand liest, der nich denkt, dass zwei Männer gleich stockschwul sind, nur weilse miteinander quatschen, der würde hier wirklich nur eine Behandlung sehen.
Blättchens Gründe kommen absolut glaubhaft rüber und Hörnchen verblüfft auch mit seinem verhalten. das finde ich klasse, dass die so zueinander stehen und sowas trotzdem machen können, ohne dass ihr Libido verrückt spielt. Dieses Kap zeigt irgendwie ihre Freundschaft wie sie nie war und bestimmt auch niemals werden wird. Sich nackig zu machen und dabei fast nicht daran zu denken. Ich meine Hörnchen rastet schon aus, wenn Blättchen noch sachen anhat und jetzt bleibt er ruhig, obwohl sowas los is? Das finde ich super! Vor allem Hörnchens Dussel! Und das komische daran is, in den filmen kam nie so was rüber von wegen Ahorn kann auch mal bedeppert sein, nein, aber irgendwie passt das trotzdem zu seinem Wesen! ^________^
hab ich mich aber gefreut als ich das hier sah! Endlich gehts weiter und bald gehts los. U__Ù
Heeeey...? können die nich einfach freunde bleiben? Ó,ò''''
Das erspart denen sicher ne Menge und so was mag doch keiner.
Ach da gabs noch eine Sache, auf die ichma zurückkommen muss. Aragorn lehnt sich an ihn und der Elb der tut nix dagegen? Das is wirklich sehr vedächtig. -.-
Also dann, es war mal wieder ein Lesevergnügen und nen riesiger Powerriegel für die Intelligenz. Ich schreibe später noch mal nen Kommentar mit dem man was anfangen kann. Mir fiel nur gerade kaum was dazu ein….. erhole mich erstmal, die Lage spitzt sich hier dramatisch zu. ><


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