Der Anfang aller Dinge
Prolog- Kapitel 1
Seufzend besah sie das abgedunkelte Zimmer, in dem sich die Luft staute und feine Staubpartikel umhertänzelten. Es war immer dasselbe mit ihm, wenn sie nicht dafür sorgte, das er aufstand schlief Yo bis mittags. Teilweise war es ihr egal geworden, sofern er sein Trainingsplan schaffte, aber heute war es anders.
Bedacht darauf nicht über seine Sachen, die verstreut auf dem Boden lagen, zu stolpern suchte sich die junge Frau ihren Weg durch den Raum und zog mit einem Ruck die Vorhänge auf die Seite.
Das Murmeln welches von dem Shamanen kam ignorierte sie, als auch das Fenster geöffnet wurde.
"Noch ein paar Minuten Anna...", brummte er und drehte sich samt Decke um. Ein Versuch die störenden Sonnenstrahlen auszublenden.
"Steh auf. Ich habe dir gestern gesagt, dass wir heute wegfahren und eigentlich hättest du dein Zeug bereits packen sollen." In früheren Zeiten würde sie in solch einer Situation schreien und toben, doch war sie das ständige Gezeter leid.
"Ich habe keine Lust mehr dir andauernd hinterher zu laufen. Ehrlich nicht Yo, wenn du meinst, liegen bleiben zu müssen, dann mach das. Es interessiert mich nicht." Bevor die Itako den Raum verließ, setzte sie noch hinzu.
"Wenn du in einer Stunde nicht unten bist, fahre ich ohne dich. Deinen Großeltern kannst du erklären, warum du nicht da bist."
Ein Seufzer drang unter der Bettdecke hervor. In solchen Momenten wünschte er sich das Schreien zurück. Das schlechte Gewissen, welches sich zeitgleich niederlegte, ließ ihn aufstehen.
Ihr toben konnte er bei Weitem besser wegstecken, als diese einfachen Worte. Seit dem Schamanenturnier damals war sie ruhiger geworden.
Die Kleidung fand schnell ihren Weg an seinen Körper und auch zog er im nächsten Moment einen Koffer aus dem Schrank. Natürlich war es ihm aufgefallen. Kein Gebrüll mehr, kaum noch Training. Eigentlich konnte er tun, was er wollte und genau das störte ihn von Tag zu Tag mehr. Anna zog sich immer mehr zurück, ließ ihn noch weniger an sich heran. Nur in ausnahmen bestand sie auf etwas, so wir heute.
Seine Beine trugen ihn, nachdem er sein Zeug eingepackt hatte, hinaus in den Korridor. Es war auch den anderen aufgefallen, aber weder Run noch er selbst konnten irgendetwas in Erfahrung bringen. Er hatte es nicht nur einmal probiert. Doch bekam er meistens dieselbe Antwort.
Bei den meisten Menschen konnte man anhand der Mimik bereits sagen, ob etwas nicht stimmte, jedoch nicht bei seiner Verlobten. Nie konnte er sagen, ob es ihr gut ging oder nicht, allein deswegen weil man ihr nichts ansehen konnte. Langsam aber sicher machte er sich sorgen und das wollte er überhaupt nicht abstreiten.
Ein kurzes Klopfen erklang, wie er an ihre Tür um einlass bat.
"Was ist?", drang es hinaus zu ihm.
"Ich wollte mich entschuldigen und dir sagen, dass ich gepackt habe", meinte er, als er in den Raum trat und der jungen Frau zusah, wie auch sie ihren Koffer einräumte.
"Dann trag sie runter" Anna blickte auf, wie er nach ihren Worten noch immer nicht verschwand.
"Was ist denn noch?"
"Es tut mir wirklich leid. Ich hab vergessen, dass wir heute wegfahren."
Den genervten Laut unterdrückend winkte sie ab und widmete sich wieder ihren Sachen.
"Ist gut", sprach sie abfertigend und hoffte das er endlich verschwinden würde. Es war nicht so das Yo an ihrer Laune schuld war, sie hatte lediglich keinen Kopf für so etwas.
Erleichtert vernahm Anna wie die Tür sich schloss. Bald war es so weit, sie spürte es. Die Zeichen sie waren unmissverständlich und das Einzige, das sie nicht wollte, war ihren Verlobten mit hineinzuziehen. In den vergangenen Monaten hatte sie sich immer weiter entfernt, in der stillen Zuversicht, er würde sich abwenden. Aber nichts der gleichen tat er. Leider.
Ihre Finger strichen vorsichtig über die Spieluhr, dir in ihrer Hand lag. Sie musste ihn vertreiben, bevor die Zeit gekommen war. Tamara war eine so viel bessere Wahl und der Schamanenrat würde mit Sicherheit nichts dagegen sagen. Ihre Aufgabe wär längst erledigt und die Verlobung somit nicht mehr notwendig.