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Verlangen und Freundschaft-Kapitel 3 ist on ^-^

von

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Neue Wege

Es war einer jener Tage, in denen ich mein Leben gründlich durchdachte. Ich saß hier in dem größten Raum, den unser Nankatsu-College zu bieten hatte. Das Auditorium. Unser Professor mit den grauen Locken und der Rundbrille auf der Nase, schweifte mal wieder vom eigentlichen Thema ab, dem Aufbau des Immunsystems des menschlichen Körpers. Statt dessen kam er plötzlich auf das Endspiel der japanischen Liga zu sprechen und wie schrecklich sich die Sportmediziner bei jedem Spiel aufführten. Keiner der Hörerschaft wusste etwas damit anzufangen, sei es weil viele es nicht verstanden wovon der Professor sprach oder weil sie auf den Bänken schliefen. Schon wieder das Thema Fußball. Seit ich denken kann, spielt Fußball eine wichtige Rolle in meinem Leben. In der Grundschule war ich noch Cheerleader für unseren Fußballclub. Es hatte sich gelohnt, denn unser Schuljahr gewann den Pokal der Landesmeisterschaft. Ab diesem Zeitpunkt war mein Leben wie derer vieler anderer dem Fußball verschrieben. Mittlerweile hatte Japan eine echte Chance an der Weltmeisterschaft teilzunehmen. Das hatten wir größtenteils den Nachwuchstalenten zu verdanken. Ja, genau die Talente die meine Freunde sind. Und ich? Ich sitze nun im dritten Jahr am Nankatsu-College und studiere Sportmedizin. Eigentlich war auch dieser Lebensweg unausweichlich, da ich mich als Managerin des FC Nankatsu doch schon in der Oberstufe um kleinere Verletzungen der Mannschaftsmitglieder gekümmert hatte. Als ich mich nach unserem Schulabschluss einmal um eine Wunde von Ryo gekümmert hatte, meinte dieser plötzlich "Wow Fane, du solltest wirklich überlegen, ob du Ärztin wirst, ich glaube, du hast das Talent und den Ehrgeiz dazu." Ich glaubte, dies war das erste Mal dass sich Ryo Ishizaki keine Kopfnuss eingehandelt hatte, da ich ernstlich darüber nachdachte diesen Weg einzuschlagen. Und nun ist die Zeit bereits so rasend schnell vergangen, dass mir bald mein erstes Examina bevorstand.

Ich bemerkte mal wieder nicht, wie ich begann, Löcher in die Luft zu starren. Nächste Woche würde mein einundzwanzigster Geburtstag sein und insgeheim planten meine Freunde eine Überraschungsparty. Sie glaubten wirklich, ich wäre von gestern. Hatte ich doch die heimlichen Gespräche zwischen Kumi und Ryo bemerkt. Ich begann zu lächeln.

"Fane! Hey Fane! Die Vorlesung ist vorbei...", stupste mich Rokiru an, ein Kommilitone aus dem gleichen Studienjahr "Wollen wir zusammen zu Mittag essen?", fragte er mich und seine braunen Augen strahlten mir entgegen. Augenblicklich wurde ich in die Realität zurückgeholt "Es tut mir leid, aber ich bin bereits mit Kumi verabredet." "Na, kein Problem, dann eben das nächste Mal", Rokiru lächelte und hob zum Abschied die Hand, dann drehte er sich um und verließ den Hörsaal. Mir wurde bewusst, dass ich die letzte war, die noch an ihrem Platz saß, bis auf Professor Makamuro, der seine Skizzen von der Tafel entfernte. Ich schnappte mir meine Bücher und Notizen und war aus dem Hörsaal verschwunden.

Auf dem breiten langen Gang zur Kantine erinnerte ich mich an den Brief von Yukari, den ich gestern erhalten hatte. Diesen zog ich aus meiner Tasche und las ihn zum zweiten mal durch.

"Liebe Fane,

ich vermisse dich schrecklich. Wie geht es dir? Mir ist heute wieder einmal bewusst geworden, dass wir uns das letzte mal im Winter gesehen haben. Das ist jetzt ganze sechs Monate her. Ich kann es kaum erwarten dich bald wiederzusehen. Hier in Deutschland sind bald Semesterferien und dann werde ich dich besuchen kommen! Darauf freue ich mich schon sehr. Trotzdem würde ich dich auch irgendwann einmal gern unsere Universität hier in Hamburg zeigen. Der Campus ist riesig und die Menschen hier sind sehr nett. Mein Studium der Sprachwissenschaften läuft auch sehr gut. Mittlerweile gebe ich auch japanische Sprachkurse an der Volkshochschule. Das macht mir viel Spaß. Jetzt würde bestimmt noch die andere Frage von dir kommen, oder? Wie geht es Genzo? Ihm geht es sehr gut oder besser gesagt, uns geht es sehr gut. Seine Fußballkarriere in der ersten Bundesliga geht voran und er trainiert jeden Tag sehr hart dafür. Wir haben beschlossen noch während meines Hauptstudiums zusammen zu ziehen. Eigentlich halten wir uns momentan sowieso mehr oder weniger nur in einer Wohnung auf, aber es halt nicht unsere eigene. Aber das wird sich ja nun bald in naher Zukunft ändern. Ganz ehrlich Fane, ich bin zur Zeit sehr glücklich. Das einzige was mir fehlt bist du und die Nankatsu-Mannschaft. Eine Sache beschäftigt mich noch. Wie ist deine Beziehung zu Tsubasa? In deinem letzten Brief, klang es, als ob du keinen Kontakt mehr zu ihm hättest. Du weißt doch, du kannst mich Tag und Nacht anrufen, wenn du mit jemanden reden möchtest... Wir werden uns bald wiedersehen, das verspreche ich dir! Ich umarme dich,

deine Yukari"

Sie war mir von allen die liebste Freundin. Ich vermisste sie schrecklich. Eigentlich war Yukari vor zwei Jahren nur als Austauschstudentin für zwei Semester nach Hamburg gegangen. Aber sie hatte Genzo wieder getroffen, von dem sie gar nicht wusste, dass er sich in der Stadt aufhielt. Sie sagte, es wäre reiner Zufall gewesen, als er ihr auf den Landungsbrücken mit seinem Fußball in die Arme gelaufen war. Mittlerweile glaubte ich aber, dass es Schicksal für die beiden gewesen war.

Ich faltete den Brief mit einem Grinsen wieder zusammen und betrat die Kantine. Der Platz für zwei Personen am Fenster war frei. Sehr schön. Von dort konnte ich über den Campus schauen. Ich setzte mich und sah hinunter auf die Grünanlagen. Ich legte meine Kinn in meine aufgestützte Hand und dachte an Tsubasa. Es stimmte, was Yukari geschrieben hatte. Mein Kontakt zu Tsubasa war schon seit einiger Zeit nicht mehr so intensiv wie früher. Ich wusste nicht, was die Ursache dafür war. Ich wusste nur das es mich furchtbar traurig machte und ich mich umso mehr in mein Studium dafür vertiefte.

"Fane!", erklang es plötzlich vor mir und eine außer Atem scheinende Kumi ließ sich mir gegenüber in den Stuhl fallen.

"Kumi? Du bist schon hier? Du hattest doch eben eine Vorlesung auf der anderen Seite des Campus. Bist du etwa hergelaufen?!", fragte ich mit weit geöffneten Augen, weil ich ihre Eile nicht verstand.

"Ja, aber das ist jetzt egal, ich hab dir was wichtiges zu erzählen", sprach Kumi hintereinander weg, ohne Luft zu holen "Nächste Woche wird ein Freundschaftsspiel oder auch Übungsspiel, nenn' es wie du möchtest, zwischen der japanischen und französischen Nationalmannschaft stattfinden...", sie erwartete jetzt eine Regung von mir, doch ich tat nichts dergleichen. Sie wollte mir auf die Sprünge helfen "Weißt du, was das für einen gewissen Profifußballer bedeutet, der gerade in Brasilien lebt?!"

"Ja... Und?!", flüsterte ich kaum hörbar. Kumi ergriff dabei meine Hände, die vor mir auf der Tischoberfläche geruht hatten und drückte sie fest "Er wird nach Japan kommen, Fane...", sprach sie mir eindringlich lächelnd entgegen, doch ich schloss die Augen und erwiderte "Das ist nicht gesagt... Er wird sicher sehr beschäftigt sein in Brasilien...".

Als ich die Augen wieder öffnete, blickte mich meine Freundin entgeistert an "Hat er dir etwa immer noch nicht geantwortet?", fragte sie mich nach einer Weile sanft, wobei mir klar wurde, dass mich Kumi inzwischen doch besser kannte, als ich zugeben wollte. Ich hatte mich ihr vor kurzer Zeit erst anvertraut. Sie wusste darüber Bescheid, dass ich mit Tsubasa seit über drei Jahren regelmäßigen Briefkontakt hielt. Aber in den letzten Monaten waren seine Briefe weniger geworden du die Themen über welche wir sprachen oberflächlicher. Jeden Morgen ertappte ich mich dabei, wie ich auf den Postboten wartete, während ich am Frühstückstisch mit meiner Familie saß. Und am Abend sobald ich das College verlassen hatte, wagte ich auch noch einmal einen Blick in den Briefkasten und wurden nun jedes mal aufs Neue enttäuscht. Ich vermisste seine Briefe, seine Handschrift, einfach alles was damit verbunden war. Aber nie hätte ich das gegenüber einem anderen zugegeben. Kumi kannte nur Bruchstücke des Ganzen. Mittlerweile waren nun zwei Monate seit meinem letzten Briefwechsel zwischen Tsubasa und mir vergangen. Kumi hatte sich somit ihre Frage selbst beantwortet, indem ich nichts erwidert hatte. Ich stand von meinem Platz auf und nahm meine Sachen "Ich muss jetzt zu meiner Anatomie-Vorlesung...", entfuhr es mir abrupt und verschwand aus dem Essenssaal.

"Aber Fane, heute ist der letzte Vorlesungstag, da wird niemand weiter zur letzten Vorlesung da sein", murmelte Kumi traurig vor sich her und sah mir nach.
 

***
 

Der Abend war sehr angenehm. Die Grundschul-Nankatsuelf trainierte und ich war wieder an Ort und Stelle. Als ich das erste Jahr meines Studiums abgeschlossen hatte, hatte mich mein ehemaliger Schuldirektor gefragt, ob ich nicht Lust hätte, die Grundschüler von Nankatsu beim Fußballtraining medizinisch zu betreuen. Natürlich handelte es sich dabei nur um kleinere Schürfwunden oder Kratzer. Aber ich erfüllte diese Aufgabe gern. Die Grundschüler waren aufgeweckt und ich hatte immer Spaß daran ihnen beim Training zuzuschauen und jeden Tag aufs Neue festzustellen, dass sie sich verbesserten. Ich hätte heute Nachmittag auf Kumi hören sollen. In der Anatomie-Vorlesung waren ganze fünf Studenten anwesend. Es war nicht verwunderlich, war doch heute der letzte Vorlesungstag gewesen und die meisten nun schon auf dem Weg nach Hause. Die Nankatsu-Grundschüler hingegen mussten noch eine weitere Woche am Unterricht teilnehmen, bevor auch sie schulfrei hatten. Tief in Gedanken versunken stand ich am Spielfeldrand und beobachtete die Jungs, als plötzlich zwei während eines Trainingsspieles zusammenstießen und der kleine Mitao am Boden liegen blieb. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Der Trainer und ich liefen zu ihm herüber und brachten ihn zur Bank am Rande des Spielfeldes.

"Na Mitao, wo hast du Schmerzen?"

"Ich gaube, ich habe mir den Fuß verdreht...", antwortete er kleinlaut und versuchte seine Tränen zu unterdrücken. Er war sehr tapfer. Ich war dabei ihm die Schuhe auszuziehen samt Kniesocken und entdeckte einen geschwollenen Knöchel, den ich abtastete. Mitao zuckte zusammen "Sanae-senpai?", er blickte mir fragend entgegen, doch ich nickte als Zeichen, dass er weitersprechen konnte "Hier ist vorhin ein Mann gewesen, der wissen wollte, ob du hier bist...", erzählte der Kleine schnell. Der Satz erstaunte mich "Ach so? Wie hieß denn der Mann?", fragte ich und verband gleichzeitig seinen Knöchel.

"Als ich ihn das gefragt habe, hat er nichts gesagt...".

Na, das hätte ja jeder sein können von meinen Freunden oder gar Rokiru, der mich wieder einmal nach Hause begleiten wollte. Ich hatte mir gerade vorgenommen später zu Ryo zu gehen und ihn zu fragen, ob womöglich jemand aus der Mannschaft mir etwas ausrichten wollte. Aber eigentlich wussten alle meine Freunde, ab welcher Zeit ich hier immer auf dem Sportplatz war. Das war alles sonderbar. Doch ich wurde noch verwirrter als Mitao weitersprach "Aber weißt du Sanae, eigentlich sollte ich dir das gar nicht erzählen...".

"Warum?"

Mitao senkte den Blick "...das hat der Mann zu mir gesagt. Er meinte, ich solle dir nicht erzählen, dass er nach dir gefragt hat."

Meine Gedanken waren durcheinander. Wer sollte das gewesen sein? Ich war plötzlich sehr aufgeregt "Mitao! Wie sah der Mann aus? Was hatte er an?".

"Na, irgendwie kam er mir bekannt vor... Er ist auch Fußballer, da bin ich mir sicher. Er hatte sogar einen Ball dabei...", grinste Mitao und da drängte sich auf einmal ein klarer Gedanke in meinem Kopf nach vorn.

Nein, das konnte nicht sein. Oder doch?



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2005-10-23T07:30:50+00:00 23.10.2005 09:30
Hey!
Die FF ist wirklich super!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Schreib bitte ganz schnell weiter!!!!!!!!!!!!
Lg Michelle
Von: abgemeldet
2005-10-05T07:52:49+00:00 05.10.2005 09:52
Also, das Kapitel gefällt mir wirklich.
Freut mich auch, dass Kumi und Sanae jetzt Freundinnen geworden sind.
Schick mir bitte eine ENS, wenn es weitergeht.
Cya,
Iat ^.^
Von: abgemeldet
2005-10-04T12:51:48+00:00 04.10.2005 14:51
ICh tippe auch auf Tsubi, man kann aber nie sicher sein!
Das Kapitel ist dir gelungen und ich hoffe dass ich ein neues sehr schnell zu lesen bekomme!

*wink* Mimi
Von:  Kathryn24
2005-10-03T13:29:55+00:00 03.10.2005 15:29
Superklasse! Das Kapitel ist sehr interessant geschrieben. Ich hoffe, es kommt bald der nächste Teil. Mal gespannt, ob es wirklich Tsubasa war...
LG Kath


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