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Was Andre gedacht haben könnte

Diese fic bezieht sich mehr auf Andre, aber natürlich ist auch Oscar wieder mit von der Partie.
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Ritt ohne Ziel

Noch während André mit den Pferden beschäftigt war, passte Oscar draußen auf der Landstraße einen Jungen ab. Sie drückte ihm den Brief und einen Livre in die Hand.

"So, Junge. Du läufst jetzt da zu dem Palais mit dem Brief und gibst ihm dem General. Reynier de Jarjayes. Verstanden? Und erzähl' ihm bloß nicht, dass ich ihn dir gegeben habe. Du kommst aus der Kaserne, klar?"

Der Junge nickte und starrte Oscar an. Sie trug Paradeuniform und sah mit den langen blonden Haaren hinreißend aus. Der Junge nahm die Füße unter den Arm und lief schnurstracks wie befohlen auf das Palais zu. Oscar lachte. Ihr Plan schien aufzugehen. Dann beeilte sie sich. Schließlich wollte sie André und die freien Stunden, die vor ihnen lagen, nicht warten lassen. Und als sie bei den Ställen ankam, staunte sie nicht schlecht. André hatte den reichverzierten Festtagsrock an mit den schwarzen Seidenhosen. Schließlich überwand sie sich doch und umarmte ihn stürmisch.

"André, danke, dass du das hier mitmachst. Könnte nämlich meinem Vater nicht im Geringsten gefallen."

Noch während sie dastanden, rollte eine Kutsche vor den Haupteingang. Girondelle stieg aus. Auf den Augenblick hatte Oscar gewartet. Sie schwang sich auf ihr Pferd und ritt unter das Fenster ihres Vaters. Der schien gerade den Brief zu lesen. Oscar konnte sehen, wie er die Stirn runzelte, die Tür ging auf, Girondelle kam und setzte sich - und - Oscars Vater knallte den Brief auf den Tisch. Er lief rot an. Sprang auf, entdeckte Oscar vor dem Fenster, Girondelle folgte seinem Beispiel, und beide machten ein derartig blödes Gesicht, dass Oscar vor lauter Lachen fast aus dem Sattel rutschte.

Als sie merkte, dass André hinterherkam, gab sie ihrem Pferd die Sporen und jagte mit André vom Hof.

Nach einer kurzen Zeit fiel sie in einen gemütlichen Trab und schließlich in den Schritt. André lenkte sein Pferd dichter neben sie.

"Oscar, verrate mir doch bitte, was an diesem Brief so komisch war." "Ahaha... das kann ich dir sagen!" Wieder verfiel Oscar in einen Lachkrampf.
 

Zur gleichen Zeit im Palais Jarjayes:

Der General trank seinen zweiten Whisky, drehte und wendete das Blatt. "Das gibt es nicht." Stammelte er immer wieder. "Das - das ist alles nur ein Traum." Girondelle, der mal wieder nichts begriffen hatte, angelte sich den Brief und las:
 

An den General Reynier de Jarjayes:

Der Commandeur Oscar François de Jarjayes muss auf meinen Befehl hin wegen einer dringenden geheimen Sache abkommandiert werden. Fragen gnädigst nicht weiter, Rückkehr ungewiss.
 

Hochachtungsvoll, Oscar François de Jarajyes.
 

Girondelle legte den Brief zurück und setzte sich. "Ich kann warten, General."
 

Wieder zurück zu André und Oscar..........
 

Oscar fühlte sich endlich wieder so glücklich wie damals, als die Dauphine nach Frankreich gekommen war. Sie war frei, sie war jung, und sie spürte ihr Blut hei durch die Adern pulsieren. Die frische Herbstluft wehte ihr um die Nase, ihre Blonden Haare strömten hinter ihr wie in Fluss aus Gold - und André ? Er war selig. Aber diese Geschichte handelt ja mehr von André, und nicht von Oscar.
 

André ritt stillschweigend neben Oscar her. Noch nie war Versailles, war das Palais so weit weggewesen. Und noch nie war Oscar so nah bei ihm gewesen. Nicht räumlich, nein. Aber geistig. Er konnte sie fast spüren. Und wie sie so den Vögeln zurückpfiff sah er in ihr nicht den Commandeur, sondern einen fröhlichen jungen Menschen. André überlegte. Wann war er das letzte Mal so grundlos glücklich gewesen? Als kleiner Junge? Oder damals, als Oscar ihm im zarten Alter von neun Jahren ihr gesamtes Vertrauen geschenkt hatte. Sie erzählte ihm davon, wie gerne sie auch einmal General werden würde. Er sei ihr bester Freund, und nie würde sie sich von ihm trennen. André musste schmunzeln.

War er noch ihr bester Freund? Hatten sie sich nicht auseinandergelebt? Als sie erwachsen wurden, hatten sich ihre Gedanken voneinander getrennt. Oscar dachte als pflichtbewusster Offizier. Nur manchmal bezog sie ihre menschliche Seite mit ein. André musste mit ansehen, wie Oscar sich in Fersen verliebte. Nachts hatte er vor Wut geweint. Hatte Fersen verflucht, hatte Oscar verflucht. Und es gleich wieder zurückgenommen. Hatte Fersen die Pest an den Hals gewünscht. Hatte sich gewünscht, er würde aus Amerika nie mehr wiederkehren. Und Fersen kehrte nicht zurück. Geschockt musste André sehen, wie Oscar bleicher und schmaler wurde. Von Tag zu Tag nahm sie ab. Wurde aggressiv und niedergeschlagen. André betete, Fersen würde zurückkehren. Und nur eine Woche später stand er wohlbehalten in der Tür.
 

An all diese Dinge musste André denken, während die letzten warmen Sonnenstrahlen des Jahres sich ihren Weg durch die verfärbten Blätter bahnten. Noch nie war er auf diesen Wegen geritten. Seite er bei der Familie lebte war er oft alleine durch den Wald gegangen. War ganz alleine mit sich und seinem unendlichen Schmerz gewesen. Hatte sich überlegt, ob er sich von einer nahen Felsklippe stürzen sollte. Was niemand wusste: in seinem Tisch war eine Giftflasche versteckt. Der Inhalt reichte für zwei. Falls Oscar wirklich Girondelle versprochen werden sollte, würde er sich und Oscar vergiften. Um nicht mit dem Schmerz leben zu müssen. Er war sich im klaren, das er damit ein unschuldiges, viel zu kurzes Leben beenden würde. Aber so war er wenigstens im Tod mit Oscar vereint.
 

Oscar bemerkte den bedrückten Zustand ihres Freundes.

"André, was ist los?"

"Ah? Ach, nichts." André senkte den Kopf. Oscar sollte nicht sehen, wie er den Tränen nahe war. "Oscar, wo reiten wir hin? Diesen Waldweg kenne ich nicht."

"Ich auch nicht."

"Was? Du weißt nicht, wo wir hinreiten? Vor zwei Stunden sind wir am letzten Dorf vorbeigekommen. Was sagt dein Vater, wenn wir nicht zurückkommen?"

Oscar schwieg und biss sich auf die Lippen.

"Oscar, wo reiten wir hin? Weiß dein Vater etwas davon?"

Oscar sah ihn an. Erschrocken musste André feststellen, dass ihr Tränen über die Wangen rollten.

"Das ist mir egal! Ich will weg! Raus aus meiner Welt. Aber das verstehst du nicht. Ich - soll - ich - soll verschachert werden wie ein Stück Vieh!"

Die letzten Worte hatte Oscar aus sich herausgeschrieen. Sie gab ihrem Pferd einen heftigen Stoß in die Flanke. Es setzte voraus und verschwand nach kurzer Zeit zwischen den dichten Zweigen. André konnte kaum mehr sehen, wo er hinritt. Die Zweige schlugen ihm ins Gesicht. Tief gebeugt saß er im Sattel und hielt die Arme nahe am Körper. Nach einiger Zeit verlangsamte er den Ritt. Von Oscar keine Spur. Stundenlang suchte er sie. Und von Minute zu Minute ergriff das Gefühl, dass Oscar schwer verletzt war, immer mehr Besitz von ihm.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2005-08-19T11:31:23+00:00 19.08.2005 13:31
aaaalso, danke erst mal für die netten kommis *froi*, vllt kommen ja noch n paar mehr. Das nächste Kapi ist schon seit ner Woche auf der Warteliste, aber man kann ja nicht alles haben. Dafür ist jetzt endlich das 12. Kapi von "Ein Spanisches Duell" on.
Noch viel Spaß beim Lesen, Kris
Von: abgemeldet
2005-08-03T09:19:24+00:00 03.08.2005 11:19
hm, immer hört's auf wenn's spannend wird... wie fies! ;) also bin gespannt auf die fortsetzung!
Von: abgemeldet
2005-08-02T23:21:07+00:00 03.08.2005 01:21
Wie kannst Du denn jetzt bitte aufhören??? Schreib bitte weiter, es ist furchtbar, nicht zu wissen, was mit Oscar ist!
Von: abgemeldet
2005-08-02T17:29:53+00:00 02.08.2005 19:29
Wieder super geschrieben! Oscars "flucht" kann man gut nachvollziehen. Mir würde es auch nicht gefallen zu einer Heirat gezwungen zu werden bzw. jemanden heiraten zu müssen den ich nicht liebe. Hoffentlich findet Andre seine Oscar unverlezt wieder! Schrei bitte weiter! Freu mich schon aufs nächste Kapi!


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