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Eine Woche

Die Liebesabenteuer des Marc Terrence
von

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Mittwoch

Mittwoch

Lalelu, nur der Mann im Mond sieht zu, wenn mich Schmerzen quälen und Alkohol, sowie Schlafmangel ihre Wirkung nicht verfehlen... Gott, wo kommt diese absolute beknackte Abwandlung eines noch beknackteren Schlaflieds her? Aber es stimmt, was mein Kopf da so poetisch zusammengeformt hat. Mein Schädel dröhnt, als würde eine Horde wildgewordener Kindergartenkinder unablässig von einem Ohr zum anderem rennen und dabei ununterbrochen mit Schusswaffen um sich ballern und kreischen. Wo zum Teufek haben die die Waffen her? Nun gut, das ist jetzt auch egal...

Alles was zählt ist, meinen Kopf möglichst schnell von diesem Mörderkater zu befreien, mir eine dicke, fette, gedankliche Notiz zu machen, nie mehr wieder unter der Woche mit den Freunden saufen zu gehen und dann mal wieder zur Arbeit zu hechten. Ich bin sowieso schon eine halbe Stunde zu spät, da kommts auf die ein oder andere zerquetschte Minute auch nicht an, zumal mein Chef ja sowieso grad unfreiwilligen Urlaub macht. "Auf in den Kampf!", mache ich mir selbst Mut, bevor ich den Duschkopf auf eiskalt stelle und einschalte. UWAAAHH!!!
 

Mich sporadisch weigernd auch nur einen einzigen Blick in den Spiegel zu werfen, wickle ich mir zitternd ein Handtuch um die Hüften, greife mir noch ein anderes und rubbel damit meine Haare ab, damit sie mir wenigstens nicht platt am Kopf kleben. Mein Weg vom Bad ins Schlafzimmer geht schon um einiges wacher und auch schmerzfreier von statten, als es der halb blinde Hinweg getan hat und nach wenigen Metern ist dann auch unbeschadet meine Zimmertür erreicht. Was zieh ich heute an, was zieh ich heute bloß an? Während ich mich weiter abtrockne stöber ich ein bisschen in meinem Schrank herum. Huch, was ist denn das da für ein rosa Shirt? Angeekelt mustere ich das Ungetüm und drehe es ein paarmal in meinen Händen. Hinten steht "No, I'm not gay" drauf. Ok, das fällt schon mal weg. Ich belüge doch nicht meine Umwelt! Vielleicht kanns Kev gebrauchen? Bei dem hübschen, wenn auch zugegebenermasen etwas weibischem Gesicht wird er ja andauernd von irgendwelchen Typen angelabert. Hach ja, wenn das auch mal bei mir passieren würde...

Seufzend schmeisse ich das Hemd über meine Schulter, weshalb es äusserst elegant auf dem Boden landet, und suche weiter. Die Sachen von Gestern liegen noch auf dem Stuhl, der in meinem Schlafzimmer steht, aber die würde ich sowieso nicht anziehen. Erstens riechen sie noch nach Zigarettenrauch und Alkohol und zweitens werde ich wohl kaum mit Netz- und Muskelshirt bei der Arbeit aufkreuzen! Denken die Leute ja sonstwas von mir und wenn mein Chef das rausbekommt bin ich höchstwahrscheinlich gefeuert. Topspießer...

Also muss was anderes her. Unauffällig elegant? Sportlich cool? Gammellook? Schlabbrig versifft? Latinomäsig? Nein, nein, nein, nein, nein! Kurzerhand ziehe ich eine normale, locker sitzende Jeans aus dem Monster von Schrank und daneben landet auch sogleich ein relativ enger Pulli. Zusammen mit Unterwäsche und Strümpfen der perfekte Look für einen Tag, den man lieber im Bett verbracht hätte.

Mit immer noch leicht pochender Stirn schlüpfe ich in die Sachen und gehe in die Küche um dort einen schwarzen, schwarzen (unglaublich schwarzen!!!) Kaffee zu trinken und zeitgleich ein Aspirin einzunehmen. Danach fühle ich mich schon viel besser, putze mir noch die Zähne und will gerade die Jacke anziehen, als mir einfällt, dass ich mich noch gar nicht in eine wohlriechende Deo-Duftwolke gehüllt habe. Nun, das kann nachgeholt werden. Gesagt, getan und schon bin ich wirklich bereit mich unter die normalsterbliche Menschheit zu mischen. Nein, ich bin kein Vampir oder dergleichen.
 

Doch was begrüßt mich mit furchterregender Stimme, kaum, dass ich meine Wohnung, meine schützende Festung, verlassen habe?

"Mr. Terrence! Nein, was für eine Überraschung?" Wieso? Wir leben im selben Haus und dieses Weibsbild ist schließlich meine Vermieterin. "Ich dachte, Sie wären schon längst bei Ihrer Arbeit!" Woher weiß sie, wann mein Dienst anfängt? "Ich wollte Ihnen gerade einen Brief in den Briefkasten legen, aber da ich Sie ja sowieso noch hier sind, gebe ich ihn Ihnen einfach so, ja?"

"Ja, kein Problem", sage ich und nehme das, mir dargebotene, Papierstück entgegen. "Aber jetzt entschuldigen Sie mich bitte, Miss Helena. Ich muss gehen!"

Aber anscheinend ist dieses Monster von einer Frau nicht bereit sich eine so unauffällige Abfuhr gefallen zu lassen. Demonstrativ lächelt sie mich eine Spur zu lasziv an und streckt mir möglichst unauffällig ihr Decollté entgegen. "Warten Sie doch, Mr. Terrence! Wie wäre es, wenn wir mal zusammen essen gehen würden? Einfach nur zum besserem Einleben zwischen Mieter und Vermieterin? Wie wäre das? Natürlich nur, als eine freundliche Geste...", schlägt sie vor und mir bricht beinahe sofort der kalte Angstschweiss aus. Ein Abendessen allein mit dieser Frau? NIE IM LEBEN!

"Ähm...", winde ich mich unter ihrem erwartungsvollem Blick. Ich kann meiner Vermierterin doch unmöglich eine Absage geben! Als nächstes lande ich dann womöglich noch auf der Straße. Idee, wo bist du? Meine kreative Ader für Ausreden und Einfälle aller Art hat sich anscheinend augenblicklich in den Urlaub auf gemacht und nur einen Zettel mit der Aufschrift 'Löse deine Probleme auch mal selbst, Vollidiot!' da gelassen. Danke, kreative Ader...!

Moment! Da war doch grad was. Ich bin mir ganz sicher. Erleuchtung, ich komme!

"Nun ja, wann würde das denn dann statt finden?", frage ich vorsichtig, als Einstieg in meinen geradezu genialen Plan. Sofort breitet sich ein vorfreudiges Lächeln auf dem hinterhältig schönem Gesicht meiner Vermieterin aus.

"Wie wäre es mit Freitag? So gegen acht?", schlägt sie mit einem unschuldigem Augenaufschlag vor. Nicht mit mir, Weibsbild!

"Oh, das ist aber schlecht... an dem Tag hatte ich einem Freund schon versprochen, dass er bei mir vorbeikommen kann. Hätten Sie etwas dagegen, wenn er mit isst?"

Überwältigt von meiner eigenen Genialität warte ich unruhig eine Antwort ab, immer wieder auf die Uhr guckend. Inzwischen bin ich fast schon eine ganze Stunde zu spät. Hoffentlich hat sich noch keine meterlange Schlange vor dem Geschäft geheuft, die mich, wenn ich endlich komme, erstmal mit Essensresten und Beschimpfungen aller Art bewirft.

"Schade... nun ja, aber das macht doch nichts! Dann isst Ihr Freund eben mit", lächelt sie leicht niedergeschlagen und ich lächle noch einmal versöhnlich zurück -weiß der Teufel warum- und sprinte dann die Treppen runter. Leider habe ich jetzt nicht mehr nur das Problem mit dem zu spät kommen. Welcher meiner Freunde nimmt freiwillig mit mir an diesem Abendessen teil?
 

Was ein Glück! Es steht nur ein alter, grummelnder Mann herum, der aber anscheinend nicht mal drauf gewartet hatte, dass ich komme und den Fotoshop öffne. Sieht eher so aus, als wäre das ein Landstreicher... Naja, wen kümmerts? Schnell schließe ich auf, drehe das Schildchen auf 'Offen' und stelle mich hinter die Theke, wobei ich meinen Rucksack durch die Tür ins Hinterzimmer schmeisse und mir danach meine Jacke abstreife. Alles fertig? Seh ich ganz annehmbar aus?

Nebenbei fällt mir auf, dass ich das gar nicht weiß, da ich es ja so hartnäckig vermieden habe einen Blick in dieses spiegelnde Ding in meinem Badezimmer zu werfen.

Also muss das Fenster zur Straße raus herhalten. Nja, geht eigentlich... meine Haare sind wie immer verwuschelt und dunkelbraun -mir kommt der Gedanke vielleicht doch mal eine Bürste zu kaufen- und meine Augen blitzen mir ebenfalls wie gewohnt stahlgrau entgegen. Langweilige Augenfarbe, nicht?

Aber die munter bimmelnde Türglocke reisst mich aus meinen trübsinnigen Gedanken. Ein junger Mann, ungefär so alt wie ich, mit blonden, kurzen Haaren steht vor mir und stellt einen Film auf die Theke.

"Können Sie den bis Morgen entwickeln?", fragt er und sieht mich an.

"Natürlich", entgegne ich wie aus der Pistole geschossen. Der Verdienst harten Trainings zu ungesunden Arbeitszeiten, an denen man trotzdem so tun muss, als täte man nichts lieber, als gerade diesen einen meckernden Kunden mit einem freudestrahlendem Lächeln zu bedienen. "Name bitte", fordere ich ihn auf, hole einen dieser bedruckten Fotoumschläge unter dem Thresen hervor und nehme mir einen Kugelschreiber.

"Levis Morgan", sagt der Mann und ich schreibe alles brav auf.

"Ok, Sie können den Film morgen so gegen die Mittagszeit abholen", kläre ich diesen Levis Morgan auf und stecke das noch zue Döschen in den Umschlag, der in die noch leere Kiste kommt. "Sonst noch was?"

Der blonde Mann sieht mich musternd an. Wird das inzwischen zur Gewohnheit? Muss mich immer alle Welt anglotzen? Meine Vermieterin lüstern, meine Freundinnen entzückt, dieser Kyle Morgan mit einem... naja, undefinierbarem Ausdruck im Gesicht und jetzt auch noch dieser Typ! Irgendwas ist da oben und es meint es nicht gut mit mir. Nein, gar nicht gut...

Schließlich entscheidet sich der Mann doch dazu etwas zu sagen. "Ich muss sagen... da hat sich mein Bruder ja was ausgesucht...", meint er, während er mich immer weiter ansieht. HÄ? Was? Führt der Selbstgespräche?

"Entschuldigen Sie, aber das führen wir nicht", gebe ich halb genervt, halb verwundert über diese doch ziemlich merkwürdige Welt, zurück und erwiedere seinen Blick gereizt. Jaja, das ist ein Kunde und ich sollte höflicher sein, aber bitte! Wer mag es schon erstens auf zwischenmenschlicher Basis ignoriert zu werden, während zweitens der Körper anscheinend eine seltsame Faszination auf zufällig vorbeikommende Psychopathen hat?

Ich weiß zwar nicht, ob dieser Kerl tatsächlich ein Psychopath ist, aber er sieht mir verdammt danach aus. Vom Verhalten ganz zu schweigen...

Leider zieht er auf meine Worte hin nicht den Rückzug an, sondern lacht schallend los. Hinter ihm kommt eine Frau in den Laden, doch er scheint sie nicht zu beachten. Jedenfalls lacht er genauso laut weiter.

Langsam geht er mir wirklich auf die Nerven. Wirklich, meine ich.

"Wah, ich fass es nicht! Das ist soooo typisch für ihn! Das war so klar!", grölt er und sein Lachen ist inzwischen auf etwas angewachsen, dass ich als Experte entweder als das Bellen von Robben oder einen brüllenden Brüllaffen deviniert hätte.

"Toll für ihn. Könnten Sie, wenn Sie fertig sind, bitte Platz für die nächste Kundin machen?", frage ich ihn HÖFLICH - Respekt bitte! Jedoch hat meine Stimme von genervt auf klirrende Kälte umgeschlagen. Hoffentlich schnallt dieses lebende Etwas den Wink mit dem Zaunpfahl.

Tatsächlich hört er kurz auf zu lachen und sieht sich um. "Welche Kundin?"

Entnervt und fassungslos lege ich mir eine Hand über die Augen und massiere meine geschlossenen Lieder. Die Frau hat sich doch wirklich aus dem Staub gemacht und mich mit diesem Psycho allein gelassen. Wahrscheinlich war er ihr genauso unheimlich, wie er mir ist.

"Naja, ist ja auch egal", sagt der blonde Mann und zieht ein Handy hervor. Was wird das jetzt? Kann der nicht draussen telefonieren? Wenns regnen würde, würd ichs ja noch verstehen, aber nein, es herrscht Sonne, Jubel, Trubel, Heiterkeit. Wieso also, geht dieser nervtötende Kerl nicht raus? Werde ich ihn jemals los? Während ich mich setzte - ich wäre zwar lieber in das Hinterzimmer gegangen, aber solange dieser Typ hier ist, kann ich das nicht - entsteht ein Bild vor meinem innerem Auge, welches mich, als Greisen und diesen Psycho da, als einen anderen Breifresser darstellt, wie ich immer noch im Laden sitze und der andere, mittlerweile gebrechliche, Mann merkwürdige Aktionen vollführt, in denen er mich nervt und auf der Liste der 'Merkwürdigen Personen' deutlich nach oben steigt.

Tolle Zukunft, die mir meine Fantasie da auftischt...

"Hi, Schätzchen!", säuselt in diesem Moment mein wohl merkwürdigster Kunde in sein Mobiltelefon und ich wende demsonstrativ den Blick von ihm ab, um ihm zu zeigen, dass ich mir nicht unbedingt irgendwelche intimen Gespräche anhören will, wie man sie nach dieser Begrüßung erwartet.

"Ich nenn dich wie ich will, aber....", also war es doch ein unliebsamer Spitzname? Es gibt noch andere Leute, die damit gequält werden? "... jetzt rate mal wo ich bin!"

Hallo? Wir sind hier nicht in einem Vergnügungspark, sondern in einem gottverdammtem FO-TO-SHOP!!!

"Nein, falsch", grinst dieser Levis breit und fixiert mich mal wieder. Ich drehe meinen Kopf und erwidere den Blick mit einer wütenden Gefühlsladung. "Nein, ich bin nicht im Krankenhaus. Ich geb dir einen Tipp!" Oh, jetzt bin ich aber gespannt...

"Urlaub an den Grand Canyons und... ähm... sagen wir mal... nein, natürlich bin ich nicht wieder hin gefahren! Sagen wir... grau! Ja, grau! Fällts dir auf?" Grau? Ich schaue mich um. Hier steht weit und breit nichts graues rum, bis auf diverse Bilderrahmen und das Schwarz-Weiß-Poster an der Wand hinter mir. Merkwürdiger Tipp... würde mich wundern, wenn die Person am anderem Ende der Strippe kapiert, wo der Psycho ist.

Ich wende mich nicht wieder dem blonden Kunden zu, sondern beschaue mir lieber die vorbeigehenden Passanten, während ich der Unterhaltung lausche. Anscheinend ist Blondie ein wenig beleidigt, weil Kumpel/Mutter/Freundin/Mechaniker nicht erraten hat, wo er sich befindet.

"Ok, noch ein Tipp", kommt die leicht angesäuerte Stimme von meinem momentanem Kunden an mein Ohr. "Gestern und Vorgestern, deine unsägliche Schwärmerei, das Blut, dass aus meinen Ohren floss..." Ein Platz weiter oben in der Liste der 'Merkwürdigen Personen'.

Außerdem war das ja wohl mehr als 'ein' Tipp.

Überrascht wende ich den Kopf, als aus dem Mobiltelefon ein so lautes "WAS?!?" springt, dass selbst ich es höre. Ein selbstzufriedenes Grinsen hat sich auf dem Gesicht von Psycho-Blondie - wie ich ihn ab jetzt nennen werde - ausgebreitet. "Erraten? ... ja, genau da!" Wieder wirft er mir einen undeutbaren Blick zu. Irgendwie komme ich mir verarscht vor...

"Was ich hier mache? Einen Film entwickeln lassen, natürlich!" Anscheinend hat Mr/Mrs/Miss X wirklich kapiert, wo Psycho-Blondie alias Levis Morgan gerade steht und andere Leute belästigt. Apropos: irgendwas an dem Namen kommt mir bekannt vor. Seltsam... ich kenne doch gar keinen Levis...
 

Eine ziemlich aufgebrachte Stimme schallt aus der Hörmuschel. Nicht so laut wie zuerst, sodass ich sie nicht verstehen kann. Jedenfalls nicht deutlich. Aber das, was sie sagt, hat ziemliche Ähnlichkeit mit: Verschwinde da sofort wieder!

Ja, bitte! Danke Stimme! Ich kann nur hoffen, dass Psycho-Blondie auch tut, was jene verlangt. Nein, tut er nicht.

"Aber wieso denn? Ich muss mir doch anschauen, was du-"

"HALT DIE KLAPPE!" Oh, das war wieder so schön laut, dass ich es verstehen konnte. Irgendwoher kenn ich diese Stimme. Stellt sich nur die Frage woher...

"Natürlich ist er da." Hä? Wer? Ich? "Willst du ihn sprechen?" Was?

Ohne eine Antwort abzuwarten hält mir Psycho-Blondie das Telefon hin. "Mein Bruder will dich sprechen."

Das glaube ich weniger, also sage ich gereizt: "Hören Sie, ich weiß nicht, was Sie verdammt nochmal von mir wollen, aber wenn Sie nicht bald mit diesem schwachsinnigem Gelaber aufhören, in dem ich und dieser Laden hier ja augenscheinlich eine sehr wichtige Rolle spielen, dann werf ich Sie eigenhändig hier raus. Haben Sie mich verstanden?"

Psycho-Blondie ist still geworden und sieht mich einfach nur an. Auch aus dem Telefon, dass ja jetzt direkt vor meiner Nase schebt, ist kein Ton zu hören. Nebenbei wird mir bewusst, dass Psychos Bruder das ganze auch noch mitbekommen hat, aber egal. Ich kenn ihn ja schließlich nicht.

"Mmh... ok...", meint mein blonder Kunde schließlich und zieht das Telefon aber immer noch nicht zurück. In diesem Moment klingelt mein Handy.

Unterdrückt fluchend hechte ich zu meinem Rucksack, der im minimal kurzen Flur liegt, der zum Hinterzimmer führt und krame mein Telefon aus den Untiefen eben diesens.

"Ja?"

"Hi Alter".

"Tag auch..."

"Wie gehts?"

"Gut".

Na toll. Im Vorraum des Fotoshops, in dem ich übrigens arbeite (für all jene, denen das noch nicht aufgefallen ist...), steht ein Psychopath an dessem Handy immer noch sein Bruder dran ist - wenn er nicht inzwischen aufgelegt hat - und an meinem eigenem Mobiltelefon ist mein Kumpel Daniel dran, mit dem ich einsilbige Gespräche führen darf. Mich beschleicht ein komisches Gefühl, als ich daran denke, dass dieser höchst vertrauenserweckende Levis Morgan ganz allein im Verkaufsraum ist und gehe deshalb zu ihm zurück, das Handy selbstverständlich noch am Ohr. Er könnte ja was einstecken...

"Ich ruf an wegen Freitag. Jo schmeisst doch diese Party...", erzählt mir Daniel mit seiner üblichen Mich-langweilt-das-hier-Alles-unheimlich!-Stimme. Ich habe beschlossen Psycho-Blondie nicht mehr zu beachten und konzentriere mich daher auf das Gespräch und nicht auf den blonden Typen, der immer noch vor dem Tisch steht und mir seltsamerweise sein Telefon entgegenstreckt. Was wird das wenns fertig ist?

Schließlich sickern jedoch Daniels Worte zu mir durch und ich verziehe das Gesicht. "Sorry, Dan, aber ich kann Freitag nicht. Meine Vermieterin hat mich zum Essen eingeladen..."

"Hat dies immer noch nicht aufgegeben? Auch nicht nach der Woche in der du die ganze Zeit nur noch in Rosa rumgelaufen bist?"

Ich schüttel den Kopf und muss mitleidig Grinsen, während ich mich auf dem Stuhl so drehe, dass ich aus dem Fenster schauen kann und den Psychopathen nicht mehr direkt im Blickfeld habe.

"Nein, ich glaube, das hat sie eher angetörnt, als abgeschreckt", sage ich wahrheitsgemäß.

"So eine Scheisse, aber auch. Und du kannst dich danach wirklich nicht abseilen?"

"Keinen Schimmer. Vielleicht wenns nicht so lange dauert und ich danach nicht total erschöpft bin".

Blondie schaut mich etwas komisch an und ich habe noch mehr Mühe damit, ihn zu ignorieren.

"Klar. Ich glaub, das schaffst du schon".

"Mmh... aber Dan... hättest du vielleicht Lust mitzumachen? Allein hab ich keinen Bock drauf. Sie steht zwar nicht so drauf, aber... du verstehst schon?", frage ich und hoffe dabei, dass er mir zusagt und mich nicht allein mit dieser Hexe essen lässt. Am Ende werde ICH noch schnabuliert und nicht das, was auf den Tellern liegt. Oder sogar beides...

"Sorry Marc, aber wie gesagt: am Freitag schmeisst Jo doch diese Party".

"So ne Scheisse, Mann...", maule ich in die Sprechmuschel und schließe frustriert die Augen.

"Kann man wohl laut sagen. Kannst dus nicht irgendwie abblaßen?", schlägt Dan hoffnungsvoll vor. Falls man bei einer gelangweilten Stimme hoffnungsvoll klingen kann, versteht sich.

"Wahrscheinlich eher nicht. Ich hab sie schon zu lange warten lassen und wenn ich Freitag nicht komme, wird sie mich entweder auf die Straße setzen oder vergewaltigen...", grinse ich, obwohl mir allein bei der Vorstellung der zweiten Alternative ein kalter Schauer über den Rücken läuft.

"Keine schönen Aussichten".

"Das kannst du aber laut sagen. Du, ich muss jetzt Schluss machen. Hier steht so ein Psycho im Laden, der die ganze Zeit irgendwas von seinem Bruder labert".

Ich höre Lachen vom anderem Ende der Leitung. "So? Vielleicht steht er auf dich und versucht damit von sich abzulenken?"

"Wohl kaum... oder aber, er ist noch psychopathischer, als ich dachte".

Zufrieden sehe ich aus dem Augenwinkel, wie Psycho-Blondie dezent errötet, aber das reicht schon für meinen Triumph. Aber wirklich! War ja mal nötig, dass jemand diesem Irren sagt, wie er sich verhält. Auch, wenn ich das eher indirekt gemacht habe, aber wen stört das schon?

Wieder lacht Dan und mir kommt der Gedanke, dass er heute aber wirklich ausgesprochen gute Laune hat. "Na dann: wimmel ihn ab und lass dich nicht fressen, Marc, ne?"

"Ich lass mich doch nicht von so einem vernaschen!", gebe ich breit grinsend, zweideutig zurück und freue mich über den mehr als komischen und peinlich berührten Gesichtsausdruck von Herrn Morgan, der jetzt endlich aufhört mir mit seinem Handy vor der Nase rumzufuchteln, "Das wars dann, Kleiner" hinein sagt und es ausstellt.

"Ok, Ciao dann, Marcileinchen", verabschiedet sich währenddessen Daniel von mir.

Ich verdrehe die Augen. "Nenn mich nicht Marcileinchen, Dan! Bis hoffentlich Freitag..." Und aus ist das Handy. Ich gähne noch einmal und öffne dann die Augen. Der Laden ist leer. Kein Psycho-Blondie. Kein anderer Kunde. Nur die Türglocke gibt noch ein paar Töne von sich, dann ist es still. Zu still...

Kopschüttelnd über die merkwürdigen Geschehnisse dieses Tages, gehe ich ins Hinterzimmer, hole einen CD-Player hervor und stelle ihn zu mir, unter die Theke. Nach längerer Suche ist dann auch eine Steckdose gefunden und ich kann mir das immer gleiche Gedudel des Radios anhören. Was für ein seltsamer Kerl!
 

"Wie immer, Marc?", fragt mich Selvall am anderem Ende der Leitung und ich nicke bekräftigend, bis mir einfällt, dass der das ja gar nicht sehen kann und "Ja, bitte" sage.

"Gut. Musst noch ein bisschen warten, bis du dein Abendessen kriegst, aber in höchstens zwanzig Minuten steht ein Lieferant vor deiner Tür".

"Danke, Selvall. Wir sehn uns".

"Ja, bis dann".

*Klick*

Erschöpft lasse ich mich in einen der Sessel fallen, die zu Massen in meiner Wohnung stehen (Was durch die Zahl 3 zu devinieren ist.) und lege kurz den Kopf in den Nacken, um mich zu entspannen. Gott, war das ein scheissstressiger Tag. Psycho-Blondie war nicht die einzige seltsame Gestalt, die mir im Laufe meiner Arbeitszeit über den Weg gelaufen ist. Inzwischen hat er drei Mitspieler; Psycho-Schrulle, Psycho-Töle und Psycho-Zeitungsverkäufer. Selten einen so denkwürdigen Tag gehabt.

Naja, aber jetzt, wo ja bald mein Abendessen auf dem Tisch steht, werde ich mich mal eben schnell duschen und den Tisch decken. Ich beschließe, letzteres zuerst zu machen, weil ich dann mehr Zeit zum Duschen habe. Gesagt, getan; zwei Minuten später steht ein Gedeck auf dem kleinem Esstisch und ich schäle mich gerade aus meinen Klamotten, damit ich unter das kühle Nass springen kann.

Seufzend stehe ich dann aber doch unter dem Wasserstrahl und lasse mir die H2O-Moleküle verschwenderisch ins Gesicht prasseln. Das Wasser läuft an meinem Körper hinab und ich greife mir blind das Duschgel, mit dem ich mich, wie es an der Verpackung steht, einreibe. Ah, das tut gut!

Wie wenig Zeit ich in den letzten zwei Tagen doch für eine ausgiebige Dusche hatte...

Das Klingeln an meiner Tür erinnert mich daran, dass ich auch jetzt keine Zeit für eine ausgiebige Dusche habe. (Mal wieder) Fluchend stelle ich schnell das Wasser ab, und springe aus der Duschkabine, woraufhin ich galant und äußerst schmerzhaft ausrutsche und mit dem Steißbein auf dem Boden lande. Scheisse, tut das weh.

Wieder klingelt es. Hat Selvall seinen Lieferanten keine Geduld eingepflanzt, oder was? Als ich noch bei ihm gearbeitet habe, wars jedenfalls so.

Gehetzt ziehe ich mir ein Handtuch aus dem Schrank im Flur, welches sogleich noch mindestens 10 weitere mitreisst und auf dem Boden verteilt, ehe ich es mir um die Hüften wickeln kann, mit einer Hand festhalte und - es klingelt abermals.

"JA, verdammt! Ich komme ja schon!", rufe ich so laut, dass es der Bote klar und deutlich verstehen kann und wahrscheinlich auch alle anderen Bewohner dieses Hauses. Immer noch fluchend reisse ich schließlich die Tür auf - mit der festen Absicht diesem verfluchtem Typen mal ordentlich die Leviten zu lesen - und mache genau das auch.

"Sag mal, spinnst du, verdammt nochmal? Wenn man nach zwei Sekunden nicht sofort auf der Matte steht, klingelt man sofort nochmal, oder was? Noch nie was von unpässlichen Situationen gehört? Bringt Selvall euch nicht mal me-"

Ich stocke. Scheisse! Das kann nicht wahr sein! Das DARF nicht wahr sein! Der Kerl, den ich die ganze Zeit angeschnauzt habe, hat mit verblüfft geweiteten Augen den Kopf gehoben und starrt mich an. Ich starre zurück. Das hier ist kein geringerer, als mein absoluter Traumtyp. Guten Tag, Kyle Morgan. Zu meiner üblen Anmache vielleicht noch ein Glas Sekt?

"Ääh..." Gott hasst mich! Ich weiß es! Jetzt ist es sicher!

"Tut mir Leid, wenn ich ungelegen komme...", fängt Kyle an und meine Augen kleben sofort an seinen Lippen. Schnell reisse ich mich von dem Anblick los.

"Kein Problem - sollte eher mir Leid tun... ich wusste gar nicht, dass Selvall jemand Neues eingestellt hat", sage ich und kratze mich verlegen im Nacken.

Er hält mir eine Tüte entgegen. "Tja... deine Bestellung".

"Danke..." Perplex nehme ich die Plastiktüte entgegen und starre ihn dann weiter an, bevor ich mir bewusst werde, dass ich erstens noch bezahlen muss und zweitens nur in ein Handtuch gewickelt vor DEM Kyle Morgan stehe, den ich gestern noch vor meinen Freundinnen beschwärmt hatte. Sofort schiesst mir die Hitze ins Gesicht.

"Wie du siehst, hab ich grad kein Geld. Willst du nicht reinkommen, während ichs raussuche?", frage ich vorsichtig und hoffe, dass er ja sagt. Und das tut er auch - indirekt. Er nickt knapp und tritt durch die, von mir einladend geöffnete Tür, in den Flur. Irgendwie ist er anders, als bei unseren anderen zwei Begegnungen. So... kühl? Abweisend? Knapp? Geschäftlich? Ok, letzteres war er beim ersten Mal auch, aber ansonsten...

Ich deute ihm, sich doch ins Wohnzimmer zu setzen, während ich schnell in mein Schlafzimmer hechte und mir dort meine lange Schlafanzughose überziehe, damit ich nicht mehr ganz so nackt bin. Dazu gesellt sich auch noch ein bequemer Pulli. Ich fühle mich gleich viel wohler... Schnell komme ich wieder ins Wohnzimmer zurück und lächle Kyle an. Wahrscheinlich wirke ich mehr als schüchtern. "Und? Wie kommst du zu dem Job, als Lieferant?", frage ich ihn, um die Stille zu brechen, die wie eine unbarmherzige Decke über der Wohnung liegt.

"Ich brauchte eben Geld und der Grieche bot sich an", erklärt Kyle und sieht zu mir auf. Himmel, wie kann ein Mensch so schöne Augen haben?

"Bei mir wars ungefär genauso", grinse ich und fange schonmal an so zu tun, als suche ich in meiner Kommode nach dem Portemonnaie, obwohl ich genau weiß, dass es auf dem Küchentisch liegt.

Anscheinend würd Kyle auf meine Bemerkung aufmerksam und sieht mich schief an. "Deshalb also hat der Alte mich so gehetzt. Wenn man einem seiner alten Leute was liefern soll ist er immer so drauf. Aber nur, wenn er sie mag..."

Ich lächle ihn an. "Oho, ich stehe auf der Liste der Gemocht-werdenden? Was für eine Ehre".

Nun bringt auch er endlich ein Lächeln zustande. Hilfe, wo sind meine Knie hin und was macht der Wackelpudding an ihren Plätzen?

Ich schaue auf die Uhr, die an meiner Wand hängt. "Hättest du Lust noch ein Weilchen hier zu bleiben und was zu trinken?", frage ich ihn unsicher. Wenn er jetzt "Nein" sagt, versinke ich aufgrund des peinlichen Flirt-Versuchs im Erdboden.

"Ja, gerne", meint er stattdessen und ich habe das Gefühl, dass mir bald die Ohren vor lauter dauergegrinse vom Kopf abfallen. "... aber ich muss noch arbeiten".

"Kein Problem", strahle ich sofort und schnappe mir das Telefon, welches praktischerweise auf der Kommode platziert ist. Er sieht mich überrascht an, aber ich mache mir nicht die Mühe ihn aufzuklären. Selvall wird schon verstehen, wenn ich mir mal kurz einen seiner Lieferanten ausleie. Wer würde sich diese Chance schon entgehen lassen?

"Restaurant Selvallan. Was kann ich für Sie tun?" Ist das ein Praktikant? Gott, ich sollte da wirklich mal wieder öfters vorbeischauen!

"Hi, hier ist Marc Terrence. Könnten Sie bitte Selvall sagen, dass ich dran bin?"

"Ja, sofort".

Ich muss warten, lausche den typischen Kochgeräuschen, die im Hintergrund scheppern und werfe Kyle einen Blick zu, der immer noch im Sessel sitzt und sich neugierig umschaut.

"Selvall hier. Was ist Jungchen? Willst du dich über den Lieferanten beschwehren?", drängt sich schließlich doch noch Selvalls Stimme in mein Ohr.

"Nein, nein - der Lieferant ist mehr als in Ordnung", grinse ich sofort in den Hörer und zwinkere Kyle zu. War das jetzt zu gewagt? Selbstzweifel, gib Unsicherheit die Hand und wir tanzen zusammen Ringelreigen...

"Was ist es dann, Marc?"

"Würdest du mal Kyle entbehren?"

"Ohooo! Daher weht der Wind!" Ich kann das Grinsen deutlich aus Selvalls Stimme raus hören. "Ich glaube, bei dem hast du gute Chancen. Wenn Kyle nicht stockschwul ist, fress ich nen Besen. Dann bagger mal ordentlich und wenn ihr Montag nicht zusammen seid, dann musst du seine Fehlstunden nacharbeiten".

"Danke und bis Montag", gebe ich lachend, wenn auch leicht rot um die Nase, zurück und lege auf.

"Oookee...", langsam drehe ich mich zu Kyle um. "Was alkoholisches oder doch lieber Tee? Wasser? Kaffee? Orangensaft? Milch?"

Kyle lächelt und sieht dabei einfach umwerfend aus. "Ich nehme einen Kaffe-" Irgendwie werden heute viele Leute mitten im Satz unterbrochen. Unter anderem ich selbst.

Kyle wurde dies durch die Türglocke. Fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch und gehe zu meiner heiligen Forte um einen Blick durch den Türspion zu erhaschen. Bis 9 Uhr Abends ist die Haustür unten nicht abgeschlossen, also könnte theoretisch jeder asoziale Schläger hier rein kommen. Oh-oh! Schlimmer!

Verzweifelt drehe ich mich um und presse meinen Rücken an die Tür, während ich mich gehetzt umsehe - nach was, weiß ich selbst nicht. Erneutes Klingeln.

Ein fragend schauender Kyle kommt aus dem Wohnzimmer und sieht mich skeptisch an, als er mich so da stehen sieht.

"Das Grauen!", forme ich lautlos mit meinen Lippen und ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. Wenn Miss Helena nicht vor meiner Tür stehen würde und wahrscheinlich ganz sicher weiß, dass ich da bin, würde ich bei dem Anblick dahin schmelzen. Mein Pech, dass sie da ist...!

Schließlich gebe mich mir jedoch einen Ruck, drehe mich um und entriegele die Tür. "Hallo" ...miese Hexe von einem durchtriebenem Weibsstück... "Was führt Sie so spät abends noch zu mir?" Ja, das frage ich mich wirklich! Ist sie nur hier um auch die letzten Chancen, die ich bei Kyle noch habe zu zerstören?

"Ich wollte Ihnen nur noch mitteilen, dass sich das Abendessen verschoben hat. Leider habe ich Freitags einen Termin, den ich heute Morgen nicht berücksichtigt habe und kann erst Samstag", sagt sie und mein falsches Lächeln verzieht sich zu einer von Grauen gezeichneten Fratze. Verzweifelt drehe ich mich halb in der Tür um und starre hilfesuchend zu Kyle.

"Ja... ähm... ich weiß nicht, ob das geht, weil..." O Gott! Was soll ich nur tun? Kyle, auch, wenn du mich nicht näher kennst und noch nicht mal weißt, wie meine Eltern heißen: HILFE!

"Also? Das geht doch, oder? So als Essen zwischen Vermieterin und Mieter?" Wiederholt die sich immer? Himmel, wo ist mein Schutzengel?

"Das muss ich Sie leider enttäuschen", meint plötzlich Kyle und tritt von hinten an mich heran, schlngt einen Arm um meine Hüfte. Sofort laufen mir heiße und kalte Schauer über den Rücken und die Organe in meinem Bauch spielen Karruselfahren. So fühlt es sich jedenfalls an.

Verwirrt sieht meine abtrünnige Vermieterin, die sich im Laufe des Tages in ein braves Kleid, welches an ihr trotzdem wie ein Dominadress aussieht, gezwängt hat, uns beide an. "Wie darf ich das verstehen?", fragt sie. Genau, Kyle! Wie darf sie das verstehen?

"Samstag ist Marc schon mit mir verabredet", sagt Kyle jedoch klar und deutlich, während er mich etwas näher an ihn zieht. "Sie verstehen?"

Und wie sie versteht! Schneller als ich es je für möglich gehalten hätte, stammelt Miss Helena ein "Oh... ja... vielleicht ein andernmal, nicht?" und verschwindet die Treppe nach oben, in ihre schicke Dachwohnung.

Mit einem dicken Fragezeichen auf der Stirn mache ich die Tür zu und drehe mich zu Kyle um. "Oh Mann... danke! Ich wusste ja schon nicht, wie ich das Abendessen Freitags ohne meinen Kumpel Dan überlebt hätte, aber jetzt bin ich sie wohl für erste los".

"Kein Problem", lächelt Kyle und schaut dann auf seine Armbanduhr. "Entschuldige, aber ich muss jetzt weg".

Verwirrt starre ich ihn an. "Was? Wieso? Selvall entbehrt dich doch und..." WAH! Er hat mir seinen Zeigefinger auf den Mund gelegt, was natürlich sofort gewünschte Wirkung erziehlt, da ich mich viel zu sehr auf das Gefühl seiner Haut auf meinen Lippen konzentriere, als dass ich noch vernünftig sprechen könnte.

"Ich muss nach Hause, sonst ist da die Hölle los. Mein Bruder wollte mich noch unbedingt zu so einer offiziellen Veranstaltung mitschleppen". Er seufzt. "Tut mir Leid".

"J... ja... schade..." Verdammt, wieso hat er seine Hand immer noch nicht zurück genommen? Ich bin nahe daran meine Selbstbeherrschung zu verlieren und hier und jetzt über ihn her zu fallen. Herrgottnochmal, wieso muss mir auch gerade jetzt wieder sein Geruch in die Nase steigen? Ich schmelzeeee...

"Bis irgendwann dann, nicht wahr?", sagt er und macht die Wohnungstür hinter mir auf.

"Wa...? Aber... moment!", halte ich ihn auf und mein Hirn versucht eine logische Ausrede dafür zu finden. "Ich... äh... ich... habe noch gar nicht bezahlt!"

Erleichtert mich so gimpflich aus der Misere gewunden zu haben, atme ich erstmal aus und hole mein Portemonnaie - zusammen mit Stift und Zettel.

Mit einem fetten Fragezeichen im Gesicht nimmt er Geld und besagte Utensilien entgegen und ich bin gezwungen ihm zu sagen, was ich erwarte. "Telefon- und Handynummer bitte", strahle ich wie ein verliebter Teenager und hoffe, dass ihm das nicht allzu extrem auffällt.

"Deine hätte ich aber auch gern...", meint Kyle leiser als nötig, während er seine Nummern auf das Papier kritzelt.

"Gerne", entgegne ich, nehme das Zettelchen entgegen, reisse die unbeschriebene Hälfte ab und schreibe dort meine Nummern auf. Scheisse, ich war lange nicht mehr so glücklich.

"Na dann: bis bald", verabschiedet sich Kyle lächelnd und verschwindet die Treppe runter.

"Schönen Abend noch!", rufe ich ihm hinterher, ehe die Haustür ins Schloss fällt.

Gratulation Marc; du hast nun den geilsten Kerl dieses Landes an der Angel.
 

Selig tänzel ich durch das Haus, drehe die Musik laut auf und tanze total überdreht auf dem Sofa herum, bevor ich vor lauter Euphorie zu erschöpft bin mein Abendessen zu verschlingen, mir die Zähne putze und mich ins Bett fallen lasse. Kann der Tag noch besser werden? Nein... oder vielleicht doch... ich könnte mir da eine heiße Sexszene in meinem Flur vorstellen, aber... bevor es dazu kommt, müssten Kyle und ich erst mal zusammen kommen!

Ich bin wirklich unverbesserlich; da hab ich grad mal seine Nummer und schon male ich mir Zukunftspläne aus. Naja, wer wird es mir verübeln, nach dieser Aktion mit meiner Vermieterin? Hach, ich bin ja so glücklich!



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