Zum Inhalt der Seite

La chambre Interdite

Das verbotene Zimmer
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

J'attend... (Ich warte)

Ich sitze wortlos vor dem Fenster und schaue zu wie der Schnee kurz bevor er den Boden erreicht zu Regen wird und in kleinen Pfützen auf den Steinen ankommt. Unter meinen rot angeschwollenen Fingern beschlägt die einfachverglaste Fensterscheibe und ich sehe, wie mein Spiegelbild dort etwas trüber wird.

Der Himmel ist grau, aber das ist auch gut so, eine richtige Farbe hätte ich jetzt nicht ertragen koennen. Ich gehe langsam vom Fenster weg, mein Spiegelbild huscht an mir vorbei, auch seine traurigen Blicke will ich nicht mehr sehen. Ich vermeide mein Spiegelbild und dennoch suche ich es, es gibt mir Gesellschaft.

Ich schlüpfe in meine Schuhe und binde meinen Schal um, ich weiss, dass ich dennoch frieren werde und greife zu dem wärmsten mantel, den ich besitze.

Auf dem Flur halt das Klacken meines Schlüssels, meine Schritte die unkontrolliert die Treppe herunter stolpern und schließlich die Einganstür, die schwer ins Schloss fällt. Unter meinen Füssen platschen die Pflützen. Schnee schmilzt auf meinem Gesicht. Mir ist noch ganz warm. Von ihm.

Ich gehe die Strasse runter, vorbei an den ganzen kleinen Laeden, heute interessieren sie mich nicht, wo ich doch sonst immer neugierig heinschaue um mein lächelndes Spiegelbild in den Schaufensterscheiben zu sehen. Wenn ich zurück komme, wird er sich wieder angezogen haben. In meinem Zimmer ist es kalt. Aber unter der Decke...

Meine Hände verkrampfen sich in meinen Manteltaschen, doch ein heisses Kribbeln durfährt mich, ich zittere. Schnee rieselt über den Rand von meinem Schal, ich höre wieder auf zu träumen.

Im Zug lausche ich den Rädern unter meinem Sitz, lehne den Kopf an die Scheibe, während ich ins nichts schaue und erneut an ihn denke. Vielleicht wartet er ja doch auf mich, so wie ich ihn zurückgelassen habe, unter der Decke und hält sie warm?

Mein Spiegelbild lächelt mich an, es grinst fast, mein Herz hüpft dabei. Alles ist gut.

Das Leben ist schön.
 

Während ich arbeite, denke ich an nichts, nicht mal an ihn, nur einmal, flüchtig. Ein kurzer Schockmoment, was, wenn er geht? Wenn die Zeit gegen uns ist oder er mich doch nicht liebt, so wie er es gesagt hat?

Ich verwerfe den Gedanken und schneide weiterhin die Eingeweide aus dem blutenden Schweineleib. Ich tue dies sehr lieblos und schnell, in der Schlachterei ist es kalt.
 

Es ist dunkel, als ich aus der Bahn komme und die Strasse hinauf gehe. Über meinem Kopf glitzert die Weihnachtsdekoration und die Leute in den umliegenden Restaurants lachen und trinken Wein. Ich ziehe die Handschuhe aus und tippe den Code in die riesige Tür mit den goldenen Beschlägen und warte auf das vertraute "Klick" am anderen Ende. Ich trete ein, begrüße meine Nachbarin, die gerade von einem Ausflug mit ihrem Hund zurückkommt und mache das Licht im Flur an. Ich weiß nicht mehr, was lauter ist, mein Herz oder meine schweren Absätze auf den alten Treppen.

Das Flurlicht vor meiner Tuer ist kaputt. Ich klopfe an.

Ich höre ihn. "Tür ist offen!"

Langsam drücke ich die Klinke runter, der Teppich schiebt sich hinter der Tür zurück und ich schiebe mich mühsam durch den engen Spalt. Die Koffer stehen noch immer ungünstig vor der Tür.

Ich wage noch nicht, meinen Kopf zu heben. Erst als ich in der Mitte der 17 Quadratmeter stehe schaue ich auf. Es ist nicht dunkel, aber auch nicht hell. Mein Zimmer ist in oranges Kerzenlicht getaucht, verwirrt sehe ich mich um. Ich habe nicht damit gerechnet.

Meine Blicke suchen ihn. Ich liegt auf dem Bett. Nackt. So wie ich ihn zurück gelassen habe. Er hat die langen blonden haare zu einem Zopf gebunden und lächelt mich auf seine kokette Art an.

"Willst du nicht den Mantel ausziehen?"

Ich hänge den Mantel auf, gehe beinahe schüchtern zum Bett, wo er mich an sich zieht und den blutigen weißen Kittel aufknöpft, während ich meine Stirn an seine Schulter lehne. Seine Haut ist noch immer herrlich warm.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Oceanwhirl
2006-08-03T14:41:34+00:00 03.08.2006 16:41
Das ist echt beeindruckend. Irgendwie ... schleicht es.... es fühlt sich weit entfernt an; aber trotzdem kann ich die meisten Gedanken und Gefühle nachvollziehen. Irgendwie erscheint es mir, als würde der Schneeregen die ganze Stimmung der Fanfic beschreiben - und es passt so gut zur Thematik, trist, grau, kalt... Das geht sogar so weit, dass ich die ganze Zeit über den Regen auf der Scheibe zu hören meinte, obwohl es doch vorhin aufgehört hat, zu regnen. Entweder hab ich Hallus oder... Nein, die Fanfic vermittelt eine großartig-melancholische Stimmung. Ach, ich bin begeistert. Masl abgesehen davon, dass ich die Vorstellung von Marik mit Zopf mag... Vielleicht sollte ich ein Fanart dazu zeichnen... ^-^'
Von: abgemeldet
2006-01-21T19:13:30+00:00 21.01.2006 20:13
ist super toll!!
Von: abgemeldet
2005-12-28T08:33:41+00:00 28.12.2005 09:33
???
um wen geht es da???
sonst is es super ^^
lg vici


Zurück