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Eine Woche

Die Liebesabenteuer des Marc Terrence
von

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Montag

Montag

Ok... der erste Schritt ist getan; ich bin wach. Was jetzt? Irgendwie fühle ich mich zu schlapp, um ernsthaft in Erwägung zu ziehen, aufzustehen. Das Bett ist so weich und warm und rundum gemütlich und einfach wundervoll einschläfernd, so angenehm dass ich prompt wieder die Augen schließe und vor mich hin döse. Ganz einschlafen kann ich aber nicht - obwohl ich es will. Wahrscheinlich blockt mein Hirn das wieder einschlafen unterbewusst ab, weil ich ja dadurch meinen Job verlieren könnte. Na toll... mein Job kann mich grad mal! Ich will doch nur schlafen.

Noch einige Zeit liege ich halb tot angehaucht zwischen den Laken und starre aus halb gesenkten Liedern zur Decke. Wer hat gesagt, dass sowas uninteressant wäre?

Murrend richte ich mich aber dann doch auf und schlage die Decke zurück, um aufstehen zu können. Kaum hab ich festen Boden unter den Füßen wird mir auch schon schwindelig und kurzzeitig schwarz vor Augen. Das habe ich oft. Ist nicht weiter dramatisch, nervt aber ohne Ende. Dabei taumel ich ein bisschen herum und suche Halt, wo keiner ist. Das ganze endet damit, dass ich wieder im Bett lande - noch weniger gewillt mich dem Großstadtschungel zu stellen.

Schließlich ist jedoch auch der zweite Anlauf geschafft und ich schlurfe in richtung Bad. Jedenfalls vermute ich, dass es da ist, es sei denn, über Nacht hat sich mein Haus ein wenig umgebaut. Von selbst, versteht sich.

Nach einer kurzen, sehr, sehr kalten Dusche, drei Tassen schwarzen Kaffee und einer halben Stunde befinde ich mich wieder unter den Lebenden. Meine Haare stehen mir mal wieder verwuschelt von Kopf ab, aber ich kümmer mich nicht darum. Sieht bestimmt scheisse aus...

Seufzend ziehe ich mir meine Jacke über, nehme meine Tasche und verlasse mein Allerheiligstes. Auf in den Kampf! O Gott, nein... am Treppenabsatz steht meine Vermieterin. Die Haare hochgesteckt wie immer und der schlanke Körper in eines dieser neumodischen Kostüme fürs Büro gezwänkt. "Guten Morgen, Herr Terrence", sagte sie und nickt mir zu. Ha! Den Augenaufschlag hab ich gesehen, gerissenes Weib! Aber ich tue trotzdem so, als sei dem nicht so gewesen. Meine Devise in solchen Fällen ist immer ignorieren und hoffen, dass sich das Problem von selbst einstellt.

"Morg'n", nuschel ich zurück und gähne übertrieben. "Und auf Wiedersehen" Weg durch die Tür. Bah, wie ich das hasse... kaum steht man in der vermeintlich erlösenden Freiheit, bekommt man einen Schwall Abgaße ins Gesicht gepustet. Naja, egal... ein Blick auf die Armbanduhr verrät mir, dass ich bereits 5 Minuten zu spät komme.

Hastig laufe ich los. Sind ja nur ein paar Ecken, bis zu dem Fotoshop. Tatsächlich habe ich es in weniger als 10 Minuten geschafft, hechelnd durch die Tür zu stürmen, meine Tasche in eine Ecke hinter dem Tresen zu werfen und mich ebenfalls an ebendiesem zu positionieren, bevor mein Chef reinkommen und mich anschnauzen kann, warum ich denn schon wieder zu spät komme.

Glück lass nach: der Chef hats anscheinend gar nicht bemerkt! Auf jeden Fall spricht er mich nicht darauf an, was schon mal ein gutes Zeichen ist. Wenn man bedenkt, dass wir inzwischen schon Mittag haben ein sehr gutes Zeichen. Trotzdem... noch ganze zwei Stunden bis zur Mittagspause. Gelangweilt stehe ich da, sehne mir einen Stuhl herbei und begrüße jeden Kunden mit einer hoffentlich abschreckenden, völlig falschen, übertrieben gut gelaunten Fratze. Hollywood - ich komme!
 

"Das macht dann 5 Euro und zehn Cent", sage ich, tippe irgendwas in die Kasse ein, was hoffentlich so aussieht, als hätte ich Ahnung davon, mache sie auf (ich liebe dieses herrlich nervtötende Rasselgeräusch) und nehme das mir entgegengehaltende Geld entgegen. Die Kundin, eine Frau in den Mittvierziegern, reisst die entwickelten Fotos an sich und stelzt ohne sich zu verabschieden schnell aus dem Laden, als könne sie es nicht erwarten, endlich aus meinem näherem Umkreis zu kommen. Ich kanns ihr nicht verdenken.

Das Läuten der Türglocke kündigt weitere Arbeit, sprich: noch jemanden, der hier sein Geld lassen will, an. So gut es geht, reisse ich mich von dem überaus faszinierendem Ausblick durch das Fenster auf die Straße los und lächel dem Kunden zahnschmerzenbereitend süß entgegen. Vor mir steht ein junger Mann, vielleicht ein, zwei Jahre älter als ich, und sieht sich um. In der Hand hält er ein Filmdöschen, aber da er ja anscheinend vor hat, eventuell noch was zu kaufen, ergötze ich mich eben so lange ein wenig an seinem Anblick. So was leckeres kriege ich schließlich nicht mal im Thai-Restaurant, zwei Blocks weiter, zu Gesicht. Knackiger Hintern, breite Schultern und durch das schwarze, langärmlige Shirt zeichnen sich ganz leicht seine wohlproportionierten Muskeln ab. Ein Anblick zum dahinschmelzen. Erinnert irgendwie an die Zeit, in der man noch stundenlang vor den Postern irgendwelcher halbnackten Superstars gesessen und diese angeschmachtet hat.

Der Typ könnte wirklich ein Model sein. Selten so intensiv grüne Augen gesehen.

Erst nachdem der Traumkerl - und Kunde, wohlgemerkt! - zum zweiten Mal den Mund aufmacht realisiere ich, dass er mich auch schon eine ganze Weile angesehen und außerdem angesprochen hat. Sofort spüre ich, wie die Hitze in mein Gesicht schießt. Scheisse, der hält mich jetzt doch für komplett bescheuert!

Versuchsweise lächle ich unsicher ihn an und frage, ob er das noch mal wiederholen könnte. "Eigentlich hab ich gefragt, wie viel dieser Bilderrahmen da kostet", meint der Schwarzhaarige mit seiner samtweichen Stimme und deutet auf einen versilberten Metalrahmen. Irgendwie bin ich enttäuscht. Hätte der nicht fragen können, ob ich mit ihm ausgehe, oder so? Tagträume, Tagträume...
 

Ich komme hinter dem Tresen hervor, nehme besagten Rahmen in die Hand und drehe ihn um. "6,90", lese ich ab und sehe ihn an. WAH, der Kerl kratzt sich verlegen im Nacken, nuschelt etwas entschuldigendes und sieht dabei einfach nur verboten gut aus. Am liebsten würde ich ihn gerade jetzt und auf der Stelle vernaschen, aber das geht ja nicht. Wo kämen wir denn da hin?

Schnell verscheuche ich diese störenden Gedanken aus meinem Kopf, zucke mit den Schultern und verschanze mich wieder hinter diesem hohem, hartem Möbelstück.

"Ok", sagt er und kommt auf mich zu, legt Bilderrahmen und Filmdöschen auf das Holz. "Ich kaufe das hier und den Film hätte ich gern entwickelt. Wann kann ich ihn wieder abholen?" Mmh... so geschäftsmäsig gefällt er mir nicht so gut, wie wenn er natürlich ist. Wie eben gerade zum Beispiel...

Seufzend nehme ich sein Geld entgegen, gebe ihm das Wechselgeld und stelle das Filmdöschen in den Kasten in den alle noch zu entwichelnden kommen. "Morgen so gegen Nachmittag...", antworte ich auf seine Frage, während ich geistig jedoch mit seiner Anatomie beschäftigt bin. Scheisse, schaut der geil aus!

Er nickt, dreht sich um und verschwindet aus der Tür. Kein 'Tschüss', kein Winken, nichts. Wär ja noch schöner gewesen, wenn der Typ anders wäre, als der Rest der Menschheit. Mich selbstverständlich ausgenommen. Alles was bleibt ist der schwache Geruch seines leichten Aftershawes und das Klingeln der Türglocke. Ich hab doch von Anfang an gewusst, dass das ein Scheisstag werden würde.

Missmutig hebe ich den Karton mit den Filmdöschen hoch und stelle ihn in den hinteren Teil des Ladens neben den Entwickler. Ja, hier wird das alles per Maschine gemacht. Dachtet ihr wirklich, hier gäbs noch ne Dunkelkammer oder so? Falsch gedacht.

So viele Filme wie ich heute schon bekommen habe, ist es so gut wie sicher, dass ich Überstunden machen werden muss. Grummelnd lege ich schon mal die ersten fünf Flime in die Maschine ein und stelle sie ein. Im Moment ist ja kein Gast im Laden und dann werd ich schneller fertig. Gerade will ich mir zur Entspannung einen Kaffee aus der Maschine ziehen, als die Türglocke schon wieder klingelt. Ok, ich hab nichts dagegen, wenn der Fotoshop gut läuft, außerdem ist mein Chef dann auch weniger schlecht gelaunt, aber dass ich mir noch nicht mal meinen wohlverdienten, täglichen Koffeeinbedarf decken kann, gefällt mir gar nicht.

Entsprechend gut gelaunt schlurfe ich auch wieder zurück in den Vorraum und bestrafe die Kundin mit dem Säugling im Arm mit einem Schön-dass-Sie-mir-soeben-den-Tag-versaut-haben-Blick. Jedoch hält der nicht lange an, denn als sie mich hilfesuchend anlächelt und fragt, ob sie hier nicht mal die Toilette benutzen könne, um ihr Baby zu wickeln, schlägt er schlagartig auf Entsetzen und Überraschung um. "Ähm... ja, klar... ich denke, das ist kein Problem", stammele ich und bin mir dabei äußerst bewusst, dass ich für einen 22 jährigen Mann viel zu eingeschüchtert vor einer solchen Situation bin. Naja, wickeln und der ganze Kram ist eben Frauensache. Ich kann damit nichts anfangen.

Nachdem ich sie in das kleine Bad gebracht habe, das Gott sei Dank eine relativ große Ablage hat auf der sie das Kind ablegen kann, kehre ich wieder zu meinem Arbeitsplatz zurück und lehne mich an die Theke. Mir ist langweilig, meine Beine tun vom langem Stehen weh und ich habe außerdem noch Rückenschmerzen. Zum Glück ist in 4 Stunden Feierabend und dann gehts erstmal ab nach Hause, umziehen und auf in die Clubs. Siedend heiß fallen mir die Flime wieder ein, von denen wenigstens die Hälfte heute noch entwickelt werden muss. Laut fluchend mache ich meinem Ärger mit nicht ganz jugendfreihen Ausdrücken Luft und geselle mich wieder zum Entwickler.
 

Die Frau habe ich inzwischen wieder vollkommen aus meinem Denken verbannt und erschrecke höllisch, als sie mir auf die Schulter tippt und meint, sie gehe jetzt. Ich lächle sie an und nicke ihr zu, glücklich, dass ich jetzt wenigstens ein Problem weniger habe. Hoffentlich hat die im Bad keine Schweinerei veranstaltet...

Ungefär 5 Stunden später stehe ich endlich vor der verschlossenen Ladentür, die Tasche über der Schulter, und schlage den Weg nach Hause ein. Von wegen durch die Clubs ziehen... ich bin fix und fertig.



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