Prolog
Es gibt sie in allein Farben und Formen:
Die Liebe.
Da gäbe es Liebe auf den ersten oder zweiten Blick.
Geschwisterliebe. Kinderliebe. Liebe zu Gegenständen.
Hassliebe. Und Tierliebe.
Aber was wäre wenn eine Liebe nur existiert,
um eine andere, die sich nicht erfüllt, zu ersetzen?
Gibt es dann wahre Liebe überhaupt?
Kann man Liebe eigentlich ersetzen?
Geschwisterliebe durch Kinderliebe?
Menschenliebe durch Tierliebe?
Geht das?
Wenn nicht, warum nicht?
Wenn ja, warum dann?
Oder gibt es Liebe nur, um vor einer versteckten Sehnsucht zu flüchten?
Ein neuer Mitbewoner
Ein junger Mann lag nackt auf einer Art OP-Tisch. Sich quälend warf er den Kopf hin und her und versuchte verzweifelt sich von den Fesseln zu lösen, die ihn still halten sollten.
Das blonde Haar klebte leicht an dem verschwitzten und rötlichem Gesicht, welches vor Schmerzen ganz angespannt war.
Er verkrampfte sich immer mehr, kniff die Augen zu und aus seinem Mund drangen teils leise, teils laute, heisere Schmerzensschreie.
Als er eine bekannte und verhasste Stimme hörte öffnete er die Augen leicht und blickte in das Gesicht eines ca. 40 Jahre alten Mannes, der ihn eisig angrinste: "Bald ist es soweit..."
Das waren die letzten Worte, die der Blonde wahrnahm, dann wurde ihm schwindelig und schwarz vor Augen.
Er war bewusstlos...
"O-nii-sama, O-nii-sama! Guck mal!! Der ist doch süß!!!" Ein schwarzhaariger Junge stand vor einem kleinem Hundezwinger und deutete auf einen kleinen, aber schon ausgewachsenen Hund. Er war weiß, hatte wuseliges Fell und braunen Flecken auf der Nase. "Nein, Mokuba. Ich habe dir gesagt: Du bekommst nur einen Hund, der auch was als Wachhund taugt und nicht so ein Knuddelvieh.
Ein junger und schlanker Mann, mit braunen, gepflegten Haaren und einem weißem Mantel ging an dem Zwinger und dem Jungen vorbei, ohne das Tier auch nur eines Blickes zu würdigen. "Ach Seto...", schmollte der Kleine und ging ihm nach.
Seto Kaiba und sein Bruder Mokuba schritten gradewegs auf eine junge und freundlich wirkende Frau zu. Diese bemerkte die beiden sofort und begrüßte sie: "Guten Tag! Was kann ich für sie tun?" Seto machte nicht die geringsten Anstalten diese Freundlichkeit zu erwidern. "Ich will einen Hund, aber einen Wachhund. Nichts zum Schmusen. Am besten schon ausgewachsen und abgerichtet. Und schwarz!", meinte er kurz und knapp. Die Frau war etwas perplex und nickte nur. "Wenn sie mir folgen wollen..." Sie Führte die beiden vorbei an den süßeren, kleineren Hunden, hin zu denen, die neu im Tierheim waren.
Dort befanden sich 3 Tiere:
Ein schwarze, aggressiver Pitbull, der Seto und Mokuba sofort anknurrte.
Ein kleiner, wahrscheinlich erst 4 Wochenalter, Goldenretriever-Welpe, der seelenruhig, eingedreht und an sich selbst gekuschelt, in einer Ecke schlief.
Und ein Terrier , mit zotteligem Fell, der sich wirklich an den seltsamsten Stellen leckte und kratzte.
Setos Interesse galt natürlich sofort dem aggressivem Schwarzen. Mokuba vernarrte sich jedoch in den Welpen.
"Ist er abgerichtet?", fragte Seto ruhig und die junge Frau bestätigte. "Ja. Sein Vorbesitzer kam aber nicht mehr mit ihm klar und gab ihn lieber zu uns." Mokuba horchte auf. "Und was ist mit dem hier? Was ist mit dem Welpen?", wollte er wissen. Er hatte schon längst entschieden, dass er diesen Hund wollte und fragen kostet ja nichts. "Den Kleinen meinst du?", die Frau wurde plötzlich trauriger und hockte sich zu Mokuba, "der wurde heute Morgen halb erfroren gefunden. Seit dem schläft er und will nicht aufwachen. Wenn er bis Morgen nicht reagiert oder mitgenommen wird, dann müssen wir ihn leider einschläfern", erklärte sie ruhig. Mokuba konnte es nicht fassen, wie konnte es man nur auf die Idee kommen, so etwas zu tun. "Aber... so was kann man doch nicht machen!! Er ist so klein und süß!!", regte er sich auf und schaute zu dem Welpen. Die Frau lächelte und versuchte verzweifelt ihn zu beruhigen, was ihr aber mehr als nicht gelang, bis Seto sich einmischte: "Mokuba, wenn sie ihn nicht einschläfern, dann verdurstet und verhungert er irgendwann im Schlaf. Klingt das besser?"
Mit dieser Tatsache wollte die junge Frau ihn nicht konfrontieren, schließlich wusste sie ja auch nicht, das Mokuba für seine 12 Jahre ziemlich erwachsen war und so etwas verstand. "oh... ich verstehe...", meinte er leicht traurig, "das wäre grausam. Ähm... darf ich ihn streicheln?", fragte er ganz lieb und die Frau nickte mit dem Kommentar, dass es ja vielleicht helfen könnte. Seto schien mehr als nur genervt und er fragte sie weiter über den Pitbull aus.
Mokuba hockte neben dem niedlichem Welpen und fing an vom kleinen Köpfchen, über den Rücken, bis hin zu dem angelegtem Schwanz, zu streicheln. Nach ein paar Mal Streicheln kuschelte der kleine sich etwas an Mokubas Hand und ein jappiges Geräusch war zu hören. Neugierig beobachtete Mokuba den Kleinen, dessen Schwanz leicht anfing zu wedeln. Fest entschlossen, dass dies das neue Haustier wird, nahm er ihn auf den Arm und ging zu Seto, ohne das kraulen abebben zu lassen. "Seto, ich will den hier", meinte er mit fester Stimme. "Nein! Der ist zu einen viel zu klein und zum anderen in spätestens 2 Tagen tot, dieses schlafenden Etwas." Enttäuscht sah er zu dem, bereits jetzt ans Herz gewachsenem, Welpen. Sein Gesicht hellte sich auf und er streckte ihn ihm entgegen, "von wegen ,schlafenden Etwas'! Er ist wach!", meinte er grinsend, "und dein blöder Pitbull, der beißt mir doch eh nur die Hand ab. Darauf verzichte ich gern. Den hier oder keinen!" "Dann keinen!", damit war für Seto das Thema "Hund" komplett gegessen und er wandte sich zum weg gehen ab. "Äh... ich will sie ja nicht beeinflussen aber...", die junge Frau versuchte Seto auf zu halten, "ich würde ihnen den Welpen gerne schenken. Er scheint ihren Bruder zu mögen, wenn er sogar wach wird. Und sie können ihn sehr gut abrichten. Golden Retriever sind sehr treu und gehorsam." Sie versuchte alles um Seto um zu stimmen. Auch Mokuba redete auf ihn ein.
Von allen Seiten bearbeitet und genervt musste der Firmenchef aufgeben, außerdem wusste er, wie nachtragend Mokuba sein konnte. "Gut, aber du kümmerst dich um ihn und bringt ihm Gehorsam bei, machst ihn stubenrein und so weiter!" Mokuba jubelte und umarmte Seto, "danke O-nii-sama!!" Die Frau gab den beiden alles mit, was sie brauchten um den Welpen, der eigentlich noch viel zu klein war um ohne Mutter aus zu kommen, am Leben zu erhalten und auf zu päppeln. Auch wenn sie Mokuba vertraute, erklärte sie Seto was zu tun war. Dieser musste wohl oder übel zuhören, zwar hatte er nicht die geringste Lust dazu sich um den Welpen zu kümmern, aber er wollte ihn auch nicht der Ahnungslosigkeit seines Bruders aussetzen. Nach der kurzen Einweisung war eigentlich nur noch eine frage zu klären:
Wie soll der Welpe heißen?
Er trug ja kein Halsband, als er gefunden wurde und besaß somit keinen Namen. "Wie wäre es mit Chisaii?", fragte Mokuba. "Wie wäre es mit Köter?", entgegnete Seto genervt und ließ seinen Blick über das Sortiment Halsbänder wandern. Mokuba streckte ihm die Zunge raus und zog es vor, sich dann doch liebe mit der Verkäuferin zu beraten. Verschiedene Namen fielen: Kyo, Taga, Miko, Keru, Inu, Toki und noch mehr, aber nicht einer war dabei, der ihnen gefiel. Zwar sollte der Name kurz sein, aber Mokuba hatte kaum Einfälle, und die der Verkäuferin sagten ihm nicht so zu.
Seto durchforstete derweil weiter die Halsbänder, die als Muster dort hingen und dementsprechend auch schon Marken mit Namen haben. Dabei erregte ein schlichtes Braunes mit Marke seine Aufmerksamkeit. "Mokuba... gib den Köter mal her."
Mit einem flauem Gefühl im Magen gab er Seto das Tier, welches ihn auf die Theke setzte. Schnell legte er dem Welpen das braune Halsband um und musterte ihn. "Mokuba, wenn ich schon mit dem Tier auskommen muss, dann werde ihn ihm einen Namen geben." Mokuba schluckte, er konnte zwar das gehässige grinsen seines Bruders nicht sehn, aber er wusste, dass es da war. Mit einem unguten Gefühl stimmte der Schwarzhaarige zu. "Gut!", meint Seto triumphierend und nahm den Hund auf den Arm. Irgendwie passte dieses Bilde richtig; Seto mit diesem niedlichen Hund. Mokuba schaute auf das braune Halsband, das einfach super zu dem beige-blondem Fell des Welpen und den schokobraunen Knopfaugen passte. Mokuba schaute sich das Halsband genau an und sein Blick wanderte auf den eingravierten Musternamen. "Seto... das ist gemein! Willst du ihn echt so nennen?" "Ja, passt doch perfekt, nicht?", Seto Grinsen wurde immer fieser. Er nahm das Halsband wieder ab und gab es der Frau. "Eine neue Marke. Gleicher Name und dahinter das Logo der KC. Hinten drauf dieser Adresse." Er gab ihr einen Zettel. Die Junge Frau nickte und meinte, dass sie es in ca. 20 Minuten fertig machen könnte. Seto nickte, dass er warten würde und sie verschwand. "Seto das ist echt gemein." Der Brünette schaute runter zu seinem Bruder. "Ach und warum?" "Na, dass du ihm seinen Namen gibst." "Der Köter ist selbst Schuld, wenn er nicht ständig blau machen würde." Mokuba schaute ihn verwirrt an. "Was hat das denn damit zu tun? Nur weil du ihn dann nicht täglich ärgern kannst, willst du dich an dem Kleinen auslassen?!?", rief Mokuba entsetzt, "wag es dich Seto!!" "Keine Sorge. Ich will den Echten nur aufziehen. Mehr nicht. Und wenn der so wie heute simuliert, dann muss ich den Welpen etwas ärgern... hm... mit einer Feder, das macht Spaß." Seto grinste vor Vorfreude, vielleicht war es doch gar nicht so schlecht, das sie den Welpen genommen hatten. Mokuba seufzte kurz. Mit einer Feder ärgern, so was aber auch... Aber das Schlimmste war wohl, dass Mokuba selbst solche Pläne schmiedete. Denn einen Welpen mit einer Feder oder so ärgern, dass war ja wohl Standard.
Um davon an zu lenken führte er das Gespräch weg vom Ärgern "Simuliert? Er was heute krank?" "Hm, ja. Einer seiner Freunde meinte, dass sein Vater hätte angerufen und ihn krank gemeldet. Schon seltsam." "Warum?" "Also, so wie diesen Versager bis lang kannte, war er weg und hat erst später ein Attest eingereicht. Ohne krank gemeldet zu werden. Und seine Freunde haben sich mal lauthals darüber unterhalten, dass sein Vater alles andere als fürsorglich ist, dass er ihn sogar schlägt." Mokuba sah Seto ein paar Sekunden an und ihm ging ein Licht auf. "Ach deswegen." "Weswegen?" "Deswegen bist du in letzter Zeit netter zu ihm, du machst dir Sorgen." "Quatsch! Nicht um den... aber... obwohl er es ist, etwas Mitleid hab sogar ich. Doch nur, weil er immer so verzweifelt versucht, dass zu vertuschen und so auf gute Laune tut." Während die beiden sich unterhielten lag der Welpe in Setos Armen und ob der brünette es nun merkte oder nicht, er kraulte ihn die ganze Zeit. Dem kleinen gefiel das sichtlich und er wedelte leicht mit dem Schwanz. Noch immer ziemlich benommen und müde konnte er kaum die Augen auf halten. Mokuba sah beide an und spürte förmlich ihre Zufriedenheit.
Kurz darauf kam die junge Frau wieder. Sie gab Seto das Halsband. Auf der Rückseite stand die richtige Adresse und der Besitzer: Seto Kaiba. Auch wenn Mokuba den Hund wollte, so war er noch zu jung und Seto war offiziell der "Vormund".
Vorne auf der Marke war, zu Seto Zufriedenheit, ein perfektes Logo der KC und darüber war der neue Name eingraviert: >>Joey<<
Mittlerweile waren diesem auch die Augen schon wieder zugefallen und er schlief dich an Seto warmen Arm gekuschelt.
Zufrieden mit dem Welpen auf dem Arm und in der anderen Hand die Tasche mit den Sachen für den Kleinen, verließ Seto mit Mokuba das Tierheim. Das Halsband versteckte sich in klein Joeys Fell als gehörte sie nie woanders hin und klimperte leise.
