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Der Regen

von

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Seine Worte, seine Stimme.

Kapitel 3
 


 

Kühle Nachtluft strich über ihre Gestalt, als sie vor dem weit geöffneten Fenster stand. Ihre Worte waren nichts weiter, als eine einfache Illusion aber Anna war sich sicher, dass sie ihre Wirkung nicht verfehlen würden. Yo würde sich abwenden und bald schon hatte er sie vergessen. Denn ihre Zeit, sie war längst an ihrem Ende angelangt und schon bald würde diese kleine Flamme gänzlich erlöschen. Die Fehler der Vergangenheit holten einen immer ein und Yo war sicherer, wenn er dann nicht in ihrer Nähe war.
 

Die junge Frau wandte sich ab und ließ die Spieluhr plump auf den Tisch fallen, bevor sie an ihr Bett herantrat.

Ein paar Tage noch, dann würde der Mond im Schatten der Erde stehen und Volac würde seine volle Kraft erlangen.

15 Jahre war es her, seit sie ihn mit ihrer kindlichen Naivität befreite und so ihren Clan fast gänzlich auslöschte.

15 Jahre, in denen er trotz allem in den Fassern der Zeit gefangen war und nur für wenige Minuten an Macht erlangte.

15 Jahre, in denen sich sein Hass auf sie ins unermessliche schürte und er nur darauf wartete, endlich frei zu sein. Denn sie war es gewesen, die ihn befreite und mit ihren 5 Jahren wieder verbannte, als ihr bewusst wurde, was sie getan hatte.
 

Seufzend schüttelte sie ihr Haupt und legte sich nieder. Es brachte nichts über das Vergangene nachzudenken, sie musste Schlaf finden, denn Morgen würden Kino und auch Yomei versuchen sie umzustimmen. Ein Gespräch, welches ihr Kraft rauben würde, weil sie genau wusste, dass ihre Entscheidung nicht anerkannt wurde.

Beide verstanden sie nicht, denn nie hatten sie Volac gesehen oder seine Macht kennengelernt.
 

Ein einfacher Dämon, welchen sie mit einer Handbewegung wieder zurückschicken konnte, so dachten sie. Ihr Wissen lediglich aus Hörensagen zusammen gereimt. Im Grunde wussten sie überhaupt nichts, nahmen nach so vielen Jahren noch immer an, dass sie einfach wegen ihrer Gabe verbannt wurde. Wie falsch beide doch lagen.
 

Dunkel war der Korridor, in dem sie sich wiederfand, als sie die Augen öffnete. Die Fackeln, welche nur mäßig Licht spendeten, zischten unruhig umher. Schreie durchschnitten die Luft und aufgeregte Stimmen verwebten sich mit ihnen.

Anna war bewusst, wo sie war, in ihrer kurzen Kindheit war sie hier oft entlang gerannt. Das Anwesen ihrer Familie war unverkennbar.
 

Wie selbstverständlich führten ihre Beine sie und nur am Rande registrierte die junge Frau, dass sie den Schreien ihrer Mutter folgte.

Zu sehr war sie von der so vertrauten Umgebung abgelenkt.

Das letzte Mal, als sie hier war stand alles in Flammen und vernichtete auch das letzte Leben, welches sich hier aufhielt.

Eine Tür zu ihrer rechten wurde grob aufgerissen und die alte Frau, die hastig hinausrannte, beachtete Anna nicht weiter, als sie hinein huschte.

Bleich war ihre Mutter und das blonde Haar hing ihr wirr in das verschwitzte Gesicht.

Ihr Vater stand neben dem blutbefleckten Bett, seine Züge von Sorge durchtränkt hielt er die feine Hand seiner Frau.

Unzählige Menschen schritten aufgeregt durch eben dieses Zimmer und die Hebamme flüsterte beruhigende Worte.

So jung sahen beide aus und der brennende Stich, der sich in ihrer Brust niederlegte, ließ die Luft aus ihren Lungen entweichen. War doch sie schuld, dass beide sterben mussten.

Das Gebrüll eines Neugeborenen riss sie von dem Bild ihrer Eltern los.

„Ein wunderschönes und gesundes Mädchen!“, rief die Hebamme aus und reichte es dem Ehepaar. Gejubelt und Glückwünsche setzten ein und die Stimme ihres Vaters erklang.

„Sie wird der ganze Stolz unserer Familie werden, die mächtigste von uns allen.“

Ein alter Schamane drängte sich nach vorne und strich dem Baby sanft über den noch blutigen Kopf.

„Dieses Kind ist seiner Bedeutung noch nicht bewusst aber schon bald wird sich dies ändern.“

„Ihr seit Narren! Dieses Balg wird unser Untergang bedeuten. Seit Jahrhunderten kam es nicht mehr vor das ein Kind im Schatten des Chiron geboren wurde. Ihre Kraft wird Zerstörung bringen, ebenso, wie es ihr Stern ist, welcher der Dunkelheit verschrieben ist“, rief ihr Großvater aus der hintersten Reihe hervor.

Lautes gemurmelt erklang und die donnernde Stimme ihres Vaters setzte ein, begleitet von dem Weinen des Kindes.
 

Das Bild verschwamm, noch bevor sie die Szene weiter beobachten konnte. Ihre Hand bewegte sich von alleine, als sie sich durch die Haare strich.

Es war das Zittern, welches sich in ihrer Gestalt niederlegte und ihr Herz schlug unnatürlich schnell gegen ihre Brust. Ein dummer Traum, welchen ihr Unterbewusstsein erfand.

Es waren keine Erinnerungen, wie auch. Sie war damals noch viel zu jung, um überhaupt denken zu können.

„Annabelle!“ Erschrocken riss die junge Frau ihre Lider auf, welche sie geschlossen hatte. Der alte Mann hetzte in ihr Blickfeld und entriss dem kleinen Kind welches vor ihr in der prachtvollen Kammer saß die Spieluhr.

„Wie oft muss man dir sagen, dass du diese Sachen nicht anfassen darfst? Unnützes Balg! Ist dir klar, welche Gefahr du über uns bringst, wenn du damit spielst?“, schrie er und stellte das Schmuckstück behutsam zurück. Ein einfaches Handzeichen versiegelte den Behälter, in dem die Uhr stand.
 

„Tut mir Leid Großvater.“ Weinerlich leise durchdrang die Stimme des Kindes die Stille.

„Aber die Uhr dort, sie spricht und meinte ich soll sie dort herausholen.“

Erschrocken weiteten sich die Augen des Mannes, und ehe sich die kleine Ausgabe von ihr versehen konnte, wurde sie mit hinausgezogen. Das konnte einfach nicht sein...

Vorsichtig folgte sie den beiden hinaus und fand sich kurz darauf in einem sehr viel wärmeren Zimmer wieder. Anna vernahm wie ihr Großvater aufgeregt und sauer mit ihrer Mutter sprach, die sich kopfschüttelnd abwandte und sich zu ihrem Kind hinunter beugte.

Zärtlich strich sie die aufkommenden Tränen beiseite. Und die Worte, welche über ihre Lippen huschten, waren dieselben, die auch ihre Mutter sprach.
 

„Annabelle versprich mir, egal was diese Uhr zu dir sagt. Nimm sie nie wieder aus ihrem Behälter heraus.“

Das war kein einfacher Traum mehr, diese Szenen waren genau so passiert. Ihre Hand legte sich auf ihren Mund und schluckend beobachtete sie, wie auch dieses Bild verschwand.
 

Das Nächste, was sie wahrnahm, war die warme Nachtluft, die sachte über ihre Gestalt strich. Der Garten, in dem sie stand, befand sich in seiner vollen Pracht und ihre Stimme war es, die leise erklang.

„Nein...“ Sie wusste genau, um welche Nacht es sich handelte, denn von Weitem vernahm ihr jüngeres selbst.

„Aber du darfst es nicht Mama und Papa erzählen. Die sind sonst wirklich böse auf mich“, lachend schwenkte das Kind die Uhr in ihren Händen umher. Sie hatte trotz des Versprechens an ihre Mutter auf die Stimme gehört.

Damals war ihr nicht bewusst, was die Fingerzeichen, die man formen musste, zu bedeuten hatten, heute wusste sie es nur allzu gut.
 

Es war eine Schutzformel gewesen, welche Volac in seinem Gefängnis verstummen ließ. Bei jedem hatte es gewirkt nur bei ihr nicht. Seine Stimme war immer und überall vorhanden gewesen.

„Was, ich soll meine Finger zu dem V formen?“ Das war der Moment, den sie bis heute verfluchte.

Lachend und einnehmend, erklärte er ihr die Zeichen für seine Befreiung und sie war zu dumm gewesen dies, zu durchschauen.

Anna beobachtete, wie das Kind nach seinem Willen handelte, und musste sich abwenden. Das Kommende wollte sie nicht sehen.
 

Diese Nacht würde sie nie vergessen und die Träume waren unnötig. Die Schreie und sein Lachen, als er freikam, hatten sich in ihren Geist hinein gebrannt. Die letzten Worte ihres Großvaters war es zu verdanken, dass sie ihn verbannen konnte. Viel zu spät hatte sie gehandelt und dabei zugesehen, wie ihre Mutter und dann ihr Vater starb.
 

Schwarzer Rauch stieg in den Himmel hinauf und das Krachen, als das Haus einstürzte, war zu vernehmen. Anna hörte ihre eigene junge Stimme die Silben hinausschreien und sein Gebrüll.

„Du hast nicht die Macht mich für lange einzusperren. Ich komme wieder und dann werde ich es zu Ende bringen. Die Königsfamilie hat lange genug die Zeit überdauert.“
 

Die Umgebung zerfloss, wie es Farbe tat und das nichts umhüllte ihre Gestalt.

„Du bist schuld!“ Die Stimme ihres Vaters zerriss die Geräuschlosigkeit und seine Erscheinung erschien nicht weit neben ihr. Anklagend und verachtend starrte er ihr entgegen. Annas Kehle schnürte sich zusammen und keine Silbe fand mehr ihren Weg über ihre Lippen.

„Du hast es mir versprochen Annabelle.“ Ein Beben ging durch ihren Körper, als auch ihre Mutter neben ihr erschien.
 

Immer mehr vorwurfsvolle Worte und Schemen tauchten auf, ließen sie beklommen zurück stolpern.

„Verschwindet...“, flüsterte Anna erstickt. Erneut war es die Frau, die sprach.

„Warum Annabelle?“ Das alles war nicht real, ermahnte die Itako sich selbst immer wieder trotzdem schrie sie im nächsten Moment.

„Hört auf! Ich wollte das nicht, ich...“ Immer leiser wurde sie und die Selbstbeherrschung war es die sie langsam im Stich ließ.

„Du hast uns getötet!“ Ihre Beine gaben nach und wimmernd versuchte sie die Gestalten, auszublenden.

Sie musste sich zusammen reißen. Es war nur ein verfluchter Traum, nicht anderes.

Das Nachkommende passierte ohne Vorwarnung und entsetzt weiteten sich ihre Augen, als die gesamte Umgebung in Flammen aufging.

„Meine schöne Annabelle die Zeit sie läuft und schon bald ist die deine zu Ende.“
 

Gehetzt schreckte die junge Frau auf. Steif in ihrem Bett sitzend, atmete sie unregelmäßig aus und ließ ihr Herz zur Ruhe kommen. Annas Finger berührten ihre nasse Wange. Die Angst, welche noch immer ihre Gestalt umhüllte wollte, nicht weichen. Seine Worte, seine Stimme sie hallte noch immer in ihren Gedanken wider.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Nami-Kikyo
2005-11-16T13:13:45+00:00 16.11.2005 14:13
dir arme Anna... T.T
Aber isn super kap
Von: abgemeldet
2005-09-04T16:04:29+00:00 04.09.2005 18:04
.....
*sprachlos ist*
Das war so schön!
Ich weiß gar nicht was ich sagen soll, einfach klasse, super, cool!!!!!
Schreib ganz schnell weiter, ja? *anfleh*
Ich will unbedingt wissen wies weiter geht!
*bussi*
Sweety
Von:  Kajika_chan
2005-09-04T14:45:03+00:00 04.09.2005 16:45
geil, echt spitze!
mach schnell weiter bin gespannt was noch passiert^^
*knuddel*
Von:  Kisuchan
2005-09-04T12:29:23+00:00 04.09.2005 14:29
Hey das war mal wieder voll cool
du musst gaaaaaaaaaaaanz schnell weiter schreiben!!!
Caya
*flausch*
Dat Kisu ^.-


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