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Das Leben liebt die Unsterblichkeit

~'*Legolas & Aragorn*'~
von

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*~min~*

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Erklärung:

Ein RPG in ausführlicher Erzählform, in das wir große Mühen stecken und es mit Leidenschaft tagtäglich fortsetzen.

Lasst Euch also davon bitte nicht abschrecken. ^____~b
 

Pairing: Legolas x Aragorn
 

Bemerkung hierzu:

Nur langsamer und doch fortwährender Aufbau, dem viele Hürden im Weg stehen. Hürden, die sich schwer, manchmal sogar überhaupt nicht überwinden lassen.
 

Erklärung Nr. 2:

Wir bedauern sehr, dass uns die Charaktere nicht gehören... sie selbst freuen sich bestimmt darüber, weil sie dadurch vor so einigen Dingen verschont bleiben. Geld verdienen wir hiermit leider auch nicht... schön wär´s ja.

Wir tun das nur, damit sich vielleicht einige Gemüter daran erfreuen können. ^_____^
 

In der Rolle des Aragorn: Moyashi

In der Rolle des Legolas: Mononoke_chan
 

Die Geschichte beginnt nachdem die Gefährten aus den Mienen Morias flüchten.

Freut euch, gewisse Situationen aus zwei verschiedenen Blickwinkeln betrachten zu können.

Und nun wünsche ich viel Spaß.
 

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Aragorn:
 

Selten sah ich solch einen Schicksalsschlag auf jemanden zukommen wie diesen, der uns den Atem nahm und endlos verzweifeln ließ. Als das Licht mein Haupt berührte, schloss ich die Augen und ich stellte mir die Frage, wen die Schuld traf.

Der Verlust Gandalfs war schwer...

Begann es, als Frodo sich auf dem Pass des Caradhras für die Mienen Morias entschied oder als Pippin das Skelett des Zwergen in den endlosen Brunnen stieß?

Der Schmerz in meinem Inneren schnürrte mir die Kehle zu, doch ich wagte es nicht, ihn zu zeigen, zu beweisen, wie schwach ich doch war. Die Brücke von Khazad-Dûm war zerstört und mit ihr unsere Hoffnung, all das heil zu überstehen. Ich sah in die Gesichter der Hobbits, die in sich zusammengesunken waren und Tränen vergossen. Gimli, der in den Armen Boromirs mit sich selbst kämpfte. Doch ich war mir sicher, er wusste genau, wie wir alle auch, dass wir gegen den Tod machtlos waren. Hilflosigkeit in den Augen der Gefährten, nicht zuletzt in denen des Elben. Seine blauen Augen hatten den mutigen Glanz verloren und erweckten den Anschein, nicht mehr zu wissen, wie es nun weitergehen sollte.

"Legolas!" Ich atmete tief ein, bewegte mich langsam auf einen der Hobbits zu, während mein Blick weiterhin an dem Blonden haftete. "Hilf ihnen auf!"

Wir durften nicht verweilen, nicht zurückblicken, denn das würde nur die Angst schüren. Ein langer Weg stand uns noch bevor und ehe auch ich mich von der Verzweiflung verführen ließ, wollte ich eher noch den Worten Gandalfs folgen.

Es lag nun an mir, die Gemeinschaft zu führen und ihr Kraft zu geben.

Kraft, die ich selbst erst zu suchen und aufzubringen hatte.

Die Angst nagte mindestens genau so gefräßig an mir, wie an jedem der Gefährten. Leid und Tod kannte ich schon sehr lange... sie waren ewige Begleiter und doch war es immer wieder scheußlich, sie willkommen zu heißen. Und wie Zuhause fühlten sich diese ungebetenen Gäste, wie schön musste es sein, den Halblingen den letzten Mut zu rauben.

"Steh auf, Samweis Gamdschie." So half ich diesem auf, wider der Bitte Borormir's, ihnen Zeit zu geben zur Trauer.

Diese Zeit würde kommen... doch nicht jetzt.

"Wenn es dunkel wird, wimmelt es hier von Orks."

Lorien war nicht mehr weit... und so blickte ich mich letzen Endes nach dem Ringträger um. Der, welcher zuletzt über unser aller Schicksal bestimmte und ohne Vorwürfe machen zu wollen, hoffte ich, dass wir jeden seiner bestimmten Wege überstehen würden.

"Frodo!"

Der Genannte wandte sich um, langsam und diese Emotionen nahmen mir für einen Augenblick die Fähigkeit zu atmen. Eine einzelne Träne wanderte still über die Wange des Hobbits und ich war mir einer Sache sehr sicher: Die größte Last trug er, welcher Entscheidungen zu treffen hatte, denen er nicht gewachsen war.

Niemals würde ich einen Vorwurf gegen ihn sprechen, nie diese Entscheidungen in Frage stellen. Bis zu den Feuern Mordors würde ich ihm folgen... und ich schwor mir selbst, niemanden mehr sterben zu lassen.

~*~
 

Legolas:
 

Aragorns Ruf riss mich aus meiner Benommenheit. Aus der Benommenheit, die meine Glieder lähmte, mich fort brachte. Weit weg von diesem Ort, an dem uns dieses Unheil gepackt hatte. Zuerst nur leise drang sie zu mir. Die aufgeregte Stimme... sie zitterte, kämpfte um festen Halt.

Ja... Halt...

Der fehlte uns allen.

Es war, als würden Aragorns Worte gegen eine Mauer prallen, als würden sie mich nur gedämpft erreichen.

Ich hörte sie widerhallen, doch stand nur dort, unfähig jeglicher Bewegungen, annähernd des Atems beraubt. Ich starrte auf das helle Gestein, um mich herum begann Stille zu herrschen, keinen Laut nahm ich wahr. Vor meinen Augen begannen schwarze Schleier zu tanzen. Und das Gestein verblasste...

"Legolas!"

Gellend laut schlug mir der Schrei entgegen und ließ mich in die Höhe fahren. Ich spürte einen Schmerz in meiner Brust, ein Stechen, welches so schnell an Kraft verlor, wie es an ihr gewonnen hatte. Der kühle Wind erfasste mich, ließ mich frösteln. Und mit einem Male vernahm ich das Schluchzen der Hobbits, das gedrungene Ächzen des Zwerges, die Worte, mit denen Boromir ihn zu beruhigen versuchte. Und Aragorn wandte sich ab... eilte zu der kleinen Gestalt, die, mit dem Rücken zu uns gekehrt, auf einem Felsvorsprung stand. Reglos, während kühle Böen sie umspielten. Stockend begann sich mein Körper zu bewegen. Die lähmende Kälte noch immer spürend, wandte ich mich ab, stieg hinauf zu den beiden Hobbits, die laut weinten. Tiefes Entsetzen saß in meinem Herz verankert, klammerte sich regelrecht um mich und ließ nur schwerlich gegen sich ankämpfen. Es betäubte meine Gedanken, ließ mich offen vor den grausamen Tatsachen stehen, ohne dass ich realisieren konnte, was geschehen war, in den Mienen von Moria...

Ich hatte die beiden Halblinge gepackt und hinausgezogen.

Und Frodo hatte geschrieen...

Ich würgte ein schweres Schlucken hinunter, beugte mich hinab und griff Merry unter dem Arm.

Entsetzen, Verwirrung... kein klarer Gedanke gelang mir. Nur eines wusste ich. Wir mussten fort. Fort von hier. An einen Ort, der uns mehr Sicherheit bot.

Aragorn hatte Recht.

Immer weiter, zurückblicken konnten wir später.

~*~
 

Aragorn:
 

Schnell lief ich zu dem kleinen Mann, dessen Herz so unendlich schwer sein musste. So schwer... selbst nach diesen achtundachtzig Jahren meines Lebens überstieg sie meinen Horizont.

Immer schon war ich mir meiner eigenen Last bewusst, die ich als Erbe Isildurs trug... die Schuld, die durch meine Vorfahren die allergrößte Sünde war.

Auch sie war eine schwere Bürde, doch nicht mit der, die das Wesen mit dem einen Ring im Besitz, trug. Nun wurde mir ein weiteres Mal klar, wie groß das Herz Elronds sein musste, mich trotz des gewaltigen Fehlers aufgenommen und nach dem Tode meiner Mutter großgezogen zu haben.

'Estel'... so nannte er mich, so wie mir viele einen Namen gaben.

Doch der Name 'Estel' bedeutete 'Hoffnung' und ich stellte mir die Frage, wie ich eine Hoffnung darstellen konnte... ich, der wohl ebenso unsicher und durcheinander war, wie die Gemeinschaft selbst, welche langsam zu zerfallen begann.

Ich fürchtete mich.

"Frodo..." Vorsichtig legte ich die Hände auf den Schultern des Ringträgers ab und hockte mich auf die Knie, um zu ihm aufzusehen...

Er sprach kein Wort, blickte nur stumm an mir vorbei und beachtete nicht einmal die Träne, die bereits von seinem Kinn tropfte.

Keine Worte konnten Trost spenden, keine Geste würde ihm Mut schenken können. Ich konnte ihn nur sich selbst überlassen, warten und beten, dass er begriff, dass die Schuld an Gandalfs Tod, nicht die seine war.

"Wir gehen weiter!"

Deutlich rief ich es den anderen zu, erhob mich wieder und strich flüchtig über den Schopf des Hobbits. Noch einmal schloss ich die Augen, holte tief Luft und nahm dann eine gestärkte Haltung ein. Ich musste Gandalfs mentale Stärke übernehmen, musste es bewältigen, meinen alten Freund... zu ersetzen - nur, damit all die, die so schrecklich darunter litten, nicht völlig an seinem Verlust zu Grunde gingen.

Von Gandalf erfuhr ich von dem Fund des einen Ringes, von der bevorstehenden Schlacht und ich entschied mich zu dieser Reise. Gandalf stand mir mit Rat und Tat zur Seite; allein durch seine lange Lebenszeit, die selbst die Meine bei weitem übertraf...

Für einen kurzen Augenblick ließ ich den Kopf auf die Brust sinken, biss die Zähne aufeinander und ließ den kalten Wind auf mich einwirken, den ich bislang ignoriert hatte.

Diese Aufgabe stellte sich doch als unmöglich dar!

Wie... wie nur, sollte ich das schaffen...?

Mit einem beherzten Seufzer setzte ich mich dann in Bewegung, trat konzentriert über die felsige Landschaft, ungeachtet, ob es mir die Anderen gleich taten. Ich konnte nicht zurückschauen, würde die Trauer nicht länger emotionslos ertragen können.

"Die Wälder Lothloriens sind noch mindestens einen Tagesmarsch entfernt. Wir müssen uns sputen!"

Und allen voran beschleunigte ich meine Schritte ohne Rücksicht. Es war achtlos, aber ich hoffte, dass Legolas mir die Last abnahm und sich um die Anderen kümmerte.

Ich war in diesem Moment einfach nicht dazu fähig, denn obwohl mich die Trauer ebenso rücksichtslos gepackt hatte, herrschte in meinem Kopf noch ein ganz anderer Schatten, der mir das klare Denken schwerfallen ließ.

Für den Augenblick der Lage, schämte ich mich meiner selbst wegen...

~*~
 

Legolas:
 

Er drehte sich um...

Er drehte sich um und eilte weiter, ohne inne zu halten, ohne zurückzublicken. Und ich sah ihm nach. Nur kurz und doch erschien es mir wie eine Ewigkeit. Behände erklomm er einen hochliegenden Fels, mit jedem Schritt, meinte ich, würde er schneller eilen, als hetze ihn ein Feind, an den er nur mit Grauen dachte. Ich blinzelte, der kalte Wind brannte in meinen Augen und Frodo setzte sich in Bewegung. In benommenen Schritten stolperte er über das karge Gestein, nicht darauf bedacht, sich zu sputen, an Aragorns Hast nicht teilnehmend.

Merry stand neben mir und ich hörte ihn etwas flüstern, bevor auch er an mir vorbeizog. Ich konnte seine Worte nicht verstehen. Sie kamen zu leise über seine Lippen... und mein Blick blieb an dem Ringträger haften.

Er, dachte ich mir irritiert, gerade er ist es, der Aragorns Bitte zuerst Folge leistet. Er ist es, der sich dem Entsetzen zuerst entriß und sich in Bewegung setzte.

Aragorn war verschwunden, Frodo tastete sich an den Felsen entlang, kam schnell in den Genuss Sam´s Fürsorge, der sich aufrappelte und zu ihm lief. Auch Merry und Pippin gingen los... und ich blieb stehen.

Was, fragte ich mich, als mich eine kalte Windböe erfasste, was ging in ihnen allen vor. Was dachten sie in diesen Sekunden.

Besaßen sie Hoffnung?

Stärke?

Entschlossenheit?

Wir alle besaßen dergleichen als wir aufbrachen. Wir besaßen diese Eigenschaften stärker denn je und nun schien all das zu verblassen, als hätte es sich stets nur um einen Traum gehandelt.

Und all das durch den Tod eines Einzigen...?

Wir alle wussten, dass diese Reise Gefahren mit sich bringen würde. Ja, wir alle waren uns dieser Tatsache bewußt. Weshalb...

Ich schloß die Augen und ließ den Kopf sinken. Die trockene Luft brannte in meiner Lunge, nur schwerlich fand die Hand den Weg zu meinem Gesicht, verbarg es unter sich, während meine Lippen stumme Worte flüsterten.

Weshalb tat es dennoch so weh?!

Weshalb verzweifelten wir und wurden vom Leiden erfasst, nur weil etwas eingetreten war, das wir alle erwartet hatten?! Weshalb schwand die Hoffnung gleich der Flamme im Wind?

Sie hatte einst so stark gelodert, unzerstörbar gewirkt...

Ich wollte mich bewegen, den Anderen folgen, zu meinem Entschluss zurückfinden, nicht zurückzublicken.

Weiterzugehen... auf das uns weiteres Unheil widerfahre...

"Legolas." Eine Hand legte sich grob auf meine Schulter, ließ mich aufblicken. Boromir zog an mir vorbei, Gimli trottete bereits davon. Nur flüchtig trafen sich unsere Blicke, und doch blieb es eine Geste, die stärkte. Wenn auch nur etwas.

Ich sah Boromir nach, meine Hand sank hinab, ballte sich zu einer entspannten Faust. Und endlich fand auch ich die Fähigkeit, mich zu bewegen. Leichtfüßig sprang ich von dem Fels, schlug den wärmenden Mantel zurück und folgte Aragorn.

Nach Lothlorien...

~*~
 

Aragorn:
 

Weshalb verzweifelte ich?

Der Tod war allgegenwärtig.

Eine Tatsache, die mich nicht verwundern sollte.

Viele Kameraden sah ich sterben und ebenso auch jene, die sich mir, meiner Seite entgegenstellten.

Und doch war dieser Verlust anders.

Ich spürte die Blicke auf mir, folgte jedoch ungerührt meinem Weg und begutachtete jeden Felsen. Meine Hand glitt bedächtig über jede ihrer Scharten und ich stellte mir die Frage, wie sie wohl dahin kamen, was die Ursache dafür gewesen sein konnte. Es war eine Art... Abwehrmechanismus, der mich von der eigentlichen, grausamen Sache ablenken wollte.

Sorgfältig umging ich die scharfen Kanten, schnellte über die karge Landschaft und sprang über störende Hindernisse. Dann blickte ich doch, aller Ängste entgegen, zurück und bemerkte, dass es den Hobbits doch sehr schwer fiel, über die mir so leichten Blockaden zu kommen. Doch auf ihre gegenseitige Hilfe konnte man sich verlassen und sicher benötigten sie meine Sorge nicht.

Wenn auch nicht jetzt, so würden sie sich gegenseitig besseren Trost spenden können, als ich es könnte.

Ich hatte nicht einmal Trost für mich...

Ehe ich meinen Blick wieder aufmerksam auf die Landschaft, welche vor mir lag, konzentrieren konnte, sah ich zu Legolas.

Auch er wirkte etwas gefasster und sein Anblick brachte mir augenblicklich wieder einen Teil meiner Zuversicht zurück. Viel zu oft hatte diese Betrachtung solch einen Effekt...

Damit jedoch wandte ich mich flugs ab und ging weiter, durchschritt nun das hohe Gras, welches die Nähe des Waldes prophezeihte und mich etwas aufatmen ließ.

Eilends strich ich die dünnen Halme beiseite, blieb jedoch nach wenigen Schritten wieder stehen und horchte auf.

Die Erde bebte... ich spürte es unter meinen Füßen und hob sofort die Hand zur Warnung.

Wir waren nicht allein und ehe ich die Chance hatte, hörte man das furchtbare Grölen der Orks und wahrlich eine Armee über das weite Plateau hasten.

Sie hatten zu schnell aufgeholt!

"Orks!!"

~*~
 

Legolas:
 

Während die Anderen weitergehastet waren, hatte ich bereits inne gehalten und den Feind erpäht. Niemand von uns hatte mit ihrem Auftauchen gerechnet, nahezu war es unbegreiflich, dass sie hier auf uns stießen.

Ich hörte Aragorns Ruf und drehte mich um. Der Boden zitterte unter meinen Füßen, erfüllt von der tödlichen Macht des Feindes, die angsterfüllten Schreie der Hobbits drangen an meine Ohren und ich blickte hinüber zu dem Wald, dem rettenden Ziel. Mein Atem raste.

Boromir stieß einen lauten Fluch aus, der Zwerg brüllte, die scharfe Klinke seiner Axt durchschnitt die Luft, als er sie zog und kampfbereit schwang.

Der Wald...

Ich wich um einen Schritt zurück, die Orks im Rücken.

Wir könnten ihn erreichen, befiel mich ein hoffnungsvoller Gedanke, der jedoch zerbrach, sobald ich die Hobbits erblickte. Auch sie zogen ihre Schwerter, die Angst spiegelte sich in ihren Augen wider.

Aragorn, Boromir... auch der Zwerg, wir könnten den Wald erreichen, Schutz in ihm finden. Wir waren für diesen Kampf nicht gewappnet, er kam zu plötzlich, zu gewaltig, schlug auch mir mit einer Kraft entgegen, die mich verunsicherte.

Wir konnten nicht fliehen, nicht ohne die, die wir zu beschützen geschworen hatten!

Heftig rang ich nach Atem, das ohrenbetäubende Gebrüll der Orks näherte sich rasend schnell.

"Legolas!!" Boromir zog das Schwert.

Ein scharfes Zischen war zu vernehmen, als auch Aragorn die Waffe aus der Scheide riss. Instinktiv griff ich nach hinten, sicher umfasste meine Hand den Bogen und zog ihn hervor. Surrend schoss ein Pfeil an mir vorbei, bohrte sich nicht weit entfernt in den Boden und so fuhr ich herum, wich zurück und erblickte die wilde Horde. Gleichsam riss ich einen Pfeil aus dem Köcher und näherte mich eilig meiner Gruppe. Die Hobbits hinten, vorne drei starke Kämpfer.

Eilig ließ ich den Pfeil von der Sehne schnellen, Aragorn packte mich an der Schulter, als ich sie erreichte. Brüllend ging ein Ork zu Boden, weitere stürzten über ihn, wurden erbarmungslos überrannt.

"Wir können nicht bestehen!!", hörte ich Boromir gellend schreien, meine Hand zog den nächsten Pfeil. "Nicht gegen diese Übermacht!!"

Aragorns Hand klammerte sich beinahe schmerzhaft in meine Schulter, ich vernahm sein Keuchen, die Verbissenheit, die in einjedem seiner Laute lag. Wieder stürzte ein Ork, Pfeile surrten an uns vorbei, verfehlten uns nur knapp. Und kurz darauf ließen sie die letzten Meter hinter sich. Geschwind steckte ich den Bogen zurück, fasste mit beiden Händen über meinen Kopf und zog die Kurzschwerter. Boromir hob schützend seinen Schild, hielt das Schwert weit von sich gestreckt, bereit zum Angriff. Gimli schrie wütend auf, seine tobende Stimme übertönte annähernd den Lärm der Angreifer. Aragorn schob sich an mir vorbei und ich unterdrückte das angespannte Zittern, welches schubweise durch meinen gesamten Körper jagte.

Ein Wunder... wir benötigten ein Wunder!

Ein Wunder, um all dies heil zu überstehen!

Und wenn nicht... ich schloss die Augen, hörte Aragorn schreien... so erfuhren wir einen ehrenhaften Tod. Ehrenhaft, gestorben zu sein, für eine Sache, für die es sich zu sterben lohnte.

~*~
 

Aragorn:
 

Wie sehr musste das Schicksal gegen uns sein!

Welche Ungerechtigkeit übermannte uns mit dieser Gefahr?!

Sofort zog ich das Schwert, eiligst wandte ich mich um, kehrte zu denen zurück, die der Gefahr am nächsten waren und erblickte auch sofort die Meute, die uns mordlüstern entgegenrannte.

Orks am Tage!

Diese Stärke hatte ich nicht erwartet, sie nahezu unterschätz, denn nie erblickte man Orks am Tage... ihre Furcht vor dem Licht war bislang sehr berechnend gewesen. Doch nicht heute, nicht hier, wo wir, die wir schier am Ende unserer Kräfte, an den Grenzen unserer Stärke angelangt waren, mussten nun erkennen, dass Saurons Einfluss und Sarumans Wille, den einen Ring zu bekommen, unermesslich sein mussten.

Ich teilte die Flüche Boromirs still, brüllte wütend in meinem Inneren, Gimli gleich und maßte mir die selbe Angst zu, die auch die Hobbits erfasst hatte.

Doch ich erblickte auch Legolas, der zurückwich.

Einjede Bewegung seinerseits erfasste meine Augen und ich ahnte sofort, welcher Gedanke ihm kommen musste. Unsere Beine waren schnell aber die der Hobbits konnten nicht mithalten und so wurde dieser Hoffnungsschimmer alsbald von mir verdrängt.

Wir konnten diesen Kampf nicht meiden!

Rasch fand ich mich bei den Anderen ein, überblickte das Feld, suchte immer wieder nach einem Ausweg und bemerkte gar nicht, wie ich dabei Halt an Legolas' Schulter ersuchte.

Wie ein Reflex hatte es mich wohl übermannt aber es war keine Zeit, darüber zu sinnieren!

Wir mussten handeln.. handeln!!

Diese Übermacht vor uns... und nichts als unser Leib und der Stahl in unseren Händen als Schutz!

Mein Atem raste zusehends, ebenso, wie das schnelle Klopfen meines Herzens in meinen Ohren dröhnte, den Ruf Boromirs beinahe übertönen konnte und mein Griff in die Schulter des Elbes nahm zitternd an Stärke zu.

Wie sollte ich sie beschützen?

Konnte ich meinen Schwur halten??

Noch einmal zog ich die Luft, welche vor Spannung zu knistern begann, in meine Lunge, fühlte sie und schloss die Augen, während ich dem Surren der Pfeile nur einen Teil meiner Aufmerksamkeit schenkte.

Ruhe...

Eine kurzweilige Stille und eine Bewegungslosigkeit vor meinem geistigen Auge, ließen mir Zeit, vergangene Worte zu erfassen: Kraft, Stärke, Standhaftigkeit, Mut...

Und sobald diese Worte mein Bewusstsein ergriffen, kehrte die Gegenwart zurück und nichts als der Wille zum Kampf war zurückgeblieben.

Zum zweifeln war keine Zeit, jawohl...

Die Meute traf auf uns und ich schob mich an Legolas vorbei, ließ einem schallenden Schrei freien Lauf und verbannte die Furcht aus meinen Gliedern.

Und wenn ich sterben würde!

"Erendil!!" Ich spurtete in die Meute, erhob das Schwert und drehte mich flink aus der Angriffsbahn eines Orks. Sofort nutzte ich den toten Winkel, stieß das Metall durch den Körper der elenden Kreatur und brachte sie zu Fall. Ohne mich lange davon aufhalten zu lassen, zog ich das Schwert zurück, parierte einen anderen Schlag und erlegte den Nächsten.

Immer weiter, immer weiter, durch die Massen, um sie zu vernichten und den Halblingen jenen Schutz zu gewähren, den ich und all die anderen ihnen geschworen hatten!

~*~
 

Legolas:
 

Gleich tosender Wellen, die gegen die Klippen schlugen, preschten die Angreifer gegen uns und ich erwachte zum Leben. Hastig packte ich einen Speer, bevor er sich in meinen Leib rammen konnte, stieß ihn zur Seite und wirbelte herum. Mit aller Kraft zerschmetterte ich die leichte Rüstung des Orks, durchschnitt seinen fauligen Leib und schlug sogleich nach dem Nächsten.

Geschmeidig fraß sich die Klinge meines Säbels durch die Kehle eines Angreifers, den ich daraufhin zurückstieß, weitere Orks aus dem Gleichgewicht brachte. Es entstand ein wahrloses Durcheinander, welches eine solche Gefahr barg, dass man sich einen prüfenden Blick zu den Gefährten unter keinen Umständen erlauben konnte. Einzig und allein auf sich durfte man sich konzentrieren, egoistisch musste man sein, um am Leben zu bleiben. Nein, nicht Egoismus, sondern starkes Vertrauen in meine Gefährten erlaubte mir, lediglich auf mein eigenes Umfeld zu achten.

Hastig beugte ich mich hinab, ein Säbel surrte über meinen Kopf hinweg und ich stieß mich ab, rammte mich gegen den Ork, dem ich mit einem schnellen Hieb den Arm abtrennte. Das Herz raste in meiner Brust, mein Atem stockte und mir blieb keine Zeit, um nach Luft zu schnappen.

Mit schwindender Kraft parierte ich einen heftigen Schlag, lenkte ihn in die falsche Richtung und streckte die Kreatur nieder. Dicht neben mir hörte ich Boromir schreien, kurz kämpfte er sich an mir vorbei. Flüchtig standen wir Rücken an Rücken, bevor wir brutal getrennt und von allen Seiten angegriffen wurden. Es waren zuviele!

Ich biss die Zähne zusammen, klammerte mich um meine Säbel und rannte los, um mich aus der bedrängten Gefahrenzone zu befreien.

Ich stolperte, rammte zwei Angreifer zur Seite und schob mich weiter. Ein Bein stellte sich mir in den Weg und ich schlug nach ihm, durchschnitt es und fuhr herum. Drei Orks warfen sich gegen mich, ließen mich zurückwanken. Es war beängstigend zu spüren, wie die Glieder schwerer wurden, kurz davor waren, auch den letzten Teil der Kraft zu verlieren. Wir hatten zu viel gekämpft...

Eine wuchtige Hand schlug sich um meinen Arm, erlaubte mir gerade noch, mich abzuwenden, sie von mir zu zerren. Und vor mir erblickte ich ein Schwert. Hastig wich ich zurück, wurde kurz darauf jedoch von hinten erfasst und nach vorn gestoßen... direkt in die Klinge. Doch nicht gegen sie lief ich, vielmehr gegen den Ork, der getroffen zu Boden sackte. Erneut wurde ich gepackt und herumgezogen. Mit einer schnellen Bewegung riss ich den Säbel in die Höhe und wand mich in dem Griff.

"Halt ein!!"

Keuchend hielt ich inne, als ich den Zwerg erblickte, der mich hielt, flink losließ und sich mit einer bemerkenswerten Kraft durch die Reihen der Angreifer schlug. Ich jedoch, strauchelte, rang verzweifelt nach Sauerstoff, fühlte die marternde Schwäche, die deutlich das Unheil verkündete. Röchelnd atmete ich ein, kämpfte mich in eine aufrechte Haltung und rammte mich gegen einen Ork. Er stürzte sofort, mein Säbel bohrte sich tief in seine Brust und ich stolperte über ihn hinweg, zog die Klinge ins Freie und erblickte Pippin, der, direkt vor mir, um sein Leben kämpfte, einen ungerechten Kampf gegen die Riesen führte, die beängstigend flink in ihrer Schwertführung waren. Ich stolperte weiter, stolperte auf ihn zu, eine Wucht erfasste mich, brachte mich erneut aus dem Gleichgewicht. Und dennoch kämpfte ich mich vorwärts. Meine Hände verkrampften sich, meine Miene zuckte und schnell ließ ich den Rest der Strecke hinter mir, erreichte den hilflosen Halbling und erschlug seinen Gegner.

"Legolas!!" Vor Panik und Angst geweitet waren seine Augen. Hektisch und zittrig seine Bewegungen, als er sich an mich klammerte. Mein Blick streifte ihn flüchtig, schützend legte sich meine Hand auf seinen Rücken, drückte ihn an mich. Erneut stieß jemand gegen mich. Es fehlte an Wucht und so blieb ich stehen, zerschmetterte den dünnen Helm eines Orks und drehte mich mit Pippin zur anderen Seite.

Ziellos setzte ich das Bein auf die Erde, zog ihn mit mir und hielt inne, als ich einen reißenden Schmerz verspürte. Er breitete sich rasend schnell in mir aus, unerwartet und so intensiv, dass mein Atem stockte. Ich spürte, wie sich Pippin an mich klammerte, fühlte einen Luftzug, als ein Ork an mir vorbeihetzte und sank hinab. Die Kontrolle über meinen Körper entglitt meinen Händen, mein Knie gab nach und ich sackte tiefer, fand mich hockend wieder, inmitten des Schlachtfeldes. Vom Schmerz gelähmt, annähernd unfähig jeglicher Bewegungen.

~*~
 

Aragorn:
 

Ich hörte die Schreie, das Gebrüll meiner Gefährten, denen ich keinen Augenblick meiner Aufmerksamkeit schenken konnte.

Viel zu wild war auch mein Drang, sie alle niederzureißen, jene, die sich ohne Bedenken das Leben Unschuldiger und Schwacher nahmen. Diese Vorstellung ließ mich immer fester zuschlagen, immer mehr austeilen. Geschwind sprang ich über eine Klinge, rollte mich flugs ab und fasste sofort wieder Fuß, ehe ich mein Schwert in einer schnellen Kreisbewegung um mich sausen ließ, und drei aasige Körper niederstreckte.

Nun konnte ich mir kurz erlauben, doch einen Blick durch die Massen schweifen zu lassen, sah Frodo dicht bei Sam kämpfen und seine Angst hinausschreien. Dicht bei ihnen kämpfte auch Pippin mutig und wacker, wirklich alles daran setzend, den Ringträger zu beschützen. Der Instinkt warnte mich jedoch sogleich, mich wieder um mein eigenes Wohlergehen zu sorgen und ich duckte mich, um einer Klinge haarscharf auszuweichen, während ich die Meine in den Leib des Orks bohrte.

Es hörte nicht auf!

Ich hatte das Gefühl, auch wenn sich die Kadaver stapelten, so wurden es nicht weniger! Und während unsere Kräfte immer mehr schwanden, nahmen die gewaltigen Massen nicht ab!

Verzweifelt versuchte ich wieder zu den Anderen zu stoßen, eine Unterstützung zu sein und kollidierte dabei mit einem sehr fleischigen Ork, dessen Masse mich zurückstieß und mir der Überraschung wegen das Schwert aus der Hand riss. Ich sah auf, erkannte direkt die Klinge, die sich schneidend auf mich zubewegte und ich hechtete zur Seite, trat gleichweg nach dem Arm, der diese Schärfe hielt und holte Schwung um mich alsbald zurück auf die Beine zu bekommen.

Wieder duckte ich mich vor einem Schlag, holte aus und rammte die Faust in das Gesicht des Monsters, bevor ich dann mit beiden Händen nach dessen Schädel griff und in einer fließenden Bewegung sein Genick brach.

Dann vernahm ich dieses Gebrüll hinter mir und mit geschockter Miene wandte ich mich um und erkannte den Säbel direkt vor mir. Dennoch war es mir mit einem Male ein Leichtes auch diesem auszuweichen, denn das Schwert Boromirs hatte sich in den Rücken gebohrt.

Einzig ein dankbares Nicken meinerseits konnte folgen, ehe ich nach meinem Schwert Ausschau hielt.

Dabei erkannte ich, dass auch Legolas sich wacker auf den Beinen hielt und mutig weiterkämpfte...

Ein heftiger Windzug erfasste mein Haar, als eine Klinge ganz dicht an meinem Gesicht vorbeiglitt und mir eine trotz allem nur schwache Schnittwunde zufügte, während die Kreatur sofort wieder ausholte... ein Pfeil jedoch, ihn stoppte und zu Fall brachte.

Mit einem Male war der Ton eines Horns zu hören, welches das Gebrüll der Massen übertönte und die Orks aufschrecken ließ. Sofort wandte ich den Blick dorthin und plötzlich surrten Pfeile dicht an mir vorbei, streckte die Massen der Orks nieder und wieder ertönte das Horn. Nicht das berühmte Horn Gondors war es, sondern die Geschöpfe des Waldes, bei denen wir Schutz ersuchten.

Rasch fand ich wieder zu meinem eigenen Kampf zurück, griff vorerst nach einer der schweren Klingen der Orks und fochte weiter. Und endlich schien es soweit zu sein, dass die Massen des Feindes abnahmen und der Beistand umso größer wurde.

~*~
 

Legolas:
 

Ich weiß nicht, was mir neue Kraft verliehen hatte, doch war ich aufgestanden. Zum Trotze der Schmerzen, die mich quälend durchzuckten, hatte ich mich um die Säbel geklammert und einen Ork niedergestreckt. Und ich konnte Pippin nicht sehen, zwang mich, mir kurz Zeit zu nehmen, um mich Sorgen zuzuwenden. Suchend blickte ich mich um, während der Kampf um mich herum tobte.

Er musste abgedriftet, hinfortgestoßen worden sein, um sich woanders durchzuschlagen. Das Haar peitschte in mein Gesicht, als ich mich heftig umdrehte, woanders nach ihm zu suchen und von einem harten Schlag gegen den Rücken niedergestreckt wurde. So stürzte ich zu Boden, schlug auf... und einer der Säbel englitt dabei meiner Hand. Stockend wand ich mich im zertretenen Gras, vernahm den röchelnden Atem des Feindes hinter mir. Ich wusste es. Meine Kraft würde nicht genügen, um mich ein weiteres Mal zu erheben. Ein reissender Schmerz ließ mich die Zähne zusammenbeissen, als ich mich nach vorn schob, hektisch die Hand nach dem Säbel ausstreckend.

Ich war verwundet, versuchte den Schmerz zu unterdrücken, spreizte die Finger und berührte den kunstvollen Knauf der Waffe, als sich ein großer Fuß in meine Seite rammte. Ein heiserer Schrei kam über meine Lippen, als ich herumgerissen wurde und mich kurz darauf auf dem Rückend liegend wieder fand. Keuchend wollte ich mich aufrichten, als derselbe Fuß auch auf meine Brust niederging, mich auf den Boden hinabstieß und mich dort hielt. Das Bild vor meinen Augen wurde getrübt, die Konturen verblassten und nach einem lauten Ächzen erschlafften all meine Glieder. Annähernd reglos blieb ich liegen, blinzelnd erkannte ich ein gezacktes Schwert, welches gehoben wurde, um mich zu töten.

Wehren!

Ich erzitterte.

Ich musste mich wehren!

Konnte nicht meine Unsterblichkeit verraten durch Zögern, gar Nichtstun!!

Benommen bewegte ich die Finger, spürte den Griff des Säbels, der sicher in ihnen lag...

Ein Schatten!

Ein Schatten tauchte auf... zog gleich eines Traumgebildes an mir vorbei und riss den Ork mit sich. Ich hörte ihn schrill schreien, bevor seine Laute verstummten. Erneut blinzelte ich, versuchte meine Gedanken zu ordnen, zu begreifen, was geschah, als weitere Gestalten erschienen. Behände, gar leichtfüßig, sprangen sie über mich hinweg. Entsetztes Fauchen ertönte, die Schreie der Orks, die mir einjedes Mal in den Ohren schmerzten.

Gehetzt hob ich die Hand. Ich rieb meine Augen, zwinkerte und sah mich um. Ich meinte, mein Blick würde einer Täuschung unterliegen. Meine Augen weiteten sich.

Flatternde Gewänder, langes Haar, das Zischen prachtvoller Säbel, die glänzend und mit scharfer Klinge auf so manchen Ork niedergingen. Das Surren der Pfeile, auf das klägliches Winseln der Kreaturen folgte.

Die Elben Lothloriens!

Sie waren gekommen...?

Stockend gab meine Hand den Säbel frei, erschöpft kämpfte ich mich in eine aufrechte Haltung und blieb kauern. Ungläubig erspähte ich die fliehenden Orks, die, von Todesangst ergriffen, fort liefen, alles und jeden zurücklassend. Die Orks, die ich fest für das Symbol unseres Todes gehalten hatte...

Geschlagen von einer Macht, die sich zu unseren Gunsten erhoben hatte, mich mit bloßer Irritation erfüllte. Ich würgte ein schweres Schlucken hinab, nur langsam drehte ich das Gesicht zur anderen Seite.

Der Kampf war vorbei!

Während die Elben dem Feind letzte Pfeile nachschickten, jedoch nicht zur Verfolgung ansetzten, erblickte ich meine Gefährten.

Pippin...!

Keuchend hockte der Hobbit im Gras, das Gesicht vom Entsetzen erfüllt, welches er in diesen Sekunden verspürte. Ebenso Merry, Sam und Frodo hatten sich sinken gelassen. Nahe der vollkommenen Erschöpfung, stützte sich Boromir auf die Knie, während der Zwerg noch immer seine Axt schwang und laut brüllte.

Mein Gesicht verzog sich unter dem Schmerz. Kurz ließ ich es sinken, schloss die Augen und blinzelte zur Seite.

Schwankend zog Aragorn an den Hobbits vorbei. Mit weichen Knien. Nur schlürfend und stolpernd setzte er einen Fuß vor den anderen. Wirr hing das Haar in seinem Gesicht, das dunkle Blut der Orks haftete an seinen Händen und dann blieb er stehen und starrte auf den Boden. Kurz darauf beugte er sich hinab. Nur stockend und langsam griff er nach unten und umfasste den Griff seines Schwertes.

Er schien unverletzt zu sein. Alle schienen lediglich unter der Erschöpfung zu leiden... nein, niemand von ihnen war ernsthaft verwundet.

Langsam sanken meine Lider hinab, ebenso mein Kopf und während das Herz in meiner Brust noch immer raste, atmete ich tief ein, entließ auch den zweiten Säbel aus dem festen Griff und betastete kraftlos meinen Rücken. Die Weste...

ich ertastete zerrissene Fransen, fühlte darunter eine gewisse Hitze, eine warme Flüssigkeit, die sich auf meine Haut legte, sobald ich ihr näherkam.

Eine Klinge hatte sich durch meine Haut gefressen.

Unter einem leisen Keuchen ließ ich die Hand sinken und sank in mich zusammen.

~*~
 

Aragorn:
 

Es war kein leichtes Unterfangen, unter den stinkenden Kadavern meine Waffe wiederzufinden. Die Klinge, die ich die letzten schrecklichen Minuten des Kampfes getragen hatte, durchbohrte einen der vielen leblosen Leiber der Orks. Ein Wunder, welches ich nicht mehr zu träumen gewagt hatte, war geschehen und mit einer schier endlosen Erleichterung sah ich die Feinde fliehen und die letzten Pfeile unserer Retter auf sie niederprasseln.

Gesiegt...

Erschöpft trottete ich nun weiter, ehe mir das edle Metall entgegenblitzte und ich mich zu meinem Schwert hinabbeugen konnte. Mit einem schweren Keuchen richtete ich mich wieder auf und nahm mir nun endgültig Zeit, das Feld zu überblicken.

Ich sah zu den Hobbits, ihre Haltung, die von Erschöpfung und eher beklemmender Freude, die jedoch mehr von der Angst und dem Schock gezeichnet war und blickte dann zu Boromir, welcher völlig ermattet am Boden hockte und nach Luft rang. Zu schwer lag auch die Kraftlosigkeit in meinen Gliedern, als dass ich meinen Gefährten ermutigende Worte zusprechen könnte. Völlig kraftlos ging ich langsam auf Gimli zu und legte meine Hand auf seine Schulter, einerseits um ihn zu beruhigen, da sein Gebrüll aus Wut abebben sollte und andererseits, um ihn zu bitten, sich um die Hobbits zu sorgen, denn er schien als einziger von uns noch wirklich mutmaßlich kraftvoll zu sein.

Ein leichter Windhauch erfasste mich, als Haldir zu uns trat und sich leicht vor mir verbeugte, so wie ich es ihm dann gleichtat.

Es folgte eine kurze Erzählung, doch diesem Bericht schenkte ich nicht lange Beachtung, denn es war für mich viel wichtiger, die letzte, bedeutende Person aus der Gemeinschaft ausfindig zu machen. Und meine Ruhe verschwand, als ich diesen auf dem Boden liegen sah. Kurz legte sich meine Hand auf Haldir's Schulter, ehe ich schnellen Schrittes zu dem blonden Elben ging.

Wortlos beugte ich mich zu ihm hinab, griff nach seinem Arm und zog ihn hoch. Nur flüchtig besah ich ihn, denn ich zweifelte nicht daran, dass es ihm trotz allem gut ging und er ,nur' wie wir alle der letzten Kräfte beraubt war.

~*~
 

Legolas:
 

Nur unsicher kam ich zum Stehen und beinahe verlor ich den Halt, als sich Aragorn nach einem knappen, einschätzenden Blick abwandte.

Es war das rechte Bein, dem ich die Beanspruchung entzog, es etwas anwinkelte, um mich auf das Linke zu stützen. Ich fand das Gleichgewicht, ließ die Arme hängen und kämpfte um Fassung. Die Augen geschlossen haltend, atmete ich die klare Luft, nahe Lothloriens ein, in der ein unangenehmer, ja, annähernd widerlicher Geruch hing. Zusehends raubte er mir den Atem und dennoch war ich noch nicht dazu imstande, mich zu bewegen.

Ich hörte die leisen Stimmen meiner Gefährte, konnte sie deutlich vernehmen, da die Orks geflohen waren, eine beinahe erdrückende Stille zurückgelassen hatten. Einer der Hobbits brach in Tränen aus, ich wusste nicht, wem die Kraft fehlte, seine Emotionen zurückzuhalten, denn ich blickte erst auf, als mich eine angenehme Brise erfasste. Besonnen trat Haldir vor mich, musterte mich mit seinen ruhigen Augen und nickte mir langsam zu.

"Legolas von Bruchtal, es ist mir eine Ehre."

Auch ich beugte mein Haupt und mein Gesicht zuckte. Erleichtert konnte ich mich nennen, restlos befreit von jeglichen Sorgen. Im Moment. Überschwängliche Freude jedoch verspürte ich nicht. Die Schwäche ließ nicht zu, dass sie nach mir griff. Und so blieb es bei der ehrerbietigen Geste.

"Wir erspähten den Feind früh", wandte sich Haldir entspannt an meine Gefährten. Meine Augen drifteten zu Seite, suchten nach meinen Säbeln, während ich noch immer nach Luft rang und mein Hals schmerzte. "Ihr Erscheinen stellte keine Überraschung dar. Ganz anders euer Besuch."

Ich erblickte die Säbel, zögerte jedoch kurz, bevor ich mich ihnen humpelnd näherte, mich stockend hinabbeugte und benommen nach ihnen griff.

"Von Lothlorien trennt uns nun noch ein kurzer Marsch. Ich bitte euch, folgt mir, seid als Gäste willkommen und erholt euch von den Strapazen."

Langsam hob ich die Säbel hinter den Kopf, verstaute sie sicher in den kunstvollen Scheiden.

Erholen... ging es mir schleppend durch den Kopf.

Ja, erholen... wir mussten uns erholen. Nicht nur von den Strapazen, des Weiteren von Todesängsten, Leid und Trauer. Von Schwäche und anderen Dingen, die uns von der sicheren Weiterreise abgehalten hätten.

Ich drehte mich um, näherte mich strauchelnd den Hobbits, deren Beine entgültig versagt zu haben schienen. So humpelte ich auch an Aragorn vorüber, betastete meine Weste, strich das eigene Blut an ihr ab, welches an meinen Fingern haftete.

Nur ungenau bemerkte ich, wie Haldir Frodo ansah. Lange, nicht darauf bedacht, es unauffällig zu tun.

Frodo, den Ringträger...

Boromir und Gimli halfen den Halblingen auf die Beine. Ich hörte, wie Boromir leise auf sie einredete, ihnen Erholung versprach. Nur noch der kurze Marsch, dann fand das Grauen vorerst zu seinem Ende.

Die Elbenkrieger folgten uns, umschlossen uns. Ihre Augen tasteten sich aufmerksam über die weite Flur und während ich der Gruppe in unsicheren Schritten folgte, verspürte ich ein Gefühl.

Ein Gefühl, welches ich lange nicht mehr wahrgenommen hatte.

Sicherheit...

Geborgenheit!

~*~
 

Aragorn:
 

Man sah es mir gewiss nicht an... aber zur Sicherheit hätte ich den Leib des Blonden lieber kontrolliert, nach Blessuren abgetastet. Es geschah bis zum heutigen Tage niemals, dass ich Legolas am Boden sah... und das einzige, was ich tat, war, ihm lieblos aufzuhelfen, ihn kaum eines Blickes zu würdigen und nicht auf seine Mimik einzugehen.

Doch es war eine bessere Lösung als die Gewissheit, nicht mehr loslassen zu können. Und so wandte ich mich sehr bald wieder von dem Blonden ab und versuchte meine Sorge auf mich selbst zu konzentrieren.

Der Geruch des dunklen Blutes an meinen Händen stieg mir in die Nase und auch die leblosen Körper wirkten, als würden sie schon verwesen.

Schon oft hatte ich diesen Geruch wahrgenommen und immer wieder würgte er den puren Ekel hoch. Es lag dann aber an einem der Hobbits, dass ich meine Aufmerksamkeit wieder auf diesen lenken konnte.

Ich sah in das Gesicht dessen, der nun hemmungslos weinte... und beneidete ihn still, ehe ich den Blick abwandte und nach Haldir suchte. Seine Elbenkrieger sammelten sich nun allmählich und durch dem glanzvollen Schleier der seidenden Umhänge derer, entdeckte ich ihn nahe bei Legolas stehen.

Ungeachtet dessen, ob jemand meine Beobachtung bemerkte oder sich dieser anschloss, hörte ich die Worte, die man sprach... ein Leichtes war es, doch lohnenswert nicht, denn ich kannte Haldir und hatte keinen Moment lang an seiner, Herrin Galadriels oder Celeborns Güte gezweifelt.

Lange noch blieb ich an der Stelle stehen, ohne Gedanken zu hegen oder mir irgend einen Hauch von Emotionen anmerken zu lassen.

Selbst als Legolas an mir vorbeiging, schwach und von den Strapazen gezeichnet, rührte ich mich nicht vom Fleck. Das einzige worauf ich zeitweise achtete, war seine blutbefleckte Hand und ich sah die Meine an... manchmal fragte ich mich, ob es je einen Tag geben würde, an dem unsere Hände nicht mit Blut besudelt waren.

Ich richtete meinen Blick auf Frodo und von ihm aus, wieder zu Haldir.

Sein Augenmerk war auf jenen Hobbit gerichtet und sobald ich das begriff, setzte ich mich wieder in Bewegung. Ich durfte nicht vergessen, dass die Macht des einen Ringes groß war... und jeder wohl ein Feind sein konnte... selbst die eigenen Gefährten und Verbündeten.

So tat ich es Gimli und Boromir gleich - vor allem Boromir, da er sich schon auf dem Pass des Kaladras merkwürdig benommen hatte und ging zu den Halblingen. Sam starrte auf einen undefinierbaren Punkt, sein Gesicht voll Trauer und Angst verzerrt... für ihn, nein, für uns alle unbegreiflich, wie viel Unheil uns in so wenigen Wochen widerfuhr.

"Samweiß..." Mit den wenigen Kraftreserven, die mir noch geblieben waren, zog ich ihn zurück auf die Beine, bat ihn noch ein wenig durchzuhalten und klopfte ihm sanft auf die Schulter, ehe ich ihn an Frodo's Seite hinter den Anderen herschickte und ich selbst vorging, um an vorderster Front laufen zu können.

Die Krieger der Elben wirkten wie eine Schutzmauer, die es mir erlaubte, nicht mehr ruhelos umherblicken zu müssen.

So musste ich auch keinen Gedanken daran verschwenden, die selbige Trauer in meinem Gesicht zu zeigen, wie sie auch in Sam's Gesicht war.

Schwer bemüht jedoch, die aufrechte Haltung zu bewahren, lag auch mein Blick gebannt auf einem nicht vorhandenen Punkt, krampfhaft bestrebt, die Augen offen zu halten und nicht einfach umzufallen. Doch wach rüttelte mich die Hand, die sich plötzlich auf meine Schulter legte. Perplex sah ich wieder auf und Haldir begutachtete mich mit seiner ernsten Mimik.

In einer Hinsicht dankbar, in der anderen weniger beglückt, hielt er mich wach und berichtete mir anfangs das, was ich bereits durch das Gespräch von ihm und Legolas mit angehört hatte und diskutierte mit mir über die Vorgehensweise nach der erstmaligen Kräftesammlung in Lothlorien.

In diesen Gesprächen vertieft, bemerkte ich nicht, wie wir den Wald betraten.

Erst dann, als ich die feuchte Luft auf meiner Haut und die angenehme Kälte um mich herum bemerkte, war ich mir sicher, dass uns nun... vorläufig wirklich nichts mehr geschehen konnte.

Lange folgten wir noch dem Elbenherrn und seiner Gefolgsschaft, durchstreiften den dichten Wald, dessen Bäume kaum Sonnenlicht zuließen und erreichten alsbald eine tiefere Ebene, die das Reich der Herrin Galadriel offenbarte.

Nahezu durchsichtige Treppen stiegen wir hinauf, um einen alten Baumstamm, welcher einen Durchmesser von schier fünfzig Fuß haben musste. Haldir gab mir keine Zeit, mich umschauen zu können und so blieb mir jeder Blick verwehrt.

Und kaum, dass wir die letzten Stufen erreichten, trat gleich einem hellen Leuchten eines herabfallenden Sternes, die Herrin selbst zu uns.

Viele Worte richtete sie an uns, Fragen, deren Antworten ich nicht geben konnte und wollte und selten blickte man einjedem von uns so tief ins Herz, wie sie es konnte.

In den Augen Celeborns war der tiefe Schmerz über Gandalfs Verlust ebenso zu erkennen, wie in den Unseren.

In mir stieg erneut die Hoffnungslosigkeit auf... denn nicht nur der Tod einer der Gefährten war mir eine schwere Last... ganz andere Bürden lagen auch auf meinen Schultern und ich fürchtete mich wirklich vor der Gewissheit, dass die Herrin auch diese in mir lesen konnte. Doch umso wärmender war ihr sanftes Lächeln, als sie uns den Ort freigab, an dem wir ruhen konnten.

Viele Dinge gingen mir durch den Kopf, als ich den Gürtel schließlich mitsamt Schwert neben der weichen Liege ablegte und mich mit einem etwas angenehmeren Wohlbefinden, durch Reinigung und neue Kleidung auf diese setzen konnte. Nicht zuletzt konnte ich mein Augenmerk einzig und allein auf den blonden Elben legen, der sich durch die Umstände zu oft meinem Blick entziehen konnte.

Seine blauen Augen spiegelten das warme Licht wider, als er in seiner anmutigen Haltung über das weiche Gras schritt. Der edle Stoff, der seinen Körper umhüllte, ließ ihn wahrhaft als den schönen Prinzen erscheinen, der er war. Ebenso, wie seine weichen Gesichtszüge, geprägt durch das Leid unserer Erfahrungen, seiner Zierlichkeit noch mehr Ausdruck verliehen.

Zuweilen... kämpfte ich wirklich mit mir.

Immer wieder musste ich mir sagen, dass jener Elb, ein Gefährte war; ein Freund, der mit mir und vielen Verbündeten in die Schlacht zog.

Und immer wieder musste ich begreifen... dass mein Blick auf keinem anderen Freund so intensiv haftete... und dessen Gesicht mir noch nie zuvor... so oft im Traum begegnete.

~*~
 

Legolas:
 

Die Entspannung blieb mir fern.

Selbst hier an diesem Ort, der doch so geprägt von Harmonie und friedlicher Stille war, war ich ruhelos, nicht dazu imstande, mich der Erleichterung der Anderen anzuschließen, mich durch Meditation gar zu stärken....

Nur mit getrübtem Auge erblickte ich die Wunder Lothriens, mit verkrampfter Miene stand ich den Bäumen gegenüber, so majestätisch und kräftig in ihrer vollen Pracht, dass sie mir den Atem geraubt hätten, würde ich mich in einem anderen Zustand befinden. Die erfrischende Feuchtigkeit des Grases, die reine Luft, welche uns verspielt erfasste. Die leisen Gesänge der außergewöhnlichen Tiere, die Anmut, diese ganze Pracht...

Mir war es vergönnt, ihr die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken.

Gewaschen und gehüllt in saubere Kleidung, konnte ich die Schmerzen dennoch nicht verdrängen, die durchgehend meinen Körper befielen, mich erschaudern ließen.

Matten Schrittes zog ich an ihnen vorbei...

den pflanzlichen Arkaden, die meinen Gefährten sicheren Schutz gewährten, sich über sie neigten gleich eines Daches, sich zum Teil vor ihnen erstreckten, ganz wie ein eisener Schild.

Eng beieinander kauerten die Hobbits dort, sie schwiegen. Und das Schweigen spiegelte sich auch in ihren Gesichtern wider. Mir schien, es hätte die Trauer zurückgedrängt, teilte sich den Platz nun mit einer sanften Melancholie, geschwächt durch die Erleichterung, der sich fast niemand entziehen konnte. Langsam drehte ich das Gesicht weiter, in die Richtung, aus der mir lautes Schnarchen entgegenzog. Reglos, bereits tief hinabgedriftet in die Geisteswelt, ruhte der Zwerg auf seinem Lager, räkelte sich nur selten, um laut zu grunzen. Ein Blinzeln unterbrach meine Beobachtung und kurz ließ ich meinen Atem erlahmen, suchte nach Kraft, um noch kurz verweilen zu können. Stark war jene Frage in mir. Stark auch der Drang, auf ihre Antwort zu stoßen.

Wie ging es den anderen?

Zögernd blickte ich auf, meine Augen suchten nach Boromir, wurden jedoch nur auf Aragorn aufmerksam, der erschöpft am Stamm eines mächtigen Baumes lehnte.

Verständlich, ja, es war verständlich...

Er sah nicht gut aus, blass, annähernd ausgemergelt und des Schlafes beraubt.

Und das waren wir alle...

Ich sah ihn nicht lange an, die Umstände verboten es mir. So kehrte ich meinen Gefährten den Rücken und ging. Gemach suchte ich mir abgeschiedenen Schutz, bangte, das leichte Hinken meines Ganges könne Aufmerksamkeit erregen. Stärker denn je nagte Schwäche an mir, ließ meine Schritte noch unsicherer werden, bis ich einen Felsen erreichte. Glatt und hell war er und so tastete ich mich an ihm entlang, keuchte und sehnte mich aus dem Grunde meines Herzens nach Erholung.

Ich würde sie finden. Hier. Jedoch nicht jetzt.

Noch nicht...

Einen kleinen Abhang stieg ich hinab, bis keine Geräusche mehr um mich schallten, bis ich alleine war. Alleine mit mir und meinen Schmerzen. Ein letzter Schritt und endlich konnte ich mich sinken lassen. Nieder auf einen Stein, auf dem ich recht verspannt verharrte, stockend die rechte Hand zu den Knöpfen des kunstvollen Hemdes hob, während ich die andere nur öffnete. Eine kleine Schatulle lag in ihr, die Rezeptur der Elben, die ich erbeten hatte, zu der eine starke Angewiesenheit bestand.

Ich wollte niemanden aufhalten...

Niemandem Sorge bereiten.

Schnell musste ich genesen sein. Schnell, um auf der Reise, an der ich als Beschützer teilnahm, keine Last zu sein.

Nur langsam gelang es mir, die Knöpfe aus den Löchern zu drehen. Mit geschlossenen Augen verharrte ich, zog den wärmenden Stoff alsbald über meine Schultern und streifte ihn mit einer vorsichtigen Bewegung tief hinab, bis die kühle Luft spürbar auf die offene Wunde traf.

Eine fröstelnde Gänsehaut überzog meinen Leib, die Hand schloss sich um die Schatulle, jedoch nicht dazu fähig, zuzudrücken. Wehrlos musste ich die Schmerzen ertragen und erneut benötigte ich lange Zeit, um mich zu sammeln.

Das Ausmaß der Verletzung war mir ein Unbekanntes, sie zu berühren, wagte ich nicht.

~*~
 

Aragorn:
 

Das Schweigen der Hobbits, diese Stille, neben dem umso lauteren Schnarchen Gimli's hatte meinen Verstand nicht erreicht. Erst, als mir auffiel, dass ich den blonden Elb zu lang beobachtete, mir beinahe schon selbst wie jemand erschien, der anderer Schritte belauschte, wandte ich den Blick ab und stand auf.

Ich nahm mir mein Schwert, band es wieder um.

Keinen Schritt tat ich, ohne diese Waffe bei mir zu tragen, selbst wenn Lothlorien momentan den sichersten Ort in ganz Mittelerde symbolisierte.

Nur flüchtig sah ich noch einmal prüfend zu dem Herrn Zwerg, der jedoch immer noch... und sehr wohl möglich, bis zum nächsten Morgen durchschlafen würde, ehe ich zu den Hobbits ging und auch ihnen riet, sich schlafen zu legen.

Nur Merry und Sam sahen zu mir auf, immer noch still und schweigsam, ehe sie sich, der eine um Pippin, der andere um Frodo kümmerten und ihnen leise Worte zuflüsterten.

Ich hoffte, sie würden Schlaf finden, denn dies war eine Nacht voll Gefahrlosigkeit, die sie in den kommenden Tagen nicht mehr finden würden.

Ausschau hielt ich auch nach dem Sohne Gondors, der sich fort von der Gemeinschaft abgewandt und sich regelrecht verkrochen hatte. Seit der Begegnung mit der Herrin Galadriel wirkte seine Handlung unsicher und noch wesentlich verzweifelter als die unsere.

Was hatte die Herrin gesehen, was hatte sie ihm gesagt, dass er so verzagte?

Rasch fand ich ihn, zusammengesunken af einem Stein hockte er, während sein Kinn kraftlos auf seiner Brust ruhte.

"Du solltest schlafen, Boromir. Die Grenzen Loriens sind gut geschützt."

"Hier werde ich keinen Schlaf finden", antwortete er mir schnell und nervös, kopfschüttelnd und nahezu, als würden wir uns immer noch in einer Schlacht befinden.

Mit fragender Miene setzte ich mich zu ihm, sah ihn wortlos an und erhoffte mir eine Antwort auf sein Betragen. Sofort erhielt ich sie.

"Ich hörte ihre Stimme in meinem Kopf! Sie sagte, selbst jetzt besteht noch Hoffnung!" Seine Stimme erhob sich, erweckte beinahe den Anschein, als wären diese Worte so unglaubwürdig, wie das schnelle Ende des Krieges. "Aber ich sehe sie nicht."

Nur ein stummes Nicken konnte ich erwidern.

Ich wusste, wie es um Gondor stand... natürlich wusste ich es.

"Hast du sie jemals gesehen, Aragorn? Die weißen Pforten..."

"Ich habe die weiße Stadt gesehen, vor langer Zeit...", erwiderte ich nachdenklich. Eine Erinnerung, die mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagte, zu vieles lauerte dort.

Wir führten das Gespräch lange fort und letzen Endes gelang es mir, ein schwaches Lächeln auf den Lippen des Anderen zu beschwören... ihn von seiner Hoffnungslosigkeit zu befreien... zumindest ihn zeitweise davor zu verschonen.

"... und von den Mauern wird der Ruf erschallen: 'Die Söhne Gondors sind zurückgekehrt'!"

Ich erzwang mir selbst ein Lächeln, ehe ich ihm auf die Schulter klopfte, ihm noch einmal zunickte und ihn dann abermals bat, zur Ruhe zu finden. Es war mir wichtig, es ihm nicht gleichzutun, bevor der Letzte zum Schlafe gefunden hatte.

Aufmerksam beobachtete ich die Hobbits, die bereits in wärmenden Decken lagen, während ich mich an einen Baum lehnte und die Augen offen behielt, mit den Gedanken jedoch weit weg war.

Boromirs Sorge war auch die Meine.

Sie wies mich darauf hin, dass sie nicht die einzige war... so vieles lag noch im Dunkeln.

Müde fuhr ich mir mit der Hand über die Augen, lange Zeit stand ich dort, verdrießlich Erinnerungen und Gedanken nachjagend, ehe ich mich nach mehrmaliger Kontrolle über der Ruhe der Gemeinschaft abwandte. Diese Überlegungen hielten mich nun wacher, als es mir lieb war und ich erhoffte mir, die alte Müdigkeit wiederzufinden, indem ich das Gefilde durchstreifte. Nach kurzer Zeit erreichte ich einen Abhang, unauffällig war er, so dass er mir zuvor nie aufgefallen war.

Aus unerklärlichem Interesse schritt ich ihn hinab, glaubte auch leise Geräusche zu hören und legte die Hand auf das Schwert, da es mir meine Vorsicht riet. Doch umsonst schien sie mich zu warnen, denn ich erblickte den Elben, der niemals schlief. Ich legte leicht den Kopf zur Seite, wunderte mich still über die Haltung des Blonden.

Sein Haar umfuhr seinen nackten Rücken, streichelte die schöne Haut. Ich folgte dieser Beobachtung, konnte den Blick nicht abwenden, doch geriet diese abwegige Träumerei flugs in Schwanken, als ich die Wunde entdeckte, die das schöne Sinnbild störte. Für einen kurzen Augenblick hielt ich den Atem an, wollte meinen Augen nicht trauen, denn ich erkannte gut, dass diese Blessur nicht von Unachtsamkeit her stammte.

Sie war tief... wie konnte ich das übersehen?

Mein Blick war doch so gründlich und doch war Legolas' Wille so stark gewesen, dass er es vor mir verbergen konnte! Unerklärlich war es mir, wie dies geschehen konnte und der Schock saß so tief, als würde diese Wunde nicht die seine sein.

Nie zuvor hatte ihn eine Klinge getroffen... und diesmal war es doch passiert.

Hatte er sich deswegen so zurückgezogen?

Der Schrecken ließ mich lange zögern, doch wenn ich ihm im Kampfe nicht zur rechten Seite gestanden hatte, so würde ich mir nichts mehr wünschen, als dass ich ihm jetzt zu Diensten sein konnte. Äußerlich ruhig ging ich auf ihn zu, blieb hinter ihm stehen und streckte den Arm aus, um behutsam nach der Schatulle in seiner Hand zu greifen, während ich mich über ihn beugte und eine ernste Miene offenbarte, während meine Stimme von einem leicht vorwurfsvollen Ton getrübt war.

"Fürchtest du, eine Last zu sein, mein Freund?"

~*~
 

~*tbc*~



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Kommentare zu diesem Kapitel (15)
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Von: abgemeldet
2010-09-25T09:00:34+00:00 25.09.2010 11:00
WAS EIN WERK!!!!!!!!
Der Schreibstil ist so fließend und spannend zu lesen.
Ich bin begeistert!
Ihr zwei habt da echt was vollbracht!
Ich lese weiter!!! Stück für stück um nichts der kunstvoll geschriebenen Worte, meiner Seele vorzuenthalten!
OMG ich fang schon an zu floskeln.
gomen
bin so im rausch!
-.-´´´´ drop
OK auf zum nächsten Kapi (\^^/)

Von: abgemeldet
2010-04-22T10:17:30+00:00 22.04.2010 12:17
So
ich hatte die story schon gelesen
Jetzt hab ich mal genug Zeit um ei n bisschen zu kommentieren. :D
Ich find den Schreibstil voll toll
Das habt ihr echt toll gemacht
Ich hab die Story gefressen
Von:  Inan
2010-03-29T18:04:37+00:00 29.03.2010 20:04
Echt toll!
Wenn ihr das im RPG echt so geschrieben habt, müsst ihr ja echt gut sein *-*
Echt lesenswert^^
Von: abgemeldet
2009-01-08T13:07:51+00:00 08.01.2009 14:07
Also ich kann nur sagen,dass ich so einen Stil noch nie gelesen habe! Da sitzt jeder Satz und immer wird man weitergezogen! Man kann gar nich aufhören und ich hab das Kapitel jetzt in einem Stück verschlungen und später habe ich gesehen, wie lang die ganze Geschichte ist.
Habt ihr sie noch alle??XDD
So lange Geschichten hab ich noch nie hier gefunden! Und wenn ich das richtig sehe,dann habt ihr die hier nicht mal fertig? Ihr habt echt meinen ganzen Respekt! Und dann noch so wahnsinns toll geschrieben!! ^.^
Ich versuche jetzt, diese Geschichte weiterzulesen und bis zum Abend vielleicht fertig zu sein! Kriege echt nicht genug von den Beiden!

Euer fan Dragon
Von:  Teiou
2008-06-19T19:24:51+00:00 19.06.2008 21:24
Wow, DAS war ein RPG?
Die Fanfic scheint zwar in Stillstand geraten zu sein, aber ich finde sie ist immernoch lesenswert *_*
Vor allen Dingen, weil sie es wirklich in sich hat. Auf so ein RPG wäre ich auch stolz ;D

Ich dachte, wenn ich die FanFic schon lese und mich mal wieder ein bisschen mit Aragorn x Legolas flashe, kann ich auch einen Kommentar schreiben. Das ist nur fair x3~
Von:  Miroir
2008-02-25T15:10:18+00:00 25.02.2008 16:10
Wahnsinn! Waaaahnsinn!
Das war ganz ehrlich die beste FF die ich bis jetzt gelesen habe
Und wenn ich das schon nach dem 1. Kapitel sagen kann, heißt das, dass sie wirklich sehr, sehr gut ist
Auf jeden Fall werde ich die anderen Kapitel auch lesen
Das ist so genial geschrieben!!!!
Beeindruckend, diese Geduld!
Ich würde bei den ganzen Beschreibung die Krise kriegen, ist doch sicher total aufwändig zu schreiben
Die FF wird hiermit zu meiner Lieblingsff ernannt!
Darf ich ein Bild zum 1. Kapitel malen?
Biiiitte!!!!!
Von:  BigLeoSis
2007-03-20T18:55:53+00:00 20.03.2007 19:55
So! Krass, ich habs wirklich geschafft, das erste Kapitel zu lesen. Ich hab zwar nicht versprochen, Kommis dazulassen, aber ich denke Jay, dass ist nur recht und schön, da du es ja schließlich auch versprochen hast, also die konstruktive Kritik mein ich.

Tja, was soll ich jetzt sagen? Ich bin sichtlich *g* geplätet, ein solches FF hab ich noch nie gelesen. Das Kapi ist ja allein schon so lang wie der größte Teil meiner FFs selbst.

Keinen Rechtschreibfehler, boah, dass ist gut und eure Zusammenarbeit scheint ja auch bestens zu funktionieren. Denn ohne die würds vermutlich erst gar nicht gehen.

Ach ja und noch zum Schluss. Merci für die kräftige Suche nach Boromirs Geschenk.

See ya und (darf ich das eigentlich noch schreiben?)
Weiter so
Von: abgemeldet
2006-12-13T11:40:03+00:00 13.12.2006 12:40
Dann fang ich eben nochmal von vorne an. Mal sehen ob ich die Geschichte nochmal durchkriege, bis ihr weitermacht! O__O

Oh, aragorn is von vornherein in ihn verknallt. Sowas. Geh doch einfach ran, Mensch! Du tust dir keinen gefallen!
Neeeeeeeein!! Orks!!!
Von: abgemeldet
2006-07-10T21:43:00+00:00 10.07.2006 23:43
Waaaaaaas?????
ich hab noch keinen kommentar zum ersten Kapitel geschrieben?? °o° Wieso sagt mir das keiner?! Das erste Kapitel is doch das wichtigste überhaupt! Das is der anfang von allem Üb...eh von allem eben! Das is nen großes Ding! O__O was man von den Posts ja nich sagen kann. So klein und winzig.....so kurz und unkompliziert. Ihr habt euch echt gemausert. Daumen hoch! Tolle leistung!
Jetzt sind die posts überdimensional und der Sinn immer tiefgängiger. Wie so ein Idiotenfilter.>< mal sehen, wer noch übrig is, wenn ihr fertig seid.^^
Von: abgemeldet
2006-06-01T22:19:36+00:00 02.06.2006 00:19
oh mein gott...
vergisss, dass ich in der ens gesagt habe, es könnte länger dauern... dies ist eines der paare, von denen es viel zu wenig geshcichten giebt. gut, sagen wir, viel zu wenige gute geschichten. und diese hier... also, wenn das nicht ein grandioser beginn ist?!

dass es sich so nahtlos in die story selbst einfügt ist faszinierend... und noch mehr euer schreibstil. wirklich, ich bin hin und weg!! ^____^

es ist eine wahnsinnige freude, solch eine gute geschichte zu lesen! und die charaktere sind so fantastisch herausgearbeitet... oh gott, ich muss wirklich an mich halten! am liebsten würde ich jetzt bis zum morgengrauen weiterlesen, aber ich brauche doch wenigstens... *auf die uhr guck*... 4 1/2 stunden schlaf. *rofl*

nun denn, man sieht sich im nächsten kapitel dieser herrlichen geschichte!! ^___^
ich bin gespannt, was legolas macht... *seufzel*

liebe grüße,
chiisu


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