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Magenta I

Willkommen in der World of Warcraft
von

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Wie alles begann

„Magenta!", schallte eine energische Stimme durch den sonnenbeschienenen Obsthain der Abtei von Northshire. „Magenta! Nun komm endlich, die Herrin wartet nicht gern."

Die ältere Frau hielt sich die Hand über die Augen, um besser sehen zu können, doch von dem jungen Mädchen war nichts zu sehen. Ärgerlich wollte sie sich schon umdrehen, als neben ihr etwas zu Boden plumspte.

„Ach verflucht!", murrte die Verursacherin des Geräuschs, rappelte sich hoch und klopfte sich den Staub aus den Kleidern. „Jetzt ist mir das Eichhörnchen wieder entwischt. Du bist Schuld, Milly, wenn ich im Winter wieder keine Handschuhe habe."

Die Frau stemmte die Hände in die üppigen Hüften und musterte das Mädchen, das jetzt immer noch fluchend einige Blätter aus ihren blutroten Haaren fischte. Ihre Farbe hatte Magenta damals ihren Namen eingebracht, als Milly das kleine Mädchen an einem stürmischen Herbsttag vor der Tür ihrer Herrin gefunden hatte. Seit damals waren nun bereits 16 Jahre vergangen und aus dem kleinen Mädchen war eine junge Frau geworden mit dem größten Dickschädel, den Milly je gesehen hatte.
 

„Du solltest dich beeilen, mein Kind", sagte Milly nun sanfter, wenn auch mit einer gewissen Dringlichkeit in der Stimme. „Die Meisterin schickt mich. Sie verlangt dich zu sehen."

„Ich komm ja schon", brummelte Magenta und steckte sich noch schnell zwei Äpfel in die Rocktasche, bevor sie Milly zum Haus folgte. Unwillig ließ sie es über sich ergehen, dass Milly ihr noch schnell einen Dreckfleck vom Kinn rubbelte, bevor sie die steile Treppe zum Studierzimmer ihrer Mentorin Drusilla La Salle hinaufstieg. Dort angekommen klopfte sie und wartete darauf, hereingebeten zu werden. Nach einer Weile wurde sie jedoch ungeduldig und wollte schon nach der Türklinke greifen, als sie von drinnen Stimmen vernahm. Neugierig legte sie das Ohr an die Tür und lauschte.
 

„Das ist nicht Euer Ernst!", beschwerte sich eine unbekannte Stimme. „Ausgerechnet ich soll diese Göre dabei begleiten?"

„Das ist mein Wunsch, Dämon, und du wirst ihm gehorchen", hauchte die Stimme von Magentas Meisterin.

„Ja ja, alles klar", tönte die andere Stimme respektlos dazwischen. „Ich hab schon verstanden. Sonst schick ihr mich zurück in die Ewige Verdammnis und so weiter ... Ich kenn die Tour."

„So höre denn meinen Befehl", erklang wieder Drusillas Stimme. „Du wirst meine Schülerin Magenta begleiten, jedem ihrer Befehle gehorchen und sie vor den Gefahren der Nacht und des Waldes beschützen, bis sie in Stormwind angekommen ist."

„Und danach kann ich gehen?", fragte die andere Stimme wieder dazwischen und lachte meckernd.

Inzwischen schien der Dämon Drusilla an den Rand ihrer nicht unbedingt sprichwörtlichen Geduld gebracht zu haben.

„Halt endlich den Schnabel und hör zu!", fauchte sie. „Wenn ich noch ein Wort höre, verfüttere ich dich an den Sukkubus."

„Ich könnte mir keinen schöneren Tod vorstellen", gab der Dämon rotzfrech zurück. „Die Braut ist echt heiß."

Ein Stöhnen antwortete dieser Feststellung. Magenta konnte sich förmlich vorstellen, wie ihre Meisterin begann, sich die Schläfen zu massieren. Sie nutzte das Schweigen, um erneut anzuklopfen.

„Tritt ein", rief Drusilla von innen. Als Magenta ihrem Befehl Folge leistete, hatte sich ihre Meisterin schon wieder auf ihren Thron, wie Magenta den klobigen Stuhl in der mit allerlei magischen Utensilien vollgestopften Dachkammer heimlich nannte, zurückgezogen. Dabei hatte sie wie immer darauf geachtet hatte, ihre dunkelviolette Robe kunstvoll zu drapieren, als hielte sie tatsächlich Hofstaat vor einer jubelnden Zuschauermenge. Tatsächlich bestand ihr Publikum allerdings nur aus einer barfüßige Magenta und ... dem Dämon.
 

"Was ist das denn?", riefen Magenta und der Dämon gleichzeitig aus und rümpften unisono die Nase über die Erscheinung des anderen.

Der Dämon fing sich als Erster wieder. „Ihr habt mir nicht gesagt, dass ich mit einem Bauerntrampel durch die Lande ziehen soll", fauchte er und verschränkte die dürren Ärmchen vor der behaarten Brust.

Magenta schnappte nach Luft. Was erlaubte sich dieser mickrige Plagegeist überhaupt? Selbst eine Hexenmeisterschülerin durfte doch etwas mehr Respekt erwarten von einer Höllenkreatur, die ihr noch nicht einmal bis zum Knie ging und die noch dazu aussah, als hätte ihr Vater eine unsittliche Beziehung zu einer Ziege gehabt. Zumindest ließen die leicht überdimensionierten Hörner diesen Schluss zu. Unter dem großen, gehörnten Kopf mit den Fledermausohren, der krummen Hakennase und den tückisch funkelnden Augen saß ein magere, zerbrechlicher Körper mit spindeldürren Armen und Beinen, der über und über mit kurzen, schmutzig braunem Fell bedeckt war. Zu allem Überfluss hatte die Kreatur auch noch eine schwächlich flackernde Flammenkorona, die latent nach faulen Eiern roch, und einen dünnen Pinselschwanz. Dagegen kam sich Magenta in ihrer leicht verschlissenen, braunen Leinenrobe noch recht ansehnlich vor … auch wenn ihre Füße dringend eine Wäsche nötig gehabt hätten.
 

„Das", unterbrach Drusilla das Blickduell der beiden, "ist dein neuer Wichtel. Sein Name ist Pizkol und er wird dir von nun an dienen."

„Lieber sterb ich", zischte der Dämon.

„Es hindert dich keiner", maulte Magenta. Vielleicht würde sie so einen besseren Dämon bekommen. Irgendwas Beindruckendes.

„RUHE JETZT!" Drusilla und ließ kurz erkennen, welche Mach tatsächlich hinter dem pompösen Äußeren stecken konnte, wenn sie nur wollte. Der Anfall hielt jedoch nicht lange. Erschöpft ließ sich die schwarzhaarige Hexenmeisterin sich wieder in ihren Sessel zurückgleiten. Ihre dunkel geschminkten Augen ruhten eine Weile auf ihrer Schülerin, bis sie mit zurückgekehrtem Rauch in der Stimme zu sprechen begann.

„Mein alter Freund Gakin Dunkelbinder hat nach dir geschickt, Magenta. Er ist auf der Suche nach einer neuen Schülerin und zieht dich dafür in Betracht."

„Aber Ihr seid doch meine Meisterin", antwortet Magenta verwirrt. „Warum sollte ich zu diesem Dunkelbinder gehen."

Drusilla war ganz offensichtlich nicht begeistert von diesem Einwand. Ungeduldig wedelte sie mit der Hand, sodass ihre zahlreichen Armreifen und Ringe ein klingelndes Glockenspiel bildeten.

„Zunächst einmal solltest du dich geehrt fühlen, dass so ein großer Meister wie Gakin Dunkelbinder es überhaupt für nötig hält, deinen Namen zu kennen.", wies sie Magenta zurecht. "Darüber hinaus hast du in der Hauptstadt ganz andere Möglichkeiten dich ausbilden zu lassen. Ich will ehrlich sein, mit der Hexenmeisterei allein, wirst du nicht reich werden. Du musst einen Beruf erlernen, der dich ernähren kann. Oder meinst du vielleicht, ich füttere dich dein ganzes Leben lang durch."

Magenta überhörte geflissentlich das hämische Kichern des Dämons und nickte gehorsam. Es war nicht ratsam, Drusilla zu verärgern, wenn sie in einer solchen Stimmung war. Die Beschwörung des Wichtels schien an ihren Kräften gezehrt zu haben. Außerdem erschien Magenta die Möglichkeit, Northshire zu verlassen, nicht unbedingt die schlechteste zu sein. Endlich mal raus auf diesem langweiligen Kaff, dessen größte Attraktion der wöchentlich Markt war und die größte Aufregung darin bestand, die Wein- und Rübenernte im Herbst vor den im Wald umherstreifenden Räuberbanden zu beschützen. Allerdings gab es dabei noch ein Problem ... Missmutig schielte Magenta zu ihrem ziegengehörnten Begleiter hinüber, der ihr prompt die Zunge herausstreckte. Na das konnte ja heiter werden.
 

Immer noch schlecht gelaunt schlurfte Magenta den Weg bis in die schummrige Küche hinunter, um Milly mit dem Abendessen zu helfen. Drusilla hat ihr zu guter Letzt nämlich noch verkündet, dass sie gleich morgen früh aufbrechen würde, noch bevor der erste Hahn gekräht hatte. Bei allem Hang zur Dramatik fand Magenta, dassmittags aufstehen durchaus ausreichend gewesen wäre. Mit der Aussicht auf eine kurze Nacht malträtierte sie solange das Gemüse, bis es Milly zu bunt wurde.

„Was ist denn los?", fragte sie ärgerlich und entriss Magenta das Messer, bevor diese noch eine Kartoffel auf die Größe einer stattlichen Erbse zurechtgeschnitzt hatte. „So schlechte Laune hattest du das letzte Mal, als dich Martin Stratford und seine beiden Freunde in den Entenweiher geworfen haben."

Magenta erinnerte sich nur ungern an diesen Vorfall. Von allen Dorfbewohnern, die mit Argwohn zum Turm der Hexenmeisterin emporsahen, war er derjenige, der am wenigsten Angst vor Magentas Künsten hatte. Schon immer war er ihr hinterher gelaufen und hatte sie als "Hexe!" und "Rothaarige Schlange!" beschimpft. Ihn würde Magenta garantiert nicht vermissen.

„Ich soll nach Stormwind", grummelte sie, nahm sich eine Möhre und biss herzhaft hinein.

„Aber das ist doch toll", antwortete Milly und nahm Magenta die Möhre wieder weg, um sie für ihren Eintopf klein zu schneiden. „Du wolltest doch immer hier weg. Schon als kleines Mädchen hast du gesagt, du wolltest mal in die Welt ziehen, und Abenteuer erleben."

„Jaaa schon ...", gab Magenta gedehnt zurück. „Aber das war, bevor ich dafür in aller Herrgottsfrühe aufstehen sollte."

Milly musste sich mit Mühe ein Lachen verkneifen. Früh Aufstehen war nun wirklich nicht Magentas Stärke. (Hausarbeit, nebenbei bemerkt, auch nicht.)

„Nun", antwortete sie mit einem Schmunzeln, „dann sollte ich dir jetzt schon einmal deine Sachen zusammenpacken. Du wirst derweil das Gemüse zu Ende putzen."

Eifrig begann Milly in Kisten und Kästen zu wühlen, während Magenta dem Gemüse todbringende Blicke zuwarf.

„Na toll", seufzte sie. "Dann beginnt mein großes Abenteuer also mit Kartoffelschälen."



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2006-08-23T07:58:25+00:00 23.08.2006 09:58
wie geil XD so fängt also das leben einer juneg hexenmeisterin an, sehr interessant^^ udn dann auch ncoh so ein nervioger wicht an der seite... echt hart XDD
mir gefällt das ff^^ hoffentlich kommt ncoh mehr vor ^0^
Von:  Maginisha
2005-06-28T10:23:36+00:00 28.06.2005 12:23
Ok, ich habe es getan.
Ich wollte eigentlich nicht so viel beschreiben, aber es geht einfach nicht ohne. So, wie es bis jetzt war, bekommt man einfach kein gutes Bild von den Figuren.

Daher jetzt eine etwas detailliertere Fassung des Kapitels. ^_^
Von: abgemeldet
2005-06-26T22:37:05+00:00 27.06.2005 00:37
Oh wie geil! Eine richtig coole Geschichte, ich freue mich schon jetzt darauf, wie es wohl weitergeht.
Vielleicht wären Charakterbilder in der Gallery nicht schlecht, um sie sich besser vorstellen zu können.

AM besten gefiel mir das "Kartoffel bis auf die Grö0ße einer Erbse" zurechtgestutze", das konnte ich mir lebhaft vorstellen.
Und eine Reise zweier Charaktere, die sich nicht ausstehen können, klingt doch mal verdammt nach viel Ärger für Magenta und viel Spaß für mich. ^^

Also, schön weiterschreiben, dann komme ich in den Genuss authentischer WoW-Atmosphäre ohne einen Finger zu rühren...hach ja...

Freu mich auf eine baldige Fortsetzung mit dem red head und dem Ziegenhybriden... ^^

RH


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