Der Morgen danach
Autor: Morwen
Mail: MorwenEledhwen@gmx.de
Teil: 1/1
Disclaimer: Die auftretenden Personen gehören Eiichiro Oda, und ich verlange kein Geld für das, was ich mit ihnen anstelle. ;)
Musik: Peter Gabriel, U2
Kommentar: Wie sich lange Nächte manchmal auf die Kreativität auswirken können... XD Die Pointe ist ein wenig dämlich, finde ich, aber lest es am besten einfach selbst.
Ich wünsche viel Spaß. ^^
Der Morgen danach
Es war ein stiller Morgen. Erstes Sonnenlicht flutete durch die Gassen eines abgelegenen Küstendorfes.
Zwei einsame Gestalten saßen auf der Kaimauer des kleinen Hafens und starrten auf das Meer, dessen Wellen leise gegen die Mauer schlugen. Ein kleines Stück weiter entfernt schaukelte munter ein Schiff auf den Wellen.
Eine der beiden Personen befand sich in einem Zustand, den man als halbwegs nüchtern bezeichnen konnte, und die andere... Nun ja. Alkohol konnte interessante Dinge mit einem anstellen... Vor allem große, unkontrollierte Mengen.
Sie hatten eine ganze Weile lang schweigend nebeneinander gesessen, doch nun meldete sich der eine zu Wort.
"Sanji?" Ein Brummen.
"Hm?"
"Was... machen wir hier eigentlich?"
Der andere hob die Schultern und nahm einen Schluck aus der Flasche, die zwischen ihnen stand.
"Rumsitzen?" meinte er dann und lächelte.
"Hast Recht..." Zorro starrte einen Augenblick lang vor sich hin und dachte angestrengt nach.
In seinem Kopf hämmerte ein Schmerz, der einen ausgewachsenen Bullen betäubt hätte, doch Zorro fiel es momentan lediglich schwer, den Faden wieder zu finden.
"Aber... WIESO sitzen wir hier? Und vor allem - wieso sitzen WIR hier?"
Sanji sah ihn an und kratzte sich dann nachdenklich am Kopf.
"Weil wir Ruffys Geburtstag gefeiert haben?" fragte er dann vorsichtig. "Weil du dich zugesoffen hast und dir dann schlecht geworden ist und ich dich rausbringen musste, damit du dich überge-"
"Ich glaube, ich erinnere mich", unterbrach ihn der andere und verzog dabei missmutig das Gesicht.
"War es... sehr schlimm...?"
"Du warst ziemlich grün im Gesicht, wenn du das meinst."
"Oh..."
"Und ich staune immer noch darüber, wie du es geschafft hast, den Kiwisaft mit Absinth zu verwechseln. Ich meine, gewisse geschmackliche Unterschiede sind ja nun doch vorhanden...
Von der Wirkung mal ganz abgesehen."
"Hey, ich hab noch nie Kiwisaft getrunken! Woher hätte ich denn wissen sollen, dass das Zeug nicht wirklich so schmeckt?"
Sanji lachte leise und grinste.
"... Typisch", meinte er.
Wieder Schweigen.
Dann begann Zorro erneut zu sprechen.
"Wo sind eigentlich die anderen?"
Sanji hob die Schultern. "Schlafen, nehme ich an."
"Und wieso tun wir das nicht auch gerade? Wieso sitzen wir immer noch hier?"
Der Koch sah ihn nachdenklich an. "Soll ich es dir wirklich sagen? Was passiert ist, nachdem du dir die Seele aus dem Leib geko-"
"Ich bitte darum."
Sanjis Antwort bestand nur aus einem Grinsen.
Der Schwertkämpfer sah ihn misstrauisch an.
"Ich habe das Gefühl, dass mir die Antwort nicht gefallen wird..."
Sanjis Grinsen wurde breiter. "Kommt ganz darauf an..."
Zorro überlegte nicht lange.
"Hab ich dich vielleicht irgendwie, ähm, auf eine Art angefasst, an die ich im nüchternen Zustand nicht mal denken würde?"
"Wie hast du das nur so schnell erraten?"
"Intuition", erwiderte Zorro selbstsicher.
"Aha. Diese typisch männliche Eigenschaft..."
"Halt die Klappe. Also, was ist nun?"
"Okay, okay... Aber kannst du dich denn wirklich nicht mehr daran erinnern, wie du angefangen hast, mich zu streicheln?"
Das saß.
"...?"
"Und an die Küsse...?"
"......???"
"Und daran, wie du dich ausgezogen und mich an dich gepresst hast und mir gesagt hast, ich soll-"
"Du verarscht mich, oder?" Zorros Stimme klang verärgert, doch ein leicht zweifelnder Unterton schwang nun darin mit.
"Das war ja noch der harmlosere Teil", erklärte Sanji seelenruhig. "Was du dann gemacht hast... Ich weiß nicht, ob ich über das notwendige Vokabular verfüge, um das zu beschreiben."
Er machte ein nachdenkliches Gesicht. "Aber sagen wir es so: Das Kamasutra wäre im Vergleich dazu eine Gutenachtgeschichte für Fünfjährige..."
"Ich glaube dir nicht."
"Du warst betrunken."
"Das ist ein Argument." Zorro überlegte.
"Nehmen wir an, du erzählst die Wahrheit - habe ich dir wehgetan?" fragte er leise. Ernst stand in seinen Augen, als er den anderen ansah.
Der Koch starrte ihn an. "Du..."
Dann wandte er den Blick ab und sah auf seine Schuhspitzen.
"Nein, hast du nicht", sagte er leise. "Ich meine, hättest du nicht..."
Er sah wieder auf und grinste schief. "Okay, das eben war nur ein blöder Witz von mir gewesen. Einfach nur gelogen. Tut mir Leid..."
Zorro blickte geradeaus auf das Meer, seine Miene war regungslos, beinahe gleichgültig.
"Damit solltest du keine Witze machen."
"Ich weiß. Tut mir wirklich Leid..." Sanjis schlechtes Gewissen war nicht zu überhören.
"Ich würde dich niemals..."
"Das weiß ich doch, Zorro, wirklich..."
"So einen schlechten Geschmack habe ich nun echt nicht."
Stille.
"Wie darf ich das jetzt-?" begann der Koch.
Zorro sah zur Seite.
"So, wie ich es gesagt habe", unterbrach er den anderen mürrisch.
Sanji sah ihn nachdenklich an. Er schien nicht zu wissen, was er davon halten sollte.
"Das heißt also, du würdest nicht mit mir zusammen-?", begann er vorsichtig.
"Was soll denn DIE Frage?!"
Ein kurzer Moment des Schweigens.
"Das habe ich nicht gesagt...", murmelte der Schwertkämpfer nach einer Weile.
Jetzt war Sanji sprachlos.
"Du...", brachte er schließlich hervor, und in seiner Stimme lag ein Ton, den der andere nicht identifizieren konnte.
Zorro sah mit regungsloser Miene über das Meer, dann verzog er den Mund plötzlich zu einem Grinsen.
"Was würdest du sagen, wenn ich jetzt gestehen würde, dass das auch nur ein Witz von mir war...?"
Sanji starrte ihn an. "Damit macht man keine Witze...", sagte er leise.
"Ist es dir denn so schade darum, wäre es die Wahrheit gewesen?"
"Bitte WAS?!" Das Gesicht des Koches war mehr als fassungslos.
"Na ja..." Zorro hob die Schultern, dann grinste er wieder. "Ich hatte irgendwie so den Eindruck."
"... Bastard." Ein Murmeln.
"Ich habe dich auch lieb...", entgegnete Zorro ebenfalls murmelnd.
Sanji wandte das Gesicht von dem Schwertkämpfer ab, doch ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen.
Das Schweigen, das nun folgte, währte so lange, dass die Sonne schon ein gutes Stück über den Horizont geklettert war, als der Koch schließlich aufstand.
"Ich geh pennen", meinte er und winkte mit der mittlerweile leeren Flasche.
"Allein?"
Zorros im unschuldigsten Tonfall gestellte Frage trieb dem Blonden die Röte ins Gesicht.
"Wie denn sonst!" gab er wütend zurück.
"Tja, keine Ahnung..." Zorro hob die Schultern. "Aber wie mir scheint hast du da gewisse Fantasien, sonst wären deine Wangen wohl kaum so hübsch rot..."
Wieder dieses Grinsen.
Sanjis Gesicht glühte mittlerweile. Schließlich drehte er sich um und stapfte zum Strand hinunter, wo das Beiboot lag.
"Kommst du endlich?" rief er dabei über die Schulter hinweg dem anderen zu. "Sonst kannst du hier an Land bleiben!"
"Ich... Hey, warte mal!"
Zorro stand auf und versuchte, bei Sanjis Tempo mitzuhalten, doch ihm war vom Alkohol noch immer so schwindelig, dass er kaum geradeaus laufen konnte. Schließlich hielt er sich an einem der Hafenpoller fest und legte die Hand an die Stirn.
"Scheiße...", knurrte er, dann hob er den Kopf und sah Sanji nach. Viel zu schnell, der Kerl... Und jetzt wurde ihm auch noch übel...
Der Koch hatte unterdessen das kleine Boot erreicht und machte sich bereits daran, es ins Meer zu schieben, als ihm auffiel, dass irgendetwas fehlte.
"Zorro?" Verwirrt sah er sich um. Seine Augen wurden größer, als er den anderen an einem der Poller lehnen sah.
Mitleid oder kein Mitleid...? Ach, verdammt...
Sanji seufzte und ging zu dem anderen zurück.
"Hey, Zorro, ist alles in Ordnung?" fragte er, als er ihn erreicht hatte.
Die Farbe von Zorros Gesicht konkurrierte gerade mit der von seinen Haaren.
Sanji seufzte erneut, dann drehte er sich um und wartete, bis die würgenden Geräusche des anderen nachgelassen hatten. Schließlich war es wieder ruhig und der Schwertkämpfer trat mit blassem, aber deutlich gesünder aussehendem Gesicht neben ihn.
"Geht es dir besser?"
"Mir's schwindlig...", brachte Zorro leise hervor. Er schwankte leicht und Sanji musste nach seinem Arm greifen, damit er nicht umkippte.
"Was musstest du dich auch so zulaufen lassen...!"
Doch obwohl er sich Mühe gab, schaffte es der Koch einfach nicht, vorwurfsvoll zu klingen, und so legte er sich Zorros Arm um die Schulter und half ihm hinunter zum Strand.
Einige Zeit später, als Sanji sie beide zur Flying Lamb zurückbrachte - der Schwertkämpfer war einfach nicht in der Verfassung dazu, und so ließ Sanji ihn in Ruhe - blickte Zorro auf und sah den Koch lange an.
"Danke, Sanji", sagte er leise.
"Schon in Ordnung", gab dieser müde zurück. Verdammt, er brauchte unbedingt Schlaf...
Der Morgen war still, man hörte nur das leise Plätschern von Wasser, als die Ruderblätter ins Meer eintauchten.
Schließlich begann Zorro wieder zu sprechen; es war kaum mehr als ein Murmeln.
"Sanji, was... was würdest du sagen, wenn ich dir sagen würde, dass ich gelogen habe, als ich dir sagte, ich würde lügen?"
Der Koch brauchte eine Weile, um den Satz zu verstehen und dann dauerte es wiederum eine Zeit lang, bis er Zorro nicht mehr wie geistesgestört anstarrte.
"Du... meinst also..."
"Ja, verdammt", sagte der Schwertkämpfer mürrisch.
Sanji starrte ihn weiterhin an, dann begann er auf einmal zu grinsen.
Zorro war irritiert. Er hatte ja einiges erwartet, aber DAS...?
"Sanji, was..."
Anstatt sofort zu antworten, zündete sich der Koch seelenruhig eine Zigarette an. Nachdem er einige Male daran gezogen hatte, sah er Zorro wieder an.
"Was ich dazu sagen würde?"
"Ja!" Der Schwertkämpfer wurde mehr als ungeduldig.
"Ich glaube, ich würde dir sagen, dass ich gelogen habe, als ich dir sagte, ich würde lügen..."
Ende
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