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BROKEN

a short story tale
von

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Langsam schlenderte Kyra die Winkelgasse entlang. Im Gegensatz zu den meisten anderen Zauberern und Hexen die ihr entgegen kamen hatte sie Zeit. Genauer gesagt wusste sie sowieso nicht, warum sie gerade heute in die Winkelgasse gekommen war, wo sie doch eigentlich genau wissen müsste, dass es hier so kurz vor dem Beginn des neuen Schuljahres in Hogwarts beim Einkaufen fast kein Durchkommen mehr gab. Zu dieser Zeit war London sowieso immer überfüllt von Zaubererfamilien, die noch ein paar letzte Tage mit ihren Zöglingen verbringen wollten, bevor diese wieder in die harte Realität des Lernens entlassen wurden.

Kyra seufzte leicht. Ach ja, diese Zeit war doch irgendwie die schönste gewesen, auch wenn in ihrem letzten Jahr an der Zaubererschule nicht alles so gelaufen war, wie sie sich das vielleicht vorgestellt hatte. Seltsam, wenn sie so zurück blickte vermisste sie diese Zeit und irgendwie war es gerade dieses verworrene letzte Schuljahr gewesen, dass sie alle am meisten geformt hatte. Vielleicht sollte sie den anderen mal wieder eine Eule schicken, sie hatten sich nun recht lange nicht mehr gesehen. Sicherlich würde es ein schönes Wiedersehen geben... sie hatten sich viel zu erzählen, so viel wahr geschehen.

Natürlich hatte Kyra sich genau umgehört und jede Meldung von Opfern der letzten dunklen Tage genau studiert um sicher zu gehen, dass es ihren drei besten Freunden gut ging. Nie hätte sie es verkraftet, wenn Penelope, Joan und Eleanor etwas zugestoßen wäre.

Wie dem auch sei. die Zeiten nachdem sie die schützende Umgebung Hogwarts verlassen hatten waren unruhig gewesen und dennoch waren sie nun auf so unerwartete Weise beendet worden. Ohne großes Blutvergießen wurde der dunkle Lord gestoppt und der Frieden wieder in die Welt der Hexen und Zauberer zurückgebracht. Doch der Preis dafür, der einigen wahrscheinlich als annehmbar gering erscheinen mochte, berührte Kyra doch mehr als sie gedacht hatte. Natürlich kannte sie Lili und James Potter aus ihrer Schulzeit, immerhin waren sie im selben Schuljahr wie sie gewesen, obwohl Kyra nicht unbedingt behaupten konnte, sich mit ihnen besonders gut verstanden zu haben.

Etwas traurig aufgrund der jüngsten Erinnerungen blieb sie stehen um eine Gruppe von älteren Hexen vorbei zu lassen, die mit großen Augen die zahlreichen kleinen Läden der Winkelgasse bestaunten. Anscheinend waren sie Touristen. Gerade wollte sie sich wieder in Bewegung setzen als sich eine Hand auf ihre Schulter legte.

"Kyra."

Verwundert blickte sie auf, sie kannte diese Stimme.

"Severus?"

Etwas verwirrt blickte sie in das junge Gesicht von Severus Snape. Sie kannte ihn ebenfalls aus Hogwarts, denn auch er war in ihrem Jahrgang gewesen, doch hatte sie bis jetzt noch nicht viel mit ihm gesprochen, obwohl Kyra selbst es gewesen war, die ihn im siebten Schuljahr immer öfter vor den anderen verteidigt hatte. Nun ja, was man so verteidigen nennt, viel eher hatte diese ganze Geschichte zu einigen dieser Reibereien geführt, die das letzte Schuljahr so besonders gemacht hatten.

Und nun stand er hier in der Winkelgasse neben ihr und sie wusste nicht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Immerhin wahr er in der Schule schon nicht einfach gewesen...

"Lange nicht gesehen." meinte sie schließlich und bemühte sich relativ locker zu klingen.

"Hmm" Severus sah sie an und schien zu überlegen bevor er weiter sprach, "Wenn du noch Zeit hast, könnten wir ja etwas trinken gehen..."

Überrascht blickte Kyra ihn an: "W-wenn du willst..."

Wenig später fand sie sich im tropfenden Kessel wieder, der selbst zu dieser frühen Tageszeit schon gut besucht war. Sie war schon einmal vor gegangen um einen freien Tisch zu suchen während Severus wenig später mit zwei Flaschen Butterbier zu ihr kam und sich neben sie setzte. Lange sprach keiner von ihnen ein Wort, Kyra nippte nur ab und zu an ihrem Butterbier und dachte über diese seltsame Situation nach, in der sie sich gerade befand. In der Schule war Severus immer ruhig und zurückgezogen gewesen. Sonderlich beliebt war er auch nicht und seine Feindschaft zu James Potter und dessen Freunden war allgemein bekannt. Aber auch er selbst war nicht gerade unschuldig an seiner Lage gewesen. Soweit Kyra wusste hatte er keine Gelegenheit ausgelassen, sich mit James anzulegen und (fast) immer hatte er dabei den Kürzeren gezogen.

"Ziemlich voll hier." stellte Severus mit einem Seitenblick auf Kyra fest. Ein leiser Versuch die Stille zu brechen.

"Na ja, das neue Schuljahr in Hogwarts fängt bald wieder an, da holen alle noch die letzten Sachen die sie brauchen."

"Einige lernen es halt nie."

Kyra blickte ihn fragend an.

"Ich meine dass sie ihr Schulzeug rechtzeitig besorgen." erklärte Severus.

"Irgendwie war das bei mir aber auch immer so." meinte Kyra belustigt, "Da war dann immer die ganze Familie unterwegs weil meine Cousins und Cousinen ja auch nach Hogwarts gingen oder zum Teil sogar jetzt noch gehen."

Severus sah sie nachdenklich an.

"Ich habe meine Sachen immer so früh wie möglich geholt und auch meistens allein."

"Oh... na ja... die Schule ist ja jetzt vorbei..." stammelte Kyra zusammen da sie nicht richtig wusste, was sie auf Severus Aussage erwidern sollte, "Und trotzdem treibt man sich zu der Zeit in der Winkelgasse rum, wo so viel los ist...alte Gewohnheiten wird man nicht so schnell los." endete sie scherzhaft.

"Alte Gewohnheiten..." murmelte Severus.

"Was machst du eigentlich hier, wenn ich fragen darf."

"Ich musste nur noch einige Potions Zutaten besorgen." antwortete Severus etwas abwesend.

"Also beschäftigst du dich immer noch mit Zaubertränken?"

"Ich bin Potions Professor in Hogwarts." entgegnete er ruhig, jedoch nicht ohne einen gewissen stolzen Unterton.

Kyra zog überrascht die Augenbrauen hoch: "Professor in Hogwarts? Das hätte ich jetzt nicht erwartet... aber was man so mitbekommen hat warst du ja immer der Beste in Zaubertränke."

Zu Kyras Verwunderung schien Severus diese Bemerkung amüsant zu finden. Seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben, eine Geste die sie bei ihm noch nie gesehen hatte.

Und wieder machte sich Schweigen zwischen ihnen breit. Etwas betreten nippte Kyra ab und zu an ihrem Butterbier und bemerkte sehr wohl, dass ihr Magen langsam Anstallten machte, einem leichten Hungergefühl Platz zu machen, doch wollte sie dem momentan gerade nicht nachgehen.

"Weißt du was..." meinte sie stattdessen, "Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich mit dir einmal so unterhalten würde."

Severus sah sie abwartend an also fügte sie noch ein paar erklärende Worte hinzu:

"Ich meine, dass ich mal mit dir in einer Kneipe sitzen würde und... na ja, du hast früher nicht wirklich mit mir geredet. Überhaupt hast du mit niemandem groß geredet..."

"Wie du sicher weißt war ich in der Schulzeit nicht gerade... umgänglich... Es gab da so einige Meinungsverschiedenheiten." meinte Severus daraufhin grimmig.

"Ich weiß, Sirius und ...James."

"Ich hab mich übrigens nie bei dir bedankt, dass du im letzten Schuljahr so auf meiner Seite standest."

"Das hab ich ehrlich gesagt auch nicht erwartet."

"Ich... war nie sonderlich kontaktfreudig oder habe mich für meine Mitschüler interessiert..." stellte Severus nüchtern fest.

"Man könnte es auch als arrogant und herablassend beschreiben. Du hattest dir immer viel auf diese pure-blood Sache eingebildet."

"Aber ich bin nicht pure-blood." entgegnete Severus leise.

Kyra sah ihn überrascht an.

"Aber... aber du hast doch immer so auf diese Sache gepocht, du hast Lily immer beleidigt und alle anderen auch... und du warst in Slytherin..."

"Ja und du nicht, obwohl du auch nach Slytherin gepasst hättest."

"Ich hab mich eben für Hufflepuff entschieden... na ja, dafür haben wir nie den Quidditch Pokal gewonnen." entgegnete Kyra scherzhaft um von diesem Thema abzulenken. Slytherin hatte schon immer etwas mit den dunklen Künsten zu tun gehabt, während der Jahre der dunklen Lords noch viel mehr als vorher. Und all das Gerede von pure-blood, half-blood und Muggle-born würde immer ein unangenehmes Thema bleiben. Sie selbst war pure-blood und sie konnte nicht leugnen, dass sie eindeutig einige Eigenschaften besaß, die sie mit Slytherin verbanden. Auch wenn sie beim Sorting, das nun schon so viele Jahre zurück lag, letztendlich nach Hufflepuff geschickt wurde, hatte sie doch ab und zu eine gewisse Sympathie für Slytherin empfunden, die sich gerade in ihrem letzten Jahr deutlich bemerkbar gemacht hatte. Und oft schon hatte Kyra sich gefragt, was wohl mit ihr passiert wäre, wenn sie sich nicht mit Joan, Penny und Eleanor angefreundet hätte. Wäre sie zu den Slytherin gegangen und hätte mehr mit ihnen zu tun gehabt? Womöglich hätte sie dann mehr über die Dunklen Künste kennen gelernt, als ihr lieb wäre... hätte sie sich sogar dem dunklen Lord angeschlossen?

Bei diesem Gedanken kniff Kyra erschrocken die Augen zu und schüttelte energisch den Kopf.

"Ich glaube nicht, dass es so weit gekommen wäre." drang Severus' beruhigende Stimme plötzlich zu ihr durch.

Mit einem Ruck riss sie die Augen wieder auf und starrte ihn an:

"Wa..."

"Ich meine... du bist immer schon stark gewesen und wusstest, was du willst, wie sonst hättest du dich in unserem letzten Schuljahr so gegen die breite Masse durchgesetzt. Der dunkle Lord hätte dich nie auf seine Seite ziehen können..."

Kyra sah ihn noch immer ungläubig an und bemerkte eher beiläufig, dass er sich etwas nervös den linken Unterarm rieb.

Wie hatte er nur gewusst, was sie dachte?

"Legilimency" erklärte er, "Die Kunst des..."

"...Gedankenlesens." vervollständigte Kyra seinen Satz.

"Genau." wieder lächelte Severus und nippte eher beiläufig an seinem Butterbier. "Wie ich sehe hast du schon davon gehört."

"Du vergisst, dass ich aus einer alten Zaubererfamilie stamme. Mein Onkel liebt es, meine Mutter durch Legilimency auszuhorchen." entgegnete Kyra beiläufig.

"Was für Familienverhältnisse..."

"Severus?"

"Ja?"

"Was ich dir noch sagen wollte..." Kyra stockte und suchte nach den richtigen Worten, "Ich... ich bin froh, dass ich mich mit dir so unterhalten kann wie jetzt gerade..."

Nun war es an Severus, sie etwas ungläubig anzusehen, er wusste noch nicht, worauf sie hinaus wollte.

"Ich meine, dieses Gespräch hier, du... du bist so anders und" Kyra holte tief Luft, "Und das heißt, dass ich mich in dir doch nicht getäuscht habe und du nicht so bist, wie alle anderen gesagt haben. Das bedeutet mir sehr viel." endete sie schließlich.

"Weißt du was Kyra?"

"Nein, aber du wirst's mir bestimmt gleich sagen."

"Ich hab eine Weile überlegt, ob ich dich anspreche... und ich hatte mich eigentlich schon dagegen entschieden, wie früher in der Schule auch immer."

"Wieso hast du's dann doch gemacht?"

"Na ja... mein Leben hat sich in den letzten Jahren mehrmals geändert... die Schulzeit, die Sache mit dem Dunklen Lord und seinem Fall und jetzt meine Anstellung in Hogwarts..."

"Was willst du mir damit sagen?"

"Kyra ich hab mich geändert. Ich meine wirklich geändert. Fast niemand glaubt mir das, nur Dumbledore hat noch Vertrauen in mich. Ich weiß nicht, ob du's weißt, aber mit der Anstellung in Hogwarts hat er mich vor Azkaban bewahrt."

"Nun, ich hatte so ein Gerücht gehört, dass du ein Death Eater wärst..." gestand Kyra und musterte ihren Gegenüber.

"Ich will nicht beschönigen oder verleugnen, was ich getan habe, aber ich habe mich geändert und... und das solltest du wissen."

Kyra nickte langsam, Severus dabei nicht aus den Augen lassend.

"Wie bereits gesagt, es gibt nicht viele, die an mich glauben, aber du warst immer eine von ihnen und ich wollte, dass das so bleibt."

Severus war mittlerweile in sich zusammen gesunken, erwiderte Kyras Blick jedoch ohne sich abzuwenden. Der Lärm der anderen Gäste im Tropfenden Kessel drang zu ihnen herüber und füllte die Stille zwischen ihnen.

"Severus."

"Kyra?"

"Komm lass uns gehen, hier wird's ziemlich voll."

Mit einem überraschten Gesichtsausdruck blickte er Kyra an, als diese mit einem Lächeln aufstand und ihm die Hand reichte. Sie verließen das stickige Innere des Tropfenden Kessels und wandten sich in Richtung der Winkelgasse. Fröhlich quasselnd hackte sich Kyra bei Severus unter und gemeinsam schlenderten sie die überfüllte Winkelgasse entlang, entgegen dem Strom der anderen Zauberer und Hexen, die es langsam nach Hause zog. Doch Kyra und Severus hatten keine Eile. Es gab noch so viele Dinge über die sie reden konnten, so viele Erinnerungen, Begebenheiten und Geschichten mit denen sich ihre Freundschaft festigte. Eine Freundschaft, die sie hätten schon vor Jahren schließen können, doch die bis zu diesem Tag gebraucht hatte, um zu wachsen.
 

T H E E N D



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