Begehren und Zweifeln
Also, das ist meine erste FF ... sagen wir die erste, die ich auch veröffentliche! ^^° Alles basiert auf einem total langen Schul-RPG, das ich zusammen mit 2 wirklich guten Freundinnen geschrieben habe. Das heißt also, alles, was die Charas sagen oder tun, ist 1 zu 1 aus dem RPG übernommen! Naja, hoffe es gefällt irgendjemanden ...
Es war ein milder Frühlingsabend. Eine leichte Brise wehte umher, doch trotz des angenehmen Wetters waren zwischen den hohen Häusern von Domino City wenige Menschen unterwegs. Der 16-jährige Joey Wheeler gehörte dazu und obwohl es bereits halb neun war, hatte er erst jetzt seine Einkäufe beendet, die lediglich aus zwei kleinen Plastiktüten bestanden. Er brauchte nicht viel, da er alleine wohnte. Sein gemütliches Schlendern verriet, dass er guter Laune war. Um nach Hause zu kommen, musste er noch einige Häuserblocks hinter sich bringen.
Abrupt stoppte der Junge, als er einen größeren, jungen Mann mit dunklen, braunen Haaren und einer ordentlichen Frisur erblickte, der seinen Namen rufend um eine Straßenecke bog und geradewegs schnellen Schrittes auf ihn zu steuerte.
"Hä? Seto? Was machst du denn hier?", fragte er sichtlich verwirrt.
"Ich war bei Yugi.", klärte Seto sein irritiertes Gegenüber mit auf und schloss direkt eine Frage an: "Darf ich zu dir?"
Der Blonde schien wenig begeistert davon, dass sich dieser Kerl, den er zwar kannte, aber für arrogant und unsympathisch hielt, sich so zu sagen selbst eingeladen hatte, und schimpfte mit vorwurfsvollen Ton: "Hey, hör mal! Was willst du denn bei mir machen? Geh lieber nach Hause, dein Bruder Mokuba wartet bestimmt auf dich!"
"Warum? Mokuba ist alt genug und braucht mich nicht mehr.", konterte der Dunkelhaarige gekonnt und kam Joey dabei unangenehm nahe. Dieser wich ein, zwei Schritte nach hinten hin aus und hatte auch kein Gegenargument parat, welches er dem älter scheinenden liefern könnte.
"Was ist los?", fragte Seto mit einem überheblichen Grinsen auf den Lippen und einer tiefen, aber nicht bedrohlichen, sondern wohlklingenden Stimme. Der junge Wheeler, dem sein sonst allzu loses Mundwerk schon so oft in Schwierigkeiten gebracht hatte, konnte plötzlich keinen einzigen Laut mehr von sich geben. Aus Wut, eher vielleicht aus Scham, erschien eine leichte Röte auf seinen Wangen und erst als Seto ihm sanft über das Geischt strich, brachte Joey stockend etwas heraus. "He.. Hey.. Lass das .."
Der Größere ignorierte diesen kaum hörbaren Protest und drückte dem anderen einen leichten Kuss auf die Lippen. Dadurch färbte sich Joeys Gesicht noch eine Nuance röter und ein leises Keuchen entfuhr ihm, gefolgt von einem zögernden: "Eh ... Lass das ..." Dieses Flüstern wurde von Seto schon gar nicht mehr zur Kenntnis genommen, stattdessen folgte ein entschlossener Zungenkuss, der Joey endgültig zum Schweigen bringen sollte. Außer einem "Mhm ..." war auch nichts mehr zu vernehmen. Wie es sich bei einem innigen Lippenbekenntnis gehörte, schloss der blondhaarige Junge die Augen und ein weiteres Keuchen entfloh seinem Mund. Auch Seto konnte ein derartiges Geräusch nicht unterdrücken.
Nachdem sich ihr inniger Kuss gelöst hatte, lag auf den Lippen des Braunhaarigen wieder ein vorfreudiges Grinsen. "Wollen wir?", fragte er und seine tiefblauen Augen blitzten hoffnungsvoll. "Aber ..." Um Joey zu unterbrechen und ihn daran zu hindern, sich weiterhin mehr oder weniger zu weigern, folgte eine Umarmung, die den Blonden die warme Nähe des anderen spüren ließ. Die Taktik ging auf und Joey Wheeler schwieg, obwohl er vor Schreck seine Einkaufstüten fallen gelassen hatte.
Übermütig wie ein kleiner Junge packte Seto Joeys Hand und zog ihn mit sich. "Komm, lass uns gehen!" Dabei schenkte er dem verwirrten Blondhaarigen, der nur ein verdutztes "Eh ..." herausbrachte, ein unwiderstehlich nettes Lächeln ...
... Joey Wheelers Wohnung war nicht sonderlich geräumig und die Tatsache, dass dort das pure Chaos regierte, trug nicht dazu bei, dass man sich darin wohler fühlte. Doch Seto schien sich daran kein Bisschen zu stören, denn er ließ sich sofort auf einen großen Sessel fallen und kommentierte: "Ist das gemütlich hier."
Joey selbst war etwas unbehaglich zumute, daher wollte er sich auch nicht hinsetzen, sondern bevorzugte es mitten im Raum stehen zu bleiben. Seine Unsicherheit spiegelte sich auch in seiner stockenden Frage wieder.
"Was ... wolltest du ..?" Der gelassene, fast schon heitere, Ausdruck im Gesicht des anderen wurde ernster und die gut gebaute Gestalt erhob sich langsam. "Ich wollte was ..", kam es fast flüsternd herüber, ".. von dir..."
Dabei sah Joey Seto schon wieder näher kommen. Doch diesmal war er vorbereitet und verlor keineswegs seine Fassung, sondern hatte es sogar geschafft, seine gewohnte Sicherheit wieder zu erlangen. Lautstark stellte er eine Sache klar: "Hey, hör mal! Nur weil du mich ein paar mal geküsst hast, heißt das noch lange nicht, dass ich dir ge- ..." Er wurde von einem unerwarteten Kuss mit Zungeneinsatz heftigst unterbrochen und zeitglich schoss das Blut in seinen Kopf. Zusätzlich fühlte Joey Setos Körper, der ihn sanft aber bestimmt, Richtung Wand schubste. Da der Blondschopf erkannt hatte, dass Widerstand zwecklos war, lehnte er sich gehorsam gegen die Wand und protestierte auch nicht, als Seto anfing sein Hemd aufzuknöpfen. Erst Recht hatte er nichts gegen die zarten Küsse, die er an seinem Hals spürte. Völlig unbewusst und ohne sonderlich viel darüber nachgedacht zu haben, legte Joey sogar die Arme um Seto und schon wieder konnte er die Geräusche, die verrieten, dass ihm die momentane Situation gefiel, nicht unterdrücken. Außerdem hielt sich hartnäckig die Röte im Gesicht.
Doch plötzlich wurde Joey schlagartig bewusst, was genau er da gerade tat beziehungsweise mit sich tun ließ.
Um Distanz zwischen ihm und Seto aufzubauen, sprach er diesen mit seinem Nachnamen an. "... Kaiba, ich .."
Weiter kam er bei seiner Äußerung nicht, denn das unerwartete Klingeln an der Haustür, erschreckte beide Männer. Seto Kaiba konnte es nicht fassen, dass jemand es wagte, ihn bei dem Versuch mit Joey anzubändeln zu stören oder ihm womöglich dazwischenfunken wollte. Daher vermochte er auch nur ein irritiertes "Wa-wa-wa ...?" zu Stande zu bringen, das allerdings schon einen zornigen Unterton beinhaltete.
Joey, der absolut überglücklich darüber war, dass gerade in diesem Moment jemand bei ihm vorbeischneite, gab mit einem erleichterten Lächeln bekannt: "Ah, ich glaub, das ist Baku!" Er vermutete nur, dass es Ryô Bakura war, aber eigentlich war es Joey ziemlich Schnuppe, denn er wäre jedem ungebetenen Besucher unendlich dankbar gewesen. Von Seto kam ein gemurmeltes "Hm ... Mist ...", da ihm die derzeitige Situation gänzlich missfiel.
Joey bevorzugte es sich stillschweigend und innerlich zu freuen und nach außen hin völlig gelassen zu wirken.
Ein paar kurze Handgriffe und er hatte sein Hemd wieder richtig zugeknöpft.
Als er zur Tür eilte, um den Gast hereinzubitten, bestätigte sich sein Verdacht, denn ein fröhlicher Ryô Bakura stand vor ihm und grüßte: "Hi, Joey!" Und ohne die Bitte zum Hereinkommen abzuwarten, trat er ein.
"Hi, Baku! Schön, dass du kommen konntest!" Joey lächelte und spielte Seto vor, dass er Bakura schon sehnlichst erwartet hatte. Kaiba machte sich lediglich mit einem ausdruckslosen Gesicht bemerkbar, aber Ryô entging nichts. "Oh! Seto ist auch da?" Sichtlich erstaunt und mit fragenden Gesicht schaute er erst Joey und dann den mürrischen Braunhaarigen an. Dieser antwortete, ohne die beiden anderen eines weiteren Blickes zu würdigen :"Ja ... ich wollte aber sowieso gleich gehen!" Setos Gedanken waren weniger gleichgültig. Scheiße! Der versaut mir ja alles!, ärgerte er sich. Aber er ließ seine Wut die anderen nicht bemerken, immerhin war er Meister darin, jegliche Gefühlsregungen zu unterdücken und stets gefasst zu wirken.
Joey jedoch war mit der Gesamtsituation leicht überfordert und stand planlos zwischen Ryô Bakura und Seto Kaiba ohne etwas zu sagen. Überhaupt war es schon einige längere Sekunden still im Raum. Schließlich brach Kaiba das Schweigen, als er sich Richtung Tür bewegte und zum Abschied ein "Okay, bis dann!" rief. Während Joey noch leise "Äh, ja, Wiedersehen." murmelte, hielt Bakura einfach nur den Mund.
Erst als die Person, die er als Störenfried empfunden hatte, die Wohnung verlassen hatte, platzte er mit einer prekären Frage heraus:"Was wollte der denn hier?" Dabei wandte sich der Hellhaarige direkt an Joey. Dieser zog sich geschickt aus der Affäre, indem er eine freche Gegenfrage stellte: "Was denn? Eifersüchtig?"
Bakura wurde augenblicklich knallrot und für Joey war dies ein deutliches Zeichen. "Hättest du wohl gern ...", kam es halb geflüstert, halb gemurmelt aus dem Mund des anderen. Der Blonde meinte, dass ein Grinsen momentan angebrachter war als Worte.
Wheeler ließ dann den beschämten Ryô im Zimmer stehen und ging in die Küche. Von da rief er: "Willst du was zu trinken?" Bakura war ihm hinterhergelaufen wie ein gehorsames Haustier und stand nun hinter Joey. "Ja, gerne!"
Solche Gespräche waren einfach zu führen, daher drehte sich Joey zu Ryô um und fragte völlig ahnungslos: "Was willst du denn? Ich hab Wasser, Co-..." Er wurde von Bakura, der sich zu ihm vorgebeugt und ihm einen leichten Kuss auf die Lippen aufgedrückt hatte, unterbrochen. Vor Überraschung trat wieder die mittlerweile völlig normale Reaktion ein. Joey wurde rot.
"Ich will ... dich ...", hauchte der Langhaarige und tauschte einen weiteren Kuss, diesmal jedoch unter Einsatz der Zungen, mit Wheeler aus. Joey kniff die Augen zu und ließ sich gegen die Wand fallen, als Bakura sich daran machte, sein Hemd aufzuknöpfen. Dieser ging sogar noch weiter als Seto und schob seine Hände unters Hemd und über Joeys nackten Oberkörper. Da Joey sich nicht wehrte, weil es ihm anscheinend gefiel von einigen Leuten begehrt zu werden, machte er mit und legte seine Arme vorsichtig um Bakura. Dieser war inzwischen von Joeys Mund küssend zu dessen Hals gewandert und leckte sanft darüber. Der Blonde schob von hinten seine Hände langsam unter Bakuras T-Shirt und genoss dabei dessen immer heftiger werdende Küsse. Dies blieb von Ryô natürlich nicht unbemerkt und Joeys Namen keuchend fuhr er fort den anderen mit seinen Lippen zu liebkosen.
Bis dieser jedoch plötzlich wieder seine Zweifel bekam und Bakura leicht in die Seite stubste, um ihm zu signalisieren, dass er aufhören sollte. Er verstärkte das Signal mit Worten. "Lass das ...!"
Joeys Blick war ausweichend zur Seite gewendet. "Das ist peinlich ..." Der Langhaarige war absolut verblüfft über die unerwartete Reaktion und brachte ein verzweifeltes "Wieso ...?" heraus, dass er durch ein völlig irritiertes Gesicht nochmals betonte. Als Erklärung folgte ein sehr erschreckendes Geständnis.
"Ich hatte gerade was mit Seto .." Joey wirkte beschämt und nicht gerade glücklich über diese Tatsache. Ryô verschlug es im ersten Moment die Stimme und zuerst kam nur ein zögerndes und fragendes Stammeln.
".. Seto? .. DU?! Mit ihm?!!!" Die letzten Worte wurden schon fast geschrien. "Ja ...", flüsterte Joey und noch immer war die Situation für ihn äußerst unangenehm und peinlich. Niedergeschlagen senkte er den Kopf und wagte es nicht mehr, Bakura in die Augen zu schauen.
Dieser hatte mittlerweile den ersten Schock überwunden und lächelte den Blonden aufmunternd an. "Ist doch nur ein Ausrutscher ..oder?" Zusätzlich klopfte er ihm freundschaftlich auf die Schulter.
Joey hätte Bakura den Gefallen tun und mit einem einfachen Nicken antworten können, aber er war nun mal ein ehrlicher Kerl und schüttelte verzweifelt den Kopf. Damit hatte Ryô nun wirklich nicht gerechnet und nach einigen Schweigesekunden trat er einen Schritt von Wheeler zurück.
Mittlerweile konnte man ihm ansehen, dass er wütend geworden war. "Joey!!", zischte er. Der Angesprochene war nicht wirklich in der Lage, nachzuvollziehen, warum sein Freund denn plötzlich so zornig geworden war.
"Is was? ..", fragte er deshalb etwas verwirrt. "Vergiss ihn einfach!!", riet Bakura ihm in einem barschen Tonfall, sagte dann aber nichts mehr. Auch Joey suchte nach Worten, die ihm nicht einfallen wollten. Schweigend schauten sich die beiden eine Weile lang an.
Völlig unerwartet sah Joey plötzlich Tränen in Bakuras Augen. Er war sichtlich überfordert mit der Situation. "Eh .. Baku ..." Etwas Aussagekräftigeres brachte Joey nicht zu Stande.
Unter heftigen Schluchzen bekam er von Bakura einen verbalen Schlag verpasst. "Ich .. -schluchz- Ich hasse dich!" Joey Wheeler konnte seinen Ohren nicht trauen! "Wieso? ..", rief er völlig verblüfft aus. Ryô Bakura schniefte noch immer. "Weil .. -schnief- Weil .." Er wischte sich mit dem Arm die Tränen davon. "Weil du was von Seto willst ..." Nach diesen Worten packte ihn ein erneuter Heulkrampf.
Der leicht unterbelichtet Joey verstand anscheinend das existierende Problem nicht. "Hä? Was? Wie kommst du denn darauf?..!"
Ryô bastelte, nachdem er sich wieder halbwegs beruhigt hatte, eine einleuchtende Erklärung zusammen. "Naja, wenn du nix von Seto gewollt hättest, hättest du's auch nicht mit ihm getrieben .."
Eine derart simple Logik verstand sogar der Blonde auf Anhieb und es wurde ihm bewusst, dass er dagegen nichts mehr sagen konnte.
"Hey .." Zur Aufmunterung pattete er Bakuras Kopf. Dieser sah darin den Anlass, Joey heftig zu umarmen und sich an dessen Schulter auszuweinen. Wheeler konnte nun nichts Anderes mehr tun, als "... Hey, Baku .." zu sagen und ruhig stehen zu bleiben. Sein Gesichtsausdruck verriet aber, was er gerade dachte. Manchmal verhält er sich wie ein Kind ..., seufzte er in Gedanken.
"Hast du .. wirklich mit Seto ...", murmelte Bakura in Joeys Schulter hinein. Dieser verteidigte sich lauthals und relativ glaubwürdig, auch wenn er schlagartig wieder rot wurde. "Ich hab NIX von ihm gewollt!"
"Wirklich? .." Ryô wollte ganz sicher gehen.
"Wirklich .." Es klang nicht ganz so überzeugend, wie sein vorheriges Statement, aber der andere war durchaus zufrieden mit der Antwort. Anscheinend so dermaßen zufrieden, dass er meinte, er könnte da anknöpfen, wo die beiden zuvor aufgehört hatten.
Bakura begann wieder Joeys Hals zu küssen. Doch diesmal zeigte der Blonde dem Hellhaarigen ganz klar seine Grenzen und schob ihn von sich.
"Jetzt ist endgültig Schluss!", bestimmte er so forsch, dass Bakura einmal kurz schniefte und dann bekannt gab: "Ich hau ab .."
Er stapfte zur Tür und Joey sah ihm schweigend, etwas verzweifelt, aber seiner Sache dennoch immer noch einigermaßen sicher, hinterher. Türknallend verließ der Besucher die Wohnung.
Erschöpft ließ Joey sich auf einen Stuhl fallen und fluchte leise. "Scheiß .."
Bakura hingegen wirkte sichtlich beleidigt. Er schniefte wieder einige Male und redete auf dem Nachhauseweg vor sich hin. "Doofer Joey... Mit Seto macht er rum, aber nicht mit mir ..." Missmutig eilte er durch die Straßen der Stadt und wollte schnellst möglich nach Hause.
Joeys Gewissen währenddessen ließ dem jungen Mann keine Ruhe. Er musste sich gut zu reden, um die unnötigen Gedanken zu verscheuchen. "Ach, der beruhigt sich schon wieder ... Morgen hat er das bestimmt schon wieder vergessen ... hoffe ich .." Joey glaubte sich selbst nicht so recht und legte sich von den letzten Ereignissen ein wenig erschöpft auf seine Schlafcouch.
Auch Bakura meinte, dass ein wenig Schlaf seine schlechte Laune vertreiben würde und so ging auch er ins Bett.
