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Ein ganz normales Leben... schön wär's

oder: Wie bringe ich meine beste Freundin von dem Gedanken ab, mich zu verkuppeln?
von

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Kapitel 2: ~Verschollene Freunde und ähnliche Katastrophen~
 

Nach einem fast zweistündigen Telefonat hatte ich endlich herausgefunden, weshalb Michelle jetzt doch wieder hier wohnt. Ihre Eltern hatten durch eine Betriebsschließung alle beide ihre Arbeit verloren. Glücklicherweise fanden sie fast augenblicklich eine neue Stelle - in Jena. Durch dieses große Glück waren sie nun doch nicht in einer so großen finanziellen Misere, wie sie erst gedacht hatten. Michelle freute sich schon riesig auf Montag. Dann würde sie endlich in unsere Klasse kommen. Wir haben uns zwar manchmal noch geschrieben, aber ich hatte sie schon seit Jahren nicht mehr gesehen.
 

Das Wochenende ging leider viel zu schnell vorbei, wie immer. Aber dieses war das wohl heißeste des Sommers, und da der Wetterdienst meinte, Anfang der Woche würde es Abkühlung geben, war ich ganz froh, dass ich es hinter mir lassen konnte - obwohl auf die Wettervorhersagen bekanntlich nicht zu viel Wert gelegt werden kann. Es war Sonntagabend und draußen wollte es anscheinend weder dunkler, noch kühler werden, als ich etwas entfernt in der Straße zwei Personen laut reden hörte. Zuerst dachte ich, sie würden sich streiten, doch dann stellte sich heraus, dass es ein Wiedersehen war. Nach jahrelanger Trennung wohnten sie nun endlich wieder in derselben Stadt. "Was für ein Zufall, dass nicht nur Michelle gerade jetzt zurückzieht", schoss mir durch den Kopf. Da es noch hell war, konnte ich die Personen schnell erkennen. Einer von ihnen war Stefan. Und den anderen kannte ich nicht... noch nicht, wie sich am nächsten Morgen herausstellen würde...
 

Als ich die Klassenraumtür öffnete, hoffte ich inständig, dass Michelle noch nicht da war. Ich wusste allerdings noch allzu gut, dass Michelle früher immer eine der Ersten war, die am Morgen auftauchten. Das hatte sich bis heute nicht geändert. Das erfuhr ich, als plötzlich jemand total aufgekratzt "Isaaaaaaaaaaaaaa" rief und auf mich zu stürmte. "Du siehst ja immer noch genauso aus, wie früher!": "Du hast dich ja auch nicht sonderlich geändert", stellte Martin murrend fest. "Ach, dich gibt's ja immer noch...", lästert sie abfällig, als sie ihn sah. Die beiden konnten sich noch nie sonderlich leiden, sehr zum Leidwesen meiner selbst. Kaum hatten sie eine Sache gefunden, bei der sie der gleichen Meinung waren, stritten sie sich schon wieder... selbst über die kleinsten Nichtigkeiten. Sie fanden immer Dinge, wegen denen es sich zu streiten lohnte. Ich hatte sehr gehofft, dass sich wenigstens das während der Jahre geändert hatte. Aber entweder konnten, oder wollten sie keine friedliche Koexistenz führen. "Jah, mich gibt's immer noch", giftete er zurück und hockte sich dann auf seinen Tisch in der letzten Bankreihe. Michelle warf ihm noch einen Blick von der Sorte "Vergreif-dich-an-meiner-Isa-und-ich-kill-dich" zu, der glatt von Lisa hätte sein können, dann wandte sie sich wieder mir zu. "Ich hab dir soooo viel zu erzählen, ich hoffe, du hast Zeit...", meinte sie, als Lisa den Raum betrat. "Morgeeen", und schon stand sie neben mir. "Hi, Lisa. Du bist aber gut drauf. Was gab's denn Großartiges??", fragte ich, bevor ich vom einem Räuspern Michelles unterbrochen wurde. "Ähm, ach ja, Lisa. Das ist Michelle. Wir kennen uns schon seit Ewigkeiten und sie wohnt jetzt auch wieder in Jena. Ich hoffe, ihr werdet euch gut verstehen.", bei dem letzten Satz warf ich Michelle einen ernsten Blick zu, der sie anscheinend zum lächeln brachte. Sie begrüßten sich kurz, und dann schien alles wie immer zu sein. "Na zumindest wird das wohl besser, als mit Martin", dachte ich. "Entschuldigt mich bitte mal kurz", sagte ich und setzte mich erst einmal zu Martin. "Ich weiß ja, dass ihr euch nie sonderlich vertragen habt, aber könntest du es nicht wenigstens versuchen?? ... Hey, Martin, ich rede mit dir, oder wird ich jetzt auch ignoriert!?".

"Nein...", nuschelte er, "natürlich nicht... Aber es darf mich doch wohl stören, dass sie jetzt wieder da ist, oder etwa nicht?". "Na wenn es denn unbedingt sein muss", kam meine prompte Antwort, "aber ich möchte nicht, dass ihr euch wegen mir streitet, also versuch wenigstens, dass ihr euch vertragt, nicht wie damals bevor sie gegangen ist. Und besser ging es dir seitdem auch nicht. Gib's ruhig zu! Du bist auch froh darüber, dass sie wieder da ist... auch wenn du es nicht zugibst, dir haben die Sticheleien gefehlt... ... und jetzt hör auf zu schmollen!". Dann fiel mein Blick auf Michelle, die Lisa gerade jemanden vorstellte... den Jungen von gestern Abend. Ich ging also zu ihnen und stellte zufrieden fest, dass sie sich nicht stritten. Der mysteriöse Freund von Stefan wurde mir als Nathaniel (später Nat oder Nattie) vorgestellt. Michelles und seine Eltern arbeiteten bei derselben Firma und auch sie sind wegen ihres neuen Jobs wieder nach Jena gezogen. Das erklärte alles. Wahrscheinlich gingen Stefan und er auf dieselbe Schule. Unsere Klassenlehrerin stellte uns die beiden nur kurz vor und dann verlief der Unterricht wie sonst auch immer.
 

Der Wetterdienst hatte entweder Recht und niemand merkte etwas davon, oder die Schulleitung hielt sich ausschließlich an die Voraussage, denn es gab noch nicht einmal Hitzeplan, obwohl die Temperaturen mehr als angemessen waren. Dieser katastrophale Zustand hielt noch die ganze Woche an und auch alle anderen Katastrophen in meinem Leben dachten nicht daran, sich abzuschwächen, oder gar zu verschwinden. Martin und Michelle stritten sich nach wie vor, Lisa wollte nicht, dass Michelle etwas von Stefan erfährt (und ließ mich deshalb erstaunlicherweise sogar fast in Ruhe)und Nat schien ein Problem damit zu haben, nicht alles sofort zu erfahren, was er wissen wollte. Deshalb war ich auch ganz froh darüber, dass er die meiste Zeit mit Stefan verbrachte, auch wenn das wiederum Michelle ärgerte. Alles in Allem lässt sich also sagen, dass mein Leben zu einer wandelnden Katastrophe wurde.



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