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Embrace me, demon

How can you keep me in chains?
von

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_your poison is running through my veines_

James war noch nicht gegangen, als es an der Tür klingelte. Adrian verließ den Raum, um die Tür zu öffnen.

Ich weiß heute noch, wie dieser großgewachsene ältere Herr mein Zimmer betrat. Bevor er etwas sagen konnte, war mir klar, dass seine Präsenz nichts gutes zu bedeuten hatte. Er räusperte sich und nahm den Hut ab. Aus irgendeinem Grund mied er es, mir in die Augen zu sehen:

"Miss Leconte ... ich bin Dr.Raymond Barry - der Lord schickt mich ..."

"Was ist denn passiert? Geht es ihm nicht gut?"

"Nein, mit ihm ist alles in Ordnung ... Es geht um Sie ..."

"Um mich?"

"Sie ... haben doch noch diese Juwelen, die Sie als letztes von dem Lord bekommen haben?"

"Ja, die habe ich."

"Nun ... diese Juwelen sind der Grund für ihren seltsamen Ohnmachtsanfall." Ich konnte es nicht glauben - wie konnten Juwelen Einfluss auf mich haben?

"Und für den Angriff Ihrer Freundin."

"Wie bitte???"

"Es war kein Angriff. Ihre Freundin hat sich das selbst angetan. ... Diese Juwelen haben Auswirkungen auf den Körper und vor allem auf das Gehirn - Sie haben bestimmt das seltsame Leuchten gesehen, diese Strahlung? ... Ihre Freundin war ihr nicht sehr lange ausgesetzt, aber es hat gereicht, um Wahnvorstellungen hervorzurufen, wobei sie sich selbst verletzte. ... Sie dagegen sind den Steinen zu lange ausgesetzt worden - daher auch dieses kurzweilige Koma." Was der Doktor von sich gab, erschien mir unsinning, aber einen anderen Grund für meine Bewusstlosigkeit und diesen grauenvollen Alptraum fand ich nicht.

"Aber ... es kommt schlimmer ..."

"Schlimmer?!" Adrian fixierte ihn und obwohl man von seinem Gesicht nichts ablesen konnte, wusste ich, dass er genauso Panik hatte wie ich.

"Sie sind solange in der unmittelbaren Umgebung der Steine gewesen, dass Ihr Körper mit größter Wahrscheinlichkeit zu viel Schaden genommen hat."

"Aber es geht mir gut!", protestierte ich. "Es gibt keine Anzeichen von Schaden!"

"Wie erklärst du dir dann die Ohnmacht? ... Wir haben dich fast verloren ...", meinte James leise.

"Nein ... das ..." Er wollte doch nicht wirklich sagen, dass ich ...
 

|+| there was no time for pain |+|
 

"Sie ... werden wohl nicht mehr lange unter uns verweilen, Victoria ..." Mir wurde unglaublich kalt bei diesem Satz. Man hatte mir gerade gesagt, ich würde sterben ... ... ... Zwar konnte ich mich nicht sehen, aber ich wusste, dass ich garantiert kreidebleich war. Der Vampir gegenüber von mir war weniger in einem gelähmten Schockzustand - wutentbrannt packte er Barry an der Gurgel und presste ihn an die Wand:

"WIESO? ... Wieso hat der Lord das nicht schon vorher gesagt?!!! Wieso erfahren wir erst jetzt, dass diese verdammten Steine tödlich sind?"

"Wir ... haben ... es erst ... nach dem ... angeblichen Angriff ... auf das Mädchen ... herausgefunden ..." Dem Arzt stand der blanke Horror ins Gesicht geschrieben, während Adrian ihn fest im Griff hatte.

"ES IST ZU SPÄT? Zum Teufel - verstehen Sie das?! ... ZU SPÄT!", brüllte er völlig außer sich.

"Adrian ... bitte ... lass ihn ... Er kann nichts dafür ..." Meine Stimme klang zittrig, aber wenigstens konnte ich Worte aneinander binden. ... Wie fühlt man sich, wenn man weiß, dass man stirbt? ... Angst bekommt da eine ganz neue Bedeutung. Ich hatte Angst, physisch nicht mehr präsent zu sein. Angst, Menschen, die mir viel bedeuteten, weder sehen, noch mit ihnen sprechen zu können. Angst, den Vampir alleine lassen zu müssen.

"James, bring bitte Dr.Barry weg und mach dir keine Sorgen um mich, ja? ... Es geht mir gut." Der Arzt wollte etwas erwidern, aber ich schüttelte nur den Kopf. Dann befreite er den anderen Arzt aus den Zwängen des Schwarzhaarigen und sie verließen das Appartement. Stumm beobachtete Adrian, wie Tränen meine Wangen herunterrollten.

"Ist das ... nicht witzig? ... . . . Gerade erst wiedergefunden und schon müssen wir uns trennen ... Diesmal wohl für immer ...", wisperte ich und drohte meine Stimme zu verlieren.

"Ja, das Schicksal ist ein echter Spaßvogel.", antwortete er zynisch und verließ das Zimmer. Er tat das, weil er mich nicht leiden sehen konnte und weil sich in ihm Wut und Angst ein heftiges Duell führten. Einige Momente später hörte ich das Krachen der Stühle, die an die Wand geworfen und das Klirren der Gläser, die auf den Boden gedonnert wurden verbunden mit zorn- und schmerzerfüllten Verwünschungen. Diese Geräuschkulisse war furchteinflößend und bestätigte die agressive Natur des Vampirs. Seine Art zu zeigen, wie weh ihm etwas tat, war brutal.
 

|+| he stops and takes a breath |+|
 

Einige Zeit später kehrte er zurück und setzte sich zu mir. Spuren von Tränen in seinen roten Augen waren zu erkennen und die matte Bitterkeit, die in ihnen lag, war zu grausam. Schweigend schob ich die Bettdecke beiseite und zog ihn am der Hand zu mir herab.

"Du ... du ... kannst nicht sterben . . .", flüsterte er und legte seinen Kopf auf meine Brust. Ich würde ihn alleine lassen, denn erwar untot. . . . Deshalb hatten ihm die Steine auch nichts anhaben können. . . . Das hieß . . .

"Adrian ... wenn ich ... wenn ich untot wäre - so wie du ... dann ... ?" Er hob seinen Kopf und blickte mich irritiert an:

"Willst du damit sagen, dass ... ?"

"Wenn ich meine menschliche Existenz aufgeben würde, ... müsste ich nicht sterben, oder?" Wieso hatte ich nicht vorher daran gedacht? Dieser Gedanke ließ mich sogar ein wenig lächeln.

"Aber ... du ... ich dachte, du würdest nie zu einem Vampir werden wollen?", fragte er zaghaft.

". . . Ja . . . Wir würden dann nicht mehr Partner sein können - im Sinne von Arbeit . . ."

"... aber im anderen Sinne könnten wir es ..."

"Außerdem ... kann ich dir das nicht antun ... und mir selbst auch nicht ..." Meine Hand glitt über seine Wange.

"Wir hätten die Ewigkeit für uns ..."

"Ohne den Tod als Hindernis ..."

"Möchtest du das wirklich?", gab er trotzdem unsicher von sich und ich nickte:

"Es gibt nur diesen Weg für mich und ich werde ihn auch nehmen ... Aber du musst mir versprechen, den Schmerz so angenehm wie möglich zu machen.", bat ich. Plötzlich war meine ganze Angst verflogen - die Lösung meines Problems schenkte mir sichere Hoffnung.

"Ist gut ... ich verspreche es ..." Der Vampir lächelte sanft. "Du weißt nicht, was das für mich bedeutet ... Dein Blut zu schmecken und es mit meinem zu vermischen ..." Meine Entschlossenheit stützte sich auf das Wissen, dass ich durch IHN zu einem Vampir werden würde.
 

|+| I'm begging you from the bottom of my heart to show me understanding |+|
 

"Ich möchte aber vorher noch Sara besuchen ..." Er nickte verständnisvoll, bestand aber darauf mich zu begleiten, falls ich wieder umfallen sollte.

Bei Sara verweilten wir nicht lange, denn sie akzeptierte meiner Entscheidung und die Sache mit den Steinen hatte sie auch schon erfahren. Trotzem riskierte ich es nicht, den Vampir mit auf ihr Zimmer zu nehmen, weil sie immer noch ein wenig unter Schock stand. Es war schon spät am Abend, als wir wieder zu Hause waren und während ich kurz duschte, räumte Adrian die von ihm demolierten Gegenstände auf. Draußen fing es an gewaltig zu regnen, sodass man das Trommeln der Regentropfen sehr deutlich vernahm. Ich hatte gerade meine Haare gefönt und kam aus dem Bad ins dunkle Zimmer, als sich Adrians Arme von hinten um meinen Körper schlangen und seine Lippen über die Schultern zu meinem Hals wanderten. Widerstand war ein Fremdwort. Mein Herz klopfte schneller, weil mir bewusst war, dass ich mich bald nicht mehr Mensch nennen konnte. Andererseits war es ein schönes Gefühl den Sinn des Wortes 'sterblich' vergessen und anders als die Menschen sein zu können. Adrian fühlte die Aufregung in meinem Körper und flüsterte:

"Wenn nicht zu viel auf dem Spiel stehen würde, würde ich dich jetzt noch einmal fragen, ob du sicher bist."
 

|+| Show me kindness, show me beauty, show me truth |+|
 

"Natürlich bin ich sicher ... Es ist nicht irgendjemand, der die Aufgabe übernimmt.. DU bist es. Ich vertraue dir ..." Damit wandte ich mich zu ihm und legte die Arme um seinen Hals, wobei ich mich wieder einmal nicht von seinen Augen losreißen konnte. Es gab die Juwelen, die mir den Tod brachten ... und dies waren die Juwelen, die mir das Leben schenken würden. Der Vampir führte seine Lippen an die meinen und seine Zunge nahm meinen Mund in Besitz. Zunächst berauschte mich seine intensive Zärtlichkeit und nach kurzer Zeit überwiegte der wilde Teil in ihm. Adrian war nun mal ein Vulkan, den nur Leid oder Liebe zum Ausbrechen brachten. Mit Leichtigkeit hob er mich an und ließ mich auf seinem Bett nieder. Über mich gebeugt öffnete er meinen Bademantel ganz langsam und bedeckte meinen Oberkörper vom Schlüsselbein abwärts mit Küssen, die er sich wohl schon länger gewünscht hatte. Immer wieder kehrte sein Mund zu meinem Hals zurück und seine Hände streichelten sanft über meine Schenkel. Der Gedanke, dass er mein Blut nehmen und mir seines geben würde, verdoppelte den Rausch. Als er schließlich ohne sämtliche Kleidung über mir war, überrollte mich die Hitze des Verlangens nach ihm.

"Ich liebe dich ...", wisperte er in einen der tausend Küsse und während ich ihn dann in mir fühlte, hauchte ich in sein Ohr:

"Dann töte mich, ... damit ich leben kann ..." Der Blutdurst schien in so sehr anzuspornen und seine Erregung zu vergrößern, dass er mich damit an den Rand des Wahnsinns trieb. Plötzlich fühlte ich wie sich seine Fangzähne in meinen Hals bohrten und die Mischung aus Lust und Schmerz ließen mich aufschreien. Die Spannung meines Körpers erschlaffte, während Adrian mir das Blut aus den Adern sog.
 

|+| the way your heart sounds makes all the difference |+|
 

Meine Sinne schienen betäubt - nur noch das Pochen meines eigenen Herzens war zu hören ... langsamer ... und langsamer ... und langsamer ... bis es aufhörte zu schlagen und ich Blut auf meinen Lippen schmeckte. Jede einzelne Faser meines Körpers starb. Dieser Schmerz durchzuckte mich wie ein Blitz und war wohl der größte, den ich je empfand, aber ich wusste, von wem er mir zugefügt worden war und ich nahm ihn begierig auf. Lust und Schmerz sind von der gleichen Mutter geboren und sind unzertrennlich. Erst zusammen erreichen sie die ultimative Gefühlsintensität. Wer Schmerz will, muss wohl Lust danach verspüren und wer Lust will, muss mit Schmerz rechnen. Zunächst rührte ich mich nicht, doch dann packte mich eine teuflische Gewalt und zwang mich dazu nach der Quelle dieses köstlichen Saftes zu tasten. Mehr. Noch mehr. Noch viel MEHR. Die Quelle war keine andere als Adrians Hals, an den ich mich sofort warf, um noch mehr Blut zu bekommen. Ich ahnte nur, was mich dazu trieb - das musste wohl der Blutdurst gewesen sein, wie ich dachte. Heute weiß ich, dass er es ganz sicher war. Das Blut des Vampirs in meinem Mund zu schmecken, es meinen Hals herunterrinnen und durch meinen Körper fließen zu fühlen, schenkte mir unermessliche Befriedigung und die Gewalt ließ allmählich nach. Ein letztes Mal noch fuhr ich mit der Zunge über seinen Hals und kostete den unbeschreiblichen Geschmack aus. Die Erschöpfung überkam mich und ich sank in Adrians Arme:

"Wir sind eins ..."
 

|+| here before me is my soul - I'm learning to live |+|
 

Inzwischen habe ich mich an das neue Leben gewöhnt und mir ist alles recht, solange Adrian und ich nicht voneinander getrennt werden. Den Job haben wir beide behalten und durften wir sogar weiterhin als Partner arbeiten. Immerhin fühlte sich der Lord schuldig an dem, dass ich beinahe ums Leben gekommen bin und machte für mich eine Ausnahme. Allerdings müssen wir jetzt aufpassen, dass wir nichts verbauen, sonst wird das noch rückgängig gemacht.

Der Blutdurst ist zu bewältigen und wie Adrian irgendwann gesagt hatte, ich habe das Zeug zum Vampir, auch wenn ich nicht sonderlich brutal bin - aber das ist eh nur ein Vorurteil gegenüber Vampiren. Gut, Adrian kann brutal sein, aber das hat seine Gründe.

Wir werden weiterexistieren, solange es etwas gibt, wofür wir leben wollen.

Menschen können den Begriff 'Leben' nicht nachvollziehen, weil ihre Augen nicht so weit geöffnet sind wie unsere. Weil ihre Herzen verschlossen sind. Weil sie Gefühle nur zur Hälfte vernehmen. Und das obwohl wir die 'Monster' sind.

Obwohl mein Herz nicht schlägt, beinhaltet es eine größere Liebe, als die eines beliebigen Menschen.

Mensch oder Vampir ist nicht wichtig. Wenn eine Seele die andere anzieht, gehören sie zusammen, egal wie die Hülle sein mag . . .
 

*ENDE*



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Carikku
2009-01-15T13:11:55+00:00 15.01.2009 14:11
Hi!
Also erstmal finde ich, dass der Kapiteltitel richtig gut passt! >.<
Man weiß, dann zwar schon, dass er sie wahrscheinlich beisst, aber darauf läuft es ja in Vampir Geschichten sowieso meistens hinauf^^ *lol*
"...Schweigend schob ich die Bettdecke beiseite und zog ihn am der Hand zu mir herab." (am = an)
Besonders toll fand ich auch den Satz: "Töte mich, damit ich leben kann!" *JaAdrianTuEs!!!!* Ja und das hat er dann ja auch getan^^
Ich habe dann versucht mir vorzustellen, wie sie sich gegenseitig beißen und alles. Irgendwie ist das ja romantisch, absurd aber auch... ja... schmerzhaft! xD Auf jeden Fall hat es mir gefallen >.< !
Die Story ist im allgemeinen auch sehr philosophisch und es wird viel über die Menschheit und Gefühle im allgemeinen nachgedacht! Wirklich interessant.

Lg Caro~
[KFF]
Von:  Trollfrau
2008-12-28T20:45:50+00:00 28.12.2008 21:45
Woher weiß der Kerl das plötzlich mit den roten Steinen? Warum wusste das nicht schon eher jemand? Vor dem Raub? Aber wie können diese Steine überhaupt tödlich sein?

... Dann töte mich, damit ich leben kann ... diesen Satz finde ich unheimlich schön...

Wie konnte sie ihn denn augenblicklich selbst derartig beißen? Hatte sie sofort, nach seinem trinken diese Fangzähne?



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