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Das fünfte Schuljahr - Part 1

Hogwarts
von

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Grausame Worte

Harry Potter

Das fünfte Schuljahr
 

Part 1: Hogwarts
 

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chapter 18: Grausame Worte
 

Hermine war natürlich nicht in den Gryffindor-Turm zurückgekehrt, wie Snape es von ihr verlangt hatte. Ihre Füße hatten sie direkt zur Krankenstation getrieben. Nun stand sie unschlüssig vor der Tür. Was wenn er schwer verletzt war? Sie könnte es nicht ertragen ihn so zu sehen. Betreten senkte sie den Blick, als sie plötzlich eine vertraute Stimme vernahm. "Was stehst du da so rum?"
 

Ihr Kopf ruckte erschrocken zur Seite. "Jin?"
 

Bei dem Wort ,Jin' verzog sich seine Miene säuerlich, doch gleich darauf trat das schelmische Lächeln wieder in sein Gesicht.
 

"Ich..." Sie senkte verlegen den Kopf. "Geht es ihm gut?"
 

"Warum schaust du nicht selbst nach?"
 

Sie zuckte mit den Schultern. "Ich trau mich nicht so recht."
 

"Warum?" Er schaute leicht verwirrt.
 

Erneut zuckten ihre Schultern in die Höhe. "Ich weiß nicht. Ich meine ... was ist wenn..." Sie brach ab. Jinathan seufzte. "Ich wusste gar nicht, dass du so scheu sein kannst." Kurzerhand drückte er die Türklinke hinunter, packte sie an den Schultern und schob sie durch die Tür. Sie hörte, wie er hinter sich die Tür wieder ins Schloss drückte.
 


 

Harry schlief friedlich. Seine schwarzen Haare hoben sich von der strahlend weißen Bettwäsche ab. Cho saß am Rand seines Bettes, hatte den Kopf auf die Bettkante gelegt und schlief ebenfalls. Zärtlich hielt sie seine Hand, als wollte sie ihn nie wieder loslassen.
 

Hermine musste beim Anblick der zwei lächeln. Leise trat sie näher und setzte sich an die freie Seite. Ihr Herz hatte einen erleichterten Hüpfer gemacht, als sie ihn unversehrt erblickt hatte. Stumme Tränen rannen ihre blassen Wangen hinab. Hastig wischte sie sie weg und drehte sich zu Jinathan, der schweigend an der Tür stehen geblieben war.
 

"Ich wollte dir noch danken, für deinen Rettungsversuch." Sie lächelte. "Du warst der einzige, der ihm geholfen hat. Der einzige, der es überhaupt bemerkt hat." Sie strich sich eine Strähne ihres braunen lockigen Haars hinter die Ohren und schenkte ihm ein warmes Lächeln. Dann stieg die Röte in ihr Gesicht und sie drehte sich hastig wieder zu Harry. Über ihre eigene Scheue lächelnd musterte sie ihren Freunde mit einem warmherzigen Blick. Wie er so friedlich schlief. Als könnten alle Probleme der Welt ihm in diesem Moment nichts anhaben. Er hatte in den letzten Wochen und Monaten viel durchmachen, viel Kummer und Schmerz erleiden müssen. Und alles nur wegen Ihm. Er, der er alles zerstörte. Plötzlich, mit bloßem Gedanken an ihn, war der Zorn zurückgekehrt. Die vernichtende Schwäche des Dunklen. Doch sie konnte sich nicht dagegen wehren. Er war so ein Ungeheuer. Warum konnte er Harry nicht endlich in Ruhe lassen? Er hatte ihm doch nun wirklich genug angetan. Ihnen allen. Konnte er nicht endlich von dieser Welt verschwinden, sich in ein einsames dunkles Loch verkriechen, irgendwo in den Weiten des Universums verschollen?
 

Ihre Augen wurden traurig, denn sie wusste, dass es nicht so einfach sein würde. Harte Zeiten standen ihnen bevor. Seufzend nahm sie Harrys freie Hand und strich liebevoll darüber. "Werd schnell wieder gesund!" flüsterte sie kaum hörbar. Dann erhob sie sich wieder und drehte sich zur Tür. Doch bevor sie die Klinke herunterdrückte hielt sie noch einmal inne und drehte sie zu Jinathan.
 

"Es gibt etwas, dass frage ich mich schon die ganze Zeit seit du an dieser Schule bist. Warum bist du ein Slytherin geworden? Ich meine, du bist so anders, so freundlich... manchmal." Bei dem letzten Wort musste sie grinsen. Jinathan verzog gespielt gekränkt die Miene. "Manchmal?" Sie lachte hell auf. "Nun sag schon..."
 

Er zuckte mit den Schultern. "Vielleicht weil es von mir erwartet wird!" Es klang nicht sehr überzeugend, dass wusste er. Aber sie musste sich damit begnügen, denn mehr würde er nicht dazu sagen.
 

Zögernd nahm sie ihre Hand wieder von der Klinke und trat näher, sodass ihre Gesichter nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren. Sie spürte seinen kühlen Atem, roch den Duft seiner frisch gewaschenen Haare, das minzige Aftershave auf seiner glatten Haut. Ohne nachzudenken näherte sie sich weiter, schlang ihre Arme um seinen Hals und drückte ihre Lippen auf die seinigen. Hunderte von Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Was tat sie da gerade? War sie verrückt? Hatte sie den Verstand verloren? Er war ein Slytherin, ein Feind. Aber war er das wirklich? Bedeutete es denn wirklich etwas schlechtes, wenn man ein Slytherin war? Gab es denn keine Ausnahmen? Dennoch... Wie konnte sie ihn einfach küssen? Was um alles in der Welt hatte sie sich dabei gedacht?...
 

Sie wusste die Antwort. Ganz tief in ihrem Herzen hatte sie es schon immer gewusst. Sie hatte sich nur dagegen gesträubt sich einzugestehen, dass Jinathan gewisse Gefühle in ihr wachrief. Doch nun gab es kein Zurück mehr. Verliebt schloss sie die Augen und ergab sich ihm.
 

Ihr Kuss war innig und lang. Keiner von beiden wollte ihn zuerst beenden, sodass sie sich erst wieder voneinander lösten, als ihnen die Luft ausging. Sie sahen sich lange wortlos an. Keiner wollte die Stille zerstören, den Zauber des Augenblicks verscheuchen. So standen sie schweigend, tief in den Augen des Gegenübers verloren.
 

Sie hatte ihre Arme noch immer um ihn geschlungen. Sanft strich sie ihm durch sein dunkles weiches Haar. Dann legte sie ihren Kopf verträumt auf seine Schulter und bedeckte seinen Hals mit zärtlichen Küssen.
 

"Das hab ich mir schon so lange gewünscht", flüsterte sie leise in sein Ohr.
 

Er lächelte bei dem Hauch ihrer Worte, die seine Haut kitzelten.
 

Die Zeit schien still zu stehen. Er wagte kaum zu atmen. Noch nie hatte er so empfunden, noch nie hatte er solche Gefühle für einen Menschen entwickelt. Eine unbekannte Wärme durchfloss seine Adern, schien sein Blut zum Kochen zu bringen. Seine Hände, die um ihre schmale Taille geschlungen waren, begannen leicht zu zittern. Er verlor die Kontrolle, verlor seine Kälte, seine Unnahbarkeit. Das war nicht gut, ganz und gar nicht. Seine Fassade würde blättern, sein Plan scheitern. Er wusste, dass dieses Mädchen alles zerstörte, was er in den letzten Wochen hart aufgebaut hatte. Dennoch war es ihm in diesem Moment egal. Er war unfähig sich dagegen zu wehren, sich gegen sich selbst zu wehren. Auf einmal fühlte er sich wie ein Eiswürfel, welcher der Sonne ausgesetzt war. Er schmolz unter ihrer Wärme, ihrem Licht. Ein unaufhaltsamer Prozess.
 

Ein grausamer Schmerz holte ihn zurück in die Wirklichkeit. Erschrocken zuckte er zusammen und ließ sich stöhnend gegen eine Wand sinken. Ein quälendes Gefühl hatte seinen rechten Arm befallen und schien sich nun durch seine Muskeln zu brennen. Es war, als würde sich eine feurige Klinge ihren Weg bahnen. Ein Schmerz, den er schon während des Spiels gespürt hatte. Ein Schmerz, der ihn schon viele Jahre verfolgte. Stöhnend biss er die Zähne zusammen. Hermine musterte ihn ängstlich. "Hast du Schmerzen?" fragte sie besorgt. Er schüttelte abwehrend den Kopf. "Es ist nichts. Mach dir keine Sorgen!" Doch Hermine war nicht dumm. Mit so einer Antwort gab sie sich nicht zufrieden. Kurzerhand schob sie seine Hand beiseite und zog den Stoff seines grünen Quidditch-Umhangs nach oben. Und dort prangte es, das Mal der Todesser.
 

Hermine wich entsetzt zurück und stieß einen erstickten Laut aus. Ihre Augen waren geweitet, ihr Mund fassungslos aufgerissen.
 

Das konnte nicht sein. Nicht Jinathan. Nicht er...
 

"Das glaub ich nicht!" Ihre Stimme war leise und bebte. Vielleicht war es die Überraschung, vielleicht auch Zorn. Jinathan wusste es nicht. Mit traurigen Augen sah er sie an, unfähig ihr zu erklären, was es damit auf sich hatte. Unfähig irgendetwas zu sagen. Er sah, wie sich ihre einst so weichen und warmen Lippen zu einem blutleeren Strich formten. Wie sich ihre schönen, einst so milden Augen, die sein Herz erweicht hatten, mit heißen Tränen der Wut füllten. Wie sich ihre einst so zärtlichen und sanften Hände, die seine Haut und sein Haar gestreichelt hatten, zu Fäusten ballten. All das ließ ihn seinen physischen Schmerz vergessen, denn ein viel grausamer Schmerz war in ihm entfacht worden. Es schien, als würde sein Herz zerreißen, als würde es unter ihrem Blick zerbersten. Ein Blick, der das Licht in ihr erlöschte. Sie, die einst wie die Sonne strahlte, war hinter einer dunklen Wolke des Zorns verschwunden.
 

"Nein!" Sie schüttelte sich. "Nein, nein!" Ihre Stimme war laut, doch sie zitterte wie ein Laubblatt im Sturm. Ein Sturm, der von ihr Besitz ergriffen hatte, ein Sturm, der schon lange in ihr zu brodeln schien. Es war ihr Hass, ihr Hass auf Voldemort und seine Anhänger, der sich nun entlud.
 

"Warum?" Völlig außer sich stürzte sie sich auf ihn und schlug mit den Fäusten auf seine Brust ein. Immer und immer wieder ließ sie ihre Hände auf ihn niederprasseln. Doch er regte sich nicht, sah nur traurig auf sie herab, auf ihr wallendes Haar und ihre tränenfeuchte Haut. Die Schläge, die langsam an Kraft verloren, waren wie Peitschenhiebe auf seine Seele. Doch er rührte sich nicht. Konnte es nicht. In diesem Moment schien ein greller Blitz sein Herz aufzuspießen, alle Gefühle zu vernichten. Er spürte keinen Schmerz mehr, keine Trauer, keine Enttäuschung, Furcht, Hass oder Qual. Und auch keine Liebe. Alles was ihm blieb war eine grausame Leere, die noch viel schlimmer zu sein schien, als ihre warmen Tränen, die unaufhaltsam seinen Umhang in Schuld tränkten.
 

"Du bist es, nicht wahr?" Ihre Stimme klang auf einmal fest, als würde der Zorn ihr Kraft geben und ihre Augen stachen wie ein Messer in seine. Sie würde keine Ausreden erdulden. "Du bist der Sohn des Lords. Ich hab doch recht, oder?" Er schluckte. Ein großer Klumpen schien seine Kehle zu erdrücken, ihm den Atem zu nehmen. Er nickte schwach.
 

Ja, er war es. Ja, er war der Sohn eines Monsters. Ja, er hatte das Mal der Todessers auf seinem Arm, hatte es schon immer gehabt, war von Geburt an gezeichnet. Und nun würde sie ihn dafür hassen. Für etwas, was er selbst verachtete, was er hasste, für das er sich schämte und was er sich sogar versucht hatte aus dem Fleisch zu schneiden. Die Narben kündeten noch heute von seinem Scheitern. Er scheiterte an seiner Vergangenheit, er scheiterte an seiner Herkunft, er scheiterte an seiner Befreiung.
 

"Ich hasse dich!" Ihre Stimme drang wie ein Dolch in sein Herz. Doch er spürte die Härte ihrer Worte nicht. Er war tot, seine Gefühle waren gestorben. Er war für diese Welt verloren. Alles was er wahrnahm war die Kälte, die ihn gepackt hatte, die ihn einzufrieren begann.
 

"Du hast mich nur benutzt." Ihre Stimme bebte vor Zorn. Sie versuchte krampfhaft nicht die Fassung zu verlieren. "Was willst du hier in Hogwarts? Bist du ein Spion? Willst du zuende bringen, was dein Vater nicht geschafft hat? Nur zu. Hier liegt er, der wehrlose Harry Potter, zu deinen Füssen. Er ist doch schon so gut wie geschlagen. Ihr habt es doch fast geschafft, habt ihn fast zerstört." Sie trat herausfordernd näher. "Töte ihn doch endlich? Das ist es doch, was du willst. Wie lange willst du ihn denn noch leiden lassen?" Ihre Stimme versagte. Haltlos sank sie an ihm herab, krampfte sich in seinen Umhang. Wieder fluteten Tränen ihren Blick, nahmen ihr die Sicht auf seine finsteren ausdruckslosen Augen.
 

Sie hatte ihn geliebt. Wie hatte er sie so enttäuschen können?
 

Jinathan starrte regungslos aus dem Fenster, in die dunkle trostlose Schwärze. Seine Hände zitterten unaufhörlich. Er wagte es nicht zu ihr herab zu sehen, wagte es nicht seinen Blick loszureißen. Es schien, als würde das Wetter sein Inneres wiederspiegeln. Eine graue, trostlose, stürmische Ebene, von den Gewalten der Natur gepeinigt, von Blitzen durchbohrt, von Donnern überrollt.
 

Er hatte stets gewusst, dass er sich keine Gefühle erlauben konnte. Gefühle waren etwas einseitiges, waren etwas, was einen aus der Bahn warf, was einen zerstörte. Er hatte diesen Schmerz schon einmal gespürt. Danach hatte er sich geschworen nie wieder zu fühlen und nie wieder unter Gefühlen zu leiden. Doch nun war es passiert. Für Sekunden des Glücks würde er nun büßen. Für immer...
 

"Jetzt weiß ich, warum du ein Slytherin geworden bist." Ihre Stimme klang hart und riss seinen Blick nun doch vom Fenster los. Entschlossen stemmte sie sich wieder in die Höhe und sah ihm in die Augen. "Jetzt wird alles ganz klar. Dein Interesse an Harry, dein finsterer Blick, deine ... fiese Art."
 

Ihre Tränen waren getrocknet, nur die geröteten Wangen erzählten noch von ihnen. "Alles passt zusammen. Du bist wie ein schlechter Malfoy, ein billiges Imitat." Sie schnaubte verächtlich. "Aber Harry kriegst du nicht. Da musst du erst an mir vorbei. Und ich werde es dir sehr schwer machen!" Sie stemmte die Hände in die Hüften und funkelte bedrohlich. Hermine hatte ihre alte Stärke zurückerlangt und ihre Hartnäckigkeit.
 

Jinathan wusste nicht, wie lange er nun so schweigend dastand. Es mussten nur wenige Minuten gewesen sein, doch sie kamen ihm vor wie Stunden. Die Zeit quälte ihn. Er wollte nicht mehr, wollte endlich aus den grauen Mauern dieses Gefängnisses fliehen, die ihn auf einmal bedrohlich einengten. Doch noch immer war er unfähig sich zu rühren. Die einzige Bewegung war das Zittern seiner Hände.
 

<Denkst du wirklich so über mich, Hermine?>
 

"Du bist enttarnt. Dumbledore wird dich rausschmeißen. Dein Plan wird scheitern." Sie grinste fies, ein Blick, den man bei Hermine noch nie gesehen hatte, von solch einer Kälte, dass selbst Snape erschaudert wäre.
 

"Und was machst du dann? Rennst du zu deinem Papi und beichtest ihm, dass du gescheitert bist? Das du den großen Harry Potter nicht hast besiegen können. Den großen Harry Potter, der hilflos in seinem Bett liegt und sich nicht wehren kann." Sie machte eine kurze Pause und fuhr dann verächtlich fort, ihre Stimme bedrohlich erhoben:
 

"Aber der Lord wird Verständnis haben. Immerhin ist er selbst vier mal gescheitert. Das scheint in der Familie zu liegen. Die Riddles sind halt alle Versager!"
 


 

"Hermine?" Harrys Stimme klang leise und schwach, dennoch fuhr sie erschrocken herum. "Harry, du bist wach? Ein Glück. Ich hab mir solche-"
 

Er unterbrach sie mit einer schnellen Geste. "Was geht hier vor?" Er warf Jinathan einen besorgten Blick zu und fixierte dann wieder Hermine. Ihre laute Stimme hatte ihn wachgerüttelt. Zwar hatte er nicht viel von der Unterhaltung mitbekommen, doch Hermines letzte Sätze hatten ihn stutzig gemacht.
 

"Er ist nicht das, was er vorgibt zu sein." Sie sah Jinathan bei diesen Worten fest an, als wollte sie ihn mit diesem Blick durchbohren. "Wir hatten von Anfang an recht mit unserer Vermutung. Er ist der Sohn von du-weißt-schon-wem. Er ist ein dreckiger Todesser!"
 

Harry sah sie entsetzt an. Entsetzt über ihre harten Worte, die man aus ihrem Mund nicht gewöhnt war, entsetzt über ihren kalten Blick. Langsam löste er seine Hand aus der der schlafenden Cho, schwang seine Beine aus dem Bett und trat zwischen die beiden.
 

"Hermine", beruhigend legte er die Hand auf ihre Schulter. "Was redest du da? Du tust ihm unrecht." Hermine funkelte ungläubig. "Harry, er hat dich getäuscht. Uns alle." Schützend zog sie ihn ein wenig zur Seite, damit er dem Verräter nicht zu nahe kam. Harry schüttelte ungläubig ihre Hand ab. "Du weißt doch gar nichts über ihn. Wie kannst du ihn dann so einfach verurteilen?" Hermine glaubte ihren Ohren nicht zu trauen.
 

"Nimmst du ihn jetzt in Schutz?" Sie sah fassungslos von ihm zu Jinathan. "Ich meine... er ..." Sie stockte. Ihr Blick war an seinen dunklen wunderschönen Augen hängen geblieben, in denen ein unendlich trauriger Ausdruck lag, doch er verschwand so schnell wie das Aufblitzen eines Sonnenstrahls hinter einer undurchdringlichen Wolkenfront. All ihre Härte schien mit ihm zu weichen. Verwirrt schüttelte sie den Kopf. Völlig verunsichert sah sie zu Harry. Seine Haut war blass und die Schwäche stand ihm ins Gesicht geschrieben. Dennoch verteidigte er Jinathan ohne Zweifel. Aber er war doch der Sohn seines größten Feindes. Wie konnte er so sicher sein? Sie schloss die Augen und zählte langsam bis drei. Als sie ihre Ruhe zurückerlangt hatte maß sie Harry mit einem ernsten Blick.
 

"Ist dir klar, dass er ein Todesser ist? Er trägt das Dunkle Mal auf seinem Arm." Wie zum Beweis packte sie Jinathan und zog den Ärmel seines Umhangs hoch.
 

Jinathan zuckte erschrocken zusammen. Er spürte Hermines kühle Haut auf seiner, konnte ihren Zorn riechen. Plötzlich fühlte er sich so fremd, als würde er ganz weit weg sein und diesem Gespräch nur aus der Ferne lauschen, wie ein heimlicher Zuschauer. Er wollte nicht, dass Harry ihn verteidigte. Wollte nicht, dass Hermine alles über ihn erfuhr. In diesem Moment wünschte er sich nie geboren worden zu sein. Dann wäre doch alles soviel einfacher gewesen. Langsam schloss er seinen Augen. Wie ein Nebelschleier drang Harrys Stimme durch seine Gedanken.
 

"Hermine, du machst einen ganz großen Fehler. Ja, er ist Voldemorts Sohn, aber muss das heißen, dass er genauso wie er ist? Hast du schon mal daran gedacht, dass er ihn ebenso verachtet wie wir? Was kann er denn dafür, dass er sein Sohn ist? Man kann sich seine Eltern nicht aussuchen." Hermine schwieg. Jinathans Herz verkrampfte sich, die Schwärze vor seinen geschlossenen Augenlidern verdichtete sich. Er glaubte ein leises Pochen in seinem Arm zu vernehmen. Das musste das Mal sein, welches ihn langsam innerlich vergiftete. Der Lord rief ihn, mahnte ihn und all die anderen Todesser ihn nicht zu enttäuschen. Denn jeder wusste, sein Zorn war grenzenlos.
 

"Aber er hat das gleiche Blut", versuchte Hermine es erneut. "Die gleiche dunkle Seele. Er ist eine Miniausgabe des echten Lords." Ihre Stimme klang nun nicht mehr fest, nicht mehr hart. Man hörte ihre eigenen Zweifel, ihre Unsicherheit, ihre Furcht vor der Wahrheit. Harry schüttelte wortlos den Kopf.
 

"Sieh doch mal die Narben an seinem Arm. Was meinst du, was sie bedeuten?"
 

Jinathan hatte genug. Es war, als würden sich alle Fesseln, die sich um seine Gelenke gelegt hatten, mit einem lauten Knall zerreißen. Trotzig riss er sich los. Ohne ein Wort, ohne einen weiteren Blick, schob er sich an den beiden vorbei zur Tür und tauchte in die graue Freiheit. Ließ alles hinter sich.
 

Sein Kopf war leer, er dachte an nichts, spürte keinen Schmerz, keine Trauer. Er lief und lief, wahrscheinlich war er unzählige Umwege gegangen ehe er schließlich am Portraitloch der Slytherins angekommen war. Das Bild schwang knarrend zur Seite. Er stieg hindurch, tauchte in das bunte Leben seiner Mitbewohner ein, die ihm so fremd waren, wie jeder andere hier in Hogwarts. Fröhliche Stimmen umgaben ihn. Viele Schüler saßen um das Kaminfeuer und erzählten sich schaurige Gruselgeschichten oder tauschten einfach nur Erlebnisse des Tages aus. Keiner beachtete ihn. Nur Sara kam mal wieder strahlend auf ihn zu. "Jin. Wo warst du denn so lange? Snape hat schon zweimal vorbeigeschaut und kontrolliert, ob alle Schüler anwesend sind. Ich habe gesagt, dass du dich hingelegt hast, aber ich glaube nicht, dass er es mir geglaubt hat." Jinathan blieb stehen und sah sie emotionslos an. Sara, die seine Unnahbarkeit schon gewöhnt war, ergriff sofort wieder die Initiative, ehe er ihr wieder eine Abfuhr erteilte. "Willst du dich nicht ein wenig zu mir setzen? Du bist ja ganz kalt." Sie musterte ihn besorgt und zog ihn zum Kamin, von dem eine angenehme Wärme ausging. Ohne auf seine Proteste zu achten drückte sie ihn auf den Teppich und ließ sich neben ihm nieder. Sie lächelte freundlich und angelte sich eine dampfende Tasse vom Tisch.
 

"Hier trink, das wird dich aufwärmen!" Jinathan sah verwirrt auf das braune Getränk. "Keine Angst, das ist nur heiße Schokolade. Ich werd dich schon nicht vergiften." Bei diesen Worten lächelte sie erneut. "Dich niemals!"
 


 

Hermine stand noch immer reglos und starrte auf die Tür, durch die der Sohn des unnennbaren Lords gerade verschwunden war.
 

"Hermine?" Harry legte ihr beruhigend seine Hand auf die Schulter.
 

"Was hab ich getan?" Ihre Stimme klang panisch.
 

"Du konntest es doch nicht wissen!"
 

Sie schüttelte sich heftig. "Aber er ist doch..." Sie verstummte und sah ihn entsetzt an. Schlagartig war ihr die Grausamkeit ihrer Tat bewusst geworden. Sie liebte diesen Jungen doch. Wie hatte sie ihm so etwas unterstellen können? Er hatte Harrys Leben retten wollen. Wieso sollte er das tun, wenn er ihn sowieso töten wollte?
 

Sie schlug die Hände über den Kopf zusammen. Es ergab alles keinen Sinn. Verzweifelt krampfte sie ihre Finger in ihr lockiges Haar. Was hatte sie getan? Er würde ihr nie wieder vertrauen, sie nicht einmal mehr ansehen. Nie wieder würde er ihr eines seiner warmen Lächeln schenken. Was war sie doch für ein Biest.
 

"Hermine..." Harry versuchte sie zu beruhigen, doch sie streifte seine Hand achtlos ab. Beinahe fluchtartig verließ sie die Krankenstation. Traurig sah er ihr hinterher. Warum musste immer gleich alles auf einmal schief gehen? Warum konnte sich das Leid nicht auf verschiedene Tage verteilen? Harry grinste schwach über seine eigenen Gedanken. Wie sehr Leid doch schon zum alltäglichen Bestandteil werden konnte, wenn man sich daran gewöhnte.
 

Schweigend setzte er sich auf das weiße Bett und strich der immer noch schlafenden Cho sanft durchs Haar. Was war das nur für ein schrecklicher Tag?
 

Vorsichtig beugte er sich über sie und gab ihr einen zärtlichen Kuss.

"Ich bin so froh, dass ich dich hab."



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