Zum Inhalt der Seite

Verloren?

Ein Kampf um das Leben eines Menschen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

See You On The Other Side

Tut mir leid, dass dieses chap nen englischen titel trägt ^^ aber als ich mir das neue korn-album gekauft hatte, fand ich den albumtitel so genial, dass ich den unbedingt verwenden wollte XD un vllt is das chap hier sogar ein recht wichtiges chap, dass die beziehung zwischen kyoko und ren ein ganzes stückchen weiter bringt ^^ nu ja, genug gefaselt, viel spaß ;)

________________________
 

Regungslos blickte er auf die Szene vor sich. Blut. Da war so viel Blut. Ihr Blut. Überall. Auf dem Boden, an der Wand, im Wasser. Eine Hand ragte über dem Badewannenrand hinaus. Das Blut tropfte daran herunter, in gleichmäßigen Abständen bildete es eine kleine Pfütze auf dem sonst schneeweißen Fußboden. Dampf stieg aus dem Wasser auf, legte sich wie ein Schleier über die grauenvolle Szene. Fassungslos starrte er auf Kyoko. Sie war es. Was hatte sie nur getan? Panik erfasste ihn. Mit schnellen Schritten ging er die letzten paar Meter zu Kyoko, packte ihre Armgelenke und versuchte, die Blutung zu stillen. >>Ein Arzt! Ich muss einen Arzt rufen!<< Er erhob sich wieder und mit langen Fetzen, die er aus seiner Kleidung riss, verband er provisorisch Kyokos Handgelenke. Doch viel half es nicht. Der Verband sog sich sofort voll mit ihrem Blut, er würde die Blutung nicht stoppen können. Vollkommen entsetzt rief er den Notarzt an. Ohne auf eine Antwort zu warten und möglicherweise um Hilfe zu bitten, was er nun tun sollte, beendete er das Gespräch und konzentrierte sich ganz und gar darauf, das Blut aufzuhalten, welches sich schon einen Weg durch die erbärmlich scheinenden Verbände gesucht hatte und nun langsam weiter ins Wasser tropfte. Wie sollte er es aufhalten? Er versuchte sich daran zu erinnern, was man ihm bei einem Selbsthilfekurs beigebracht hatte, doch in seiner Panik war sein Kopf vollkommen leer, er konnte keinen klaren Gedanken fassen, er wusste nur, dass er nicht zusehen würde, wie Kyoko vor seinen Augen sterben würde.
 

Kyoko hatte gehört, wie jemand nach ihr rief, doch sie war zu schwach zu antworten. Überall sah sie nur noch Blut. Das Gesicht. Dieses Gesicht rief Erinnerungen in ihr wach.
 

Überall war es dunkel. Und feucht. Zitternd hatte sie sich in eine Ecke verkrochen, ihre Kleider stanken schon nach dieser dreckigen Grube. Plötzlich öffnete sich die Tür. Herein kam ein Mann. Er war groß gebaut, doch das war nicht das Markanteste an seinem Aussehen. Es war sein Gesicht, dass sie so abschreckte. Eine riesige Narbe zierte seine linke Wange, seine Augen waren voller Hass und Kälte und funkelten sie auf eine so bösartige Weise an, dass sie vor Schreck zusammenzuckte und versuchte, sich tiefer in ihr enges Gefängnis zu drücken. Mit großen Schritten kam er auf sie zu. Gleich würde er bei ihr sein. Sie versuchte, die Panik niederzuschlagen, die von ihr Besitz ergreifen wollte und blickte dem Mann entgegen. Vor ihre Füße warf er ein Paar Handschellen. Eine tiefe Stimme hallte durch den Raum, als er ihr befahl, sie sich anzulegen. Eilig tat sie, was von ihr verlangt wurde. Der Kerl war ihr nicht geheuer. Sie hatte selten Angst vor ihren "Besuchern" gehabt, doch dieser Mann war anders als alle anderen mit denen sie schon Bekanntschaft machen durfte. Er hatte etwas autoritäres an sich, dass keinen Widerspruch duldete und sie fügte sich ihm. Sie wusste nicht, was auf sie zukommen würde, zudem war sie erschöpft, müde und dreckig. Doch das schien ihrem Führer nichts zu bedeuten, fordernd schubste er sie hart in Richtung Tür. Wankend kam sie bei dieser an. Als sie jedoch den Gang betrat, der sich hinter der Tür befand, schrie sie auf...
 

Ein Schluchzen drang durch den Raum. Sie wollte sich nicht mehr daran erinnern. Nun war es sowieso aus mit ihr. Sie konnte schon förmlich spüren, wie das Leben aus ihr herauswich, wie ihr lebenswichtiges Blut verloren ging, doch sie ließ es fließen. Sie wollte es so. Schweratmend lag sie in der Wanne, dem stetig fließenden Fluss an Blut beobachtend. Das Wasser hatte sich schon leicht rötlich verfärbt, bald schon würde es vollkommen von Rot erfüllt sein. Müde schloss sie die Augen, sie wollte nur noch Schlafen. Für immer. Ohne je wieder das Antlitz dieser Welt erblicken zu müssen. Mit geschlossenen Augen hörte sie kurz darauf, wie die Tür aufgestoßen wurde, dann viel sie in eine wohltuende Schwärze.
 

Sie hörte ihren eigenen Herzschlag, der schwach, aber dennoch kräftig zugleich war. Um sie herum war gähnende Leere, eine Schwärze, die ihrer geschundenen Seele gut tat. Vollkommen gebannt von diesem einzigartigen Gefühl, das sie umgab und in sie eindrang, lauschte sie in die Stille hinein. Nichts. Da war gar nichts außer dieses leise Klopfen. Oder doch. Da war doch noch etwas. Tropfte da nicht etwas auf den Boden herab? Als ihr Blick auf ihre Handgelenke fiel, stöhnte sie entsetzt auf. Sie hatte mit so etwas gerechnet, aber es dennoch zu sehen, war etwas anderes, als es sich nur zu denken. Das Blut lief aus einer offenen Wunde, die Adern waren deutlich sichtbar durchgeschnitten worden. Regungslos blickte sie ihre Arme an, sie schmerzten nicht, sie fühlte nur den seelischen Schmerz. Plötzlich sah sie in weiter Ferne ein Leuchten auf sich zukommen, das so grell war, dass sie ihren Blick abwenden musste. Was war das? Es beunruhigte sie nicht. Sie war ja sowieso schon am Rande des Todes. Sollte dies etwa der Übergang in eine andere, bessere Welt sein? Der Lichtschimmer kam immer näher und wurde immer größer, bis er schließlich bei ihr angekommen war. Ruhig betrachtete sie es aus den Augenwinkeln, zu mehr war sie nicht fähig. Dann umschloss das Licht sie schon beinahe sanft und hüllte sie ein. Fest kniff sie ihre Augen zusammen, doch immer noch verspürte sie keinen Funken Angst, nur Bewunderung vor diesem seltsamen Leuchten, das in jede einzelne Pore ihres Körpers drang und sie vollkommen auszufüllen schien. Ein Friede kam über sie, dem sie schon vor langer Zeit abgesagt hatte. Erleichtert seufzte sie auf. Sie fühlte sich behoben von all dem Schmerz in ihrem Herzen, den Qualen, die sie hatte erleiden müssen. Sie war befreit worden von all dem und war im Begriff, eine Welt zu betreten, die vielleicht kein anderer lebender Mensch je zuvor erblickt hatte. Aber eine Frage beschäftigte sie noch: War sie überhaupt noch lebendig? Oder konnte sie dieses herrliche Gefühl nur genießen, weil sie vor wenigen Augenblicken gestorben war? Nein. Noch immer hörte sie leise und schwach ihren Herzschlag irgendwo in weiter Ferne schlagen. Sie lebte noch.

Langsam öffnete sie die Augen wieder und blickte sich erstaunt um. Wo war sie hier gelandet? Überall strahlten die wärmsten Farben, alles war erfüllt mit einer Kraft, die auch durch Kyoko floss, eingeschlossen in diesen ewig währenden Kreis der Kraft und fühlte sich vereint mit der Wiese auf der sie stand, mit dem Himmel, der über ihr in seinen schönsten Farben erstrahlte, der Sonne, der sie ohne jegliches Blinzeln ins Angesicht blicken konnte. Wie herrlich hier doch alles war! Sie konnte es nicht fassen. Sollte dies der Tod sein? Wenn ja, hatte sie nichts im Leben verpasst, sie liebte den Tod nun umso mehr. Formen kamen an ihr vorbei, Lichtgestalten, die wie der Wind über der Wiese schwebten, sie anlächelten, in ihrer Mitte willkommen hießen, obwohl sie doch nicht so war wie sie. Ihre nackten Füße traten auf das weiche Gras, als sie anfing loszulaufen, doch als sie zu der Stelle zurückblickte, an der sie die ganze Zeit still gestanden hatte, war da nichts, kein zertrampeltes Gras, keine Fußabdrücke in der Erde. Selig lächelnd tat sie noch einen Schritt. Sie fühlte sich so unbeschwert und leicht wie noch nie in ihrem Leben und konnte ihr Glück kaum fassen.

"Folge mir, Kyoko Mogami. Sieh nicht zurück. Komm mit uns. Wir kennen den Weg." Leise flüsterte eine Stimme an ihrem Ohr, so betörend, so wunderschön, sie konnte nicht anders: Sie musste ihr folgen.

Die Wiese schien kein Ende zu finden, die Blumen erstrahlten in ihrem eigenen Licht, sie brauchten keine Sonne, sie selbst waren ihre Sonnen. Ab und zu hörte sie fernes Kichern und Stimmen, doch nie so nah, dass sie einzelne Wörter heraushören konnte. Immer weiter zogen sie sie. Über weite Wiesen, immer weiter und sie folgte. Sie war glücklich und konnte sich keinen schöneren Ort vorstellen. Das musste das Paradies sein! Langsam begannen die lichterfüllten Gestalten Form anzunehmen oder verlor sie nur ihre? Fasziniert schaute sie sich um. Wo waren sie? Ein Wasserfall fiel von hohen Steinen in einen glänzenden See. Seltsamerweise verursachte er keine Geräusche, nur das Licht brach sich in seinem klaren Wasser. Überhaupt war es hier ungewöhnlich still. Der Wind fuhr durch das Gras und ließ es sich bewegen. Dies alles hatte eine Anziehungskraft, der sie sich nicht verwehren konnte. Magisch wurde sie von dem riesigen See angezogen. Als sie einen Fuß in das Wasser setzen wollte, gelang es ihr nicht. Verwundert lief sie ein paar Schritte auf den See hinaus, sie brach nicht ein. Gestalten am Rande beobachteten sie schweigend und lächelten ihr beruhigend zu, als sie sich noch einmal umdrehte. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Sie musste nur die andere Seite des Sees erreichen. Hitze stieg in ihr auf und als sie ihr Spiegelbild betrachtete, beschaute sie sich erstaunt. Sie war beinahe durchsichtig geworden und das seltsame Licht, dass die anderen Wesen durchfloss, war nun auch in ihr. Plötzlich wusste sie, wieso sie alle so strahlten. Sie hatte es schon vorher gespürt, die Kraft, die diesen geheimnisvollen Ort nährte und ihr ihre Form gab. Sie wusste auch, wieso es keine Geräusche gab. Alles war nicht das, was es vorgab zu sein, alles bestand aus purer reiner Energie und besaß eigentlich auch keine Farben. Sie war es, die den Formen ihre Farbe verlieh, nur durch ihre Gedanken konnte dieser Ort so farbenfroh erstrahlen. Doch eigentlich war es das Licht, das alles zusammenhielt und als sie das erkannte, verloren sich nun auch noch die letzten Farben, die bisher diesen Ort wiedergespiegelt hatten, sie wurden immer blasser, bis sie schließlich ganz verschwunden waren. Nun strahlte ihr eine Helligkeit entgegen, die sie blinzeln ließ. Als sie sich wieder zu ihrem Ziel, die andere Seite des Sees, umdrehte, stockte sie. War das möglich? Ungläubig starrte sie die Gestalt an, die sie erwartete. Sie ließ sie zögern weiter zu gehen. Gemischte Gefühle breiteten sich in ihr aus und ließen ihr eigenes inneres Licht flackern. Schweigend musterte sie die neu hinzugekommene Gestalt. Sie hatte sich nicht geirrt. Dort stand sie in Licht gehüllt. Ihre Mutter. Seit Jahren hatte sie sie nicht mehr gesehen, ihr Anblick ließ all ihre überwunden geglaubten Gefühle wieder auferstehen. Hass, Schmerz, Sehnsucht, Liebe. Einerseits wollte sie weitergehen, ihre Mutter fragen, weshalb sie sie verlassen hatte, doch ihre Füße bewegten sich keinen Schritt. Zögernd blickte sie in das kaum wahrnehmbare Gesicht ihrer Mutter. Was sie in ihren Augen lesen konnte, ließ sie zurücktaumeln. Sie hatte Abneigung erwartet, doch was sie sah, war bedingungslose Liebe, ein Gefühl, das sie schon lange aufgegeben hatte, vor allem von dieser Person. Verunsichert trat sie ein Schritt vor. Sie wurde anscheinend schon erwartet, doch irgendetwas hielt sie noch zurück. Vielleicht das Gefühl, dass dies noch nicht das Ende war, dass dort auf der anderen Seite noch etwas geschehen würde, was ihr nicht behagen könnte. So blieb sie auf dem Wasser stehen und beobachtete still das andere Ufer.

"Bleib nicht stehen, mein Kind. Du darfst nicht zurückblicken. Das, was nun geschehen wird, wird deine Seele heilen und reinigen. Spürst du denn nicht die Magie, die diesen heiligen Ort des Friedens umwirbt? Möchtest du nicht ein Teil davon werden?" Die Stimme klang ihr vertraut. Neben ihr sirrte die Luft vor Energie. Das Lichtwesen, das sie an diesen See geleitet hatte, schwebte in der Luft und flüsterte ihr Worte der Beschwörung zu. Langsam nickte Kyoko. Sie hatte Recht. Sie hatte nichts zu verlieren. Ruckartig setzte sie sich wieder in Bewegung.

"Pass auf, meine Liebe. Noch eine letzte Prüfung steht dir bevor, ehe deine Seele so rein ist, dass sie diese Welt nicht ins Unglück und Verderben stürzt. Ich sehe dich hoffentlich wieder, Kyoko-chan. Es wird das letzte Mal sein, dass du deinen Namen hören wirst, Kyoko. Die Dinge hier tragen keine Namen, genauso wenig wie du deinen Gefühlen trauen darfst. Und nun geh." Kyoko war stehen geblieben, als sie die Stimme gehört hatte, nun brachte sie die letzten Schritte rennend hinter sich, in der Vorfreude endlich in dieses Paradies einzutreten. Wie unter Zwang ging sie in Richtung ihrer Mutter. Als sie sie endlich erreicht hatte, blieb sie stehen. Tränen aus glitzerndem und funkelndem Licht traten aus ihren Augen, energisch blinzelte sie sie weg. So lange hatte sie warten müssen. So lange war sie nun schon alleine gewesen. Dies sollte nun ein Ende finden. Und ausgerechnet durch die Person, durch die sie erst in diesen ganzen Teufelskreis eingetreten war. Aber es war ihr in diesem Moment egal. Sie freute sich einfach nur, ihre Mutter wieder in ihrer Nähe zu spüren, es beruhigte sie und machte sie stark für die vor ihr stehende Aufgabe. Etwas beklommen standen sich die Zwei gegenüber. Niemand bewegte sich, niemand sagte etwas. Dann öffnete ihre Mutter ihre Arme. Kyoko sah ein Lächeln um die kaum erkennbaren Züge ihres Mundes spielen und seufzte auf. Wie oft hatte sie sich diese Szene schon ausgedacht und niemals hatte sie daran gedacht, dass sie in ihrem Armen liegen könnte, glücklich vereint und die schweren Zeiten vergessend. Sie hatte gedacht, dass eine Kluft zwischen ihnen sein würde, die nicht zu überwinden war, dass sie all den Frust und den Schmerz der letzten Jahre und Monate an ihr auslassen würde, sie schlagen, treten und am Ende vielleicht sogar weinen würde, doch niemals daran, dass sie ihr vergab, dass sie sich selbst eingestehen würde, dass sie diese Person all die Jahre über vermisst hatte und sich nach ihr sehnte, egal, was sie ihr angetan hatte. Ein Schluchzen drang durch die Stille und mit einem Schrei stürzte Kyoko voran. Sie war so glücklich. Endlich konnte sie vergessen, endlich ihr Leben hinter sich lassen. Als sie die Energieform vor sich umarmte, durchfuhr sie plötzlich ein stechender Schmerz hinter ihrer Stirn. Sie krümmte sich zusammen und versuchte sich loszureißen, doch sie konnte nicht. Entfernt hörte sie noch einmal die Stimme ihrer Mutter, dann trat sie zu ihrer letzten Prüfung an.

"Es tut mir Leid, mein Kind. Es tut mir ja so Leid..."

Ein dunkler Strudel erfasste sie und zog sie in die Tiefe. Ein lautloser Schrei entfleuchte ihren Lippen, bevor sie in Ohnmacht viel.

Letztendlich war es diese unerträgliche Hitze, die sie weckte. Es roch leicht verbrannt und sie konnte Rauch in der Luft riechen. Das Gefühl vollkommenen Glücks war verloren, ihre alten Gefühle hatten wieder die Herrschaft übernommen. Müde öffnete sie die Augen und wollte sie sofort wieder schließen. Sie richtete sich auf und ließ ihren Blick durch ihre neue Umgebung schweifen. Da war tatsächlich Feuer. Überall. Sie lag auf einer Art Plattform in all dem an ihr vorbeifließendem Lava. Panik stieg in ihr auf. Musste sie etwa zuerst die Hölle durchqueren, um endlich in ihr Paradies zu gelangen? Verzweifelt blickte sie um sich. Wo sollte sie hin? Sie war eingeschlossen und diese Hitze. Sie vernebelte ihr Gehirn. Sie begann zu zittern, trotz der Wärme, die hier herrschte. Tränen wollten in ihr aufsteigen, doch sie unterdrückte sie. Es war doch nur eine Prüfung, sie musste sich gedulden und abwarten, was passieren würde. Irgendjemand würde sie schon finden. >>Wirklich?<< fragte ihre innere Stimme. Gequält stöhnte sie auf. Wer sollte sie hier schon finden? Wer würde schon nach ihr suchen gehen? Niemand. Genau wie damals. Da kam sie auch niemand holen. Hoffnungslos blickte sie in das Feuer, beobachtete die Dämpfe, die aus kochendem Wasser über in die Luft aufstiegen. Am Besten wäre es jetzt wohl, wenn sie einen Weg über den Lavastrom suchen würde, doch wieder kamen Zweifel in ihr auf. Ihre letzte Flucht war noch nicht allzu lange her. Zu deutlich waren die Bilder dieser Nacht in ihr verankert. Zitternd wich sie einige Schritte zurück in die Mitte der Plattform. Es gab kein Entkommen, genauso wie damals. Man würde sie nur wieder einfangen, einsperren und sie ihren Ängsten überlassen. Sie kauerte sich auf den Boden zusammen und schlang die Arme um ihre Knie. Leicht schaukelte sie vor und zurück, summte ein Lied, das sie oft in ihren Träumen vernahm und vergaß die Umgebung um sich. Zehn Minuten lang saß sie so da, ließ nichts an sich heran und versteckte sich in ihren eigenen Gedanken. Abrupt wurde sie aus ihren Träumereien gerissen. Hatte sie da nicht etwas gehört? Langsam richtete sie sich auf und blickte sich erstaunt und gleichzeitig verwirrt um. Wo war das Lava hin? Und diese Situation...Sie kam ihr so bekannt vor. Plötzlich tauchte ihre Mutter auf.

"Mama! Da bist du ja endlich! Wo bist du denn die ganze Zeit gewesen? Ich hatte solche Angst."

War das wirklich ihre Stimme? Sie klang so...kindlich.

"Ich werde gehen, Kyoko. Für deine Unterkunft ist gesorgt."

Vollkommen erstarrt blickte Kyoko sie an.

"Aber...Wieso? Du kannst mich doch nicht alleine lassen! Wir haben uns doch erst wiedergefunden!" Sie verstand es nicht. Wieso wollte ihre Mutter wieder gehen? Das durfte sie nicht! Sie war doch sonst wieder so allein. Und wenn sie alleine war, dann kamen auch wieder die Gedanken an ihre früheren Ereignisse. Nein! Sie durfte nicht gehen!

"Bitte, Mama! Geh nicht! Bitte...Das kannst du mir doch nicht antun...Mama..." Doch sie wandte sich ab. Sie ging einfach. Ließ sie alleine zurück.

"MAMAAA..." Schluchzend ging Kyoko zu Boden. Nein! Das durfte alles nicht wahr sein! Wieso sie? Wieso war es ausgerechnet sie, die immer verlassen wurde? Verzweifelt klammerte sie sich an das erstbeste, was sie in die Hand bekam: ein Stein.

"Nein...Bitte nicht...Du darfst mich nicht verlassen...Mama..." Schwer schlug ein größerer Stein vor ihr auf dem Boden auf. Erschrocken blickte sie nach oben.

"Sho...??? Aber...Was machst DU denn hier?"

"Du bist und bleibst ein Mauerblümchen vom Lande, Kyoko. Du taugst nicht als Star. Nur als Dienstmädchen." Ein Lachen schallte durch den Raum. Kyoko erstarrte. Mauerblümchen? Dienstmädchen? Ja. Das war sie tatsächlich einmal gewesen. Und sie schämte sich für diese Zeit. Aber hatte sie nicht etwas erreicht in der Zwischenzeit? Sie war zu einem Star geworden. Aber...

"Haben sie dich etwa alle vergessen, meine Süße?"

Kyoko schrie gepeinigt auf. Diese Stimme würde sie unter Tausenden wiedererkennen. Ein böses Lachen erklang. Kyoko wich zurück.

"Was willst du?"

Ohne auf ihre Worte zu hören, fuhr er fort.

"Dies hier wird der letzte Ort sein, den du jemals wieder lebend gesehen hast, Süße. Weißt du was mit solchen geschieht, die sich gegen unseren Boss stellen? Nein? Willst du es wissen? Soll ich es dir zeigen?" Langsam kam er auf sie zu. Er hielt eine riesige Axt in seiner Hand. Er drehte und wendete sie, ließ sie zuerst auf dem Boden neben sich herschleifen, bis er sie über den Kopf schwang und laut loslachte. Dann schlug er zu. Kyoko schrie auf. Die scharfe Klinge hatte sie an ihrem Bein getroffen. Bebend vor Angst kroch sie davon, doch die Schritte kamen immer näher. Immer schneller. Verzweifelt schleppte sie sich weiter, das verletzte Bein mit sich schleifend. Sie blickte nicht hinter sich, sah nur den einen Weg vor sich. Sie musste entkommen! Ein Krachen erfolgte und Kyoko wendete sich blind in eine andere Richtung, weg von dem scharfen Geräusch von Stahl auf Stein.

"Du kannst mir nicht entkommen, Süße. Ich erwische dich ja doch."

Mühsam richtete sie sich auf. Im Laufen kam sie schneller voran. Hinkend rannte sie davon, doch nicht schnell genug. Plötzlich tauchte er vor ihr auf. Abrupt machte sie kehrt und floh in die andere Richtung. Wieder erschallte ein Lachen in ihrem Rücken. Im Gehen drehte sie ihren Kopf um. Noch gerade rechtzeitig erkannte sie die Klinge, die auf sie niedersauste und duckte sich. Sie zerschnitt leere Luft. Doch irgendwann würde sie nicht mehr so viel Glück haben. Irgendwann würde er treffen. Und dieses Ereignis rückte von Sekunde zu Sekunde näher. Sie konnte nicht mehr. Das Blut lief ihr in Strömen am Bein herab. Was sie noch aufrecht stehen ließ, war ihre Angst. Nicht die Angst vor dem endgültigen Tod. Nein. Es war dieser Mann, der sie vor Angst bibbern ließ. Wieder blickte sie über ihre Schulter nach hinten. Mit riesigen Schritten kam er auf sie zu. Hilflos blickte sie ihm entgegen. Was sollte sie tun? Auf einmal spürte sie keinen Halt mehr unter sich. Mit einem Schrei stürzte sie in die Tiefe. Sie streckte einen Arm nach oben und bekam einen Stein zu fassen. Nun war sie ihm ausgeliefert. Jetzt war es ein leichtes für ihn sie zu töten. Sie schloss die Augen und wartete. Doch nichts geschah. Sie hörte nur ein Klopfen. >>Ein Klopfen?<< Verwundert lauschte sie weiter. Ja. Doch. Es war eindeutig ein Klopfen. Hatte sie das nicht schon einmal gehört? Dieses Mal hörte es sich zwar anders an, aber sie erkannte dennoch, dass es das Schlagen eines Herzens sein musste. Und dann griff etwas nach ihr. Sie schrie auf und wollte loslassen, konnte es jedoch nicht. Sie riss ihre Augen auf und blickte auf die Hand, die sie hielt. Es war eine große Hand, doch nicht die schwielige des Mannes mit der Axt. Sie ließ ihren Blick nach oben gleiten und starrte fassungslos ins Antlitz eines weiteren Mannes.

"Bitte, Kyoko-chan. Lass mich dir helfen."

Aufmerksam musterte sie seine Gesichtszüge. War das nicht wieder ein Trick von ihm? Braune Augen starrten ihr entgegen. Es lag nichts Falsches in ihnen. Ohne weiter nachzudenken, griff sie mit ihrer anderen freien Hand nach seinem Arm. Dann wurde sie in die Höhe gezogen. Als sie über den Rand kletterte, wurde sie sogleich an jemanden gedrückt.

"Mach nie wieder so etwas dummes, ja?"

Sie war unfähig etwas zu sagen. Stumm nickte sie nur. Ihr Herz schlug immer noch wie wild in ihrer Brust. Es wollte sich nicht beruhigen. Der Schreck war zu groß gewesen. Sie hatte doch gesehen, wie er gestorben war! Wie konnte er sie immer noch verfolgen?

"Lass uns gehen, OK?"

Verwirrt blickte sie auf. Sie hatte ihn vollkommen vergessen gehabt. Sanft lächelte er zu ihr herunter.

"Aber...?"

Ohne sie ausreden zu lassen, deutete er mit einem Arm in eine Richtung. Als sie dorthin blickte, erkannte sie einen schmalen Pfad über den Lavastrom. Sie lächelte zurück und nickte. Er half ihr beim Aufstehen und gemeinsam gingen sie über die Brücke, Hand in Hand. Immer wieder blickte Kyoko zu ihm auf. Sie wollte nicht, dass er sich plötzlich in Luft auflöste. Auch wenn er sie damals nicht gesucht hatte, so war er in diesem Moment an ihrer Seite.

"Kyoko..."

Sie drehte sich um. Da stand sie wieder. Ihre Mutter. Hinter ihr war das verlockende weiße Licht, dass sie wohl endgültig in das Reich der Toten führen würde. Als sie nach vorne sah, erblickte sie ein anderes Tor. Sie drehte sich wieder um und ging zögernd einen Schritt in Richtung ihrer Mutter. Sie hatte das Gefühl des Glücks und der Kraft und Energie um sich herum nicht vergessen. Sie wusste nicht, ob sie jetzt noch ihrer Mutter verzeihen konnte, aber die Wärme, die der Ort vor ihr ausstrahlte, verlockten sie doch sehr, sich für ihn zu entscheiden. Doch dann wandte sie sich entschlossen um und kehrte zurück zu ihrem eigentlichen Weg. Ren erwartete sie dort. Er lächelte. Er hatte es gewusst. Sie lachte ihm entgegen, vielleicht das letzte Lachen, dass man von ihr in nächstliegender Zeit hören würde, dann durchquerten sie gemeinsam das Tor zurück in die Realität.

________________________
 

puuhh....ich war kurz davor, das chapi hier in zwei zu teilen XD un das nächste dann die letzte prüfung zu nennen, fragt mich jetzt aber net, was die erste prüfung war *löl* die war einfach heil an den ort anzukommen, wo sich der übergang befindet, also der see mit dem wasserfall ^^ nu ja...ich hoff, ihr seid zufrieden mit dem chap...hab meiner fantasie ein bisschen freien lauf gelassen *löl* merkt man, oder? ^^" also dann, wir sehen/lesen uns im nächsten chap ;) ma gucken, wie schnell das erscheint *gg* hatte mal vorgehabt, das noch fertig zu schreiben und reinzustellen, bevor ich auf skifreizeit fahr, aber daraus wurd ja dann letztendlich doch nichts...na ja, genug geschwatzt, freu mich auf eure kommentare ;)
 

gruß

black_wolf
 

PS: ja, miri...ich weiß, dass dich die eine szene an shining erinnert...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (13)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2006-04-11T10:49:44+00:00 11.04.2006 12:49
tja, nun hab ich es auch endlich geschafft, dein nächstes Chap zu lesen *sich kein bisschen schämt, dass es so lang gedauert hat, wartet ja schließlich immer noch aufs briefbuch* so! ^^ *gg* gefällt mir, gefällt mir, aber eins muss ich noch sagen: also die eine Szene erinnert mich ja arg an Shining! *grins*löl*bäh* :P sonst alles wundaba, hab nix auszusetzen, auch wenn ich am Ende etwas verwirrt war mit den Prüfungen un so, is wohl zu lang her seit ich des letzte Chap gelesen hab *höhö* ^^" also dann, weiter so, mein Schatz
XXX, hdgsmdl, Mürü
Von: abgemeldet
2006-03-29T10:02:16+00:00 29.03.2006 12:02
COOOOOOLLLL!!!!!!
Dein Schreibstil ist echt geil!!!!
Ich find die Story klasse!!!
Hoffe du schreibst bald weiter!!^^ Würde mich freuen wenn du mir dann eine ens schreiben würdest!!!
Danke schon mal im Vorraus!!!^_^ Laura
Von: abgemeldet
2006-03-27T19:20:22+00:00 27.03.2006 21:20
die story gefällt mir ^^
ren und kyoko sind dir vom charakter und von den handlungen her ganz gut gelungen. der kurze abschnitt über diese mordlüsternen personen und kyokos unbekannter grund um sterben zu wollen wecken die lust und neugierde nach mehr!
nur die psychologin war etwas leicht zu durchschauen und sie wurde arg schnell unsicher... solche personen haben-nein, müssen ihren job voll im griff haben... schade dass du nicht mehr darüber weisst ^^
Von:  Mina-san
2006-03-06T20:18:15+00:00 06.03.2006 21:18
ja doch......mir gefällt es, glaube ich..so sicher bin ich mir da garnicht.....haha..mina-sans logik!
dein schreibstil, also deine ausdrucksweise gefällt mir...
ich finde es ebenfalls gut dass du diese kapitel nicht in 2 aufgeteilt hast, so in einem ist es schon ok....
ich lese definitiv weiter....
Von: abgemeldet
2006-03-02T20:05:52+00:00 02.03.2006 21:05
Ein MEGA RIESEN GROßES LOB von mir. *applaus* *freu*
Find deinen Schreibstiel total geil und auch die Geschichte....
Sowas muss einem erst ma einfallen.
Mach weiter so und vor allem ganz ganz schnell.......
Von: abgemeldet
2006-02-25T17:34:57+00:00 25.02.2006 18:34
wow!!
das hat mir gefallen!! ich konnte mir das alles richtig so bildlich in meinem kleinen kranken hirn vorstellen!
wahnsinn! n.n ich bin richtig froh dass ich es doch noch zusammen gebracht habe es zu lesen!!
bin schon gespannt was der typ da vorhat! ö.ö
kuss
raphi ^^
Von:  -BlackRoseNici-
2006-02-10T06:40:59+00:00 10.02.2006 07:40
*schrei*ich habe das Chap erst jetzt gesehen T-T
und mir zittern immernoch etwas die Knie *zitter* :P
das muss sich mal einer Vorstellen ey genial Franzi >.<
das Chap is eine Wucht >.< einfach genial^^
hoffentlich schreibst du bald wieder weiter^^
Hdgdl *knuff*
Nico *wink*
Von: abgemeldet
2006-02-05T11:56:02+00:00 05.02.2006 12:56
Super.
Von: abgemeldet
2006-02-05T10:25:52+00:00 05.02.2006 11:25
Oh Mann, echt hammer!!!! Ich hatte zugegebenermaßen genau sowas erwartet, aber es ist doch noch viel süßer geworden, als ichs mir vorgestellt hatte!!! Schreib bald weiter, ich halte es vor Ungeduld kaum aus^^
Deine Kyo_Soma
Von: abgemeldet
2006-02-04T17:46:54+00:00 04.02.2006 18:46
*kippt von Latschen *
ich dacht mal, ich lese mal was von dir, aber es sind schon Chap. 20 und immer noch fertig nicht geschrieben !!!! >o<
Man, diese Schreiben ist soooo toll ! Echt ! bei mir dagegen sind bloss nuur oberflächlich ! Aber du hast ganz viel gedanken von Kyoko gestalten und super rübergebracht !!
Und ich kann mir sehr gut vorstellen, was sie da macht.
Die Texte sind sehr schön ^//^ ( ich kann das nicht )
Du hast das Zeug als Autorin ! >_<

*GRO?ES LOB AN DICH * >_<


Zurück