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Abkömmling des Eises

Talas Geschichte
von

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Flucht

"Nein, Nicht!", wimmerte eine rothaarige Frau, als ein älterer Mann ausholte, um dem Kleinkind vor sich eine schallende Ohrfeige zu geben.

"Mama...", weinte der Junge und rannte seiner Mutter in die Arme...
 

Es war ein Trauerspiel... Es war... wie fast jeden Abend. In volltrunkenem Zustand kam der Vater nach Hause und schlug sein Kind, ebenso wie seine Frau. Manchmal zerrte er sie sogar aus den Betten, nur um seine unbändige Wut an ihnen auszulassen. Dabei war er einstmals so lieb gewesen - doch das war Vergangenheit. Wenn Irina Iwanov ihren Mann so sah, vergas sie sogar, wie es so weit kommen konnte, doch die Erinnerungen stiegen wieder hoch, sobald ihr Mann sich beruhigt hatte...
 

Dmitri Iwanov war damals von der Arbeit zurück gekommen. Die Wirtschaftslage in Russland hatte sich in den letzten Jahren rapide verschlechtert und so kam es, wie es kommen musste: er wurde arbeitslos. Er hatte es seiner Frau aber noch verschwiegen - er würde es ihr nach der Kneipentour erzählen...

Irina glaubte zu wissen, das ihr Mann ab diesem Tag alkoholabhängig wurde, denn an diesem Abend beschloss er, in eine der unzähligen Kneipen Moskaus zu gehen und dort seine Sorgen zu ertränken.
 


 

Einige wurden von Alkohol lustig, andere müde, wiederum andere wurden aggressiv - und zu dieser Sorte Mensch gehörte wohl auch Dmitri. Seine Frau hatte bis spät abends gewartet, bis er von seiner Kneipentour zurück kam. Sie überhäufte ihn sogleich mit ihren Sorgen, was passiert wäre und wo er so lange gewesen sei, doch er stoppte ihren Redeschwall mit einer Schelle. Sie taumelte einige Schritte zurück und hielt sich die schmerzende Wange.

"Was... was ist los mit dir?", sie versuchte ihre brüchige Stimme zu verstecken, was ihr allerdings nicht gelang.

"Wass ssoll'n schon loss ssein?", entgegnete ihr Mann und machte einen weiteren Schritt auf sie zu, während sie nach hinten auswich.

"Du bist... vollkommen betrunken..." Eine Träne schlich sich aus ihren Augen. Die ihres Mannes wurden immer wütender. "Sschweig! Dass sstimmt überhaupt nicht!", herrschte er sie an und widerlegte seine Aussage prompt mit einer weiteren Ohrfeige, was er in nüchternem Zustand nie getan hätte.

Das Klatschen, der Aufschrei und die laute Stimme seines Vaters weckten auch Tala. Noch recht verschlafen kroch er aus seinem Bett und steckte den Kopf zur Tür heraus. Er sah, das im Wohnzimmer noch Licht brannte, denn dies erhellte an einer Stelle den Gang. Er schlich sich zu dem Licht und spähte durch die halb geöffnete Tür... und was er sah, trieb ihm die Angst ins Gesicht. Seine Mutter war an der Wand zusammengesunken und hielt sich die Wange und ihr Vater hatte sich drohend vor ihr aufgebaut.

"Mama...?", fragte er leise, doch in diesem Moment war Totenstille - man hätte sogar eine Stecknadel fallen hören und die Gesichter beider Elternteile drehten sich zu dem kleinen Jungen herum.

"... Du! Bengel! Nichtss alss ärger hast du gemacht.", brüllte er den unschuldigen Jungen an und torkelte auf ihn zu. Irina wollte ihn aufhalten, doch sie schaffte es nicht, denn Mann daran zu hindern, auf den 6-Jährigen jungen zuzuwanken. "Geh in dein Zimmer, Tala. Sofort!", rief ihm die Mutter entgegen doch der Junge konnte sich nicht rühren. Er blieb wie angewurzelt stehen und sah zu, wie sein Vater fast in Zeitlupe auf ihn zukam und ausholte. Auch er sollte nicht verschont bleiben. Klatsch. Fünf rote Fingerabdrücke fanden sich auf der Wange des Jungen wieder.

"W-was hab ich... denn schlimmes getan?", fragte der schockierte Junge, dem die Tränen schon in den Augen standen und drohten, ungehindert zu fließen...
 

Sie wussten nicht, wie sie diese Nacht überstanden hatten, doch am nächsten Morgen war nichts mehr so wie sonst. Irina versuchte ständig, mit ihrem Mann zu reden, doch der blockte immer wieder ab. Es schienen ihn einige Schuldgefühle zu plagen, weswegen er die nächsten Tage zuhause verbrachte, jedoch wurde er schnell wieder rückfällig. Ihn plagten die Probleme, denn er sah am nächsten morgen erschreckend genau an seiner Frau und seinem Kind, was er ihnen vermutlich angetan hatte - er erinnerte sich zwar nicht, aber die blauen Flecken und das abweisende Verhalten sprachen für sich. So konnte er seine Frau in gewisser Weise verstehen, jedoch konnte er ihr jetzt erst recht nicht mit so einer schlechten Nachricht unter die Augen treten. Er verzog sich deshalb zur gewohnten Zeit und schlug die Zeit in der Stadt tot. Allerdings... mit der Zeit wurde es immer kälter und kälter... und es zog ihn wieder in eine Kneipe.

Ein kleiner Wodka zum aufwärmen... nur einer... aus dem fünf wurden... und diese sich verdoppelten... und er kam betrunken nach hause - irgendwann in den frühen Morgenstunden. Diesmal hatte allerdings niemand auf ihn gewartet, weswegen sich seine Aggressionen anstauten... und da er dann seinen fatalsten Fehler beging - den Vorfall davor zu den Akten ,Einmalige Ereignisse' - zu legen, wurden seine nächtlichen Streifzüge durch die Bars wieder öfter... Allerdings war er jedes mal so betrunken, das er sich nicht mehr erinnerte, was er sich am Vortag geleistet hatte, bevor er wieder aufwachte - und allmählich schien es ihm auch fast egal zu sein - bis es ihn schließlich gar nicht mehr interessierte. Ihn interessierte lediglich noch der Alkohol den er zu sich nahm - und das in nicht mehr in Maßen, sondern in Massen...
 


 

Nachdem ein halbes Jahr verstrichen war, hatte es sein Vater so weit getrieben, das sogar seine Frau, Irina es nicht mehr ertrug. Sie wollte nicht länger leiden... und sie wollte ihren Sohn, Tala, nicht länger leiden sehen. Es zehrte einfach zu sehr an ihrer mentalen Verfassung. Schließlich, als es Abend war und sie das Kind früher als gewöhnlich zu Bett brachte, fasste sie einen Entschluss.

"Das ist kein Leben mehr...", murmelte sie und mit entschlossenem Griff langte sie nach der Rasierklinge ihres Mannes. Sie überlegte nicht lange, denn eins stand für sie bereits seit dem Tag fest, seitdem ihr Mann trank: So wollte sie nicht weiterleben... und so würde sie nicht weiterleben. Sie setzte den scharfen Gegenstand an ihren Pulsadern an... und schnitt... in sekundenschnelle war fast die ganze Einrichtung mit Blut bespritzt, doch, um sicher zu gehen, das sie tot war, bevor sie jemand fand, setzte sie die Klinge am anderen Handgelenk ebenfalls noch einmal an und zog sie mit letzter Kraft noch einmal über ihre Pulsadern. Danach hörte man nur einen Dumpfen Aufschlag und ein leises Klacken, von der Rasierklinge, die ebenfalls auf dem mit Blut besprenkelten Boden lag. Irina sah noch, das die Tür aufging, bevor sie die schwärze umhüllte und sie nur noch eine angenehme Wärme spürte. Ihr letzter Gedanke war, nicht mehr gerettet werden zu können, denn was Rettung und was Leid war, konnte nur derjenige entscheiden, der in der Situation war - und sie wollte aufhören zu Leiden... ein Leben führen, in dem sie nicht misshandelt wurde, oder Angst haben musste... das alles hatte sie nun hinter sich gelassen. Sie würde sich nicht verabschieden... höchsten von dem Leid, das sich ,Leben' schimpfte... Es war zuende.
 

"Mama...?", wimmerte der Rothaarige, als er seine Mutter auf dem Boden liegen sah, umgeben von einer roten Flüssigkeit.

"Mama!?", schrie der kleine Junge, bevor er zitternd und verängstigt die Tür so schnell wie möglich wieder schloss und in sein Zimmer stürzte, um sich unter seiner Decke zu verstecken. Er kuschelte sich an sein Kissen und lies hemmungslos die Tränen fließen. Was er gesehen hatte, konnte er einfach nicht verarbeiten... begreifen. Das war zu viel für ihn...
 

Am nächsten Morgen.

"Oh mein GOTT!", gellte eine Stimme durch die gesamte Wohnung. "Das... das kann nicht wahr sein...", brüllte ein Mann, wovon Tala wach wurde. Er hatte sich in den Schlaf geweint... aber, weswegen brüllte jemand hier so lautstark herum? Er stand auf, um eben jenes heraus zu finden. Aufgewühlt kam ihm sein Vater im Gang entgegen, jedoch ignorierte der ihn geflissentlich. Der Mann griff zum Hörer und wählte eine Nummer, während Tala einen kurzen Blick in das Zimmer erhaschte, dessen Tür sperrangelweit offen stand. Ruckartig kamen in ihm die Bilder von letzter Nacht wieder hoch und er machte schnell kehrt, um in seinem Zimmer zu verschwinden. Wieder stiegen in ihm die heißen Tränen hoch, wie schon die Nacht davor. Er erinnerte sich wieder an alles. Seine Mutter, wie er geschockt die Tür zuknallte, die Tränen, die er vergossen hatte... alles.

Nur wenige Augenblicke, nachdem Dmitri Iwanov telefoniert hatte, trafen einige Männer vom Notdienst und der Polizei ein. Sie stellten dem Mann einige Routinefragen. Er erzählte ihnen, das er sie hier bereits so vorgefunden hatte und die Polizisten entdeckten ebenfalls die Rasierklinge. Sie verpackten diese in eine Tüte und transportierten sie zum Auto, die Leiche wurde von den Männern in weis auf eine Trage befördert, die ein Dritter hereingetragen hatte und wurde mit einem Tuch bedeckt, so das man nichts erkennen konnte.
 

"Mutter... nein... nicht!", schluchzte der Junge in sein Kissen und immer wieder verfolgten ihn die Bilder seiner toten Mutter - vergeblich versuchte er sie aus seinen Gedanken zu verscheuchen, doch sie brannten sich fest und ließen sich nicht wieder löschen...
 

Nachdem sich rausgestellt hatte, das seine Mutter tatsächlich Suizid begangen hatte, lebte er weiter bei seinem Vater, denn dieser hatte sich schließlich nichts zu schulden kommen lassen, wobei Tala mittlerweile Alt genug war, um zu begreifen, das dem nicht so war - doch wer würde ihm schon glauben schenken? Alle würden es darauf schieben, das er den Tod seiner Mutter nicht verkraften würde - niemand würde hören wollen, was sein Vater getan hatte...
 

Also musste er weiterhin mit seinem gewalttätigen Vater zusammen leben... bis der Tag kam, an dem Dmitri wie jeden Abend von seiner Stammkneipe zurück kam, und der Junge noch im Wohnzimmer saß und vor sich hin starrte.

Eine Frage hatte er sich trotz allem immer gestellt: Wie finanzierte sein Vater das alles...? Wenn er doch keine Arbeit mehr hatte... Aber er hatte kurz darauf weitaus größere Probleme, als diese Frage zu beantworten.

"WASS TUSST DU NOCH HIERR...?", brüllte sein Vater ihn an und schlug ihn. Nichts neues mehr für ihn... der Junge war mit der Zeit so kalt geworden, das ihn das nicht mehr sonderlich berührte. Wortlos stand er auf und ging aus dem Zimmer. Sein Vater war wie immer zu betrunken, um auch nur zu versuchen, ihn von diesem Vorhaben abzuhalten. Doch er ging nicht, wie sonst immer brav in sein Zimmer, diesmal schnappte er sich seinen Mantel und die Schuhe und verließ die Wohnung - diesmal reichte es - er wollte nicht mehr bei seinem Vater sein - nie mehr. Tala hatte genug Narben davon getragen, die teilweise nie wieder zuheilen würden. Es hatte ihn in seiner Seele verletzt, was eine vertraute Person ihm antat... Sicher würde es seine sozialen Kontakte später auch einmal einschränken, doch das war sein kleinstes Problem im Moment. Er hatte sein Zuhause - und alles andere hinter sich gelassen.

Tala wollte ab diesem Tag auch endlich seine Vergangenheit hinter sich lassen und noch einmal ganz von vorne anfangen. Irgendwie würde er das schon schaffen... Moskau war groß.

Gedankenverloren schlenderte er durch das nächtliche Moskau. Es war gefährlich für Jungen wie ihn, um diese Zeit durch die Gassen zu irren - aber hatte er denn eine Wahl? Lieber wollte er in der Gasse sterben, als sich von seinem Vater tot schlagen zu lassen - so viel war ihm klar. Er war zwar noch sehr, sehr jung, aber eines hatte er in seinem Kindesalter begriffen - so viel Leid wie er mit seinen mittlerweile sieben Jahren bereits erlebt hatte, hatten manche Erwachsenen in ihrem ganzen Leben nie erlebt. Und seine Kindheit war ab diesem Punkt auch verloren gegangen. Er hatte sie ablegen müssen, ohne das er es wollte... doch ihn fragte niemand... Niemand hat gefragt, ob er in so einem Verhältnis groß werden wollte... niemand... er hatte sich nicht gegen sein Schicksal wehren können - doch nun war er hier und musste aus der Situation nach seinen Möglichkeiten das Beste machen... vielleicht würden ihn gütige Menschen zu sich aufnehmen... vielleicht...
 

Sein Blick schweifte durch die Seitengassen, an denen er vorbei schlenderte, um festzustellen, ob jemand darin lauerte, oder nicht. Auf einmal sah er eine kleine, zierliche Gestalt in einer dieser Gassen liegen. Er überlegte kurz, ob er das Risiko eingehen sollte. Tala entschied sich dafür, schließlich schien diese Gestalt kaum größer als er selbst zu sein - und tatsächlich. Es war noch ein Junge, der so aussah, als könne er sich mit ihm dasselbe Leid geteilt haben. So zerschunden, wie er aussah. Seine Kleidung hatte überall Risse, als Tala über die Haut an der Hand fuhr, spürte er Wunden... Narben. Er musste diesem Jungen helfen, egal wie arm er selbst dran war. Er hatte Glück. In der nähe des Jungen war ein leer stehendes Gebäude, welches sie durch ein Fenster am Boden betreten konnten. Es schien ein älterer Lagerraum zu sein, denn es befanden sich mehrere Kisten und Kartons in dem Raum. Tala legte den Jungen vorsichtig neben einem der Kartons ab und begann, die Inhalte zu durchwühlen. Doch er fand weder etwas essbares (worauf er eh nicht gehofft hatte), noch eine Decke oder etwas, das warm halten konnte. Half also alles nichts, er Stülpte einen Karton um, so das die Öffnung auf der Seite lag und zerrte den Jungen in den recht breiten Karton mit hinein und versuchte sich und den anderen notdürftig mit seiner Jacke warm zu halten. Irgendwie würden sie diese Nacht schon durchstehen...
 

Also Leutz, das war ne Leseprobe, wenn es keinen Anklang findet, dann werd ich die FF an dieser Stelle abbrechen - oder eben an dem Punkt, an dem das Interesse verloren geht... ich nehm mir einfach mal die Freiheit, weil ich eh schon viel zu viele angefangene FFs aufm Rechner hab *seufz* Also, lasst mir Kommis da, wenns weitergehen soll, ich brauch schließlich ne Motivation, sonst wird das nie was...^^
 

bye, Anne ;)



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Werewolf
2005-07-17T13:18:00+00:00 17.07.2005 15:18
ich fands echt cool...talas vater is echt gemein!!!
ich will unbedingt wissen,wies weitergeht!!!
schreib also schnell weiter

koukoufanin
Von: abgemeldet
2005-07-17T12:21:20+00:00 17.07.2005 14:21
T~T Echt traurig, aber ich will unbedingt weiterlesen. Es hat mich richtig gebannt. *Mittagessen mitlerweile kalt geworden ist* ^^°

Und ich will wissen, wer der Junge ist o^^o *starke vermutung hat* X3
Von: abgemeldet
2005-07-17T11:56:55+00:00 17.07.2005 13:56
ich hoffe du schreibst weiter!
Von:  tsuki-neco
2005-07-17T09:51:15+00:00 17.07.2005 11:51
Genial, genial, genial, ....
Du musst umbedingt weiter schreiben. BITTE!!!!!
MisteryGirl01


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