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Lost in a Nightmare

YamiXYugi
von

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Wo sind wir?

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Kapitel 3: Wo sind wir?
 

"Yugi? Yugi, hörst du mich?"

Ich registriere vage, dass jemand mich rüttelt, aber ich schenke dem keine Beachtung.

Yami ist weg. Endgültig.

Das Puzzle in meinen Händen ist eiskalt, nur ein lebloses Stück Metall.

Yami ist nicht mehr dort, sonst müsste ich seinen Herzschlag im inneren des Puzzles spüren können. Er kommt nicht mehr zurück.

Und das letzte, was er von mir gehört hat, waren diese unfreundlichen Worte...

Ich konnte mich nicht einmal bei ihm entschuldigen.
 

Meine Hände verkrampfen sich um das Puzzle, sind inzwischen fast ebenso kalt wie das glatte Metall. So sehr ich mich auch auf das Puzzle konzentriere, so sehr ich auch versuche es zu wärmen...

Es wird nicht wieder erwachen.

Yamis Seele ist fort, er kommt nicht zurück.

Von wegen, "Der Wille kann Berge versetzen". Nur ein leerer Spruch. Was kann meine Willenskraft schon ausrichten? Wenn so etwas möglich wäre, wäre Yami längst wieder bei mir...

Etwas Warmes läuft meine Wangen hinunter, ich merke erst jetzt, dass ich weine.

Warum nur? Warum musste es nur soweit kommen?

Das ist nicht fair...
 

Jemand gibt mir eine Ohrfeige, der Schmerz lässt mich aufsehen.

Anzu kniet vor mir auf dem kalten Steinboden und sieht mich besorgt an.

"Alles in Ordnung, Yugi? Kannst du mich hören?"

"A... Anzu?", frage ich schwach. Meine Stimme ist fast nur noch ein raues Krächzen, sie klingt gar nicht mehr nach mir.

"Was ist passiert Yugi? Du bist plötzlich so... abwesend...", erkundigt sie sich vorsichtig, streicht mir die Tränen aus dem Gesicht.

Ich öffne den Mund um zu antworten, aber ich kann nicht.

Ich kann nicht aussprechen, was ein Teil von mir immer noch nicht wahr haben will...
 

Meine Freunde wissen inzwischen von meinem Streit mit Yami, aber sie waren die ganze Zeit überzeugt, er würde sich schon wieder fangen und zurückkommen...

Aber das wird er nicht.

Jetzt nicht mehr.

"Yami...", ist alles, was ich herausbringe. Nicht mehr als ein Schluchzen, bevor ich völlig die Beherrschung verliere. Der ganze Stress der letzten Tage, der Streit mit Yami, die Matheklausur, der Ärger mit den Mitschülern, die Entführung...

Das alles bahnt sich jetzt auf einmal heraus und ich breche weinend in Anzus Armen zusammen.
 

Ich kann nicht mehr genau verstehen, was sie sagt, aber ich höre, dass sie beruhigend auf mich einredet. Sie wiegt mich in ihren Armen und hält mich einfach fest, gibt mir den Halt, der mir ohne Yami einfach fehlt.

Ich habe nie gemerkt, wie sehr ich von ihm abhängig war. Ich wusste, dass ich ohne ihn nichts hätte erreichen können, aber dass ich ohne ihn so hilflos sein würde...

Yami ist immer für mich da gewesen, selbst wenn er mir nur Mut zugeredet hat, damit ich etwas alleine schaffen konnte oder wenn ich gekämpft habe um ihn zu retten.
 

Ich hatte nie ein Ziel in meinem Leben bevor ich ihn getroffen habe, ich wusste nicht, wohin ich gehen soll.

Als ich Yami kennen gelernt habe ist plötzlich so viel passiert. Yami hatte ein Ziel, und ich konnte ihm helfen, dieses zu erreichen. Mein Leben hatte irgendwie plötzlich einen Sinn. Auch wenn es jeder andere mit Sicherheit besser gekonnt hätte, war ich derjenige, den Yami als seinen Partner gewählt hat.

Es ist so viel passiert, auch Dinge, die ich lieber vermieden hätte. Aber ich wusste immer, wohin ich gehen musste, hatte einen klaren Weg vor mir.

Und jetzt?
 

Ohne Yami ist alles so dunkel.

Ich bin völlig auf mich gestellt, weiß nicht, wo ich hin soll.

Ich will nach Hause, aber wie komme ich dahin? Können wir überhaupt zurück?

Wie soll ich einen Weg finden, wenn ich nicht einmal weiß, ob es einen gibt?

Yami, wo bist du...?

Warum lässt du mich allein?
 

Ich kralle mich in Anzus Weste und schluchze haltlos vor mich hin.

Vor ein paar Wochen hätte ich noch alles darum gegeben, so von ihr gehalten zu werden, aber jetzt? Jetzt wäre es mir tausend mal lieber, sie würde mich ignorieren, wenn ich Yami dafür zurückbekommen würde.
 

Früher war ich geradezu eifersüchtig auf mein zweites ich, weil Anzu ihm die Bewunderung entgegengebracht hat, die ich mir gewünscht habe.

Ich habe manchmal wirklich unfreundliche Dinge über ihn gedacht, ohne es wirklich zu wollen... Schließlich war Yami doch mein Freund.

Und wenn Anzu ihn anziehender findet als mich, kann ich ihn ja nicht dafür verantwortlich machen, oder?

Zumal sie ja Recht hat...

Yami ist einfach toll, er sieht gut aus, hat eine fantastische Ausstrahlung und was immer er anfängt gelingt ihm perfekt.

Was bin ich schon dagegen?

Ein kleiner, kindischer Gartenzwerg der höchstens durch seine seltsame Frisur auffällt. Ich bin ein absolutes Nichts, ohne Yamis Hilfe bekomme ich doch gar nichts zu Wege.
 

"Yugi, hör auf zu weinen...", höre ich Anzus beruhigende Stimme, "Was ist denn passiert?"

Ich versuche zu antworten, aber ich kann nicht. Meine Stimme versagt ihren Dienst, und zu allem Überfluss packt mich jetzt auch noch ein heftiger Schluckauf.
 

"Es ist wegen Yami, nicht war?", stellt Bakura ruhig fest, "Er ist verschwunden."

Ich hebe ruckartig den Kopf, aber er sieht mich nicht an. Sein Blick ist ausdruckslos auf den Millenniumsring in seinen Händen gerichtet. Er dreht und wendet ihn, als sähe er das Artefakt zum ersten Mal.
 

"Wie... wo-woher...", versuche ich zu fragen, doch Bakura unterbricht mich, noch immer ohne aufzusehen.

"Der Grabräuber ist auch weg. Ich dachte zuerst, er wäre nur KO von der Prügelei und wolle sich ausruhen, aber jetzt ist sein Seelenraum verschwunden. Eine ziemliche Ironie, was? Da versucht man Jahrelang ihn loszuwerden, und der Idiot verschwindet genau dann, wenn man ihn ausnahmsweise mal braucht!"

Offensichtlich versucht er, dabei wütend zu klingen, aber ich weiß nicht, wen er damit täuschen will. Ich sehe doch, dass er weint...
 

So sehr ihn der Grabräuber auch gequält haben mag, er hat sich viel zu sehr an ihn gewöhnt, als dass er sein plötzliches Verschwinden einfach hinnehmen würde.

Ich habe mich wieder etwas beruhigt, lege meine Hände sanft auf seine, wie ich es schon oft bei Yami getan habe.

"Es wird schon wieder...", beginne ich, weil mir einfach nichts besseres einfällt, als eine dieser typischen Floskeln zu wiederholen, "Irgendwie."

Bakura nickt ermutigend, wohl in erster Linie zu sich selbst, um sich dann - seiner Meinung nach wohl unauffällig - die Tränen wegzuwischen.
 

"Du hast recht, Yugi, es gibt wichtigeres zu tun.", bestätigt er. "Wir müssen Marik verarzten... Hat jemand Verbandszeug zur Hand?"

"Ja, ich." Ich nehme meinen Rücksack zur Hand und ziehe meinen kleinen Verbandskasten heraus, den ich für kleinere Notfälle vorsorglich bei mir habe. Man kann ja nie wissen, wann man mal wieder zusammengeschlagen auf der Straße liegt...

Dabei fällt mir auf, dass meine Hände gar nicht mehr gefesselt sind. Warum hab ich das eigentlich nicht eher gemerkt?
 

Bakura nimmt mir dankend den Verbandskasten ab und wendet sich Marik zu, der wimmernd und bis jetzt nur mit einem Taschentuch verbunden in einer Ecke sitzt.

Unsere Entführer haben es sich in einem Seitengang bequem gemacht und schlafen, nur zwei von ihnen sind noch wach und sehen hin und wieder in unsere Richtung.
 

Ich wende mich an Jonouchi um zu fragen, was ich verpasst habe, aber er scheint bereits zu ahnen, was ich wissen will.

"Die haben uns die Fesseln abgenommen, weil wir eh nicht mehr abhauen können. Das Ding hier ist ein einziges Labyrinth, und selbst, wenn wir den Eingang wieder finden würden ist da draußen weit und breit nur Wüste." Er macht eine kurze Pause und sieht mich an. Ich ziehe instinktiv meine Jacke etwas enger um mich; die Umgebungstemperatur ist spürbar gesunken.

"Wir sind bereits ein gutes Stück weit in dieses Was-weiß-ich-was reingelaufen, ich würde den Rückweg so und so nicht finden. Ganz abgesehen davon, dass die Kerle immer noch bewaffnet sind und uns nicht richtig aus den Augen lassen können wir hier eh tun was wir wollen, unsere Eltern finden uns sicher nicht."

"Aber zahlen sollten sie besser auch nicht.", mischt sich Kaiba mal wieder ein, "Diese dreckigen Missgeburten werden uns kaum gehen lassen, nachdem wir ihre Gesichter gesehen haben. So blöd sind die sicher nicht."

"Könntest du vielleicht mal aufhören, so verdammt schwarz zu sehen?", fährt ihn nun Honda an, "Ein paar von uns machen sich vielleicht noch Hoffnungen!"
 

Mit einem tiefen Seufzen wende ich mich ab und überlasse meine Freunde ihrem lautstarken Streit. Nach diesem ganzen Desaster ist es kein großes Wunder, wenn sie sich jetzt abreagieren müssen. In diesem Fall ist es eindeutig besser, man lässt sie in Ruhe streiten.
 

Um mich etwas abzulenken betrachte ich unsere momentane Umgebung. Wir "Geiseln" wurden in einer Art kleinen Kammer unter gebracht, deren Wände durchgehend mit Hieroglyphen beschrieben sind.

In einer Ecke des quadratischen Raumes sitzt Marik, Bakura kniet neben ihm und reinigt die Wunde an seiner Schulter, um sie genauer ansehen zu können. Er hat ein Praktikum bei einem Chirurgen hinter sich, woran der Grabräuber sicher nicht unschuldig war, und weiß daher am besten, wie man eine stark blutende Wunde versorgt.

Anzu steht etwas abseits neben einer großen Statue, welche der Tür gegenüber an der Wand steht und eine verdächtige Ähnlichkeit mit dem Kartenmonster Silberklaue hat, und scheint sich sehr für die fein gearbeitete Fellstruktur zu interessieren.

Der Rest von uns, also Jonouchi, Honda und Kaiba, steht in der Mitte des Raumes und ist noch immer in eine lautstarke Diskussion vertieft.
 

"So, fertig.", meint Bakura und schließt den Verbandskasten.

Ich gehe zu ihm um den Verbandskasten wieder einzustecken. Marik kauert immer noch in seiner Ecke; er sieht trotz seiner Hautfarbe furchtbar blass aus. Bakura hat einen Druckverband um seine linke Schulter angelegt, der die Blutung deutlich zu stoppen scheint. Die Verletzung an seiner Hand scheint dagegen nicht so schlimm zu sein.

"Ich hab die Wunden gereinigt und desinfiziert.", erklärt Bakura, "Es kann bei solchen Verletzungen leicht zu einer Blutvergiftung kommen. Bist du gegen Tetanus geimpft?"

Marik nickt zur Antwort. "Isis hat uns erst vor ein paar Tagen zum Arzt gejagt deswegen. Sie wusste, was passieren wird, aber sie hat einen wichtigen Termin mit jemandem vom Museum. Sie meinte, wir sollen darauf achten dass euch nichts zustößt, aber möglichst viele von diesen Kerlen erledigen. Ich wüsste gerne, was sie sich dabei gedacht hat..."
 

"Was immer es ist, ich hoffe sie weiß, was sie tut.", macht sich nun Honda bemerkbar.

Der Streit scheint so weit beendet zu sein.

"Wir sollten langsam auch schlafen, Morgen jagen die uns sicher weiter durch dieses Labyrinth.", meint Anzu besorgt, "Da werden wir nicht allzu viel Schlaf abbekommen."
 

Sie hat vermutlich recht, auch wenn ich mich im Moment nicht sonderlich müde fühle. Das Alles hier hat mich ziemlich mitgenommen, und zu allem Überfluss ist es auch noch furchtbar kalt geworden.

Ich ziehe meine Jacke noch etwas enger um mich und schließe den Reisverschluss, in der Hoffnung, dass es etwas wärmer wird.
 

Bakura zieht mich zu sich und nimmt mich in den Arm, rückt dabei selbst noch etwas näher an Marik. Auch die anderen kuscheln sich zu uns, bis wir alle zusammen in der Ecke liegen wie eine Gruppe Mäuschen beim Winterschlaf.

Die einzige Ausnahme bildet dabei wie immer Kaiba. Denn natürlich ist es weit unter seiner Würde, mit seinen erklärten Feinden zusammengekuschelt in einer Ecke zu schlafen und sich gegenseitig zu wärmen.

Er wickelt seinen langen, inzwischen nicht mehr ganz so makellos weißen Mantel um seinen Körper und rollt sich in der von uns am weitesten entfernten Ecke zusammen.

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Sargeras
2012-01-15T23:41:45+00:00 16.01.2012 00:41
So zu unmenschlicher Zeit hab ich das nächste Kapitel gelesen, weil ich zum einen gerade Zeit habe (sprich mein Geist ist mit nichts erwähnenswertem beschäftigt) ich am PC sitze (da bin ich normalerweise beschäftigt) und ich vor verdammter Neugierde letzte Nacht von deiner FF geträumt habe! Also wirklich!
Aber nun zum eigentlichen Punkt, ich hoffe ich vergesse nichts, denn trotz der wenigen Worte wird doch sehr viel erzählt und berichtet.
Zunächst einmal bringst du sehr gut Yugis Fassungslosigkeit wieder, wesendlich besser als ich das vermag. Ich schaffe es höchstens über ein paar Absätze, du schaffst es über dutzende, das muss man auch erstmal können.
Ein bisschen irritiert es aber schon, das die Geiselnehmer zunächst nichts machen, weil du wieder einen kleinen Zeitsprung eingebaut hast, aber im Endeffekt hast du es gut gelöst, Yugi hat halt nichts mitbekommen. Gibs zu du wolltest nur nicht nochmal beschreiben wie die Geiselnehmer auf Yugis Starre reagieren ;)
Auch das kleine Zwischenspiel mit Anzu ist sehr schön gemacht, auch das Yugi etwas eifersüchtig auf Yami war, gefällt mir sehr.
Die größte Offenbarung ist jedoch, das nicht nur Yugi das Problem mit seinem Geist hat, sondern das es Bakura genauso ergeht. Bleibt natürlich die Frage ob der Grabräuber während des Angriffes der Schakale noch da war oder nicht, denn der hätte bestimmt die Chance genutzt auch seinen Beitrag zu leisten. Ein wenig merkwürdig ist es aber schon, das er die Gruppe nicht befreit hat. Das er keine Angst vor Bewaffneten Leuten hat hat er ja eigentlich bereits im Königreich der Duellanten bewiesen. Und zusammen mit Malik müssten seine Illusionen die Geiselnehmer eigentlich erledigen können.
Doch er ist weg, einfach weg. Und ich finde es schön wie du beschreibst das ihn das auch trifft. Egal wie böse der Geist war, wenn man ihn so lange an der Backe hat, dann mag man ihn bestimmt irgendwie.
Das einzige was etwas weiter hergeholt ist, ist das Ryou sich gut mit Medizin auskennt. Aber ganz ehrlich, so ist es wenigstens nicht Anzu (das wäre zu sehr Klischee)
Und zum Schluss offenbart sich auch noch das Malik von Isis wusste was passiert und das Isis wegen einem TERMIN nicht da sein kann? Typisch Isis, das ist ein bisschen zu viel Zukunftstreue, sie sollte sich wirklich etwas mehr anstrengen. Also ich hoffe stark für sie, das da ein größerer Plan hintersteht, sonst gehört ihr echt in den allerwertesten getreten (oder in die Schulter geschossen).
Zum Schluss noch die Schlussszene, alle, bis auf Einzelgänger Kaiba, kuscheln sich aneinander und schlafen. Hach... eine schöne Schlusseinstellung. Und typisch Kaiba.
Von: abgemeldet
2005-08-21T13:24:43+00:00 21.08.2005 15:24
*wie ne irre durch die gegend hüpf*
wann kommt den yami endlich in der goldenen Rüstung und rettet unser kleines Yugilein??
schreib bald weiter


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